Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Verständnisfrage zum Drehmoment


von Stefan K. (sdwarfs)


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Hallöle,

ich bin gerade am Planen, was für einen Motor ich denn für mein Projekt 
brauche. Nach etwas Verwirrung hoffe ich nun einigermaßen Verstanden zu 
haben, wie die Dinge zu berechnen sind. Ich hätte deshalb gern eine 
Bestätigung/Widerspruch, je nachdem ob das jetzt so stimmt oder nicht.

Also ich erklär dann mal, wie ichs verstanden habe:

Im Datenblatt finden sich verschiedene Drehmomente. Das Drehmoment is im 
allgemeinen Drehzahlabhängig und nimmt mit höherer Drehzahl (meist 
einigermaßen linear; oft gibts dazu einen Graph im Datenblatt) ab. Dabei 
gibt es speziell bei Schrittmotoren Resonanzfrequenzen bei denen das 
Drehmoment einbricht...

Im Falle der Motor erst anläuft (Drehzahl = 0) liefert der Motor bei 
seiner "Rated Voltage" das angegebene Haltemoment (z.B. 0,38 Nm).

Wenn man jetzt annimmt, dass das Drehmoment dem Haltemoment (Beispiel 
0,38 Nm) entspricht und wir an den Rotor einen Hebel mit 1 Meter Länge 
montieren und an dessen Ende ein Gewicht von 1kg befestigen... dann 
würde dieses mit 0,38 m/s² beschleunigt.

Wenn wir jetzt noch annehmen, dass für die erste Sekunde das Drehmoment 
so bleibt (und natürlich wird es absinken, aber das rechnet sich grad 
komplizierter), dann wäre die Geschwindigkeit des Gewichts (entlang der 
Kreisbahn) v = a * t = 0,38 (m/s²) * 1 s= 0,38 m/s.

Wenn ich also nach 1 Sekunde eine Geschwindigkeit von 2 m/s erreichen 
will, brauche ich ein Haltemoment von über 2 Nm ... tendenziell eher 3-4 
Nm...  richtig? (also 1 kg, 1m Hebellänge)

Ein erhöhen der Spannung (gegenüber der "Rated Voltage") würde mein 
Haltemoment/Drehmoment in etwa im gleichen Verhältnis erhöhen, ist aber 
durch die thermische Belastbarkeit des Motors begrenzt (wenige Sekunden 
150% Rated Voltage ist bei einigen Motoren scheinbar ok).

Und nun wird es besonders holperig mit dem Verständnis: Wenn ich jetzt 
anfange ein Getriebe mit fester Übersetzung (z.B. 1:3) benutze, erhöhe 
ich zwar die anfangs wirkende Kraft und kann damit z.B. eine stärkere 
Haftreibung überwinden. Aber die Geschwindigkeit (des Gewichts am 
Hebel), die ich innerhalb von 1 Sekunde erreichen kann (also die 
Beschleunigung), bleibt im Prinzip gleich, oder?

Sprich: Ein Getriebe hilft mir tendenziell nicht, eine höhere 
Beschleunigung zu erreichen...

Ist das so richtig?

Grüße
Stefan

von Walter S. (avatar)


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stell dir Mal vor in deinem Motor hat jetzt jemand heimlich ein Getriebe 
eingebaut sodass Du das 3-fache Drehmoment bekommst,
dann kannst Du doch die gleiche Betrachtung wie oben aufstellen ;-)

wichtig ist, dass kein Perpetuum mobile rauskommt

von Stefan K. (sdwarfs)


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@Walter:
> stell dir Mal vor in deinem Motor hat jetzt jemand heimlich ein Getriebe
> eingebaut sodass Du das 3-fache Drehmoment bekommst,

Also vom Energieerhaltungssatz her haben wir ne Masse auf ne bestimmte 
Geschwindigkeit zu beschleunigen (= kintische Energie). Durch das 
Getriebe wird die Effizienz tendenziell schlechter (glaub irgendwo ~10% 
pro Übersetzungsstufe gelesen zu haben) und damit wird mit Getriebe die 
Geschwindigkeit der Masse nach 1 Sekunde mit dem Getriebe eher geringer 
sein.

Allerdings könnte es sein, dass er Motor bei bestimmten Drehzahlen 
effizienter ist (z.B. wegen Haftreibung des Rotors, Vibrationen, mehr 
Rotationsenergie im Rotor => steigende nötige Kraft um den Rotor noch 
weiter zu beschleunigen).

Wenn man also so will, könnte man auch über die Effizienz "nü" (abhängig 
von Drehzahl) und die in den Motor hineingesteckte Leistung gehen... 
Wenn man U maximal wählt (maximaler Strangstrom: U_max = I_max * R; R = 
Strangwiderstand) käme man auf P_in = I² * R als maximale Dauerlast. 
Wenn man jetzt kurzzeitig 150% nominalen Strangstrom verwenden dürfte, 
wäre das P_in(peak) = 2,25 * I_max² * R.

Nehmen wir nü = 0.5 an (also 50% Effizienz), dann kämen wir auf

P_out(peak) = 2,25 * I_max²  R  nü.
P_out(peak) = 1,125 * I_max² * R

Wenn wir jetzt t Sekunden lang diese Leistung wirken lassen, entspricht 
das einer Energie von:

E = P_out(peak) * t

Die in kinetische Energie umgewandelt wird. Also:
E = P_out(peak) * t =  m * v²

Wenn wir jetzt mal t = 1s, I_max = 0.4A, R = 30 Ohm, m = 1kg annehmen, 
dann wären das:

E = 1,125 * 1² A² / 30 Ohm * 1s =  0,0375 Ws
v = Wurzel(0,0375 Ws / 1 kg) = ~0,194 m/s

Wenn wir also nach dem Energieerhaltungssatz gehen, die Masse des Hebels 
als 0 kg und die Effizenz mal als Konstant annehmen, ist die 
Geschwindigkeit auf die der Motor 1 kg in 1 Sekunde beschleunigen kann 
immer gleich. D.h. egal, welches Übersetzungsverhältnis das (ideal 
wirkende) Getriebe hätte und egal wie lang der gewichtslose Hebel 
letztlich ist.

Richtig so?

> wichtig ist, dass kein Perpetuum mobile rauskommt

Ja, stimmt! Immer aufpassen, dass wir das Universum nicht zerstören... 
schön an die physikalischen Gesetze halten. Oder schon vorher nen guten 
Anwalt besorgen...

von Stefan K. (sdwarfs)


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Stefan K. schrieb:
> Wenn wir jetzt mal t = 1s, I_max = 0.4A, R = 30 Ohm, m = 1kg annehmen,
> dann wären das:
>
> E = 1,125 * 1² A² / 30 Ohm * 1s =  0,0375 Ws
> v = Wurzel(0,0375 Ws / 1 kg) = ~0,194 m/s

Ok, also Zahlen einsetzen und besonders das Rechnen müssen wir dann wohl 
noch mal üben...

