Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Kupferlackdraht verlötet, leitet aber nicht. Was nun?


von A. B. (developer_x)


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Sehr geehrtes Forum,
ich musste, nachdem ich meine ganzen Drahtbrücken auf einer Platine 
verlötet hatte, mit Bedauern feststellen, dass ich einen Kupferlackdraht
für die Drahtbrücken verwendet hatte, (0.2mm Durchmesser), der gar nicht 
leitet, da dieser ja eine Lackschicht besitzt. Grrrr. :(

Ich habe nun 3 Fragen:
1. Wie kann ich denn die Lackschicht entfernen, der Draht ist so klein 
(0.2mm Durchmesser)?
2. Wurde der Lack nicht beim Löten so stark abgelöst, dass der 
Kupferdraht an den Lötpunkten nicht eingentlich Kontakt haben müsste?
3. Was soll ich jetzt tun?

Ich weiß ich weiß, aber nachher ist man immer schlauer,
deshalb hoffe ich hier auch auf konstruktive Vorschläge und Hilfe,

Danke,
m.f.G.: Kevin Riehl

von I have no idea what I am doing (Gast)


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Einfach mit dem Lötkolben ein bisschen länger auf der Lötstelle bleiben, 
dann schmilzt der Lack und es gibt eine leitende Verbindung. Wenn du dir 
unsicher bist kannst du danach auch einfach nachmessen.

von Maik F. (sabuty) Benutzerseite


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Der Lack muss/sollte vorm Löten ab. Da gibt es mehrere Verfahren dazu. 
Ich persönlich mache einen Tropfen Lötzinn auf einen eher warm 
eingestellten Lötkolben mit breiter Spitze und entferne damit den Lack. 
Das verbraucht recht viel Lötzinn, aber so oft verwende ich solche 
Drähte auch nicht (hauptsächlich zum Patchen).

Eine andere Möglichkeit, die ich hier schon im Forum gelesen habe, war 
glaube ich mit einem Feuerzeug/Kerze das Drahtende kurz zu erhitze und 
dann in Spiritus (?) abzuschrecken (kleines Gefäss, zB Flaschendeckel).

Die mechanischen Lösungen, die ich kenne, funktionieren bei 0.2mm-Draht 
nicht.

von Udo S. (urschmitt)


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Du kannst versuchen nochmal mit 370 Grad heissem Lötkolben nachzubraten.
Dabei kann es aber passieren daß die Lötaugen sich lösen und du brauchst 
evt. nochmal Lötzinn wegen dem Flussmittel.
Zumindest für die Zukunft solltest du dir versilberten Schaltdraht für 
so Aufgaben zulegen

von H.Joachim S. (crazyhorse)


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Du hast also gar nicht gelötet, sondern den Lackdraht in einer Kugel 
Lötzinn verklebt :-), na gut, kann am Anfang passieren.
Es gibt speziellen Lack, der beim Löten verschwindet. Aber auch da muss 
man ne Weile draufhalten und auch ziemlich hohe Temperatur haben.

"Normaler" Lack (Draht aus irgendeiner Spule abgewickelt) lässt sich nur 
mechanisch (Skalpell o.ä) entfernen, recht mühsam.

von A. B. (developer_x)


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"Einfach mit dem Lötkolben ein bisschen länger auf der Lötstelle 
bleiben,
dann schmilzt der Lack und es gibt eine leitende Verbindung. Wenn du dir
unsicher bist kannst du danach auch einfach nachmessen"

Hm, also ich habe ja, gerade weil ich nachgemessen habe, mich hier an 
das Forum gewendet, ich denke ich werde das ganze dann mal ausprobieren, 
also mit dem Lötkolben draufbleiben. Was ich wissen wollte, ist wie hoch 
denn dei Temperatur sein sollte, ich habe einen Einstellbaren Lötkolben, 
und löte mit 300°C, was empfiehlst du? Ich verwende Bleibhaltiges 
Lötzinn.

von (prx) A. K. (prx)


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Es gibt Kupferlackdraht, dessen Lack man beim löten recht gut 
wegbekommt. Und es gibt temperaturfesten Lackdraht, bei dem das nicht 
funktioniert. Lackdraht für Trafos gehört nicht selten zur zweiten 
Kategorie.

von Karl H. (kbuchegg)


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Kevin R. schrieb:

> also mit dem Lötkolben draufbleiben. Was ich wissen wollte, ist wie hoch
> denn dei Temperatur sein sollte,

Schwer zu sagen.
Hängt auch vom Draht (bzw. Lack) selber ab.

