Forum: Platinen Wie bekommt man dick verzinnte Leiterbahnen frei ?


von Lötknecht (Gast)


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Guten Abend,

ich habe allen Mut zusammengenommen und das Netzteil aus dem ELV Katalog 
mal aufgeschraubt um in dem Chinaböller, den die da verkaufen die 5 
hochgegangenen Elko zu tauschen.

Als ich die Platine umgedreht habe, hat mich fast der Schlag getroffen 
... So eine Sch*** haben noch nicht einmal die MGG 42 
Hochspannungsgeneratoren auf der Platine, die ich ab und an beruflich 
reparieren muß. (Aber nur der Teil bis zum Eingang der Kaskade für die 
160 kV also bis zu der Stelle, wo die 800 Volt über die Schraubterminal 
in die Ölgefüllte Kaskade gehen.)

Auf dem Foto ist die Unterseite der Platine zu sehen. Da, wo die breiten 
verzinnten Bahnen laufen sind bis zu 3 mm dick Lötzinnwürste drauf und 
darunter die umgebogenen Anschlüsse der Elko.

Die Elko habe ich alle hier, nun bleibt nur das Problem, die auszulöten.

Eine Weller Lötstation (TCP (24 V)) Leistung weiß ich nicht mit 
superbreiter und heißer Spitze schafft es nicht, das Lot so weit zu 
schmelzen, dass man da mit einer Absaugpumpe die Anschlüsse freilegen 
kann.

Gibt es eine Methode um wenigstens kleine Areale um die Anschlüsse der 
Elko freizulegen ohne, dass ich mir einen Dachrinnenlötkolben kaufen muß 
?

Bin für jeden Tipp dankbar.

Reinhold

: Verschoben durch Admin
von Marek N. (Gast)


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Nabend,

* Heißen Lötkolben, ca. 350 bis 380 °C
* Flussmittel drauf, ggf. frisches Lot.
* Platine hochkant stellen und leicht zu sich hinneeigen
* mit dem Lötkolben die verzinnen Leiterbahnen von oben nach unten 
abfahren, so dass das Lot runtertropft
* ggf. wiederholen
* den letzten Rest bekommt man mit Entlötlitze weg wenns sein muss, aber 
in der Regel reicht die Schwerkraft aus.

Beste Grüße, Marek

von Klaus D. (kolisson)


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Lötknecht schrieb:
> Eine Weller Lötstation (TCP (24 V)) Leistung weiß ich nicht mit
> superbreiter und heißer Spitze schafft es nicht, das Lot so weit zu
> schmelzen, dass man da mit einer Absaugpumpe die Anschlüsse freilegen
> kann.

Du musst beim Erwärmen frisches Lötzinn zugeben. Dann kann es klappen.
Sonst halt stärkerer Lötkolben. (Wie stark ist deiner ?)

k.

von Lötknecht (Gast)


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Habe ich schon versucht.

Lötkolben mit breiter, heißer Spitze. (350°C laut Fluke IR Thermometer).

Dann die Lötspitze auf die Leiterbahnen und frisches Lot (SnPb 60/40) 
dabei.

Erfolg:

Ein leicht angeschmolzener Punkt auf der Leiterbahn, der 
Sekundenbruchteile später wieder fest war.

Das Lot ist da wirklich 2 bis 3 mm dick drauf.

Danke aber für den Hinweis

Reinhold

von I have no idea what I am doing (Gast)


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Keine Ahnung wie viel Watt dein Lötkolben hat, aber mit meinem 80 Watt 
Lötkolben von Weller hatte ich bei solchen dick verzinnten Leiterbahnen 
nie Probleme. Bleihaltiges Lot zuführen und damit das andere Lötzinn 
anschmelzen. Das kann dann gut und problemlos durch einen kurzen Schlag, 
oder durch die Schwerkraft von der Platine entfernt werden.

Aber wie gesagt, der entscheidende Punkt ist, dass man Lötzinn mit 
niedrigerem Schmelzpunkt hinzufügt, dass auch noch neues Flussmittel 
enthält. Vergiss deine Endlötpumpe.

von Michael_ (Gast)


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Dann kauf dir keinen Dachrinnenlötkolben, sondern eine normale 
Lötstation wie die LS50.
Die tut bei mir schon seit 15 Jahren zuverlässig ihren Dienst.
Ich frag mich überhaupt, warum manche Probleme mit "Marken Lötstationen" 
haben.
Mit 350°C kannst du keinen Hund hinter dem Ofen hervorlocken.
Stell die dann auf 430°C und es wird gehen.

