Forum: PC-Programmierung Erdbeschleunigung rausrechnen


von Jan L. (jan_l)


Lesenswert?

Hey,

Ich arbeite immoment mit nem Beschleunigungssensor und würde gerne die 
9,81 bzw die 1g aus meinen Achsen rausrechnen...

Jetzt dachte ich mir es gibt ja sehr viele Entwickler die mit Sensoren 
arbeiten und es muss doch eigendlich ne Bibliothek dafür geben?

Oder zumindest beschreibungen wie man so etwa macht?

Jetzt weiß ich aber nicht genau nach was ich googeln soll um das zu 
finden und da dacht ich mir, wenn es so etwas gibt könnt ihr mir hier 
bestimmt weiter helfen.

grüße Jan

von Karl H. (kbuchegg)


Lesenswert?

Jan L. schrieb:

> Oder zumindest beschreibungen wie man so etwa macht?

Was hast du da für einen Sensor bzw. wie ist er eingebaut.

Im schlimmsten Fall geht es nämlich gar nicht, weil du die 
Beschleunigung des Sensors nicht von der Erdbeschleunigung trennen 
kannst.

Rausrechnen kannst du die Erdbeschleunigung nur dann, wenn der Sensor 
selbst nicht beschleunigt ist, d.h. nur die Erdbeschleunigung auf den 
Sensor wirkt. Oder aber, wenn du aus anderen Quellen die aktueller Lage 
des Sensors im Raum kennst.

Das ganze ist ein bischen so wie Mathe.
Du kennst nur das Endergebnis einer Multiplikation: 84
Ob dieses Ergebnis aber entstanden ist, indem du 2*42 gerechnet hast, 
oder 4*21 oder 3*28 oder ...  kannst du nicht wissen.
Und so ähnlich ist es auch hier: Was du misst und feststellen kannst ist 
die Resultierende einer Vektoraddition. Und von einem Vektor kennst du 
auch noch seine Länge. Das reicht aber nicht um eine eindeutige 
Vektorzerlegung zu machen.

von Jan L. (jan_l)


Lesenswert?

ich bin mir nicht sicher was du mit "Was hast du da für einen Sensor 
bzw. wie ist er eingebaut." meinst.



allerdings hab ich auch noch ein gyroscop und magnetfeldsensor mit deren 
Hilfe ich schon quaternionen und winkel bekomme wo mit ich die lage der 
sensoren ja bestimmen kann.

von Uwe (Gast)


Lesenswert?

Also wenn du weißt wo unten ist kannst du ja per Vektorsubtraktion 
einfach auf Null kommmen. Du mußt natürlich wissen wie beide Sensoren 
zueinander ausgerichtet sind.

von Udo S. (urschmitt)


Lesenswert?

Jan L. schrieb:
> wo mit ich die lage der sensoren ja bestimmen kann.
Dann tu das doch.

von Karl H. (kbuchegg)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Jan L. schrieb:
> ich bin mir nicht sicher was du mit "Was hast du da für einen Sensor
> bzw. wie ist er eingebaut." meinst.

Was du alles zur Verfügung hast, bzw. was du eigentlich vom 
Beschleunigungs-Sensor bekommst.

Im 2D-Fall hast du folgendes Problem:
(siehe Bild)

Du musst wissen, welcher der grünenn Pfeile der richtige ist (welche 
Richtung, seine Länge kennst du ja), damit du den aus dem gemessenen 
Beschleunigungsvektor abziehen kannst damit dir dann der richtige gelbe 
Pfeil übrig bleibt, der die Eigenbeschleunigung des Systems darstellt. 
Also die gemessene Beschleunigung (rot) bereinigt um die 
Erdbeschleunigung (grün).

von Reinhard Kern (Gast)


Lesenswert?

Uwe schrieb:
> Also wenn du weißt wo unten ist kannst du ja per Vektorsubtraktion
> einfach auf Null kommmen.

Und wie weiss man das, wenn das Objekt z.B. nach vorne beschleunigt?

Bisher jedenfalls kenne ich niemanden, der an der Relativitätstheorie 
vorbeigekommen ist, und nach der ist es ununterscheidbar, ob ein Aufzug 
nach oben beschleunigt oder sich im Erdgravitationsfeld befindet.

Aber es gibt ja immer wieder geniale Amateure, die eine Physik jenseits 
Einstein begründen wollen.

Gruss Reinhard

von Karl H. (kbuchegg)


Lesenswert?

