Servus, mir liegt ein Arbeitsvertrag vor, es wird Vertrauensarbeitszeit vereinbart, dh. es findet keine Zeiterfassung o.ä. statt. Man ist in der Gestaltung seiner Arbeitszeit relativ frei, solange man die vereinbarten Ziele erreicht. Soweit klingt das ja nett, aber irgendwie ist mir dabei doch etwas unwohl: Wird das nicht gerne vom AG ausgenützt, indem man durch sehr hoch gesteckte Ziele zu Überstunden genötigt wird, die aber nicht wirklich abgebaut werden können, da sich ja nicht erfasst werden? Wer hat Erfahrungen mit solchen Modellen sammeln können? Danke!
Das kommt ganz auf den Betrieb und die Stimmung dort an. Gehe mal davon aus, das die Arbeitnehmer dort schon ihre vorgeschriebene Zeit (oder evtl. mehr) absitzen, sonst würde man mit neuen Angestellten nicht mehr auf Vertrauensbasis arbeiten.
1.Das KLeingedruckte lesen: ob man die auch wieder abschaffen kann, falls übermäßig viele Überstunden anfallen. 2.Kollegen und Betriebsrat fragen schadet selten. 3.Trotzdem selbst Stunden notieren um Übersicht zu behalten.
Ich habe das hier auch so. Man ist völlig frei wann man Kommt und Geht, allerdings sollte man die Bürozeiten einhalten. Weder die Arbeitgeberin noch die Arbeitnehmern nutzen das aus. Dadurch herrscht hier aber auch ein Super Arbeitsklima. Firmengrösse ca. 1800 Angestellte.
Da kann der Chef schnell mal einen Teil oder die ganzen Überstunden killen und genau aus diesem Grund wird das auch gemacht. In einer Bude wo ich mal war ist mir nämlich genau das passiert. Manche können damit leben und arrangieren sich. Da gibts dann auch kein Privatleben mehr, sondern nur noch die Firma. Ein Kollege aus der Abteilung kam morgens immer erst so gegen 10Uhr.
Umsteiger schrieb: > Servus, > > mir liegt ein Arbeitsvertrag vor, es wird Vertrauensarbeitszeit > vereinbart, dh. es findet keine Zeiterfassung o.ä. statt. Man ist in der > Gestaltung seiner Arbeitszeit relativ frei, solange man die vereinbarten > Ziele erreicht. Soweit klingt das ja nett, aber irgendwie ist mir dabei > doch etwas unwohl: > > Wird das nicht gerne vom AG ausgenützt, indem man durch sehr hoch > gesteckte Ziele zu Überstunden genötigt wird, die aber nicht wirklich > abgebaut werden können, da sich ja nicht erfasst werden? > > Wer hat Erfahrungen mit solchen Modellen sammeln können? > > Danke! Genau so ist es, du bist dann für den Output deiner Arbeit verantwortlich und kein "Zeiarbeiter" mehr. Ich hab die Erfahrung, dass man da automatisch MEHR arbeitet als die klassischen 40 Stunden. Es gehört also schon ein wenig Mut dazu, die Dinge auch mal liegenzulassen. Ich hab mal von einer "freien" Arbeitszeit zu einer Stelle mit Stechuhr gewechselt. Mein Vorgesetzter meinte damals, dass er letzten Monat auch schon mal 10 Überstunden gehabt hätte.... Mein Kollege und ich mussten fast laut loslachen, weil wir 10 Überstunden locker in einer Woche zusammenbekommen hatten - früher eben.
wir haben Vertrauensarbeitszeit + Kernzeit von 9 bis 17 Uhr. Hinzu kommt eine vertraglich festgelegte Arbeitszeit von 40h samt der Floskel "eventuelle Mehrarbeit ist mit dem Grundgehalt bereits abgegolten". Nach 17:30 Uhr ist eigentlich niemand mehr da - dann heißt es von den Vorgesetzten fast schon: haben die alle nen halben Tag Urlaub? ;-) wer freiwillig kostenfreie Überstunden leistet schade nicht nur sich selbst, sondern auch den Kollegen, die dazu nicht bereit sind! Konkrete Zielvereinbarungen gibt es nicht. Es müssen halt Termine eingehalten werden. Dann wird halt erwartet, dass man auch mal länger bleibt. Habe ich kein Problem mit. Jedoch hat sich bislang immer herausgestellt, dass es letztendlich unnötig gewesen ist. Zumal die meisten Termine politischer Natur sind und es hier nicht auf entwicklungstechnische Details und Feinheiten ankommt. Hauptsache, man hat irgendwas. "Man kann es ja später noch als Bugfix beheben (=fertig machen)".
