Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Kreissäge - Asynchronmotor - Sicherung fliegt


von Markus R. (Gast)


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Moin,

ich bin in der Welt der elektrischen Maschinen nicht wirklich zu Hause, 
daher hoffe ich, dass mir einer von den "alten Hasen" hier ein paar 
Anregungen geben kann.

Ich habe eine "alte" Tischlerkreissäge, die bislang eigentlich gute 
Dienste getan hat. Verbaut ist dort ein Asynchronmotor.

So wie ich das sehe, wird diese dauerhaft im Sternbetrieb ohne 
Neutralleiter genutzt. Zumindestens wird drehstrom genutzt, welcher über 
einen Schalter (auf diesen gehe ich gleich noch genauer ein) an die nach 
aussen geführten Wicklungen wie folgt gespeist:

Netz   L1    L2   L3
       |     |    |
Motor  U     V    W

Motor  U'----V'---W'

Also die eine Seite der Wicklung ist direkt über dem Schalter mit dem 
Netz verbunden, die anderen Seiten sind gebrückt, kein Neutralleiter 
angeschlossen. (So wie ich das gelesen habe kann man das bei 
symmetrischer Last machen).

Der Schalter hat so eine Art "Magnethalterung" (?? ihr wisst das 
vermutlich besser). Also es werden die drei Phasen aus dem Netz 
herangeführt, dann kommt so ne Art "Relais" und es geht in eine 
"Blackbox" und dann wieder drei Phasen heraus zur Maschine.

Dieses "Relais" ist auf jeden fall irgend eine Art Magnetschalter, 
zumindestens muss der anziehen, damit die Maschine Strom bekommt.

Beschriftung von diesem Magnetschalter ist einfach nur "50Hz 380V" - 
leider nicht mehr. Hier kommen zwei Adern heraus, eine ist auf L1 eine 
auf L3 geklemmt.

So das Problem ist jetzt folgendes:
Bis vor kurzem lief das Ganze ohne Probleme. Schalter gedrückt - 
Maschine rennt los. Seit einiger Leit ist es aber so, dass einfach mal 
einer der 16A Sicherungsautomaten fliegt und die Maschine nicht anläuft.

Wenn man das Sägeblatt vorab in Rotation versetzt dann springt die Säge 
- meistens - an, ohne dass ein Automat fliegt - das aber nicht nur 
gefährlich sondern auch sau blöd - is ja klar.

Interessant ist, dass nicht immer die gleiche Sicherung fliegt.

Also ich habe nicht so viel Wissen in Sachen elektrischen Maschinen, 
daher stell ich einfach mal ein paar Fragen - und Hoffentlich bekomm ich 
mehr Antworten mit Tipps als ich Fragen gestellt habe :)

1. Was könnte das bitte für ein Magnetschalter sein? Ist das vielleicht 
so ne Art "Schütz", dass der eigentliche Schalter nur das Schütz 
betätigt?

2. Warum fliegt die Sicherung - zumal die Säge seit 10 Jahren ohne 
Probleme immer ansprang und lief. Ich habe ein bisschen bei Wiki 
gelesen, dass man die Maschine nur bei symmetrischen Lasten ohne 
Neutralleiter betreibt. Ich weiß, dass die Maschinen eigentlich extrem 
robust sind, aber kann es sein, dass sich da was getan hat?

3. Könnte man zu Testzwecken - oder auch zum Dauerbetrieb - den 
Neutralleiter an den Sternpunkt anklemmen? Also meine Idee wäre, dass 
FALLS da eine nicht symmetrische Last auftritt (ich wüsste nicht warum 
das sollte, aber naja) dann erhoffe ich, dass die Sicherung nicht 
fliegt?

Ja das wars erstmal soweit.

Achso, der Motor selbst läuft - soweit ich das bewerten kann - 
reibungslos. Das Sägeblatt lässt sich von hand ganz leicht drehen und 
WENN die Maschine ans Netz geschaltet wird und die Sicherung mal nicht 
fliegt, dann dreht sie auch sofort und sehr kräftig hoch.

Vielen Dank schonmal für die Anregungen!

von Markus R. (Gast)


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Achso eine Sache zum Schalter noch:

Da ist ein "drehrädchen" mit Zahlen (1-10) und eine Zahl, 20°.
Vielleicht ein Phasenanschnitt oder so?

von dolf (Gast)


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mess mal die drei wicklungen durch.
ihr widerstand muß annähernd gleich sein +-10% max.
wenn die abweichung größer ist -->neu wickeln/motor neu.
mess ma mit nem zangen amperemeter den strom im betrieb.
der sollte eigentlich bei allen außenleitern gleich sein.
tausch mal die leitungsschutzschalter aus.
die können auch defekt sein.
(nix hält ewig)
alle klemmen (auch im stecker) auf festen sitz prüfen.
zuleitung prüfen (dabei bewegen-->kabelbruch?)
der säge würd ich nen e-check verpassen lassen.
mfg

von Udo S. (urschmitt)


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Markus R. schrieb:
> Da ist ein "drehrädchen" mit Zahlen (1-10) und eine Zahl, 20°.
> Vielleicht ein Phasenanschnitt oder so?