Reinhard Kern schrieb:

> Bisher jedenfalls kenne ich niemanden, der an der Relativitätstheorie
> vorbeigekommen ist, und nach der ist es ununterscheidbar, ob ein Aufzug
> nach oben beschleunigt oder sich im Erdgravitationsfeld befindet.

Richtig.
Aber wir wissen, dass sein Quadrocopter nicht höher als 300 Meter über 
der Erdoberfläche sein wird, d.h. es gibt in seinem System IMMER einen 
Beschleunigungsvektor, der mit 9.81 m/s^2 in irgendeine Richtung zieht 
(Aus Sicht des Quadrocopters. Aus Sicht der am Boden stehenden Piloten 
zieht g immer nach unten. Aber der Copter musss ja nicht waagrecht 
ausgerichtet sein)

Wenn er den abzieht, dann bleibt eine Beschleunigung übrig. Nämlich die, 
die der Copter tatsächlich erfährt, wenn er in irgendeine Richtung 
beschleunigt wird (im Copter eigenen Bezugssystem)

Ob ihm das dann was nützt, ist eine andere Frage. Aber sobald er die 
Lageinformation hat, kann er g prinzipiell rausrechnen. BLöd nur, wenn 
das Ziel der ganzen Sache letzten Endes darin besteht, die 
Lageinformation zu erhalten.

von Reinhard Kern (Gast)


Lesenswert?

Karl Heinz Buchegger schrieb:
> es gibt in seinem System IMMER einen
> Beschleunigungsvektor, der mit 9.81 m/s^2 in irgendeine Richtung zieht

Nein. Nimm einfach mal an, das Fliegzeug beschleunigt mit 1g nach vorne.

Da nützt nicht mal ein künstlicher Horizont was - der zeigt ja auch 
nichts anderes an als der Sensor. Höchstens mit dem tatsächlichen 
Horizont könnte man was anfangen, aber z.B. zwischen den Häusern einer 
Stadt wird das auch unübersichtlich.

Übrigens könntest du auch erfahrene Piloten fragen - die wissen nämlich 
bei einem "White Out" (Fliegen im Nebel) auch nicht was wo ist. Die 
einzig "sichere" Methode (bei einem Hubschrauber) wäre wahrscheinlich 
das Abschalten allen Antriebs, dann fällt das Ding über kurz oder lang 
senkrecht nach unten, und da der Luftwiderstand den freien Fall bremst 
bekommst du tatsächlich eine Information darüber wo unten ist. 
Vorübergehend.

Gruss Reinhard

PS man braucht da kein Flugzeug mit 6 Freiheitsgraden, schon in einem 
Auto lässt sich nicht feststellen, ob es beschleunigt oder bergauf 
fährt.

von Reinhard Kern (Gast)


Lesenswert?

Reinhard Kern schrieb:
> Nein. Nimm einfach mal an, das Fliegzeug beschleunigt mit 1g nach vorne.

Zur Ergänzung: in dem Fall misst du 1,4g in einer bestimmten Richtung. 
Du könntest annehmen, dass sich das zusammensetzt aus 1g Schwerkraft und 
1g Beschleunigung senkrecht dazu, aber erstens ist das schon ein 
Trugschluss, weil es viele andere Lösungen gibt, und selbst wenn es 
zufällig zutrifft weisst du eben nicht, was davon Schwerkraft ist und 
was Beschleunigung.

Einstein ist schon ein harter Brocken.

Gruss Reinhard

von Rolf Magnus (Gast)


Lesenswert?

Reinhard Kern schrieb:
> Karl Heinz Buchegger schrieb:
>> es gibt in seinem System IMMER einen
>> Beschleunigungsvektor, der mit 9.81 m/s^2 in irgendeine Richtung zieht
>
> Nein.

Doch, den gibt es schon.

> Nimm einfach mal an, das Fliegzeug beschleunigt mit 1g nach vorne.

Dann gibt es noch einen Beschleuingungsvektor. Dein Sensor mißt halt die 
Summe der beiden. Am Anfang von Karl Heinz' Posting ist es noch nicht so 
ganz klar, aber wenn du es komplett liest, merkst du, daß er eigentlich 
das gleiche meint wie du.


> Da nützt nicht mal ein künstlicher Horizont was - der zeigt ja auch
> nichts anderes an als der Sensor.

