Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Selbstgewickelte Spule


von Robert H. (elektronikfutzi)


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Hey,
ich bin nun endlich im zweiten Jahr meiner Ausbildung angelangt 
(Elektroniker f. Geräte u. Systeme). Wir (Azubi-Kollergen & ich) bauen 
gerade einen 19"-Rahmen mit verschiedenen Einschüben. Daruter wird einer 
sein, in welchem ein USB Ladegerät fürs iPhone intigriert ist. Da sollen 
wir eine Spule und einen Enstörfilter jeweils mit einem Ferritkern 
selbst wickeln.
Ich hab mir das schon bei den Azubis, die ein Jahr weiter sind, 
angeschaut. Das Ladegerät summt, was auf längere Zeit störend ist. Laut 
Umweltbestümmungen dürfen wir diese nicht im Betriebmit Epoxidharz 
eingießen. Daher wurde es mit Heiskleber gemacht. Wir möchten gern 
dieses summen verhindern, deshalb würden wir es zu Hause eingießen. Im 
Betrieb haben wir leider keine Formen mehr fürs gießen. Wisst Ihr wo man 
solche herbekommt?

Gruß
Robert

: Verschoben durch Moderator
von Marius P. (marius_p)


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Also dein Chef lässt es zu das du das ganze mit Heißkleber 
zusammenfrimmelst anstatt ordentlich mit Epoxydvergussmasse ?

von Magnetos (Gast)


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Abgesehen davon, dass es mir auch auf die Nerven geht, wenn Ratsuchende 
nicht mal ihren eigenen Beitrag durchlesen und Schreibfehler korrigieren 
können: Ihr habt vermutlich die laienhafte Vorstellung, dass das Summen 
von losen Blechteilen kommt, die man nur festkleben bzw. eingießen muss. 
Die tatsächliche Ursache ist aber die Magnetostriktion, da hilft das 
Eingießen nur als akustische Bremse.

von Route_66 H. (route_66)


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Hallo!
> Magnetostriktion

Ja, oder auch Piezoeffekte bei ungeeigneten Kondensatoren.

von Robert H. (elektronikfutzi)


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Also unser Ausbilder hat gesagt, dass es definitv an den nicht richtig 
eingegossenen Spulen liegt.

Marius P. schrieb:
> Also dein Chef lässt es zu das du das ganze mit Heißkleber
> zusammenfrimmelst anstatt ordentlich mit Epoxydvergussmasse ?

Wir haben diesen einschub ja noch garnicht gebaut, der Heißkleber ist 
notgedrungen, da wir es wegen den o.g. Umweltbestimmungen nicht mit der 
Epoxydvergussmasse machen dürfen. Wir fräsen auch nur noch, statt zu 
ätzen, auch aus diesem Grund. Und es eingießen zu lassen, wäre 
vermutlich zu teuer, weil wir es logischweise bezahlen müssen, wenn wir 
den fertigen Rahmen mitnehmen wollen ;)

Magnetos schrieb:
> Ihr habt vermutlich die laienhafte Vorstellung, dass das Summen
> von losen Blechteilen kommt, die man nur festkleben bzw. eingießen muss.
> Die tatsächliche Ursache ist aber die Magnetostriktion, da hilft das
> Eingießen nur als akustische Bremse.

Ich habe doch oben überhaupt nichts von "losen Blechteilen" geschrieben, 
also wieso gleich "laienhaft"?

von Harald W. (wilhelms)


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Robert H. schrieb:

> der Heißkleber ist
> notgedrungen, da wir es wegen den o.g. Umweltbestimmungen nicht mit der
> Epoxydvergussmasse machen dürfen.

Da sehe ich den Heisskleber aber als wesentlich kritischer bezüglich
der Umwelt. Interessanterweise nehmen wohl praktisch alle Hersteller,
die Spulen vergiessen, Epoxyd.
Gruss
Harald

von Alleskleber (Gast)


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Oha, der Herr Azubi hat auf alles eine Antwort, nur selber kann
er sich die dumme Rübe nicht zerbrechen für so eine Lapalie.
Und der Ausbilder, offenbar auch eine Flachzange erster Güte
scheint genau so dämlich zu sein.

von MaWin (Gast)


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Spulen können summen weil sich der Kern im Magnetfeld zusammenzieht
(schlag nach was Magnetostriktion bedeutet), da ist so viel Kraft
daß weder Epoxy noch Heissklaber das verhindern,

oder weil die Drähte beweglich sind und frei schwingen, das lässt
sich dann durch sauberes Wickeln lösen, oder in dem man die Spule
mit Lack tränkt (im Vakuum wird es am besten).

Epoxy (auch als Lack) ist in unserer Umwelt übrigens nicht
verboten, viel Epoxy ist nur teuer, daher machen Firmen das
möglichst nie.

