Forum: HF, Funk und Felder Funken auf nicht erlaubten Frequenzen


von Jürgen P. (juergenp)


Lesenswert?

Hallo Zusammen,
ich habe hier einen UKW Sender mit zwei Empfängern. Die Geräte sind auf 
406,4250 MHz eingestellt, wobei man bei dem Sender wohl eine neue 
Mittenfrequenz einprogrammieren kann. Bei den Empfängern ist die per 
Quarz festgelegt.
Jetzt hab ich gesehen, dass diese Frequenz in Deutschland nicht frei 
genutzt werden darf. Die Geräte wurden mal für einen Einsatz im Ausland 
angeschafft.
Ich soll diese Geräte nun testen, um zu sehen, ob die Datenübertragung 
noch einwandfrei funktioniert. Der Sender fängt meines Wissens nach 
direkt nach dem Einschalten an zu senden, und es ist nicht bekannt, mit 
welcher Leistung er das tun wird. Einstellbar sind 1 - 10 Watt.
Nun hab ich keine Lust, dass ich Ärger mit den Behörden bekomme, nur 
weil ich diesen Sender testen soll. Zumal ich in meiner Ausbildung in 
solchen Zusammenhängen auch immer gerne vom Berufsverbot gesprochen 
wurde.
Was meint ihr, wie kritisch ist es, solch einen Sender in Betrieb zu 
nehmen?
Bin auf eure Meinungen gespannt.
Gruß
L

von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

Jürgen Papadopolis schrieb:

> Jetzt hab ich gesehen, dass diese Frequenz in Deutschland nicht frei
> genutzt werden darf.

Falls es ich um eine "militärische" Frequenz handeln sollte,
wundere Dich nicht, wenn plötzlich so ein komisches Rohr,
befestigt auf einem Kettenfahrzeug, durch Dein Fenster reinschaut...
Meint
Harald

von Kevin (Gast)


Lesenswert?

Wie lange dauert denn so ein Test?
Die Behörden sind ja bekanntlich nicht die Schnellsten.

von Dave N. (Firma: Geknechteter Pennäler) (schueler-bubi)


Lesenswert?

Ist doch kein Problem.

Am Senderantennenausgang statt der Antenne ein Dummy-Load 
(=Kunstantenne, ein 50 Ohm Widerstand) anschliessen und dann kannst du 
jahrelang testen.

von tex (Gast)


Lesenswert?

Alles erforderliche über Art und Höhe der Strafe für das vorsetzliche 
Betreiben solcher Sender findest Du im Telekommunikationsgesetz.

In einem Beton-Keller für 1 oder 2 Minuten zum Einsatz gebracht wird es 
vermutlich kein Problem sein.

Allerdings:
Was dann?
Die Information, "ja das Gerät funktioniert noch" bewirkt ja nur, dass 
irgend jemand es irgend wann irgend wo einsetzen will, was zu den 
gleichen Problemen führen wird wie Dein Testbetrieb. Ist das Gerät 
hingegen defekt, wird es vermutlich ausgemustert, oder?

von Helmut L. (helmi1)


Lesenswert?

Harald Wilhelms schrieb:
> Falls es ich um eine "militärische" Frequenz handeln sollte,
> wundere Dich nicht, wenn plötzlich so ein komisches Rohr,
> befestigt auf einem Kettenfahrzeug, durch Dein Fenster reinschaut...

Das heist doch das die Virginia Farm Boys ankommen. Also dummpfes 
Hubschraubergeraeusch und dann mit Seilen ablassen ...

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Jürgen Papadopolis schrieb:
> ich habe hier einen UKW Sender mit zwei Empfängern. Die Geräte sind auf
> 406,4250 MHz eingestellt

Frequenznutzungsplan:

Eintrag 220001 MOBILER LANDFUNKDIENST, ziv, Betriebsfunk
Eintrag 220002 MOBILER LANDFUNKDIENST, ziv, Funkanwendungen der BOS
Eintrag 220003 RADIOASTRONOMIEFUNKDIENST, ziv, Radioastronomie

Insbesondere um Eintrag 220002 würde ich mir da Gedanken machen, denn
es handelt sich um "Nutzung von Einzelfrequenzen für die digitale
Sprach- und Datenübertragung der BOS im Direkt-Mode-Betrieb", also das
so genannte TETRA-System.  Die Leute könnten bei einer Störung schnell
"giftig" werden, und sie betreiben wohl einen Funkentstördienst
parallel zur BNetzA.

