Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik stabiler astabiler Multivibrator


von gundar (Gast)


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Kann ein astabiler Multivibrator stabil werden ?
Ähnlich dem hier:
http://www.mikrocontroller.net/attachment/159040/Bildschirmfoto_2012-11-01_um_14.15.09.png

Könnte die Spannung an den Kollektoren doch 0.1V und an den Basen 0.7V 
betragen und alles würde stehen.

von Peter D. (peda)


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Ja, das kann er, wenn Du VCC schön langsam ansteigen läßt.
Deshalb wirst Du diese Schaltung nie in ICs finden.


Peter

von Michael R. (mexman) Benutzerseite


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gundar schrieb:
> Könnte die Spannung an den Kollektoren doch 0.1V und an den Basen 0.7V
> betragen und alles würde stehen.

Was denn nu..... in Deinem anderen Beitrag hast Du davon geschrieben, 
dass er mit 29kHz schwingt......



Gruss

Michael

von gundar (Gast)


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>in Deinem anderen Beitrag
Nein. Das bin nicht ich. Ich bin das hier.
Ich hab mit nur auf das Bild verlinkt, weil ich nicht extra einen 
astabilen Multivibrator malen wollte.

von Udo S. (urschmitt)


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gundar schrieb:
> und alles würde stehen.

Wenn er steht dann schwingt er nicht mehr. Was willst du eigentlich?
Wenn du einen genauen Oszillator willst nimm einen Quarzoszillator und 
teile entsprechend runter. Oder nimm einen µC und lass den Zählen.

Deine Frage ist irgendwie so wie:
"Kann ich mit meinem Opel Astra in der Formel 1 mitfahren?"

von Paul Baumann (Gast)


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>"Kann ich mit meinem Opel Astra in der Formel 1 mitfahren?"

Sicher, wenn Udo den Formel 1-Boliden steuert...
;-)

MfG Paul

von Udo S. (urschmitt)


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Paul Baumann schrieb:
> Sicher, wenn Udo den Formel 1-Boliden steuert...
> ;-)

Nene dazu bin ich zu alt. Ich fahre doch nicht zum Spass im Kreis rum 
:-)

von gundar (Gast)


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Danke Peter für die Antwort auf meine Frage !

von Udo S. (urschmitt)


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gundar schrieb:
> Kann ein astabiler Multivibrator stabil werden ?

Ah ja, jetzt habe ich die Frage verstanden. Ich dachte du meinst mit 
'stabil' frequenzstabil aber du meintest daß er nicht anschwingt.

von MaWin (Gast)


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> Kann ein astabiler Multivibrator stabil werden ?

In der Simulation ist er das auch, bei absolut gleichen Bauteilen.

In der Praxis führen eingefangene Störungen und Rauschen dazu,
daß er anschwingt.

Das gilt übrigens für JEDEN Oszillator.

Gute Simulatoren fügen deswegen immer etwas Rauschen hinzu
und varieren Bauteilwerte ein bischen, damit Oszillatoren
in ihnen anschwingen.

von gundar (Gast)


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>Das gilt übrigens für JEDEN Oszillator.
Rückgekoppelter RC-Schmittrigger-Oszillator und NE555 aber nicht, oder ?

von Wilhelm F. (Gast)


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Ein besserer astabiler Multivibrator ist der mit 2 CMOS-Invertern.

Den kann man zwar auch in die Mittellage U/2 an einem Input zwingen, 
aber er stabilisiert sich daraus sehr schnell wieder.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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MaWin schrieb:
> Gute Simulatoren fügen deswegen immer etwas Rauschen hinzu
> und varieren Bauteilwerte ein bischen, damit Oszillatoren
> in ihnen anschwingen.

Welcher Simulator sollte das sein? LTspice zumindest nicht.

von MaWin (Gast)


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LTSpice tut das.

> Rückgekoppelter RC-Schmittrigger-Oszillator und NE555 aber nicht, oder ?

Richtig, die schwingen auch so.

von Harald W. (wilhelms)


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Abdul K. schrieb:
> MaWin schrieb:
>> Gute Simulatoren fügen deswegen immer etwas Rauschen hinzu
>> und varieren Bauteilwerte ein bischen, damit Oszillatoren
>> in ihnen anschwingen.
>
> Welcher Simulator sollte das sein? LTspice zumindest nicht.

