Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Zu alt als Absolvent?


von Shark (Gast)


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Hallo,

bin 28 und habe vor kurzem mein bachelor of engineering geschafft.
13 Semester lang studiert und eine Abschlussnote von 2,9 + ca. 2 Jahre 
Praxiserfahrung (Praxissemester + 1 Jahr als Werkstudent + 
Bachelorarbeit) in der Industrie.

Ist man heutezutage mit 28 zu alt als Absolvent? Hat man noch Chancen 
auf einen vernünftigen Job?

von Hui (Gast)


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Ich glaube das kann man so allgemein nicht sagen.

Aber ich kenne auch Leute die mit 30 erst ANGEFANGEN haben zu 
studieren... OK die hatten aber auch vorher schon irgendwo gearbeitet.

von A. $. (mikronom)


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Shark schrieb:
> bin 28 und habe vor kurzem mein bachelor of engineering geschafft.

Glückwunsch!

> 13 Semester lang studiert und eine Abschlussnote von 2,9 + ca. 2 Jahre
> Praxiserfahrung (Praxissemester + 1 Jahr als Werkstudent +
> Bachelorarbeit) in der Industrie.
>
> Ist man heutezutage mit 28 zu alt als Absolvent?

Nein, auf keinen Fall.

> Hat man noch Chancen
> auf einen vernünftigen Job?

Du hast nach 13 Semestern einen Bachelor (6/7 Semester Regelstudienzeit) 
mit gerade mal "befriedigend" abgeschlossen. Da du einen B.Eng hast war 
das eine FH, also dort, wo man eigentlich kaum schlechter als "gut" 
abschneiden kann (es geht eigentlich nur sehr gut, gut und 
durchgefallen). Da solltest du gut begründen können, warum dich ein 
Arbeitgeber für ein vernünftiges Gehalt einstellen sollte!

Deine sinkenden Chancen sehe ich nicht bei deinem Alter, sondern bei 
deiner Trödelei und deinem mäßigen Abschluss. Also erklär mal, warum du 
nur mit durchschnittlichen Leistungen bei 100% 
Regelstudienzeitüberschreitung abgeschnitten hast!

von Horst (Gast)


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Andi $nachname schrieb:
> Du hast nach 13 Semestern einen Bachelor (6/7 Semester Regelstudienzeit)
> mit gerade mal "befriedigend" abgeschlossen. Da du einen B.Eng hast war
> das eine FH, also dort, wo man eigentlich kaum schlechter als "gut"
> abschneiden kann (es geht eigentlich nur sehr gut, gut und
> durchgefallen). Da solltest du gut begründen können, warum dich ein
> Arbeitgeber für ein vernünftiges Gehalt einstellen sollte!
>
> Deine sinkenden Chancen sehe ich nicht bei deinem Alter, sondern bei
> deiner Trödelei und deinem mäßigen Abschluss. Also erklär mal, warum du
> nur mit durchschnittlichen Leistungen bei 100%
> Regelstudienzeitüberschreitung abgeschnitten hast!

sehe ich genauso. An meiner FH hätte man als Bachelor gar nicht so lange 
studieren dürfen, da wäre man längst rausgeflogen. Da musste das 
Grundstudium mit max 2 Semester Überschreitung bestritten werden, bei 
der Gesamtstudiendauer gab es beim Bachelor auch Grenzen, weiss ich 
nicht auswendig da ich kein Bachelor bin, aber lagen bei so ca. 10 
Semester. Alles darüber hinaus ging nur mit Härtefallantrag.

Ich kenne einige Langzeitstudenten, die dennoch gut untergekommen sind, 
das waren aber Leute, die haben mehr gearbeitet als studiert und zwar 
studienbezogen. Die konnten dann viel Praxis vorweisen. Aber ohne 
richtigen Grund wie viel Arbeit nebenbei oder gar eine Selbständigkeit, 
wird es sehr schwer.

Ein Jahr Werkstudent + Praxissemester ist dafür sicher kein Grund. Ich 
habe länger als Werkstudent gearbeitet, wurde aber in Regelstudienzeit 
fertig.

