Forum: Offtopic [Stuttgart] Zug entgleist, Zug unter Strom?


von Lukas K. (carrotindustries)


Lesenswert?

Hallo Zusammen,

in Stuttgart ist auf dem Gleisvorfeld (mal wieder) ein Zug entgleist, 
dabei hat die entgleiste Lokomotive einige Masten umgemäht, sodass der 
Fahrdraht auf den Zug fiel. Nach div. berichten hat Gefahr bestanden, 
dass der Zug dadurch unter Spannung stand. Doch wie kann dies sein?

Wenn so ein Mast umfällt, ist die Wahrscheinlichkeit doch recht groß, 
dass der Fahrdraht einen geerdeten Teil des Masten berührt.
Spätestens wenn der Fahrdraht auf dem Zug liegt, sollte es doch zu einem 
Kurzschluss kommen, da der Zug über die Drehgestelle und die Gleise 
geerdet ist.

Irgendeine dI/dt- bzw. Überstromschutzschaltung wird es doch wohl in 
Bahnstromwerken geben.

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.rettungskraefte-im-grosseinsatz-zug-am-hauptbahnhof-entgleist.aa75e1e4-db4e-4de7-9e79-9efe97ef727a.html

von P. M. (o-o)


Lesenswert?

Lukas K. schrieb:
> Wahrscheinlichkeit doch recht groß

Genau. Recht gross. Mehr nicht. Und da will man eben sichergehen.

von Wilhelm F. (Gast)


Lesenswert?

Als ich hier am Bahngleis mal spazieren ging, kam ich auch auf so ne 
Truppe Bahnpolizei, die zu zehnt einen entgleisten Waggon umstellten. 
Das kommt wohl öfter vor.

Als sie mich sahen, kam einer auf mich zu und stellte penetrant ein paar 
dumme Fragen, was ich da mache, ich solle besser verschwinden. ;-)

Ich sagte dann nur: Hier steht nirgendwo: Betreten verboten. ;-)

Mein Onkel Lokführer war auch mal in einer brenzligen Situation, wo er 
nicht Schuld war, aber sich unglücklicherweise mit seiner Lok gerade auf 
einem Rangierbahnhof befand, an dem mehrere voll getankte Tankwagen mit 
Kraftstoff umkippten. Die Verhöre gingen über Tage, man brauchte einen 
Schuldigen.

Zumindest sollte es heute moderne Kommunikation geben. Z.B. daß die 
verunfallte Bahn dem System meldet, hier stimmt was nicht mehr. Bitte 
Fahrdraht abschalten.

Ansonsten: Wenn ein Fahrdraht gegen Erde kurz geschlossen wird, löst 
eine Sicherung aus. Die wird erst wieder manuell eingeschaltet, wenn ein 
Fall geklärt ist. Mein Onkel sagte mir, er hatte auf der E-Lok einen 
Kurzschlußbügel an Bord, den man in die Schiene einhängte, und dann oben 
den Fahrdraht kontaktierte. Hat vermutlich mal etwas gefunkt.

von Lukas K. (carrotindustries)


Lesenswert?

P. M. schrieb:
> Lukas K. schrieb:
>> Wahrscheinlichkeit doch recht groß
>
> Genau. Recht gross. Mehr nicht. Und da will man eben sichergehen.
Ok, einverstanden. Weshalb dauert es dann eine Stunde, die Leitung 
freizuschalten?

Wilhelm Ferkes schrieb:
> Mein Onkel sagte mir, er hatte auf der E-Lok einen
> Kurzschlußbügel an Bord, den man in die Schiene einhängte, und dann oben
> den Fahrdraht kontaktierte. Hat vermutlich mal etwas gefunkt.

Scheint man wohl heute wegrationalisiert zu haben, oder hat man 
'vergessen', dass man sowas dabei hat?

von Wilhelm F. (Gast)


Lesenswert?

Lukas K. schrieb:

> Weshalb dauert es dann eine Stunde, die Leitung
> freizuschalten?

Was meinst du mit freischalten? Stromlos schalten, oder wieder 
einschalten?

von Uwe R. (aisnmann)


Lesenswert?

Lukas K. schrieb:
> P. M. schrieb:
>> Lukas K. schrieb:
>>> Wahrscheinlichkeit doch recht groß
>>
>> Genau. Recht gross. Mehr nicht. Und da will man eben sichergehen.
> Ok, einverstanden. Weshalb dauert es dann eine Stunde, die Leitung
> freizuschalten?

Ich nehme an das es eben eine zeit dauert alle relevanten und nicht 
ausrechend getrennten Stromkreise abzuschalten bzw. zu checken das die 
abgeschaltet haben. Ausserdem muss die leitung dann sicherlich auch 
richtig geerdet werden bevor sie als sicher gilt.

Der Fahrdraht ist ja paar km lang, und da wo er endet beginnt ein neuer. 
Für den Zug praktisch unterbrechungsfrei, aber wie ist das mit der 
Trennung wenn ein Zug gerade mit seinem Stromabnehmer drunter steht...

Irgendwie so wirds zusammen hängen, denke ich.

bye uwe

von Uwe R. (aisnmann)


Lesenswert?

Wilhelm Ferkes schrieb:
> Lukas K. schrieb:
>
>> Weshalb dauert es dann eine Stunde, die Leitung
>> freizuschalten?
>
> Was meinst du mit freischalten? Stromlos schalten, oder wieder
> einschalten?

So abzuschalten das der Bürger sie anfassen darf wenn er aus dem 
verunfallten Wagen klettert. Also Abschalten, frei von Spannung...

bye uwe

von Georg A. (georga)


Lesenswert?

> Weshalb dauert es dann eine Stunde, die Leitung freizuschalten?

Die abschaltbaren Segmente können durchaus grösser sein. Evtl. wollten 
sie sichergehen, dass da kein Zug mehr mit Passagieren rumhängt, die 
dann umständlich evakuiert werden müssen. AFAIK muss von der Bahn auch 
ein Notfallbeauftragter (oder so) anwesend sein und alle Entscheidungen 
bzgl. weiterer "Eingriffe" treffen.

> Irgendeine dI/dt- bzw. Überstromschutzschaltung wird es doch wohl in
> Bahnstromwerken geben.

Sicherungen halt. So im zweistelligen kA-Bereich, AFAIR nicht 
rückstellbar...

von Wilhelm F. (Gast)


Lesenswert?

Uwe R. schrieb:

> So abzuschalten das der Bürger sie anfassen darf wenn er aus dem
> verunfallten Wagen klettert. Also Abschalten, frei von Spannung...

OK. Aus der Telekommunikation verstehe ich unter Freischalten nämlich 
die Inbetriebnahme eines Anschlusses, also Einschalten.

von Lukas K. (carrotindustries)


Lesenswert?

Georg A. schrieb:
> . Evtl. wollten
> sie sichergehen, dass da kein Zug mehr mit Passagieren rumhängt, die
> dann umständlich evakuiert werden müssen.
Klingt sinnvoll.

von Michael H. (michael_h45)


Lesenswert?

Lukas K. schrieb:
> Ok, einverstanden. Weshalb dauert es dann eine Stunde, die Leitung
> freizuschalten?
Weil nicht nur spannungslos geschaltet werden muss, sondern auch geerdet 
werden muss.
Und das darf nicht jeder Hinz und Kunz bei der Bahn. Ist ja auch gut so, 
weil das selten genug vorkommt.

von Ben _. (burning_silicon)


Lesenswert?

Die Bahnstromanlagen sind segmentiert aufgebaut, idR kann jedes Gleis 
einzeln zu- oder abgeschaltet werden. Automatische Schalter gibts aber 
nur für größere Abschnitte, die einzelnen Gleise auf diesem Abschnitt 
können nur manuell vor Ort durch rein mechanische Schaltanlagen 
voneinander getrennt werden.

Sicherungen im 15kV-Netz sind sehr selten, meistens schaltet bei einem 
Kurzschluß (oder Überlastung) die Einspeisung ab und damit wird ein 
größerer Teil der Strecke stromlos. Die Mitarbeiter auf der Leitwarte 
müssen den Fehler dann einkreisen. Das bedeutet, den stromlos gewordenen 
Abschnitt aufteilen und diese Teile nacheinander wieder einschalten. 
Irgendwann knallt's dabei erneut wenn der Teil eingeschaltet wird, in 
dem der Fehler liegt. Dieser Teil wird dann beim nächsten Versuch feiner 
aufgeteilt und irgendwann kommt man beim kleinstmöglichen Teil an. 
Dieser bleibt dann abgeschaltet bzw. muß manuell untersucht werden 
während das restliche Netz wieder voll versorgt ist.

Bei einem Unfall mit abgerissener Fahrleitung gibts also mehrere 
Einschaltversuche, bei denen niemand an (auch fehlerhaft) 
spannungsführende Teile drankommen sollte. Weiteres Problem bei so 
großen Fahrleitungsschäden (gefallene Masten) ist, daß abgeklärt werden 
muß welche Bereich in Mitleidenschaft gezogen sind und welche sicher (!) 
weiterbetrieben werden können.

