Forum: Platinen Löten mit Stickstoff


von Peter Z. (Gast)


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Hallo,

durch den Beitrag "Hochwertiger Lötkolben von JBC"
bin ich auf
http://www.jbctools.com/kn-a-premium-precision-product-162.html
gekommen. Anscheinend ist das ein Lötkolben der die Lötstelle mit 
Stickstoff umspült um die Oxidation zu verringern.

Ist das empfehlenswert oder eher Blödsinn?

von Ulpe (Gast)


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Peter Zz schrieb:
> Ist das empfehlenswert oder eher Blödsinn?

Das ist schon so in Ordnung. Meine Lötstellen werden ebenfalls von einem 
Gasgemisch mit 80 % Stickstoffanteil umspült.

von Lötzinn (Gast)


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>Ist das empfehlenswert oder eher Blödsinn?

Stickstoffspülung ist Murks. Jeder halbwegs gebildete weiß, dass 
Lötstellen im Audiophilen Bereich nur mit Helium3-Spülung wirklich 
einwandfreie Ergebnisse bringen. Alles andere ist ungenügend.

von Peter Z. (Gast)


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Lötzinn schrieb:
> Helium3-Spülung

Ist ein bischen teuer...

von Hue G. (hue_g)


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der Moderne Audiophile verwendet längst Argon als Schutzgas der Wahl

von Jasch (Gast)


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Ulpe schrieb:
> Peter Zz schrieb:
>> Ist das empfehlenswert oder eher Blödsinn?
>
> Das ist schon so in Ordnung. Meine Lötstellen werden ebenfalls von einem
> Gasgemisch mit 80 % Stickstoffanteil umspült.

Das hat der Sales-Typ Dir erzählt, aber es ist gelogen. Tatsächlich sind 
es bloss etwas mehr als 78% Stickstoff - und daher werden die Lötstellen 
nicht wirklich gut.

Hehehehe.

Für den OP: im Prinzip sollte das helfen, bloss weiss niemand ohne Tests 
wie gut das wirklich funktioniert. Siehe Schutzgasschweißen. Und: 
Stickstoff in Druckbehältern kostet Geld, haben die überhaupt irgendwo 
die laufenden Kosten angegeben?

von Gerd E. (robberknight)


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> Stickstoff in Druckbehältern kostet Geld, haben die überhaupt irgendwo
> die laufenden Kosten angegeben?

Es gibt solche Filtergeräte die das aus der normalen Luft rausfiltern. 
Kostet also "nur" Strom.

Ich glaube das Stickstofflöten wird verwendet wenn Du Materialien hast 
die sich normal nicht so leicht löten lassen - Alu, Edelstahl etc.

von habe gerade ein paar Bier "gelötet" (Gast)


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Peter Zz schrieb:
> Ist das empfehlenswert oder eher Blödsinn?
>
eine Freundin von mir hat mal gesagt: "Man sollte nicht alles glauben, 
was in der Gala steht...!"

(auch ohne "Schutzgas" funktioniert die Baugruppe, die ich heute Abend 
gelötet habe...

von unbekannter (Gast)


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Schön für die Lötstelle, wenn sie frischen Stickstoff sieht...

....aber solange man nicht lötet wird die Lötspitze wahrscheinlich nicht 
mit Stickstoff geschützt und oxidiert dementsprechend wie jede andere 
Lötspitze und man hat beim Löten genauso das Problem mit der versifften 
Lötspitze.

Des weiteren ist das Flussmittel für sowas da, d.h es löst Oxide auf

von X2 (Gast)


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Beim Wellenlöten wird in den Maschinen auch Stickstoff benutzt.

http://de.wikipedia.org/wiki/Wellenl%C3%B6ten#Schutzgas

von cam (Gast)


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X2 schrieb:
> Beim Wellenlöten wird in den Maschinen auch Stickstoff benutzt.

naja, da haste auch stunden oder tagelang eine offene schmelze an der 
luft.

zum OP: bau dir einfach ein großes aquarium um. zwei löcher mit 
gummimanschetten für die arme reinschneiden, dann kannst du dein lötgut 
in einer argon/co2/stickstoff-atmosphäre bearbeiten ;)

von Jasch (Gast)


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Gerd E. schrieb:
>> Stickstoff in Druckbehältern kostet Geld, haben die überhaupt irgendwo
>> die laufenden Kosten angegeben?
>
> Es gibt solche Filtergeräte die das aus der normalen Luft rausfiltern.
> Kostet also "nur" Strom.

