Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Anfängerfragen zum LM386


von Martin G. (fmgdtp)


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Hallo erstmal an Alle!

Ich habe die einfachste Schaltung aus dem Datenblatt des ICs LM386 auf 
einem Steckboard erstellt (funktioniert) und habe nun folgende Fragen:

Am Eingang, die 10k: Ist das ein Poti?

Am Ausgang, der 250 µF-Kondensator: Ist das ein Elko? Wenn ja: Ich nehme 
an, an PIN 5 kommt Wechselstrom raus? Und ich habe gelesen, Elkos werden 
durch Wechselstrom beschädigt. Wie passt das zusammen?

Am Ausgang, die Abzweigung vor dem 250 µF-Kondensator mit dem 0.05 µF 
und dem 10 Ohm-Widerstand: Wozu ist diese Abzweigung da?

Ich habe die Schaltung auch wie folgt modifiziert: Am Ausgang habe ich 
einen 220 µF-Elko eingebaut, weil ich einen 250 µF-Elko nicht habe. Den 
Abzweig vor diesem Elko habe ich versuchsweise weg gelassen. Mit Abzweig 
bricht die Ausgangsleistung recht schnell zusammen, ohne den Abzweig 
steht der Ton von meinem E-Bass schön lange.

Die Schaltung verzerrt recht stark. Kann ich das mit einem Eingangspoti 
und einem zweiten Poti plus dem vom Hersteller vorgeschlagenen Elko von 
10 µF (nicht auf dem anliegenden Schaltplan eingezeichnet) zwischen PIN 
1 und PIN 8 beeinflussen?

Bei Ergänzung der Schaltung um den Kondensator zwischen PIN 1 und PIN 8 
steigt die Verstärkung auf den Faktor 200. Dann fängt der Eingang auch 
jede Menge Umweltgeräusche ein (Brummen, Kratzen). Wenn ich die ganze 
Schaltung am Ende mit einem Metallgehäuse abschirme und die Masse schön 
ordentlich vom Eingang zum Ausgang durchführe, verringert sich dann der 
Anteil der Störsignale?

Viele Fragen zu einem einfachen Teil, ja. Ich freue mich auch über jede 
Teilantwort.

Mein Kenntnisstand: Ich betreibe Elektronik als Hobby. Alle Kenntnisse 
habe ich mir selbst angelesen. Die meisten meiner Bücher zu dem Thema 
stammen aus den 70er- bis 90er-Jahren (Nührmann, Limann usw.), weil 
gebraucht eben günstiger ist. ICs waren da noch nicht so das Thema.

: Verschoben durch Admin
von mhh (Gast)


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Martin G. schrieb:
> Am Eingang, die 10k: Ist das ein Poti?

Ja.

Martin G. schrieb:
> Am Ausgang, der 250 µF-Kondensator: Ist das ein Elko? Wenn ja: Ich nehme
> an, an PIN 5 kommt Wechselstrom raus? Und ich habe gelesen, Elkos werden
> durch Wechselstrom beschädigt. Wie passt das zusammen?

Es ist eine pulsierende Gleichspannung. Damit bekommt der Elko keine 
Falschpolung ab.

Martin G. schrieb:
> Am Ausgang, die Abzweigung vor dem 250 µF-Kondensator mit dem 0.05 µF
> und dem 10 Ohm-Widerstand: Wozu ist diese Abzweigung da?

Verhindert das Schwingen des Verstärkers. Ist ein größeres, lesenswertes 
Thema.

Martin G. schrieb:
> Die Schaltung verzerrt recht stark. Kann ich das mit einem Eingangspoti
> und einem zweiten Poti plus dem vom Hersteller vorgeschlagenen Elko von
> 10 µF (nicht auf dem anliegenden Schaltplan eingezeichnet) zwischen PIN
> 1 und PIN 8 beeinflussen?

Eingangssignal zu groß?

von Georg G. (df2au)


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Moin,

Martin G. schrieb:
> Am Eingang, die 10k: Ist das ein Poti?
JA

> Am Ausgang, der 250 µF-Kondensator: Ist das ein Elko?
JA
> Wenn ja: Ich nehme
> an, an PIN 5 kommt Wechselstrom raus?
Auch das ist richtig.

