Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Wie NF-Verstärker mit direkt geheizter Triode


von Gitro (Gast)


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Hallo,

ich will mit einer direkt geheizten Röhre 2SH27L einen 
NF-Vorverstärker für einen Gitarrenverstärker bauen.

Die 2SH27L (eine Pentode) soll dabei als Triode geschaltet werden.

So weit, so gut...


Allerdings weiß ich nicht, wie ich mit der Heizwicklung umgehen muss. 
Nehme mal an, sie dient als Kathodenwiderstand.
Wenn dem so ist, wie stellt man die -Ug für den Arbeitspunkt richtig 
ein? Normalerweise mit einem R von Masse aufs Steuergitter - den Rk kann 
man ja noch ändern, wenn es nicht passt. Bei einer direkt geheizten 
Röhre geht das natürlich nicht...
(eventuell ein Poti parallel zur Heizwicklung und von da über einen 
hochohmigen R die -Ug abgreifen???)

Noch eine Frage:
Macht es hier einen Unterschied, welcher der beiden Heizfädenanschlüsse 
auf Masse liegt und welcher auf +Uh?


PS: "-Ug" bezieht sich natürlich auf Kathodenpotential und nicht auf 
Masse!

von hp-freund (Gast)


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von dolf (Gast)


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gibt´s nen besonderen grund diese röhre zu nutzen?
pollin hat sehr billige russenröhren mit indirekt geheizten katoden im 
angebot.
ich würde zudem die bleistiftröhre 1sh24b(0,9teu)einbauen da se kein 
steuergitter im eigentlichem sinne hat ( steuersteg) und dadurch sehr 
wenig zu microfonie neigt.
die ist aber auch direkt geheizt.
am besten man macht auf den trafo ne extra heizwicklung drauf die nur 
die heizfäden versorgt.
für die anodenspannung ist ne weitere wicklung zuständig.
bei der 1sh24b ist pin1(plus)die katode und pin2 minus.
siehe datenblatt.
das bezieht sich wohl auf gleichspannungsheizung aus ner batterie.
ich würde auf jeden fall mit gleichspannung heizen.
1,2v/15ma sind ja led ähnliche leistungen...
mfg

von Esoteriker (Gast)


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dolf schrieb:
> ich würde auf jeden fall mit gleichspannung heizen.

Ohne Begründung würd ich geglättete Wechselspannung nehmen.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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dolf schrieb:
> am besten man macht auf den trafo ne extra heizwicklung drauf die nur
> die heizfäden versorgt.

Das ist sogar zwingend. Es ist in dem Fall auch nicht erlaubt, andere 
Röhren von dieser Wicklung mitzuheizen, denn die Kathode ist ja nicht 
unbedingt auf Massepotential. Alles in allem lohnt der Aufwand mit der 
direkt geheizten Röhre nicht wirklich, es sei denn, du kannst deine 
eigenen Trafos wickeln.

von Gitro (Gast)


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Danke für die Antworten!!!

Matthias Sch. schrieb:
> Alles in allem lohnt der Aufwand mit der
> direkt geheizten Röhre nicht wirklich, es sei denn, du kannst deine
> eigenen Trafos wickeln.

Das ganze soll mit Batterie betrieben werden, zwei AA-Akkus für die 
Heizspannung (mit Vorwiderstand), vier 9V-Blöcke für die Anodenspannung 
(eventuell weniger, mal schauen).

Im Anhang ein Schaltplan, wie ich es mir ungefähr vorstelle.

Kritiken/Anregungen erwünscht

von hp-freund (Gast)


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Bauen -> Testen -> Berichten ;-)

von Gitro (Gast)


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Wobei mein Schaltplan oben folgendes Problem hat:

Der Rg liegt, wie die Kathode, auf Masse

=> das Steuergitter liegt auf Kathodenpotential

=> keine neg. Gittervorspannung vorhanden (bis auf "Selbstaufladung)

=> Arbeitspunkteinstellung "kritisch"




hp-freund schrieb:
> Bauen -> Testen -> Berichten ;-)

Sowieso!

;O)

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Gitro schrieb:
> => keine neg. Gittervorspannung vorhanden (bis auf "Selbstaufladung)

Das könnte interessant werden, denn es gibt ja durch die Heizbatterie 
eine Vorspannung, die sich über den Heizfaden verteilt. Sonst müsstest 
du den Heizkreis im Level verschieben. Lass uns hören, was dabei 
rauskommt.
Ach, übrigens: Wenn du die Gitarre direkt an den Verstärker anschliessen 
willst, kannst du dir den Gitterwiderstand und den Koppel-C sparen. Nimm 
eine Klinkenbuchse, die bei nicht gestecktem Input das Gitter auf Masse 
kurzschliesst.

von Gitro (Gast)


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Matthias Sch. schrieb:
> Das könnte interessant werden, denn es gibt ja durch die Heizbatterie
> eine Vorspannung, die sich über den Heizfaden verteilt.

Das sehe ich auch so! :O)


> Wenn du die Gitarre direkt an den Verstärker anschliessen
> willst

Es kommt wahrscheinlich ein OpAmp vor die Röhre! Aber danke für die 
Hinweise!


