Forum: Platinen SMD SO und TSSOP - Entlöten mit Hebel und Zinnwurst ?


von Andre Z. (slamy)


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Hallo Ihr lieben.

Ich hatte heute eine Idee für eine Chip-destruktive Entlötmethode, die 
Ich bisher noch nicht im "SMD Löten"-Artikel oder innerhalb des Forums 
fand und wollte wissen, was Ihr darüber denkt.

Die Methode ist geeignet für SO und TSSOP Bausteine.

1. Die Pins einer Seite vollständig mit einer Zinn-Wurst eindecken.

2. Die Zinn-Wurst gleichmäßig erhitzen und bei genügender Hitze mittels 
Hebelwerkzeug den IC selbst an der auszulötenden Seite anheben.

Wenn alles glatt läuft, hängt der IC schräg auf der Platine, sämtliche 
Pinne der einen Seite sind abgelötet und die der anderen Seite ist fest 
(und logischerweise verbogen).

Dort dann noch mal das gleiche.

3. Die Pins der anderen Seite vollständig mit einer Zinn-Wurst 
eindecken.

4. Platine senkrecht stellen und das Zinn erhitzen. Das IC fällt dann 
irgendwann ab.

Diese Methode hat gewisse Ähnlichkeiten mit der Methode mit dem 
Ablöthebel, wie er hier zu finden ist:
http://www.mikrocontroller.net/articles/SMD_L%C3%B6ten#Abl.C3.B6thebel_u..C3.A4

Unterschied ist jedoch, dass direkt die ganze Seite angehoben wird.

Ich konnte damit einen TSSOP 28 ohne Beschädigung der Platine ablöten 
und fand die Methode ganz interessant, wenn der Chip eh kaputt ist.

Von Heissluft halte Ich aktuell nicht so viel, da Ich damit schon 
einiges zerstört habe. :-(
Die Methode mit dem durchziehen eines Kupferlackdrathes ist nicht immer 
anwendbar, da die Pinne teilweise keinen Platz mehr zum durchziehen 
lassen.
Deswegen bin Ich aktuell auf der Suche alternativer Entlötmethoden für 
SMD und probiere alles mal durch.

Ich hatte nur teilweise die Befürchtung, dass mit der Methode Pads 
abgerissen werden könnten.

von Falk B. (falk)


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@  Andre Z. (slamy)

>Ich konnte damit einen TSSOP 28 ohne Beschädigung der Platine ablöten
>und fand die Methode ganz interessant, wenn der Chip eh kaputt ist.

Kann man machen, hat aber keinen großen Vorteil. Mit etwas Geschick kann 
man die Zinnwurst auf beiden Seiten gleichzeitig erwärmen und den IC 
komplett ohne Beschädigung entfernen. Mit zwei Lötkolben geht das 
einfach, mit einer Lötzange total einfach, hat aber kaum ein 
Hobbybastler.

>Von Heissluft halte Ich aktuell nicht so viel, da Ich damit schon
>einiges zerstört habe. :-(

Muss man halt üben.

von Kevin K. (nemon) Benutzerseite


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von Gerd E. (robberknight)


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> 2. Die Zinn-Wurst gleichmäßig erhitzen und bei genügender Hitze mittels
> Hebelwerkzeug den IC selbst an der auszulötenden Seite anheben.

In diesem Moment kann es Dir passieren, daß sich auf der anderen Seite 
(die ohne erhitzte Zinnwurst) die Pads von der Platine lösen. Das wieder 
zu reparieren kann je nach Layout ziemlich anspruchsvoll werden.

