Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik ADC in Reihe --> Auflösung verbesern


von Tobias (Gast)


Lesenswert?

Hallo, gestern in der Uni (ich habe dort eine HiWi Tätigkeit) wurde uns 
von Unserem Professor aufgetragen die Auflösung der ADCs zu verbessern 
(125MSPS, 16 Bit AD9265). WIr brauchen die MSPS zahl wegen relativ hohen 
Frequenzen (ca 20. MHz). Er wollte nun, dass wir eine bessere Auflösung 
bekommen, so ca 24 Bit. Es kam zur Sprache, dass zur Zeit dafür keine 
geeigneten ADCs verfügbar sind. Mit 24Bit ist zur Zeit das Maximum bei 
4MSPS. Er meinte dann, wir sollen einfach 2 ADCs nehmen und diese in 
Reihe schalten und hätten dann 32 Bit bzw. effektiv ca 30^^. Von so 
einer Verfahrensweise habe ich noch nie etwas gehöt und kann mir auch 
überhaupt nicht vorstellen wie das funktionieren soll. Man müsste ja 
quasi das, was der 1. ADC an Spannung einliest abschneiden, und den rest 
so verstärken dass er auf den 2. Passt. aber das bekommt man doch 
niemals so exakt hin, dass es wirklich was an der Auflösung verbessern 
würde. Vorallem der Noise durch die Verstärkung der LSB^^.

Hat jemand schonmal etwas über ein solches Verfahren gelesen oder 
existiert Literatur von sows?

Ich habe auf einer Messe mal mit einem Mitarbeiter von LeCroi gesprochen 
wie sie auf 16 GSPS kommen. Die haben mehrere DACs parrallel geschaltet 
und mit Phasenversetztem CLK ausgelesen. Aber in Reihe hatten die auch 
nichts...

Gruß

von Magnus M. (magnetus) Benutzerseite


Lesenswert?

Tobias schrieb:
> Er meinte dann, wir sollen einfach 2 ADCs nehmen und diese in
> Reihe schalten und hätten dann 32 Bit bzw. effektiv ca 30^^.

Dein Prof. hat entweder einen Clown gefrühstückt, oder er hat nicht mehr 
alle Latten am Zaun.

von latte (Gast)


Lesenswert?

Magnus M. schrieb:
> Dein Prof. hat entweder einen Clown gefrühstückt, oder er hat nicht mehr
> alle Latten am Zaun.

und wieder ein herrlich konstruktiver Beitrag.

von Markus M. (Firma: EleLa - www.elela.de) (mmvisual)


Lesenswert?

latte schrieb:
> Magnus M. schrieb:
>> Dein Prof. hat entweder einen Clown gefrühstückt, oder er hat nicht mehr
>> alle Latten am Zaun.
>
> und wieder ein herrlich konstruktiver Beitrag.

Ausnahmsweise ist der Beitrag konstruktiver als Deiner ;-)

Prima Vergleich mit einem Auto:
Ich möchte gerne 500km/h schnell fahren können, die gängigen guten Autos 
können aber nur 250km/h. Also nehme ich zwei, mit dem ersten fahre ich 
die ersten 250 km/h schnell, den zweiten packe ich oben drauf und fahre 
damit dann auch die fehlenden 250km/h. Somit hat man die geforderte 
500km/h erreicht.

von Peter D. (peda)


Lesenswert?

Man braucht dazu noch einen DAC.
Ein ADC wandelt die höherwertigen Bits und gibt das auf den DAC.
Die DAC-Spannung wird dann vom Signal abgezogen und auf den 2. ADC 
gegeben.

Das Ganze ist allerdings in die eigene Tasche lügen, denn die ADCs/DACs 
sind bestenfalls auf ein Bit genau.
Man könnte die unteren 16 Bits auch auswürfeln, der Unterschied dürfte 
gering sein.


Peter

von Kein Name (Gast)


Lesenswert?

Hier findet sich ein Kapitel "Zweistufiger Flash ADC"
http://sus.ziti.uni-heidelberg.de/Lehre/VLSIVorlesung0506/VLSI0506_11_DAC_ADC.pdf

Geht aber um 4+4 Bit. Wenn du so etwas für 16+8 Bit hinbekommst, 
solltest du deinen Hiwi Job kündigen und as Architekt bei Analog Devices 
anfangen.

von Thomas K. (rlyeh_drifter) Benutzerseite


Lesenswert?

