Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Frage zu ISDN-Verkabelung


von Jürgen (Gast)


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Hallo,

ich habe letztens eine ISDN-Verkabelung mit folgendem Aufbau gesehen:

NTBA
|
|(1,5m flexibles ISDN-Anschlusskabel)
|
Dose1---Telefon1
|
|(1m Verlegekabel, über Schraubklemmen von Dose1 mit dem Bus versorgt)
|
Verzweigung-(5m Verlegekabel)-Dose2(Abschluss-Widerstände)---Telefon2
|
|(5m Verlegekabel)
|
Dose3---Telefon3
|
|(5m Verlegekabel)
|
Dose4(Abschluss-Widerstände)---Telefon4

Ich habe bislang nur die klassischen Verkabelungs-Varianten gesehen: 
also entweder den NTBA ganz am Ende des Busses, oder aber irgendwo 
innerhalb vom Bus, wobei der Bus sich dann aber nicht noch irgendwo 
mittendrin verzweigte.
Daher frage ich mich, ob diese Verkabelung mit der Einspeisung des 
Busses via ISDN-Anschlusskabel über eine RJ-45-Buchse und der späteren 
Verzweigung so überhaupt zuverlässig funktioniert, und wenn ja, ob in 
diesem Fall im NTBA die Abschluss-Widerstände gesetzt werden müssen?

Gruß,
Jürgen

von Oha (Gast)


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Das ist nicht im Sinne des Erfinders! Ein S0-Bus sollte immer 
linienförmig sein. Aber Ausnahmen bestätigen die Regel. Ich habe 
ebenfalls schon funktionstüchtige, sternförmig verdrahtete S0-Busse 
vorgefunden.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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So hoch ist die Frequenz bei S0 nicht, dass man mit einem oder
zwei Metern Stichleitung bereits in den Bereich nennenswerter
Reflektionen läuft.  Letztlich ist das also ein linearer Bus
zwischen Telefon2 und Telefon4, wobei der (hoffentlich dann nicht
selbst terminierte ;-) NTBA mit einer Stichleitung von 2,5 m
angeschlossen ist.

Hab' gerade nicht im Kopf, wie lang Stichleitungen bei S0 offiziell
maximal sein dürfen, aber kann mir gut vorstellen, dass das durchaus
stabil läuft.

von Icke ®. (49636b65)


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Das funktioniert nur, weil der S0-Bus relativ gutmütig mit solchen 
Vergewaltigungen umgeht. Was nicht heißt, daß es immer so sein muß. Oft 
kommt es zu sporadischen, schwer nachvollziehbaren Störungen. 
Abschlußwiderstände gehören nur an Anfang und Ende des Busses und die 
Anschlußleitungen zu den Endgeräten sollten nicht länger als 10m sein.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Icke ®. schrieb:
> Abschlußwiderstände gehören nur an Anfang und Ende des Busses und die
> Anschlußleitungen zu den Endgeräten sollten nicht länger als 10m sein.

Dann passt's doch aber: die Stichleitung zum NTBA ist 2,5 m lang.

von Icke ®. (49636b65)


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Jörg Wunsch schrieb:

> Dann passt's doch aber: die Stichleitung zum NTBA ist 2,5 m lang.

Die Länge der Stichleitungen schon, aber nicht die Position der 
Abschlußwiderstände. Ich wette außerdem, daß am NTBA die standardmäßige 
Terminierung nicht abgeschaltet wurde.

von Klaus (Gast)


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Icke ®. schrieb:
> Das funktioniert nur, weil der S0-Bus relativ gutmütig mit solchen
> Vergewaltigungen umgeht.

Das sind keine Vergewaltigungen, Stichleitungen zum Anschluß von 
Endgeräten sind in der Spec vorgesehen. Die genaue maximale Länge hab 
ich gerade nicht parat, könnten 5m sein. Bei den oben angegebenen Längen 
ist die Position der Abschlußwiderstände nicht so kritisch. Nur 
vorhanden müssen beide sein, sonst stimmen die Signalpegel nicht.

MfG Klaus

von Christian B. (casandro)


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Stichleitungen sollten nicht das Problem sein, aber Du hast einmal 
Abschlusswiederstände zu viel. (Dose2) Es kann aber sein, dass im NTBA 
die Abschlusswiederstände abgeschaltet wurden.

Moment ich sehe es grad, der Bus verläuft ja von Telefon2 zu Telefon4. 
Das ist so OK, wenn die Abschlusswiederstände am NTBA abgeschaltet 
wurden.

von Karl Auer (Gast)


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Icke ®. schrieb:
> die Anschlußleitungen zu den Endgeräten sollten nicht länger als 10m sein.

