Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Strommessung im Miliamperebereich


von Daniel U. (gosi)


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Hallo zusammen,

ich hoffe jemand von euch hat eine gute Lösung für mich. Ein bisschen 
habe ich mich ins Thema schon eingearbeitet, aber Elektrotechnik ist 
zwar mein Fach gewesen, aber das ist Jahre her, aber gleich zu meiner 
Fragestellung:

Ich habe einen Sensor, dieser muss mit 12-36V versorgt werden. Das 
spannende ist nun, dass das Messergebnis auf der selben Leitung 
"bekannt" gegeben wird, indem der Sensor zwischen 4 und 20 mA an Strom 
verbraucht. Das nennt sich wohl Zweidrahttechnik. Also die 
Versorgungsleitung ist gleichzeitig die Messleitung.

Ich habe mir erst gedacht, alles kein Problem, aber irgendwie bin ich 
noch nicht auf einen grünen Zweig gekommen. Meine erste Idee war 
natürlich ein Shunt, aber meine Messeinheit soll ein Arduino werden. 
Also habe ich einen AD Wandler mit 0-5V und ich will natürlich so wenig 
wie möglich "Auflösung" verlieren.

Ein bisschen Tüfteln und googlen bin ich beim IC MAX4172 angekommen. 
"Low-Cost, Precision, High-Side Current-Sense Amplifier" steht im 
Datenblatt. Ich glaube das ist schon ziemlich genau das was ich suche. 
Also einen Shunt brauche ich natürlich weiterhin, aber mit diesem IC 
kann ich auch kleine Signale pushen und über eine Referenz Spannung 
meine Ausgabe beeinflussen.

Was meint ihr? Oder habt ihr noch andere Vorschläge?

von troll (Gast)


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Daniel U. schrieb:
> Meine erste Idee war
> natürlich ein Shunt, aber meine Messeinheit soll ein Arduino werden.
> Also habe ich einen AD Wandler mit 0-5V und ich will natürlich so wenig
> wie möglich "Auflösung" verlieren.
Da kann man doch einfach einen OPV als nicht invertierenden Verstärker 
zwischenhängen?

von Harald W. (wilhelms)


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Daniel U. schrieb:

> Meine erste Idee war
> natürlich ein Shunt, aber meine Messeinheit soll ein Arduino werden.
> Also habe ich einen AD Wandler mit 0-5V und ich will natürlich so wenig
> wie möglich "Auflösung" verlieren.

Dann mach den Shunt eben etwas grösser, z.B. mit 250 Ohm.
Gruss
Harald

von troll (Gast)


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Harald Wilhelms schrieb:
> Dann mach den Shunt eben etwas grösser, z.B. mit 250 Ohm.
Das ist natürlich noch viel besser als mein Vorschlag, der Sensor stellt 
den Strom ja wieder passend ein.

Achte auf die Masseverhältnisse beim Zusammenschalten von Arduino und 
Sensor!

von Daniel U. (gosi)


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Ich gehe davon aus, aber ich habe nicht genug Ahnung mehr von der 
Materie. Darum wirkte der IC als eine passende Lösung für mich. 
Vielleicht weißt du, was funktionell der Unterschied zwischen der 
Schaltung mit dem IC und nur dem OPV wäre?

Danke :)

@Harald: ich weiß nicht genau, wie groß ich den Wiederstand machen kann, 
bevor der Strom nicht mehr darüber fließt ...

von Ingo (Gast)


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Es gibt den LV25 von LEM, eigentlich ein potentialfreier 
Spannungssensor. Kann man aber zum Messen kleiner Ströme missbrauchen...


Ingo

von Harald W. (wilhelms)


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Daniel U. schrieb:

> @Harald: ich weiß nicht genau, wie groß ich den Wiederstand machen kann,
> bevor der Strom nicht mehr darüber fließt ...

Das sollte im Datenblatt Deines Sensors unter "Bürde" stehen.
Gruss
Harald

von Dietrich L. (dietrichl)


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Wenn Du 5V haben willst, nimmst Du einfach einen Shunt von 250 Ohm. Dann 
fällst dort bei 20mA 5V ab. Bei 4mA sind das 1V, d.h. Dein Signalbereich 
geht von 1...5V. Die Software kann das passend umrechnen - falls 
benötigt, und auch ein Leitungsunterbruch oder Ausfall der 
Versorgungsspannung erkennen (Signal <1V).

Für Geber mit 4...20mA Ausgang ist das die übliche Technik, das ist ein 
Industrie-Standard.