Vllt. war es eine Krankheit ? wenn diese auskuriert ist, dann kann man 
das bei nem Gespräch ggf. auch nennen. Wer chronisch krank ist, hat 
sicher nachteile.


Ein Arbeitgeber der von deinen Studienleistungen mal aufs Berufsleben 
hochrechnet wird meinen "der braucht für alles im Vergleich zu den 
Kollegen doppelt so lange und liefert dann dennoch 
unterdurchschnittliche Ergebnisse"

von Wilhelm F. (Gast)


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Horst schrieb:

> Ein Arbeitgeber der von deinen Studienleistungen mal aufs Berufsleben
> hochrechnet wird meinen "der braucht für alles im Vergleich zu den
> Kollegen doppelt so lange und liefert dann dennoch
> unterdurchschnittliche Ergebnisse"

Heiner, ist die dritte Flasche Wein schon wieder alle, und das Bier ist 
auch noch leer?

von Cannabis_engineer (Gast)


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Ah geht alles, um mich reißen sich z.B diverse Zuhälter wie Perschau und 
Frunel, trotz 16 Semestern und Abschluss mit 30 Lenze Oo (Gesamt 1,7 
Diplarbeit 1,3). Musst dich nur prostituieren können (wollen) xD

von FIiele (Gast)


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Mhh...

also bei mir an der FH konnte man auch "unendlich"-lange studieren. D.h 
solange man nicht 3x Prüfungsversuche in den Sand gesetzt hat, kein 
Problem. Jede FH handhabt das verschieden.


Ehrlich gesagt finde ich es auch nicht schlimm, lange zu studieren. Habe 
freiwillig 8 Semester gemacht obwohl es auch in 6 zu schaffen gewesen 
wäre. Warum die Arbeitgeber da soviel Wert drauf legen (und ob sie das 
überhaupt tun wie oft in Foren behauptet) kann ich nicht beurteilen. 
Musste bei Arbeitgebern 8 Semester bislang nie begründen.


Kann auch Leute verstehen die 13 Semester studieren (und trotzdem 'nur' 
eine 2.8 o.ä bekommen). Bei uns waren viele Fächer sehr anspruchsvoll.
Jedenfalls waren ca. 90% der Studenten über den zweiten Bildungsweg oder 
nach Abschluss einer schulischen Ausbildung reingerutscht. Jene hatten 
praktisch keine Chance in Regelstudienzeit fertig zu werden. 3 von 6 
Module und die waren bedient. Vor allem das Grundstudium , also die 
ersten 18 Module, waren die Aussortierer. Viele konnten auch erstmal 1 
Jahr Mathematik und Physik Grundlagen pauken, um überhaupt studierfähig 
zu werden. Da waren dann schon mal 2 Semester weg bevor überhaupt fürs 
erste Modul sinnvoll gelernt wurde. Ich denke, man bezahlt viel Lehrgeld 
in der Anfangszeit, vor allem wenn man in keinem akademischen Umfeld 
großgeworden ist. Mir sagte man mal, die 3 ist die 1 des kleinen Mannes. 
Demnach hat er doch einen akzeptablen Abschluss mit 2.9


Was ein "verünftiger Job" ist, liegt sowieso immer im Auge des 
Betrachters. Vielleicht nimmt man als FH Absolvent Jobs an, die als Uni 
Absolvent mit Fokus auf Karriere , nicht unbedingt erstrebenswert sind. 
Vielleicht verdient man auch 200€ unter Durchschnitt. Ich mein immer: 
Solange das Geld zum leben und für die Familie reicht, sollte man sich 
nicht verrückt machen lassen. Als Ingenieur, egal welcher Job, muss man 
eigentlich nicht am Hungertuch nagen - selbst wenn man bei einem 
Dienstleister ein Arbeitsverhältnis aufnimmt (soll ja Leute geben, die 
einem Job bei einem Dienstleister sogar den Vorzug geben - keine 
Ahnung). O.k als Junggeselle der für Sex bezahlen muss, mag das anders 
sein ... solche Spezalisten gibt es ja hier auch *zwinker ;)*

von forentrololololol (Gast)


