Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Bohrer Qualität


von Horsti (Gast)


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Hallo

Vor vielen Jahren hat mir mein Vater einen ganzen Schwung Bohrer aus 
tiefsten DDR Zeiten überlassen. Damals dachte ich, was soll ich mit dem 
Schrott. Heute denke ich das nicht mehr.
Bis heute nutze ich einige dieser Bohrer regelmäßig zum bearbeiten von 
Stahl und habe einige noch nie!!! nachgeschliffen.

Jetzt habe ich mir einen goldglänzenden Baumarktsatz "Superbohrer" 
0.5-13mm für fast 70€ gekauft und was soll ich sagen der 4mm Bohrer war 
nach 5 Löchern in 5mm Flachstahl Schrott.

Ich bin entäuscht.

Gibt es heute noch Bohrer in der "Guten alten" Qualität, und was sollte 
man investieren? Oder ist das der Standart der Baumarktware? Die hatten 
auch noch ein Set für 30€, wohl für 1 Loch.

Gruß Horsti

von dödel (Gast)


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Baumarkt = Müll
oder total überteuert...

von MaWin (Gast)


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> Gibt es heute noch Bohrer in der "Guten alten" Qualität

Natürlich, sogar besser.

An einem Satz LUX HSS-G Bohrer habe ich nichts auszusetzen,
obwohl im Baumarklt gekauft.

Wenn ich Stahl bohre, nehme ich jedoch Vollhartmetall,
dann brauche ich nicht nachzudenken, welche Stahlsorte
es ist, ob St37, Werkzeugstahl oder Edelstahl.

http://www.ebay.de/sch/i.html?_sacat=0&_from=R40&_nkw=vhm%20bohrer&_pppn=r1&_dmpt=Bohren_Senken_Reiben&_mPrRngCbx=1&_udlo&_udhi=5

Nur freihändig sind die blöd, dann greift man zu HSS-E

http://www.ebay.de/sch/i.html?_nkw=cobaltbohrer&_sacat=0&_odkw=hss+e+bohrer&_udlo=2&_osacat=0&_from=R40&_mPrRngCbx=1&_udhi=5

Aber wie immer beim Stahl-Bohren: Langsame Drehuzahl, Druck,
immer einen Span abheben, denn wenn man nur drauf rumrutscht,
wird der Stahl heiss und hart, gehärtet und durch diese harte
Schicht muß man in jeder Bohrerumdrehung durch.

>  goldglänzenden Baumarktsatz "Superbohrer" 0.5-13mm

http://simpsonspedia.net/index.php?title=Superbohrer

von Kai S. (kai1986)


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Hallo,

sicher gibt es gute Bohrer, man muss nur den richtigen für die Aufgabe 
haben.
Meine Erfahrung (5 Jahre nebenberuflich als CNC Dreher) in der Hinsicht 
ist Folgende:
- Beschichtete Bohrer (die toll glänzenden) kosten mehr als sie bringen
- Die passenden Schnittdaten sind das A und O

Für den Privatgebrauch und Stahl würde ich HSS-G Bohrer verwenden. Soll 
auch Edelstahl gebohrt werden würde ich auf HSS-E Bohrer gehen (die 
verwenden wir auch in der Dreherei und die halten bei uns ca. 1000 
Löcher a 5mm tiefe, wobei wir mit dem doppelten Vorschub fahren, da die 
Arbeitszeit teurer als die Bohrer sind). Als Schnittdaten würde ich 10 
m/min empfehlen (sind bei einem 4mm Bohrer 800 1/min). Nicht nur eine zu 
hohe Schnittgeschwindigkeit, sonder auch eine zu niedrige machen den 
Bohrer kaputt. Der Vorschub wir meist mit 30 mm/min angegeben. Auch 
sollte der Bohrer gekühlt/geschmiert werden. Oft genügen ein paar 
tropfen Öl dazu. Auch Gewindeschniedpaste ist ganz gut geeignet.