Tobias schrieb:
> Er meinte dann, wir sollen einfach 2 ADCs nehmen und diese in
> Reihe schalten und hätten dann 32 Bit bzw. effektiv ca 30^^. Von so
> einer Verfahrensweise habe ich noch nie etwas gehöt und kann mir auch
> überhaupt nicht vorstellen wie das funktionieren soll.

Haben wir auf der Uni auch gehört (Kaskadenkonverter), da wurde ein 5bit 
ADC genommen, dieser Wert mit einem 5bit ADC dann abgezogen, verstärkt 
(mit Faktor 32) und wieder mit 5bit gemessen.
Der ADC musste aber genauso wie der Verstärker deutlich besser sein als 
die ADCs, mir scheint das war einfach akademisch gedacht alles.

Schau mal lieber nach interleaving bei ADCs, das ist das mit den 
versetzten clocks, da bekommst die Samplerate hin.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


Lesenswert?

Mit 24 schnellen Komparatoren und einer ausgemessenen R2R Referenz 
könnten man einen solchen Flashwandler schon bauen - ist vermutlich 
einfacher als 2 dafür ungeeignete ADCs zu kaskadieren.
Jetzt muss mir nur mal jemand erklären, wofür man sowas braucht.

von Markus M. (Firma: EleLa - www.elela.de) (mmvisual)


Lesenswert?

Nicht bei 125MSPS. Das wird man nie und nimmer 30 Bit Auflösung hin 
bekommen.

(Außer man hat ein dickes Budget und kann tatsächlich als Architekt 
einen SI Chip designen)

von Stephan (Gast)


Lesenswert?

Peter Dannegger schrieb:
> Man braucht dazu noch einen DAC.
> Ein ADC wandelt die höherwertigen Bits und gibt das auf den DAC.
> Die DAC-Spannung wird dann vom Signal abgezogen und auf den 2. ADC
> gegeben.

Dazu muss dann aber der DAC (und Differenzverstärker) mindestens die 
geforderten 24Bit an Genauigkeit haben. 12 Bit Auflösung reichen 
dagegen.

Wenns 24Bit Genauigkeit sein sollen müsste der DAC so 26 Bit Genauigkeit 
liefern.
Wenns nur 24Bit AUFLÖSUNG sein sollen kannst auch kaskadieren (oder 
Würfeln). Die Genauigkeit bleibt dann halt bei den ca. 14 Bit des ersten 
Wandlers. ;)

Wöfürs gut sein soll würde mich auch interessieren. Praktisch dürften > 
16Bit Genauigkeit bei 20MHz im Analog- und Samplingteil schon nach 
Datenblattangaben nicht erreichbar sein: Settling-Time auf 0,1%<15ns; 
<20µV Offset für +-1V Eingang; <0,2ps Clock-Jitter

Stephan

von Pinguin (Gast)


Lesenswert?

Mir kommt da so ´ne Idee:

Wenn ich z.B. 10V messen soll, dann könnte man doch den einen Wandler 
die unteren 5V und den anderen Wandler die oberen 5V messen lassen. D.h 
es wird zwar jeweils mit 16Bit gemessen, doch die Auflösung im 5V 
Bereich ist höher als wenn 10V mit einem Wandler gemessen werden.Die 
Bereiche müssen mit einer entsprechenden Vorbeschaltung definiert 
(begrenzt) werden.

Im Rechner müssen dann beide Ergebnisse zusammengeführt werden.

Evtl. meint der Prof. so etwas?

von Tobias (Gast)


Lesenswert?

Ich glaube sowas meint er. Aber damit bekomme ich doch nicht die 
doppelte Auflösung?

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


Lesenswert?

Die Genauigkeit des ADC kann man durch eine Erweiterung nur dann
verbessern, wenn die Genauigkeit der einzelnen Schwellwerte besser als
die Auflösung des ADC ist. Das ist aber nur selten und ganz sicher nicht
bei einem 125MSPS-Typ der Fall.