Gruß Dietrich

von Daniel U. (gosi)


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wow, danke für die schnellen und vielen Antworten :)

Bürde steht leider nicht in dem Datenblatt mit drinnen. Und jetzt wo du 
sagst, fällt mir das Stichwort auch wieder ein. Was gibt die Bürde noch 
mal genau an?

@Dietrich: es ist auch ein Sensor aus dem Industriezweig, also richtig 
teuer, und daher habe ich den leider nicht hier zum Testen. Daher will 
ich mich vorbereiten, am besten mit 2-3 Varianten, damit eine denen dann 
klappt.

Mit nur dem Widerstand habe ich halt das Problem, dass mir der untere 
Bereich verloren geht, ist da ein IC nicht der Weg herum? Wenn ich das 
richtig verstehe, könnte ich die Referenz ja so wählen, dass 4mA -> 0V 
am Ausgang ergeben, richtig?

von Dietrich L. (dietrichl)


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Daniel U. schrieb:
> Mit nur dem Widerstand habe ich halt das Problem, dass mir der untere
> Bereich verloren geht, ist da ein IC nicht der Weg herum? Wenn ich das
> richtig verstehe, könnte ich die Referenz ja so wählen, dass 4mA -> 0V
> am Ausgang ergeben, richtig?

Du kannst zwar mit Operationsverstärker einen Offset erzeugen, aber 
genauer wird das nicht: die Schaltung erzeugt zusätzliche Fehler. Die 
Auflösung wird zwar größer, aber das sind nur 20% - nicht mal 0,5 Bit!

Aber eine Lösung wie MAX4172 ist hier bestimmt fehl am Platze. Das ist 
interessant bei Stommmessungen, wo man nur einen kleinen Spannungsabfall 
am Shunt haben darf oder will. Das ist bei 4...20mA-Sensoren garantiert 
nicht der Fall.
Das einzige, was sein kann, ist, das 5V an der Bürde nicht gehen wird 
bei 12V Versorgung - dann hat der Sensor nur 7V für sich zur Verfügung. 
Aber irgend was in dieser Richtung sollte schon im Datenblatt stehen. 
Welcher ist das denn?

> Was gibt die Bürde noch mal genau an?

Hintergrund: ein 4...20mA-Ausgang ist eine Stromquelle, und die kann 
nicht eine beliebig hohe Spannung abgeben. Und das begrenzt die Bürde 
(-> U=R*I). Und wie oben schon gesagt hängt das auch von der 
Versorgungsspannung ab, besonders bei 2-Draht-Gebern. Da sind die 
Schaltungsmöglichkeiten noch mehr beschränkt als bei welchen mit 
separater 0V.

Gruß Dietrich

von Daniel U. (gosi)


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Noch mal herzlichen Dank für die Hilfe!

Ich verwerfe also die Idee mit dem IC und nehme einfach den Widerstand. 
Nachdem der Sensors mit einen großen Spannungsbereich arbeiten kann, 
werde ich einfach den 250 Ohm Widerstand verwenden. Ich versorge den 
Sensor mit 24V, also doppelt soviel, wie er minimal braucht. Wenn dann 
an dem Widerstand 5V abfallen, müsste ja noch genug Spannung da sein um 
den Sensor zu betreiben. Oder ist meine Milchmädchenrechnung da falsch?

Der Sensor ist ein Drucksensor dessen Datenblatt ich als PDF hier habe, 
aber online liegt der nirgendwo. Ich frage mal nach, ob ich das teilen 
darf :)

von Harald W. (wilhelms)


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Daniel U. schrieb:

> Ich versorge den
> Sensor mit 24V, also doppelt soviel, wie er minimal braucht.

Du solltest Dich, notfalls per Telefon, direkt beim Hersteller
erkundigen, wie hoch die Mindestspannung über den Sensor sein
muss. Dann rechnest Du noch 20...50% Reserve dazu, rechnest 5V
drauf und nimmst das als Versorgungsspannung. Es macht keinen
Sinn, die Spannung unnötig hoch zu wählen, weil sich dann der
Sensor unnötig erwärmt.
Gruss
Harald

von Dietrich L. (dietrichl)


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Daniel U. schrieb:
> Der Sensor ist ein Drucksensor dessen Datenblatt ich als PDF hier habe,
> aber online liegt der nirgendwo.

Nur so aus Interesse: hat der auch einen Hersteller und eine 
Typenbezeichung?

Gruß Dietrich

von Harald W. (wilhelms)


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Dietrich L. schrieb:

> Nur so aus Interesse: hat der auch einen Hersteller und eine
> Typenbezeichung?