Natürlich könnte man auch den kompletten Bereich stromlos machen, aber 
das führt dann zu großflächigen Versorgungslücken, weil man dann auch 
alle Kuppelleitungen für weiter entfernte Streckenabschnitte stromlos 
machen muß - alles aus eben. Das erzeugt ein weiteres Problem, nämlich 
daß auch viele unbeteiligte elektrische Züge auf freier Strecke 
liegenbleiben. Dadurch stockt der Verkehr überall und selbst 
dieselgetriebene Züge können die blockierten Strecken nicht mehr 
befahren. Das will natürlich niemand und deswegen wäre dies nur die 
äußerste Möglichkeit, etwa wenn direkte Gefahr für Leib und Leben 
besteht.

Wenn zur Sicherung der Schadensstelle wirklich alles abgeschaltet werden 
muß, dann müssen zuerst alle elektrisch betriebenen Züge aus dem vom 
Stromausfall betroffenen Bereich raus oder zumindest geordnet abgestellt 
werden.

Alles meine Meinung dazu. Ich finds okay wenn 300 Menschen eine Stunde 
in einem Zug ausharren müssen (natürlich nur solange niemand ernsthaft 
dadurch gefährdet ist), anstatt tausende durch übereilte Maßnahmen 
festzusetzen. Wenn etwa Kuppelleitungen lose in der Luft herumhängen, 
aber sonst unbeschadet und ohne Erdschluß sind, kann immer noch Strom 
durch sie fließen, der zum sicheren Abstellen der anderen Züge gebraucht 
wird.

von Maximilian K. (simulator)


Lesenswert?

Oder anders gesagt, die Bahn hat keine 5 Minuten über Unfallschutz 
nachgedacht, oder einen Euro dafür inverstiert. Das ist die letzte 
Drecksfirma, die ich seit Enschede nicht mehr benutze! Bedauen kann ich 
nur die gezwungenen Berufspendler und die naiven Firmenkunden.

von Ben _. (burning_silicon)


Lesenswert?

In Enschede fahren keine ICEs, da explodieren nur gelegentlich 
Feuerwerksfabriken.

Und wenn man alles was die Bahn (immerhin) so durch die Gegend fährt, 
dann kann man die ganzen Berufspendler echt nur bedauern...

von P. M. (o-o)


Lesenswert?

Lukas K. schrieb:
> P. M. schrieb:
>> Lukas K. schrieb:
>>> Wahrscheinlichkeit doch recht groß
>>
>> Genau. Recht gross. Mehr nicht. Und da will man eben sichergehen.
> Ok, einverstanden. Weshalb dauert es dann eine Stunde, die Leitung
> freizuschalten?

Vermutlich, weil sich zuerst jemand eine Übersicht verschaffen muss, was 
und wo genau abgeschaltet werden muss. Kann dann auch gut sein, dass 
nicht alles zentral per Knopfdruck gesteuert werden kann. Bei einem 
Unfall mit Personenschaden wird vermutlich der ganze Bahnhof per 
Knopfdruck sofort stromlos geschaltet, wenn es hingegen bloss darum 
geht, eine Lok aufzugleisen, so wird man versuchen, die Abschaltung 
möglichst lokal zu halten, um Betriebsbeeinträchtigungen soweit möglich 
zu vermeiden.

von Michael H. (michael_h45)


Lesenswert?

haettest du mal gelesen, was hier so geschrieben wird, wuesstest du, 
dass das kaese ist.

von Icke ®. (49636b65)


Lesenswert?

Uwe R. schrieb:

> Der Fahrdraht ist ja paar km lang, und da wo er endet beginnt ein neuer.
> Für den Zug praktisch unterbrechungsfrei, aber wie ist das mit der
> Trennung wenn ein Zug gerade mit seinem Stromabnehmer drunter steht...

Kommt drauf an, wie die Segmente getrennt sind. Bei einfachen 
Streckentrennern überlappen die Leitungen und der Bügel würde sie 
brücken. Dann gibt es noch sogenannte Schutzstrecken, bei denen keine 
Überlappung erfolgt. Der Lokführer muß an Schutzstrecken den 
Hauptschalter ausmachen, ansonsten gibts Feuerwerk (Lichtbogen). Siehe 
auch:

http://www.rbd-breslau.de/fremde_daten/flu/trenner/trenner.html

von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

P. M. schrieb:
> Lukas K. schrieb:
>> Wahrscheinlichkeit doch recht groß
>
> Genau. Recht gross. Mehr nicht. Und da will man eben sichergehen.

Ich denke, das ich als Zuginsasse da einfach im weiten Bogen raus-
springen würde, wenn der Untergrund dafür einigermaßen geeignet ist.
So gross ist die Schlagweite von 15kV nun auch wieder nicht.
Gruss
Harald

von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

Wilhelm Ferkes schrieb:
> Uwe R. schrieb:
>
>> So abzuschalten das der Bürger sie anfassen darf wenn er aus dem
>> verunfallten Wagen klettert. Also Abschalten, frei von Spannung...
>
> OK. Aus der Telekommunikation verstehe ich unter Freischalten nämlich
> die Inbetriebnahme eines Anschlusses, also Einschalten.

Tja, nicht alles was hinkt, ist ein Vergleich. :-)
Gruss
Harald

von Kara B. (Firma: ...) (karabenemsi)


Lesenswert?

>Ich denke, das ich als Zuginsasse da einfach im weiten Bogen
>rausspringen würde,

Und genau dieses Verhalten dürfte ebenfalls ein großes Problem der 
Sicherheitskräfte sein: den "Kindergarten" und die Besserwisser in 
Schach halten, damit eine eingermaßen koordinierte Evakuierungsaktion 
möglich ist.

>...wenn der Untergrund dafür einigermaßen geeignet ist.

Du wüdest also dein Leben aufgrund dieser Risikoabschätzung riskieren?

von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

Georg A. schrieb:

> Sicherungen halt. So im zweistelligen kA-Bereich, AFAIR nicht
> rückstellbar...

Kurzfristig "durchbrennende" Sicherungen, so wie im Hausnetz,
kennt man im Hochspannungsnetz nicht. Wie das im Bahnnetz
gelöst wird, weiss ich nicht, vermutlich aber ähnlich. (Bei
Überstrom nach 1sek oder so abschalten. Kurz danach wieder
automatisch einschalten (Vielleicht hat sich der Kurzschluss
ja "freigebrannt"). Das geschieht dann mehrmals, bis endgültig
abgeschaltet wird.)
Gruss
Harald

von Kara B. (Firma: ...) (karabenemsi)


Lesenswert?

Passend zum thema:

"Einige Fahrgäste von S-Bahnen und Regionalzügen starteten auf eigene 
Faust Versuche, sich zu befreien. Vier Passagiere zogen sich dabei 
leichte Blessuren zu."

aus

http://www.stern.de/panorama/zug-entgleist-in-stuttgart-200-reisende-im-ic-gefangen-1902538.html

von Wilhelm F. (Gast)


Lesenswert?

Harald Wilhelms schrieb:

> Tja, nicht alles was hinkt, ist ein Vergleich. :-)

Tatsächlich mußte ich hier ein wenig raten, mit der Energietechnik hatte 
ich es im Leben noch nie zu tun. Eine neutrale Person hätte es 
möglicherweise schneller begriffen, als ich, eben weil ich mit dem 
Begriff "Freischalten" aus der TK schon anderweitig vorbelastet bin.

Gerade bei Hochspannung ist es ja im Gegensatz zu TK gefährlich, wenn 
man den Begriff falsch herum deutet. Bei TK (oder auch Modelleisenbahn) 
packst du an die Leitung, egal ob frei geschaltet oder nicht, da 
passiert nicht viel.

von Ben _. (burning_silicon)


Lesenswert?

Ich habe bei Anlagen auf freier Strecke noch nie eine Sicherung im 
15kV-Netz der Bahn gesehen...

Die 10..20kV Netze der normalen Energieversorgung sind durch 
Schmelzsicherungen geschützt (vor allem Erdkabel in bebautem Gebiet).

> Ich denke, das ich als Zuginsasse da einfach im weiten Bogen raus-
> springen würde
Immer rein in die tiefhängende Speiseleitung. Vielleicht noch dran 
festhalten und hinunterhangeln. Oder wenn gerade der ICE auf dem 
Nachbargleis vorbeirauscht. Und angenommen Du überstehst das - dann 
stehst Du alleine auf einer freien Bahnstrecke, ohne Sicherung, ohne 
Führung, ohne alles. Ausgesprochen dumme Idee, behalte Deine 
lebensgefährlichen Ergüsse doch einfach mal für Dich!!

Ein einzelnes Stück Fahrdraht ist auf freier Strecke maximal einen 
Kilometer lang. Länger geht nicht, weil die Längenausdehnung durch 
Temperaturschwankungen ausgeglichen werden muß. Viele dieser Stücken 
sind aber leitend fest miteinander verbunden und können nicht einzeln 
freigeschaltet werden. Die nächste Trennstelle kann einige Kilometer 
entfernt sein.

von Uhu U. (uhu)


Lesenswert?