> Und ich habe gelesen, Elkos werden
> durch Wechselstrom beschädigt.
Diese Erkenntnis ist mir neu. Verwechselst du Spannung und Strom?

> Am Ausgang, die Abzweigung vor dem 250 µF-Kondensator mit dem 0.05 µF
> und dem 10 Ohm-Widerstand: Wozu ist diese Abzweigung da?
Sie soll verhindern, dass der Verstärker schwingt. In Fachkreisen nennt 
man es "Boucherot Glied".

> Ich habe die Schaltung auch wie folgt modifiziert: Am Ausgang habe ich
> einen 220 µF-Elko eingebaut, weil ich einen 250 µF-Elko nicht habe.
Elkos haben meist eine Toleranz von +50% / -20%. Aber auch sonst ist das 
egal.

> Den
> Abzweig vor diesem Elko habe ich versuchsweise weg gelassen. Mit Abzweig
> bricht die Ausgangsleistung recht schnell zusammen, ohne den Abzweig
> steht der Ton von meinem E-Bass schön lange.
Dann hast du noch einen anderen Fehler gemacht.

> Die Schaltung verzerrt recht stark.
Sieh den letzten Absatz - Es sei denn, du übersteuerst.

> Kann ich das mit einem Eingangspoti
> und einem zweiten Poti plus dem vom Hersteller vorgeschlagenen Elko von
> 10 µF (nicht auf dem anliegenden Schaltplan eingezeichnet) zwischen PIN
> 1 und PIN 8 beeinflussen?
Bring erst einmal die Beispielschaltung zum Laufen.

> Bei Ergänzung der Schaltung um den Kondensator zwischen PIN 1 und PIN 8
> steigt die Verstärkung auf den Faktor 200. Dann fängt der Eingang auch
> jede Menge Umweltgeräusche ein (Brummen, Kratzen). Wenn ich die ganze
> Schaltung am Ende mit einem Metallgehäuse abschirme und die Masse schön
> ordentlich vom Eingang zum Ausgang durchführe, verringert sich dann der
> Anteil der Störsignale?
Das Brummen kann weniger werden. Da spielen viele Dinge hinein. Ein 
Kratzen sollte nicht hörbar sein. Da ist noch was faul.

von Ulrich (Gast)


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Die 10 K am Eingang sind ein Poti.

Der Elko am Ausgang sieht eine Wechselspannung überlagert mit einer 
Gleichspannung, so dass die Spannung am Elko nicht umgepolt wird. Eine 
Spannung nagativer als GND kann das IC ja nicht so leicht erzeugen.

Die Kombination aus 0,05 µF und 10 Ohm sind dafür da, damit der 
Verstärker bei hohen Frequenzen den 10 Ohm Widerstand als Mindestlast 
sieht. Dies ist bei einigen Verstärkern nötig, damit er nicht zu 
schwingen anfängt. Die genaue Funktion ist gar nicht so leicht zu 
verstehen. Je nach Last kann es ohne den Teil gehen, es muss aber nicht. 
An sich sollte das auch keinen so großen Unterschied bei der nutzbaren 
Leistung machen.

Ob der Elko am Ausgang jetzt 220 µF oder 250 µF hat, ist egal - die 
Elkos haben in aller Regel so große Toleranzen, das nicht mal klar ist, 
dass der mit 220 µF beschriftete nicht mehr Kapazität hat. Der Elko 
bestimmt die untere Grenzfrequenz.

Der zusätzliche Elko von Pin1 nach 8 dient zum einstellen einer höheren 
Verstärkung. Daran werden die Verzerrrungen nicht liegen. Störungen von 
der Versorgungsspannung reduziert man ggf. über den Elko an Pin 7.

Gegen die Verszerrungen hilft eventuell ein Elko/Kondensator am Eingang, 
vor dem Poti, wenn die Signalquelle einen DC Offset hat.

von Martin G. (fmgdtp)


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Vielen Dank für die Antworten! Das bringt mich erheblich weiter.

