Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Problem bei Arbeitspunkteinstellung für 2N3904 NPN Transistor


von Sin (Gast)


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Hallo,

ich wollte etwas Theorie in Praxis umsetzen und den Arbeitspunkt für 
einen Transistor einstellen.

Dazu sollte ein 2N3904 NPN Transistor genommen werden. Weiters wollte 
ich eine Arbeitspunktspannung von Uce = 5V und einem Kollektorstrom von 
Ic = 10mA. Die Versorgungsspannung sollte Ub = 15V sein.

Schaltung siehe Anhang.

Nun hab ich im Internet und Büchern immer wieder folgende Formeln 
gefunden:

Nun zur Berechnung des Spannungsteiler, des öfteren hab ich gelesen, 
dass Ube ~ 0.7V anzunehmen ist, ebenso die Verstärkung B (hFE) mit etwa 
100 (da diese nicht sehr genau zu bestimmen ist).

Da ich auch überprüfen wollte ob ich mit dieser Methode zu einem 
richtigen Ergebnis gekommen bin, habe ich die Schaltung in dem Programm 
LTspice simuliert. Ich erhalte jedoch nur Uce = 173mV. Weiters bin ich 
weder mit unterschiedlichen Ube bzw. hFE Werten annähernd zum richtigen 
Ergebnis gekommen. Entweder sperrt der Transisotr zuviel oder er 
schaltet zuviel durch. Auch bei dem einfachen diskreten Schaltungsaufbau 
konnte ich keine Uce = 5V messen.

Nun meine Frage, hab ich bei der Berechnung etwas falsch gemacht, bzw. 
wie berechnet man den die Widerstände zur Arbeitpunkteinstellung richtig 
für dieses Beispiel? Muss man auf bestimmte Werte des Datenblatts 
aufpassen?

Datenblatt habe ich folgendes verwendet: 
http://www.fairchildsemi.com/ds/2N/2N3904.pdf

Vielen Dank im voraus!
LG M

von Sin (Gast)


Angehängte Dateien:

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Anhang

von Kai (Gast)


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Bist Du Dir sicher, das B=100 stimmt.

Guck mal hier in diesem Video.
Da wird das ganze mal simuliert.

http://et-tutorials.de/5829/entwurf-eines-transistorverstarkers/

von Sin (Gast)


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Sorry für den doppel post im Forum, hoffe der zweite Eintrag wird 
gelöscht!

Deshalb antworte ich nur hier!


"Du hast nun erlebt was den Transistor so besonders macht: er verstärkt.
Kleinste Änderungen irgendwo und schon klebt die Kollektorspannung oben
oder unten. Du hast auch gelernt, dass es so offenbar gar nicht gehen
kann. Um den Arbeitspunkt stabil zu bekommen, brauchst die eine
Gegenkopplung."

@ ArnoR
Bei der Simulation werden keine Temp.änderungen berücksichtig. Sollte 
der Arbeitspunkt dann nicht schon stabil sein?


@ Kai
ich hab mir das Video nun angesehen, jedoch wird die Spannung Uce sehr 
experimentell bestimmt bzw. wird auch nicht auf den Kollektorstrom 
eingegangen.
Was B betrifft, nun laut Datenblatt zwischen 100 und 300.. habs mit 
mehreren Varianten gerechnet und simuliert jedoch hat dies auch nicht 
zum gewünschten Ergebnis geführt.

von ArnoR (Gast)


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> Sollte der Arbeitspunkt dann nicht schon stabil sein?

Ja schon, nur musst den erst mal finden.

> Bei der Simulation werden keine Temp.änderungen berücksichtig.

Von Temperaturänderungen schrob ich doch gar nichts. Allerdings werden 
die in der Praxis zuverlässig verhindern, dass so eine Schaltung 
funktioniert. Warum also nicht gleich richtig lernen?

von Sin (Gast)


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ArnoR schrieb:
> Ja schon, nur musst den erst mal finden.

Nur stellt sich mir die Fragen wie ich den finden kann, wenn die obigen 
Berechnungen komplett fehlschlagen. Wozu dient dann diese Berechnung 
bzw. Schaltung?

Das mit der Temperatur habe ich darauf bezogen was ich hier:
http://www.elektronik-kompendium.de/sites/slt/1506301.htm gelesen habe.

Hab nun mal einen Emitterwiderstand eingebaut. Nun ist die Konfiguration 
folgende:

Rc = 800, Re = 200 (da ich annehme, dass 2V über den Re abfallen 
sollen).