Ben _ schrieb:
> Ausgesprochen dumme Idee, behalte Deine
> lebensgefährlichen Ergüsse doch einfach mal für Dich!!

Meinst du nicht, daß es viel besser ist, auch solche dummen Ideen hier 
zu diskutieren und damit vielleicht zu verhindern, daß einer im 
Ernstfall unüberlegt in so eine Falle läuft?

Manchmal kann unüberlegtes Gepolter eben auch lebensgefährliche Folgen 
haben...

von Ben _. (burning_silicon)


Lesenswert?

Sind wir hier beim Darwin-Award, oder was?!

von Uhu U. (uhu)


Lesenswert?

Der Gedanke scheint dich zu überfordern...

von Ben _. (burning_silicon)


Lesenswert?

Ich denke es ist einfach sinnlos einen Gedanken an was anderes zu 
verschwenden, als bei sowas auf Anweisungen des Zugpersonals zu warten. 
Klar würde es mich ärgern wenn ich eine oder zwei Stunden in dem Ding 
festsitze, aber es ist allemal besser als nach einem eigenmächtigen und 
überaus riskanten Aussteigen in unbekannter Landschaft oder auf 
befahrenen Gleisen herumzuirren. Wenn bei sowas die Bahn nicht mehr 
fährt kommst Du da sowieso nicht planmäßig weg.

Was ist daran so schwer zu verstehen??

von Bernd T. (bastelmensch)


Lesenswert?

Harald Wilhelms schrieb:
> Ich denke, das ich als Zuginsasse da einfach im weiten Bogen raus-
> springen würde, wenn der Untergrund dafür einigermaßen geeignet ist.
> So gross ist die Schlagweite von 15kV nun auch wieder nicht.

Und ich würde erst mal schauen wie solche Experimente ausgehen. :-)

Auf Youtube gibt es ein (wahrscheinlich mehrere) Videos auf denen jemand 
mit dem Fahrdraht in kontakt kommt, heftig und animiert zum 
schnellstmöglichen weiterklicken!
Da warte ich lieber auf einen Bahner der mir meldet das nichts mehr 
passieren kann.

Ein Video ohne Tote, aber es verschafft mir dennoch Respekt:

http://www.youtube.com/watch?v=Y3vOgTUSg9s

Kurzschluss? Oberleitung aufs Dach gefallen? Keine Ahnung, auf jeden 
Fall gehts ziemlich ab. Ich wäre mit meiner Kamera nicht so nah ran. ;-)
Nach abschalten der Leitung siehts auf jeden Fall nicht aus.

von Uhu U. (uhu)


Lesenswert?

Ben _ schrieb:
> Wenn bei sowas die Bahn nicht mehr fährt kommst Du da sowieso nicht
> planmäßig weg.

Wieso ich?

> Was ist daran so schwer zu verstehen??

Du scheinst es noch immer nicht verstanden zu haben:

Einsicht in die Zusammenhänge und daraus resultierend richtiges 
Verhalten ist immer besser, als wenn die Hilfsmannschaften im Ernstfall 
einen Idioten mehr in Schach halten müssen.

Was ist daran so schwer zu verstehen??

von Georg A. (georga)


Lesenswert?

> Kurzfristig "durchbrennende" Sicherungen, so wie im Hausnetz,
> kennt man im Hochspannungsnetz nicht. Wie das im Bahnnetz
> gelöst wird, weiss ich nicht, vermutlich aber ähnlich.

Ich weiss, dass es auf der Stammstrecke im Münchner S-Bahn-Netz (fährt 
nach normalen Eisenbahnregeln, nicht BoStrab) mal ein Riesentheater gab, 
weil Esprit zur Neueröffnung metallisierte Luftballons verteilt hat. Die 
sind am Marienplatz zwischen Zug und Oberleitung gekommen und haben die 
25kA Sicherung ausgelöst. Die musste dann erstmal ersetzt werden. An dem 
Tag ist dasselbe noch zweimal passiert, da hat es dann schon etwas 
länger gedauert, ein Ersatzteil heranzuschaffen.

Es wurde auch überlegt, Esprit zur finanziellen Verantwortung 
heranzuziehen, hat dann aber wohl nicht geklappt :(

http://meinews.niuz.biz/esprit-t145250.html?langid=1

Allerdings ist die Stammstrecke elektrisch auch eine Besonderheit. 
Aufgrund der dichten Zugfolge (AFAIK zur Rushhour die am dichtesten 
befahrene Eisenbahnstrecke der Welt) ist der Fahrdraht doppelt. Die 
Einspeisung erfolgt von beiden Seiten des Tunnels, es gibt kein 
Unterwerk im Tunnel.

von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

Wilhelm Ferkes schrieb:
> Harald Wilhelms schrieb:
>
>> Tja, nicht alles was hinkt, ist ein Vergleich. :-)
>
> Tatsächlich mußte ich hier ein wenig raten, mit der Energietechnik hatte
> ich es im Leben noch nie zu tun. Eine neutrale Person hätte es
> möglicherweise schneller begriffen, als ich, eben weil ich mit dem
> Begriff "Freischalten" aus der TK schon anderweitig vorbelastet bin.

Tja, die "Postler" haben sich eigentlich nie an die allgemein übliche
deutsche Sprache gehalten, sondern sich eigene Wörter ausgedacht;
so eine Art "gelbes" Latein.
Gruss
Harald
PS: Unter "Wecker" verstehe ich auch etwas anderes wie die Postler. :-)

von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

Kara Benemsi schrieb:

> Du wüdest also dein Leben aufgrund dieser Risikoabschätzung riskieren?

Bei Olympia in London haben die ganzen Weit- und Hochspringer also
auch Ihr Leben rikiert?
Fragt sich
Harald

von Wilhelm F. (Gast)


Lesenswert?

Harald Wilhelms schrieb:

> Tja, die "Postler" haben sich eigentlich nie an die allgemein übliche
> deutsche Sprache gehalten, sondern sich eigene Wörter ausgedacht;
> so eine Art "gelbes" Latein.
> Gruss
> Harald
>
> PS: Unter "Wecker" verstehe ich auch etwas anderes wie die Postler. :-)

Anfangs war ich in dem Verein auch oft irritiert, aber man gewöhnt sich 
dran.

Woanders fand ich mal, daß sie Weltmeister für Abkürzungen in amtlichen 
Anweisungen und Behördenpapieren waren.

Im Wehrdienst später fand ich noch mal ziemlich gute Parallelen. ZTV 
hieß bei der Post die zusätzliche technische Vorschrift, beim Bund war 
es ZDV, zusätzliche Dienstvorschrift.

Das wiederum schlägt aber auch anderswo stark um sich: Kürzlich war ich 
mal in einer Diskussion hier im Elektronik-Teil, wo es um 
Pseudozufallszahlengenerierung mit dem µC ging. Ich sprach von einfachen 
Begriffen, weil ich Nichttransparenz auch nicht mag, obwohl ich lange 
bei dieser Behörde arbeitete. Rauschgenerator. Ein anderer knallte mir 
dann die Abkürzung R... (weiß ich nicht mehr genau) an den Kopf, daß man 
das ja gefälligst wissen muß.

von Kara B. (Firma: ...) (karabenemsi)


Lesenswert?

>Bei Olympia in London haben die ganzen Weit- und Hochspringer also
>auch Ihr Leben rikiert?

Ist dir der Unterschied der beiden Verhaltensweisen wirklich nicht klar?
Denk einfach über dein eigenes Zitat nach:

>Tja, nicht alles was hinkt, ist ein Vergleich.

von Wilhelm F. (Gast)


Lesenswert?

@Harald:

Mir kam beim Edit gerade einer dazwischen:

Also: Immer locker durch die Hose atmen! ;-)

von Wilhelm F. (Gast)


Lesenswert?

Ben _ schrieb:

> Viele dieser Stücken
> sind aber leitend fest miteinander verbunden und können nicht einzeln
> freigeschaltet werden.

Ich hab das mal selbst beobachtet, wie die Stückelung in der Praxis 
ausgeführt ist. Und zwar an der Stelle, wo die Spanngewichte hängen. Und 
die kann man ja eben nicht beliebig weit entfernt auseinander hängen. 
Dort zieht man über ein kurzes Stück einfach beide Leitungen schräg 
parallel, so daß die Stromzufuhr zur Lok an keiner Stelle unterbrochen 
ist. Wenn ein Stromabnehmer drunter durch fährt, berührt er über ein 
paar Meter Strecke gleichzeitig die zwei Leitungen.

Interessanter wird es, wenn eine Mehrstrom-Lok das Netz wechselt. Z.B. 
von 15kV auf 25kV. Dort gibt es tote Stücke ganz ohne Strom, an der der 
Lokführer einiges zu tun hat. Während der Zug langsam rollt, muß er 
einen Stromabnehmer einziehen, und den anderen ausfahren. Wenn er mal zu 
langsam war, und auf dem toten Stück zum Stehen kommt, muß eine 
Diesel-Rangierlok den Zug weiter schieben. Heute wird das sicher schon 
teilweise eleganter elektronisch gelöst.

von Uhu U. (uhu)


Lesenswert?