Doch, natürlich tut er das. Wenn er die Beschleunigung für seine Anzeige 
nutzen würde, wäre er wäre vollkommen nutzlos, da ein Flugzeug höchstens 
beim exakten Geradeausflug mit konstanter Geschwindigkeit und ohne Wind 
komplett unbeschleunigt fliegt. Schon in einer Kurve würde er Unsinn 
anzeigen. Deshalb mißt er nicht die Beschleunigungen, sondern arbeitet 
mit einem Kreisel, dessen Rotationsachse bei Drehungen des Flugzeugs 
immer gleich bleibt. Beschleunigungen sind dem völlig egal.

> Übrigens könntest du auch erfahrene Piloten fragen - die wissen nämlich
> bei einem "White Out" (Fliegen im Nebel) auch nicht was wo ist.

Und genau dafür gibt's dann Instrumente wie den künstlichen Horizont. 
Der ist ja nicht nur zur Deko da.

> PS man braucht da kein Flugzeug mit 6 Freiheitsgraden, schon in einem
> Auto lässt sich nicht feststellen, ob es beschleunigt oder bergauf
> fährt.

Mit einem Kreisel schon.

von Karl H. (kbuchegg)


Lesenswert?

Reinhard Kern schrieb:
> Karl Heinz Buchegger schrieb:
>> es gibt in seinem System IMMER einen
>> Beschleunigungsvektor, der mit 9.81 m/s^2 in irgendeine Richtung zieht
>
> Nein.

Wir reden aneinander vorbei.
Da er wohl das Erdgravitationsfeld nicht verlsst, gibt es IMMER einen 
Vektor der Erdbeschleunigung. Und wenn er weiß, wie sein Teil in der 
Luft liegt, dann kann er den auch rausrechnen.

> Nimm einfach mal an, das Fliegzeug beschleunigt mit 1g nach vorne.

Ja, und. Dann misst er eben nicht mehr 1g sondern einen Vektor anderer 
Länge und in einer anderen Richtung. Aber den Erd-vektor kann er 
trotzdem abziehen und übrig bleibt ihm der Beschleunigungsvektor "nach 
vorne".

von Karl H. (kbuchegg)


Lesenswert?

Reinhard Kern schrieb:
> Reinhard Kern schrieb:
>> Nein. Nimm einfach mal an, das Fliegzeug beschleunigt mit 1g nach vorne.
>
> Zur Ergänzung: in dem Fall misst du 1,4g in einer bestimmten Richtung.
> Du könntest annehmen, dass sich das zusammensetzt aus 1g Schwerkraft und
> 1g Beschleunigung senkrecht dazu

Genau darum geht es.

>, aber erstens ist das schon ein
> Trugschluss, weil es viele andere Lösungen gibt

und warum denkst du, reite ich so darauf herum, dass er wissen muss wie 
sein Teil in der Luft liegt, er also eine Lageinformation braucht?

> Einstein ist schon ein harter Brocken.
Einstein hat nichts damit zu tun, dass man einen Vektor immer in 
Komponenten zerlegen kann. Und von einer der gesuchten Komponenten kennt 
er die Vektorlänge. Was er noch braucht ist die Richtung. Und genau 
darum geht es: Aus dem Beschleunigungssensor kriegt er die nicht raus. 
Also muss er zusehen, wo er die herkriegt. Genau das sagt meine 
Zeichnung da oben für den 2D Fall aus: Wenn du von der Erdbeschleunigung 
die Richtung relativ zum Fluggerät feststellen kannst (oder was 
gleichwertig ist: die Fluglage im Raum), dann kannst du den g-Vektor 
abziehen und übrig bleibt die Beschleunigung, die das Objekt selbst 
erfährt ohne Schwerkraft. Aber die Richtung braucht er. Aus dem 
Beschleunigungsvektor alleine kriegt er die nicht raus.

von Jan L. (jan_l)


Lesenswert?

Übernacht haben wohl die modellbauer übernommen xD
aber naja :P rein von der logik her dachte ich, das ich irgendwie mit 
meiner Lage (Quaternionen, Eulerwinkel oder Rotationsmatrizen) die 
erdbeschleunigung "einfach" abziehen kann. Die frage ist nur wie.