Hmm, für den Osterhasen wäre es etwas spät, und für den Nikolaus
noch zu früh. :-)
Gruss
Harald

von Daniel U. (gosi)


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Ich habe noch etwas gesucht und ein PDF zum Sensor doch noch online 
gefunden:

http://www.samson.de/pdf_de/t95270de.pdf

In diesem findet sich auch die Bürde.

von Falk B. (falk)


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Also 250 Ohm Shunt direkt am ADC, Versorgungsspannung 12+5=17V oder 
mehr.

von Martin (Gast)


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Nahend,

Soweit ich weis haben die AVRs auf den Arduinos alle auch die 
Möglichkeit die referenzspannung auf 2,56 V oder zumindest manche auf 
1,1 V zu ändern. Damit müsste dein Shunt nicht mehr so groß sein ;)

Aber die Idee mit einem OP ist natürlich schöner. Soviel zu meiner 
Meinung :)


Gruß,
Martin

von Daniel U. (gosi)


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Vor Ort habe ich 24V zur Verfügung, ich werde mir die also anzapfen. 
Danke noch mal an alle, ihr habt mir sehr weitergeholfen!

von Route_66 H. (route_66)


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Hallo!
Wenn deine Messeinheit im Industriebereich verwendet wird, würde ich mir 
an deiner Stelle viel mehr Gedanken um den arduino machen!
Der kann in rauer Umgebung schnell sterben.

von Daniel U. (gosi)


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Danke für den Hinweis @Route 66. Das Arduino Board ist nur ein Teil des 
Puzzels. Für die Elektronik haben wir uns bereits ein IP66 Gehäuse 
gesucht und da kommt auch das Arduino rein.

von Udo S. (urschmitt)


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Martin schrieb:
> Möglichkeit die referenzspannung auf 2,56 V oder zumindest manche auf
> 1,1 V zu ändern.

Die (interne?) Referenz ist normalerweise eh niedriger als die 
Versorgungsspannung. Und die Versorgungsspannung ist keinen gute 
Referenz.
Insofern ist 2,56V eine gute Möglichkeit.

Martin schrieb:
> Aber die Idee mit einem OP ist natürlich schöner. Soviel zu meiner
> Meinung :)
Was ist daran schöner?
Mehr Bauteile, größere Platine, höhere Ausfallwahrscheinlichkeit, 
zusätzlicher Fehler, höherer Preis?
Nenn doch bitte die Vorteile, mir fallen keine ein.

von Harald W. (wilhelms)


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Udo Schmitt schrieb:

>> Aber die Idee mit einem OP ist natürlich schöner. Soviel zu meiner
>> Meinung :)
> Was ist daran schöner?

Man kurbelt die deutsche Wirtschaft an. :-) Möglicherweise auch
nur die chinesische. :-(
Meint
Harald

von Alexander V. (avogra)


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Daniel U. schrieb:
> Danke für den Hinweis @Route 66. Das Arduino Board ist nur ein Teil des
> Puzzels. Für die Elektronik haben wir uns bereits ein IP66 Gehäuse
> gesucht und da kommt auch das Arduino rein.

Das Gehäuse ist sicher nicht verkehrt, aber mit “rauher Umgebung“ meint 
er wohl vor allem elektrisch rau. Ich kenns jetzt nur aus der 
KFZ-Elektronik, da müssen die Geräte vieles aushalten. z.B. hohe 
Störimpulse auf allen Ein- und Ausgängen, hohe Einstrahlungen und vieles 
mehr. Ein µC-Pin direkt an nem Geräte-Eingang wär da völlig undenkbar. 
In der Industrieelektronik isses sicher ähnlich, nur mit anderen 
Prüfpulsen.

von bitte löschen (Gast)


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Udo Schmitt schrieb:
> Die (interne?) Referenz ist normalerweise eh niedriger als die
> Versorgungsspannung. Und die Versorgungsspannung ist keinen gute
> Referenz.
> Insofern ist 2,56V eine gute Möglichkeit.

Ich habe die 2,56V Referenz eines ATmega8 mal ausprobiert und mich 
gewundert, dass im Datenblatt mit 2 Stellen hinter dem Komma eine 
Genauigkeit vorgegaukelt wird, die es nicht gibt. "2 bis 3 Volt" wäre 
ehrlicher. (Na ja, etwa übertrieben)
Es steht auch im Handbuch auf Seite 42, warum das nicht so genau ist:

"The 2.56V reference to the ADC is generated from the internal bandgap 
reference."