Ich habe mal in so einer Firma gejobbt, bei der es Vertrauensarbeitszeit gab. Für die normalen Arbeiter war das egal, denn die hatten durchweg 12h-Schichten und da war nach dieser Zeit auf jeden Fall Schluss. Doch die Ingenieure und Verwaltungsleute wurden i.d.R schief angesehen, wenn die nach 8 Arbeitsstunden schon wieder gingen. Das führte zu einer miesen Stimmung unter den Kollegen. Es gibt auch andere Formen, wo z.B. die Arbeitszeit zur Kontrolle erfasst wird, die Überstunden aber mit dem Gehalt abgegolten sind. Ist immer von der Firma abhängig. In einer Firma mit gutem Arbeitsklima ist man dabei eher bereit, die eine oder andere Stunde gern mehr zu arbeiten. Doch erkläre das mal den Chefs...
Ja, das ist ne heikle Sache. Mach dir klar daß es nie bei der vereinbarten Zeit bleiben wird und setz dir eine Grenze. Denn Überstunden gibt es per Definition nicht die man später abbauen kann. Letztendlich läuft es nach Dienst nach Vorschrift aus mit der Gefahr daß jemand dein Engagement ausnutzt.
tron2000 schrieb: > "eventuelle Mehrarbeit ist mit dem Grundgehalt bereits abgegolten". Diese Floskel wurde kürzlich für Normalarbeiter vor Gericht einkassiert. Gilt nur für Topleute im Management die wirklich ordentlich Schotter bekommen, da lässt man solche Floskeln gelten, sagt das Gericht.
forenputze schrieb: > Diese Floskel wurde kürzlich für Normalarbeiter vor Gericht einkassiert. http://www.heise.de/resale/artikel/Normalerverdiener-haben-Anspruch-auf-Mehrarbeitsausgleich-1663130.html
Ah vielen Dank. Dennoch kann man nicht einfach länger bleiben (wenn nicht angefordert), um dann an anderen Tagen diese Mehrarbeit abzufeiern. Also z.B. Montag 10h und dann Dienstag 6h. Inoffiziell geht das schon - per mündlicher Vereinbarung mit den Vorgesetzten z.B. wenn Kinder betreut werden wollen.
Nennt man das eigentlich so, weil der AG darauf vertrauen darf, das der AN mehr arbeitet?
Ulrich S. schrieb: > Nennt man das eigentlich so, weil der AG darauf vertrauen darf, das der > AN mehr arbeitet? Die Arbeitsleistung hat damit nichts zu tun, da es um Anwesenheitszeiten oder Bereitschaftszeiten geht. Es gibt auch Fälle wo die Chefs die Arbeit gern in die Freizeit verschieben indem Sie dauernd anrufen obwohl längst Feierabend ist. Da wird es immer welche geben die das mit sich machen lassen. tron2000 schrieb: > Dennoch kann man nicht einfach länger bleiben Kommt auf das Arbeitszeitmodell an. Wenn es Gleitzeit ist, geht das schon. Nur in der Kernarbeitszeit muss man da sein, aber einige schaffen da auch eine noch flexibelere Vereinbarung.
Michael S. schrieb: > Nur in der Kernarbeitszeit muss man da sein, aber einige > schaffen da auch eine noch flexibelere Vereinbarung. Kommt auf die Tätigkeit an - ein Programmierer kann auch Nachts um 3:00 coden, das stört keinen, aber die Schnittstellen nach Außen müssen in der Firma zu gewissen Urzeiten besetzt sein.
Ulrich S. schrieb: > Kommt auf die Tätigkeit an - ein Programmierer kann auch Nachts um 3:00 > coden, das stört keinen ich kann aber wohl schlecht z.B. Sonntags über remote arbeiten und dann den Montag entsprechend kürzer gestalten - eben wegen der langen Kernzeit von 9 bis 17 Uhr. Da ist nicht viel Spielraum, höchstens durch längere Mittagspausen. Gleitzeit gibt es hier auch nicht. Außerdem weiß ich gar nicht, inwieweit der Versicherungsschutz gilt, wenn ich am Wochenende unaufgefordert in die Firma fahre und beim Verlassen vergesse, den Alarm wieder einzuschalten.
Mit externen freiberuflichen Mitarbeitern geht es ja auch: Die liefern ihre Arbeit pünktlich ab, das ist alles. Ob diese nur Sonntags ihre Arbeit machen ist dabei auch egal, das Ergebnis zählt.
