Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Hochpasseinspeisung in einen OP bei Vcc/2 als Bezugspotential


von Großes F. (112)


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Hallo,

ich möchte ein Signal zunächst Hochpassfiltern, und es danach mit einem 
OP-Verstärker invertiert verstärken.

Die Verstärkung habe ich mit V = 20k/500 = 40 gewählt.

Das eingehende Signal soll nach "oben" und "unten" verstärkt werden 
können, so dass ich den nicht inverstierten Eingang auf Vcc/2 gelegt 
habe.

Nun habe ich zwei mögliche Schaltungen.

Die linke Schaltung stammt im wesentlichen aus einem 
TI-Application-Guide.

Die rechte Schaltung ist eine Kettenschaltung aus passivem Hochpass und 
nachfolgendem invertierendem OP, quasi wie aus dem Lehrbuch entnommen.


Nun frage ich mich, ob es qualitative Unterschiede bzw. Vorteile der 
Schaltungen gegenüber der jeweils anderen gibt?


PS.: Das Eingangssignal besitzt einen geringen Gleichspannugnsoffset der 
in die Größenordnugn von VCC/2 geht, einen Rauschanteil und natürlich 
den eigentlich interessierenden Signalpegel.
Außerdem besteht das Eingangssingnal nur aus vereinzelten kurzen Pulsen. 
Es ist also als einmaliges Ereignis zu werten.

von Gebhard R. (Firma: Raich Gerätebau & Entwicklung) (geb)


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Der Spannungsteiler für VCC/2 sollte für AC-Signale niederohmig gemacht 
werden. D.H. es muß zum 10K Widerstand (R4 li., R6 re)ein C mit ca. 10uF 
parallelgeschaltet werden. Sonst schlägt ein ev. vorhandener VCC ripple 
voll durch.

Grüsse

von Dietrich L. (dietrichl)


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Die rechte Schaltung geht gar nicht, da der (-)-Eingang 
gleichspannungsmäßig auf 0V hängt, der (+)-Eingang aber auf Vcc/2. Der 
Ausgang müsste daher auf (Vcc/2) * 13,33 gehen [13,33=20k/(500+1,5k)], 
damit die Differenzspannung zwischen den Eingängen 0 ist.

Daher: linke Schaltung + C lt. Gebhard Raich!

Gruß Dietrich

von Großes F. (112)


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ok danke für die ersten Antworten.

Es wird also eine die linke Schaltung werden.


Eine Frage im Anschluss:
Die Cut-Off-frequenz des Hochpasses müsste doch wie folgt berechnet 
werden:

1/( 2pi  C1  (R7+ R3||R4) ) = 1/( 2pi  C1  6kohm), richtig?


...oder spielt das Verhältnis von R7 zu R10 ebenfalls eine Rolle für das 
Frequenzverhalten?

mfg

von Großes F. (112)


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...und noch eine Frage im Anschluss:

könnte die rechte Schaltung ggf. doch verwendet werden, wenn der 
Widerstand R8 einfach entfällt?

Dann würde ich vermuten, dass der Kondensator C1 mit R9 zusammen einen 
Hochpass bildet...

von Gebhard R. (Firma: Raich Gerätebau & Entwicklung) (geb)


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>Die Cut-Off-frequenz des Hochpasses müsste doch wie folgt berechnet
>werden:

>1/( 2pi  C1  (R7+ R3||R4) ) = 1/( 2pi  C1  6kohm), richtig?

nicht richtig.
R10(li) bzw. R9 (re) sind ebenfalls widerstände, die auf eine virtuelle 
Masse führen. Merke: der OPV stellt seine Ausgangsspg. so ein, dass die 
Eingänge gleiches Potential führen (im linearen Betrieb).

D.h. Schaltung re:

tau = C2*(R8||R9)

links:

tau = C1*((R7+R4/2)||R10)

Grüsse

von Andreas W. (andy_w)


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Hallo,
in der linken Schaltung auch noch R7 weglassen (oder in der rechten R8, 
dann sind die Schaltungen gleich). R7 verschlechtert nur den Offset und 
macht die Berechnung der Grenzfrequenz schwieriger... Ohne R7 ist die 
-3dB Grenzfrequenz des Hochpasses f = 1/(2*PI*C1*R10) mit R10 = 500 Ohm. 
Mit R7 werden 6k wechselspannungsmäßig parall zu R10 geschaltet (R7 + 
Parallelschaltung von R3 und R4), so daß man mit 462 Ohm statt 500 Ohm 
rechnen muß. Ohne R7 hat man eine Grenzfrequenz von ca. 320kHz, darunter 
wird schon weggefiltert.

Edit:
Mit R7 wird die Sache noch komplizierter: Ohne Kondensator am 
Spannungsteiler R3/R4 kommt etwas von der Eingangsspannung auch am 
"+"-Eingang an, die Verstärkung sinkt, der maßgebliche 
Eingangswiderstand für die Filterfrequenz ändert sich auch. Ich habe 
aber keine Lust, das jetzt auszurechnen, da die Schaltung mit R7 viel 
schlechter ist, falsche Verstärkung und schlechterer Offset. Ohne R7 
gilt obige einfache Formel, die Offsetspannung ist gleich der 
Eingangsoffsetspannung plus Inputstrom mal R1. Mit Kondensator an R3/R4 
stimmt die Verstärkung wieder, in die Formel muß man R10||R7 einsetzen 
und der Offset ist immer noch mies mit R7...