Also richtig wäre dann wohl:

E = 1,125 x 0,4² A² x 30 Ohm x 1s =  5,4 Ws
v = Wurzel(5,4 Ws / 1 kg) = ~2,32 m/s

Die Peakleistung wäre dann auch 5,4 Watt und nicht nur 0,0375 Watt... 
das schien mir bei dem Strom 0,4 A und den so üblichen Spannungen von 
12-24V für Schrittmotoren auch etwas wenig...

von Stefan K. (sdwarfs)


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Stefan K. schrieb:
> E = P_out(peak) * t =  m * v²

Ahja, jetzt bin ich grad noch über die korrekte Formel gestolpert beim 
Recherchieren, wie das mit dem Trägheitsmoment doch gleich war...

Es gilt richtigerweise natürlich:

E = 1/2  m  v²

Heißt also man könnte 2kg statt 1kg in einer Sekunde auf die berechnete 
Geschwindigkeit bringen... für die Geschwindigkeitsänderung gilt: Faktor 
~1,41 (= Wurzel von 2) höher bei gleichem Gewicht (1 kg).

von Karl (Gast)


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Für die Beschleunigung ist nicht das Drehmoment sondern die mechanische 
Leistung des Motors von Bedeutung. Die erhält man, in dem man das 
Drehmoment mit der Drehzahl multipliziert (O.K. das ist jetzt wieder das 
Moment drin). Wenn mann sich z.B. diese Kennlinie anschaut, dann folgt 
daraus, dass der Motor bei 200 U/min die maximale Leistung abgiebt und 
somit bei dieser Drehzahl die maximale Beschleunigung erreicht.

http://www.igus.de/wpck/default.aspx?Pagename=N11_6_14_1_Schrittmotor_NEMA17&C=DE&L=de

von Stefan K. (sdwarfs)


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Karl schrieb:
> Für die Beschleunigung ist nicht das Drehmoment sondern die mechanische
> Leistung des Motors von Bedeutung. Die erhält man, in dem man das
> Drehmoment mit der Drehzahl multipliziert (O.K. das ist jetzt wieder das
> Moment drin). Wenn mann sich z.B. diese Kennlinie anschaut, dann folgt
> daraus, dass der Motor bei 200 U/min die maximale Leistung abgiebt und
> somit bei dieser Drehzahl die maximale Beschleunigung erreicht.
>
> 
http://www.igus.de/wpck/default.aspx?Pagename=N11_6_14_1_Schrittmotor_NEMA17&C=DE&L=de

Hm, ja.. das macht Sinn. Zumindest teilweise... die Formel scheint dabei 
aber zu sein:
 mit

M ... Drehmoment
n ... Drehzahl

Zumindest laut: 
http://de.wikipedia.org/wiki/Leistung_%28Physik%29#Mechanische_Leistung

Sprich da fehlt wohl noch 2 PI in der Rechnung... aber das hab ich 
damals auch schon in der Schule gern vergessen.

Das erklärt auch nochmal mathematisch, warum eine (ideale) Übersetzung 
nichts an der Beschleunigung ändert... denn die ändert nur das 
Verhältnis zwischen Drehzahl und Drehmoment, aber nicht dessen Produkt.


Das heißt aber im Endeffekt, dass ich das was das Drehmoment ist, noch 
nicht richtig verstanden habe....

Mal nochmal (schriftlich) nachdenken:
1. Also die mechanische Leistung P (also das Produkt aus Drehmoment, 
Drehzahl und 2 PI) entspricht der Beschleunigung. Das ist die Energie, 
die pro Zeiteinheit übertragen wird. [Einheit: Watt = Joule pro Sekunde; 
Formelzeichen: P]

2. Die Energie... laut Wikipedia: Formelzeichen E; Einheit: Joule [J] = 
N * m ... also Newton * Meter

3. Also ist die Angabe in Nm ("Newton-Meter") eigentlich eine 
Energiemenge. Dann müsste das Drehmoment einer Energiemenge 
entsprechen... Für das Drehmoment M gilt aber zumindest mal M = r * F, 
also Drehmoment ist gleich Kraft (F) mal Länge des Hebelarms (r). Wobei 
dabei die Wirkrichtung der Kraft senkrecht zum Hebel angenommen wird...

4. Kraft (F) ist Masse (m) mal Beschleunigung (a)... also: F = m * a. 
Das Drehmoment M wäre also dann: M = r * F = r  m  a... also Masse (m) 
mal Beschleunigung (a) mal Länge des Hebelarms (r)...

5. Also entspricht das Drehmoment von 1 Nm z.B. der Beschleunigung von 1 
m/s² eines Gewichts von 1kg an einem Hebelarm von 1 Meter Länge.  Dafür 
ist eine genaue Energiemenge nötig... daher der Zugammenhang 1 J = 1 
N*m.

Ok, aber was ist dann das Haltemoment...? Es ist ein Moment, zumindest 
vom Namen und der Einheit her...

Nach meiner Erkenntnis aus "5." hieße dies: Ein Haltemoment von 1 N*m 
entspricht der Beschleunigung von 1 m/s² eines Gewichts von 1kg an einem 
Hebelarm von 1 Meter Länge, wenn der Motor gerade steht und dann die 
Nominal-Energie (Nominal-Spannung / Nominal-Strom) zugeführt wird.

So langsam wird's, glaube ich...

von heinz (Gast)


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5. Also entspricht das Drehmoment von 1 Nm z.B. der Beschleunigung von 1
m/s² eines Gewichts von 1kg an einem Hebelarm von 1 Meter Länge.  Dafür
ist eine genaue Energiemenge nötig... daher der Zugammenhang 1 J = 1
N*

Hä???

Siehs mal anders herum
Wenn Du eine Schraube mit einem Drehmoment von 1Nm anziehen willst -> 
nimmst Du einen Hebel 1m lang und ziehst an dessen Ende mit 1N. 1N 
entspricht etwa 100g -> Du hängst ein Gewicht von 100g an einen Hebel 
von 1m Länge.

Wenn Du einen Motor mit einem Haltemoment von 1Nm hast kann der an einem 
1m langen Hebel ein Gewicht von 100g gerade noch halten (angenommen der 
Hebel steht in der Position dass das Gewicht senkrecht nach unten zieht)

Wenn Du da dran ein Gewicht von 1Kg hängst hast Du ???
Einen Generator :)

von Jens G. (jensig)


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@ Karl (Gast)

>Für die Beschleunigung ist nicht das Drehmoment sondern die mechanische
>Leistung des Motors von Bedeutung. Die erhält man, in dem man das

Falsch. Denn Drehmoment ist sozusagen die Kraft, mit der etwas 
beschleunigt wird.
>Drehmoment mit der Drehzahl multipliziert (O.K. das ist jetzt wieder das
>Moment drin). Wenn mann sich z.B. diese Kennlinie anschaut, dann folgt

eben. Leistung bildet sich u.a. aus Drehmoment und Drehzahl. Wüprde ich 
einfach die Leistung erhöhen, kann das auch bedeuten, daß ich die 
Drehzahl einfach erhöhe. Aber damit habe ich nicht automatisch eine 
höhere Beschleunigung. Die Beschleuinigung kann ich nur erhöhen, wenn 
ich das Drehmoment erhöhe.

>daraus, dass der Motor bei 200 U/min die maximale Leistung abgiebt und
>somit bei dieser Drehzahl die maximale Beschleunigung erreicht.