Mein Vorstellungsgespräch bei der Softwarefirma M2P: Der Chef legte Wert auf Vertrauensarbeitszeit und verbat sich, dass ich meine Stunden im eigenen Kalender notieren wollte. Wohl weil ich überhaupt gefragt habe, bekam ich die Stelle nicht.
robocash schrieb: > Der Chef legte Wert > auf Vertrauensarbeitszeit und verbat sich, dass ich meine Stunden im > eigenen Kalender notieren wollte. Wohl weil ich überhaupt gefragt habe, > bekam ich die Stelle nicht. Reds dir nur ein, so wie du dich hier im Forum gibst würd ich dich auch nicht einstellen.
Umsteiger schrieb: > Wird das nicht gerne vom AG ausgenützt, indem man durch sehr hoch > gesteckte Ziele zu Überstunden genötigt wird, die aber nicht wirklich > abgebaut werden können, da sich ja nicht erfasst werden? Genauso ist es im richtigen Leben. Ich würde da auch ganz genau aufpassen und die Zeiten selber protokollieren. Vertrauen muss für beide Seiten gelten.
Ausgenutzter schrieb: > Vertrauen muss für beide Seiten gelten. Naja, der wertlose Müll, den ein Arbeiter mitnimmt, berechtigt in diesem Land zur fristlosen Kündigung des Arbeiters wegen eines gestörten Vertrauensverhältnisses. Wenn der Arbeitgeber den Arbeitnehmer hintergeht, anschreit und beleidigt und monatelang kein Gehalt zahlt, dann darf dieser nicht wegen des fehlenden Vertrauens fristlos kündigen. Schöne Welt...
Jens PICler schrieb: > Naja, der wertlose Müll, den ein Arbeiter mitnimmt, berechtigt in diesem > Land zur fristlosen Kündigung des Arbeiters wegen eines gestörten > Vertrauensverhältnisses. Wenn der Arbeitgeber den Arbeitnehmer > hintergeht, anschreit und beleidigt und monatelang kein Gehalt zahlt, > dann darf dieser nicht wegen des fehlenden Vertrauens fristlos kündigen. > Schöne Welt... Deswegen halte ich die Geschichte ohne eigene Kontrolle für sehr fragwürdig. Der AG bekommt einen 40h oder mehr AN fürne 35h Bezahlung. Das rechne mal aufs Jahr hoch, das sind 2 Monatsgehälter.
Jens PICler schrieb: > dann darf dieser nicht wegen des fehlenden Vertrauens fristlos kündigen. Fristlos nicht, es sei denn das Arbeitsverhältnis kann dir wegen Rechtsverstößen durch den Arbeitgeber nicht mehr zugemutet werden. Und Fristgerecht kannst du IMMER kündigen. Wenn es plausibel begründet wird bekommst du auch Stütze anstatt einer Sperre. Unter Umständen muss man den Sachverhalt durch Fakten oder Zeugen dem Amt gegenüber glaubhaft machen. Wenn ein Arbeitgeber z.B. eine Mitarbeiterin sexuell belästigt kann sie sogar ohne Folgen die Arbeit verweigern und vom Arbeitsplatz fern bleiben, aber es hängt wirklich auch ein wenig von den Umständen ab. Behaupten allein wird nicht reichen, könnte ich mir denken. Manchmal ein Wanderung auf schmalem Grat.
Ulrich S. schrieb: > Mit externen freiberuflichen Mitarbeitern geht es ja auch: Die liefern > > ihre Arbeit pünktlich ab, das ist alles. Ob diese nur Sonntags ihre > > Arbeit machen ist dabei auch egal, das Ergebnis zählt. Genau, und du liegst eh nur in der Sonne rum.
tron2000 schrieb: > wir haben Vertrauensarbeitszeit + Kernzeit von 9 bis 17 Uhr. Da hat man ja extrem viel Spielraum für "Vertrauen" ... ;-) Das wird euch vermutlich noch als flexibles Arbeitszeitmodell verkauft mit 8h Kernzeit? Ulrich S. schrieb: > Nennt man das eigentlich so, weil der AG darauf vertrauen darf, das der > AN mehr arbeitet? Das ist auch meine Vermutung :)
Dipl-Inf schrieb: > Das wird euch vermutlich noch als flexibles Arbeitszeitmodell verkauft > > mit 8h Kernzeit? Is doch Easy, die AN müssen min 8 h in der Firma sein. 8h- 0,5h wg Pause mal 5 Tagewoche macht ne 37,5h Woche! HeHeHeHeh, der Chef is echt cool!!!!!
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