Forum: Digitale Signalverarbeitung / DSP / Machine Learning Vorsteuerung und Referenzmodell einer Kaskadenregelung


von Edwin (Gast)


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Hy Leute

Mir bereitet die Vorsteuerung und des Refernzmodells einer 
Kaskadenregelung einige Schwierigkeiten.
Die Kaskadenregelung besteht aus Lage- Drehzahl- und Stromregler. 
Lageregler ist ein P-Regler, Drehzahl und Strom sind PI-Regler.
Die Drehzahlvorsteuerung soll ja den Lageregler entlasten und ein Signal 
proportional der Bahnberechnung auf den Eingang des Drehzahlreglers 
legen. Doch wie genau sieht die Struktur der Vorsteuerung aus? Handelt 
es sich dabei nur um ein P-Glied oder PT1-Glied oder ähnlichem? Als 
einstellmöglichkeiten habe ich nur eine Ersatzzeitkonstante.

Das Referenzmodell, dass im I-zweig des Drehzahlreglers ist, bereitet 
mir auch Probleme. Es besteht aus einem PT2-Glied und soll den 
p-geregelten Drehzahlkreis nachbilden. Doch leider findet man dazu 
keinerlei Literatur.

Es würde mich freuen, wenn ihr mir die Strukturen und Funktionsweise 
genauer beschreiben könnt oder Informationen für mich habt.


mfg Edwin

: Verschoben durch Moderator
von Wilhelm F. (Gast)


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Hat das was mit Ausbildung, Studium und Beruf zu tun?

OK. Im entfernteren Sinne vielleicht mit Ausbildung.

von Habasch (Gast)


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Mal ne Simulation dazu anwerfen ?

von Edwin (Gast)


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Hy

Hat mit Beruf bzw. Ausbildung zu tun.
Wenn man versteht wie etwas funktioniert, kann man viel besser damit 
umgehen. Zum Thema Vorsteuerung: kann ich schlecht simulieren, da ich 
nicht genau weiß, wie diese aufgebaut ist.

mfg

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Edwin schrieb:
> Hat mit Beruf bzw. Ausbildung zu tun.

In diesem weit gefassten Sinne hat so ziemlich alles, was wir tun, mit
Ausbildung zu tun.

Ein richtiges Regelungstechnik-Unterforum gibt's nicht.  Ich schieb'
es mal nach DSP, weil ich denke, dass dort noch die meiste Kompetenz
im Regelungstechnik-Bereich versammelt ist.

von A. S. (rava)


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ich glaube, du müsstest uns deinen PI-Regler nochmals erklären...


Ich kenne PI-Regler nur, die mit einem Regelfehler als Eingangswert 
arbeiten
also (x_soll-x_ist). Dein PI-Regler hat noch einen I-Eingang. Was ist 
das?




Mal ganz allgemein:

Ein Referenzmodell kann 2 mögliche Zwecke haben


1. Es sagt dir, wie sich deine Regler-Strecke Kombination theoretisch 
verhalten soll. In dem Fall existiert das Referenzmodell nur auf dem 
Papier für die Rechnung und nicht im Blockschaltbild.
Dann musst du das Verhalten Regler-Strecke ausrechnen und die freien 
Koeffizienten des PI-Reglers so wählen, dass das Verhalten entsteht, das 
dein Referenzmodell vorschreibt.

2. Du sprichst von modellbasierter Regelung. Da ist in der Regel 
irgendwo in deinem Regler ein Parallelmodell des Systems vorhanden. Über 
messbare Anteile des Zustandsvektors x kannst du mithilfe des Modells 
nicht messbare Größen schätzen, und sie dann in deiner eigentlichen 
Regelung verwenden.
Das ist das einfachste Kästchen hierzu fürs Blockschaltbild
http://de.wikipedia.org/wiki/Beobachter_%28Regelungstechnik%29

von Edwin (Gast)


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Hallo

Ich hab den PI-Regler nochmal aufgesplittet dargestellt. Das 
Referenzmodell befindet sich in der Strecke des I-Reglers und wirkt wie 
eine Sollwertglättung und die Wirkung des Integrators wird hauptsächlich 
durch den Istwert beeinflusst.
Ich kann mir aber noch nicht ganz vorstellen, auf welche Frequenz ich 
das Filter (Referenzmodell) einstellen muss.

Im Vergleich:
Übertragungsfunktion ohne Referenzmodell:

Übertragungsfunktion mit Referenzmodell:

Beobachter oder dgl. sind nicht verwendet, es geht nur darum, den 
I-Regler zu beeinflussen und das Überschwingen in der Sprungantwort zu 
verringern.

mfg

von Udo S. (urschmitt)


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Edwin schrieb:
> und wirkt wie eine Sollwertglättung
Ein I Regler per se glättet das Eingangssignal, eben weil er integriert.

Edwin schrieb:
> und die Wirkung des Integrators wird hauptsächlich durch den Istwert
> beeinflusst.

Wenn das die Regelungstechnik ist, die ich in meinem Studium gelernt 
habe, dann wird jegliche Reglerreaktion durch die Differenz aus Sollwert 
- Istwert gebildet.

Sorry aber ich verstehe das alles hier nicht. Dein PT2 Glied hängt 
ausserhalb der Regelschleife und beeinflusst den I Anteil deiner 
parallelen P und I Regler.
Irgendwie macht das für mich so keinerlei Sinn, vieleicht bin ich aber 
einfach zu lange aus der Materie draussen.

von A. S. (rava)


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also gut, ich hab so etwas noch nicht gesehen.
Was man üblicherweise PI-Regler nennt, sieht so aus:
http://de.wikipedia.org/wiki/Regler#PI-Regler

Der Term e(t) ist also im p- und im I-Anteil identisch. Das Ding hat 
also nur einen Eingang.

