Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Kommt eine Bewerbung besser an aus ungekündigtem Dienstverhältnis?


von GlobalEngineer (Gast)


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Hi Leute

Frage: bin Dipl Ing, momentan in der IBN seit 3 Jahren nach dem Studium 
und will mich weiterentwickeln. Durch den ganzen Stress und Ärger (weil 
auch viele Leute die Firma verlassen haben) und Mehrarbeit komm ich fast 
nie dazu , gute Bewerbungen zu schreiben und mich gut vorzubereiten.

Jetzt meine Frage: Da es mir reicht, hab ich vor, sofort zu kündigen 
(Kündigungsfrist 3 Monate) und mich so besser bewerben zu können. Da ich 
dann gekündigt bin, ist die Motivation auch gleich viel höher.

Nur wenn der neue Arbeitgeber fragt, wieso wollen Sie wechseln usw. ists 
ja bekannt dass man nicht über die ehemalige Firma herziehen darf, auch 
wenns noch so schlecht war. (Die Arbeitgeber denken leider sehr doof, 
dass man dann über ihre Firma irgendwann genauso meckert). Wenn ich 
Personalchef wär, würde ich nicht so denken aber egal.

Naja, was denkt ihr? Würdet ihr denn lieber einen aus nem ungekündigten 
Verhältnis nehmen oder lieber einen motivierten, der bereits gekündigt 
hat..?

Ich meine, es ist so oder so blöd, bekomm momentan auch in ungekündigter 
Stellung viele Absagen, evtl da ich mich schlecht vorbereite oder von 
der IBN ziemlich kaputt bin, daher ists so oder so egal, ob ich 
gekündigt habe oder nicht denk ich, was denkt ihr?

von tally (Gast)


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> Kommt eine Bewerbung besser an aus ungekündigtem Dienstverhältnis?
ja

von 6A66 (Gast)


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GlobalEngineer schrieb:
> Mehrarbeit komm ich fast
> nie dazu , gute Bewerbungen zu schreiben und mich gut vorzubereiten.

Hallo,

besser:
Wochenende oder Abend nutzen, sich hinsetzen und Lebenslauf sorgfältig 
überarbeiten.
Für eine Bewerbung musst Du nun mal Zeit einplanen. Bei mir hat das 
schon mal 2h++ für eine sorgfältige Bewerbung gedauert (auch mal 4h): 
Firma googlen, Stellenbeschreibung genau analysieren, anrufen, 
Lebenslauf anpassen, Anschreiben genau formulieren, alles nochmal auf 
Tippfehler durchsehen, ..

Die Zeit solltest Du Dir nehmen um eine GUTE Bewerbung abzugeben. Alles 
Andere kann Glück sein oder in die Hose gehen.

Grüße

von 6A66 (Gast)


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GlobalEngineer schrieb:
> Jetzt meine Frage: Da es mir reicht, hab ich vor, sofort zu kündigen
> (Kündigungsfrist 3 Monate) und mich so besser bewerben zu können. Da ich
> dann gekündigt bin, ist die Motivation auch gleich viel höher.

Einen hab' ich noch:

Das obige Verhalten bringt Dich in ziemliche Erklärungsnöte (Warum haben 
Sie denn dann schon gekündigt? Haben Sie es nicht mehr ausgehalten? 
Konnten Sie mit Ihrem Arbeitgeber nicht darüber sprechen? Gab es für Sie 
keine Alternative?

Wie sicher bist Du Dir, dass Du in 3 Monaten eine Stelle hast? Hast Du 
soviel Urlaub oder wirst Du da noch arbeiten müssen, vielleicht sogar 
mehr da Du viel übergeben udn abschließen musst?

"gekündigt bin" - nein, Dein Zeugnis wird sagen: Du hast gekündigt. Das 
ist keine Motivation das ist Druck. Und der macht Dich in einem 
Bewerbungsgespräch nicht freier oder es Dir leichter.

Also: wenn's nicht unbedingt sein muss aus einem ungekündigten 
Verhältnis heraus sich bewerben und warten bis Du einen neuen Vertrag 
vorliegen hast.

Grüße

von X- R. (x-rocka)


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> Kommt eine Bewerbung besser an aus ungekündigtem Dienstverhältnis?
Auch: ja.

von Mülljob (Gast)


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> bin Dipl Ing
hallo Herr Kollege ;-)

> Durch den ganzen Stress und Ärger (weil
> auch viele Leute die Firma verlassen haben) und Mehrarbeit komm ich fast
> nie dazu , gute Bewerbungen zu schreiben und mich gut vorzubereiten.
diese Situation kenne ich leider nur zu gut.

> Da es mir reicht, hab ich vor, sofort zu kündigen
> (Kündigungsfrist 3 Monate) und mich so besser bewerben zu können. Da ich
> dann gekündigt bin, ist die Motivation auch gleich viel höher.
würde ich nicht machen, solange da nichts sicher feststeht bzw. Du keine 
Beziehungen hast.