Kevin schrieb:
> Wie lange dauert denn so ein Test?
> Die Behörden sind ja bekanntlich nicht die Schnellsten.

Dummes Gerücht.  Die brauchen im Zweifelsfalle (also, wenn man damit
etwas stört) wenige Sekunden, um einen Sender von 10 W Leistung zu
orten.  Die dabei genutzte Technik wurde hier im Forum auch schon
beschrieben.

Eine derartige Messung sollte man also in einer ausreichend
geschirmten Kammer durchführen.

von Jürgen P. (juergenp)


Lesenswert?

Tja, da ich die Dinger noch nie benutzt habe, kann ich schlecht sagen 
wie lange das dauert. Ich würde mal von 15 Minuten ausgehen. Ich 
erinnere mich noch, dass bei uns mal eine defekte Drossel in dem 
Fernseher eines Kunden den Besuch von einem Messwagen der (vermutlich 
damals noch Post) Behörde beschert hat.
Die Frequenz wird laut Frequenznutzungsplan 
(http://www.bundesnetzagentur.de/DE/Sachgebiete/Telekommunikation/RegulierungTelekommunikation/Frequenzordnung/Frequenznutzungsplan/FreqNutzungsPlan_node.html)genutzt 
für Radioastronmie und Such- und Rettungsfunk über Satelliten. Da wir 
hier einige Unternehmen haben, die durchaus mal absichtlich in die 
Umlaufbahn funken, bin ich eben unsicher.

von Sepp Obermair (Gast)


Lesenswert?

Finger weg!

406 MHz ist eine satelitenüberwachte Notfunkfreqeunz. Bei Störung der 
Frequenz wirst du vom Satelit grob angepeilt, den Rest regelt die 
Bundesnetzagentur. In folge dessen wirst du die gesamte Kette an 
Ordnungskräften in Deutschland kennenlernen.

ich bin niemand der normalerweise in die Schwarzfunkpanik einsteigt, 
aber es gibt eine handvoll freqeunzen, die wirklich streng überwacht 
werden - herzlichen Glückwunsch du hast eine davon gefunden!

Grüße Sepp

von Sepp Obermair (Gast)


Lesenswert?


von Jürgen P. (juergenp)


Lesenswert?

Ah, das ist allerdings komisch, denn die Frequenz wurde uns für einen 
Einsatz in Gibraltar zugeteilt. Dort gibts doch auch EPIRB. Aber gut, 
ich lass die Finger davon.
Vielen Dank für die Infos!
Würde mich auch über weitere Informationen freuen! Ist ja scheinbar auch 
ein beliebtes Thema ;-)

Gruß
L

von fonsana (Gast)


Lesenswert?

Jürgen Papadopolis schrieb:
> Ich soll diese Geräte nun testen, um zu sehen, ob die Datenübertragung
> noch einwandfrei funktioniert.

Wozu, wenn dann der Betrieb sowieso nicht erlaubt (und wahrscheinlich 
auch nicht erlaubnisfaehig) ist?

fonsana

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Jürgen Papadopolis schrieb:
> Ah, das ist allerdings komisch, denn die Frequenz wurde uns für einen
> Einsatz in Gibraltar zugeteilt.

Das Notfunksystem ist Eintrag 219001 im Frequenznutzungsplan, also
406,000 bis 406,100 MHz.  Du bist das schon ein bisschen drüber,
was die Zuteilung für Gibraltar erklärt.

Aber selbst, wenn du COSPAS-SARSAT damit nicht störst, eine Störung
von TETRA würde ich persönlich auch nicht riskieren wollen.