von herbert (Gast)


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Brrrr... das schaut ja übel aus!Ich würde da erstmal mit einer Dremel 
und Kugelkopffräser ran gehen.Ich habe damit noch nie Zinn bearbeitet 
,deswegen ist mein Vorschlag erst mal zu testen.Wenn es danach weniger 
ist sollte es mit einem Heißluftfön schon gehen.Ist halt immer Stress 
für Mann und Platine :-)

von dolf (Gast)


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ne 230v/60watt löte schafft das.
hab ich für solche fälle im schrank.
reichlich kolophon benutzen dadurch wird ´s deutlich leichter lötbar.
mfg

von Schweinshaxe (Gast)


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Es hilft oft, die Platine mit einem Heissluftförm vorzuwärmen ...

von Paul Baumann (Gast)


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Herbert schrob:
>Ich würde da erstmal mit einer Dremel
>und Kugelkopffräser ran gehen.Ich habe damit noch nie Zinn bearbeitet...

Mach es auch nicht, denn der Fräser würde sich durch das weiche Zinn 
sofort zusetzen und wäre nur noch ein Kugelkopf...
;-)

Zum Auslöten aus dick und flächig verzinnten Bahnen habe ich einen
Gasbrennerchen. Das geht ab wie Schmidts Katze.

MfG Paul

von Meister Röhrich (Gast)


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Azethylen und Sauerstoff ;)

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Hübsch sieht das zwar nicht aus, aber es wird einen Grund geben, warum 
da so mit Zinn geaast wurde, und der ist nicht Unfähigkeit des 
Herstellers.

Es geht um die Erhöhung des Leiterbahnquerschnittes; das ist ein 
Netzteil, und darin fließen Ströme.

von Hmm (Gast)


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Ja. Rufus. Und wer hat was anderes behauptet?
Es geht hier um das Auslöten.

von Hmm (Gast)


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Na gut. Marek, wollte das ganze Lötzinn entfernen. Aber der war der 
einzige.

von Michael (Gast)


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Rufus Τ. Firefly schrieb:
> Es geht um die Erhöhung des Leiterbahnquerschnittes; das ist ein
> Netzteil, und darin fließen Ströme.
Für die Strombelastbarkeit geht es nicht um den Querschnitt, sondern um 
den Widerstand der Leiterbahn. Die spezifische Leitfähigkeit von Lötzinn 
ist fast einen Faktor 10 schlechter als die von Kupfer, d.h. eine 
dickere Kupferauflage ist deutlich effektiver als Lötzinnraupen.
http://www.mikrocontroller.net/articles/Leiterbahnbreite

von Marek N. (Gast)


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Moin,

oh, ich hatte nicht gesehen, dass der Kollege nur die Elkos entfernen 
will.
Na ja, man kann auch die Leiterbahnen dann wieder zukleistern.
Übrigens bringt das (dicke) Verzinnen durchaus eine Verbesserung der 
Leitfähigkeit: https://www.youtube.com/watch?v=L9q5vwCESEQ
Dort wird auch zum Schluss gezeigt, wie man mittels Entlötlitze das Zeug 
wieder wegbekommt.

Beste Grüße, Marek

von Lötknecht (Gast)


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Ich muß mal das Teil morgen mit in die Firma nehmen.

Da haben wir einen Lötkolben mit 100 Watt für dicke Drähte zu verzinnen.

Das Netzteil soll angeblich 15 Volt 60 Ampere können.
Das ist so ein MRB...900 Netzteil.

Wenn ich die 1000uF 100V Elko nicht hier hätte, dann wäre das Teil schon 
zerlegt im Elektronikschrott.

Melde mich morgen nachmittag  nochmal.

Reinhold

von g457 (Gast)


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> Das Netzteil soll angeblich 15 Volt 60 Ampere können.

Bei den Strömen freut man sich über jedes mΩ(!) das man einsparen kann. 
Sieht vielleicht nicht schön aus mit dem Lötzinn drauf, aber es ist auf 
jeden Fall zweckmäßig.

> Elektronikschrott

Och bevorst das machst verschenks doch lieber an jemanden der löten kann 
;-)

von Lötknecht (Gast)


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Deshalb steht dss Netzteil ja hier ...

Hat beim vorigen Besitzer nur noch gezirpt und dann nix mehr.

Ist ein Svhaltnetztei und von den 7 Elko (5xElko 1000uF 100V im 
Sekundärkreis und 2x 1200uF 200V im Primärkreis) sind 6 Stk dick oder 
haben die Falz am Becher gestreckt um die Anschlüsse abzureißen.

