Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Heizdraht Drahtbrucherkennung / Längenmessung mit AVR


von Pascal (Gast)


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Guten Morgen,

ich versuche mich gerade zum Üben an einem kleinen, Akku-betriebenen 
Styropor- und Sperrholzschneider, und mir will auch nach dem Stöbern in 
diversen Threads einfach keine Idee kommen, wie ich mein Problem am 
Besten löse, und würde mich sehr freuen, wenn ich von Euch Erfahrenen 
einen Tipp bekommen könnte.

Der relevante Teil meiner Schaltung besteht aus einem ATMega8, der über 
einen LowDrop-Spannungsregler (5V) versorgt wird und über PWM und einen 
Logic-Level-Mosfet IRLZ34N einen Heizdraht (ca. 5cm, 3,74 Ohm) regelt. 
Dieser wird direkt von 2 Liion-Akkus versorgt, also ca. 5,6-8,4V.
Damit die Heizleistung immer ungefähr gleich ist, wird die 
Batteriespannung gemessen und über die PWM nachgeregelt.

Die Schaltung habe ich wie im Anhang gezeichnet aufgebaut und Sie 
funktioniert soweit, ich möchte Sie nun jedoch gerne, je nach Aufwand, 
um ein bis zwei weitere Funktionen erweitern:

1. eine Drahtbruch-Erkennung (um optisch oder akustisch zu 
signalisieren, dass der Draht gerissen ist)
2. eine Längenmessung, um Unterschiede in der Länge des eingespannten 
Heizdrahtes kompensieren zu können (sofern dieses mit vertretbaren 
Aufwand realisierbar ist)

Für die Drahtbruch-Erkennung wollte ich ursprünglich zwischen Drain und 
dem Heizdraht mit einem ADC-Eingang mit gesperrtem Mosfet die Spannung 
messen, diese liegt jedoch wesentlich höher als VCC des ATMega und ein 
Spannungsteiler wäre durch den Heizdraht sehr niederohmig...
Wie kann ich das am Besten lösen?

Für die Längenmessung habe ich überhaupt keine Idee, wie ich das 
realisieren könnte, ohne viel Strom zu verheizen - die Messung müsste ja 
nur nach dem Einschalten einmal stattfinden, danach ändert sich nichts 
mehr an der Drahtlänge...

Schon im Voraus vielen Dank für Eure Mühe!

Müde und ratlose Grüße

Pascal

von Hubert G. (hubertg)


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Pascal schrieb:
> Für die Drahtbruch-Erkennung wollte ich ursprünglich zwischen Drain und
> dem Heizdraht mit einem ADC-Eingang mit gesperrtem Mosfet die Spannung
> messen, diese liegt jedoch wesentlich höher als VCC des ATMega und ein
> Spannungsteiler wäre durch den Heizdraht sehr niederohmig...
> Wie kann ich das am Besten lösen?

Warum wäre der Spannungsteiler sehr niederohmig?
Ist der Heizdraht OK hast du die Batteriespannung am Teiler, ist er 
gerissen, dann hast du GND.
Du darfst natürlich nicht den Heizdraht als Spannungsteiler verwenden, 
sondern du musst den Spannungsteiler parallel zum FET legen.

Für die Längenmessung habe ich allerdings jetzt auf die Schnelle auch 
keine Idee.

von fonsana (Gast)


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Pascal schrieb:
> 2. eine Längenmessung, um Unterschiede in der Länge des eingespannten
> Heizdrahtes kompensieren zu können (sofern dieses mit vertretbaren
> Aufwand realisierbar ist)

Wozu Laengenmessung?
Wenn Du bei unterschiedlichen Laengen die gleichen Temperaturen 
erreichen willst, stbilisierst Du den Strom mit einer 
Konstantstromquelle.

fonsana

von spontan (Gast)


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Willst Du wirklich die Länge messe?

Oder eher einen konstanten Strom (=Temperatur) durch den Draht schicken?

von camikusch (Gast)


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Autor: Hubert G. (hubertg)
Datum: 06.09.2012 09:36

> Du darfst natürlich nicht den Heizdraht als Spannungsteiler verwenden,
> sondern du musst den Spannungsteiler parallel zum FET legen.

oder den fet in den pwm-pausen als hochohmigen spannungsteiler nutzen?

von Hubert G. (hubertg)


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camikusch schrieb:
> oder den fet in den pwm-pausen als hochohmigen spannungsteiler nutzen?

