Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik geregeltes Schaltnetzteil bei wenig Last - hohen Wirkungsgrad erzielen


von aspirin (Gast)


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Guten Abend!

Ich  gehe derzeit in eine höhere Schule und habe als Jahresprojekt die 
Aufgabe bekommen, ein Schaltnetzteil zu bauen, welches bei wenig Last 
noch effizient ist, da es selten ausgereizt werden wird. (ca. 30 Minuten 
des Tages läuft es auf  Vollast, sonst auf <10%)

Es soll von 230V AC auf 45V DC regeln (fest) bei a) I=1A b) I=5A

Jetzt ist meine Frage, wie würdet ihr an die Sache herangehen? Immerhin 
habe ich ein ganzes Jahr Zeit mir weiteres Wissen anzueignen.
Wenn ihr gute Links/Bücher habt (englisch oder deutsch), wäre ich auch 
sehr dankbar.

PS: Ich habe im Forum und im Internet recherchiert, doch finde ich immer 
nur Quellen zu Schaltnetzteilen, welche zwar 85-89% Wirkungsgrad bei 
Vollast aufweisen, doch sobald es darum geht bei wenig Last effizient zu 
sein, finde ich keine Quellen mehr.

Ich hoffe ihr könnt mir ein bisschen Helfen :)

Mit freundlichen Grüßen
aspirin

von Hans_Dampf (Gast)


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Ich empfehle:

Switch-Mode Power Supplies: SPICE Simulations and Practical Designs
von: Christophe P. Basso

komplexe Wechselstromrechnung und Regelkreissystese sind Dir hoffentlich 
ein Begriff. Ein Großteil meiner damaligen Kommilitonen sind nicht in 
der Lage ein stabiles SMPS zu entwerfen daher für jemanden auf einer 
"höheren Schule" ist ein sportliches Projekt.

von Harald W. (wilhelms)


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aspirin schrieb:

> ein Schaltnetzteil zu bauen, welches bei wenig Last
> noch effizient ist, da es selten ausgereizt werden wird. (ca. 30 Minuten
> des Tages läuft es auf  Vollast, sonst auf <10%)

Vielleicht sollte man es ähnlich wie bei PC-Netzteilen lösen:
Ein kleines Netzteil für die kleine Last und ein zweites, grosses
Netzteil für die grosse Last.
Gruss
Harald

von aspirin (Gast)


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@Hans_Dampf
Danke für den Buchtipp, werde schauen ob ich es mir an der Uni ausleihen 
kann.

@wilhelms
An und für sich wäre die Idee nicht schlecht, werde mir diese Idee im 
Hinterkopf behalten. Bin derzeit eher daran interessiert, warum 
SChaltnetzteile nur bei "Hochlast" Effizient arbeiten und was man 
dagegen tun kann.

Danke schonmal für eure Ideen.

Schönen Abend noch, und ich hoffe es folgen noch weitere gute Ideen :)

von Michael M. (michaelm)


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Moin,
schon mal für's WE zum einlesen:
http://www.joretronik.de/Web_NT_Buch/Vorwort/Vorwort.html

Grüße Michael

von Johannes E. (cpt_nemo)


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aspirin schrieb:
> Bin derzeit eher daran interessiert, warum
> SChaltnetzteile nur bei "Hochlast" Effizient arbeiten und was man
> dagegen tun kann.

Das Problem sind die Schaltverluste der Leistungshalbleiter und die 
Leistung der Gate-Treiber.

Ein Netzteil, das eine hohe Ausgangsleistung hat, braucht entsprechend 
große Transistoren und Dioden. Diese benötigen zum einen kräftige 
Gate-Treiber, zum anderen sind die Kapazitäten und Recovery-Ströme 
entsprechend groß.

Die Verluste, die dadurch entstehen, sind nicht proportional zur 
Ausgangsleistung sondern auch schon bei wenig Ausgangsleistung vorhanden 
und machen den Wirkungsgrad in diesem Bereich schlecht.

Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie man das verbessern kann:
- Für niedrige Last ein separates, kleines Netzteil bauen.
- Burst-Betrieb bei geringer Ausgangsleistung.
- Mehrphasiges Netzteil, bei dem die einzelnen Phasen lastabhängig
  zugeschaltete werden.