Aber das soll mal hier egal sein, es geht da ja nur um den Namen.


Schau dir aber doch mal die Struktur der Vorsteuerung bei der 
Kaskadenregelung an: http://de.wikipedia.org/wiki/Kaskadenregelung

Hier arbeitet die Vorsteuerung nur als P-Regler


Ich hab aber das Gefühl, wir reden immer noch aneinander vorbei ^^
woher hast du denn dein Blockschaltbild?

von Edwin (Gast)


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Hy

Ja, ist ein etwas seltsamer Aufbau, drum der Vergleich zwischen einem 
normalen PI-Regler und dem mit Ref-Modell. Ah, hab ich vergessen zu 
erwähnen, es ist von einem Siemens-Antriebsregler, von da habe ich auch 
das Blockschaltbild, nur ist es halt stark vereinfacht (ohne 
Begrenzungen, usw). Leider spart Siemens auch bei der genaueren 
Beschreibung und in diversen Foren erfährt man nur, wie man das Modell 
ungefähr hindrehen kann. Ich möchte aber wissen, was es Bewirkt und wie 
man es richtig einstellt.

Drehzahlvorsteuerungen, die nur mittels Verstärkung arbeiten, habe ich 
auch schon in der Literatur gefunden, aber laut Beschreibung, soll man 
den Verstärkungsfaktor möglichst 1 lassen und anhand der 
Ersatzzeitkonstanten die Regelabweichung zu Null machen. Darum möchte 
ich gerne wissen, wo diese Zeitkonstante eingebaut ist.

mfg Edwin

von Edwin (Gast)


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Hy

@Udo: Ich kannte bisher auch nur PI-Regler mit einem Eingang, aber bei 
diesem sind eben P- und I-Strecke getrennt. Und dass ein Ref-Modell Sinn 
macht, merkt man ja auch, da sich das Überschwingen der Sprungantwort 
reduziert, nur muss ich immer viele Male hin- und herprobieren, was sehr 
zeitintensiv ist.
Die Reglerreaktion entsteht nach wie vor zwischen Soll- und Istwert, nur 
ist im Sollwert noch ein Filter verbaut.

mfg

von A. S. (rava)


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man kann das blockschaltbild auch umzeichnen. Dann haben wir einen 
herkömmlichen PI-Regler mit Soll-Ist-Vergleich.

Auf dessen Ausgang wird aber, bevor es auf die Strecke geht ein I-Anteil 
(ebenfalls * Kp/Tn) aufaddiert. Dieser I-Anteil wird aus der Differenz 
x_filter-x_soll gebildet.

Vielleicht sagt das ja jemandem was?

Vermutlich aber nicht, denn:
Wenn ich mir das auf deinem Bild so ansehe, scheint dieses PT2-Element 
denn Sinn zu haben, dass bei einer Sprunganregung (z.B. "Verfahre auf 
100mm") der Integrator im PI-Regler nicht wie wild aufsummiert, sondern 
dem System erstmal die Chance gibt, mit dem P-Anteil zur Sollposition zu 
fahren. Erst nach einer Weile, die durch die PT2-Zeitkonstanten 
festgelegt ist, beginnt die I-Anteil stationäre Genauigkeit herzustellen 
und lässt den Antrieb in die endgültige Position fahren.
Ich weiß nicht, ob das sinnvoll ist, aber so kann ich es mir im Kopf 
plausibel machen.
Für so eine Siemens-Extrawurst gibt es wohl kaum akademische Literatur, 
wie man das sinnvoll auslegt.


Aber es macht wohl Sinn, das PT2-System so zu wählen, dass es in etwa 
dem ohne Integrator geregelten Motor entspricht. Nur so "wartet" der 
I-Anteil eine sinnvolle Zeitspanne ab, bevor er eingreift.
Das würde dann auch den von dir gewählten/gelesenen Begriff des 
"Referenzmodells" rechtfertigen: PT2 entspricht dem Verhalten des nicht 
stationär genauen Systems und sobald da eine Abweichung auftaucht, 
regelt der I-Anteil aus.

Wie wär's denn, den I-Anteil erstmal abzuschalten (Tn = inf) und dann zu 
schauen, wie groß die Zeitkonstante dieser Regler-Strecke-Kombination in 
etwa ist. Besser noch: Rechnen als schauen. Währenddessen wird Kp 
sinnvoll nach Standardmethode gewählt (rechnen oder probieren).
Dann kann man das PT2-Glied etwa so einstellen, dass die beiden 
Verhalten x_soll --> x_filter und x_soll --> x_ist in etwa identisch 
sind.
Schlussendlich hast du nur den freien Parameter Tn. Mit etwas Glück 
kannst du damit das Überschwingen des ganzen Konstrukts steuern.


Keine Ahnung, ob das jetzt so stimmt
aber viel Glück beim Ausprobieren :)

von Edwin (Gast)


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Hallo

Danke für die Antwort, das klingt ganz plausibel und passt auch zur 
Beschreibung, dass das Ref-Modell den P-geregelten Drehzahlkreis 
nachbilden soll.
Ich werd mal drüber rechnen, welche Zeitkonstante da so rauskommen.

mfg Edwin

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