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Ich wette der te wurde entgegen seiner neigung in ein MINT Studium 
gequatscht wie mein halber abijahrgang. am ende kommen dann mittelmäßige 
absolventen heraus, die auch keine guten perspektiven haben obwohl sie 
sich für vermeintliche jobaussichten jahrelang gequält haben.

von remy martin (Gast)


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Shark schrieb:
> ca. 2 Jahre
> Praxiserfahrung
Naja nicht gleich übertreiben:

> Praxissemester
Das ist keine Erfahrung, sondern Teil des Studiums

> + 1 Jahr als Werkstudent
> + Bachelorarbeit) in der Industrie.
Das kann man grob als Erfahrung durchgehen lassen, kommt nat. darauf an 
was du gemacht hast.

> Ist man heutezutage mit 28 zu alt als Absolvent? Hat man noch Chancen
> auf einen vernünftigen Job?
Bewirb dich dann weisst du es. Ich war noch viel älter, verkorkster 
Lebenslauf und dennoch einen Job gefunden.

von Michael S. (technicans)


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Andi $nachname schrieb:
> Da solltest du gut begründen können, warum dich ein
> Arbeitgeber für ein vernünftiges Gehalt einstellen sollte!

Wenn man die Chance dafür bekommt. Gängige Praxis ist doch
Bewerber mit der Schablone aus zu sieben und nach einem die Sintflut.
Versuche haben doch gezeigt das über die Hälfte der Unternehmen
sich nicht mal mehr melden, mal von dem Rücklauf der Unterlagen
ganz abgesehen. Bei DL liegt die Quote sogar bei 100%. Allerdings
schreiben die meisten das auch in ihre Stellenanzeigen. Solange
die genug Frischefleisch finden, wird sich an dieser Praxis auch
kaum was ändern. Das einzige was sich geändert hat, bzw. mir
aufgefallen ist, ist das einige DL NICHT mehr auf Vermittlungs-
gutschein-Basis arbeiten. Ich fürchte, das das noch sehr lange
dauern wird, bis sich die Reihen da gelichtet haben.

von A. $. (mikronom)


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Michael S. schrieb:
> Andi $nachname schrieb:
>> Da solltest du gut begründen können, warum dich ein
>> Arbeitgeber für ein vernünftiges Gehalt einstellen sollte!
>
> Wenn man die Chance dafür bekommt.

Als Callcenter-Agent in einem Callcenter?

> Gängige Praxis ist doch
> Bewerber mit der Schablone aus zu sieben

Zum Beispiel nach 100% Überschreitung der Regelstudienzeit und nur 
mäßigen Noten. Dann muss man sich eben dort bewerben, wo die Personaler 
nicht so wählerisch sind.

Hatte ich Callcenter schon erwähnt? Dort wird man eher ausgesiebt, wenn 
man schwer sächsisch redet.

> Versuche haben doch gezeigt das über die Hälfte der Unternehmen
> sich nicht mal mehr melden, mal von dem Rücklauf der Unterlagen
> ganz abgesehen. Bei DL liegt die Quote sogar bei 100%.

100%? Bullshit! Das sollte die aber auch selber auffallen.

> Solange
> die genug Frischefleisch finden,

Allerdings.

von Shark (Gast)


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Andi $nachname schrieb:
> Deine sinkenden Chancen sehe ich nicht bei deinem Alter, sondern bei
> deiner Trödelei und deinem mäßigen Abschluss. Also erklär mal, warum du
> nur mit durchschnittlichen Leistungen bei 100%
> Regelstudienzeitüberschreitung abgeschnitten hast!

Am Anfang des Studiums lag es eher daran, dass ich viel gearbeitet habe, 
damit ich überhaupt über die Runden kommen konnte (verschiedene Jobs und 
teilweise 2 gleichzeitig). Es waren auch ausschließlich anstregende 
Jobs. Damals habe ich höchstens 2 Prüfungen pro Semester geschrieben.

Danach haben die Schicksalschläge angefangen:

-Scheidung
-Vater plötzlich gestorben.
-Mutter nach 3 Jahre Kampf mit dem Krebs auch gestorben.