Damit auch falsch.
Ein Auto/Motorrad hat üblicherweise im Bereich der max. 
Endgeschwindigkeit die max. Leistung, aber mögliche Beschleunigung ist 
da so ziemlich null.

von Stefan K. (sdwarfs)


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heinz schrieb:
> Siehs mal anders herum
> Wenn Du eine Schraube mit einem Drehmoment von 1Nm anziehen willst ->
> nimmst Du einen Hebel 1m lang und ziehst an dessen Ende mit 1N. 1N
> entspricht etwa 100g -> Du hängst ein Gewicht von 100g an einen Hebel
> von 1m Länge.

Ja, genau...
etwa 100g Masse an einem Hebel von 1 Meter und zwar in der 
Waagerechten...
und dann wirkt auf das Gewicht, wegen die Schwerkraft... also eine 
Beschleunigung von 9,81 m/s²... Kraft = Masse * Beschleunigung (0,1 kg * 
9,81 m/s²) = 0,981 N.


> Wenn Du einen Motor mit einem Haltemoment von 1Nm hast kann der an einem
> 1m langen Hebel ein Gewicht von 100g gerade noch halten (angenommen der
> Hebel steht in der Position dass das Gewicht senkrecht nach unten zieht)

Korrekt, wenn der Hebel nicht mehr Waagerecht ist, gilt:

von Stefan K. (sdwarfs)


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Stefan K. schrieb:
> Ja, genau...
> etwa 100g Masse an einem Hebel von 1 Meter und zwar in der
> Waagerechten...
> und dann wirkt auf das Gewicht, wegen die Schwerkraft... also eine
> Beschleunigung von 9,81 m/s²... Kraft = Masse * Beschleunigung (0,1 kg *
> 9,81 m/s²) = 0,981 N.

Worauf ich hinaus wollte, ist: Es stecken Masse, Beschleunigung [entlang 
der Kreisbahn] (= Kraft) und die Hebellänge im Drehmoment drin. 
Natürlich kann man das auf Kraft und Hebellänge reduzieren... 
multiplizieren und kommt am Ende auf ein Drehmoment.

Und falls mein Denkansatz etwas wirr erscheint... ich möchte bei meinem 
Projekt ein Objekt an einem Hebel bewegen. Das Objekt hat entsprechend 
eine max. Masse und der Hebel eine bekannte Länge und das Objekt soll in 
einer noch zu definierenden Zeitgrenze (z.B. weniger als 1 Sekunde) auf 
diese Geschwindigkeit beschleunigt und auf dieser Geschwindigkeit 
werden.
Da die Geschwindigkeit bei < 2 m/s liegen soll, dürfte die Luftreibung 
hier noch keine große Rolle spielen. Eher noch die Haft- und die 
Gleitreibung des Lagers für den Hebel.

Am Ende ist dann z.B. zu beantworten: Wie muss ich daher meinen Motor 
dimensionieren, damit er das auch schafft? Die Beschleunigungsphasen 
nehmen dabei tendenziell ca. 5% der Zeit ein, wodurch man hier 
wahrscheinlich von einer Peak-Belastung sprechen kann (also keine 
kontinuierliche Dauerlast). Der Motor hat also zwischendurch immer mal 
Zeit etwas abzukühlen.

WICHTIG: Bevor mir das jetzt einer als Formel hinschreibt... das ist 
nicht das Ziel! Das Ziel ist, dass ich am Ende in der Lage bin, die 
Formel selbst hin zu schreiben... in vereinfachter Form dürfte ich jetzt 
in der Lage dazu sein. --> Hier auch noch einmal Danke dafür an alle die 
mitgeholfen haben...

Wichtig war für mich auch, richtig zu verstehen, welche Komponenten hier 
wirklich hinein spielen... und mögliche Denkfehler zu beseitigen.

Im Prinzip brauche ich hierfür am Ende das Trägheitsmoment des Hebels 
mit dem Objekt dran und eine Funktion der maximal erreichbaren 
Winkelbeschleunigung (Motorabhängig, in Abhängigkeit von der Drehzahl). 
Dann lässt sich berechnen, welche Zeit für die Beschleunigung auf eine 
bestimmte Geschwindigkeit mit dem entsprechenden Motor nötig ist.

@Jens:
>>daraus, dass der Motor bei 200 U/min die maximale Leistung abgiebt und
>>somit bei dieser Drehzahl die maximale Beschleunigung erreicht.
>
>Damit auch falsch.
>Ein Auto/Motorrad hat üblicherweise im Bereich der max.
>Endgeschwindigkeit die max. Leistung, aber mögliche Beschleunigung ist
>da so ziemlich null.

Das hab ich dann leider nicht verstanden. Kannst Du das vielleicht noch 
mal anders/ausführlicher erklären?

Danke!

Grüße,
Stefan

von ge-nka (Gast)


Angehängte Dateien:

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Ich habe dir zwei Abbildungen von meiner Formelsammlung angehängt,da wir 
viel mit Antriebstechnik gerechnet haben.
Um dein Ziel zu erreichen, muss man etwas grundlegendes wissen:
Es gibt einmal statischen Drehmoment (M= F*r= P/(2phi*n)),
und dynamischen Drehmoment s.Anhang.

Statischen Drehmoment brauchst du um eine Masse z.B. 10kg mit 
vorgegebener Drehzahl bewegen zu können.
Das kannst du ja wunderbar aus der Gleichungen ausrechnen,und die 
Leistung von dem Motor bestimmen.

Dynamischen Drehmoment braucht man während der Beschleunigung, wenn die 
10kg langsam beschleunigt werden braucht man wenig 
Drehmoment/zusätzlicher Leistung, wenn schnell braucht man mehr. Wenn 
diese Leistung/Drehmoment nicht vom Motor abgegeben werden bleibt deine 
Masse stehen, obwohl nach statischen Drehmoment genug ausgerechnet 
worden ist.

Problem beim Ausrechnen des dynamischen Drehmomentes wird die Trägheit 
sein,
sie wird experimentell für jede Maschine bzw. Antriebsstrang bestimmt.

von ge-nka (Gast)


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In der Praxis wird z.B. für die Asynchronmotoren ein Freqenzumrichter 
davor geschaltet wo man über die Anfahrtsrampe(Frequenz ändert sich z.B. 
von 10Hz bis 50Hz in eine vorgegebene Zeit)  also über die Zeit die 
dynamische Leistung klein hält.

von heinz (Gast)


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Sowas wie dynamisches - statisches Drehmoment gibts nicht.

Wenn Du einen Motor hast und dessen Drehmomentkurve dann brauchst Du wie 
schon oben geschrieben das Trägheitsmoment deiner Last. Das KANN 
experimentel ermittelt werden - wird aber üblicherweise gerechnet.

http://de.wikipedia.org/wiki/Tr%C3%A4gheitsmoment

bzw. dein CAD bestimmt (berechnet) das für Dich.

Jetzt kennst Du dein Lastmoment (Gewicht nach unten)
Motormoment - Lastmoment = das was übrig bleibt zum Beschleunigen.

Mb = Trägheitsmoment * dOmega / dZeit

Mb hast Du

von Stefan K. (sdwarfs)


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heinz schrieb:
> Wenn Du einen Motor hast und dessen Drehmomentkurve dann brauchst Du wie
> schon oben geschrieben das Trägheitsmoment deiner Last. Das KANN
> experimentel ermittelt werden - wird aber üblicherweise gerechnet.
>
> http://de.wikipedia.org/wiki/Tr%C3%A4gheitsmoment
>
> bzw. dein CAD bestimmt (berechnet) das für Dich.