Harald Wilhelms schrieb:
> PS: Unter "Wecker" verstehe ich auch etwas anderes wie die Postler. :-)

Das war aus leicht nachvollziehbaren Gründen so: Früher waren die 
Postler Beamten und die brauchten irgendwas, was ihnen mitteilte, daß 
Dienstschluß ist. Darauf hin hat Siemens ein entsprechendes Bauteil 
entwickelt.

von Wilhelm F. (Gast)


Lesenswert?

Uhu Uhuhu schrieb:

> Darauf hin hat Siemens ein entsprechendes Bauteil
> entwickelt.

Den WGR, oder das SAR, für einen ordentlichen Wecker an 230V. ;-)

von Georg A. (georga)


Lesenswert?

> Wenn ein Stromabnehmer drunter durch fährt, berührt er über ein
> paar Meter Strecke gleichzeitig die zwei Leitungen.

Normalerweise sind die beiden Leitungen da aber auch verbunden. Wären 
sie das nicht, wäre die Strecke, über die potentielle Ausgleichsströme 
fliessen würden viel zu lang und auch relativ undefiniert.

Um die Segmente "sauber" zu trennen gibt es Streckentrenner:

http://www.hp-pfeiffer.de/streckentrenner01.jpg

Wenn der Stromabnehmer darüberfährt, funkts meistens ziemlich, und zwar 
wegen den Ausgleichsströmen. Deswegen darf der Zug unter keinen 
Umständen darunter stehenbleiben oder sehr langsam fahren. Falls wg. 
Signal etc. die Gefahr besteht, muss man abbügeln.

Wenn es vergessen wird, kann das ziemlich viel lahmlegen. War vor 
~15Jahren mal am Münchner Hauptbahnhof durch einen ICE. Stromabnehmer 
und Streckentrenner verglüht, Fahdraht runter, Auswirkungen bis 
Nürnberg...

von Wilhelm F. (Gast)


Lesenswert?

Georg A. schrieb:

>> Wenn ein Stromabnehmer drunter durch fährt, berührt er über ein
>> paar Meter Strecke gleichzeitig die zwei Leitungen.
>
> Normalerweise sind die beiden Leitungen da aber auch verbunden.

Ja natürlich.

Direkt vor der Haustür habe ich einen gigantischen Güterbahnhof. Im 
Umkreis von 3km gibts auch einen Bahnstromumrichter in einer Betonkiste. 
Der lärmt ziemlich, bzw. die außen liegenden Lüfterventilatoren. Man 
hört das einen km weit. Sonst hätte ich den als Wanderer gar nicht 
entdeckt. An der Kiste führen die 110kV, 220kV und 380kV 
Überlandleitungen zufällig vorbei. Passt exakt.

Vielleicht gehe ich mal ein paar Fotos machen, mal sehen.

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


Lesenswert?

http://www.youtube.com/watch?v=_7E3XQuFE8Y&NR=1&feature=endscreen

dafür braucht es die Abgebrühtheit russischer Eisenbahner.

von Uhu U. (uhu)


Lesenswert?

Winfried J. schrieb:
> dafür braucht es die Abgebrühtheit russischer Eisenbahner.

Das hab ich in D auch schon gesehen.

von Wilhelm F. (Gast)


Lesenswert?

Das sieht nach vereisten Stromabnehmern und Leitungen in Kälteregionen 
wie Sibirien aus. Wobei die Leitung über das Wetter mal Kondenswasser 
oder Regenwasser ansetzt, was friert. Da ist das eben so.

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


Lesenswert?

Klar aber trotzdem imposant.

von Wilhelm F. (Gast)


Lesenswert?

Winfried J. schrieb:

> Klar aber trotzdem imposant.

Der Lichtbogen zieht ja trotzdem annähernd den selben Strom, als bei 
metallischer Verbindung. Auch durch einen Eisbelag. Besonders bei der 
Hochspannung, die sowieso über schlägt. Ein schönes Lichtspiel für die 
Fahrgäste.

Hier an meinem Güterbahnhof brutzelt und bratzelt es auch immer mal. Der 
Lokführer wird das gar nicht mal bemerken.

von Ben _. (burning_silicon)


Lesenswert?

Nachts bemerkt der diese Lichtshow sehr wohl, der Lichtbogen macht vor 
allem bei hohem Fahrstrom um die Lok herum alles hell. Freut übrigens 
die Mechaniker sehr, die an solchen Tagen reihenweise Stromabnehmer 
ausbessern dürfen.

Bahnstrom-Umrichter oder -umformer werden eigentlich immer aus dem 
110kV-Dreiphasen-Netz gespeist. Nur die am Kernkraftwerk Neckarwestheim 
laufen mit 380kV. Welches Umrichterwerk bzw. welchen Ort meinst Du denn?

von Uhu U. (uhu)


Lesenswert?

Ben _ schrieb:
> Freut übrigens
> die Mechaniker sehr, die an solchen Tagen reihenweise Stromabnehmer
> ausbessern dürfen.

Gibt es eine Möglichkeit, den Fahrdraht zu enteisen?

von Icke ®. (49636b65)


Lesenswert?

Uhu Uhuhu schrieb:

> Gibt es eine Möglichkeit, den Fahrdraht zu enteisen?

Klar, das erledigt der Lichtbogen nebenbei.
Eine praktisch anwendbare, respektive ökonomisch sinnvolle, eher nicht.

von Uhu U. (uhu)


Lesenswert?

Icke ®. schrieb:
> Klar, das erledigt der Lichtbogen nebenbei.

So ganz effektiv scheint das aber auch nicht zu sein: hoher Verschleiß 
und der nächste Zug macht nicht viel weniger Feuerwerk.

von Icke ®. (49636b65)


Lesenswert?

Uhu Uhuhu schrieb:

> So ganz effektiv scheint das aber auch nicht zu sein: hoher Verschleiß
> und der nächste Zug macht nicht viel weniger Feuerwerk.

Bei Temperaturen von -40°C gefriert es halt augenblicklich wieder. Aber 
wie willst du auf hunderten oder gar tausenden Streckenkilometern die 
Enteisung realisieren? Einzig denkbare Möglichkeit: Den Fahrdraht durch 
hohen Stromfluß eigenerwärmen. Wird Gerüchten zufolge bei der Bahn 
mittels sehr schwerer, langsam fahrender Güterzüge gemacht. Dürfte in 
Sibirien wegen der großen Entfernungen jedoch kaum praktikabel sein und 
das Auswechseln verbrannter Bügel kostenmäßig um Größenordnungen 
überschreiten.

von Uhu U. (uhu)


Lesenswert?

Icke ®. schrieb:
> Bei Temperaturen von -40°C gefriert es halt augenblicklich wieder.

Wie gesagt, das gibts nicht nur in Sibirien. Ich habe das schon in 
Südbaden gesehen, sowohl durch Blitzeis, als auch durch Raureif 
verursacht. Wobei das Blitzeis allerdings der üblere Fall ist.

von Icke ®. (49636b65)


Lesenswert?

Hierzulande kann man den Fahrdraht mit Glycerin einschmieren:

http://www.stemmann.de/de/bahn/dachstromabnehmer/spezialentwicklungen/fahrdrahtenteisungsanlage

Funktioniert aber nur bis -15° und 30km/h. Muß außerdem alle paar Tage 
wiederholt werden.

von Axel L. (axel_5)


Lesenswert?

Ben _ schrieb:
> Ich denke es ist einfach sinnlos einen Gedanken an was anderes zu
> verschwenden, als bei sowas auf Anweisungen des Zugpersonals zu warten.
> Klar würde es mich ärgern wenn ich eine oder zwei Stunden in dem Ding
> festsitze, aber es ist allemal besser als nach einem eigenmächtigen und
> überaus riskanten Aussteigen in unbekannter Landschaft oder auf
> befahrenen Gleisen herumzuirren. Wenn bei sowas die Bahn nicht mehr
> fährt kommst Du da sowieso nicht planmäßig weg.
>
> Was ist daran so schwer zu verstehen??

Au weia, umherirren in unbekannter Landschaft, das überfordert hier 
anscheinend so manchen.

Ich würde einfach das Handy zücken und mir ein Taxi rufen.

Und dem DB-Personal, welches ansonsten nicht eben durch besondere 
Kompetenz, geschweige denn Umsicht, auffällt, jetzt gerade in so einer 
Situation sein Leben anzuvertrauen, scheint mir auch nicht so wirklich 
ratsam. Das sind immerhin die gleichen, die so einen ICE ohne 
Klimaanlage in praller Sonne und ohne Getränke stehen lassen, bis die 
Fahrgäste kollabieren.

Gruss
Axel

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Uhu Uhuhu schrieb:
> Winfried J. schrieb:
>> dafür braucht es die Abgebrühtheit russischer Eisenbahner.
>
> Das hab ich in D auch schon gesehen.