Habe den Schaltplan etwas abgewandelt. Die Heizspannung ist jetzt der 
Katode gegenüber negativ.
Gleichzeitig liegt ein Poti P1 (1k) parallel zur Heizwicklung. Jetzt 
kann man den Gitterwiderstand (1M) an die Anzapfung des Potis 
anschließen und die negative Gittervorspannung zwischen 0 und ca. -2,4V 
einstellen. So läßt sich (wenigstens theoretisch) der beste Arbeitspunkt 
durch einstellen herausfinden.



FRAGE: sind bei DIREKT geheizten Röhren die Anschlüsse für die 
Heizspannung beliebig oder muss ein bestimmter Anschluss auf + und der 
andere auf - der Heizspannung?

von Michael_ (Gast)


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Gitro schrieb:
> Wobei mein Schaltplan oben folgendes Problem hat:
>
> Der Rg liegt, wie die Kathode, auf Masse
>
> => das Steuergitter liegt auf Kathodenpotential

Es ist eigentlich kein Problem! Schau mal ins Datenblatt.
Dort steht 0 V für G1.
Ob es aber zu deinen Spannungen und der Triodenschaltung passt, mußt du 
selbst herauskriegen.
Warum nimmst du nicht die Pentodenschaltung?
In deiner Schaltung dient das G2 als Anode.
Es gibt aber noch mehr, die das verwenden. Auch in der folgenden 
Wahnsinnsschaltung:
http://www.jogis-roehrenbude.de/Leserbriefe/Vico-22-Roehren-Amp/Beschreibung.htm

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Gitro schrieb:
> Die Heizspannung ist jetzt der
> Katode gegenüber negativ.

Ja nee, im Betrieb muss doch das G1 gegenüber der Kathode negativer 
sein. Die ursprüngliche Idee war schon ganz richtig  Das G1 mit einem 
Potential zu versehen, ist auch deswegen nicht gut, weil das Einstecken 
am Eingang dann knackt. Wenn du aber mit der Heizbatterie nicht 
unbedingt an Masse gebunden bist, würde ich glatt mal die 
Standardschaltung einer Röhre im A-Betrieb nehmen, mit 
Kathodenwiderstand und evtl. einem parallelen C, siehe die erste Stufe 
hier (und vergiss die Gegenkopplung):
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Tube_push_pull_poweramplifier.PNG&filetimestamp=20090323005632
Diese Schaltung stabilisiert sich selbst.

Den C brauchst du  aber nur, wenn du möglichst viel Verstärkung aus der 
Röhre kitzeln willst.
Gitro schrieb:
> Es kommt wahrscheinlich ein OpAmp vor die Röhre! Aber danke für die
> Hinweise!

Das ist schade. Röhren haben nämlich durch ihre hochohmigen Eingänge den 
besonderen Vorteil, die Pickups einer  (Bass-) Gitarre nicht zu 
bedämpfen und lassen sie deswegen brillanter klingen.

Gitro schrieb:
> FRAGE: sind bei DIREKT geheizten Röhren die Anschlüsse für die
> Heizspannung beliebig oder muss ein bestimmter Anschluss auf + und der
> andere auf - der Heizspannung?

Musst du in deinem Fall ausprobieren. Kaputt geht nichts, aber die 
Potentiale innerhalb der Kathode könnten unterschiedlich sein. Also 
ausprobieren und Anodenstrom messen.

von hp-freund (Gast)


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von Tom K. (ez81)


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Wenn die Kathodenanschlüsse unterschiedlich wären, würde etwas dazu im 
Datenblatt stehen. Leider scheint es keins mit Kennlinien zu geben.

RO1 in 
http://www.jogis-roehrenbude.de/Leserbriefe/Vico-22-Roehren-Amp/pa.gif 
sieht als Anhaltspunkt brauchbar aus. Wenn zuwenig Anodenstrom fließt, 
etwas von der positiven Kathodenspannung aufs Gitter geben (Poti 
zwischen +2.4V und Masse), bei zuviel Anodenstrom den 
Heizungsvorwiderstand (teilweise) auf die anderere Seite, also zwischen 
Kathode und Masse setzen.

>>Sieh dir einfach an wie es die Profis machen:
Oh, lauter Schaltpläne mit direkt geheizten Vorstufenröhren. Nicht.

von hp-freund (Gast)


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von dolf (Gast)


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Matthias Sch. schrieb:
> Das ist schade. Röhren haben nämlich durch ihre hochohmigen Eingänge den
> besonderen Vorteil, die Pickups einer  (Bass-) Gitarre nicht zu
> bedämpfen und lassen sie deswegen brillanter klingen.

und opamps mit mos oder jfet eingang sind ja noch nicht erfunden 
worden.....
spontan fällt mir der tl071 und der ca3140 ein...
diese opamp´s dürften am eingang hochohmig genug sein.
preiswert sind se auch noch.
mfg

von oszi40 (Gast)


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dolf schrieb:
> preiswert sind se auch noch.