Wenn man wirklich nicht in ne günstige Heißluftstation investieren will, 
würde ich die Methode mit Pins abknipsen/durchsägen wählen.

von Peter B. (ich_bins)


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Auch beim Abknipsen können sich die Pads lösen. Am einfachsten von unten 
ein Preheater und von oben Heissluft, noch ein wenig Flussmittel drauf 
und gut ist. Schonender gehts kaum mit wenig Aufwand.

von W.S. (Gast)


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Ne reine Zinnwurst finde ich doof. Ich nehme mir ein Stückchen dicken 
Kupferdraht, am besten von der Rolle Installationsdraht, wie sie die 
Elektriker verwenden. gut verzinnen und über die abzulötenden Pins 
legen, mit reichlich Zinn dranlöten, bis alle Pins erreicht sind. Man 
braucht den Chip bloß ein paar Zehntel mm anzuheben. Das reicht, um ein 
Stückchen Edelstahlfolie oder ein Stück alte Rasierklinge drunter zu 
kriegen. Damit ist diese Seite von der LP abgelötet. Alternativ schiebt 
man einen Streichholzspan drunter, nimmt den Kupferdraht ab und saugt 
das Zinn mit einer Länge feinfädiger Kupferlitze (LIFY 0.25) Pin für Pin 
ab. Auf der zweiten Seite ist es dann leicht: ein zweites Stück dicken 
Kupferdrahtes auch dort drauflöten und den Chip abnehmen, solange das 
Zinn fließt.

Nochwas: Das recht hochschmelzende bleifreie Lot ist ein Ärgernis. 
Deshalb in solchen Fällen lieber alles mit reichlich normalem Lot 
nachlöten, dann mit LIFY absaugen und erst dann obige Methode 
durchführen.


W.S.

von Andre Z. (slamy)


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Erstmal danke für die Antworten.

Kevin K. schrieb:
> 
http://www.pollin.de/shop/dt/Mzk4OTUxOTk-/Werkstatt/Loettechnik/Loetgeraete/Loet_Entloetpinzette_Tweezer_Set.html

Die ist sogar angenehm günstig. Vielen Dank :-)

Peter Birkenstock schrieb:
> Auch beim Abknipsen können sich die Pads lösen.

Die mechanische Belastung kann man ja durch verbinden von mehreren Pins 
an den Füßen etwas verringern. Das macht diese Idee auch sehr gut.

> Am einfachsten von unten
> ein Preheater und von oben Heissluft, noch ein wenig Flussmittel drauf
> und gut ist. Schonender gehts kaum mit wenig Aufwand.

Ist in diesem Forum noch niemanden eine Platine "geplatzt" ?
Die Welt braucht Lösungen für Löter mit 2 linken Händen :-)

@WS:
Das von Ihnen beschriebene Verfahren ist dem meinigen eigentlich relativ 
ähnlich. Aber Sie isolieren die 1. Seite nicht mit Luft :-)


Ich denke, Ich werde mir mal das Werkeug von Pollin zulegen. Mit 35€ ist 
es doch deutlich günstiger, als das, was es bei Reichelt gibt.
Blöd ist nur, dass die Temperatur fest ist....

von Sni T. (sniti)


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W.S. schrieb:
> Ne reine Zinnwurst finde ich doof. Ich nehme mir ein Stückchen dicken
> Kupferdraht..

Irgendwie erschließt sich mir der Sinn von diesen ganzen 
"Entlötverfahren" nicht so ganz. Die erscheinen mir recht aufwendig/ 
zeitintensiv (neben der Gefähr für die Platine). Vor allem, da es 
Heißluftstationen mittlerweile wirklich wie Sand am Meer gibt und wohl 
selbst die billigen recht brauchbar scheinen.

Andre Z. schrieb:
> Ist in diesem Forum noch niemanden eine Platine "geplatzt" ?
> Die Welt braucht Lösungen für Löter mit 2 linken Händen :-)

Weniger Temperatur hilft. Zur Not eben auch hier am alten Mainboard 
üben. Allerdings kenne ich das "Voll aufdrehen, was geht" von vielen 
Leuten ;-)

von Floh (Gast)


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Also fürs chipdestructive Entlöten nehme ich ein Cuttermesser und 
schneide die Beine am Gehäuse ab. Gehäuse wegnehmen, Pins einzeln 
ablöten und fertig. :-)

von ... (Gast)