Ich auch, Temperaturen um die -15 °C, da hat die ganz normale
S-Bahn auch schönes helles Feuerwerk erzeugt.  War nicht so heftig
wie im Film, aber trotzdem auffallend.

von Ben _. (burning_silicon)


Lesenswert?

> Ich würde einfach das Handy zücken und mir ein Taxi rufen.
"Hallo hallo, ich hätte gerne mal ein Taxi nach .. äh.. auf die grüne 
Wiese mit der gefleckten Kuh.. äh.. na hinter der leichten Kurve der .. 
äh.. Bahntrasse wo .. .. äh.. gerade mein Zug steht... der rote, mit dem 
DB Logo drauf..."

Das Eis am Fahrdraht wird durch die Züge immer weniger, solange sich 
durch das Wetter nichts neu anlagert. Nach 2-3 Zügen funkt's nicht mehr. 
Bei hoher Luftfeuchte und tiefen Temperaturen kann man nicht viel 
dagegen machen. Die Methode mit schweren Güterzügen mag begrenzt 
funktionieren, allerdings müßte dieser dann auf den Einspeisepunkt zu 
fahren und es geht auch nicht bei vielen Leitungen gleichzeitig 
(Oberstrombegrenzung). Das 15kV-Netz der Bahn ist halt kein 
Energieübertragungsnetz, sondern dient nur der Versorgung der Züge. Es 
steht auch deutlich weniger Leistung zur Verfügung als im Drehstromnetz.

Die EVUs versuchen Eisansatz abzutauen indem sie ihre Leitungen so 
schalten, daß die vereisten an ihrer Leistungsgrenze arbeiten und 
dadurch erwärmt werden. Südlich von Quebec hat man einen Enteiser 
gebaut, der bei bedarf bis zu 8.000A durch die Leitungen schickt um sie 
abzutauen.

von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

Ben _ schrieb:

> Südlich von Quebec hat man einen Enteiser gebaut, der bei bedarf
> bis zu 8.000A durch die Leitungen schickt um sie abzutauen.

Aha, und nördlich von Quebec braucht man keine Enteiser?
Fragt sich
Harald

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Ben _ schrieb:
>> Ich würde einfach das Handy zücken und mir ein Taxi rufen.
> "Hallo hallo, ich hätte gerne mal ein Taxi nach .. äh.. auf die grüne
> Wiese mit der gefleckten Kuh.. äh.. na hinter der leichten Kurve der ..
> äh.. Bahntrasse wo .. .. äh.. gerade mein Zug steht... der rote, mit dem
> DB Logo drauf..."

"Seien Sie bitte vorsichtig, wenn Sie die Tür des Zugs öffnen, könnte
sein, dass es funkt."

:-)

von Axel L. (axel_5)


Lesenswert?

Ben _ schrieb:
>> Ich würde einfach das Handy zücken und mir ein Taxi rufen.
> "Hallo hallo, ich hätte gerne mal ein Taxi nach .. äh.. auf die grüne
> Wiese mit der gefleckten Kuh.. äh.. na hinter der leichten Kurve der ..
> äh.. Bahntrasse wo .. .. äh.. gerade mein Zug steht... der rote, mit dem
> DB Logo drauf..."
>

In welcher Welt lebst du denn ?

MyTaxi App aufgerufen und ein Taxi gerufen.

Ansonsten sagt mir auch Google Maps, wo ich gerade bin.

Gruss
Axel

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Axel Laufenberg schrieb:
> MyTaxi App aufgerufen und ein Taxi gerufen.

Auf Gleis 14 von 24, mitten im Bahnhofsvorbereich ...

von Axel L. (axel_5)


Lesenswert?

Jörg Wunsch schrieb:
> Axel Laufenberg schrieb:
>> MyTaxi App aufgerufen und ein Taxi gerufen.
>
> Auf Gleis 14 von 24, mitten im Bahnhofsvorbereich ...

Also 24 Gleise hat man nur in direkter Nähe zum Bahnhof. Da braucht man 
ja dann nur neben dem Gleis bis zum Bahnsteig zu laufen, da ist dann der 
nächste Taxistand ausgeschildert.

Aber wenn Du mit dem Organisieren eines Taxis und gegebenenfalls dem 
Spazieren zur nächsten Strasse schon dermassen überfordert bist, bleibst 
Du tatsächlich am besten im Zug sitzen.

Aber das muss man ja nicht verallgemeinern.

Gruss
Axel

von Georg W. (gaestle)


Lesenswert?

Ein Punkt der zu solch langen Reaktionszeiten bei Unfällen führt ist 
auch dass die Notfallreserven abgebaut wurden. Das nötige Gerät muss von 
weit entfernten Depots herbeigeschafft werden. Vor Mehdorns Zeiten stand 
in einem Nachbarort eine Diesellok und Werkzeug bereit, das wurde dann 
aber wegrationalisiert. Jetzt dauert es auch mal eine Stunde bis Hilfe 
bei einer Panne eintrifft. Einmal ging selbst dann nichts, weil der 
passende Kupplungsadapter für den liegengebliebenen ICE vergessen wurde.

Ich persönlich vermeide es wenn es geht mit der Bahn zu fahren, da die 
Ausfälle zunehmen. Vor einigen Wochen musste ich aber mal wieder. Der 
Zug nach Stuttgart war übervoll, was laut einiger Mitreisender die Regel 
darstellt. In Stuttgart hätte ich dann nach Plan zufälligerweise den 
jetzt verunglückten Zug nehmen sollen, er war aber schon vorher liegen 
geblieben. Der Ersatz war ein alter D-Zug, aber besser als nochmals 2 
Stunden auf den nächsten regulären Zug zu warten. Aber meine gesamte 
Reiseplanung war schon am ersten Tag über den Haufen geworfen. Senk ju 
vor träwelling with Deutsche Bahn.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Axel Laufenberg schrieb:
> Also 24 Gleise hat man nur in direkter Nähe zum Bahnhof.

Es ist im Ausfahrbereich aus dem Bahnhof passiert.  Die Bilder wirst
du dir ja wohl selbst noch ansehen können.

> Aber wenn Du mit dem Organisieren eines Taxis und gegebenenfalls dem
> Spazieren zur nächsten Strasse schon dermassen überfordert bist, bleibst
> Du tatsächlich am besten im Zug sitzen.

Also ich würde für den Gefahrenfall, dass sich zwischen Zug und Erde
wirklich 15 kV Potenzialunterschied befinden könnten (auch wenn ich
mir das angesichts der Metallkonstruktion der Wagen nur schwer
vorstellen kann) in der Tat lieber im Zug sitzenbleiben, bis mir
jemand Entwarnung gibt.  Elektrischer Strom macht klein, schwarz und
hässlich.  Das Schicksal der beiden Glasreiniger, die letztens in
Braunschweig (oder Hannover?) mit ihrer Alu-Leiter in die Fahrleitung
gefallen sind, würde ich nicht freiwillig teilen wollen.  Dagegen sind
die 15 kV eines geladene Bildröhrenkondensators, die ich als
Jugendlicher mal mit dem Arm entladen "durfte", wirklich harmlos (und
die waren schon nicht ohne, der Arm hat eine Viertelstunde danach noch
gezittert).

von Kleiner L. (Firma: Eisenbahn überall) (lokfuehrer_1981)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Georg A. schrieb:
> Wenn der Stromabnehmer darüberfährt, funkts meistens ziemlich, und zwar
> wegen den Ausgleichsströmen. Deswegen darf der Zug unter keinen
> Umständen darunter stehenbleiben oder sehr langsam fahren. Falls wg.
> Signal etc. die Gefahr besteht, muss man abbügeln.

Auf der freien Strecke bzw. im Bahnhof in durchgehenden Hauptgleisen 
findet man selten Streckentrenner, zu verschleißanfällig und auch nur 
bis Geschwindigkeiten zu 160 km/h zugelassen. Man behilft sich dann mit 
ein- und auslaufenden Kettenwerken. Die Schleifleiste berührt dann 
kurzzeitig beide Oberleitungen. Da je nach Belastung leicht 
unterschiedliche Spannungen auf beiden Oberleitungen sind und diese 
nicht miteinander verbunden sind, fließen über die beiden Schleifleisten 
am Stromabnehmer Ausgleichsströme. Man darf dort nicht allzu lange 
anhalten, der Fahrdraht könnte im worst case schmelzen. Punkte, wo Züge 
durch Signale oder andere Besonderheiten länger an solchen Stellen 
halten könnten, sind durch Orientierungkennzeichen versehen, siehe 
Anhang.
Bedeutung:
"Die Schilder befinden sich an zwei Oberleitungsmasten
innerhalb der offenen Streckentrennung einer Speisebezirksgrenze
des Oberleitungsnetzes und zeigen an, dass
zwischen Anfang- und Ende-Kennzeichen nicht mit gehobenem
Stromabnehmer angehalten werden darf."

von Wilhelm F. (Gast)


Lesenswert?

Uhu Uhuhu schrieb:

> Gibt es eine Möglichkeit, den Fahrdraht zu enteisen?