Also ich habs bereits berechnet. Da meine Form nicht in der Tabelle 
dabei war, hab ich mir nen kleines Programm dafür geschrieben, um die 
Trägheit des Hebels zu berechnen.
Auf Integration hatte ich grad keine Lust, hab den Hebel einfach in 
kleine Scheibchen geschnitten... das Gewicht pro laufenden Meter des 
Materials hab ich gefunden und dann jeweils Scheibchenbreite[m] * 
Gewicht pro Meter [kg/m] gerechnet und dann halt mit dem quadierten (r 
[in m])² multipliziert und das ganze dann für alle Scheibchen 
aufsummiert.
Am Ende hängt dann ein variables Gewicht. Da ich nur nur eine 
Untergrenze für die Motorleistung brauche, kann man dieses Gewicht, 
dessen Form sowieso nicht so genau bekannt ist, einfach als Punktmasse 
annehmen. Notfalls gibt man über dessen maximale Ausmaße noch mal etwas 
mehr Radius für die Punktmasse drauf...

Frage 1: Ist das Trägheitsmoment des Motors nicht schon in den Daten des 
Motor-Datenblattes "herausgerechnet". Ich meine hier die Kurve für das 
Drehmoment bei einer bestimmten Drehzahl bei Nominalspannung. Das dort 
angegebene Drehmoment ist doch das was ich letztlich "nutzen" kann, 
oder?

Das Trägheitsmoment des Rotors wird doch erst dann interessant, wenn ich 
ein "Nachlaufen" ohne Energiezufuhr oder ähnliches berechnen wöllte. 
Letztlich reduziert sich die Berechnung auf die Betrachtung, dass ich 
einfach eine bestimmte Rotationsenergie im "System" (Rotor des Motors, 
Hebelarm, Last am Ende, ... und allen anderen Bewegten Teilen) habe. Der 
Motor liefert dann dieser Energie gegenüber eine positiv oder negative 
Leistung für eine bestimmte Dauer, was dem hinzuführen oder entfernen 
weiterer Energie entspricht. Zusätzlich wirken Reibungskräfte 
(Haftreibung, Gleitreibung und Luftwiderstand), welche vom Betrag 
Energie im System abhängig sind und der aktuellen Bewegungsrichtung 
entgegen wirken.

Frage 2: Die Wirkung eines Getriebes ist doch eigentlich nur, die Kurve 
des abgegebenen Drehmoments linear zu stauchen oder auseinander zu 
ziehen (je nach Über/Untersetzung), oder? Bei ner 1:100 Übersetzung gilt 
dann bei einer Ausgabedrehzahl von 1 U/min einfach das Drehmoment von 
100 U/min der Kurve im Datenblatt multipliziert mit der Effektivität des 
Getriebes.

Daher überlege ich, ob/wann mir ein Getriebe etwas bringt. Es bringt mir 
doch eigentlich nur dann Vorteile, wenn:
1. ich energiesparend Arbeiten will und deshalb den Motor in seinem 
optimal-Drehzahlbereich bewegen will.
2. wenn das Drehmoment des Motors bei der Drehzahl, die ich ganz am Ende 
benötige, schon zu Stark einbricht.

Das Drehmoment beim Elektromotor, ist ja bei niedrigen Drehzahlen höher, 
oder? Ich mein... ein wenig unsicher bin ich da schon. Denn in den 
Datenblättern fängt die Drehmoment-Kurve nicht bei Drehzahlen von 0 an, 
sondern z.B. 100. Was da bei Drehzahlen von 0-100 passiert kann ich nur 
erraten... Wenn das Drehmoment auch dort sehr niedrig sein kann, wäre 
auch folgender Einsatz eines Getriebes denkbar:

3. wenn das Drehmoment im niedrigen Drehzahlbereich zu gering ist, um 
die Haftreibung zu überwinden und zum Bereich der höheren Drehzahlen zu 
gelangen.

Die letzte Variante habe ich bisher immer ausgeschlossen. Ich bin davon 
ausgegangen, dass die Leistung bei Drehzahl 0 maximal ist und mit der 
Drehzahl dann abnimmt.... D.h. das Fazit war für mich: der Motor 
schaffts von der Leistung alles ohne Getriebe anzulaufen zu lassen oder 
er schaffts einfach von der Leistung nicht.

von heinz (Gast)


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Das Trägheitsmoment des Motorrotors mußt Du beachten - der muss 
schliesslich auch beschleunigt werden.

Das Getriebe wird so ausgelegt daß bei max. Motordrehzahl deine 
gewünschte Lastdrehzahl erreicht wird (+ Sicherheit). Damit bekommst Du 
den kleinst möglichen Motor.

Die Leistung im idealen System (keine Verluste) ist überall gleich. 
Drehzahl und Drehmoment sind umgekehrt proportional.

Wenn Du ein Getriebe verwendest ändert sich das Trägheitsmoment der Last 
(vom Motor her gesehen) Schau mal unter "reduziertes Trägheitsmoment".

> Ich bin davon ausgegangen, dass die Leistung bei Drehzahl 0 maximal...."

P = M * n

n=0  ->  P=0

von Stefan K. (sdwarfs)


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heinz schrieb:
> P = M * n
> n=0  ->  P=0

Ok, aber wiese läuft ein Motor dann an?
Muss man den eigentlich anschubsen, aber glücklicherweise reicht dafür 
der leichte Luftzug, der immer vorhanden ist?
Dass die Leistung sehr klein ist, passt in mein Verständnis hinein, aber 
eine Leistung von Null erscheint mir merkwürdig...

von heinz (Gast)


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:)
Du hast aber ein Drehmoment und wenn das grösser ist als das Lastmoment 
fängt er an zu drehen.

Fakt ist P=M*n
und wenn n=0 folgt P=0

Heb mal eine Stunde lang 1Kg mit waagerecht ausgestrecktem Arm. Wieviel 
Arbeit hast Du erbracht? Null - weil Arbeit ist gleich Weg * Kraft
Wieviel Leistung hast Du erbracht? Null - weil Leistung ist Arbeit pro 
Zeit

Dass Dir der Arm weh tut ist was anderes. Du hast in dem Fall halt einen 
besch** Wirkungsgrad

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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heinz schrieb:
> P = M * n

Wenn schon, dann bitte richtig.
Die Leistung eines Rotationssystems um eine seiner Hauptträgheitsachsen 
berechnet sich zu P = M * omega

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Stefan K. schrieb:
> Frage 1: Ist das Trägheitsmoment des Motors nicht schon in den Daten des
> Motor-Datenblattes "herausgerechnet". Ich meine hier die Kurve für das
> Drehmoment bei einer bestimmten Drehzahl bei Nominalspannung. Das dort
> angegebene Drehmoment ist doch das was ich letztlich "nutzen" kann,
> oder?