Hat die Antenne denn eine Standardbuchse?  Dann könnte man ja ein
geschirmtes Kabel und einen Abschwächer anschließen.  Solange der
Pfad zum Empfänger brauchbar geschirmt ist, könnte die zusätzliche
Schirmwirkung eines Kellers oder Stahlbetonbunkers (gibt's ja genug
ausgediente ;-) genügen.  Man kann ja mit einem Weltempfänger bei
einem kurzen (~ 1 s) Einschalttest an der Grundstücksgrenze mal
verifizieren, wieviel noch empfangbar ist dort.

von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

Jörg Wunsch schrieb:

> Frequenznutzungsplan:
>
> Eintrag 220001 MOBILER LANDFUNKDIENST, ziv, Betriebsfunk
> Eintrag 220002 MOBILER LANDFUNKDIENST, ziv, Funkanwendungen der BOS
> Eintrag 220003 RADIOASTRONOMIEFUNKDIENST, ziv, Radioastronomie

Gut, ich nehme die Sache mit dem Rohr zurück. :-)
Gruss
Harald

von tom (Gast)


Lesenswert?

>> Dummes Gerücht.  Die brauchen im Zweifelsfalle (also, wenn man damit
>> etwas stört) wenige Sekunden, um einen Sender von 10 W Leistung zu
>> orten.  Die dabei genutzte Technik wurde hier im Forum auch schon
>> beschrieben.

Kannst Du bitte mal einen Link zu der Beschreibung geben, würde mich 
interesserieren, finde es aber nicht.
Wenige Sekunden finde ich echt sportlich, d.h. es müssten stationäre 
Empfangsanlagen sein, die über Mehrwegempfang orten?

Danke

von katastrophenheinz (Gast)


Lesenswert?

Sepp Obermair schrieb:
> 406 MHz ist eine satelitenüberwachte Notfunkfreqeunz. Bei Störung der
> Frequenz wirst du vom Satelit grob angepeilt, den Rest regelt die
> Bundesnetzagentur. In folge dessen wirst du die gesamte Kette an
> Ordnungskräften in Deutschland kennenlernen
>
> ich bin niemand der normalerweise in die Schwarzfunkpanik einsteigt,
> aber es gibt eine handvoll freqeunzen, die wirklich streng überwacht
> werden - herzlichen Glückwunsch du hast eine davon gefunden!

so sieht das aus. Jedes Flugzeug muss seit 2010 einen autom. 
Notrufsender an Bord haben, der auf 406 MHz sendet. Also kannst du davon 
ausgehen, daß auf dieser Frequenz jemand lauscht, der nicht viel Spass 
versteht.

http://www.siebert.aero/products/Katalog/Flugzeugbau-ausrstung/Sicherheitsausrstung/Notsender-Tracking-Systeme/ELT-Kannad-406-Integra.html

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

tom schrieb:
> Wenige Sekunden finde ich echt sportlich, d.h. es müssten stationäre
> Empfangsanlagen sein, die über Mehrwegempfang orten?

Stationär ja, ich glaube, über Laufzeitmessungen.

Den eigentlichen Thread, den ich meinte, finde ich auch gerade nicht.
Hier ein kurzer Hinweis auf den Stand der Technik:

Beitrag "Re: Funkortung von Schwarzsender"

Hier gibt's ein paar Infos (und schöne Fotos von Messgeräten):

http://www.moba-paffenholz.de/klaus-paffenholz.de/docs/bos-funk/gabriel/gabriel.html

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

katastrophenheinz schrieb:
> Also kannst du davon
> ausgehen, daß auf dieser Frequenz jemand lauscht, der nicht viel Spass
> versteht.

Nochmal: das Notrufsystem arbeitet im Bereich 406,000 bis 406,100 MHz.
Die Frequenzzuteilung, die Jürgen für Gibraltar hat, beläuft sich auf
406,425 MHz.  Er würde also damit nicht potenziell das Notrufsystem
stören, wohl aber den hiesigen digitalen BOS-Funk.

von Ha (Gast)


Lesenswert?

Selbst erlebt: Tastenklemmer im parkendem Zivilfahrzeug im 
4m-BOS-Bereich: 40min bis der Kanal wieder frei war.
Heist da muss auch jemand hingefahren sein und es ausgeschaltet haben.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Ha schrieb:
> Heist da muss auch jemand hingefahren sein und es ausgeschaltet haben.

Klar, ein georteter Störer heißt ja noch nicht, dass man damit auch
aus der Ferne die Störung beseitigen könnte. ;-)

von Helmut L. (helmi1)


Lesenswert?

Jörg Wunsch schrieb:
> Klar, ein georteter Störer heißt ja noch nicht, dass man damit auch
> aus der Ferne die Störung beseitigen könnte. ;-)

Die Amis schon die schicken eine Drohne :=)

http://de.engadget.com/2012/10/24/boeings-mikrowellen-flugelrakete-zerstort-elektrische-geratepark/

von Konrad S. (maybee)


Lesenswert?