Hmm, hmm.

Wenn das wirklich effizient wäre würden Firmen wie Linde etc. das Zeug 
nicht auf Flaschen gezogen verkaufen können.

Naja, vielleicht für kleine Volumen/Zeit?

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Hue G. schrieb:
> der Moderne Audiophile verwendet längst Argon als Schutzgas der Wahl

Wasserstoff, schließlich braucht man was reduzierendes, damit die
Oxidschichten abgebaut werden können. :-)

von fonsana (Gast)


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Nein, das wichtigste ist, den Sauerstoff aus dem Kupfer zu ziehen!

fonsana

von Falk B. (falk)


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@  fonsana (Gast)

>Nein, das wichtigste ist, den Sauerstoff aus dem Kupfer zu ziehen!

Das ist nur Mittel zum Zweck. Zuerst wird das Resthirn des Audiophilen 
evakuiert, danach die Geldbörse.

Grammophone Grüße
Falk

von Christian B. (luckyfu)


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Jasch schrieb:
> ür den OP: im Prinzip sollte das helfen, bloss weiss niemand ohne Tests
> wie gut das wirklich funktioniert. Siehe Schutzgasschweißen.

Schutzgasschweißen funktioniert jedoch sehr gut, allerdings wird dort 
CO2 und nicht Stickstoff verwendet. Man muss keine Schlacke abklopfen 
bevor man das Schweißergebnis begutachten kann und man braucht kein 
Acethylen dafür. Sobald das Gas alle ist merkt man den Einfluss sehr 
deutlich, dann bekommt man nämlich keine Schweißnaht mehr hin, weil der 
Schweißdraht nur noch Klumpen bildet.

Beim Löten von Hand würde ich es aber auch als vollkommenen Unsinn 
ansehen. Um eine gute Lötstelle hinzubekommen hat man Flussmittel. Das 
ist ausreichend. (Denn das braucht man auch beim "Schutzgaslöten")

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Christian B. schrieb:
> Schutzgasschweißen funktioniert jedoch sehr gut, allerdings wird dort
> CO2 und nicht Stickstoff verwendet.

Oder Argon, je nach Verfahren.

> Um eine gute Lötstelle hinzubekommen hat man Flussmittel. Das
> ist ausreichend. (Denn das braucht man auch beim "Schutzgaslöten")

Nein, ich habe schon industrielles Schutzgas-Hartlöten erlebt, das
ging völlig ohne Flussmittel.  Es handelte sich um Teile für
Schreibmachinen, die wurden galvanisch verkupfert und anschließend
im Ofen verlötet (wobei ich nicht weiß, welches Schutzgas sie
benutzt haben).  Das Galvanik-Kupfer diente dabei als Lot.  Vermutlich
ist es wesentlich für den Erfolg, dass zwischen dem Herstellen der
Kupferschicht und dem Löten keine große Zeit verstreicht, damit das
Kupfer nicht erst oxydieren kann.

von Hakko (Gast)


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hi,

das problem ist bei bleifreien elektroniklötzinn, das es gerne im
geschmolzenem Zustand oxidiert und noch ein paar andere Probleme mit 
sich bringt.
Reflowöfen, Wellenbäder usw. sind alle deshalb mit Sticksoffzuleitung 
ausgerüstet, um in der Peakzone den Sauerstoff zu verdrängen.
Für die Nachberarbeitung gibts dann diese Lötstationen mit Stickstoff-
düse.
mfg TK

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Hakko schrieb:
> das problem ist bei bleifreien elektroniklötzinn, das es gerne im
> geschmolzenem Zustand oxidiert

<Loriot>Ach?</Loriot>

Als ob bleihaltige Lote das nicht machen würden... sonst bräuchte man
ja zumindest bei blanken Teilen kein Flussmittel.