Du kannst dir diese Frage durch das folgende Gedankenmodel selbst 
beantworten.
Ein Linearantrieb erzeugt laut Datenblatt eine bestimmte Antriebskraft 
bei einer festgelegten Geschwindigkeit.
Wie verhält sich dieser Antrieb wenn er
1. keine externe Masse mitbewegen muss?
2. eine kleine Masse mitbewegen muss?
3. eine sehr sehr große Masse bewegen soll?

von heinz (Gast)


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P = M * n

mit M in Nm
    n in Umdrehungen /6.2827225130890052356020942408377 Millisekunden
    P in Watt

alles nur eine Frage der Einheiten

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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heinz schrieb:
> alles nur eine Frage der Einheiten

Du darfst das selbstverständlich handhaben wie du möchtest. Damit wird 
es jedoch weder physikalisch noch mathematisch korrekt.
Die Drehzahl n definiert die Anzahl der Umdrehungen bezüglich einer 
Zeiteinheit also z.B. 1 Umdrehung pro Sekunde oder 60 Umdrehungen pro 
Minute.

Die Winkelgeschwindigkeit gibt an, wie schnell sich ein Winkel mit der 
Zeit ändert. Nur weil beide die Einheit 1/s haben, ist es noch nicht die 
gleiche physikalische Größe!

Frequenz und Kreisfrequenz haben auch beide die Einheit 1/s und doch 
haben beide eine unterschiedliche Bedeutung.

Die Leistung bleibt also
P = M * omega
Es gibt jedoch den Zusammenhang zwischen der Drehzahl und der 
Winkelgeschwindigkeit.
omega = 2*pi*n. Damit hättest du nicht eine Zahl mit 20 Nachkommastellen 
aufschreiben müssen, sondern nur 2*pi ;-)

von heinz (Gast)


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Die hab ich nicht geschrieben sondern kopiert :)
Näturlich ist das annähernd richtig. Kannst Du gern nachrechen.

Lass die Haarspalterei, ich wollte Stefam nur zeigen dass bei Drehzahl = 
0 die Leistung zu Null wird.

von Stefan K. (sdwarfs)


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Joe G. schrieb:
> heinz schrieb:
>> P = M * n
>
> Wenn schon, dann bitte richtig.
> Die Leistung eines Rotationssystems um eine seiner Hauptträgheitsachsen
> berechnet sich zu P = M * omega

Stimmt, da fehlt mal wieder was...  Aber, im Prinzip gilt auch:

wegen:

Nur fehlte halt 2*pi ... das vergisst man irgendwie gern ;-)

Die Schlussfolgerung ändert das aber dann nicht:
Wenn n = 0 oder M = 0, dann ist auch P = 0.

Die Erklärung mit dem "halten" des Gewichts (nur am Platz halten) hat 
mir schon mal "etwas" weitergeholfen. Allerdings passt mir das in meine 
Herangehensweise nach dem Energieerhaltungssatz nicht hinein.

1. Die Abgabeleistung ist doch Energie pro Zeit. Wenn die aber 0 ist, 
dann gebe ich an mein rotierendes System auch keine Energie ab. D.h. die 
Energie bleibt auch nach einer unendlich langen Zeit 0 Joule. Das 
entspricht dann einer Drehzahl, die bei 0 U/min bleibt.

2. Das Drehmoment ist im Stillstand größer als 0. Das Drehmoment hat 
aber beim Elektromotor beim Stillstand den höchsten Wert, oder?

3. Wenn dieses nun größer als das Lastmoment ist, fließt also Energie in 
mein System. Demnach wird auch eine Leistung erbracht, die größer als 0 
Joule ist. Wieso ist dann die MOTOR-Leistung rechnerisch 0 Joule, wenn 
das System still steht? Kann es sein dass die Leistung irgendwie 
zeitlich "hinterher" hängt (d.h. den Zeitraum t-dt bis t betrachtet, 
also t = aktueller Zeitpunkt und dt ist ein unendlich kleiner Zeitraum)?


@Joe
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YEAH! Hausaufgaben... lol
>> Du kannst dir diese Frage durch das folgende Gedankenmodel selbst
>> beantworten. Ein Linearantrieb erzeugt laut Datenblatt eine bestimmte
>> Antriebskraft bei einer festgelegten Geschwindigkeit.
>> Wie verhält sich dieser Antrieb wenn er
>> 1. keine externe Masse mitbewegen muss?

Er beschleunigt (bei Nominalspannung, ggf. maximalen Nominalstrom) mit 
dem angegebenen Drehmoment für die jeweilige Drehzahl der Kurve, bis das 
Drehmoment für die Drehzahl 0 ergibt.

>> 2. eine kleine Masse mitbewegen muss?

Ersteinmal müssen wir (Anhand weiterer Informationen: Form der Masse, 
Länge des Hebels) das Trägheitsmoment J berechnen.  Die kleine Masse 
entspricht einem "kleinen" Lastmoment. Je nach Hebellänge an dem die 
Masse befestigt ist (Annahme: Punktmasse); Ein bestimmtes, festgelegtes 
Trägheitsmoment J halt.

Es gilt folgender Zusammenhang zwischen Winkelbeschleunigung, 
Trägheitsmoment und Drehmoment:

wobei alpha die Winkelbeschleunigung ist und M das Drehmoment des Motors 
bei gegebener Drehzahl (bzw. Winkelgeschwindigkeit). Umgestellt nach 
alpha ergibt sich:

D.h. die Winkelbeschleunigung alpha verhält sich bei gleichem, 
zugeführten Drehmoment antiproportional zum Trägheitsmoment J.
Wenn also das Drehmoment > 0 ist, ist auch immer die 
Winkelbeschleunigung > 0. Jedoch je nach Größe des Trägheitsmoment 
entsprechend "kleiner".

In einem realen System haben wir zusätzlich eine Haftreibungskraft oder 
bei Rotation entsprechend ein Haftreibungsmoment.
Wenn das Drehmoment kleiner oder gleich dem Haftreibungsmoment ist, so 
bleibt das System im Stillstand. Erst wenn das Drehmoment größer als das 
Haftreibungsmoment wird, fängt es an, sich zu bewegen.


>> 3. eine sehr sehr große Masse bewegen soll?

Das Verhalten ist identisch mit der Beschreibung bei 2.  Wenn man nur 
die "Masse" erhöht und den Rest beibehält. Beschleunigt das System 
entsprechend langsamer.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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heinz schrieb:
> Lass die Haarspalterei,

Seit wann ist die korrekte Anwendung der Mathematik und der Physik 
Haarspalterei?

heinz schrieb:
> Näturlich ist das annähernd richtig. Kannst Du gern nachrechen.

Nicht mal annähernd richtig! Die korrekte Anwendung der Mathematik 
ergibt
P = M*2*pi*n und nicht P = M*n / (2*pi) wie du geschrieben hast. Sogar 
wenn man die Haarspalterei weg lässt, kommen absolut andere Ergebnisse 
raus.

von Stefan K. (sdwarfs)


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heinz schrieb:
> Lass die Haarspalterei, ich wollte Stefam nur zeigen dass bei Drehzahl =
> 0 die Leistung zu Null wird.