Man kann das natürlich auch noch miteinander kombinieren.

von Peter R. (pnu)


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Ja gehts noch?

Als Schülerprojekt eine Schaltung , die an Netzspannung arbeitet, in der 
Leistungsklasse über 200W ???

Dazu noch ein Schaltnetzteil, das fortgeschrittenen Messtechnik 
erfordert, um Detailprobleme wie Wirkungsgrad bei Teillast in den Griff 
zu bekommen!

Irgendwie tickt da jemand nicht richtig.

von nicht "Gast" (Gast)


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Vielleicht ist es ja eine österreichische Schule und keine deutsche. 
Dann wäre der Schwierigkeitsgrad angemessen...

von Stefan H. (Firma: dm2sh) (stefan_helmert)


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Man kann so ein Netzteil zyklisch betreiben. Lad mit dem Netzteil einen 
Akku, so dass der Wirkungsgrad optimal ist, dann schalt das Netzteil ab 
und betreibe den Verbraucher aus dem Akku usw.

von (prx) A. K. (prx)


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Wenn man die damit erhaltene USV-Funktion nicht benötigt, dann ist das 
inklusive Stromrechnung wohl teurer als ein einfaches SNT mit nicht 
perfektem Wirkungsgrad. Nicht zuletzt da es mit dem Akku eine Komponente 
hat, die nach wenigen Jahren kostenpflichtig ausgewechselt werden muss.

von SMPS (Gast)


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aspirin schrieb:
> Es soll von 230V AC auf 45V DC regeln (fest) bei a) I=1A b) I=5A
>
> Jetzt ist meine Frage, wie würdet ihr an die Sache herangehen? Immerhin
> habe ich ein ganzes Jahr Zeit mir weiteres Wissen anzueignen.

Hallo aspirin,

hier mal meine Idee(n):

1. lege das Schaltnetzteil so aus, dass es bei 45V/1A einen guten 
Wirkungsgrad hat

2. Dimmensioniere die Strombengrenzung so, dass es mit Überlast bis 5A 
betriebn werden kann. Hier alle Bauteile so auslegen, dass sie bei den 
30 Minuten in Überlast innerhalb ihrer Daten (siehe Datenblatt) 
betrieben werden.

3. Wähle eine Netzteiltopologie, welche die nötigen Anforderungen 
erfüllen kann, denn nicht jede Topologie ist dafür geeignet. 
Weiterbildung ist hier groß geschrieben. Lies Dich z.B. mal in LLC 
Topologien ein.

Ähnliche Anforderungen haben z.B. Netzteile für Schranken.

Gruß, SMPS

von gvwaerz5 (Gast)


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"Ich  gehe derzeit in eine höhere Schule und habe als Jahresprojekt die
Aufgabe bekommen, ein Schaltnetzteil zu bauen, welches bei wenig Last
noch effizient ist, da es selten ausgereizt werden wird. (ca. 30 Minuten
des Tages läuft es auf  Vollast, sonst auf <10%)

Es soll von 230V AC auf 45V DC regeln (fest) bei a) I=1A b) I=5A"


Der Lehrer, der das zu verantworten hat, sollte eine Disziplinarstrafe 
bekommen.

von Peter R. (pnu)


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Wenns unbedingt sein muss, ein Netzteil mit 30...50V DC als 
Spannungsquelle vorgeben (z.B. Stromversorgung eines 
Leistungs-NF-Verstärkers).
Da kann man ebenfalls die Probleme im Teillastbetrieb angehen, ohne 
gleich Lebensgefahr zu riskieren.
Auch da, bei 200-W-Geräten, wird jeder Fehler bestraft, aber eben nur 
mit dem Tod teurer Leistungs-Bauteile

Wer das Gerät dann später für 230V (325V) haben will, braucht dann nur 
an der Primärseite des Trafo die Windungszahl anzupassen.