??? Bei Drehstrom kann man kein Phasenanschnitt machen, nur Umrichter. 
Und der ist da garantiert nicht verbaut wenn das eine alte Maschine mit 
noch 380V statt 400V ist.
Mach mal Bilder, aber beachte bitte Bildformate

Ich gehe im Moment fast davon aus, daß die Automaten einfach zu flink 
sind für die alte Maschine, die läuft erstens fast im Überlast (400 
statt 380V) und war wohl eher für Schmelzsicherungen designed.
Evt. liegts daran, daß ihr neue Leitungen/Umspanntrafos bekommen habt 
und die Netzspannung jetzt ein paar% höher ist.

Oder aber die Maschine wurde mal überlastet und hat jetzt einen 
partiellen Wicklungsschluss, so daß sie noch läuft aber etwas mehr Strom 
zieht.

Der Schalter wird wohl eher ein Schütz sein, mit An und Aus Taste und 
Selbsthaltung. Mit etwas Glück sogar ein Motorschutzschalter.

Wie gesagt mach mal Bilder.

von Paul B. (paul_baumann)


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Markus schrob:

>Da ist ein "drehrädchen" mit Zahlen (1-10) und eine Zahl, 20°.
>Vielleicht ein Phasenanschnitt oder so?

Das wird ein Motorschatzschulter, äh Motorschutzschalter sein. Mit dem
"Drehrädchen" wird der Auslösestrom eingestellt.

Selten gehen statt des Motors selbst auch diese Kollegen einmal kaputt,
so daß eine Phase am Motor fehlt und auf den verbliebenen ein so hoher
Strom fließt, daß es "WUMM" macht.

MfG Paul

von Markus R. (Gast)


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Okay, danke schonmal für die Antworten.

das mit dem Zangenamperemeter ist so ne Sache. Da müsste ich dann einmal 
komplett einzelne Adern durch die Maschine ziehen, weil das alles 
komplett in einer Tülle ist. Schwierig...

Aber die Wicklungen werde ich mal messen - die Idee finde ich gut.

Das mit den 380V - 400V ist mir noch garnicht aufgefallen, aber du hast 
Recht. Die Frage, die ich mir stelle ist, ob die Überlast sooo viel 
größer ist durch die 20V...
Das Typenschild des Motors gibt leider keine tiefgehenden Informationen. 
Das ist irgend ein italienischer Motor. Im Typenschild sind neben den 
Schaltungsvarianten drei Felder für Spannung, Frequenz und Strom. Bei 
Spannung sind halt die 380V eingestanzt, bei Frequenz die 50Hz. Beim 
Strom wurde keine Information eingestanzt... Blöd.

Das mit den Fotos kann ich leider erst am Wochenende in Angriff nehmen - 
ich hätte mal eher auf die Idee kommen können, Bilder zu machen.

Aber die Ideen bisher klingen doch schon mal ganz gut.

Achso, eine Frage noch: Wenn eine der Wicklungen wirklich nicht mehr 
ganz OK ist, bleibt dann nur die Möglichkeit der Neuwicklung? Oder kann 
man probieren die Maschine dann mit asymmetrischer Belastung zu 
betreiben und den Nullleiter einfach an den Sternpunkt zu führen?

von Udo S. (urschmitt)


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Markus R. schrieb:
> Interessant ist, dass nicht immer die gleiche Sicherung fliegt.

Wechselt das zwischen 2 oder fliegt immer mal eine von allen 3 raus?
Wenn es bei allen 3 passiert spricht das gegen die Wackler / 
Schutzschalter defekt Theorie, da wohl kaum mehrere Phasen einen Wackler 
haben.
Auch spricht das gegen ein partiellen Windungsschluss, da der erst mal 
auf einer Phase auftreten würde. Da müsste dann immer die selbe 
Sicherung fliegen.

Eigentlich sollte da besser ein 3phasiger LSS rein, der alle 3 Phasen 
abschaltet.

Paul Baumann schrieb:
> Das wird ein Motorschatzschulter, äh Motorschutzschalter sein. Mit dem
> "Drehrädchen" wird der Auslösestrom eingestellt.