Ja, also Haarspalten ist zwar eine meiner Lieblingsbeschäftigungen, aber 
bringt uns glaub nicht weiter.
Trotzdem war's gut, hier nochmal drauf hin zu weisen, dass da ein 2*PI 
in die Formel rein muss... insbesondere, falls ein "Unwissender" hier 
irgendwann nachließt und dann anfängt mit der falschen Formel 
Leistungs-Berechnungen anzustellen. Blöderweise würde er dann eine um 
rund Faktor 6,3 zu kleine Leistung errechnen... und das wollen wir ja 
nicht ;-)


...trotzdem erklärt mir das alles noch nicht, warum die Leistung 0 ist, 
wenn doch die (Winkel-)beschleunigung im selben Moment größer 0 ist.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Stefan K. schrieb:
> 3. Wenn dieses nun größer als das Lastmoment ist, fließt also Energie in
> mein System. Demnach wird auch eine Leistung erbracht, die größer als 0
> Joule ist. Wieso ist dann die MOTOR-Leistung rechnerisch 0 Joule, wenn
> das System still steht? Kann es sein dass die Leistung irgendwie
> zeitlich "hinterher" hängt (d.h. den Zeitraum t-dt bis t betrachtet,
> also t = aktueller Zeitpunkt und dt ist ein unendlich kleiner Zeitraum)?

Du musst zwei Dinge trennen, die elektrische und die mechanische Seite 
des Motors.
Die mechanische Motorleistung berechnet sich aus der Differenz der 
Energieströme die in den mechanischen Teil rein fließen und wieder raus 
fließen. Da sich der Energiestrom aus IE=M*omega berechnet (nicht zu 
verwechseln mit der Leistung!) und sowohl die Drehzahl der Welle als 
auch die Drehzahl des Motors selber Null ist, ist die mechanische 
Leistung Null.

Die elektrische Leistung erzeugt am festgebremsten Motor nur ein 
Drehmoment (das Blockiermoment). Da sich der Wirkungsgrad aus dem 
Quotienten von Ausgangsleistung durch Eingangsleistung berechnet, ist 
der Gesamtwirkungsgrad Null.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Stefan K. schrieb:
> ...trotzdem erklärt mir das alles noch nicht, warum die Leistung 0 ist,
> wenn doch die (Winkel-)beschleunigung im selben Moment größer 0 ist.

Du bringst zwei Sachverhalte durcheinander.
Das Produkt aus dem Massenträgheitsmoment und der Winkelbeschleunigung 
dieser Masse ist ein Moment, nennen wir es „dynamisches“ Moment. Das 
Kreuzprodukt aus einer statischen Kraft an einem Hebelarm ist auch ein 
Moment, nennen wir es „statisches“ Moment. Beide haben zunächst nichts 
miteinander zu tun. Es sind zwei absolut unterschiedliche physikalische 
Sachverhalte.
Im Motor werden nun diese beiden Momente „gekoppelt“. Das statische 
Moment welches sich aus der Lorenzkraft und dem Radius der 
Leiterschleife ergibt, steht im Gleichgewicht mit dem dynamischen Moment 
des Motors. Beides  exakt aufgeschrieben, ergibt eine inhomogene Dgl. 
für den Motor. Halte ich den Motor nun fest, also phi oder alpha gleich 
Null, bleibt nur das statische Moment übrig.

von heinz (Gast)


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> ...trotzdem erklärt mir das alles noch nicht, warum die Leistung 0 ist,
wenn doch die (Winkel-)beschleunigung im selben Moment größer 0 ist.

wieso ist die > 0 ?

@Joe
> P = M*2*pi*n und nicht P = M*n / (2*pi) wie du geschrieben hast.
das hab ich nicht geschrieben

von Stefan K. (sdwarfs)


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Joe G. schrieb:
>> Die mechanische Motorleistung berechnet sich aus der Differenz der
>> Energieströme die in den mechanischen Teil rein fließen und wieder raus
>> fließen.

Ok, also mit "Energieströmen" im elektrischen Sinne habe ich bisher 
nicht gerechnet...

Ist das vergleichbar mit dem elektrischen Strom (Ladung pro Zeit)?
Die Leistung ist ja "Energie pro Zeit" (Watt bzw. Joule pro Sekunde)?

Wenn dem so ist... was entspricht dann:
a) der Spannung in der Mechanik?  -- Die elastische Verformung? (z.B. 
die das Verdrehen einer der Achse? Die Spannung in einer Feder?)
b) dem mechanischen Widerstand? ... Die Reibungskräfte entsprechen wohl 
dem elektrischen Widerstand... während das Trägheitsmoment eher hier dem 
Scheinwiderstand eines Kondensators entsprechen dürfte?

Die andere Erklärung habe ich leider nicht verstanden... Vielleicht 
schaffen wir's aber mit dieser Analogie.

von Stefan K. (sdwarfs)


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heinz schrieb:
>> ...trotzdem erklärt mir das alles noch nicht, warum die Leistung 0 ist,
> wenn doch die (Winkel-)beschleunigung im selben Moment größer 0 ist.
>
> wieso ist die > 0 ?
>

Naja, die Überlegung ist: (Winkel-)Beschleunigung muss ja größer 0 sein, 
sonst würde sich die (Winkel-)Geschwindigkeit nicht erhöhen... und damit 
müsste das System im Stillstand verbleiben.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Stefan K. schrieb:
> Ok, also mit "Energieströmen" im elektrischen Sinne habe ich bisher
> nicht gerechnet...

Der Energiestrom ist kein elektrisches Analogon, sondern einfach eine 
physikalische Größe. Er berechnet sich immer aus dem Produkt der 
Flussgröße und dem zugehörigen Potential, mechanisch also Drehmoment mal 
Drehzahl.

Stefan K. schrieb:
> Wenn dem so ist... was entspricht dann:
> a) der Spannung in der Mechanik?  -- Die elastische Verformung? (z.B.
> die das Verdrehen einer der Achse? Die Spannung in einer Feder?)
> b) dem mechanischen Widerstand? ... Die Reibungskräfte entsprechen wohl
> dem elektrischen Widerstand... während das Trägheitsmoment eher hier dem
> Scheinwiderstand eines Kondensators entsprechen dürfte?

Wenn du eine Analogie benutzen möchtest, bitte nicht Raumgrößen mit 
Punktgrößen mischen. Also entweder die folgende Analogie
el. Spannung = Geschwindigkeit
el. Ladung = Impuls
el. Strom = Kraft
mag. Fluss = Weg

oder halt die zugehörigen Feldgrößen also
el. Feldstärke = Dehnungsgeschwindigkeit
el. Stromdichte = Flächenkraft
el. Verschiebestrom = Impuls pro Fläche

Damit du jedoch nicht als Quotient die Naturkonstanten ermittelst, ist 
die Analogie der Punktgrößen einfacher. In Bauelementeform also:
Massenträgsmoment = Kapazität
Torsionsnachgiebigkeit = Induktivität
stokescher Reibfaktor = Leitwert.

von Stefan K. (sdwarfs)


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Joe G. schrieb:
> Die elektrische Leistung erzeugt am festgebremsten Motor nur ein
> Drehmoment (das Blockiermoment). Da sich der Wirkungsgrad aus dem
> Quotienten von Ausgangsleistung durch Eingangsleistung berechnet, ist
> der Gesamtwirkungsgrad Null.

Also bei n = 0 (bzw. omega = 0) ist der Wirkungsgrad = 0. Ja, soweit 
komm ich mit. Zu diesem Zeitpunkt stecke ich Energie/Leistung rein 
(Drehmoment > 0), bekomme aber keine Energie/Leistung (Geschwindigkeit = 
0, Energie im System = 0) heraus.