Vollhartmetallbohrer nehmen es einem doch recht leicht übel, wenn sie 
mit den falschen Schnittdaten verwendet werden (hab damit allerdings 
noch nicht mit Hand gebohrt, die kommen bei uns nur auf die Maschine, da 
man von Hand die Schnittdaten fast nicht erreichen kann (z.B. 4mm VHM 
Bohrer, 50 m/min und 0,07 mm/U macht 3980 1/min und 278 mm/min)

Gruß Kai

von Horsti (Gast)


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Prima, gleich mal 2 zum testen in der Ebucht bestellt.
Danke auch Dir Kai, sehr ausführlich und verständlich

Gruß

von Paul B. (paul_baumann)


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@Horsti
Die o.g. Bohrer wurden mit hoher Sicherheit von der Firma "Werkö"
in Köngigsee hergestellt, die es immer noch gibt.

http://www.werkoe.de/de/produkte

Ich habe auch sehr gute Erfahrungen damit, speziell mit HSS-E.
http://de.wikipedia.org/wiki/Schnellarbeitsstahl


MfG Paul

von Hans Franz (Gast)


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Die HSS oder HSS-Cobalt von Heller aus dem Reichelt.

Die HSS-Cobalt bekommst Du praktisch nicht stumpf, kleinere Bohrer 
brechen aber schneller ab als normale HSS.

Die Bohrer sind gedreht und nicht gewalzt. Kosten aber entsprechend.

von W.S. (Gast)


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dödel schrieb:
> Baumarkt = Müll
> oder total überteuert...

Laß das. Im seriösen Fachhandel gibt es die gleichen Probleme. Man muß 
explizit danach fragen, ob die Bohrer auch wirklich geschliffen und 
nicht rollgewalzt sind. Letztere eiern nämlich. Und teuer sind sie alle.

W.S.

von Timm T. (Gast)


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Tja, dummerweise sieht man es den Bohrern selten an, ob sie gut sind.

Billiger vergoldeter Bohrersatz, geschenkt bekommen, wahrscheinlich von 
Praktiker: Halten seit Jahren, Leiterplatten und Pertinax setzen ihnen 
etwas zu.

Die HHS von Reichelt sind sehr gut, zumindest die ich mal vor paar 
Jahren gekauft habe.

Die HSS von Lux ausm Biber halten auch gut.

Bohrer mit einem Billig-Akkuschrauber lassen sich mit der Hand biegen, 
der Schrauber ist auch inzwischen Schrott.

Bohrersatz NoName mit ganz vielen ganz kleinen Größen: Nur für 
Pappelsperrholz geeignet. Und ausserdem meist schief angeschliffen. Aber 
bei dem Schrott lohnt nichtmal das Nachschleifen...

Schlagt mich nicht, hab die nicht alle selbst gekauft. Ich würd mir gern 
mal ein neues Bohrerset zulegen, aber die Chancen damit reinzufliegen 
sind halt recht groß.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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W.S. schrieb:
> dödel schrieb:
>> Baumarkt = Müll
>> oder total überteuert...
>
> Laß das. Im seriösen Fachhandel gibt es die gleichen Probleme. Man muß
> explizit danach fragen, ob die Bohrer auch wirklich geschliffen und
> nicht rollgewalzt sind.

Es sind ja auch unterschiedliche Bohrer - da sehe ich kein Problem drin.
Du wirst auch für Hartmetallbohrer explizit nachfragen müssen.

> Letztere eiern nämlich.

Kann ich nicht bestätigen. Wir haben hier auch schwarze Ware für 
normalen Stahl/Alu im Gebrauch (damals bei ebay für knapp 25 Euro als 
lose Schüttung für 50 Bohrer - die tun es heute noch - offenbar hab ich 
da viel Glück gehabt :-) und da eiert nichts. Die Löcher sind so 
maßhaltig, wie man sie erwarten darf.

Natürlich sind die Bohrungen geschliffener Bohrer sauberer - deswegen 
sind sie ja geschliffen - aber trotzdem kann man auch mit 
ungeschliffenen Bohrern vernünftig arbeiten.

Voraussetzung ist natürlich immer ein gutes Futter (hier nur Albrecht) 
und eine spielarme Spindel.

> Und teuer sind sie alle.

Muss nicht sein - unser Werkzeughändler hat da sehr humane Preise. Ein 
normaler, geschliffener 10mm-Spiralbohrer aus HSS von Format kostet 
keine 3 Euro. Und die sind haltbar.

Chris D.

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