In gemäßigten Klimaregionen wie bei uns sollte der Fahrstrom über die 
gesamte Leitungslänge das erledigen. Bei -50°C wird das zunehmend 
schwieriger. Schweizer hatten mit Leitungen aus reinem Kupfer Mitte des 
20. Jhdt. sogar ganz andere Probleme, weil die Fahrdrähte wirklich über 
die gesamte Länge 120°C heiß wurden, und Kupfer sich dort zu längen 
beginnt, bis eines Tages die Spanngewichte auf dem Boden lagen. Dann 
begann man mit Bronze, was sehr viel robuster ist. OK, die haben auch 
extreme Ansprüche in der Schweiz, mit langen Berganstiegen und 
Schwerstzügen, also sehr lange Fahrzeiten unter Höchstleistung.

Eine deutsche E-Lok hat schon mal 5-10MW Leistung. Das macht immerhin 
etwa 300-600A Strom. Hier am Güterbahnhof werden oft zwei Loks 
eingespannt. Und die ziehen 10 Minuten mit voller Leistung, um den Zug 
in normale Rollgeschwindigkeit zu bringen. Schwere Erzzüge aus dem 
Saarland, mit insgesamt bis 6000 Tonnen Masse auf 40 Waggons. Das ist 
wie Erdbeben, wenn man daneben steht, und er auch nur langsam rollt.

Auch im Sommer sehe ich es dort funken. Dort hat sich dann wohl etwas 
Oxid am Draht gebildet.

Daß mal Leitungen wegen Verschleißgrenze z.B. wegen Drahtverdünnung 
durch Materialabrieb gewechselt wurden, sah ich noch nie. Bronze ist 
reichlich hart. Mann, was waren die Telefondrähte störrisch.

Sogar in der Telefontechnik machte man erst Kupferdrähte an 
Telegrafenmasten, später Bronze. Kupfer längt sich durch die Zugspannung 
auch ohne Temperaturen auf Dauer von selbst. Bronze eben nicht mehr.

Ansonsten verläuft die Leitung am Stromabnehmer aber ohnehin 
zickzackförmig, zur gleichmäßigen Abnutzung über die gesamte 
Bügelbreite.

Möglicherweise sind bei den Russen die Monteurskosten und Materialkosten 
auch nicht so extrem, wie sonstwo.

Wegen superteuren Stromabnehmern gibts ja bei uns schon mal 
Streitigkeiten, daß die Hersteller den Verschleiß angeblich für sich 
ausnutzen. Was machten die 1930? War es da billiger?



Jörg Wunsch schrieb:

> Also ich würde für den Gefahrenfall, dass sich zwischen Zug und Erde
> wirklich 15 kV Potenzialunterschied befinden könnten (auch wenn ich
> mir das angesichts der Metallkonstruktion der Wagen nur schwer
> vorstellen kann) in der Tat lieber im Zug sitzenbleiben, bis mir
> jemand Entwarnung gibt.

Ja logisch. Das ist doch ein Faradayscher Käfig. Auch wenn man dann mal 
15kV Spannungspotential gegenüber der Umwelt hat. Ein Blitzeinschlag ins 
Auto soll ja auch die Insassen nicht behelligen.

von Lukas K. (carrotindustries)


Lesenswert?

Ob das mit den 15kV auf dem Wagen mal wer von der Bahn gemessen hat...

von Michael H. (michael_h45)


Lesenswert?

willst du es mit der hand testen?

von Uhu U. (uhu)


Lesenswert?

Lukas K. schrieb:
> Ob das mit den 15kV auf dem Wagen mal wer von der Bahn gemessen hat...

Das ist wohl ziemlich unwahrscheinlich. Wirklich gefährlich sind 
heruntergerissene Fahrdrähte, die irgendwo den Weg versperren.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Wilhelm Ferkes schrieb:
> Ein Blitzeinschlag ins
> Auto soll ja auch die Insassen nicht behelligen.

Behelligen schon, denn Blitze sind meist auch recht hell. ;-)

Ansonsten wird das hier regelmäßig in der TU bei Hochspannungs-Shows
mal vorgeführt, dass das mit dem Faradayschen Käfig funktioniert.

Lukas K. schrieb:
> Ob das mit den 15kV auf dem Wagen mal wer von der Bahn gemessen hat...

Sicher nicht, aber das ist ja auch nicht nötig.  Es ging ihnen doch
lediglich darum, dass die Rettungskräfte, um jegliche Gefährdung für
sie auszuschließen, halt erst dann da ran durften, als der Fahrdraht
als geerdet rückgemeldet war und damit ein garantiert sicherer
Zustand erreicht.

Wenn da irgendwo auf einem entgleisten Wagen ein Fahrdraht rumliegt,
will man eben nicht nur hoffen, dass da schon irgendwo ein Überstrom-
schalter abgeschaltet hat, sondern man will sich sicher sein, dass
abgeschaltet ist.

von Axel L. (axel_5)


Lesenswert?

Jörg Wunsch schrieb:
> Axel Laufenberg schrieb:
>> Also 24 Gleise hat man nur in direkter Nähe zum Bahnhof.
>
> Es ist im Ausfahrbereich aus dem Bahnhof passiert.  Die Bilder wirst
> du dir ja wohl selbst noch ansehen können.

Ja, man konnte vom Zug problemlos zum Bahsteig gehen.


>
>> Aber wenn Du mit dem Organisieren eines Taxis und gegebenenfalls dem
>> Spazieren zur nächsten Strasse schon dermassen überfordert bist, bleibst
>> Du tatsächlich am besten im Zug sitzen.
>
> Also ich würde für den Gefahrenfall, dass sich zwischen Zug und Erde
> wirklich 15 kV Potenzialunterschied befinden könnten (auch wenn ich
> mir das angesichts der Metallkonstruktion der Wagen nur schwer
> vorstellen kann) in der Tat lieber im Zug sitzenbleiben, bis mir
> jemand Entwarnung gibt.  Elektrischer Strom macht klein, schwarz und
> hässlich.  Das Schicksal der beiden Glasreiniger, die letztens in
> Braunschweig (oder Hannover?) mit ihrer Alu-Leiter in die Fahrleitung
> gefallen sind, würde ich nicht freiwillig teilen wollen.  Dagegen sind
> die 15 kV eines geladene Bildröhrenkondensators, die ich als
> Jugendlicher mal mit dem Arm entladen "durfte", wirklich harmlos (und
> die waren schon nicht ohne, der Arm hat eine Viertelstunde danach noch
> gezittert).

DAS sollte man sich tatsächlich gut überlegen. Wobei sich schon 
ernsthaft die Frage stellt, wie eigentlich an einem metallenen Waggon, 
der mit tonnenschweren Stahlrädern auf einer gut geerdeten Schiene 
steht, eine Spannung entstehen soll.

Was mich massiv in solchen Situationen stört, ist, dass da Leute eine 
Risikoabwägung in meinem Namen machen, die letztlich nur das Ziel haben, 
deren Risiko zu minimieren und ohne mich zu fragen. Dass ich vielleicht 
ganz andere Kriterien anlegen würde, wird schlicht ignoriert. Was hätte 
man eigentlich gemacht, wenn da drin einer wegen der Aufregung einen 
Herzinfarkt gehäbt hätte ?

Aber das Problem, dass man dann hilflos in der Gegend rumsteht, ist doch 
relativ einfach lösbar.

Gruss
Axel

von Ben _. (burning_silicon)


Lesenswert?

Wieso nimmst Du nicht einfach die iBeam App und teleportierst Dich dahin 
wo Du hin willst??

Auf Strecken wo es keine Trennstellen in der Oberleitung gibt sind die 
auch gar nicht so notwendig. Das sollten größtenteils die 
Schnellfahrstrecken sein, und die werden alle in recht kurzen Abständen 
mit 110kV Unterwerken zentral versorgt. Wenn das phasenrichtig 
geschaltet ist, fließen da keine so großen Ausgleichströme.

von Georg A. (georga)


Lesenswert?

> dass da Leute eine Risikoabwägung in meinem Namen machen,

Die Leute sind als Erstes dran, wenn irgendwas passiert. Irgendeine 
Fahrgast-Knalltüte gibts immer, die aufgrund eigener Blödheit sich 
verletzt und dann noch die Bahn dafür haftbar machen will.

Wie war das noch? Nahezu jede Regel in den Bahn-Sicherheitsbestimmungen 
kann auf einen Unfall zurückgeführt werden...

von Icke ®. (49636b65)


Lesenswert?

Wilhelm Ferkes schrieb:
> Dann begann man mit Bronze, was sehr viel robuster ist.

Aus Bronze besteht nur das Tragseil, der Fahrdraht ist weiterhin aus Cu 
bzw. Cu-Legierungen. Zu DDR-Zeiten hatten wir auch kurrzeitig Fahrdrähte 
mit einer Stahlseele, das Zeug war jedoch grauenvoll steif und 
fürchterlich zu verarbeiten. Beim Einbiegen in die Klemmen hat man sich 
fast die Finger gebrochen. Wurde dann zum Glück wieder von abgelassen.

von Georg W. (gaestle)


Lesenswert?