Dann wäre ich wieder bei meiner Theorie der (sehr kleinen?) zeitlichen 
Verzögerung (sowas wie "Reaktionszeit") der reingesteckten Leistung zur 
wirksamen Leistung...

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Stefan K. schrieb:
> Dann wäre ich wieder bei meiner Theorie der (sehr kleinen?) zeitlichen
> Verzögerung (sowas wie "Reaktionszeit") der reingesteckten Leistung zur
> wirksamen Leistung...

Wo sollte diese Zeit herkommen? Auf der elektrischen Seite fließt ein 
Energiestrom in den Motor rein und auch wieder raus. Die Differenz ist 
die elektrische Leistung die unmittelbar in magnetische und thermische 
Leistung gewandelt wird. Da auf der mechanischen Seite ein Kurzschluss 
herrscht (Drehzahl gleich Null), wird keine magnetische Leistung in 
mechanische Leistung gewandelt. Es entstehen also ausschließlich 
dissipative (thermische) Verluste. Ohmsche Verluste im elektrischen 
Leiter, Streufeldverluste im magnetischen System. Dieser Prozess 
passiert unmittelbar, es gibt also keine zeitliche Verzögerung dabei. 
Verzögerungen können nur entstehen, wenn Energiespeicher geladen oder 
entladen werden, also der Aufbau einer magnetischen Feldstärke im 
Flusskreis oder das Anlaufen des Rotors.

von Stefan K. (sdwarfs)


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@Joe
> Wo sollte diese Zeit herkommen?

Haja, wenn ich den Lichtschalter anschalte, sieht es zwar so aus, als ob 
das Licht sofort an ist, aber in Wirklichkeit dauert es z.B. 3 m 
(Leiterlänge [m]) / 299792458 m/s (Lichtgeschwindigkeit [m/s]) = ~10 ns 
bis das Lampe -anfängt- zu Leuchten. Sonst könnte man Informationen über 
einen elektrischen Leiter schneller als Lichtgeschwindigkeit übertragen.

Daher meine Überlegung, dass da vielleicht irgendwo eine Verzögerung 
drin steckt...


Ok, aber ich hab mich derweil mal auf anderen Webseiten etwas belesen... 
und meine jetzt zu wissen, was du mit dem Unterschied zwischen 
elektrischer und mechanischer Leistung meinst:

Wir haben bei einem Motor einmal die elektrische Seite:

und die mechanische Seite:

bzw.

Das Verhältnis zwischen P_{mech} zu P_{el} ist in unserer 
Betrachtungsweise die Effizienz des Motors.

Dann hätten wir noch den Zusammenhang zwischen Winkelgeschwindigkeit und 
Urspannung (durch die Generatorwirkung des Motors):

und dann den Zusammenhang zum Stromfluss im Motor:

Im Ruhezustand, ist U_emk = 0. Wenn man die Spannung U und den 
Widerstand als konstant annimmt, ist die Stromstärke demnach beim 
Stillstand des Motors am höchsten. Bei entsprechend sehr hoher Drehzahl 
kann die Stromstärke allerdings vom Betrag her höher als im Stillstand 
sein, fließt dann aber in negativer Richtung.

Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, ist das jetzt so: Wenn ich 
am Motor eine Spannung anlege, die höher ist die Urspannung (U_emk), 
dann fließt ein Strom in positive Richtung und ich beschleunige damit 
den Rotor (bzw. mein mechanisches System). Lege ich eine kleinere 
Spannung an, oder schließe ich den Motor kurz fließt ein Strom in 
Gegenrichtung und ich entziehe dem mechanischen System Energie.


Sehen wir uns mal "Performance Chart Simulation" an, die es bei manchen 
Herstellern von Elektromotoren gibt: 
http://www.mabuchi-motor.co.jp/en_US/product/elsim.html?RS-540SH-7520/23400/2.40/70.0/196/4.8/7.2/7.2/0.0019/0.0039/0.0019/%28CCW+%29

Da findet man folgende Zusammenhänge:
Es berechnen sich eigentlich alle Werte in den Kennlinien aus 
Leerlaufdrehzahl (N0), Leerlaufstrom (I0), Blockierstrom (Is), 
Blockiermoment (Ts), und Eingangsspannung (V).

Die Werte finden sich auch in der URL wieder. Die Werte 0.0019, 0.0039 
und 0.0019 in der URL konnte ich nicht direkt zuordnen. Ich vermute 
dabei handelt es sich unter anderem um den Temperaturkoeffzenten.

Für den Beispielmotor gilt:
N0 = 23400 U/min => 390 U/s
I0 = 2,4 A
Is = 70 A
Ts = 196 mNm => 0,196 Nm
U  = 7,2 V

Daraus errechnet sich der Koeffizient ki für das Drehmoment:

Für den Strom gilt (laut Simulator):

Für das Drehmoment gilt:

Für die Ein- und die Ausgangsleistung:

Die Effizienz ist entsprechend:

Ich habe das mal "nachprogrammiert" und verglichen. Die Formeln dürften 
mit denen im Simulator übereinstimmen... und die Motorenhersteller 
sollten da ja eigentlich keine Fehler drinnen haben.

Was mich gerade noch daran wundert ist, dass wenn das Drehmoment 0 ist, 
der Strom trotzdem 2.4 A ist. Zumindest scheint das (also 2,4 A * 7,2 V 
= 17,28 W) mal die Leistung zu sein, die nötig ist, damit der Motor 
nicht wieder langsamer wird. Da das Drehmoment dort 0 ist, ist dort auch 
die Effizienz 0, das erscheint logisch.
Eine andere Sache, die mich wundert, ist: Warum nimmt das Drehmoment 
"nur" linear mit der Drehzahl ab? Die Rotationsenergie nimmt doch 
quadratisch mit der Winkelgeschwindigkeit zu? Oder wird das 
Trägheitsmoment des Rotors bei dieser "Simulation" einfach mal 
vernachlässigt?


Bei welchem Problem waren wir eigentlich überhaupt? Achja:
1. Wenn die Drehzahl 0 ist... dann ist auch die Leistung (P_aus) 0 und 
damit auch die Effizienz 0.
2. Trotzdem ist das Drehmoment > 0 (genauer: maximal für diese 
Spannung).


>> Im Motor werden nun diese beiden Momente „gekoppelt“. Das statische
>> Moment welches sich aus der Lorenzkraft und dem Radius der
>> Leiterschleife ergibt, steht im Gleichgewicht mit dem dynamischen
>> Moment des Motors. Beides  exakt aufgeschrieben, ergibt eine inhomogene
>> Dgl. für den Motor. Halte ich den Motor nun fest, also phi oder alpha
>> gleich Null, bleibt nur das statische Moment übrig.

Ist mit dieser Differenzialgleichung etwas wie diese Gleichungen (von 
oben) gemeint:

Zumindest scheint das die Kopplung in die eine Richtung zu sein... 
sprich: Wie beeinflusst die mechanische Seite des Motors/Generators in 
Abhängigkeit von der Drehzahl die elektrische Seite (sprich: induzierte 
Spannung und damit geänderte Stromstärke/-richtung, abhängig vom 
Strangwiderstand)?

Wahrscheinlich lassen sich diese Formeln auch in die andere Richtung 
umstellen...