Wie ist das dann bei einem drahtlosen Telefon???

von Icke ®. (49636b65)


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Klaus schrieb:

> Stichleitungen zum Anschluß von Endgeräten sind in der Spec vorgesehen.

Nichts anderes habe ich behauptet. Was die Spec aber nicht vorsieht, ist 
der Anschluß des NTBA über eine Stichleitung, ebensowenig wie die 
Terminierung irgendwo mittendrin.

> Die genaue maximale Länge hab ich gerade nicht parat, könnten 5m sein.

Nach dem, was ich mal über ISDN gelernt habe, 10m beim "kurzen passiven" 
Bus.

Wie schon gesagt, der S0-Bus ist sehr tolerant gegenüber 
Verkabelungsfehlern. Funktionieren KANN vieles, selbst 
Sternverkabelungen oder einseitige Termininerung. Ob es praktisch läuft, 
hängt von den tatsächlichen Leitungslängen, der Qualität des Kabels, dem 
NTBA sowie Art und Anzahl der Endgeräte ab. Damit man sich bei Störungen 
nicht dumm und dusselig sucht, ist es schon nicht verkehrt, sich 
möglichst an die Spec halten.

von Icke ®. (49636b65)


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Karl Auer schrieb:

> Wie ist das dann bei einem drahtlosen Telefon???

Genauso wie beim WLAN-Kabel.

http://www.stupidedia.org/stupi/WLAN_Kabel

von Jürgen (Gast)


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Hallo,

vielen Dank für eure Beiträge. Ob beim NTBA die Widerstände aktiv sind, 
weiß ich momentan leider nicht. Ich werde da aber nochmal nachsehen.

Wenn ich euch richtig verstehe, ist diese Verschaltung eigentlich nicht 
zulässig, aber wenn man es schon so macht, dann sollte man auf jeden 
Fall im NTBA die Abschluss-Widerstände entfernen? Ist das Terminieren in 
diesem Fall schädlicher als die Einspeisung des Busses per separater 
Stichleitung?

Mir würde folgende Verkabelung besser gefallen(etwas aufgerüstet, mehr 
Telefone...), bei der eine TK-Anlage dort sitzt, wo in der aktuellen 
Verkabelung die Verzweigung sitzt:

Dose 2(Abschluss-Widerstände)---Telefon 3
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|(5m Verlegekabel)
|
Dose 1---Telefone 1 und 2
|
|(1m Verlegekabel)
|
TK-Anlage---NTBA
|
|(5m Verlegekabel)
|
Dose 3---Telefone 4 und 5
|
|(5m Verlegekabel)
|
Dose 4(Abschluss-Widerstände)---Telefon 6

Die Abschluss-Widerstände im NTBA und am S0-Extern der TK-Anlage sind 
dann aktiv. Dafür werden beim S0-Intern der TK-Anlage die 
Abschluss-Widerstände deaktiviert.

Falls die TK-Anlage zusätzlich zu den S0-Bus-Klemmen noch eine 
RJ45-Buchse für den internen S0 hat, könnte ich mir doch eigentlich Dose 
1 schenken und die beiden Telefone 1 und 2 über einen 
ISDN-2-Fach-Verteiler (Y-Kabel) direkt an der TK-Anlage anschließen, 
richtig?

Da die Dosen immer 2 Buchsen besitzen, kann ich dort bei Bedarf zwei 
Telefone direkt anschließen, sofern es insgesamt nicht mehr als 8 
werden.

Gilt beim internen S0 einer TK-Anlage auch die Regel, dass nur 4 Geräte 
von der Anlage mit Strom versorgt werden können?

Wie verbindet man die aus zwei Richtungen kommenden Drähte des internen 
S0-Busses am besten mit der TK-Anlage, wenn sich diese mitten im Bus 
befindet? Die Telefonanlagen, die ich bisher gesehen habe, hatten alle 
nur die klassischen 4 Klemmen pro Bus und ich frage mich, ob man da 
einfach 2 Adern pro Klemme reinprügeln darf?
Alternativ müsste ich ja wieder mit einer kurzen 
Verlegekabel-Stichleitung arbeiten und dann irgendwie die drei Adern 
(Stichleitung, Ader von Busrichtung 1, Ader von Busrichtung 2) 
verbinden. So eine Stichleitung ist aber ja eigentlich nicht zulässig, 
wenn ich das richtig verstanden habe. Außerdem wäre dann die Frage, wie 
man diese 3 Adern am besten zuverlässig verbindet, also z.B. Verlöten, 
WAGO 222-413 Klemmen, etc.?

Was macht man da am besten?