Zuerst einmal müsste ich es ja hinbekommen das ich mit der Lage immer 
weiß auf welche achsen gerade die Erdbeschleunigung einwirkt und danach 
müsste man noch herrausbekommen wie es sich auf die verschiedenen Achsen 
verteilt...

oder is da schon ein Denkfehler drin?

von Robert L. (lrlr)


Lesenswert?

ich hab von den Fachbegriffen die du so um dich wirfst, nicht viel 
Ahnung: aber:

kennst du jetzt die "Lage" von dem ding ?
also die wikel zur "sekrechten" (wie schief das ding in der luft hängt)

auf dieser senkrechten ist ja dein 1g Vektor
der 2. Vektor ist die gemessene Beschleunigung
(beide sind ja schon im "nullpunkt")

diese 2 Vektoren kann man einfach subtrahieren (so "einfach" Vektoren 
eben subtrahiert werden..)

(mathe ist bei mir schon fast 20 Jahre her, man möge mir verzeihen wenn 
es nicht stimmt...)

von Matthias L. (Gast)


Lesenswert?

>Da er wohl das Erdgravitationsfeld nicht verlsst, gibt es IMMER einen
>Vektor der Erdbeschleunigung.

Im freien Fall zeigt auch der Beschleunigungssensor nichts, also Null 
an.

von Robert L. (lrlr)


Lesenswert?

ja, deshalb will/muss er ja die 1g abziehen

von Reinhard Kern (Gast)


Lesenswert?

Rolf Magnus schrieb:
> Deshalb mißt er nicht die Beschleunigungen, sondern arbeitet
> mit einem Kreisel, dessen Rotationsachse bei Drehungen des Flugzeugs
> immer gleich bleibt. Beschleunigungen sind dem völlig egal.

Da hast du kurzfristig recht, der bleibt sozusagen einfach stehen - aber 
wonach richtet er sich längerfristig? Da findet sich bei Wikipedia auch 
nichts Näheres drüber, aber ich nehme mal an, das das Flugzeug meistens 
oder im Durchschnitt Normallage haben muss, damit er funktioniert. Ob es 
sowas modellflugtauglich gibt, würde ich sowieso bezweifeln. Der TO 
schreibt das zwar nicht ausdrücklich, aber wie ein Profientwickler aus 
der Luftfahrt hört er sich auch nicht an.

Gruss Reinhard

von Karl H. (kbuchegg)


Lesenswert?

Matthias Lipinsky schrieb:
>>Da er wohl das Erdgravitationsfeld nicht verlsst, gibt es IMMER einen
>>Vektor der Erdbeschleunigung.
>
> Im freien Fall zeigt auch der Beschleunigungssensor nichts, also Null
> an.

Aber er hat eine Lage aus der Inertial-Platform.
Und wenn er da dann den Erdbeschleunigungsvektor vom gemessenen 0-Vektor 
in Richtung 'unten' abzieht, kriegt er einen Vektor raus, der .... tada 
... ihm exakt angibt, dass sein Fluggerät nach unten beschleunigt. So 
wie es ja auch tatsächlich ist.

von Karl H. (kbuchegg)


Lesenswert?

Reinhard Kern schrieb:

> Da hast du kurzfristig recht, der bleibt sozusagen einfach stehen - aber
> wonach richtet er sich längerfristig?

Die Inertial Platformen, die mittels Kalman-Filter 
Beschleuigungssensoren und Gyro-Daten miteinander verrechnen, sind 
mitlerweile erstaunlich gut. Wohl auch deswegen, weil die Gyros mit den 
Jahren besser wurden (weniger Drift haben). Kurz gesagt: die korrigieren 
sich gegenseitig. Die Gyros sorgen für die Kurzzeitstabilität während 
die Beschleunigungssensoren für die Langzeitstabilität sorgen (weil man 
wohl davon ausgehen kann, dass ein Fluggerät meistens waagrecht fliegt). 
Mittels Kalaman-Filter werden die Dinge zusammengebracht. Mehr versteh 
ich aber auch nicht davon. Ausser eben der Beobachtung, dass 
Quadrocopter-Bauer diesen Teil der Stabilisierung im Griff haben. Da 
gibt es erstaunliche Videos auf Youtube in denen Quadrocopter 
eigenständig Manöver fliegen, die ohne stabile 
Inertial-Platform-Referenz sicher nicht möglich wären.

http://www.youtube.com/watch?v=rJ8I1XWrjE4

> oder im Durchschnitt Normallage haben muss, damit er funktioniert. Ob es
> sowas modellflugtauglich gibt, würde ich sowieso bezweifeln.

Das ist schon klar, dass Boing bei seinen Inertial Platformen einen 
etwas höheren Aufwand treibt.

> Der TO
> schreibt das zwar nicht ausdrücklich, aber wie ein Profientwickler aus
> der Luftfahrt hört er sich auch nicht an.

