Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik MüllEmpfänger


von DatenLogger (Gast)


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Moin moin,

Ich habe hier so ein billigst "input = output" 433MHz RF-Link-Paar auf 
dem Tisch liegen. Ist das erste mal, dass ich mich mit dieser Art 
Funktechnik beschäftige.

Und zwar dieses hier:

http://www.watterott.com/de/RF-Link-2400bps-Empfaenger-434MHz
http://www.watterott.com/de/RF-Link-Sender-434MHz

Links zu Datenblättern etc. auf der Seite, aber wenig aussagekräftig.

Die beiden funktionieren im Grunde auch wie erwartet, allerdings fliegen 
mir aus dem Empfänger die Bytes nur so entgegen, auch wenn der Sender 
garnicht da ist.

Sprich: Er empfängt massig Datenmüll. Die Daten des Senders kommen auch 
an, nur eben zwischen jeder Menge anderem.

Ich habe das nun in zwei verschiedenen Haushalten probiert, jedes mal 
das gleiche. Bei keiner Baudrate kann ich ein Muster erkennen, dass auf 
irgendwelche Funkthermometer, Rauchmelder, etc. schließen lässt.

Nun würde mich mal interessieren, ob das bei allen diesem 433MHz Teilen 
(RFM12 etc.) so ist, oder ob ich einfach in einer starkt "verseuchten 
Umgebung" sitze, oder ob das etwas mit der Abstimmung des Empfängers zu 
tun hat. Daran habe ich noch nichts geändert, da er ja die Daten vom 
Sender durchaus empfängt.

Weiterhin ergibt sich natürlich die Frage, wie man mit diesem Problem 
weiter umgeht, wenn man das Teil benutzen möchte.
Nur übers Protokoll prüfen, ob es sich um gültige Daten handelt?

Hardwaremäßig kodieren á la IR Fernbedienung? Könnte evtl. schwierig 
werden wegen 10kbps Begrenzung des Senders.

Vielleicht kennt ja jemand das Teil oder hat sonstige Erfahrungen mit 
solchen Dingern.

Danke!

von Andi (Gast)


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Hast du einen Scanner mit dem du mal auf der Frequenz "lauschen" kannst?
Evtl. hat der Empfänger keine Squelch.

von DatenLogger (Gast)


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Nein, habe ich leider nicht.

Wie gehen denn andere Funkmodule mit dem Rauschen um?

von ICs (Gast)


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Also das RFM12 hat meines Wissens ein Register, über das man einstellen 
kann, ab welcher Empfangsstärke das Rauschen als "empfangene Daten" 
ausgewertet wird...Ansonsten kannst du auch manuell den RSSI-Wert 
auslesen und auf eine Schwellen prüfen.

von Jürgen S. (jurs)


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DatenLogger schrieb:
> Die beiden funktionieren im Grunde auch wie erwartet, allerdings fliegen
> mir aus dem Empfänger die Bytes nur so entgegen, auch wenn der Sender
> garnicht da ist.
>
> Sprich: Er empfängt massig Datenmüll. Die Daten des Senders kommen auch
> an, nur eben zwischen jeder Menge anderem.

Sind das Sender, die nach dem Verfahren ASK/OOK arbeiten?

Das nachfolgende gilt nur für einfache ASK/OOK-Sender mit dazugehörendem 
Empfänger:

ASK = amplitude-shift keying, Amplitudenmodulation
OOK = On-off keying, Ein-/Aus-Tastung

Der Empfänger arbeitet vom Prinzip her wie das 1908 patentierte 
Rückkopplungs-Audion.
http://de.wikipedia.org/wiki/Audion

Der Unterschied zum Jahr 1908 ist: Heute wird die Rückkopplung an einer 
Transistor-Audionschaltung im Gegensatz zum Röhren-Rückkopplungsaudion 
nicht mehr von Hand auf maximale Empfindlichkeit eingestellt, sondern 
der heute "Regenerativempfänger" genannte Empfänger regelt seine 
Empfangsempfindlichkeit selbst automatisch: Wenn die hoch ausgesteuerten 
Bits eines starken Senders nur so reinrauschen, regelt er seine 
Empfindlichkeit runter. Und wenn gerade nichts empfangen wird, dann 
regelt er seine Empfindlichkeit so weit hoch, bis er was empfängt. Das 
ist bei einer so funkverseuchten Frequenz wie 433 MHz natürlich kein 
Problem.