Gruß
Andy_W

von Großes F. (112)


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Vielen dank für die Antworten.

Eine Sache ist mir aber noch nicht klar:

Du meintest R7 verschlechtere den Offset. Wie kommst du darauf, bzw. 
wieweit hängt R7 mit dem Offset des OP zusammen?



...und eine zweite Sache kommt mir nun ebenfalls komisch vor. Ich 
schrieb ja, dass ich die obere Schaltung (links) z.T. aus einer 
TI-App-Note übernommen habe.
Es wundert mich dann doch etwas, wenn das Weglassen von R7 letztenendes 
eine gleichwertige Schaltung ergäbe, die dann auch noch einfacher zu 
berechnen ist... Daher dann nochmal die Frage: Wo ist der Vorteil, eine 
Schaltung wie links gezeigt zu bauen im Vergleich zu einer ohne den 
Widerstand R7, wobei dann R10 einen anderen Wert annehmen müsste, um das 
gleiche Frequenzverhalten zu generieren...

von Andreas W. (andy_w)


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Hallo,
betrachtet man nur die Gleichspannungsverhältnisse, wird die halbe 
Betriebsspannung vom Spannungsteiler verstärkt. Der Faktor ergibt sich 
aus R1 / (R10 + R7 + (R3||R4)). Da die halbe Betriebsspannung auch 
virtuelle Masse ist, wird lediglich der Offset verstärkt (ca. 3-fach). 
Das gilt auch dann, wenn ein Kondensator am Spannungsteiler R3/R4 
angschlossen ist. Ohne R7 ist die Gleichspannungsverstärkung aber Null, 
es bleibt nur der Inputoffset und Inputstrom mal R1.

Evtl. ist in der App-Note ein OPAMP verwendet worden, der erst ab einer 
Mindestverstärkung nicht mehr schwingt. Läßt man den Eingang offen, ist 
die Verstärkung ohne R7 Null und dann schwingt es. Sobald der Eingang 
angeschlossen ist, wäre wieder Ruhe. Mit R7 ist die Verstärkung nicht 
Null, sondern ca. 3 bei offenem Eingang, könnte sein, daß bei der 
Anwendung dann gerade kein Schwingen mehr passiert. Mit OPAMPs, die 
intern normal kompensiert sind, spielt das aber keine Rolle, R7 kann 
problemlos weggelassen werden. Ebenso gibt es keine Probleme, wenn der 
Eingang immer an einer niederohmigen Quelle angeschlossen ist. Das muß 
sie auch, damit die Filterfrequenz stimmt, sonst muß man den 
Innenwiderstand der Quelle zu R10 addieren, die Verstärkung sinkt dann 
auch entsprechend.

Vielleicht stammt R7 aber aus einer ursprünglich anderen Schaltung (z.B. 
kleine Verstärkung mit viel größerem R10 und man wollte trotzdem einen 
kleinen Eingangswiderstand und R7 ist bei der Änderung einfach 
dringeblieben. Oder man hat einen OPAMP mit sehr hohem Biasstrom an den 
Eingängen, die aber nahezu gleich sind, dann hilft R7 den Offset zu 
verbessern (das wäre aber ein ungünstiger OPAMP), dann wäre es aber 
besser, den Spannungsteiler an den Eingang hinter C1 zu legen und am 
"+"-Eingang ein Kondensator gegen Masse, R7 hätte dann den Wert R10||R1. 
Bei OPAMPs mit FET-Eingängen oder auch sonst geringem Biasstrom ist die 
linke Schaltung ohne R7 am besten.

Gruß´
Andy_W

von Großes F. (112)


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Danke für die ganzen Antworten.

Wäre es in eine konkreten Umsetzung empfehlenswert, die 
Vcc/2-Referenzspannung über einen Spannungsfolger zu realisieren, oder 
bietet das gegenüber dem einfachen Spg-Teiler keine Vorteile?

mfg

von Dietrich L. (dietrichl)


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Großes Fragezeichen schrieb:
> Wäre es in eine konkreten Umsetzung empfehlenswert, die
> Vcc/2-Referenzspannung über einen Spannungsfolger zu realisieren, oder
> bietet das gegenüber dem einfachen Spg-Teiler keine Vorteile?

In diesem Fall hängt ja nur der (+)-Eingang dran, und da fließt (fast) 
kein Strom. Da reicht der Spannungsteiler.
Sonst ist ein Spannungsfolger oft sinnvoll - das hängt vom Laststrom und 
auch von den Anforderungen an Genauigkeit und Stabilität ab.

Gruß Dietrich

von Großes F. (112)


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...nun, die Schaltung besitzt insgesamt zwei OP-Verstärker, die beide 
auf Vcc/2 bezogen messen sollen.
Dabei sollen Pulse in der Länge von ~100us genutzt werden.

Lohnt dort bereits ein Spannungsfolger, oder benötigt man ggf sogar zwei 
Stück, um die OPs vollkommen unabhängig voneinander betreiben zu können?

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