Würde ich nicht machen. Wenn der Draht defekt ist und der FET gesperrt 
ist, ist das Potential am Drain undefiniert. Da kann dann von 0V bis 
Vbat alles zu messen sein.

von Harald W. (wilhelms)


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fonsana schrieb:

> Konstantstromquelle.

Ja, und so kann man auch gleich den Drahtbruch erkennen, weil dann
die KSQ gegen den Poller läuft.
Gruss
Harald

von Karl H. (kbuchegg)


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Harald Wilhelms schrieb:
> fonsana schrieb:
>
>> Konstantstromquelle.
>
> Ja, und so kann man auch gleich den Drahtbruch erkennen, weil dann
> die KSQ gegen den Poller läuft.


Und was macht dann der Mega noch?
Ein paar popelige LED ein/ausschalten - der kriegt doch die Krise!

von H.Joachim S. (crazyhorse)


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Karl Heinz Buchegger schrieb:

> Und was macht dann der Mega noch?
> Ein paar popelige LED ein/ausschalten - der kriegt doch die Krise!

Genau, darüber wird viel zu wenig nachgedacht. Versetzt euch mal in Lage 
einen solchen armen Wesens :-)

von Jens B. (jensboe)


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Wie groß können denn die Längenunterschiede sein?

Wenn du nur die Spannung über den Draht misst, kannst du I und P nur 
über R bestimmen und R ist abhängig von T und l. Du könntest zu Beginn U 
und I messen und R bestimmen, hoffen das die Temperatur in der kurzen 
Zeit noch nicht gestiegen ist und dadurch l bestimmen.

Drahtbruch dagegen ist einfach.
Parallel zum FET machst du einen Spannungsteiler,den du so 
dimensionierst das max. 5V am Ausgang sind.
Wenn FET aus, Heizdraht da -> 5V
Wenn FET an, Heizdraht da -> 0V
Wenn FET aus, Heizdraht def. -> 0V
Wenn FET an, Heizdraht def.-> 0V

Ich würde auf jedenfalls noch eine Strom und eine Spannungsmessung 
hinzufügen.
Auch wenn die Längenmessung nicht klappt, kannst du dann errechnen wie 
warm der Draht ist, wie groß die Leistung ist, die Wärmestrahlung bei 
Luft und beim Schneiden, eine Schnittgeschwindigkeitsberechnung halte 
ich dann allerdings wieder für sehr unwahrscheinlich.

von Pascal (Gast)


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Hubert G. schrieb:
> Du darfst natürlich nicht den Heizdraht als Spannungsteiler verwenden,
> sondern du musst den Spannungsteiler parallel zum FET legen.

Da hatte ich wirklich Tomaten auf den Augen, so geht das natürlich, 
wunderbar, danke! :)


fonsana schrieb:
> Wenn Du bei unterschiedlichen Laengen die gleichen Temperaturen
> erreichen willst, stbilisierst Du den Strom mit einer
> Konstantstromquelle.

Auch eine gute Idee, da die jetzige Schaltung allerdings noch zu einer 
Zeit entstanden ist, als ich mir keine Gedanken über unterschiedliche 
Längen gemacht habe, ist sie so entstanden wie beschrieben.
Ich würde sie jetzt ungerne komplett umbauen und ich sehe das ganze 
Projekt mehr als Gelegenheit um mich ein bisschen mit Regelungen und 
Elektronik zu beschäftigen, weniger als ernsthaftes "Werkzeug", beim 
nächsten Mal würde ich aber natürlich über eine KSQ nachdenken.

Habt ihr vielleicht noch eine Idee, wie man ohne größeren Aufwand und 
Stromverbrauch den Widerstand/Strom/irgendwas Verwertbares messen 
könnte, um mit der bestehenden Schaltung ein bisschen nachregeln zu 
können? Es muss ja gar nicht extrem wirkungsvoll sein, mir geht es eher 
um den Ansatz...