Axel Laufenberg schrieb:
> Was mich massiv in solchen Situationen stört, ist, dass da Leute eine
> Risikoabwägung in meinem Namen machen, die letztlich nur das Ziel haben,
> deren Risiko zu minimieren und ohne mich zu fragen.

Wenn die sich in deinem Sinne entschieden hätten gäbe es das selbe in 
grün: "Unverantwortlich, die Bahn spielt mit Leib und Leben ihrer 
Kunden,..." Höchst wahrscheinlich von genau jenen Leuten, die sich jetzt 
auch zu Wort melden.
Wenn das nicht ausgerechnet in Stuttgart (diesen Sonntag wird ein neuer 
Oberbürgermeister gewählt, Hr. Rockenbauch, Sprecher des 
Aktionsbündnisses gegen Stuttgart21, kandidiert auch) passiert wäre 
würde kein Hahn danach krähen, es wäre ein Zwischenfall unter vielen 
ähnlichen, eine kleine Notiz im Lokalteil der Zeitung.

Von dem auf dem Zug liegenden Fahrdraht wird keine große Gefahr 
ausgehen, eher von irgendeiner halb herabgerissenen oder freigelegten 
Leitung.
N.B.: Interessant wäre eine Unfallstatistik, die auch die Jahre vor 
Beginn der Bauarbeiten umfasst. Dann würden wir auch wissen ob es den 
hier behaupteten Zusammenhang tatsächlich gibt.

von Reinhard S. (rezz)


Lesenswert?

Wilhelm Ferkes schrieb:

> Bei TK (oder auch Modelleisenbahn)
> packst du an die Leitung, egal ob frei geschaltet oder nicht, da
> passiert nicht viel.

Naja, so ein ehemaliger PCM-Anschluss lässt einen doch erstmal 
zurückzucken.

von Benjamin K. (benjamin92)


Lesenswert?

So ein Telefondöschen kann einem schonmal nen Schlag geben, vor allem, 
wenn gerade angerufen wird. War zumindest in Österreich so.

Mit der Spannnung an der richtigen Bahn würde ich nicht gerne hantieren. 
Gibt ja so verrückte Leute, die auf Züge klettern, aber das halte ich 
für sehr gefährlich.

Wäre in der Situation im Zug geblieben und hätte darauf gewartet, dass 
mir von der DB jemand sagt, was ich tun soll. Rausspringen, wie schon 
geschrieben wurde, würde ich nicht.

von Axel L. (axel_5)


Lesenswert?

Georg A. schrieb:
>> dass da Leute eine Risikoabwägung in meinem Namen machen,
>
> Die Leute sind als Erstes dran, wenn irgendwas passiert. Irgendeine
> Fahrgast-Knalltüte gibts immer, die aufgrund eigener Blödheit sich
> verletzt und dann noch die Bahn dafür haftbar machen will.
>
> Wie war das noch? Nahezu jede Regel in den Bahn-Sicherheitsbestimmungen
> kann auf einen Unfall zurückgeführt werden...

Da haben wir zugegebenermassen ein Problem in unserem Rechtssystem. Man 
sollte vielleicht doch wieder mehr die Eigenverantwortung fordern und 
fördern. Dann würde vielleicht auch wieder mehr Vernunft einkehren und 
manche venünftige Entscheidung befördert.

Gruss
Axel

von Georg A. (georga)


Lesenswert?

> Dann würde vielleicht auch wieder mehr Vernunft einkehren und
> manche venünftige Entscheidung befördert.

Vernunft funktioniert nur mit Wissen. Und im Bahnbereich ist das 
Unwissen riesig. Es hat so gut wie keiner Ahnung von der Technik und den 
Prozessen, denen er (zB. als Pendler täglich) da sein Leben anvertraut.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Georg W. schrieb:
> Wenn das nicht ausgerechnet in Stuttgart (diesen Sonntag wird ein neuer
> Oberbürgermeister gewählt, Hr. Rockenbauch, Sprecher des
> Aktionsbündnisses gegen Stuttgart21, kandidiert auch) passiert wäre
> würde kein Hahn danach krähen, es wäre ein Zwischenfall unter vielen
> ähnlichen, eine kleine Notiz im Lokalteil der Zeitung.

Es ist aber nicht ganz unwahrscheinlich eben genau wegen "Stuttgart21"
auch ausgerechnet in Stuttgart passiert.  Man hat nur für die
Bauvorbereitung bereits das Bahnhofsvorfeld über alle Maßen "verbogen",
und entsprechend passieren nun Unfälle, die woanders nicht passieren.

von Bernd K. (bmk)


Lesenswert?

Georg W. schrieb:
> Von dem auf dem Zug liegenden Fahrdraht wird keine große Gefahr
> ausgehen, eher von irgendeiner halb herabgerissenen oder freigelegten
> Leitung.

Auch meine Meinung.

Wenn die Leute aus dem Zug freigelassen würden, lässt sich schwer
vorhersagen, in welche Richtung die Flucht erfolgt. Und eine noch
so kurze Berührung mit einem spannungsführenden Teil ist tödlich.

Eine weitere Gefahr sind Fahrdrähte, die den Boden berühren.
Das reicht meist nicht für eine Abschaltung aus und es bildet sich
ein Spannungstrichter:http://de.wikipedia.org/wiki/Spannungstrichter

Bei entsprechender Nähe und Schrittweite gibts dann Strom in die Beine.

von Wilhelm F. (Gast)


Lesenswert?

Bernd K. schrieb:

> Bei entsprechender Nähe und Schrittweite gibts dann Strom in die Beine.

Das Gelände ist dann hinterher ein Angler-Paradies: Sogar die Würmer für 
den Angelhaken kommen aus der Erde freiwillig an die Oberfläche.

So lernte ich das früher beim Nachbarn. Baustahl einen halben Meter in 
die Erde geschlagen, und 230V angeklemmt. ;-)

Nachahmung nur bedingt empfehlenswert. Man könnte stolpern, und in den 
Baustahl fallen. Kinder sind dort auch nicht erwünscht. Die 
Stromrechnung bekam der Nachbar.

von Ben _. (burning_silicon)


Lesenswert?

> Gibt ja so verrückte Leute, die auf Züge klettern, aber das halte
> ich für sehr gefährlich.
Einmal an den Fahrdraht gekommen riechts nach Gegrilltem und 90% von 
denen sind tot. Der Rest zerplatzt an der nächsten Brücke.

von Wilhelm F. (Gast)


Lesenswert?

Ben _ schrieb:

> Einmal an den Fahrdraht gekommen riechts nach Gegrilltem und 90% von
> denen sind tot.

Von den restlichen 10% lernte ich mal persönlich einen kennen, den Vater 
eines Azubis aus meiner Ausbildung. Elektriker.

Der hatte nicht mehr viel Verstand, und schrumpfte laut Aussage meines 
Kumpels um ca. 20cm.

von Ben _. (burning_silicon)


Lesenswert?

Das halte ich für ein Ammenmärchen. So schnell schrumpft man nicht ohne 
tödliche Verletzungen zu bekommen.

In meinem Energietechnik-lastigen Fachabi hab ich ein Bild von jemandem 
gesehen, der sich am 10kV-Abgang des Trafos an einer 110kV Freileitung 
festgetackert hatte. Der dürfte definitiv hin gewesen sein, weil so viel 
ist da nicht von übrig geblieben.

von Wilhelm F. (Gast)


Lesenswert?

> Das halte ich für ein Ammenmärchen.

Das steht dir natürlich frei.

> So schnell schrumpft man nicht ohne
> tödliche Verletzungen zu bekommen.

Ach so, die 10% haben also nur ganz bestimmte Schäden. ;-)

Die Wirbelsäule schrumpft über die gesamte Länge. Die Muskelspannungen 
werden unter Strom extrem hoch.

von Ben _. (burning_silicon)


Lesenswert?

Bullshit.

Wenn Du so viel Strom abbekommst, daß sich Deine Wirbelsäule um 20cm 
verkürzt, garantiere ich Dir einen schnellen und einigermaßen 
schmerzlosen Tod. Soviel kriegen ja nicht mal die Kandidaten auf dem 
elektrischen Stuhl ab, die sind körperlich noch gut erhalten und 
trotzdem tot. Die Einwirkzeit müßte also deutlich länger oder der 
Stromstoß deutlich stärker sein als das was so ein (ziemlich tödlicher) 
Stuhl schafft.

Denk doch mal nach bevor Du solchen Müll schreibst...

von Wilhelm F. (Gast)


Lesenswert?

> Denk doch mal nach bevor Du solchen Müll schreibst...

Na wenn du das meinst. Ich kannte den Mann persönlich.

Beim Schleudersitz staucht sich die Wirbelsäule pro Flug auch um 2cm, 
dauerhaft bleibend. Ein Pilot darf das drei mal, also 6cm. Zumindest war 
das 1981 so. Dann darf er nicht mehr fliegen, und ist möglicherweise 
körperlich immer noch topfit.

von Ben _. (burning_silicon)


Lesenswert?

Achso, entschuldige. Mir war entgangen, daß 3x2cm gleich 1x20cm ist.

von Icke ®. (49636b65)


Lesenswert?