Wenn es der Kern war, hilft nur anderes Kermmaterial, oder man
baut die Schaltung so, daß die Frquenz ausserhalb des Hörbereichs
liegt, möglichst sogar ausserhalb dessen von Haustieren.

von Robert H. (elektronikfutzi)


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Es geht nur um die Entsorgung und um eine Aubsauganlage. Falls jemand 
weiß, wo man eine Gussform herbekommen könnte und es schreiben würde, 
wäre ich sehr dankbar.
Mit dem Wickeln werde ich ja dann sehen, es dauert ja noch ein bischen 
bis dahin ;)

Gruß
Robert

von Belustigter (Gast)


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> da wir es wegen den o.g. Umweltbestimmungen nicht mit der
> Epoxydvergussmasse machen dürfen. Wir fräsen auch nur noch,
> statt zu  ätzen, auch aus diesem Grund.

Ach, die Feinstäube die beim Fräsen von GFK-Materialien entstehen sind 
harmlos, und die Säure wird verteufelt? Wie ich doch diese 
eindimensionalen Bürokraten in größeren, deutschen Unternehmen liebe...

Aber wahrscheinlich gab's irgendein tolles Umwelt-Audit mit schöner 
Urkunde. Am Ende kann sich das Unternehmen die Wände mit diesen Urkunden 
tapezieren und die Bürokraten wundern sich, warum nichts mehr produziert 
wird und die Konkurrenz aus Asien fette Gewinne macht...

von Jasch (Gast)


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Magnetos schrieb:
> Abgesehen davon, dass es mir auch auf die Nerven geht, wenn Ratsuchende
> nicht mal ihren eigenen Beitrag durchlesen und Schreibfehler korrigieren
> können: Ihr habt vermutlich die laienhafte Vorstellung, dass das Summen
> von losen Blechteilen kommt, die man nur festkleben bzw. eingießen muss.
> Die tatsächliche Ursache ist aber die Magnetostriktion, da hilft das
> Eingießen nur als akustische Bremse.

Aber dafür müsste doch Heisskleber sogar besser als Epoxy sein? Weil der 
Heisskleber den ich kenne ist auch kalt etwas gummiartig, wenn es da 
keine Resonanzen gibt sollte das ganz gut dämpfen.

Heisskleber FTW, ausser auf dem eigenen Finger natürlich ;-)

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Robert H. schrieb:
> Ich hab mir das schon bei den Azubis, die ein Jahr weiter sind,
> angeschaut. Das Ladegerät summt, was auf längere Zeit störend ist. Laut
> Umweltbestümmungen dürfen wir diese nicht im Betriebmit Epoxidharz
> eingießen. Daher wurde es mit Heiskleber gemacht. Wir möchten gern
> dieses summen verhindern, deshalb würden wir es zu Hause eingießen. Im
> Betrieb haben wir leider keine Formen mehr fürs gießen. Wisst Ihr wo man
> solche herbekommt?
Ihr habt ein Problem und macht etliche Nebenschauplätze auf.
Das Problem heißt: ungeeignete Spule oder ungeeignete Kondensatoren.
Dort müsste man angreifen, die Ursache suchen und beheben.

Jetzt wollt ihr Vergiessen, weil das mit dem Verkleben offenbar auch 
nicht klappt. Und statt jetzt einfach mal zuhause im Keller oder im 
Garten loszulegen, geht es um: Umweltbestimmungen, Formen, Absauganlagen 
undwasweißichauchimmer.
Machs einfach so: nimm das Epoxy, ein wenig Karton, den du zur "Form" 
zurechtschneidest und zusammenklebst, dann ein wenig Knetmasse aus dem 
Kindergarten zum Abdichten und fertig ist die Laube. Wenn du das 
Epoxy-Zeug nicht schnupfst, wirst du nicht daran sterben.

von Michael S. (technicans)


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Robert H. schrieb:
> Es geht nur um die Entsorgung und um eine Aubsauganlage. Falls jemand
> weiß, wo man eine Gussform herbekommen könnte und es schreiben würde,
> wäre ich sehr dankbar.

Wenn du dem Wertstoffhof nichts von gewerblicher Nutzung erzählst
kannst du Kunstharzreste auch da kostenlos entsorgen. Firmen bekommen
da immer gleich die Muffe wenn es um Chemie geht und da zieht so
mancher leitender Angestellter ganz schnell den Schwanz ein und stellt
auf stur. Für die paar Teile die da bei euch in der Ausbildungsabteilung
hergestellt werden sollen kann man auch mal zur Not auf den Parkplatz
oder eine ähnliche Freifläche gehen. Da muss man sich nicht so
unflexibel anstellen. Die Umweltbestimmungen sind in erster Linie
für extrem umwelt-/gesundheitsschädliche oder langzeitschädliche
Vorgänge in entsprechenden Größenordnungen relevant. Firmen die nur
mit einer Spraydose aus dem Baumarkt mal hantieren wollen, müssen noch 
lange nicht gleich ne Absauganlage vorhalten.