Ich denke, MaWin meinte mit "Simulator" den Menschen, der ein
Simulationsprogramm bedient. Solche Programme wurde ja schliesslich
nicht entwickelt, damit man sein eigenes Denken einstellt.
Gruss
Harald

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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MaWin schrieb:
>> Kann ein astabiler Multivibrator stabil werden ?
>
> In der Simulation ist er das auch, bei absolut gleichen Bauteilen.
>
> In der Praxis führen eingefangene Störungen und Rauschen dazu,
> daß er anschwingt.
>
> Das gilt übrigens für JEDEN Oszillator.

Man sollte das vielleicht etwas präzisieren:

Jeder Oszillator hat irgendwo einen Gleichgewichtszustand.

Dieser muss aber nicht stabil, sonder kann auch instabil sein.

Ist das Gleichgewicht instabil (das entspricht in der Mechanik bspw.
einer auf die Spitze gestellten Nadel), verlässt das System diesen
Zustand schon bei einer beliebig kleine Störung, d.h. der Oszillator
beginnt zu schwingen. In der realen Welt gibt es immer irgendeine
Störung, deswegen läuft ein Oszillator mit instabilem Gleichgewichts-
zustand sicher an.

Bei dem hier diskutierten Multivibrator ist der Gleichgewichtszustand
bei den angegebenen Dimensionierung jedoch stabil, wenn auch nur sehr
schwach. Die Nadel aus dem obigen Vergleich hat also eine abgeflachte
Spitze, so dass man sie gerade so zum Stehen bringen kann. Sie hält
sogar einem ganz, ganz leichten Atemzug stand. Schon bei einem leichten
Wind kippt sie aber.

Bei dem Multivibrator genügt meist deswegen der Einschaltimpuls in
Verbindung mit einer leichten Asymmetrie, um ihn zum Oszillieren zu
bringen. Wenn man ihn aber ganz behutsam einschaltet (d.h. die
Versorgungsspannung langsam ansteigen lässt), kann man ihn in den
Gleichgewichtszustand bringen.

Diese schwache Stabilität entsteht dadurch, dass sich beide Transistoren
deutlich in Sättigung befinden und dadurch die Schleifenverstärkung des
rückgekoppelten Systems kleiner als 1 ist. Vermeidet man die Sättigung
der Transistoren, indem man bspw. R2 und R3 geeignet vergrößert, wird
aus dem stabilen Gleichgewicht ein instabiles, und die Schaltung läuft
auch unter ungünstigen Bedingungen zuverlässig an. Diese Lösung ist
allerdings wenig praktikabel, da die richtige Wahl von R2 und R3 von den
Transistorparametern abhängt, die stark schwanken können.


Abdul K. schrieb:
> MaWin schrieb:
>> Gute Simulatoren fügen deswegen immer etwas Rauschen hinzu
>> und varieren Bauteilwerte ein bischen, damit Oszillatoren
>> in ihnen anschwingen.
>
> Welcher Simulator sollte das sein? LTspice zumindest nicht.

Absichtlich rauscht LTspice nicht. Man könnte aber die Rundungsfehler
in den Simulationsberechnungen als Rauschen interpretieren. Bei guten
Oszillatoren (also solchen mit instabilem Gleichgewichtszustand) sind
diese Fehler meist Störung genug, um auch ohne UIC-Option ein Anschwin-
gen zu ermöglichen.

von kaplic (Gast)


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Yalu X. schrieb:
> Man könnte aber die Rundungsfehler
> in den Simulationsberechnungen als Rauschen interpretieren.

Was man auch mathematisches Rauschen nennt. Wenn die Widerstands- und 
Kondensatorwerte zufällig so gewählt sind, dass bei der ersten 
Berechnung des Simulationstools nur gerade Zahlen oder genau gleiche 
Zahlen an mehreren Stellen rauskommen, dann schwingt der Oszillator in 
der Simulation nicht. Es reicht schon einen Widerstandswert um 1 Ohm zu 
ändern, dann müsste er sofort schwingen, auch in LTSpice.

von P. M. (o-o)


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Yalu X. schrieb:
> Jeder Oszillator hat irgendwo einen Gleichgewichtszustand.