Kenn ich gar nicht. Wieder was gelernt, danke Paul.

von Udo S. (urschmitt)


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Markus R. schrieb:
> Achso, eine Frage noch: Wenn eine der Wicklungen wirklich nicht mehr
> ganz OK ist, bleibt dann nur die Möglichkeit der Neuwicklung? Oder kann
> man probieren die Maschine dann mit asymmetrischer Belastung zu
> betreiben und den Nullleiter einfach an den Sternpunkt zu führen?

NEIN!

von dolf (Gast)


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Markus R. schrieb:
> Achso, eine Frage noch: Wenn eine der Wicklungen wirklich nicht mehr
> ganz OK ist, bleibt dann nur die Möglichkeit der Neuwicklung? Oder kann
> man probieren die Maschine dann mit asymmetrischer Belastung zu
> betreiben und den Nullleiter einfach an den Sternpunkt zu führen?

im ar... ist im ar...
dann ist neu zu wickeln.
den strom kannst auch am stecker messen.
mfg

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Maschine ist aber grundsätzlich leichtgängig? Wenn da irgendwas leicht 
blockiert/bremst, treibt das den Anlaufstrom nochmal in die Höhe.

Ansonsten hilft oft der "Baustellen-Trick": 50m Verlängerungskabel :-)

von Markus R. (Gast)


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das mit dem 50m Kabel klingt auch super :D
Die Maschine ist sehr leichtgängig, ein einfacher stupser reicht schon 
für mehrere umdrehungen.

aus reiner neugierde: was würde denn passieren, wenn man den nullleiter 
an den sternpunkt klemmt?

von Udo S. (urschmitt)


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Markus R. schrieb:
> aus reiner neugierde: was würde denn passieren, wenn man den nullleiter
> an den sternpunkt klemmt?

Hast du überhaupt einen Sternpunkt oder ist der Motor in 
Dreiecksschaltung?
Wenn du einen hast und alle 3 Wicklungen ok sind passiert nichts, da auf 
dem Nullieter eh kein Strom fliesst.
Wenn eine Wicklung schon partiellen Windungsschluss hat, verliert sie 
noch schneller ihren magischen Rauch und geht damit vollends kaputt.

von Markus R. (Gast)


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Sie hat jeweils beide Wicklungsendungen nach aussen geführt und der 
Sternpunkt ist durch so Metallbrücken realisiert. Siehe ASCII-Grafik im 
#1 Post.

von Udo S. (urschmitt)


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Markus R. schrieb:
> Siehe ASCII-Grafik im #1 Post.
Ok, das hatte ich nicht richtig verstanden.
Dann gilt trotzdem das was ich im letzten Post gesagt habe.

Bau dir für Drehstrommotoren einen 3 poligen LSS mit Charakteristik C 
ein
z.B.
http://www.elektroversand-schmidt.de/product_info.php?cPath=3_10_3090_3068&products_id=13197

von Michael (Gast)


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Es bringt nichts wenn du einen Neutralleiter im Sternpunkt anklemmt.

Wenn es geht bring die Säge zu einem Elektrobetrieb, die können das Ding 
durchchecken und erkennen ob etwas an den Wicklungen defekt ist. 
Zusätzlich können die den Motorschutzschalter wieder richtig einstellen, 
wenn du am "Rädchen" gedreht hast.

Es kann auch sein, das die Schaltkontakte verschlissen sind und deswegen 
nicht mehr sauber schalten.

Übrigens sollten Schalter für Kreissägen o.Ä. immer eine 
Unterspannungsauslösung haben, damit sie nicht umbeabsichtigt anlaufen 
kann.

von Stephan W. (stipo)


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Michael schrieb:
> Wenn es geht bring die Säge zu einem Elektrobetrieb, die können das Ding
> durchchecken und erkennen ob etwas an den Wicklungen defekt ist.

Da würde ich mir eher einen Fachbetrieb suchen, der sich mit Motoren 
auskennt.

Wenn man zum Wald und Wiesen Elektriker um die Ecke geht und der einen 
der Lehrlinge beschäftigt, die noch nicht einmal in einer kleinen 
Klassenarbeit eine einfache "Ausschaltung" gezeichnet bekommt, dann 
stellen sich bei mir alle Nackenhaare auf das genau der dann den Motor 
beurteilen soll/wird.

von Markus R. (Gast)


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Moin,

also der Fehler wurde jetzt gefunden: Die Sicherungsautmaten. Hätte ich 
nicht gedacht, dass die Teile so stark altern. Neue Automaten drin -> 
klappt ohne Probleme. Danke für die Hilfe.

von Dennis H. (t1w2i3s4t5e6r)


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Ich hoffe, das ist jetzt eine allpolige Abschaltung, also wenn eine 
Sicherung fliegt, das es die anderen zwei mit ausschaltet.

MfG Dennis

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