Ich hoffe, dass die FET noch i.O. sind, sonst ist neu kaufen billiger 
als Reparieren.

Reinhold

von Nochwas (Gast)


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>Es geht um die Erhöhung des Leiterbahnquerschnittes; das ist ein
Netzteil, und darin fließen Ströme.
>Bei den Strömen freut man sich über jedes mΩ(!) das man einsparen kann.
Sieht vielleicht nicht schön aus mit dem Lötzinn drauf, aber es ist auf
jeden Fall zweckmäßig.


Ne. Das Zinn ist duemmlich. Die 2-3mm Zinn bewirken soviel wie 0.2mm 
Kupfer. Also waere ein 1-1.5^2mm Kupferdraht draufgeloetet mehrfach 
effektiver.

von Omega G. (omega) Benutzerseite


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Meistens ist da Kupferdraht aufgelötet, zum Teil auch mehr als nur 
einer.

von g457 (Gast)


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> Also waere ein 1-1.5^2mm Kupferdraht draufgeloetet mehrfach effektiver.

Klar. Aber ∗wesentlich∗ kostenintensiver in der (Serien-!)Fertigung. 
Dann doch lieber Zinn drüberbügeln. Wird schon keiner die Platine 
umdrehen..

von Sni T. (sniti)


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Michael_ schrieb:
> Mit 350°C kannst du keinen Hund hinter dem Ofen hervorlocken.
> Stell die dann auf 430°C und es wird gehen.

Das stimmt nicht.. mit 'ner vernünftigen Lötstation reichen 350 Grad 
dicke aus Kupferstücke auf einem Kühlkörper zusammenzulöten. Die 
langweilt sich bei so was. Und die Wellerstation hält ihre 430 Grad auch 
nicht, nur hast du dann genug Zeit, dass etwas Lot weggeht, bis die so 
weit herungergekühlt ist.

von Michael_ (Gast)


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Lötknecht schrieb:
> Eine Weller Lötstation (TCP (24 V)) Leistung weiß ich nicht mit
> superbreiter und heißer Spitze schafft es nicht, das Lot so weit zu
> schmelzen, dass man da mit einer Absaugpumpe die Anschlüsse freilegen
> kann.
ebay 150930258969
Die Superdinger schaffen es eben doch nicht.
Damals, vor der LS50 standen zwei von den Dingern zur Verfügung. An 
eines konnte man noch so einen winzigen Lötkolben anschließen.
Sie waren einfach nur Müll und ich habe sie nie wieder benutzt.
Und so schlimm sehen die Leiterzüge auf dem Bild gar nicht aus.
Vergleichbar mit dem 5V-Pool in einem PC-NT. Geht problemlos.
Und es sieht so aus, als ob die Anschlüsse der Elyt rumgebogen und auf 
dem Kupfer verlötet wurden.
Ein Problem mit dem Austausch sehe ich nicht. Hatte schon schlimmeres.

von Falk B. (falk)


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@g457 (Gast)

>Klar. Aber ∗wesentlich∗ kostenintensiver in der (Serien-!)Fertigung.

Klar, weil die Zinnwürste ja auch sooo doll durchgehend und 
reproduzierbar sind.

>Dann doch lieber Zinn drüberbügeln. Wird schon keiner die Platine
>umdrehen..

Und hoffentlich das Netzteil nie voll auslasten. 60A? Dauerhaft? Netter 
Witz. ;-)

Smoooooooke in the power supply

von Paul Baumann (Gast)


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Falk schrob:
>Smoooooooke in the power supply

..and Fire in the Sky!

Dumdumdum Dubdubdidum...

MfG Paul Purple
;-)

von Lötknecht (Gast)


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Wisst Ihr was ???

Der 9,90€ Baumarkt Dachrinnenlötkolben von meinem Nachbarn hat mir genau 
die Menge an Hitze gebracht, die ich gebraucht habe um die Elko 
auszulöten.

Schön dranhalten, langsam hin und her schieben bis ich den Draht vom 
Elko (Abgekniffen, nicht umgeknickt) erwischt habe, dann Elko 
rausgewackelt und anschließend mit dem Aldi Akkuschrauber und 1,5 mm 
Bohrer von Norma aus dem Sortiment das Loch durchgebohrt.

Anschließend die neuen Elko reingesteckt und wieder mit viel Zinn 
angelötet. Die umgebogenen Enden der Anschlüsse habe ich so 5 mm weit 
mit eingeschmolzen.