Harald Wilhelms schrieb:
> Ja, und so kann man auch gleich den Drahtbruch erkennen, weil dann
> die KSQ gegen den Poller läuft.

Aus Interesse - wie ist das gemeint? Wenn der Draht gerissen ist, 
fliesst ja kein Strom mehr, kann ich das dann bei der KSQ irgendwie 
messen?


Karl Heinz Buchegger schrieb:
> Und was macht dann der Mega noch?
> Ein paar popelige LED ein/ausschalten - der kriegt doch die Krise!

Da gebe ich Dir recht, das geht natürlich überhaupt nicht! Dann müsste 
ich mir ja noch andere Beschäftigungen für ihn überlegen, damit der 
nicht in Depressionen verfällt... ;-)

von Karl H. (kbuchegg)


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Pascal schrieb:

> Harald Wilhelms schrieb:
>> Ja, und so kann man auch gleich den Drahtbruch erkennen, weil dann
>> die KSQ gegen den Poller läuft.
>
> Aus Interesse - wie ist das gemeint? Wenn der Draht gerissen ist,
> fliesst ja kein Strom mehr, kann ich das dann bei der KSQ irgendwie
> messen?

Was macht denn eine KSQ?

Sie variiert die Spannung genau so, dass ein bestimmter Strom durch das 
Bauteil fliesst.

Jetzt nehmen wir mal an, die KSQ möchte 20mA durch ein Bauteil jagen. 
Aktuell fliessen aber nur 10. Was muss die KSQ machen? Sie muss die 
Spannung größer machen, denn wegen
     U = R * I
bedeutet größere Spannung (bei gleichen Widerstand) ja auch größeren 
Strom.
Die KSQ fährt also die Spannung in die Höhe, damit der Strom steigt. 
Jetzt wird dein Strom noch kleiner. Die KSQ fährt wieder die Spannung in 
die Höhe um das zu kompensieren. Strom wird immer kleiner .. KSQ fährt 
die Spannung hoch. Bei einem Strom von 0 würde die KSQ versuchen eine 
unendlich hohe Spannung einzustellen, was natürlich nicht geht, denn 
höher als die Versorgungsspannung kann auch sie nicht kommen (so eine 
KSQ ist ja kein Zauberer).
Aber: reicht bei einer Schaltung eine Spannung von, sagen wir mal 2V 
aus, damit ein Strom von 20mA fliesst, dann knallt die Spannung in die 
Begrenzung oben (24V) sobald kein Strom mehr fliesst, weil die KSQ 
verzweifelt versucht durch eine höhere Spannung den Stromfluss aufrecht 
zu erhalten.

Eigentlich ganz logisch.

von Pascal (Gast)


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Karl Heinz Buchegger schrieb:
> Eigentlich ganz logisch.

Danke für die tolle Erklärung, jetzt leuchtet es auch mir ein!
Das wäre wirklich eine elegante Lösung für meine Aufgabenstellung 
gewesen...


Jens Bö schrieb:
> Ich würde auf jedenfalls noch eine Strom und eine Spannungsmessung
> hinzufügen.
> Auch wenn die Längenmessung nicht klappt, kannst du dann errechnen wie
> warm der Draht ist, wie groß die Leistung ist, die Wärmestrahlung bei
> Luft und beim Schneiden

Genau, das wäre genau das was ich möchte, damit hätte ich genug 
Messwerte um ein bisschen testen, rechnen und regeln zu können! Ob das 
nachher wirklich optimal funktioniert oder ob ich Abweichungen durch 
einen schon leicht erhitzten Draht habe ist dabei nicht so kritisch.

Die Spannung messe ich sowieso schon, um auf die abnehmende 
Batteriespannung zu reagieren, wie setze ich die zusätzliche 
Strommessung am Besten um? Mit einem Shunt-Widerstand zwischen Draht und 
Drain? So etwas habe ich leider bisher nur gelesen und nie selber 
gemacht, da muss ich erst einmal recherchieren, wie man so etwas 
dimensioniert.

von Harald W. (wilhelms)


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Karl Heinz Buchegger schrieb:
> Harald Wilhelms schrieb:
>> fonsana schrieb:
>>
>>> Konstantstromquelle.
>>
>> Ja, und so kann man auch gleich den Drahtbruch erkennen, weil dann
>> die KSQ gegen den Poller läuft.
>
>
> Und was macht dann der Mega noch?
> Ein paar popelige LED ein/ausschalten - der kriegt doch die Krise!