Probiers einfach mal aus.
Nimm deinen Lötkolben, heiz ihn an, gib etwas Zinn auf die Spitze und 
dann fährst du mit dem Ende des Drahtes einfach mal in die Zinnkugel.

Nach ein paar Sekunden siehst du dir dann das Drahtende an. Wenn die 
Lackschicht weg ist, dann wars das.


Aber generell würd ich sagen: eher mit der Temperatur hochgehen. 
Erfahrungsgemäss ist höhere Temperatur und dafür kürzer besser als 
niedrige Temperatur und dafür muss man eine halbe Stunde lang die 
komplette Platine aufheizen :-)

von A. B. (developer_x)


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"Polyurethanlackdrähte sind lötbar, das heißt, sie können ohne vorherige 
Entfernung des Lackes gelötet werden. Der Lötvorgang erfordert 
Temperaturen > 340 °C; dabei zersetzt sich der Polyurethanfilm 
augenblicklich aufgrund der geringen thermischen Beständigkeit der 
Urethangruppe. Es entstehen gesundheitsschädliche Gase."

http://de.wikipedia.org/wiki/Kupferlackdraht


"Schwer zu sagen.
Hängt auch vom Draht selber ab.

Probiers einfach mal aus.
Nimm deinen Lötkolben, heiz ihn an, gib etwas Zinn auf die Spitze und
dann fährst du mit dem Ende des Drahtes einfach mal in die Zinnkugel.

Nach ein paar Sekunden siehst du dir dann das Drahtende an. Wenn die
Lackschicht weg ist, dann wars das."

Das Problem ist dass ich keine Lackschicht sehe^^, aber ich versuche es 
mal.

Danke,
m.f.G. Developer_X

von 6A66 (Gast)


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Kevin R. schrieb:
> Hm, also ich habe ja, gerade weil ich nachgemessen habe, mich hier an
> das Forum gewendet, ich denke ich werde das ganze dann mal ausprobieren,
> also mit dem Lötkolben draufbleiben. Was ich wissen wollte, ist wie hoch
> denn dei Temperatur sein sollte, ich habe einen Einstellbaren Lötkolben,
> und löte mit 300°C, was empfiehlst du? Ich verwende Bleibhaltiges
> Lötzinn.

Einfach draufhalten bis der Lack abschmilzt, das sieht man normalerweise 
recht gut (etwa 5s). Temperatur ist egal, wenn's zu lange dauert 
Temperatur höher drehen. Solange Du Sockel nimmst geht das auch ganz gut 
mit bereits gewickelten Drähten. Hab' ich schon vor über 20 jahren so 
gemacht. Auch mehrlagig übereinander.

rgds

von Karl H. (kbuchegg)


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Kevin R. schrieb:

> Das Problem ist dass ich keine Lackschicht sehe^^,

Dan sieh zu dass du an einem Probestück 1 Ende auf jeden Fall abisoliert 
kriegst und ob das andere auch abisoliert ist, verrät dir dein 
Durchgangsprüfer.

von I have no idea what I am doing (Gast)


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Karl Heinz Buchegger schrieb:
> Kevin R. schrieb:
>
>> also mit dem Lötkolben draufbleiben. Was ich wissen wollte, ist wie hoch
>> denn dei Temperatur sein sollte,
>
> Schwer zu sagen.
> Hängt auch vom Draht selber ab.
>
> Probiers einfach mal aus.
> Nimm deinen Lötkolben, heiz ihn an, gib etwas Zinn auf die Spitze und
> dann fährst du mit dem Ende des Drahtes einfach mal in die Zinnkugel.
>
> Nach ein paar Sekunden siehst du dir dann das Drahtende an. Wenn die
> Lackschicht weg ist, dann wars das.

Dem kann ich nur zustimmen.
Einfach an einem neuen Stück Draht ausprobieren, dann merkst du schon 
wie lange es dauert. Wenn der Draht silbern glänzt und nicht mehr 
kupferfarben ist, dann ist die Lackschicht weg.
Die Feuerzeugmethode funktioniert auch, jedoch verbrennt der Kupferdraht 
wenn man ihn zu lange in die Flamme hält.

von Maik F. (sabuty) Benutzerseite


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Sobald der Lack ab ist, "hängt" das Lötzinn am Kupferdraht und benetzt 
es. Hinterher ist der Kupferdraht dann auch an dieser Stelle "verzinnt".