Auf der selben Seite ist dann noch eine Tabelle, die für Bandgap 
reference voltage minimale 1.15V,  typische 1.30V und maximale 1.40V 
angibt.

Auf Seite 241 Ist dann auch eine Tabelle, die die Internal Voltage 
Reference in einem Bereich von 2.3V bis 2.9V angibt.

Was ist an der Versorgungsspannung als Referenz so schlecht?

von Klaus (Gast)


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Philipp K. schrieb:
> Auf der selben Seite ist dann noch eine Tabelle, die für Bandgap
> reference voltage minimale 1.15V,  typische 1.30V und maximale 1.40V
> angibt.

Was diese Zahlen bedeuten, kann man sich in Fig. 166 auf Seite 266 
ansehen. Wenn die Chiptemperatur nicht zwischen -40° und +85° und Vcc 
nicht zwischen 2,5V und 5,5V schwankt, kommt da schon was besseres 
raus.

MfG Klaus

von Daniel U. (gosi)


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> Das Gehäuse ist sicher nicht verkehrt, aber mit “rauher Umgebung“ meint
> er wohl vor allem elektrisch rau. Ich kenns jetzt nur aus der
> KFZ-Elektronik, da müssen die Geräte vieles aushalten. z.B. hohe
> Störimpulse auf allen Ein- und Ausgängen, hohe Einstrahlungen und vieles
> mehr. Ein µC-Pin direkt an nem Geräte-Eingang wär da völlig undenkbar.
> In der Industrieelektronik isses sicher ähnlich, nur mit anderen
> Prüfpulsen.

Das ist ein guter Punkt. Es geht zum Glück nicht um etwas kritisches, 
sondern um eine Annehmlichkeit, also von dem Gerät ist kein Prozess 
abhängig, das heißt ein Ausfall würde nicht mal weh tun.

Mein Herangehensweise ist die Messung erst mal zum Laufen zu kriegen. 
Danach habe ich vor die Messung galvanisch zu trennen. Wenn dazu noch 
jemand sachdienliche Hinweise für mich hat, wäre das super. Optokoppler 
wäre mein erster Tipp :)


Und noch mal danke an alle, ihr habt mir sehr geholfen!

von RS (Gast)


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Daniel U. schrieb:
> Mein Herangehensweise ist die Messung erst mal zum Laufen zu kriegen.
>
> Danach habe ich vor die Messung galvanisch zu trennen. Wenn dazu noch
>
> jemand sachdienliche Hinweise für mich hat, wäre das super. Optokoppler
>
> wäre mein erster Tipp :)

Dazu könnte man den in eine Spannung gewandelten Strom in eine Frequenz 
oder ein Tastverhältnis wandeln und dann mit dem µC diese hinter dem 
Optokoppler messen. Oder man isoliert den ganzen µC (Spannungsversorgung 
und Datenleitung). Kommt auf dein Budget und die Messanordnung an.

Gruß, RS

von Daniel U. (gosi)


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Naja, es ist ein Projekt das mir Spaß macht. Ob es dann 10 oder 50€ 
kostet die galvanische Trennung zu bauen, finde ich erst mal nicht so 
wichtig. Hauptsache das ist dann schlussendlich getrennt und wenn 
möglich will ich damit nicht all zu viel Arbeit haben. Also wenns eine 
fertige Schaltung / einen IC gibt, wäre das meine Lieblingslösung.

von Udo S. (urschmitt)


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Philipp K. schrieb:
> Auf Seite 241 Ist dann auch eine Tabelle, die die Internal Voltage
> Reference in einem Bereich von 2.3V bis 2.9V angibt.
>
> Was ist an der Versorgungsspannung als Referenz so schlecht?

Die internen Referenzen haben keine exakten Werte angegeben, aber den 
Wert, den sie haben, haben sie sehr konstant. Also musst du einmal 
messen und der Rest ist ein Umrechnungsfaktor.
Eine normale Spannungsversorgung für µC muss nicht sehr genau sein und 
ist ausserdem durch ziemlich viel digitales Rauschen versaut.

von RS (Gast)


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Nimm einen LM331 (gib es bei Reichelt) und mache die von mir 
vorgeschlagene V/f-Wandlung. Dann ist auch die Referenz im µC egal, da 
nur noch mit den Timern die Frequenz gemessen werden muss. Einen 
Quarztakt sollte man dann aber schon nehmen. App-Note ist im Datenblatt 
drin.

Gruß, RS

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