Das hier ist eine mobile, militärische Version eines Peilers:
http://www.panzerbaer.de/types/bw_tpz1_fuchs_rs_eloka-a.htm

Das Ding ist zwar gut 20 Jahre alt, macht aber auch schon 10 Peilungen 
pro Sekunde.

von HF-Werkler (Gast)


Lesenswert?

Hallo,
heutzutage kann man mehrere Antennensignale problemlos in mehreren 
Empfängerzügen verarbeiten. Die Antenne muss sich dabei nicht mehr 
drehen, um die Richtung der Wellenfront zu bestimmen 
(Korrelationsmessung).

Solche Anlagen werden von der Bundesnetzagentur an vielen Standorten 
remote gesteuert betrieben.

z.B. Rohde und Schwarz:
http://www.rohde-schwarz.de/de/Produkte/funkueberwachung/peiler/Overview/

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Helmut Lenzen schrieb:

> Die Amis schon die schicken eine Drohne :=)
>
> 
http://de.engadget.com/2012/10/24/boeings-mikrowellen-flugelrakete-zerstort-elektrische-geratepark/

Die hornalte 4-m-Technik wird sich vermutlich um diesen Mist gar
nicht scheren. :-)  Ansonsten erinnert mich das an den seinerzeitigen
Hype mit der Installation von Röntgenlasern im Weltall: funktioniert
hat das Prinzip schon, aber es war eine Immobilie ...

von Fer T. (fer_t)


Lesenswert?

Naja laut Wikipedia würde der TETRA Funk nicht gestört, da der in 
Deutschland nicht auf 406Mhz genutzt wird:
380–385 MHz (Uplink), 390–395 MHz (Downlink)

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Fer T. schrieb:
> Naja laut Wikipedia würde der TETRA Funk nicht gestört, da der in
> Deutschland nicht auf 406Mhz genutzt wird

Ich würde da im Zweifel aber lieber dem Frequenznutzungsplan (immerhin
von der BNetzA selbst herausgegeben) glauben als Wikipedia.  Allein
die Begriffe "Downlink" und "Uplink" passen hier schon nicht mehr,
da es sich ja um Direktfrequenzen handelt.  Habe ich aber oben alles
schon zitiert ...

von Stefan H. (Firma: dm2sh) (stefan_helmert)


Lesenswert?

Du kannst das Ding anscheinend betrieben, brauchst aber eine 
kostenpflichtige Betriebsfunklizenz.

von Jürgen P. (juergenp)


Lesenswert?

So, für alle, die es noch interessiert:
Ich hab mal ganz doof eine Mail an die Bundesnetzagentur geschrieben. 
Bekam gerade den Rückruf: Die Frequenz kann nicht freigegeben werden, 
und darf auf keinen Fall genutzt werden, weil sie in Deutschland für die 
US-Army reserviert ist.
Damit ist das Thema für mich dann durch ;-)

von Kurt (Gast)


Lesenswert?

Jürgen Papadopolis schrieb:
> Die Frequenz kann nicht freigegeben werden,
> und darf auf keinen Fall genutzt werden, weil sie in Deutschland für die
> US-Army reserviert ist.

Also doch das Kanonenrohr.

Kurt

von Dummschwaetzer (Gast)


Lesenswert?

nein, die Virginia Farm Boys

von Jürgen P. (juergenp)


Lesenswert?

Na die kann ich hier gar nicht gebrauchen....

von Helmut L. (helmi1)


Lesenswert?

Dummschwaetzer schrieb:
> nein, die Virginia Farm Boys

Hey, das war mein Spruch :=)

von Georg W. (gaestle)


Lesenswert?

Jürgen Papadopolis schrieb:
> Damit ist das Thema für mich dann durch ;-)

Du musst nur deinen Chef überzeugen dass du eine Reise nach Gibraltar 
unternehmen musst, es gibt schlimmere Außendienste. Dort habt ihr ja 
eine Erlaubnis.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Georg W. schrieb:
> Du musst nur deinen Chef überzeugen dass du eine Reise nach Gibraltar
> unternehmen musst

Oder halt geschirmte Kammer.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.