340°C ist ein guter Anhaltspunkt, zum normalen Löten von Halbleitern 
dann aber schon wieder eine Spur zu heftig, also wieder runterdrehen 
(300-320°C). Das sind aber letztendlich Erfahrungswerte, die von der 
Lötstation und vor allem auch von der Lötspitze (Länge und Dicke) 
abhängen.

von Norbert (Gast)


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Mach's so wie es Generationen vorher auch schon gemacht haben.
Drahtende in die offene Flamme, mit Leinentuch abziehen, fertig!

von A. B. (developer_x)


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So leute, erstmal danke für die vielen Antworten.
Für die Leute die vielleicht in Zukunft in Google auf diesen Thread 
stoßen bei Ihrer Suche nach einer Antwort :

Es hat geklappt, indem ich den draht, der in den zinnkügelchen an der 
Platine war, mit 350°C für mehrere Sekunden berührt habe, dabei hat man 
nach kurzer Zeit ein leichtes Knacken gehört und der Lötzinn ist 
schlagartig an den Draht gesogen worden.

Also für die Zukunft :
- Draht verlegen
- Draht in Kügelchen löten
- Draht mit 350°C berühren, bis ein Knacken zu hören ist, und das 
Lötzinn sich schlagartig am Draht befestigt

Ganz wichtig :
Das ganze erst durchführen, solange noch keine Bauteile auf der Platine 
sind, die dadurch geschädigt werden könnten, wie LEDS.

m.f.G. Developer_X

von Karl H. (kbuchegg)


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Kevin R. schrieb:
> So leute, erstmal danke für die vielen Antworten.
> Für die Leute die vielleicht in Zukunft in Google auf diesen Thread
> stoßen bei Ihrer Suche nach einer Antwort :
>
> Es hat geklappt, indem ich den draht, der in den zinnkügelchen an der
> Platine war, mit 350°C für mehrere Sekunden berührt habe, dabei hat man
> nach kurzer Zeit ein leichtes Knacken gehört und der Lötzinn ist
> schlagartig an den Draht gesogen worden.
>
> Also für die Zukunft :
> - Draht verlegen
> - Draht in Kügelchen löten
> - Draht mit 350°C berühren, bis ein Knacken zu hören ist, und das
> Lötzinn sich schlagartig am Draht befestigt

?
Wozu 2 mal löten.

Mit Fädeldraht macht man das so.
Draht (aus dem Rollenhalter) bis an den Pin führen, dann 2 oder 3 mal 
rund um den Pin wickeln (deswegen ist nämlich der Fädelstift so 
praktisch, weil man mit ihm gut um den Pin Wickeln kann). 
Rollenhalter/Fädelstift zur Seite legen und mit dem Lötkolben ganz 
normal, vielleicht bei einer etwas höheren Temperatur und einen Tick 
länger, löten (Kolben ins Eck Pad/Bauteil, 21, 22, 23, Zinn rein, 21, 
22, Kolben abziehen). Endet der Draht hier, dann den Draht am Zinn 
abschneiden, ansonsten mit dem Fädelstift zum nächsten Pin fahren.

von Udo S. (urschmitt)


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Für das was du auf dem Bild machst besser versilberten Schaltdraht 
benutzen. Lackisolierten Fädeldraht braucht man nur wenn man andere 
Drähte kreuzt.

von mixa (Gast)


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Maik Fox schrieb:
> (hauptsächlich zum Patchen)

was ist denn Patchen?

von alesi (Gast)


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von Wilhelm F. (Gast)


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Kevin R. schrieb:

> 1. Wie kann ich denn die Lackschicht entfernen, der Draht ist so klein
> (0.2mm Durchmesser)?

In meiner Ausbildung, auch wenn die lange her ist, 1975-1978, hatten wir 
einen Lackkratzer als Werkzeug.

Der sieht wie eine Pinzette aus, hat vorne aber zwei scharfe Klingen. 
Extra für Lackdraht.