An die Herren Falk Brunner und Paul Baumann:
Wenn der ursprüngliche Besitzer nicht gesagt hätte: "Hier, nimm mit zum 
Entsorgen, hat nur noch gezirpt und ist dann ausgefallen." und bei uns 
in der Firma im Elektronikschrott eine Hand voll HF feste Elko (125 kHz 
Takt im Wandler vor der Kaskade) mit 1200µF 200 Volt, die wegen 1500 
Betriebsstunden im Röntgengenerator im Rahmen der Wartung ausgetauscht 
wurden, gelegen hätten, dann wäre das Teil nun in der Tonne und ich 
würde hier nicht fragen.

Wenn es 5 Ampere (bei 70 kHz Taktfrequenz, die man messen kann mit dem 
50 MHz Resol DSO) hält für mal einen Scheibenwischermotor zu testen oder 
für Stromgeregelt (soweit man das bei einem solchen Chinaböller von ELV 
regeln nennen kann) mal einen Heizdraht für Styropor zu befeuern, dann 
reicht das.

Für mehr soll es nicht benutzt werden.

An den Michael_ (Gast):
Wenn Du hier in Deinem Beitrag eine Marke erwähnst, dann sind die 
Antworten immer besser.
Wenn Du hier nach Hilfe bei einem Problem mit bei einem NoName Gerät 
fragst, wo auf der Platine und den Bauteilen nachverfolgbare 
Seriennummern von Nobelherstellern mit bester Qualität stehen, dann 
bekommen die Fragesteller regelmäßig nur dumme Sprüche oder unbrauchbare 
Antworten.
Also nennste Marken und schon sind die Antworten besser.

An Alle:
Ich möchte mich hier für die guten Tipps zum Entlöten, besonders die, 
die sich mit dem Problem der Flußmittel und der Zugabe von Lot 
beschäftigt haben. (Ich wusste z.B. nicht, dass man mit Bleihaltigem Lot 
als Zugabe solche Würste leichter aufschmelzen kann.)

Das Netzteil "netzt" wieder und ich hoffe, dass die Elko noch Ihre 8000 
Stunden, für die die zertifiziert sind, durchhalten.

Wenn ich wieder ein Problem habe, dann werde ich mich wieder melden.

Gruß

Reinhold

von W.S. (Gast)


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Lötknecht schrieb:
> Bin für jeden Tipp dankbar.

Weller #8 oder #9 Lötspitze und nen Meter LIFY-Litze 0.25 (z.B. Bürklin) 
und etwas Kolophonium. Ne #8 Spitze schafft das spielend und mit der 
billigen Litze kannst du das ganze Lot wegsaugen. Ne #9 Spitze ist 
viellecht schon ein bissel zu heftig.

W.S.

von Paul Baumann (Gast)


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Lötknecht schrob:
>An die Herren Falk Brunner und Paul Baumann.....

Ich hätte es wissen müssen....
Tu niemand Gutes und es geschieht Dir nichts Böses.

Ich schrieb weiter oben:
>>Zum Auslöten aus dick und flächig verzinnten Bahnen habe ich einen
>>Gasbrennerchen.

Kannst Du mir sagen, was an dem Rat schlecht war?

Staun
Paul

von troll (Gast)


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Paul Baumann schrieb:
> Kannst Du mir sagen, was an dem Rat schlecht war?
es ist kein Gedicht

flücht

scnr

von Simon K. (simon) Benutzerseite


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Paul Baumann schrieb:
> Lötknecht schrob:
>>An die Herren Falk Brunner und Paul Baumann.....
>
> Ich hätte es wissen müssen....
> Tu niemand Gutes und es geschieht Dir nichts Böses.

Und das musst du dir auch noch von Jemandem sagen lassen, der seine HSS 
Spiralbohrer an Platinenmaterial ruiniert.

von Michael_ (Gast)


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Das kann doch den HSS-Bohrern egal sein.
Die sind billig, brechen nicht so leicht, ich habe genug und man kann 
sie leicht mehrmals nachschleifen.

von Michael D. (etzen_michi)


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Was man auch hätte machen können:

Bei großen Masselayern oder ähnlcihes (z.B. Grafikkarte) mache ich es 
so, das ich dem Elko die Beine rausreise, ein paar mm über der Platine 
abnikspe und die neuen Elkos an diese Beine löte.

von Ingo (Gast)


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Mir erschliesst sich jedoch nicht, warum die Stromdichte an einigen 
Stellen künstlich in die Höhe treibt? Ganz Rechts z.B. wird extra der 
Querschnitt verringert um ihn scheinbar über den Pin am Elko zu führen, 
muss das sein?


Ingo

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