Forum: HF, Funk und Felder 408-MHz Vorverstärker mit dem ATF-10135?


von Sven B. (scummos)


Lesenswert?

Hallo!

Für ein Radioteleskop im 408MHz-Bereich möchte ich einen möglichst 
rauscharmen Verstärker bauen. Als erstes Bauteil erscheint mir hier zum 
Beispiel der ATF-10135 GaAs-FET geeignet, weil das im Datenblatt 
(http://www.datasheetarchive.com/ATF-10135-datasheet.html) angegebene 
Rauschmaß mit nur 0.4 dB sehr niedrig ist. Allerdings steht in dem 
Datenblatt, dass das Bauteil für Verstärker im Bereich 2 bis 12 GHz 
geeignet sei. Nun frage ich mich, ob es ein Problem ist, das Ding auch 
bei einer niedrigeren Frequenz (~400 MHz) zu benutzen? Im Datenblatt ist 
ein Graph für den Gain gezeichnet, der bis 500 MHz nach unten geht, und 
der sieht recht harmlos aus. Was also wäre zu befürchten, wenn man den 
FET bei einer geringeren Frequenz betreibt?

Viele Grüße,
Sven

von Stefan M. (derwisch)


Lesenswert?

Ich würde es mal ausprobieren.
Wenn Du so etwas aufbaust, hast Du ja auch sicherlich die notwendige 
Messtechnik an der Hand.

Interessante Aufbauanregungen findet man bei den Funkamateuren, die 
Erde-Mond-Erde ( EME ) Betrieb machen.
Oftmals ohne Platine ( Freiluftaufbau ).

Ich vermute, dass die Spezifikation des ATF 10135 nicht weiter unten 
angesetzt wurde, weil der Hersteller sich festlegen muss, in welchem 
Frequenzbereich er die Daten garantiert.

Ähnliches gilt für viele MMIC Verstärker.
Die arbeiten unterhalb des angegebenen Frequenzbereiches meist auch sehr 
gut.

von Sven B. (scummos)


Lesenswert?

Hi Stefan,

danke für Deine Antwort.

> Wenn Du so etwas aufbaust, hast Du ja auch sicherlich die notwendige
> Messtechnik an der Hand.

Zuhause stehen leider nicht, aber ich habe hoffentlich an der Uni die 
Möglichkeit, an so etwas dran zu kommen. Sonst wäre das natürlich sehr 
schwierig.

> Ich vermute, dass die Spezifikation des ATF 10135 nicht weiter unten
> angesetzt wurde, weil der Hersteller sich festlegen muss, in welchem
> Frequenzbereich er die Daten garantiert.
> Ähnliches gilt für viele MMIC Verstärker.
> Die arbeiten unterhalb des angegebenen Frequenzbereiches meist auch sehr
> gut.

Ja, so etwas habe ich mir auch gedacht. Das mit dem Ausprobieren ist nur 
leider deshalb nicht so einfach, weil man die Dinger vom Ende der Welt 
bestellen muss -- und dann natürlich auch gleich am besten in größeren 
Stückzahlen. :)

Ich habe schon nach Aufbauanregungen gesucht, aber ich möchte ein 
Interferometer bauen, und die meisten Aufbauten verlieren leider 
irgendwo im Laufe der Zeit die Phaseninformation des Signals (z.B. durch 
Mischen des Signals mit einem lokalen Oszillator nicht genau bekannter 
Phase), die ich aber unbedingt brauche.

Grüße,
Sven

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Sven Brauch schrieb:
> Das mit dem Ausprobieren ist nur
> leider deshalb nicht so einfach, weil man die Dinger vom Ende der Welt
> bestellen muss -- und dann natürlich auch gleich am besten in größeren
> Stückzahlen. :)

Schau dir mal den ATF-33143 an, davon würde dir RS 5 Stück für
(zusammen) 23 Euro verkaufen.  Er ist mit einem Rauschmaß von 0,5 dB
spezifiziert, wobei er das bei niedrigen Frequenzen offenbar noch
unterbietet, und er geht sogar ganz offiziell schon ab 450 MHz.

von Sven B. (scummos)


Lesenswert?

Hi,

> Schau dir mal den ATF-33143 an, davon würde dir RS 5 Stück für
> (zusammen) 23 Euro verkaufen.  Er ist mit einem Rauschmaß von 0,5 dB
> spezifiziert, wobei er das bei niedrigen Frequenzen offenbar noch
> unterbietet, und er geht sogar ganz offiziell schon ab 450 MHz.

Der sieht in der Tat auch sehr gut aus, und dass man ihn bei Farnell & 
Co kaufen kann, ist natürlich auch ein großer Vorteil. Damit wäre die 
ursprüngliche Frage wohl auch erledigt. :)

Danke!
Viele Grüße,
Sven

von bazo (Gast)


Lesenswert?

Hallo,

funktionierend wird der Transistor auch deutlich unterhalb des 
angegebenen Frequenzbereichs, Hauptproblem ist meisten die Stabilität 
über den gesamten Frequenzbereich im Design hin zubekommen.

Was das bestellen betrifft, rf microware aus Italien liefert auch in 
kleinen Stückzahlen alle möglichen HF Bauteile.

von Mikrowilli (Gast)


Lesenswert?

Wirf doch mal winwn Blick auf diese Links - vielleicht ist ja etwas 
passendes für Dich dabei:

http://www.qsl.net/dh5fs/conv.htm

http://oz2oe.dk/radio/atf54143/54143.html  --> das Word-Dokument 
ansehen.

Ansonsten findest Du weiteres Material, wenn Du nach "dj9bv preamp" 
googelst.

