Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Phasenprüfer


von Technischer Laie (Gast)


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Hallo Leute,
ich habe mal wieder eine Frage, die ich mir alleine mit Hilfe der 
Schulphysik vom Gymnasium nicht erklären kann: Ich habe hier so einen 
billigen Phasenprüfer mit Glimmlampe. Nun ist mir klar, daß selbst ein 
sehr geringer Strom ausreicht, um die Glimmlampe zum Glimmen zu bringen. 
Wenn ich an den Wasserhahn fasse, glimmt sie heller als wenn ich nur auf 
dem Boden stehe. Soweit alles erwartungskonform. Aber sie glimmt auch 
noch, wenn ich mich auf einen Holzstuhl stelle. Dazu habe ich 2 Fragen:

1) Wie kommt ein Stromfluss zustande, wenn ich auf dem Holzstuhl stehe?
2) Warum empfehlen Experten einen Duspol zu verwenden, wenn meine Erdung 
offensichtlich auch noch auf dem Holzstuhl ausreicht, um den 
Phasenprüfer ansprechen zu lassen? In welchem Szenario also versagt so 
ein Phasenprüfer?

Wünsche noch einen schönen Abend, mit oder ohne "Wetten, dass"

von Grübler (Gast)


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Technischer Laie schrieb:
> wenn ich auf dem Holzstuhl stehe?

Gegenfrage: Seit wann gilt Holz als Isolator?

Technischer Laie schrieb:
> Warum empfehlen Experten einen Duspol

Ein "Duspol" ist ein zweipoliger Spannungsprüfer.
Man kann wahlweise die Spannung nur mit einer
Glimmlampe oder einem "Spannungshöhenanzeiger" belasten.
Dieser "Spannungshöhenanzeiger" (Messgerät möchte
ich es nicht nennen, es ist ein Tauchspul-Messwerk)
belastet die Quelle. Auf diese Weise kann man sicher
sagen, ob die Netzspannung anliegt oder nicht.

Für einfachste Prüfungen ist gegen "einpolige"
Spannungsprüfer nichts zu sagen.

Technischer Laie schrieb:
> wenn meine Erdung offensichtlich auch noch
> auf dem Holzstuhl ausreicht

Ich hatte mal folgenden Fall:
Altbau mit Dielenboden. Auf den Dielen
ein PVC-Bodenbelag. Ich stand, mit Sport-
schuhen (ja, Sicherheitsschuhe währen besser)
auf einer Aluleiter. Diese Leiter hatte Kunststoff-
abschlüsse an den Beinen.

Am Anschluss der Deckenleuchte konnte
man mit der Glimmlampe meines Duspols
die Phase nicht vom N-Leiter unterscheiden!
Spannung lag an.
Auch nach Anfassen der Phase konnte man nichts
spüren.

von Technischer Laie (Gast)


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Grübler schrieb:
> Ich hatte mal folgenden Fall:
> Altbau mit Dielenboden. Auf den Dielen
> ein PVC-Bodenbelag. Ich stand, mit Sport-
> schuhen (ja, Sicherheitsschuhe währen besser)
> auf einer Aluleiter. Diese Leiter hatte Kunststoff-
> abschlüsse an den Beinen.
>
> Am Anschluss der Deckenleuchte konnte
> man mit der Glimmlampe meines Duspols
> die Phase nicht vom N-Leiter unterscheiden!
> Spannung lag an.
> Auch nach Anfassen der Phase konnte man nichts
> spüren.

Das hätte ich nicht gedacht! Vielen Dank für die Antwort.

von Vn N. (wefwef_s)


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Grübler schrieb:
> Gegenfrage: Seit wann gilt Holz als Isolator?

Ziemlich lang schon. Vorausgesetzt, trocken.

Grübler schrieb:
> Für einfachste Prüfungen ist gegen "einpolige"
> Spannungsprüfer nichts zu sagen.

Gegen eine einpolige, unbelastete Prüfung mit dem Lügenstift schon.

Technischer Laie schrieb:
> In welchem Szenario also versagt so
> ein Phasenprüfer?

Dass der Lügestift dunkel bleibt, heist noch lange nicht, dass keine 
Spannung anliegt. Umgekehrt kann er aufgrund der kapazitiven Kopplung 
zwischen Leitern auch leuchten, wenn keine (belastbare) Spannung 
anliegt.

Technischer Laie schrieb:
> 1) Wie kommt ein Stromfluss zustande, wenn ich auf dem Holzstuhl stehe?

Du bildest einen Kondensator mit dem Boden.

von Jens G. (jensig)


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>Technischer Laie schrieb:
>> wenn ich auf dem Holzstuhl stehe?

>Gegenfrage: Seit wann gilt Holz als Isolator?

Schon immer ;-) Es sollte nur nicht gerade "überschüssige" Feuchte 
haben, sondern nur gebundene ...

> Ich hatte mal folgenden Fall:
...
> Auch nach Anfassen der Phase konnte man nichts
> spüren.

Seit wann spürt man etwas, wenn man isoliert irgendwo herumsteht, und 
dabei die 230V-Phase anfaßt? Die Ströme bewegen sich dabei im 
µA-Bereich.