:-) Das sicher nicht

von Reinhard Kern (Gast)


Lesenswert?

Karl Heinz Buchegger schrieb:
> Kurz gesagt: die korrigieren
> sich gegenseitig. Die Gyros sorgen für die Kurzzeitstabilität während
> die Beschleunigungssensoren für die Langzeitstabilität sorgen

Wenn du recht hast, was ich ohne Weiterbildung auch nicht beurteilen 
kann, sollte man das besser Münchhausen-Filter nennen.

Gruss Reinhard

von Andreas B. (andreas_b77)


Lesenswert?

Reinhard Kern schrieb:
> Rolf Magnus schrieb:
>> Deshalb mißt er nicht die Beschleunigungen, sondern arbeitet
>> mit einem Kreisel, dessen Rotationsachse bei Drehungen des Flugzeugs
>> immer gleich bleibt. Beschleunigungen sind dem völlig egal.
>
> Da hast du kurzfristig recht, der bleibt sozusagen einfach stehen - aber
> wonach richtet er sich längerfristig? Da findet sich bei Wikipedia auch
> nichts Näheres drüber, aber ich nehme mal an, das das Flugzeug meistens
> oder im Durchschnitt Normallage haben muss, damit er funktioniert

Es würde auch längerfristig stehen. Aber da kein Kreisel perfekt ist, 
kann er über Beschleunigungen (inkl. Schwerkraft) beeinflusst werden. 
Selbst wenn er perfekt wäre, würde die Krümmung der Erdoberfläche (bei 
Flügen über lange Distanzen) und die Erdrotation (bei Flügen über 
längere Zeit) eine Abweichung vom Erdhorizont verursachen.

Dafür gibt es in mechanischen künstlichen Horizonten eine automatische 
Aufrichtung, die den Horizont ganz leicht in Richtung Nullposition 
drückt. Idealerweise wird damit im Geradeausflug eine Drift unterdrückt 
und bei Beschleunigungen kein zu großer Fehler eingeführt. (Allerdings 
steht das auch bei Wikipedia.)

von Rolf Magnus (Gast)


Lesenswert?

Reinhard Kern schrieb:
> Rolf Magnus schrieb:
>> Deshalb mißt er nicht die Beschleunigungen, sondern arbeitet
>> mit einem Kreisel, dessen Rotationsachse bei Drehungen des Flugzeugs
>> immer gleich bleibt. Beschleunigungen sind dem völlig egal.
>
> Da hast du kurzfristig recht, der bleibt sozusagen einfach stehen - aber
> wonach richtet er sich längerfristig? Da findet sich bei Wikipedia auch
> nichts Näheres drüber,

Unter http://de.wikipedia.org/wiki/Inertiales_Navigationssystem findet 
man zumindest Infos darüber, in welchem Rahmen die Drift von Kreisel- 
bzw. Drehratensensoren-basierter Navigation etwa liegt:

"Die Sensor-Genauigkeit einfacher INS auf der Basis von MEMS und 
Faserkreiseln liegt etwa zwischen 1°/s und 0,01°/h Kreiseldrift. Mit 
Laserkreisel-Navigationssystemen erreicht man etwa 0,001°/h bis 1°/h 
Kreiseldrift. Daraus folgt für hochwertige Navigationssysteme eine 
Ortsabweichung von ca. 0,05 NM/h bis 3 NM/h (nautische Meilen pro 
Stunde) bei freier erdnaher Navigation und Höhenstützung.

Bevor Satellitennavigation zur Positionskorrektur des INS zur Verfügung 
stand, wurde im Luftverkehr INS allein genutzt. Die Abweichung der 
INS-Geräte betrug dabei Anfang der 1970er Jahre maximal 10 Seemeilen in 
5 Stunden Flug, z. B. bei einer Ozeanüberquerung."

Wenn das so klappt, sollte doch ein künstlicher Horizont auch lange 
genug seine Lage einigermaßen halten können.

Karl Heinz Buchegger schrieb:
> Die Inertial Platformen, die mittels Kalman-Filter
> Beschleuigungssensoren und Gyro-Daten miteinander verrechnen, sind
> mitlerweile erstaunlich gut. Wohl auch deswegen, weil die Gyros mit den
> Jahren besser wurden (weniger Drift haben).

Meinst du hier mit "Gyro" wirklich ein echtes Gyroskop, oder nur einen 
Drehratensensor?