Bevor eine Röhre durch Überspannung am Gitter kaputt geht muß schon der 
Blitz einschlagen. Ob Deine MOSFETS auch so robust sind?? Auch eine 
Schutzschaltung muß die Leistung aushalten.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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dolf schrieb:
> und opamps mit mos oder jfet eingang sind ja noch nicht erfunden
> worden.....
> spontan fällt mir der tl071 und der ca3140 ein...
> diese opamp´s dürften am eingang hochohmig genug sein.
> preiswert sind se auch noch.

Kann schon sein, aber das Rauschen gefällt mir persönlich nicht so. Und 
dann musst du noch mit einer sehr sauberen (evtl. sogar symmetrischen) 
Betriebsspannung ran... Das schöne an der Röhrenvorstufe ist ja, das du 
mit einer einzigen Stufe sofort brauchbaren Pegel hast, und (wie oszi40 
bemerkte) der Eingang sehr robust ist. Ich benutze in meinem Bassamp ne 
SRPP Stufe, die geht aber hier nicht, weil das 2te System der 12AX7 auf 
hohem Potential liegt.
http://www.schoeldgen.de/bassalizer/

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Gitro schrieb:
> Das ganze soll mit Batterie betrieben werden, zwei AA-Akkus für die
> Heizspannung (mit Vorwiderstand)

Ich würde den Vorwiderstand weglassen und sie parallel schalten.
Diese Batterieröhren sind doch extra so konzipiert, dass man sie
mit einer einzelnen R20 heizen konnte.  Auch wenn deren Leerlauf-
spannung etwas höher ist als bei einem NiMH-Akku, im Betrieb unter-
scheiden sich beide kaum noch, und die Entladeschlussspannung ist
mit 0,9 V sowieso gleich.

Alternativ halt zwei Zellen in Reihe und einen Schaltregler mit
ein paar 100 kHz, ist natürlich langzeitstabiler.

von flo (Gast)


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Jörg Wunsch schrieb:
> Ich würde den Vorwiderstand weglassen und sie parallel schalten.
> Diese Batterieröhren sind doch extra so konzipiert, dass man sie
> mit einer einzelnen R20 heizen konnte.  Auch wenn deren Leerlauf-
> spannung etwas höher ist als bei einem NiMH-Akku, im Betrieb unter-
> scheiden sich beide kaum noch, und die Entladeschlussspannung ist
> mit 0,9 V sowieso gleich.

die 2SH27L ist für 2,0 bis 2,4V heizspannung gebaut.

bei 2,4V hat so eine röhre ca. 500 betriebsstunden, bei 2,2V sind es 
schon 2000 stunden.

von Michael_ (Gast)


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Vielleicht war die 1sh24b gemeint.
Die 2SH27L ist mit 2,2V für die Versorgung mit einem Bleiakku 
vorgesehen.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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flo schrieb:
> die 2SH27L ist für 2,0 bis 2,4V heizspannung gebaut.

OK.  Dann eine Zelle und einen Step-Up-Regler. :-)

(Ja, hatte ich mit den Röhren der deutschen D-Serie verwechselt.)

von Robin (Gast)


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Zur Erzeugung der negativen Gittervorspannung bei direkt geheizten 
Röhren:

Man legt die "echte" Masse durch einen niederohmigen Widerstand höher. 
An dem Widerstand hat man sich somit eine "Ersatzmasse" geschaffen, die 
gegenüber der "echten" Masse eine entsprechende negative Spannung 
aufweist. An diese "Ersatzmasse" legt man nun das Gitter ganz normal 
über den Gitterableitwiderstand.

Hier ist das ganze sehr gut ersichtlich und beschrieben:
http://www.jogis-roehrenbude.de/Bastelschule/Kofferradio/Kofferradio.htm

Für die Heizung der 2SH27L empfiehlt sich eine Bleiakku-Rundzelle mit 
2V, gibts mit verschiedenen Kapazitäten:
http://www.atbatt.com/images_mlg/0810-0004.jpg

Das Einhalten der Heizspannung in den im Datenblatt angegebenen Grenzen 
ist für Batterieröhren sehr wichtig, bei Überheizung verringert sich die 
Lebensdauer drastisch. Oft sind in Datenblättern von Batterieröhren bei 
der Sockelbelegung ein positiver und ein negativer Heizfadenanschluss 
ausgewiesen, daran sollte man sich dann auch halten. Durch die 
Gleichspannungsheizung tritt eine Potentialdifferenz am Heizfaden auf, 
und da das g3 oft intern an einem Heizfadenanschluss liegt, ist die 
korrekte Beschaltung (zumindest bei einigen Beschaltungen) wichtig. Bei 
der 2SH27L ist die Polung der Heizspannung laut Datenblatt jedoch 
beliebig :)

von oldeurope O. (Gast)


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[quote]Die 2SH27L (eine Pentode) soll dabei als Triode geschaltet 
werden.[/quote]

Hallo Gitro
Hast Du mal den Characteristic-Faktor für die Stufe berechnet?

http://4.bp.blogspot.com/_oCEpds9YoPw/Rz3BIsU2soI/AAAAAAAAAM0/-oQd7YedtGo/s1600-h/triode_amp_characteristic_factor_explained_DD3ET.png

LG Darius

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