Naja, demnächst sollen ja auch einzelne Widerstände durch passend
programmierte µCs ersetzt werden. :-)
Gruss
Harald

von Harald W. (wilhelms)


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Karl Heinz Buchegger schrieb:

> weil die KSQ
> verzweifelt versucht durch eine höhere Spannung den Stromfluss aufrecht
> zu erhalten.

Tja, nicht nur unterforderte µCs, auch KSQs verzweifeln manchmal...

> Eigentlich ganz logisch.

Ich dachte, logische Schaltungen sind immer digital? :-)
Gruss
Harald

von René B. (reneb)


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Ich bin auch für eine Konstantstromquelle. Den Atmega find ich 
übertrieben. Du kannst ja bei voller Aussteuerung dann eine LED brennen 
lassen, dann ist der Draht gebrochen.
Ob du das dann mit nem LM317 bei dem Strom noch hinkriegst bezweifle ich 
mal, ist sicher was für nen MC34063 in Konstantstrombeschaltung.

von Frank K. (fchk)


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Vorschlag:
Setze zwischen Ground und FET einen Messwiderstand mit z.B. 10mΩ=0.01Ω. 
An diesem Widerstand kannst Du dann problemlos den Strom über den 
Spannungsabfall messen. Die Spannung musst Du ggf über einen OpAmp 
(Stichwort: nicht-invertierender Verstärker) in einen für den ADC 
geeigneten Spannungsbereich bringen. Schaltest Du den FET durch und 
misst kein Strom, dann ist der Draht gebrochen.

fchk

von Pascal (Gast)


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René B. schrieb:
> Den Atmega find ich übertrieben.

Ist er auch, aber für mich ist es ein Projekt zum Lernen und nicht für 
die Serienfertigung. Und die Regelung zu schreiben und mich endlich mal 
mit einem Shunt und OPVs auseinanderzusetzen ist für mich lehrreicher 
als eine KSQ zusammenzubrutzeln ;-)
Trotzdem fällt der Tipp auf fruchtbaren Boden, bei folgenden Schaltungen 
werde ich sicherlich eher über den Einsatz einer KSQ nachdenken!


Frank K. schrieb:
> zwischen Ground und FET einen Messwiderstand mit z.B. 10mΩ=0.01Ω
> Die Spannung musst Du ggf über einen OpAmp
> (Stichwort: nicht-invertierender Verstärker) in einen für den ADC
> geeigneten Spannungsbereich bringen.

Genau so werde ich es probieren, 0.01Ω scheint für meinen Fall wirklich 
ein guter Wert zu sein, ich habe ein paar Messwiderstände bestellt und 
muss jetzt erstmal die Lieferung abwarten...
Genug Zeit, um schon mal ein bisschen mit OPVs zu spielen, um die habe 
ich mich bisher gedrückt, obwohl Ihr Funktionsprinzip ja eigentlich auch 
ganz logisch ist...

von Harald W. (wilhelms)


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Pascal schrieb:

>> Den Atmega find ich übertrieben.
>
> Ist er auch, aber für mich ist es ein Projekt zum Lernen und nicht für
> die Serienfertigung. Und die Regelung zu schreiben und mich endlich mal
> mit einem Shunt und OPVs auseinanderzusetzen ist für mich lehrreicher
> als eine KSQ zusammenzubrutzeln ;-)

Auch wenn das Endergebnis schlechter als bei analoger Regelung ist?
Gruss
Harald

von Pascal (Gast)


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Harald Wilhelms schrieb:
> Auch wenn das Endergebnis schlechter als bei analoger Regelung ist?

Ja - wie gesagt, für mich ist das ein Projekt zum Lernen und als 
Vorbereitung fürs Studium, die Aufgabenstellung muss nicht zwingend 
erfüllt werden, ich bastel in die Richtung weiter in die der Lerneffekt 
für mich am Größten ist ;)

von Udo S. (urschmitt)


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Zum Lernen gehört auch Lehren anzunehmen.
Viel Spass beim Basteln

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