Grüße,
Jürgen.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Icke ®. schrieb:
> Was die Spec aber nicht vorsieht, ist
> der Anschluß des NTBA über eine Stichleitung,

Naja, da ist was dran (der NTBA hat ja insofern eine Sonderrolle,
als dass er die Leitungen jeweils in der anderen Richtung im
Vergleich zu allen Endgeräten benutzt), aber elektrisch sollte es
nicht so tragisch sein, solange der Bus sauber terminiert ist.

> ebensowenig wie die
> Terminierung irgendwo mittendrin.

Das schrob ich ja: die Default-Terminierung am NTBA muss in so
einer Konstellation natürlich deaktiviert sein.

Wobei: welchen Sinn sollte es haben, dass man sie überhaupt
deaktivieren kann, wenn nicht den, dass der NTBA irgendwo in der
Mitte des Busses platziert werden kann?

von Klaus (Gast)


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Icke ®. schrieb:
> Nichts anderes habe ich behauptet. Was die Spec aber nicht vorsieht, ist
> der Anschluß des NTBA über eine Stichleitung, ebensowenig wie die
> Terminierung irgendwo mittendrin.

elektrisch gesehen ist der NTBA auch nur ein Gerät und kann daher 
genauso behandelt werden wie ein Endgerät.

MfG Klaus

von Icke ®. (49636b65)


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Jürgen schrieb:

> Mir würde folgende Verkabelung besser gefallen
...

Ja, das geht so.

> Die Abschluss-Widerstände im NTBA und am S0-Extern der TK-Anlage sind
> dann aktiv. Dafür werden beim S0-Intern der TK-Anlage die
> Abschluss-Widerstände deaktiviert.

Interner und externer SO der TK-Anlage sind zwei verschiedene Busse und 
entsprechend auch separat zu behandeln.

> Falls die TK-Anlage zusätzlich zu den S0-Bus-Klemmen noch eine
> RJ45-Buchse für den internen S0 hat, könnte ich mir doch eigentlich Dose
> 1 schenken und die beiden Telefone 1 und 2 über einen
> ISDN-2-Fach-Verteiler (Y-Kabel) direkt an der TK-Anlage anschließen,
> richtig?

Ja, der Verteiler darf aber keine eingebauten Widerstände enthalten 
(haben manche).

> Da die Dosen immer 2 Buchsen besitzen, kann ich dort bei Bedarf zwei
> Telefone direkt anschließen, sofern es insgesamt nicht mehr als 8
> werden.

Ja.

> Gilt beim internen S0 einer TK-Anlage auch die Regel, dass nur 4 Geräte
> von der Anlage mit Strom versorgt werden können?

Das ist von der Anlage abhängig. Manche TK-Anlagen, z.B. Siemens Hipath, 
speisen gar nicht aktiv. Als Abhilfe kann man einen stromversorgten NTBA 
mit ranhängen. Mußt du in der Doku der Anlage schauen.

> Wie verbindet man die aus zwei Richtungen kommenden Drähte des internen
> S0-Busses am besten mit der TK-Anlage, wenn sich diese mitten im Bus
> befindet? Die Telefonanlagen, die ich bisher gesehen habe, hatten alle
> nur die klassischen 4 Klemmen pro Bus und ich frage mich, ob man da
> einfach 2 Adern pro Klemme reinprügeln darf?

Wenn sie reinpassen, klar.

> Alternativ müsste ich ja wieder mit einer kurzen
> Verlegekabel-Stichleitung arbeiten und dann irgendwie die drei Adern
> (Stichleitung, Ader von Busrichtung 1, Ader von Busrichtung 2)
> verbinden. So eine Stichleitung ist aber ja eigentlich nicht zulässig

Ein halber Meter Stichleitung wird sich in der Praxis nicht bemerkbar 
machen, keine Sorge. Man kann z.B. eine RJ-45 oder ISDN-Dose mit 
Schraubklemmen benutzen.

von Icke ®. (49636b65)


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Jörg Wunsch schrieb:

> Wobei: welchen Sinn sollte es haben, dass man sie überhaupt
> deaktivieren kann, wenn nicht den, dass der NTBA irgendwo in der
> Mitte des Busses platziert werden kann?

Sorry, ich habe mich mißverständlich ausgedrückt. Der NTBA kann mitten 
im Bus plaziert sein, nur nicht über eine STICHLEITUNG. Jedenfalls wurde 
mir das so beigebracht und ich habe es bisher in keiner technischen 
Dokumentation anders gesehen.

Spezifiziert ist die ISDN-Verkabelung in der DIN EN 50098-1, welche 
jedoch nur kostenpflichtig downloadbar ist. Wen es interessiert, der muß 
halt 90€ locker machen:

http://www.beuth.de/de/norm/din-en-50098-1/61895885

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Icke ®. schrieb:
> Der NTBA kann mitten
> im Bus plaziert sein, nur nicht über eine STICHLEITUNG.

OK, hat Sinn.

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