> Wenn ich Personalchef wär, würde ich nicht so denken aber egal.
was in den Gehirnen diese Leute vor sich geht bzw. Ihrer gehirnlosen 
Untergebenen, die die Vorauswahl treffen dürfen, möchte ich auch gern 
mal nachvollziehen können.
Ich war jahrelang arbeitslos und hatte extreme Selbstzweifel.
Inzwischen habe ich mir aber (wie die Großfirmen auch ;-) meine 
persönliche Blacklist angelegt (bei rotzfrechen Absagen notwendig) ... 
das kann ich jedem nur empfehlen.

> Naja, was denkt ihr? Würdet ihr denn lieber einen aus nem ungekündigten
> Verhältnis nehmen oder lieber einen motivierten, der bereits gekündigt
> hat..?
leider ist es in Deutschland so, daß Dir je nach Länge der 
Arbeitslosigkeit dies absolut negativ angekreidet wird quasi wie ein 
Verbrechen.
Ein oder zwei Monate arbeitslos geht wohl noch ... alles darüber hinaus 
wird ein Spiel mit dem Feuer, leider!
Deshalb besser nur aus ungekündigter Stellung bewerben - es sei denn Du 
hast gute Beziehungen.

> Ich meine, es ist so oder so blöd, bekomm momentan auch in ungekündigter
> Stellung viele Absagen, evtl da ich mich schlecht vorbereite oder von
> der IBN ziemlich kaputt bin, daher ists so oder so egal, ob ich
> gekündigt habe oder nicht denk ich, was denkt ihr?
ich würde das gleich im Anschreiben erwähnen und auch explizit darauf 
hinweisen, dann wird über kleinliche Bewerbungsfehler hinweggesehen;
denn letztendlich ist das alles Kinderkram.
Der andere Weg (über die eigene Kündigung) geht hier in Deutschland aus 
unerfindlichen Gründen nicht.

von Ich (Gast)


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GlobalEngineer schrieb:
> oder lieber einen motivierten, der bereits gekündigt hat..?

Jemand, der bereits gekündigt hat, obwohl er nichts neues hat, würde ich 
nicht einstellen (es sei denn die Begründung ist sehr überzeugend).

von amateur (Gast)


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Ich glaube ebenfalls, dass man gewisse Vorteile hat, wenn man aus einem 
bestehenden Arbeitsverhältnis eine Bewerbung schreibt. Aber ...
Um eine nachvollziehbare Erklärung kommt man nicht herum. Einen 
"Wanderfalken" stellt man nur ein, wenn das Arbeitsverhältnis sowieso 
befristet ist.

von Peter Silie (Gast)


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Viele High Professionals scheinen sich damit abgefunden zu haben, dass 
sie nicht wie ihre Elterngeneration bei einem Arbeitgeber die einzelnen 
Stufen der Karriereleiter aufsteigen werden. Das legen zumindest die 
Ergebnisse der Studie "Projektarbeit - Arbeitsmodell der Zukunft" nahe: 
Denn dort heißt es, 73 Prozent der Deutschen können sich vorstellen, auf 
Projektbasis für verschiedene Unternehmen tätig zu sein.

Wechsel-Bereitschaft

Rund ein Viertel der Umfrageteilnehmer (26 Prozent) kann sich 
vorstellen, mindestens halbjährlich den Arbeitsplatz zu wechseln. 15 
Prozent wären bereit, alle sieben bis zwölf Monate einen neuen 
Aufgabenbereich zu übernehmen. Weitere 20 Prozent würden sich nach 13 
bis 24 Monaten neu orientieren.

http://www.cio.de/karriere/2891681/index.html

-------------
Rosige Zukunft. Arbeitnehmer als mobile Sklaven.

Selbstständig, befristet, mobil, flexibel und dann natürlich noch 
hochprofessionell, kundenfreundlich, kompetent, und und und

Naja.

von Mülljob (Gast)


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> Aber ...
> Um eine nachvollziehbare Erklärung kommt man nicht herum. Einen
> "Wanderfalken" stellt man nur ein, wenn das Arbeitsverhältnis sowieso
> befristet ist.
das ist jetzt wieder mal typisch deutsch! Einerseits pro amerikanisches 
Job-Handling, andererseits auch noch negative Einstellung, wenn man 
mehrfach den Job wechselt - in USA und anderswo in der Welt undenkbar!

von Dipl Ing ( FH ) (Gast)


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Die Globalisierung, Rationalisierung, Kennzahlen-Orientierung, 
Kapitalismus ... frisst halt die Menschen auf ..

Inzwischen arbeiten 1/4 aller Deutschen Arbeitnehmer im 
Niedriglohnsektor ..

Inoffzielle sind es bestimmt mehr als 1/3 ..

von Mülljob (Gast)


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> Rosige Zukunft. Arbeitnehmer als mobile Sklaven.
richtig so, nur die Wohnungen sollten auch bezahlbar sein und genau da 
hakt es doch.
Wohnwagensiedlungen so wie USA sind hier ja nicht erlaubt wegen der 
Meldegesetze.