Korinthenhackerei, aber: Wirklich jeder? Also gibt es irgend ein 
Gesetz, einen Beweis, einen Grund, warum man keinen Oszillator ohne 
jeglichen Gleichgewichtszustand bauen kann?

von kaplic (Gast)


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P. M. schrieb:
> Yalu X. schrieb:
>> Jeder Oszillator hat irgendwo einen Gleichgewichtszustand.
>
> Korinthenhackerei, aber: Wirklich jeder? Also gibt es irgend ein
> Gesetz, einen Beweis, einen Grund, warum man keinen Oszillator ohne
> jeglichen Gleichgewichtszustand bauen kann?

Mir fällt jetzt kein Beweis ein, aber thermisches Rauschen gibt es in 
den Situationen, in denen wir hier solche Schaltungen betreiben immer. 
Selbst wenn die Bauteile 100% (und damit meine ich auch 100%) identisch 
sind, was es nicht gibt, ist das thermische Rauschen, das Rauschen, 
welches man benötigt, um den Oszillator zum anschwingen zu bewegen, 
immer vorhanden.

Das hat der gute Herr Nyquist schon mal bewiesen.

von oldeurope (Gast)


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Harald Wilhelms schrieb:
> Ich denke, MaWin meinte mit "Simulator" den Menschen, der ein
>
> Simulationsprogramm bedient. Solche Programme wurde ja schliesslich
>
> nicht entwickelt, damit man sein eigenes Denken einstellt.
>
> Gruss
>
> Harald

Ja guck, ich dachte solche Programme wurden dazu enwickelt, damit Leute 
die eigentlich 0 Ahnung haben in Foren "Fachsimpeln" können.

Zum Thema:
Anders gezeichnet erkennt man, dass das zwei Emitterstufen mit 
Rückkopplung sind.
Werden die Transistoren sehr stark in die Sättigung gefahren, kann der 
Oszillator tatsächlich stehen bleiben. Das liegt daran, dass die Stufen 
dann nicht mehr verstärken können, auch das allgegenwärtige Rauschen 
kann dann nicht verstärkt werden um ein Schwingen anzufachen.

Mein VGA-Generator hat solche Stufen. Nach einer "unvorschriftsmässigen" 
Hochspannungsmessung ist mir der mal stehen geblieben. Also kein Signal 
mehr.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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P. M. schrieb:
>> Jeder Oszillator hat irgendwo einen Gleichgewichtszustand.
>
> Korinthenhackerei, aber: Wirklich jeder? Also gibt es irgend ein
> Gesetz, einen Beweis, einen Grund, warum man keinen Oszillator ohne
> jeglichen Gleichgewichtszustand bauen kann?

Den Gleichgewichtszustand kann man durch eine DC-Analyse bestimmen, also
dadurch, dass man alle Kapazitäten weglässt und alle Induktivitäten
kurzschließt (In Spice geht das mit .op). Ich habe jetzt keinen
mathematischen Beweis parat, dass diese Analyse immer mindestens eine
Lösung hat. Die Vermutung liegt aber nahe, da man diese Analyse nicht
nur rechnerisch, sondern (bis auf die Berücksichtigung von parasitären
Kapazitäten und Induktivitäten) auch an einer real aufgebauten Schaltung
durchführen kann, wo es keine undefinierten Spannungen oder Ströme geben
kann.

von Daniel (Gast)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> Ein besserer astabiler Multivibrator ist der mit 2 CMOS-Invertern.

Noch kurz zu diesem Oszillator: In dieser Appnote von Fairchild (Seite 3 
links unten und Abb. 5) ist erklärt, warum dieser 2-Gatter-Oszillator 
manchmal nicht funktioniert.
Ich war echt erstaunt, als ich das gelesen habe. Vielleicht hilft es dem 
einen oder anderen auch.

http://www12.fairchildsemi.com/an/AN/AN-118.pdf

von Peter D. (peda)


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Yalu X. schrieb:
> Diese schwache Stabilität entsteht dadurch, dass sich beide Transistoren
> deutlich in Sättigung befinden und dadurch die Schleifenverstärkung des
> rückgekoppelten Systems kleiner als 1 ist.