Ich weiss sowas steht nicht im Lebenslauf drin und die Arbeitgeber 
beurteilen erstmal nur deine Bewerbungsunterlagen.

von Shark (Gast)


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remy martin schrieb:
>> + 1 Jahr als Werkstudent
>> + Bachelorarbeit) in der Industrie.
> Das kann man grob als Erfahrung durchgehen lassen, kommt nat. darauf an
> was du gemacht hast.

Das ein Jahr habe ich einen kranken Ingenieur ersetzt im Bereich 
Hardware-Entwicklung.

von Lothar (Gast)


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Pflegezeit für die Eltern kann man im Lebenslauf angeben, dies wird von 
vielen Unternehmen positiv bewertet.

von A. $. (mikronom)


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Shark schrieb:
> Andi $nachname schrieb:
>> Deine sinkenden Chancen sehe ich nicht bei deinem Alter, sondern bei
>> deiner Trödelei und deinem mäßigen Abschluss. Also erklär mal, warum du
>> nur mit durchschnittlichen Leistungen bei 100%
>> Regelstudienzeitüberschreitung abgeschnitten hast!
>
> Am Anfang des Studiums lag es eher daran, dass ich viel gearbeitet habe,

Das ist schlecht, immer schlecht. Ein Studium ist ein Studium, sowas 
sollte man nur dann nebenbei machen, wenn es unumgänglich ist. Gerade 
die ersten zwei Semester muss man ordentlich reinkommen.

Warum hast du eigentlich kein Bafög genutzt?

> damit ich überhaupt über die Runden kommen konnte (verschiedene Jobs und
> teilweise 2 gleichzeitig). Es waren auch ausschließlich anstregende
> Jobs.

"anstregende Jobs" ist eine sehr subjektive Ansicht, die ein Personaler 
nicht wirklich beurteilen kann. Wenn du das so begründest wird das eher 
negativ ausfallen, beispielsweise weil du überfordert gewesen warst. Du 
solltest dir grundsätzlich nicht anmaßen, etwas zu (be)werten.

> Damals habe ich höchstens 2 Prüfungen pro Semester geschrieben.

Verständlich. Trotzdem schlecht zu verkaufen.

Wir leben in einer elitären Ellenbogengesellschaft, wer schwächelt ist 
ein Looser und fällt durch. Dein persönliches Schicksal interessiert 
niemanden bzw. selten, es gibt genug andere Bewerber, die sich mit 
idealen Lebensläufen, idealem Elternhaus (die genug Geld haben, damit es 
ihre Kinder während des Studiums nicht nötig haben arbeiten gehen zu 
müssen) und idealer Ausbildung (beste Noten, weil sie 100% Zeit in ihr 
Studium stecken konnten und sie nicht durch Schickschalsschläge oder 
Finanzierung des Studiums abgelenkt waren) bewerben.

> Danach haben die Schicksalschläge angefangen:
>
> -Scheidung

Das sollte nie Thema sein, da musst du einfach durch. Also nie darüber 
jammern, das wird im Regelfall nicht positiv angesehen werden. Hat in 
der Bewerbung und im Vorstellungsgespräch eigentlich auch niemanden zu 
interessieren.

> -Vater plötzlich gestorben.
> -Mutter nach 3 Jahre Kampf mit dem Krebs auch gestorben.
>
> Ich weiss sowas steht nicht im Lebenslauf drin

Dann weißt du etwas falsch, denn sowas sollte man unbedingt erwähnen, 
weil es eher positiv ist.

Ich würde den Lebenslauf beschönigen, indem ich innerhalb des Studiums 
wegen "Pflege der krebskranken Mutter bis zu ihrem Tod" beurlaubt 
gewesen bin, ggf. zwei Mal. Das kann ein Arbeitgeber im Regelall nie 
nachprüfen, weil auf den Zeugnissen nicht steht, wann man mit dem 
Studium angefangen hat bzw. wann man pausiert hat.

Ach noch ein Tipp: Du hast ja "nur" einen Bachelor. Mit einem Master 
könntest du den verbessern, dich weiter qualifizieren und vor allem die 
(neue) Abschlussnote besser gestalten.

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Lothar.

> Pflegezeit für die Eltern kann man im Lebenslauf angeben, dies wird von
> vielen Unternehmen positiv bewertet.