@Georg G.: Ja, ich habe Wechselstrom und -spannung verwechselt! Ist mir 
schon etwas peinlich.

von Musikliebhaber (Gast)


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Ein 220 µF-Elko ist für einen E-Bass zu grenzwertig. Nimm mal den 
10fachen Wert.

Gruß

von Martin G. (fmgdtp)


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Musikliebhaber schrieb:

> Ein 220 µF-Elko ist für einen E-Bass zu grenzwertig. Nimm mal den
> 10fachen Wert.

Guter Tipp! Danke.

von Hannes L. (hannes)


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Einen Kondensator am Eingang (vor dem Poti) halte ich für erforderlich.

Außerdem passt dieser Thread sicher besser ins Forum "Analogtechnik".

...

von mhh (Gast)


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Hannes Lux schrieb:
> Außerdem passt dieser Thread sicher besser ins Forum "Analogtechnik".

Solange er schwingt, in "HF, Funk & Felder". Also je nach Fortschritt 
bitte zwischen die drei Rubriken hin und herschieben...

von Harald W. (wilhelms)


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Georg G. schrieb:

>> Und ich habe gelesen, Elkos werden
>> durch Wechselstrom beschädigt.
> Diese Erkenntnis ist mir neu.

Das stimmt schon, wenn der Wechselstrom zu gross wird. :-)
Dieser Sonderfall hat für Martins Verstärker allerdings keine
Bedeutung.
Gruss
Harald

von Martin G. (fmgdtp)


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Hannes Lux schrieb:
> Einen Kondensator am Eingang (vor dem Poti) halte ich für erforderlich.

Werde ich gerne mit verschiedenen Werten ausprobieren. Was soll der 
Kondensator genau bewirken? Ich könnte ihn in Reihe zum Signal schalten 
oder vom Signal an Masse. In beiden Fällen würde er den Frequenzgang 
beeinflussen. Meinst Du, man könnte so evtl. die Störungen reduzieren?

> Außerdem passt dieser Thread sicher besser ins Forum "Analogtechnik".

Ähm, ja. Allerdings habe ich vorher in diesem Forum recherchiert, ob ich 
bereits Antworten auf meine Fragen finde und den LM386 habe ich genau 
hier als Thema am häufigsten gefunden, weil er wohl oft zusammen mit µCs 
verwendet wird. Ok, ziemlich schwaches Argument, aber so war meine 
Überlegung.

Ich habe aber weitere Fragen zu der Schaltung und dem IC, die werde ich 
dann im Analog-Forum stellen.

Zu allen anderen Anregungen: Ich bin noch am Tüfteln, habe leider nur 
spontan Zeit, alles auszuprobieren.

von Hannes L. (hannes)


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Martin G. schrieb:
> Was soll der
> Kondensator genau bewirken?

Koppelkondensator, Verschiebung des Gleichspannungsanteils ermöglichen.

> Ich könnte ihn in Reihe zum Signal schalten

Genau.

> oder vom Signal an Masse.

Das wäre kontraproduktiv.

Martin G. schrieb:
> hier als Thema am häufigsten gefunden, weil er wohl oft zusammen mit µCs
> verwendet wird.

So wird es sein. Ich benutze in meinen Gartenbahn-Soundmodulen den LM386 
auch in Verbindung mit einem Mikrocontroller (ATTiny85), der die NF über 
Highspeed-PWM ausgibt. Ich filtere den Träger (250 kHz) mit einem 
einfachen Tiefpass 11,5k/100nF aus und gebe das Signal über 100nF zum 
Poti (20k, weil ich die vorrätig habe). Der ATTiny85 läuft mit der 
Spannung einer Li-Ion-Zelle, der LM386 je nach Modell mit der Spannung 
von einer, zwei oder drei Li-Zellen. Unter 3,3V setzt der Verstärker 
aus, ansonsten läuft das recht zuverlässig und ist recht unkritisch 
betreffs Bauteilwerten. Gelegentlich benutze ich Pin 2 (Signalmasse) 
auch mal mit einem zweiten Poti und Koppelkondensator als zweiten 
Eingang.

...

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