> Da gibt es erstaunliche Videos auf Youtube in denen Quadrocopter
> eigenständig Manöver fliegen, die ohne stabile
> Inertial-Platform-Referenz sicher nicht möglich wären.
>
> http://www.youtube.com/watch?v=rJ8I1XWrjE4

Ich fand ja das hier noch beeindruckender, da das Ziel sich hier 
nebenher auch noch bewegt und dynamisch per Kamera erfaßt werden muß:

http://www.youtube.com/watch?v=3CR5y8qZf0Y

von Karl H. (kbuchegg)


Lesenswert?

Rolf Magnus schrieb:

>> Die Inertial Platformen, die mittels Kalman-Filter
>> Beschleuigungssensoren und Gyro-Daten miteinander verrechnen, sind
>> mitlerweile erstaunlich gut. Wohl auch deswegen, weil die Gyros mit den
>> Jahren besser wurden (weniger Drift haben).
>
> Meinst du hier mit "Gyro" wirklich ein echtes Gyroskop, oder nur einen
> Drehratensensor?

Drehratensensor.
Also das, was im Modellbau als 'Kreisel' bekannt ist, obwohl da schon 
lange keine rotierenden Teile mehr enthalten sind.


Die erste Inertialplatform hat meines Wissens Dr. Draper vom heutigen 
Draper-Labor am MIT gebaut. Einer der ersten Tests war eine 
USA-Überquerung von Boston nach Los Angeles, die die IMU ganz alleine 
machen musste. Als die IMU dann wieder unter die Wolkendecke ging und 
der Pilot wieder ins Cockpit zurück durfte um zur Landung zu übernehmen, 
waren sie im Anflug auf den Airport LA. Nach 3000 Meilen Flug und 11 
Stunden Flugzeit.

Das muss so Anfang der 50-er Jahre gewesen sein und war ausschlaggebend, 
dass das MIT den Auftrag für die Onboard Ausrüstung und Navigation der 
Apollo der NASA bekam. Und da mussten dann die Kreisel höchsten 
Ansprüchen genügen. Dr. Draper hat einen nach dem anderen immer wieder 
in die Fertigung zurückgehen lassen weil er nicht seinen Ansprüchen 
genügte.

http://www.youtube.com/watch?v=Y7sMe52fEAc
(Ab 04:56)

von Jan L. (jan_l)


Lesenswert?

also es gibt neue erkenntnisse. Da ich es einfach nich hinbekomme den 
sensor so auszurichten das wirklich nur die X oder Y achse beschleunigt 
hatte ich die idee diese beiden Achsen einfach zusammen zu fassen 
(wurzel(x² + y²))womit ich ein bischen näher an den richtigen Wert komme 
allerdings befürchte ich einfach das irgendwo noch ein denk fehler in 
der eigendlichen formel ist....

ps mit gyro meine ich das "Teil" was mit die winkel beschleunigung gibt 
was für eine Art das jetzt ist d.h. wie diese beschleunigung gemessen 
wird kann ich nich sagen weil in der Spezifikation nicht die genauen 
Bauteile stehen....

von Robert L. (lrlr)


Lesenswert?

>allerdings befürchte ich einfach das irgendwo noch ein denk fehler

z-achse vergessen, vielleicht?

oder "fliegst" du in 2D

von Jan L. (jan_l)


Lesenswert?

immoment is z aussen vor wobei vielleicht geben die paar mini werte noch 
genau den ausschlag xD aber eigendlich sollte z 0 sein

von Michael (Gast)


Lesenswert?

Hallo,

in der Android-Referenz gibt es ein Beispiel, wie man bei den Sensoren 
in den Android-Handys die Erdbeschleunigung berechnen bzw. eliminieren 
kann:

http://developer.android.com/reference/android/hardware/SensorEvent.html

Dabei wird ein Hochpass verwendet, um g zu eliminieren. Das dürfte 
jedoch nur dann funktionieren, wenn die Ausrichtung des Sensors sich 
wesentlich langsamer ändert als die Beschleunigung entlang der x,y oder 
z-Achse.

Viele Grüße
Michael

von Uwe (Gast)


Lesenswert?

>> Also wenn du weißt wo unten ist kannst du ja per Vektorsubtraktion
>> einfach auf Null kommmen.

>Und wie weiss man das, wenn das Objekt z.B. nach vorne beschleunigt?

durch die Kalibrierung des Gyros im Stillstand. (muß natürlich für 
längere Späße nen guter bzw. echter Gyro sein)

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.