Sagen die das nur so, oder sagen die das, weil sie dann die Leute, die 
zu weich sind, schon im Vorfeld aussortieren können?

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.dl0dg.de

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Andi $nachname.


> Ich würde den Lebenslauf beschönigen, indem ich innerhalb des Studiums
> wegen "Pflege der krebskranken Mutter bis zu ihrem Tod" beurlaubt
> gewesen bin, ggf. zwei Mal.

Vorsicht. Eine zweimal gestorbene Mutter ist irgendie "verdächtig". ;O)

> Das kann ein Arbeitgeber im Regelall nie
> nachprüfen, weil auf den Zeugnissen nicht steht, wann man mit dem
> Studium angefangen hat bzw. wann man pausiert hat.
>

Wenn der Bewerber schon lügen will, könnte er möglicherweise eher eine 1 
1/2 jährige Weltreise als Rucksacktourist angeben. Vermutlich lügt sich 
das leichter. ;O)

> Ach noch ein Tipp: Du hast ja "nur" einen Bachelor. Mit einem Master
> könntest du den verbessern, dich weiter qualifizieren und vor allem die
> (neue) Abschlussnote besser gestalten.

Mmmmh. Dann zieht sich das ganze noch mehr in die Länge.
Hätte ich früher auch mal so gesehen wie Du. Mittlerweile nicht mehr.

> Wir leben in einer elitären Ellenbogengesellschaft, wer schwächelt ist
> ein Looser und fällt durch. Dein persönliches Schicksal interessiert
> niemanden bzw. selten, es gibt genug andere Bewerber, die sich mit
> idealen Lebensläufen,

So ist es. Berufsleben ist der totale Krieg. Aber was helfen könnte, 
wäre mit den Gehaltsvorstellungen herunter zu gehen. So habe ich das 
jedenfalls geplant. Das Problem sind die mistigen Gewerkschaften. :-(

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.dl0dg.de

von A. $. (mikronom)


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Bernd Wiebus schrieb:
> Hallo Lothar.
>
>> Pflegezeit für die Eltern kann man im Lebenslauf angeben, dies wird von
>> vielen Unternehmen positiv bewertet.
>
> Sagen die das nur so, oder sagen die das, weil sie dann die Leute, die
> zu weich sind, schon im Vorfeld aussortieren können?

Ist das nicht egal? Will man dort arbeiten, wo man schon vorher weiß, 
dass nur die Härtesten überleben, weil die Schwächeren kaputtgetreten 
werden?

Ich würde es auf jeden Fall angeben, denn wenn man dann trotzdem 
eingeladen wird hat man es vielleichth eher mit einem Unternehmen zu 
tun, welches nicht schon von vorn herein Bewerber aussortiert, die nur 
zu 99,9 % dem Wunschprofil entsprechen.

von A. $. (mikronom)


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Shark schrieb:
> Andi $nachname schrieb:
>> Deine sinkenden Chancen sehe ich nicht bei deinem Alter, sondern bei
>> deiner Trödelei und deinem mäßigen Abschluss. Also erklär mal, warum du
>> nur mit durchschnittlichen Leistungen bei 100%
>> Regelstudienzeitüberschreitung abgeschnitten hast!
>
> Am Anfang des Studiums lag es eher daran, dass ich viel gearbeitet habe,
> damit ich überhaupt über die Runden kommen konnte (verschiedene Jobs und
> teilweise 2 gleichzeitig). Es waren auch ausschließlich anstregende
> Jobs. Damals habe ich höchstens 2 Prüfungen pro Semester geschrieben.

Mir fällt gerade was ein: Wäre es nicht plausibel wenn du behauptest, du 
hast erst mal mit arbeiten angefangen, um dann festzustellen, dass du 
dann doch noch studieren willst? Es wäre natürlich schlecht, wenn aus 
den Arbeitszeugnissen hervorgeht, dass du den Job wegen deines Studiums 
gemacht hast. Gutes Verhältnis zu den alten Arbeitgebern? Kannst du das 
Zeugnis umschreiben lassen?

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Andi $nachname.