Normal ist: Der Empfänger regelt bei freier Frequenz seine 
Empfindlichkeit so weit hoch, bis er irgendwelches Stör-Rauschen auf der 
Frequenz empfängt. Alles ganz normal bei diesem Prinzip.

> Ich habe das nun in zwei verschiedenen Haushalten probiert, jedes mal
> das gleiche. Bei keiner Baudrate kann ich ein Muster erkennen, dass auf
> irgendwelche Funkthermometer, Rauchmelder, etc. schließen lässt.
>
> Nun würde mich mal interessieren, ob das bei allen diesem 433MHz Teilen
> (RFM12 etc.) so ist, oder ob ich einfach in einer starkt "verseuchten
> Umgebung" sitze, oder ob das etwas mit der Abstimmung des Empfängers zu
> tun hat.

Nein, alles vollkommen normal für ganz normale ASK/OOK-Sendungen und 
diese Art von Sender-/Empfängerpaaren.

> Weiterhin ergibt sich natürlich die Frage, wie man mit diesem Problem
> weiter umgeht, wenn man das Teil benutzen möchte.
> Nur übers Protokoll prüfen, ob es sich um gültige Daten handelt?

Nein, Du musst schon über das Protokoll passende Daten senden.

Das fängt damit an, dass Deine Aussendung am besten mit ein paar an sich 
völlig nutzlosen "Trainingsbits" beginnt. Diese Trainingsbits sind dann 
nur dafür da, dass der Empfänger erkennt "aha, da funkt ein starker 
Sender, regele mal die Empfindlichkeit runter". Sobald Dein Empfänger 
die "starken" Trainingsbits empfängt und seine Empfindlichkeit 
runterregelt, empfängt er den ganzen schwachen Störfunk erstmal nicht 
mehr, sondern nur noch die starke Aussendung des stärksten Senders auf 
derselben Frequenz.

Der Störfunk wird quasi ausgeblendet, kurz nachdem mit dem Senden von 
Trainingsbits begonnen wurde. Beginne Deine Aussendung z.B. mit drei 
Dutzend 0-1 Paaren durch entsprechende Ein-/Austastung des Senders. 
Danach hat sich der Empfänger auf die richtige Empfindlichkeit 
eingepegelt und es kann mit dem Senden der eigentlichen Daten losgehen.

Und weiterhin mußt Du dann bei dieser Art Sendern am besten darauf 
achten, dass eine gute Mischung aus 0 und 1 Bits gesendet wird. Wenn 
nämlich zu viele 1 Bits in Folge kommen (Du sendest z.B. 255 als 
11111111), dann "säuft der Empfänger ab". Er läuft in die Sättigung, 
regelt seine Empfindlichkeit wieder zu weit herunter, und der Rest 
Deiner Sendung wird nicht mehr korrekt empfangen.

Damit also die dem Empfänger mit den Trainingsbits antrainierte passende 
Empfindlichkeit nicht gestört wird, muss das Protokoll also so ausgelegt 
sein, dass nicht ganze Serien von Eins-Bits oder von Null-Bits in Folge 
kommen, sondern immer gemischt, so dass nach höchstens drei Einsen in 
Folge wieder eine Null im Funk-Datenstrom vorkommt und umgekehrt.

Sonst kommst Du mit dieser Art Sender-/Empfängerpaaren auf keine 
Reichweite. Ansonsten schaffen die mit einer 17,5cm Drahtantenne und ca. 
4 Volt Betriebsspannung am Sender locker ihre 25 Meter.

Aber je nach verwendetem Sendeprotokoll schaffst Du vielleicht auch nur 
5 Meter Reichweite, z.B. wenn Du den Sender über TX einer seriellen 
Schnittstelle ansteuerst und den Empfänger über RX einer seriellen 
Schnittstelle empfangen läßt. Das wird nur Müll mit geringstmöglicher 
Reichweite.

Diese Pärchen aus "dümmstmöglicher Sender und primitivster Empfänger" 
lassen sich nur mit etwas höher entwickelten Sende- und 
Empfangsprotokollen  vernünftig betreiben.

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