Empfehlenswert wäre es, Datenblätter für Schaltnetzteile durchzuackern. 
Besonders unter dem Stichwort standby-Betrieb dürfte da viel zu finden 
sein.
Moderne SNT-IC's treiben ja geradezu Sport mit besonders niedrigem 
standby-Verbrauch

Wenn ein ganzes Jahr Zeit ist, vielleicht erst einmal mit einem Wandler 
für einige W Leistung anfangen und dort die Teillastprobleme angehen.
Ein Sperrwandler von 24V primär auf 40V konstant lässt sich gut aufbauen 
und verhält sich im Primärkreis bereits ähnlich wie ein 230V- Wandler

von Fralla (Gast)


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>Wer das Gerät dann später für 230V (325V) haben will, braucht dann nur
>an der Primärseite des Trafo die Windungszahl anzupassen.
So einfach ists wohl nicht. Und kommt auf die Topologie an. Den bei 325V 
würde sich ein Resonazwandler(LLC) gut eignen. Denn kann man dann 
keinesfalls nur durch ändern der Primärwindungszahl bei 50V mit Voller 
Leistung betreiben, man müsste alle Resonanzkomponenten mitändern.

Aber auch bei Flaback oder anderen PWM Wandlern, müsste man zumindest 
die Halbleiter, Eingangskondensatoren oder im ersteren Fall den Spalt 
mitanpassen.

Man sollte also die Eckpunkte des Gerätes genau definieren, bevor man 
mit dem Dimmensionieren beginnt. Wenn eines einfach (also ohne zweite 
Wandlerstufe gehen soll, dann einen Resoanazwandler mit 
Synchrongleichrichtung) Aber auch dann ist bei <10% einen hohen 
Wirkungsrad zu haben eine Herausforung, denn jeder Spannungsteiler wirkt 
sich da schon aus.


Da es sich aber um eine Schule (HTL-Vermutlich) handelt, würde ich einen 
Flyback im Quasi-Resonaten (Valley-Switching) Betrieb vorschlagen. Der 
ist noch relativ einfach (bzw kann ja mit fixem f beginnen und 
Schrittweise herangehn). Wichtig ist es, einen hochohmigen Mosfet zu 
verwenden. Den Trafo so auslegen, das im Teillastbereich die 
Schaltfrequenz nicht zu groß wird (steigt mit fallender Last). Bei 
Vollast arbeitet das Teil dann im kontinuierlichen Modus, das die 
Verluste erhöht. Da ist eben richtiges Wärmemanagement gefragt.

Soll das Teil im Teillast und Vollastbereich einen Top Wirkunsgrad 
haben, dann wirds richtig kompliziert, bzw ist dann nichts mehr für 
einen Schule.


Wenn der Lehrer sich mit SMPS richtig gutn auskennt und euch Tatkräftig 
unterstützt (bzw immer wieder auf den richtigen Weg bring), dann ist so 
ein Wandler in einem Jahr schon drinnen. Wenn nicht, wird schwierig bis 
unmöglich, bzw wäre es eine Frechheit soetwas zu fordern von euch...

MFG Fralla

von aspirin (Gast)


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Vielen dank für all eure Antworten. Ihr habt Recht es handelt sich um 
eine österreichische HTL und das Netzteil ist mein Teil unseres 
Projektes wobei es wegen Lebensgefahr offiziell nicht genehmigt ist. 
Dazu muss ich sagen das der Lehrer uns extra über das Risiko aufgeklärt 
hat und es auf eigene Verantwortung geschieht... es war eig. die Idee 
unserer Gruppe das Netzteil zu bauen, der Lehrer hat da er schon mehrere 
Freizeitprojekte mit teilweise Lebensgefährlichen Projekten von uns 
beobachtet und nach einiger Überredungskunst zugestimmt.

Ich werde erstmal viel weiter dazu lesen... und bin noch für jeden Tipp 
dankbar.

mfg
aspirin

von Harald W. (wilhelms)


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aspirin schrieb:

> das Netzteil ist mein Teil unseres
> Projektes wobei es wegen Lebensgefahr offiziell nicht genehmigt ist.
> Dazu muss ich sagen das der Lehrer uns extra über das Risiko aufgeklärt
> hat und es auf eigene Verantwortung geschieht...

Ich hoffe, Ihr habt für Eure Versuche wenigstens einen Trenntrafo
zur Verfügung? Ansonsten sollte Euer erstes "Projekt" der Bau eines
solchen sein.
Gruss
Harald

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