Die für das 70cm-Amateurfunkband ausgelegten Vorverstärker sind für eine 
Frequenz von 432 MHz optimiert und sollten sich für den Betrieb bei 
408MHz umdimensionieren lassen.

Der ATF10135 ist  mittlerweile ja schon ein echter Senior und hat 
interessante Nachfolger bekommen, wohl nicht zuletzt durch den 
Technologieschub, der auch die LNBs für Satelliten-TV-Empfang so günstig 
werden ließ. Bei allen muß man darauf achten, sie durch geeignete 
Maßnahmen in Schaltung und Layout zu bändigen, insbesondere wenn man 
damit Vorverstärker für niedrige Frequenzen baut.

von Jens G. (jensig)


Lesenswert?

Ich hatte mal oz2oe.dk/radio/atf54143/atf54143.doc (mit einem ATF-54143, 
wie der doc-Filename schon verrät), nachgebaut, und funktioniert 
superprächtig auf 70cm.
Den ATF hatte ich damals (etliche Jahre her) von Gigatech bezogen.
Der von Jörg genannte ATF-33143 (34143+35143) scheint ähnlich zu sein.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


Lesenswert?

Der Tip mit DUBUS-Artikeln von DJ9BV führt mit Googles Hilfe zu
http://www.qsl.net/o/ok1cdj//dubus/
und dort speziell
http://www.qsl.net/o/ok1cdj//dubus/8804-2.pdf
"low noise GaAsFET preamps for earth-moon-earth"
http://www.qsl.net/o/ok1cdj//dubus/9104-5.pdf
"low noise preamp for 1,3 GHz" (mit ATF10135)
http://www.qsl.net/o/ok1cdj//dubus/9203-4.pdf
"HEMT LNA for 13cm" (u.a. ATF10136)

von Alex W. (a20q90)


Lesenswert?

Frage an den TO:

Wie machst Du Radioastronomie? Hast Du da ne Antenne mit passendem Rotor 
oder verwendest Du eine Hochgewinnantenne mit sehr schmalem 
Öffnungswinkel und verwendest den Drehimpuls der Erde als Rotor?

Welche Software bzw. Anbindung an einen PC verwendet Du?

Grüße
Alex

von Sven B. (scummos)


Lesenswert?

Wow, vielen Dank für die vielen Hinweise! Da sind in der Tat einige 
interessante Sachen dabei, das muss ich jetzt erstmal alles lesen :)

Besonders dieses .doc sieht interessant aus, die notwendigen Anpassungen 
dürften sich da ja in Grenzen halten. Auf den ATF-54143 war ich 
mittlerweile auch gestoßen, der sieht auch sehr gut aus. Ist auch nicht 
so teuer (das ist relevant, weil ich -- falls alles klappt -- einige 
solche Dinger bauen will). Der ATF-54143 war auch in einem Paper zum 
"Square Kilometre Array" (SKA) zu finden, das ist ein ziemlich großes 
(geplantes) Radiointerferometer -- was auch darauf hinweist, dass das 
Bauteil wohl gut für diesen Zweck geeignet ist (bzw. sich unter den 
besten paar Möglichkeiten befindet, die es gibt).

Ich melde mich auf jeden Fall noch einmal wenn ich ein bisschen mehr von 
dem Material gelesen habe.

Danke und viele Grüße,
Sven

von Sven B. (scummos)


Lesenswert?

Alex W. schrieb:
> Frage an den TO:
>
> Wie machst Du Radioastronomie? Hast Du da ne Antenne mit passendem Rotor
> oder verwendest Du eine Hochgewinnantenne mit sehr schmalem
> Öffnungswinkel und verwendest den Drehimpuls der Erde als Rotor?
>
> Welche Software bzw. Anbindung an einen PC verwendet Du?
>
> Grüße
> Alex

Hallo!

Ich habe bisher eine 1.2m-Satellitenschüssel verwendet, zusammen mit 
einem Sat-Finder und einem Standard-LNB (falls es Dich interessiert: 
http://scummos.blogspot.de/2012/08/observations-with-12m-amateur-radio.html). 
Das funktioniert allerdings nur für kleine Wellenlängen (wenige 
Zentimeter), für große Wellenlängen sind Schüsseln ziemlich ungeeignet. 
Mein neuer Plan (für 73cm Wellenlänge) ist ein Array von (fast) völlig 
ungerichteten Monopolantennen; das "Bild" wird dann digital erzeugt. Ob 
das mit Amateurtechnik machbar ist weiß ich noch nicht sicher, aber ich 
bin bisher zuversichtlich. Rein analoge Interferometer wurden jedenfalls 
von Amateuren schon etliche erfolgreich gebaut. Die schwierigste 
Komponente scheint mir ein guter Verstärker zu sein (um den es ja in 
diesem Thread geht :). Danach braucht man eigentlich nur noch einen 
Mixer und zwei, drei ADCs.

Für den ADC-Kram werde ich wahrscheinlich das Raspberry PI verwenden 
(also um die ADCs zu steuern), Software schreibe ich mir wohl selbst 
(das ist immer sehr lehrreich). Eventuell baue ich die Software auch als 
Teil von KStars, das ist so ein freies Sternkarten-Tool. Genauere Pläne 
habe ich da allerdings noch nicht, erstmal muss die Hardware 
funktionieren. Die Daten von zwei Antennen ließen sich beispielsweise 
problemlos mit ein paar kleinen Skripten auswerten, um weiteres mache 
ich mir Gedanken, sobald (okay, sagen wir "falls") das einmal 
funktioniert.

Viele Grüße,
Sven

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.