Nun erhalte ich etwa 5.5 V, könnte man die Kollektorspannung genauer 
berechnen um auf exakte 5V zu kommen?

von Kai (Gast)


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Wenn Du simulierst, kannst Du Dir den Basisstrom und den Kollektorstrom 
doch ausgeben lassen. Dann siehst Du doch die Stromverstärkung.

von Kai (Gast)


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Ausserdem bist Du bei 700 / 13700 x 15 V schon bei 0,76 V

von Sin (Gast)


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Kai schrieb:
> Wenn Du simulierst, kannst Du Dir den Basisstrom und den Kollektorstrom
> doch ausgeben lassen. Dann siehst Du doch die Stromverstärkung.

das ist klar, und wenn ich die berechne bekomme ich ein B von 300.
Wenn ich nun die ganz Berechnung wie oben anstelle... bekomme ich für

R1 = 39k und R2 = 2.1k, wenn ich dies wieder simuliere entspricht Uce ~ 
8V?

von Bernhard S. (gmb)


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Der bipolare Transistor ist stromgesteuert, nicht spannungsgesteuert! 
Die Vorgabe einer festen BE Spannung ist der falsche Ansatz.

Als ersten Start kannst du einen Vorwiderstand zwischen + und Basis 
schalten, der einen Strom (Ub-0,7V)/Rb in die Basis einprägt. Den 
Widerstand Rb stellst du so ein, dass der geforderte Kollektorstrom 
fließt.

Eine vernesserte Variante wäre dann das Einfügen von einer 
Temperaturstabilisierung in Form von Strom- oder Spannungsgegenkopplung. 
Der von dir dimensionierte Spannungsteiler macht nur Sinn, wenn ein 
ausreichend hoher Emitterwiderstand (Stromgegenkopplung) verwendet wird.

von Sin (Gast)


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Vielen Danke mal für eure Antworten!

Jedoch ist mir das WARUM noch nicht ganz klar...warum funktioniert die 
von mir beschriebene Arbeitpunkteinstellung nicht?

Man findet die Schaltung mit Spannungseinstellung (über Spannungsteiler) 
ohne Stromgegenkopplung recht oft wenn man nach "Arbeitspunkteinstellung 
Transistor" sucht, selbst im Buch "Halbleiterschaltungstechnik - Tietze, 
Schenk" findet man diese. Wenn man dann über die 
Gleichstromgegenkopplung ließt wird oft das Problem mit dem 
Temperaturdrift beschrieben.

Deshalb bin ich davon ausgegangen, wenn ich keinen Temperaturdrift habe 
(in der Simulation) sollte die Schaltung doch funktionieren?

Bzw.
ArnoR schrieb:
>> Sollte der Arbeitspunkt dann nicht schon stabil sein?
>
> Ja schon, nur musst den erst mal finden.

Wie finde ich diesen rechnerisch oder in der Praxis?

von ubefhbst (Gast)


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Wenn Du so vorgehst:

> des öfteren hab ich gelesen,
> dass Ube ~ 0.7V anzunehmen ist, ebenso die Verstärkung B (hFE) mit etwa
> 100

Dann passiert das:

> Entweder sperrt der Transisotr zuviel oder er
> schaltet zuviel durch.

Für die Formel die Du verwendest brauchst Du schon die >genauen< Werte
des Transistors oder Modells.

von Helmut L. (helmi1)


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Sin schrieb:
> Man findet die Schaltung mit Spannungseinstellung (über Spannungsteiler)
> ohne Stromgegenkopplung recht oft wenn man nach "Arbeitspunkteinstellung
> Transistor" sucht, selbst im Buch "Halbleiterschaltungstechnik - Tietze,
> Schenk" findet man diese. Wenn man dann über die
> Gleichstromgegenkopplung ließt wird oft das Problem mit dem
> Temperaturdrift beschrieben.

Das ist eine rein theorische Betrachtung. Die hat mit der Praxis nicht 
viel zu tun. Wenn du den Tietze-Schenk weiterlesen wuerdes werden dann 
auch die Praxisrelevanten Schaltungen beschrieben. Ohne 
Strom/Spannungsgegenkopplung geht es in der Praxis nicht. Temperatur 
hast du immer mit dabei. Auch must du dich von der Vorstellung loesen 
das man das auf 3 Stellen hinter dem Komma berechnen kann, dafuer ist 
die Streuung der Transistorparameter viel zu gross. Wie gesagt eine 
Gegenkopplung brauchst du in jedem Fall (Ausser Schaltanwendungen)

von Sin (Gast)


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Helmut Lenzen schrieb:
> Wenn du den Tietze-Schenk weiterlesen wuerdes werden dann
> auch die Praxisrelevanten Schaltungen beschrieben.

soweit ich mich erinnern kann ist dort nur Angemerkt das diese Schaltung 
im Hinblick auf Temperaturdrifts unbrauchbar ist, weswegen ich verwirrt 
war bzgl. der Simulation.