Der Phasenprüfer wird immer etwas anzeigen, wenn die 230V-Phase (also 
nicht N oder PE) damit geprüft wird. Denn der Phasenprüfer reagiert auch 
auf kapazitiv eingekoppelte Phasenspannungen. Also auch bei der 
erwähnten Lampe, deren Schalter falsch beschaltet wurde (offensichtlich 
N geschaltet).

von prüfer (Gast)


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Um zu prüfen, wo L oder N ist, muss man einpolig prüfen. Das geht mit 
dem Duspol wobei eine Messspitze in der Luft oder am Finger (dann aber 
nicht den Knopf drücken) hängt oder eben mit dem "Lügenstift". Für alles 
andere ist zweipolige Prüfung vorzuziehen. Wurde hier aber alles schon 
x-mal durchgekaut. Also bei Interesse die Suchfunktion benutzen!

von René B. (reneb)


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Den Duspol kannst du in zwei Varianten zum Testen nehmen. Die erste ist 
Zweipolig und ist beispielsweise bei der Prüfung des korrekten 
Anschlusses an einer Steckdose sinnvoll.
Denn da siehst mit L gegen N (230V), L gegen PE (230V) und PE gegen N 
(0V), ob sie korrekt angeschlossen ist. Mit den neueren kannst du sogar 
den FI auslösen.
Wenn dir jetzt aber mal zwei Strippen entgegen hängen, von denen eine im 
Nichts und die andere am L endet, siehst du so nichts. Daher bei einer 
solchen Prüfung bitte das silberne Erdungsstück am Griff mit dem Daumen 
bei einem solchen Test berühren. Das ist letztendlich das selbe Prinzip 
wie bei deinem Phasenprüfer. Da du aber als Kondensator am anderen Ende 
auf irgendeinem (meist eben dem Erd-) Potential hängst, spricht der 
Duspol darauf an, am besten eben einer mit interner Hilfsschaltung und 
LED-Anzeige. Bei der Glimmlampe besteht jedoch die Chance, dass sie nur 
sehr schwach leuchtet und übersehen wird. Es gibt noch alte Duspole, die 
tatsächlich eine Glimmlampe haben und genauso funktionieren wie dein 
Phasenprüfer.

Ich persönlich bin bei Arbeiten an 230V+ ein Freund der berührungslosen 
Phasenprüfer, wenn es zur Prüfung geht, ob ich mir einen Schlag hole 
oder nicht. Mit denen kann man fast nichts falsch machen, wenn man sie 
vor Verwendung nochmal kurz an einer Steckdose getestet hat.
http://www.conrad.de/ce/de/product/121744/
http://www.reichelt.de/Spannungspruefer/FLUKE-1AC-E1-II/3//index.html?ACTION=3&GROUPID=4021&ARTICLE=110176&SHOW=1&START=0&OFFSET=16&;

Wenn es aber hinterher um die Überprüfung der korrekten Installation 
geht, mindestens mal einen guten/neuen Duspol nehmen.

von prüfer (Gast)


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René B. schrieb:
> am besten eben einer mit interner Hilfsschaltung und
> LED-Anzeige. Bei der Glimmlampe besteht jedoch die Chance, dass sie nur
> sehr schwach leuchtet und übersehen wird.

Eine batteriebetriebene Hilfsschaltung ist bei der einpoligen Prüfung 
auch bei modernen Duspolen mit LEDs nicht aktiv. Die Batterie wird zur 
Durchgangsprüfung benötigt.

René B. schrieb:
> Ich persönlich bin bei Arbeiten an 230V+ ein Freund der berührungslosen
> Phasenprüfer,

Die sind noch unzuverlässiger als die Teile mit Glimmlampe weil die 
schon ansprechen wenn nur eine spannungsführende Leitung irgendwo in der 
Nähe ist. So sprechen die berührungslosen Phasenprüfer gelegentlich an 
der Steckdose auch bei N an, weil L ja nicht weit entfernt davon ist. 
Noch schlimmer ist es in einer Abzweigdose wo ja alle Leitungen dicht 
zusammen liegen. Da kann man dann nichts mehr unterscheiden.

von Flow (Gast)


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> Eine batteriebetriebene Hilfsschaltung ist bei der einpoligen
 > Prüfung auch bei modernen Duspolen mit LEDs nicht aktiv.
 > Die Batterie wird zur Durchgangsprüfung benötigt.

Beziehe diese Aussage auf ein Gerät welches du kennst und 
verallgemeinere nicht.
Die Batteriespannung wird sehr wohl für Anzeigezwecke genommen.

von prüfer (Gast)


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Flow schrieb:
> Beziehe diese Aussage auf ein Gerät welches du kennst und
> verallgemeinere nicht.
> Die Batteriespannung wird sehr wohl für Anzeigezwecke genommen.

Bei einem Duspol mit LED-Anzeige gilt das aber allgemein. Nimm die 
Batterie raus und staune.

von Vn N. (wefwef_s)


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prüfer schrieb:
> Die sind noch unzuverlässiger als die Teile mit Glimmlampe weil die
> schon ansprechen wenn nur eine spannungsführende Leitung irgendwo in der
> Nähe ist. So sprechen die berührungslosen Phasenprüfer gelegentlich an
> der Steckdose auch bei N an, weil L ja nicht weit entfernt davon ist.
> Noch schlimmer ist es in einer Abzweigdose wo ja alle Leitungen dicht
> zusammen liegen. Da kann man dann nichts mehr unterscheiden.

Beim Lügenstift nix anderes.

von Garden (Gast)


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In diesem Artikel ist ein schönes Video von Benning selbst.

http://et-tutorials.de/duspol-spannungspruefer-von-benning/

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