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Floh schrieb:
> Also fürs chipdestructive Entlöten nehme ich ein Cuttermesser und schneide die 
Beine am Gehäuse ab. Gehäuse wegnehmen, Pins einzeln ablöten und fertig. :-)

Genau so.

von Osche R. (Gast)


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Andre Z. schrieb:

> Ich hatte heute eine Idee für eine Chip-destruktive Entlötmethode,

Was ist daran destruktiv? Die Pins macht man hinterher mit einem dicken 
Zinntropfen und viel Flussmittel sauber, und fertig ist's. Die 
Oberflächenspannung ist Dein Freund. In Härtefällen hilft Entlötlitze.

Destruktiv ist die Methode bei quadratischen TQFPs: alle Pins fett 
verzinnen, dann mit dem Teppichmesser mit wenig Druck mehrmals am Chip 
lang gehen bis der Käfer rausfällt. Jetzt lassen sich die Beinchen mit 
einem dicken Zinntropfen am Kolben abräumen. Die Verzinnung ist 
Zugentlastung für die Leiterplatte, so bleibt Die mechanische 
Beanspruchung gering.


Einlöten geht genauso: eine Reihe Pins komplett mit einer dicken Wurst 
verzinnen, dann das überschüssige Zinn mit einem am Kolben hängenden 
Tropfen wieder einsammeln.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Am einfachsten geht das NICHTdestruktive Auslöten mit Chipquik 
(Bismutlot/Wismutlot).

Destruktiv: Pins abschneiden und mit einer Lotkugel "einsammeln"...

von Olaf (Gast)


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Ich denke ja ihr solltet alle nochmal ein bisschen mit dem Baumarktfoen 
ueben. Ich habe einen Steinel HG2310. Damit loete ich alles (BGA, DFN, 
208pin TQFP) ab und wieder dran ohne das etwas passiert. Weder Bauteil 
noch Platine nehmen dabei Schaden. Ist alles eines Sache der Uebung.
Und ja, ich hab auch Zugriff auf eine suendhaft teure Weller Station, 
trotzdem nehme ich den Foen lieber!

Olaf

von Johannes E. (cpt_nemo)


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Ich bevorzuge auch das "Zinn-Wurst" - Verfahren, allerdings so, dass 
alle Seiten gleichzeitig aufgeschmolzen werden. Mit etwas Übung geht das 
mit ganz normalem verbleitem Lötzinn, Bismut ist dafür nicht notwendig.

Hab am Wochenende erst einen TQFP-100 ausgelötet, ohne SMD-Pads dabei 
abzureissen.

Mit dem Heisluft-Fön habe ich keine guten Erfahrungen; ich hab da immer 
das Problem, dass Bauteile in der Umgebung (z.B. Stecker) verschmoren 
oder dass kleine SMD-Bauteile weggeblasen werden. Kann man sicher durch 
passende Abschirmungen/Abdeckungen irgendwie in den Griff bekommen, ist 
dann aber auch relativ aufwendig.

von assi (Gast)


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Um die mechanische Belastung etwas zu verringern, ziehe ich über beide 
Seiten eine Lötzinnwurst und erhitze/ hebel die Seiten abwechselnd nur 
etwas hoch. Ab einem gewissen Abstand kann man dann das Lötzinn mit 
Entlötlitze wegsaugen und das IC ist los. Das dauert zwar etwas, aber 
die Pads bleiben heile und das IC kann auch noch benutzt werden. Wenn 
aber Platz satt ist, ziehe ich den Heißluftföhn vor.

von Sunny (Gast)


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Es gibt eine Metode mid dem Halogenstrahler. Man nimmt einen
Halogenstrahler so wie hier:

http://www.pollin.de/shop/suchergebnis.html?S_TEXT...

Dann legt man die Platine drauf und wartet bis das Lötzinn schmilzt.
Damit kann man alles ablöten und auch wieder anlöten, sogar BGA-Chips.
Ich habe das selber noch nicht gemacht, aber ein Video gesehen wo das so 
gemacht wurde.

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