Aber um die Thematik zusammenzufassen, das Problem bei dieser Schaltung 
ist, dass man die exakten Parameter für die Arbeitspunkteinstellung 
benötigt, diese jedoch nicht im Datenblatt so angeführt sind. Daher 
lässt sich die fehlgeschlagene Arbeitpunkteinstellung meiner Schaltung 
(siehe oben) erklären.
Deswegen verwendet man die Stromgegenkopplung um die Streuung der 
Transistorparameter zu kompensieren (Abgesehen von dem Temperaturdrift).

Bitte um Richtigstellung sollte die Erklärung falsch sein!


Weiters würde mich noch interessieren, wie ihr das Problem der 
Arbeitpunkteinstellung in der Praxis angeht? Werte grob schätzen und 
dann probieren, oder exakt berechnen? Auf welche Werte muss man aus dem 
Datenblatt besonders achten, nimmt man die Min- oder Maxwerte von hFE 
bzw. Ube?

Helmut Lenzen schrieb:
> Auch must du dich von der Vorstellung loesen
> das man das auf 3 Stellen hinter dem Komma berechnen kann

Nun das 3 Stellen hinter dem Komma zuviel ist, ist mir klar, da mir 
leider jeglicher Praxisbezug fehlt, wie genau ist es überhaupt möglich 
bzw. sinnfoll den Arbeitspunkt einzustellen; +-10% oder +-20%??

von ArnoR (Gast)


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> das Problem bei dieser Schaltung
> ist, dass man die exakten Parameter für die Arbeitspunkteinstellung
> benötigt, diese jedoch nicht im Datenblatt so angeführt sind. Daher
> lässt sich die fehlgeschlagene Arbeitpunkteinstellung meiner Schaltung
> (siehe oben) erklären.

Nein, das Problem ist, dass diese Parameter stark exemplarabhängig, 
temperaturabhängig, herstellerabhägig, usw. sind, daher hat es keinen 
Sinn diese anzugeben, weil die nur unter vollkommen praxisuntauglich 
engen Bedingungen und nur für das jeweilige Exemplar gelten würden. 
Zusammen mit der hohen Verstärkung der einfachen Schaltung und der 
daraus resultierende großen Empfindlichkeit auf kleinste 
Werteänderungen, ist es unmöglich etwas Funktionierendes zu bauen.

von Helmut L. (helmi1)


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Sin schrieb:
> Deswegen verwendet man die Stromgegenkopplung um die Streuung der
> Transistorparameter zu kompensieren (Abgesehen von dem Temperaturdrift).

Die Temperaturdrift wird dabei ebenfalls kompensiert/verkleinert.

Die Kunst beim Schaltungsentwurf ist diese Streuung der Parameter zu 
umgehen.
Das heist die Schaltung wird so ausgelegt (mir mehr Bauteilen) das im 
Prinzip jeder Transistor der Serie dort funktioniert. Das ist ja gerade 
der Trick dabei das die Gegenkopplung den Arbeitspunkt stabilisiert und 
Exemplarstreuung unwirksam macht. Das beding halt einen leicht erhoehten 
Bauteilaufwand.

Die exakten Parameter gibt kein Hersteller an er koennte sie auch gar 
nicht in der Serie garantieren. Deshalb gibt es nur min,max und typische 
Werte.
Man muss halt den Wert aus dem Datenblatt nehmen der fuer die eigene 
Schaltung am relevantesten ist.

z.B. wird bei der Stromverstaerkung meistens nur der min Wert genommen. 
Die Schaltung ist aber dahin auszulegen das auch ein Transistor mit 
hoeheren Wert dort einwandfrei funktioniert.

Sin schrieb:
> Weiters würde mich noch interessieren, wie ihr das Problem der
> Arbeitpunkteinstellung in der Praxis angeht? Werte grob schätzen und
> dann probieren, oder exakt berechnen? Auf welche Werte muss man aus dem
> Datenblatt besonders achten, nimmt man die Min- oder Maxwerte von hFE
> bzw. Ube?

Exakt berechnen bringt nix. Es muss die Schaltung so ausgelegt werden 
das deren Parameter nur durch die Widerstaende bestimmt werden. Also 
nicht die Verstaerkung der Stufe so weit aufreisen das ein Transistor 
das bestimmt sondern das Verhaeltnis der Widerstaende zueinander.

Sin schrieb:
> wie genau ist es überhaupt möglich
> bzw. sinnfoll den Arbeitspunkt einzustellen; +-10% oder +-20%??

Die Spannung am Kollektor im Arbeitspunkt bei einer einfachen Stufe wird 
so um die +-10% schwanken. Das ist normal. Willst du es praeziser Haben 
greift man zu mehrstufigen Konzepten (Differenzverstaeker).

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