Bei der Methode, wo der ADC-Wert mit einem DAC wieder in ein Analogsig-
nal umgesetzt und vom Messsignal subtrahiert wird, muss der DAC sehr
genau mit dem ADC gleichlaufen, also insbesondere die gleichen Lineari-
tätsfehler haben, sonst bringt die Erweiterung auf 24 Bit schlimmste
Monotoniefehler mit sich. Dieser Gleichlauf ist aber praktisch nicht
realisierbar. Da ist es leichter, einen 24-Bit-ADC von Grund auf neu zu
entwickeln.

Wenn die Genauigkeit egal ist und nur die Auflösung verbessert werden
soll, generiert man die zusätzlichen 8 Bits am einfachsten softwaremäßig
mit einem Zufallsgenerator ;-)


Tobias schrieb:
> Ich glaube sowas meint er. Aber damit bekomme ich doch nicht die
> doppelte Auflösung?

Die doppelte schon, aber nicht die 2⁸- oder gar die 2¹⁶-fache, die dem
Prof offensichtlich vorschwebt.

von Tobias (Gast)


Lesenswert?

Ja ich glaube er möchte 32 Bit haben, halte das allerdings auch für 
nicht machbar, sonst hätten Firmen wie TI oder AD sicher schon solche 
Wandler auf dem Markt.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


Lesenswert?

Tobias schrieb:
> ... sonst hätten Firmen wie TI oder AD sicher schon solche
> Wandler auf dem Markt.

Gut erkannt :)

von genervt (Gast)


Lesenswert?

Magnus M. schrieb:
> Tobias schrieb:
>> Er meinte dann, wir sollen einfach 2 ADCs nehmen und diese in
>> Reihe schalten und hätten dann 32 Bit bzw. effektiv ca 30^^.
>
> Dein Prof. hat entweder einen Clown gefrühstückt, oder er hat nicht mehr
> alle Latten am Zaun.

Mein armes Zwerchfell!

Die sinnvollste Lösung ist in dem Fall die Interpolation der Werte, 
alles andere verschlechtert es effektiv nur!

32Bit bei 125MSPS, da stellt sich nur wieder die Frage nach dem Gras, 
dass man rauchen muss um auf solche Ideen zu kommen!

von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

Tobias schrieb:

> Er meinte dann, wir sollen einfach 2 ADCs nehmen und diese in
> Reihe schalten und hätten dann 32 Bit

Natürlich kann man so die Auflösung vergrössern. Doch das hift
wenig, da die Genauigkeit nach wie vor nur 16Bit beträgt.
Gruss
Harald
PS: Von den vielen, im Handel befindlichen Thermometern mit
0,1 Grad Auflösung haben wohl auch nur die wenigsten eine
Genauigkeit von besser als 1 Grad.

von Mischmasch (Gast)


Lesenswert?

Matthias Sch. schrieb:
> Mit 24 schnellen Komparatoren und einer ausgemessenen R2R Referenz
> könnten man einen solchen Flashwandler schon bauen

Viel Spaß beim Ausmessen. Wenn du dann mit dem Ausmessen fertig bist, 
viel Spaß beim Temperaturkompensieren.

von Ralph (Gast)


Lesenswert?

Ich denke der Prof. will gar nicht einen solchen ADC haben.
Der ADC ist nur Mittel zum Zweck.
Es geht um das WIE man eine Aufgabenstellung angeht und nicht um das 
WAS.

Das ist mehr eine Aufgabenstellung um sich damit zu beschäftigen.

Also:
1. feststellen OB es geht
2. feststellen WIE es geht
3. Theoretische Betrachtung was an Auflösung und Genauigkeit nu wirklich 
dabei raus kommt
4. Wenn es NICHT geht, WARUM es nicht geht, und das auch begründen 
können.
5. Was wären mögliche Alternativen
6.
7.
 .
 .

==> Ausbildung in wissenschaftliche Herangehensweise an eine 
Aufgabenstellung
Falls dabei ein funktionierendes Ergebnis herauskommt, wird das 
natürlich gerne genommen.
Aber auch das es eben NICHT geht ist ein positives Ergebnis des Themas.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.