Bei Erwärmung durch den Lötkolben schrumpft der Lack nur ein wenig, und 
wandelt sich eher mal zu Kohlenstoff.

von Sascha W. (arno_nyhm)


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Der Standard-Fädeldraht besitzt eine Lackschicht, die sich wirklich sehr 
leicht mit dem Lötkolben wegbrennen lässt - zugegeben, ich habe meinen 
Lötkolben beim normalen Arbeiten auch immer auf 450°C stehen (nicht 
gleich schreien, dass ich damit Platinen/Bauteile zerstöre - dank der 
hohen Temperatur kann ich entsprechend schnell arbeiten, Leiterbahnen 
und Bauteile erreichen dabei keine so hohe Temperatur wie die 
Nenntemperatur der Lötspitze) - so ist es jedenfalls Möglich den 
Fädeldraht bequem in einem Arbeitsgang zu verlegen, ohne ihn zuvor extra 
abisolieren zu müssen. Dementsprechend verlöte ich das Ende des 
Fädeldrahtes auch direkt mit dem Ziel und schneide ihn dann erst ab - 
teilweise erwärme ich die Lötstelle anschließend noch kurz.
Eine ebenso gute Möglichkeit ist es bei Bauteilen mit vielen Pins (ICs, 
...) nur die Eckpins zu verlöten und den Fädeldraht 'trocken' an die 
anderen Pins zu führen, ihn eins, zwei mal um den Pin zu wickeln und 
abschließend erst verlöten - das funktioniert natürlich auch nur, wenn 
der Fädeldraht gut und schnell seine isolierende Lackschicht unter 
höherer Temperatur abwirft.

Wie andere schon zuvor erwähnten gibt es dann noch extra 
temperaturbeständige Kupferlackdräte - auch normaler Kupferlackdraht 
wirft erfahrungsgemäß nicht so schnell seine Isolation ab wie der 
Fädeldraht.
Bei den temperaturfesten Kupferlackdraht hilft kein Lötkolben, ich weiß 
das leider aus eigener Erfahrung - ich konnte irgendwo eine große Spule 
sehr dünnen Kupferlackdraht abgreifen, der, wie ich später erst 
feststellte, von der temperaturstabilen Variante ist.
Durch den extrem dünnen Durchmesser (150µm) ist das mechanische 
abisolieren ein riskantes Unterfangen - zuerst machte ich dies mit 
feinem Schmirgelpapier, es funktionierte mäßig, einige Stellen des 
Drahtes behilten meist auch im abgeschliffenem Bereich ihren Lack und 
das Lötzinn haftete an diesen Stellen natürlich nicht, somit war auch 
der elektrische Kontakt und die mechanische Beanspruchbarbeit fraglich.

Die Lösung:
Irgendwo, ich glaube sogar hier auch mk.net, laß ich von der Möglichkeit 
diesen Lackdraht mit einer erhitzten Aspirintablette (ASS - 
Acetylsalicylsäure) abisolieren zu können - erste Versuche mit ein paare 
Tablettenbröseln auf der Lötspitze waren erfolgreich, also krümele ich 
den Rest der Tablette in einen kleinen Keramiktigel und erhitzte ihn auf 
einem Laborkocher der auf 200°C eingestellt war (ASS hat einen 
Schmelzpunkt von 136°C) - man sollte natürlich, wie beim Löten 
allgemein, für eine gute Belüftung sorgen.
Jedenfalls verschwindet der Lack des temperaturbeständigen 
Kupferlackdrahtes auf diese Weise sehr schnell und zielgerichtet ohne 
den Draht nennenswert anzugreifen oder mechanisch zu schwächen - eben so 
wie es mit normalem Kupferlackdraht/Fädeldraht mit einem Tropfen Lötzinn 
auf der Lötspitze funktioniert.

von A. B. (developer_x)


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lol, ok, mit Aspirin^^.

Übrigens, dass ist ja nur der Anfang, vielleicht werde ich noch Bahnen 
einbauen die sich kreuzen.

m.f.G. Developer_X

von (prx) A. K. (prx)


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Als ob es nur diese eine Sorte Draht gäbe. Herrje. Jedenmal ne Aspirin 
opfern wenn man lötet?

Erkenntnis: Draht war Mist, kann man vielleicht später mal Drosseln 
damit wickeln, aber eben nicht Platinen löten. Und richtigen Draht 
besorgen. Kunststoffisolation ist übrigens auch geeignet. Muss ja nicht 
so dick sein wie Klingeldraht.

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