Bleifreies oxidiert nur schneller, weil die Betriebstemperatur
höher liegt.

von berliner (Gast)


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@Peter Zz (bastelboy)
gibt es überhaut reproduzierbare/nachweisbare Untersuchungen zur 
Auswirkung von O2 in den Cu Leitungen? würd mich mal interessieren, hab 
in seriöser Literatur noch nie was von dem Problem gelesen.
gruß Berliner

von Oliver R. (f3i3rfly0r)


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Jörg Wunsch schrieb:
> Christian B. schrieb:
>> Schutzgasschweißen funktioniert jedoch sehr gut, allerdings wird dort
>> CO2 und nicht Stickstoff verwendet.
>
> Oder Argon, je nach Verfahren.
>

Wobei Argon oder Helium Inertgase sind, also an der metalurgischen 
Reaktion nicht teilnehmen, während CO2 hier Aktivgas ist, folglich an 
der Reaktion beteiligt ist.

Bei den zum Löten notwendigen Temperaturen sollte Stickstoff 
reaktionskinetisch als Inertgas ausreichen -> billiger.

von c. m. (Gast)


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Oliver R. schrieb:

> Wobei Argon oder Helium Inertgase sind, also an der metalurgischen
> Reaktion nicht teilnehmen, während CO2 hier Aktivgas ist, folglich an
> der Reaktion beteiligt ist.

co2 ist bei den verwendeten temperaturen und materialien geschätzt 
stabil. wir wollen ja nicht mit flüssigem magnesium löten ;)

zum stickstoff: hat schon mal jemand lot auf einem alten löffel an der 
luft bis zum hellen glühen erhitzt? tropfen wasser auf das 
reaktionsprodukt und schnüffeln... ammoniak.

von wasd (Gast)


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berliner schrieb:
> @Peter Zz (bastelboy)
> gibt es überhaut reproduzierbare/nachweisbare Untersuchungen zur
> Auswirkung von O2 in den Cu Leitungen? würd mich mal interessieren, hab
> in seriöser Literatur noch nie was von dem Problem gelesen.

Nein, gibts nicht. War sicherlich auch als Witz gemeint.

von F. F. (foldi)


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Falk Brunner schrieb:
> @  fonsana (Gast)
>
>>Nein, das wichtigste ist, den Sauerstoff aus dem Kupfer zu ziehen!
>
> Das ist nur Mittel zum Zweck. Zuerst wird das Resthirn des Audiophilen
> evakuiert, danach die Geldbörse.
>
> Grammophone Grüße
> Falk

Es ist genau so wie du sagst. Die Industrie muss doch immer wieder Neues 
bringen. Bei höheren Temperaturen, wie beim Schweißen, da macht das Sinn 
und ist anerkannte Technik. Ob es da mit Schutzgas oder durch das 
Schmelzgut der Elektrode geschieht, die Schweißnaht soll vor Sauerstoff 
geschützt werden.
Die Edelgase, wie Argon, schützen nicht nur vor Luft, sie beeinflussen 
auch die Güte der Schweißnaht. Stickstoff ist ein inert Gas, also nur 
zum Schutz vor der Außenluft und Argon ist ein aktiv Gas.
Beides hat meiner Meinung nach für das Löten von Hand wenig Sinn, zumal 
es den Lötkolben unweigerlich vergrößern und unhandlicher machen wird.
Dann noch die Beschaffung und ordnungsgemäße Befestigung der Gasflasche.

Hat die gesamte Elektronik nicht auch vorher ganz passabel funktioniert?

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Frank O. schrieb:
> Stickstoff ist ein inert Gas, also nur
> zum Schutz vor der Außenluft und Argon ist ein aktiv Gas.

Huch, nee. :)  Argon als Edelgas ist natürlich komplett inert.

Stickstoff ist bei normalen Löttemperaturen auch inert, aber in
einem Lichtbogen wäre er es nicht mehr, daher ist er zum Schweißen
als Inertgas ungeeignet.

CO2 (beim MIG/MAG-Schweißen) wäre reaktiv, oder auch H2-Beimengungen
ins Argon bei WIG.

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