Wilhelm Ferkes schrieb:

> Der hatte nicht mehr viel Verstand, und schrumpfte laut Aussage meines
> Kumpels um ca. 20cm.

Halte ich auch für eine urban legend. 20cm sind sehr viel, die Knochen 
müßten da mit schrumpfen, nicht nur die Bandscheiben.

Ich habe beim Fahrleitungsbau einen Unfall miterlebt. Der Junge berührte 
den Fahrdraht in Hüfthöhe. Auf der Bühne des FMW blieb ein Abdruck mit 
den Umrissen des Schuhs zurück und daneben eine Art Schweißpunkt. Er 
trug Turnschuhe mit dicker Gummisohle, sodaß der Strom wahrscheinlich 
nicht direkt durch die Fußsohle floß, sondern als Lichtbogen in 
Knöchelhöhe absprang. Den Anblick des Beines und den Gestank nach 
verbranntem Fleisch hab ich bis heute nicht aus dem Kopf bekommen. Wie 
dem auch sei, geschrumpft ist das Bein nicht, nur äußerlich verbrannt. 
Die Ärzte haben es jedoch gut hinbekommen und er konnte nach einem Jahr 
wieder arbeiten.

von Ben _. (burning_silicon)


Lesenswert?

Wie kommts, daß
a) der Fahrdraht unter Dampf stand und
b) die Bühne geerdet war?

von Georg W. (gaestle)


Lesenswert?

Wie es jetzt aussieht ist an den beiden letzten Unfällen der zu kurze 
Abstand zwischen 2 Weichen in Kombination mit einem geschobenen Zug 
verantwortlich. Die Verkürzung geschah infolge der Verlängerung der 
Bahnsteige.
http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.entgleister-ic-nach-zug-unfall-bahn-wehrt-sich-gegen-vorwuerfe.95b84c3a-e3a9-40c9-927e-2a2de2cad808.html 
Wenn das jetzt nur wieder repariert wird können wir uns in ein paar 
Wochen wieder über diese Thema unterhalten...

Der genaue Zusammenhang der anderen Unfälle der letzten 2 Jahre zu den 
Bauarbeiten ist mir aber immer noch nicht klar. Die Bahn spricht von 
menschlichem Versagen und einer falsch gestellten Weiche. Ich habe bis 
vor einigen Jahren selbst im Raum Stuttgart gewohnt, da gab es an diesem 
Bahnhof immer wieder Vorfälle. Einen Teil davon kann man auch auf das 
Konto unterlassene Instandhaltung verbuchen. Wie überzogene 
Gewinnerwartungen zu Unfällen führen konnte man in England studieren. 
Dort war es die Privatisierung, bei uns der versuchte Börsengang, in 
dieser Zeit wurde viel "auf Verschleiß" gefahren. Investitionen in 
Instandhaltung, zeitgemäße Sicherheitstechnik oder gar Lärmschutz trüben 
nur die schönen Zahlen im Börsenprospekt.

von Icke ®. (49636b65)


Lesenswert?

Ben _ schrieb:
> Wie kommts, daß
> a) der Fahrdraht unter Dampf stand und

Weil der Bahnhof (Falkenberg) und mit ihm die erste Länge des Gleises 
bereits in Betrieb war. Es sollte gar niemand raufsteigen, denn wir sind 
mit dem Bauzug nur dorthin hingefahren, um Tabletten abzuladen (Anm.: 
Jargon für Betongewichte). Der Verunfallte war der Bediener des FMW und 
kletterte eigenmächtig hoch, warum weiß keiner. Es hat auch niemand 
mitbekommen bzw. bewußt wahrgenommen, erst als es geknallt und geblitzt 
hat. Wir konnten ihm zunächst nicht mal helfen, weil wir nicht sicher 
waren, ob die Leitung abgeschaltet ist und wir dem Lokführer erst Prügel 
androhen mußten, damit er entgegen seiner Vorschriften aus dem Abschnitt 
rausfuhr. War höchste Zeit, denn die Klamotten, bzw. was davon übrig 
war, brannten noch.

> b) die Bühne geerdet war?

Weil sie bei dieser Bauart von FMW nicht isoliert ist:

http://www.bahndienstwagen-online.de/bahn/BDW/BDWBA/HTML500/ba579.html

von Ben _. (burning_silicon)


Lesenswert?

Okay wenn er da eigenmächtig raufklettert ists wirklich sein Bier, aber 
sonst hätte ich nicht der verantwortliche Vorarbeiter sein wollen...

von Wilhelm F. (Gast)


Lesenswert?

Ben _ schrieb:

> Achso, entschuldige. Mir war entgangen, daß 3x2cm gleich 1x20cm ist.

Das ist der Faktor gesund zu krank. 6 zu 20.

von Georg W. (gaestle)


Lesenswert?

Laut SWR1 ist es heute wieder ein Zug bei einer Testfahrt auf der selben 
Weiche wie vor 2 Wochen entgleist. Der 1.Versuch mit geringer 
Geschwindigkeit glückte, aber beim 2. Mal war der Zug etwas schneller.

von Uhu U. (uhu)


Lesenswert?

Georg W. schrieb:
> Der 1.Versuch mit geringer
> Geschwindigkeit glückte, aber beim 2. Mal war der Zug etwas schneller.

Also mal wieder ein typischer Fall von menschlichem Versagen.

von A. $. (mikronom)


Lesenswert?

Georg W. schrieb:
> Laut SWR1 ist es heute wieder ein Zug bei einer Testfahrt auf der selben
> Weiche wie vor 2 Wochen entgleist.

Man könnte glauben, das ist doch alles gestellt. Die Bahn will die 
Zugreisenden davon überzeugen, dass wir Stuttgart 21 unbedingt brauchen. 
Alternativlos und so. Nur dann werden keine Züge mehr entgleisen.

Ich würde einfach mal an der Stelle Kameras aufstellen, da könnte man 
endlich mal Zugentgleisungen erforschen, wenn das an dieser Stelle so 
zuverlässig funktioniert. Ach ich vergaß, man will ja wahrscheinlich, 
dass die Züge entgleisen. Also nix Kameras.

von Uhu U. (uhu)


Lesenswert?

Andi $nachname schrieb:
> Man könnte glauben, das ist doch alles gestellt. Die Bahn will die
> Zugreisenden davon überzeugen, dass wir Stuttgart 21 unbedingt brauchen.
> Alternativlos und so. Nur dann werden keine Züge mehr entgleisen.

Seit das Projekt endgültig beschlossen ist, sind solche Tricksereien 
nicht mehr notwendig und die Bahn wird sich hüten, derlei vorsätzlich zu 
fabrizieren, wenn der übliche Sparwahn auch solche Folgen haben kann.

von Simon K. (simon) Benutzerseite


Lesenswert?

Andi $nachname schrieb:
> Georg W. schrieb:
>> Laut SWR1 ist es heute wieder ein Zug bei einer Testfahrt auf der selben
>> Weiche wie vor 2 Wochen entgleist.
>
> Man könnte glauben, das ist doch alles gestellt. Die Bahn will die
> Zugreisenden davon überzeugen, dass wir Stuttgart 21 unbedingt brauchen.
> Alternativlos und so. Nur dann werden keine Züge mehr entgleisen.

Verschwörungstheorien, yay!

von Michael H. (michael_h45)


Lesenswert?

Andi $nachname schrieb:
> zuverlässig funktioniert. Ach ich vergaß, man will ja wahrscheinlich,
> dass die Züge entgleisen. Also nix Kameras.

geht doch nix über krankhafte paranoia...

von Uhu U. (uhu)


Lesenswert?

Michael H. schrieb:
> geht doch nix über krankhafte paranoia...

Ja gibts denn auch gesunde Paranoia?

von Michael H. (michael_h45)


Lesenswert?

Sicher! Nur eine Frage des Bezugspunkt.

von Uhu U. (uhu)


Lesenswert?

Michael H. schrieb:
> Sicher! Nur eine Frage des Bezugspunkt.

Vielleicht solltest du dich doch mal über die Bedeutung des Begriffs 
informieren...

von Michael H. (michael_h45)


Lesenswert?

Meinst du denn Herr $Nachname würde das als krankhaft bezeichnen? Nö, 
für ihn erscheint das sicherlich nur förderlich, so sonderaufmerksam zu 
sein.
Und generell kannst du kaum behaupten, krankhaft sei ein Muster-Begriff 
für Objektivität.

Wenn du wirklich meinst, gerade mir Nachhilfe in Linguistik verschreiben 
zu können, hast du vielleicht krankhaften sprichwörtlichen Schiefblick 
=)

von Uhu U. (uhu)


Lesenswert?

Michael H. schrieb:
> Meinst du denn Herr $Nachname würde das als krankhaft bezeichnen? Nö,
> für ihn erscheint das sicherlich nur förderlich, so sonderaufmerksam zu
> sein.

Der Begriff wird von gerne für bösartige Polemik mißbraucht. Nicht jeder 
Unsinn ist gleich paranoid.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.