> Selbstständig, befristet, mobil, flexibel und dann natürlich noch
> hochprofessionell, kundenfreundlich, kompetent, und und und
ganz normale Anforderungen an einem Arbeitnehmer - mußt Dich bei den 
Gewerkschaften beschweren, die das zulassen.

von Mülljob (Gast)


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> Inzwischen arbeiten 1/4 aller Deutschen Arbeitnehmer im
> Niedriglohnsektor ..
> Inoffzielle sind es bestimmt mehr als 1/3 ..
Deutschland ist nun mal Billiglohnland; wer noch weg kann, der sollte es 
umsetzen.

von Dipl Ing ( FH ) (Gast)


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> Die Globalisierung, Rationalisierung, Kennzahlen-Orientierung,
> Kapitalismus ... frisst halt die Menschen auf ..

> Inzwischen arbeiten 1/4 aller Deutschen Arbeitnehmer im
> Niedriglohnsektor ..

> Inoffzielle sind es bestimmt mehr als 1/3 ..

Unser FAKE ist nicht ganz Lernresistent , es sind sogar spuren ( zwar 
nur im Promillbereich , aber immerhin ) von einem IQ spürbar ..

von Niedriglohn (Gast)


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Mülljob schrieb:
> das ist jetzt wieder mal typisch deutsch! Einerseits pro amerikanisches
> Job-Handling, andererseits auch noch negative Einstellung, wenn man
> mehrfach den Job wechselt - in USA und anderswo in der Welt undenkbar!

Ja, absolut mein Reden.

Leiharbeit wird einerseits gefördert, Firmen strukturieren sich um oder 
machen ganze Standorte dicht. Aber wenn jemand andererseits zu oft den 
Job wechselt ist er unten durch. Zumindest sinkt sein Wert auf dem 
Arbeitsmarkt deutlich.

Branchenwechsel ist dazu auch ganz böse. Und ein Wechsel der Tätigkeit 
auch.

Der Arbeitsmarkt in DE macht schon lange keinen Spaß mehr :-(

von Unpersonaler (Gast)


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GlobalEngineer schrieb:
> Frage: bin Dipl Ing, momentan in der IBN seit 3 Jahren nach dem Studium
> und will mich weiterentwickeln. Durch den ganzen Stress und Ärger (weil
> auch viele Leute die Firma verlassen haben) und Mehrarbeit komm ich fast
> nie dazu , gute Bewerbungen zu schreiben und mich gut vorzubereiten.
>
> Nur wenn der neue Arbeitgeber fragt, wieso wollen Sie wechseln usw. ists
> ja bekannt dass man nicht über die ehemalige Firma herziehen darf, auch
> wenns noch so schlecht war. (Die Arbeitgeber denken leider sehr doof,
> dass man dann über ihre Firma irgendwann genauso meckert). Wenn ich
> Personalchef wär, würde ich nicht so denken aber egal.

Ich finde das überhaupt nicht "doof". Wenn mein Gegenüber beim ersten 
Date nichts anderes zu tun hat, als ihre vorherigen Freunde als 
[bevorzugtes Schimpfwort] zu bezeichnen, dann werde ich mich hüten 
daraus etwas werden zu lassen. Denn dann weiß ich schon, dass es mir 
nicht anders gehen wird.

Auch beim Einstellungsgespräch spricht ja nichts dagegen, die Gründe für 
den Wechsel anzusprechen. Aber eben nicht, indem man über den alten 
Arbeitgeber "herzieht", denn "Stress und Ärger" gibt es immer wieder 
mal.

Die Gründe, die du oben angesprochen hast kannst du ja ruhig sagen 
("Weiterentwickeln", hast nichts gegen Überstunden, aber von IBN hast du 
jetzt einmal genug).

Wenn dich die neue Firma natürlich auch gerne mit vielen Überstunden 
ausquetschen möchte, dann wirst du den Job eher nicht bekommen. Das ist 
dann aber eh besser so. Andere Arbeitgeber werden sich an deiner Aussage 
nicht stören.

von GlobalEngineer (Gast)


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Unpersonaler schrieb:
> Die Gründe, die du oben angesprochen hast kannst du ja ruhig sagen
> ("Weiterentwickeln", hast nichts gegen Überstunden, aber von IBN hast du
> jetzt einmal genug).
>
> Wenn dich die neue Firma natürlich auch gerne mit vielen Überstunden
> ausquetschen möchte, dann wirst du den Job eher nicht bekommen. Das ist
> dann aber eh besser so. Andere Arbeitgeber werden sich an deiner Aussage
> nicht stören.

Vielen Dank für den sinnvollen und objektiven Beitrag. Bin ganz deiner 
Meinung. Habe das heute bei Vorstellungsgespräch auch so rübergebracht. 
IBN hab ich genug, will mich weiterentwickeln, will mein Wissen in die 
neuen Projekte mit neuen Technologien einbringen (Java) und meine 
derzeitigen Aufgaben (IBN) füllen mich nicht mehr aus. Bin interessiert 
eine akademische Weiterbildung zu machen.

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