Perfekt erklärt.

Bei ner Blinkschaltung spielt das kaum ne Rolle, die VCC wird schneller 
ansteigen, als die Kondensatoren sich aufladen.
Aber bei hohen Frequenzen kann es durchaus passieren, daß der Oszillator 
keinen Mux sagt.


Peter

von Timm T. (Gast)


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Peter Dannegger schrieb:
> Bei ner Blinkschaltung spielt das kaum ne Rolle, die VCC wird schneller
> ansteigen, als die Kondensatoren sich aufladen.

Nicht, wenn Du in einem spielzeugauto den Motor als Generator nimmst, 
damit nen Elko lädst und die obige Schaltung 2 blaue LEDs blinken lassen 
soll. Hab ne Weile gebraucht, bis ich den Blinker soweit hatte, dass er 
sauber angelaufen ist. Aber das Ergebnis wurde begeistert aufgenommen... 
;-)

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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MaWin schrieb:
> LTSpice tut das.

Nein. Tut es nicht. Der symmetrische astabile Multivibrator schwingt in 
LTspice nicht an. Habe das ausprobiert.


Natürlich kommt das arithmetische Rauschen hinzu. Das kann eventuell 
eine Schwingung verursachen. Andererseits wird so ein Oszillator 
vermutlich eine lange Zeit brauchen, bis er auf Pegel kommt, wegen dem 
Dynamikbereich. Eine ungewöhnlich lange Stabilisierungsphase ist ein 
sicheres Zeichen für eine problematische Schaltung, zumindest in der 
Simulation.
Außerdem soll ja gerade die Matrix nicht beim Durchrechnen zum Schwingen 
neigen, daher werden die Rundungen immer so gelegt, daß möglichst wenig 
'Restenergie' durchgereicht wird. Das allein ist eine 
Simulator-Wissenschaft für sich.


Es gibt Mixed-Mode Simulatoren, die in der TRAN-Analyse auch 
Rauschparameter beherzigen. LTspice macht das aber nicht. Und allein der 
Vorschlag es einzubauen, wird kategorisch unter Herziehung aller 
möglichen notfalls Scheinargumente, abgelehnt. siehe Yahoo-Gruppe

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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oldeurope schrieb:
> Harald Wilhelms schrieb:
>> Ich denke, MaWin meinte mit "Simulator" den Menschen, der ein
>>
>> Simulationsprogramm bedient. Solche Programme wurde ja schliesslich
>>
>> nicht entwickelt, damit man sein eigenes Denken einstellt.
>>
>> Gruss
>>
>> Harald
>
> Ja guck, ich dachte solche Programme wurden dazu enwickelt, damit Leute
> die eigentlich 0 Ahnung haben in Foren "Fachsimpeln" können.

Das interessiert mich dann doch. Du hast also Ahnung, die anderen 
Bekannten hier aber nicht? Aha.

Was machen wir bloß ohne dich, wenn du dein old umsetzt?

von Wilhelm F. (Gast)


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Daniel schrieb:

> Wilhelm Ferkes schrieb:
>> Ein besserer astabiler Multivibrator ist der mit 2 CMOS-Invertern.
>
> Noch kurz zu diesem Oszillator: In dieser Appnote von Fairchild (Seite 3
> links unten und Abb. 5) ist erklärt, warum dieser 2-Gatter-Oszillator
> manchmal nicht funktioniert.
> Ich war echt erstaunt, als ich das gelesen habe. Vielleicht hilft es dem
> einen oder anderen auch.
>
> http://www12.fairchildsemi.com/an/AN/AN-118.pdf

Danke für den Hinweis.

Ich war auch überrascht, aber die Ausnahme betrifft wohl nur ein sehr 
kleines C. Im Bild daneben ist ja gezeigt, daß die Schaltung dann so 
funktioniert, als ob man das C ganz weg läßt. Über konkrete Werte läßt 
man sich auch nicht weiter aus. Ist das C größer, und man hält den 
Oszillator an, schaukelt er sich alleine durch z.B. Rauschen um den 
Mittelpunkt herum wieder auf.

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