> Ist das nicht egal? Will man dort arbeiten, wo man schon vorher weiß,
> dass nur die Härtesten überleben, weil die Schwächeren kaputtgetreten
> werden?

Kannst Du Dir eine funktionierende andere Unternehmensphilosophie 
vorstellen, die nicht nur vorgespielt ist, und die trozdem genug Gewinn 
abwirft, um mein Gehalt zu zahlen?

Ich nicht. Ich bin kaputtgetreten. Ich war halt nicht hart genug.

Wenn Arbeiten Spass macht, würde kein Gehalt gezahlt werden sondern 
Eintritt genommen werden.

Darum läuft Arbeitsleben immer auf den totalen Krieg hinaus.
Eine Alternative ist nicht vorstellbar, es sei, andere Randbedingungen 
übernehmen die Auslese.

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.dl0dg.de

von A. $. (mikronom)


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Bernd Wiebus schrieb:
> Hallo Andi $nachname.
>
>> Ist das nicht egal? Will man dort arbeiten, wo man schon vorher weiß,
>> dass nur die Härtesten überleben, weil die Schwächeren kaputtgetreten
>> werden?
>
> Kannst Du Dir eine funktionierende andere Unternehmensphilosophie
> vorstellen, die nicht nur vorgespielt ist, und die trozdem genug Gewinn
> abwirft, um mein Gehalt zu zahlen?

Natürlich muss man einen Kompromiss eingehen. Topgehalt fordern bei 
laschen und kumpelhaften Arbeitsbedingungen geht halt einfach nicht.

> Ich nicht. Ich bin kaputtgetreten. Ich war halt nicht hart genug.

Ich bin aus diesem Hamsterrad ausgetreten, verdiene jetzt zwar weniger, 
arbeite nur noch Teilzeit und habe Gleitzeit mit (elektronischer) 
Zeiterfassung. Ich überarbeite mich nicht bis zum Burnout, kann dafür 
aber auch nicht jedes Jahr zwei Mal pro Jahr auf den Malediven drei 
Wochen Urlaub machen und fahre auch keine Protzkarre.

Apropos Burnout. Da habe ich mal in einem Film einen schönen Spruch 
gehört: "The light that burns twice as bright burns half as long" ("Das 
Licht, das doppelt so hell brennt, brennt eben nur halb so lang").

Vor einigen Jahren hatte ich noch gedacht, dass ich nur für ein paar 
Jahre kürzer trete, um danach wieder richtig ranzuklotzen. Jetzt muss 
ich aber sagen, ich möchte es gern so behalten wie derzeit. Vollzeit 
arbeiten? Nö. Überstunden schrubben? Nö. Dauernd Projekte machen? Nö. 
Permanent neusten Techologien hinterherrennen? Nö.

Mir geht es gut. Nur über die Höhe meiner Rente denke ich derzeit etwas 
intensiver nach, das bedarf einer Nachbesserung.

> Wenn Arbeiten Spass macht, würde kein Gehalt gezahlt werden sondern
> Eintritt genommen werden.

Ach mir macht es schon Spaß, weil es recht locker zugeht.

von Michael S. (technicans)


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Andi $nachname schrieb:
>> Versuche haben doch gezeigt das über die Hälfte der Unternehmen
>> sich nicht mal mehr melden, mal von dem Rücklauf der Unterlagen
>> ganz abgesehen. Bei DL liegt die Quote sogar bei 100%.
>
> 100%? Bullshit! Das sollte die aber auch selber auffallen.

Ich bezog mich da etwas Aussageunglücklich auf den Rücklauf von 
Bewerbungsunterlagen.
Auf Antworten von DL im Allgemeinen und Einladungen zum 
Vorstellungsgespräch im Besonderen liegt die Quote im weit unterem 
einstelligen Bereich. So behandelt man keine Bewerber. Da bleiben die 
Stellen lieber unbesetzt, manche sogar schon über Jahre.

Andi $nachname schrieb:
> Ich würde den Lebenslauf beschönigen, indem ich innerhalb des Studiums
> wegen "Pflege der krebskranken Mutter bis zu ihrem Tod" beurlaubt
> gewesen bin, ggf. zwei Mal. Das kann ein Arbeitgeber im Regelall nie
> nachprüfen, weil auf den Zeugnissen nicht steht, wann man mit dem
> Studium angefangen hat bzw. wann man pausiert hat.