Bei 22000 Hits findest du nicht das was du suchst?
https://www.google.de/webhp#hl=de&output=search&sclient=psy-ab&q=gie%C3%9Fform+gie%C3%9Fharz&oq=gie%C3%9Fform+gie%C3%9Fharz&gs_l=hp.1.0.0i30j0i8i30.1569.12648.1.14810.19.17.1.0.0.1.1276.4531.0j12j1j1j1j1j0j1.17.0...0.0...1c.1.mPWjd8Aadco&psj=1&bav=on.2,or.r_gc.r_pw.r_cp.r_qf.&fp=3ce685bf92267f4d&biw=1024&bih=609

Ansonsten dürfte die Selbstherstellung einer Gießform aus Silikon
angesagt sein. Wie man das macht, findet man im Web, sofern man
damit umgehen kann.

von du (Gast)


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brauchst doch keine Gußform. Nimm einen PVC-Becher (gibts für ein paar 
Cent),
in den die Spule paßt, leg sie rein, führe die Drahtenden raus, 
vergießen und die vergossenen Spule im Becher lassen.

von Michael S. (technicans)


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du schrieb:
> brauchst doch keine Gußform. Nimm einen PVC-Becher (gibts für ein paar
> Cent),
> in den die Spule paßt, leg sie rein, führe die Drahtenden raus,
> vergießen und die vergossenen Spule im Becher lassen.

Schon mal gemacht? Zum einen können div. Harze bei der Härtereaktion
sehr heiß werden(isotherm), dann bleibt von der Becherform nicht
mehr viel von der Stabilität übrig. Außerdem kann es passieren
das das Harz mit dem PVC eine Verbindung eingeht und sich nicht
mehr ablösen lässt. Daher nimmt man dafür auch erprobten Kunststoff,
PP glaube ich, oder eben das bereits genanntes Silikon, wovon man
einen Körper abformen kann um die gewünschte Gießform zu erhalten.

von Michael_ (Gast)


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Robert H. schrieb:
> sein, in welchem ein USB Ladegerät fürs iPhone intigriert ist. Da sollen
> wir eine Spule und einen Enstörfilter jeweils mit einem Ferritkern
> selbst wickeln.
> Ich hab mir das schon bei den Azubis, die ein Jahr weiter sind,
> angeschaut. Das Ladegerät summt, was auf längere Zeit störend ist. Laut

Üblicherweise summen USB-Lader nicht!
Nimm ein intaktes.
Und eingießen kann man auch mit Polyestergießharz. Das ist in Bezug auf 
Erwärmung und innere Spannungen besser als Epoxy.
Wir hatten mal Mustertrafos bei BLOCK machen lassen. Da hben die 
vergossenen mehr gebrummt als die ohne Verguß!

von Georg W. (gaestle)


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Michael S. schrieb:
> Zum einen können div. Harze bei der Härtereaktion
> sehr heiß werden(isotherm),
Das sind Harze für Laminierprozesse, Vergussharze zeichnen sich durch 
eine geringe Exothermie und Schwundneigung aus (mechanischer Stress).

Die Vergussform mit Öl präparieren geht auch. (Wenn sie denn überhaupt 
entfernt werden muss.)

Die eleganteste Lösung wäre es aber wie bereits gesagt die 
Arbeitsfrequenz der Schaltung zu erhöhen anstatt an den Symptomen 
herumzudoktern.

Einen Kommentar zu diesen "Umweltschutzbestimmungen", die dazu führen 
dass die Lehrlinge dann zu Hause mit potentiell gefährlichem Zeugs 
hantieren spare ich mir.

von Johannes E. (cpt_nemo)


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Robert H. schrieb:
> Das Ladegerät summt, was auf längere Zeit störend ist.

Habt ihr mal gemessen, was da genau summt. Üblicherweise liegt bei 
Schaltnezteilen die Schalt-Frequenz außerhalb des hörbaren Bereichs. 
Wenn ein Summen hörbar ist, kommt das üblicherweise nicht von der 
Schaltfrequenz. Ursache ist entweder eine niederfrequente 
Regelschwingung oder EMV-Störungen, die irgendwie in die Regelung 
einkoppeln.

In diesem Fall wäre es wesentlich sinnvoller (und billiger), die 
Störungen an der Ursache zu bekämpfen als mit einer "Geräuschdämmung" 
das Summen zu dämpfen.

von Michael S. (technicans)


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Ich tippe mal auf subharmonische Schwingungen die beim Schaltvorgang
entstehen und dann bis in den hörbaren Bereich reichen.

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