Ist es des deutschen Arbeitnehmers Pflicht gegenüber fremden Arbeit-
gebern sein ganzes Leben auszubreiten? Ich denke mal nicht das diese 
deutsche Gründlichkeit auf Dauer förderlich ist, zumal sie sehr
einseitig ist.
Das führt nur zur Diskriminierung und Ausgrenzung. Schon heute sind 
Arbeitnehmer keine Partner mehr, sondern nur noch abhängig versorgte 
Sklaven, wo sich Arbeitgeber nur um die Gehaltszahlung kümmern müssen.
Der einzige Fortschritt ist, das die Peitsche verschwunden ist.

von A. $. (mikronom)


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Michael S. schrieb:
> Auf Antworten von DL im Allgemeinen und Einladungen zum
> Vorstellungsgespräch im Besonderen liegt die Quote im weit unterem
> einstelligen Bereich. So behandelt man keine Bewerber.

Sie können sich das ganz offensichtlich leisten, weil ihnen die ganzen 
Lemminge hinterherlaufen und sie sich anbidern.

> Da bleiben die
> Stellen lieber unbesetzt, manche sogar schon über Jahre.

Ich denke man testet auch mal gern die Verfügbarkeit auf dem 
Arbeitsmarkt. "Boah, eine Stellenausschreibung und 400 Bewerbungen, da 
können wi runserem mandanten sagen, dass er mit dem Einstiegsgehalt von 
40.000 auf 30.000 runtergehen kann."

Oder man sucht 100% passende. Alle anderen lässt man in der Pipeline in 
der Hoffnung, dass man später Stellen besetzen muss, wo die bereits 
gespeicherten Bewerber passen könnten.

Ich bewerbe mich grundsätzlich NICHT, wenn ich in irgendwelchen 
Online-Formularen meine persönlichen Daten in Formularfelder eingeben 
muss, denn dann passiert nichts anderes, als dass man in irgendwelchen 
Datenbanken dauerhaft versinkt, bis man via "Rasterfahndung" gefunden 
wird.

> Andi $nachname schrieb:
>> Ich würde den Lebenslauf beschönigen, indem ich innerhalb des Studiums
>> wegen "Pflege der krebskranken Mutter bis zu ihrem Tod" beurlaubt
>> gewesen bin, ggf. zwei Mal. Das kann ein Arbeitgeber im Regelall nie
>> nachprüfen, weil auf den Zeugnissen nicht steht, wann man mit dem
>> Studium angefangen hat bzw. wann man pausiert hat.
>
> Ist es des deutschen Arbeitnehmers Pflicht gegenüber fremden Arbeit-
> gebern sein ganzes Leben auszubreiten?

Jein. Es gibt rechtliche Grenzen, wonach man die Wahrheit sagen muss. 
Verschweigen ist okay, lügen ist kritisch. Wenn du erhebliche Sachen 
falsch darstellst kann man dich bei Kenntnis fristlos entlassen. Das 
hier ist in meinen Augen aber nicht erheblich.

> Ich denke mal nicht das diese
> deutsche Gründlichkeit auf Dauer förderlich ist, zumal sie sehr
> einseitig ist.

Die deutsche Grundlichkeit funktioniert seit Jahrzehnten, es gehört zu 
unserer Kultur. Dank Facebook und Internetexhibitionismus kann man 
seinen Lebenslauf auch bald ganz weglassen, weil er im Internet 
verfügbar ist und man recht einfach nachprüfen kann, ob ein vorgelegter 
Lebenslauf frisiert ist.

> Das führt nur zur Diskriminierung und Ausgrenzung. Schon heute sind
> Arbeitnehmer keine Partner mehr, sondern nur noch abhängig versorgte
> Sklaven,

Such einen Job in einem Bereich, der nicht unter einen 
Absolventenschwemme leidet. Nein ich kann dir nicht sagen, wo das ist, 
aber grundsätzlich tendiere ich zur Spezialisierung.

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