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Langsam wird es doch…

Unterscheide beim Motor drei Abstraktionsstufen.
1. idealer Motor statisch (Wirkungsgrad 1, ohne dynamische 
Energiespeicher)
2. idealer Motor dynamisch (mit Energiespeichern, Massenträgheitsmoment, 
Induktivität)
3. realer Motor, dynamisch und verlustbehaftet

Je nach Modell bekommst du unterschiedliche Ergebnisse.

Modell 1:
Uemk = k1*omega
M = k2*I
k2=k2 (Onsagersches Reziprozitätstheorem)

Modell 2:
Dgl. zweiter Ordnung ohne Reibung und ohne elektrischen Widerstand

Modell 3:
reales System

Stefan K. schrieb:
> Bei entsprechend sehr hoher Drehzahl
> kann die Stromstärke allerdings vom Betrag her höher als im Stillstand
> sein, fließt dann aber in negativer Richtung.

korrekt

Stefan K. schrieb:
> Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, ist das jetzt so: Wenn ich
> am Motor eine Spannung anlege, die höher ist die Urspannung (U_emk),
> dann fließt ein Strom in positive Richtung und ich beschleunige damit
> den Rotor (bzw. mein mechanisches System).

korrekt

Stefan K. schrieb:
> Lege ich eine kleinere
> Spannung an, oder schließe ich den Motor kurz fließt ein Strom in
> Gegenrichtung und ich entziehe dem mechanischen System Energie.

Nein. Schließe ich den Motor mechanisch kurz, fließt nur ein 
elektrischer Strom. Die Energie des mechanischen Systems ist Null, da 
die Winkelgeschwindigkeit des Rotors Null ist.

Stefan K. schrieb:
> Was mich gerade noch daran wundert ist, dass wenn das Drehmoment 0 ist,
> der Strom trotzdem 2.4 A ist.

Das kann nicht sein, da M = k2*I ist. Da k2 ungleich Null ist, muss I=0 
sein

Stefan K. schrieb:
> Eine andere Sache, die mich wundert, ist: Warum nimmt das Drehmoment
> "nur" linear mit der Drehzahl ab?

Das hängt mit den physikalischen Wandlerprinzipien zusammen. 
Wandlerprinzipien die auf Feldgrenzflächeneffekten beruhen sind 
quadratisch (z.B. Reluktanzwandler) Wandlerprinzipen die auf 
Volumeneffekten basieren (Lorentzkraft) sind linear.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


Angehängte Dateien:

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Stefan K. schrieb:
> Ist mit dieser Differenzialgleichung etwas wie diese Gleichungen (von
> oben) gemeint:

Nein. Anbei die Herleitung der Dgl. bzw. des Motormodells als PDF bzw. 
hier als Pencast zum ansehen und anhören. Ich erkläre beim Schreiben 
noch etwas dazu ;-)

http://www.livescribe.com/cgi-bin/WebObjects/LDApp.woa/wa/MLSOverviewPage?sid=R8l1RPM4Ww5g

von Stefan K. (sdwarfs)


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Joe G. schrieb:
> Stefan K. schrieb:
>> Lege ich eine kleinere
>> Spannung an, oder schließe ich den Motor kurz fließt ein Strom in
>> Gegenrichtung und ich entziehe dem mechanischen System Energie.
>
> Nein. Schließe ich den Motor mechanisch kurz, fließt nur ein
> elektrischer Strom. Die Energie des mechanischen Systems ist Null, da
> die Winkelgeschwindigkeit des Rotors Null ist.

Also die Idee war: Ich habe ein in Bewegung befindliches mechanisches 
System (also mit ordentlich Energie drin). Und der Motor ist im 
"Generatorbetrieb", d.h. ich schließe einen Widerstand an den Motor an 
... oder gleich eine Drahtbrücke (= Kurzschluss). Damit müsste ein 
ordentlich hoher Strom in Gegenrichtung fließen und (solange die 
Windungen des Motors das abhalten) das System abgebremst werden und zum 
Stillstand kommen.

Wenn natürlich der Motor (bzw. das gesamte System) im Stillstand ist, 
kann ich den Motor kurzschließen und es passiert im Prinzip nix... außer 
dass, wenn da noch eine Strom-/Spannungsquelle dran hängt am Motor (den 
ich überbrücke) dann dort ein hoher Strom in dem kurzgeschlossenen 
Stromkreis fließt...  darum ging es aber nicht.

Immernoch falsch?

von OlliW (Gast)


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Hallo Joe,

du hast geschrieben

>k1=k2 (Onsagersches Reziprozitätstheorem) (offens. Fehler editiert)

das ist eine sehr interessante Feststellung/Aussage, könntest du weiter 
Infos/Quellen dazu nennen?

(ich frage weil das Onsagersches Reziprozitätstheorem ist ein Theorem 
aus der statistischen Physik, aber statistische Physik hat hier beim 
Motor-Problem nichts zu suchen, mich interessiert also der Zusammenhang)

Thx, Olli


>Das Produkt aus dem Massenträgheitsmoment und der Winkelbeschleunigung
>dieser Masse ist ein Moment, nennen wir es „dynamisches“ Moment. Das
>Kreuzprodukt aus einer statischen Kraft an einem Hebelarm ist auch ein
>Moment, nennen wir es „statisches“ Moment. Beide haben zunächst nichts
>miteinander zu tun. Es sind zwei absolut unterschiedliche physikalische
>Sachverhalte.

nö, beide ergeben sich aus haargenau exakt dem selben physikalischen 
Zusammenhang.

>Was mich gerade noch daran wundert ist, dass wenn das Drehmoment 0 ist,
>der Strom trotzdem 2.4 A ist.

Die richtige Antwort lautet: Ist normal, weil du in deinem Motormodel 
einen Leerlauf-Strom I0 = 2,4 A angenommen hast

>Unterschied zwischen elektrischer und mechanischer Leistung meinst

Ist eigentlich ganz einfach: Der Motor verbraucht elektrische Leistung 
und gibt im Gegenzug mechanische Leistung ab. Oder noch einfacher: 
elektrische Leistung geht vorne rein, und mechanische Leistung kommt 
hinten raus...

>Warum nimmt das Drehmoment "nur" linear mit der Drehzahl ab?

Die richtige Antwort lautet: Weil dein angenommenes Motormodel linear 
ist.

Im Umkehrschluss kannst du daraus entnehmen dass es auch Motormodelle 
gibt, die nicht-linear sind, und das macht man um die Beschreibung des 
echten Motors noch besser hinzubekommen. Es ist allerdings so dass ein 
lineares Motormodel schon relativ gut funktioniert, und um sich eine 
Übersicht zu verschaffen taugt es i.R. sehr gut.

>Wahrscheinlich lassen sich diese Formeln auch in die andere Richtung
>umstellen..."

Richtig

>Dann wäre ich wieder bei meiner Theorie der (sehr kleinen?) zeitlichen
>Verzögerung (sowas wie "Reaktionszeit") der reingesteckten Leistung zur
>wirksamen Leistung...

Es gibt eine "Verzögerung" dahingehend, dass wenn du vorne elektrische 
Leistung reinsteckt der Motor/Hebel nicht sofort auf Geschwindigkeit 
kommt sondern seine Zeit braucht, d.h. erst beschleunigt werden muss... 
die reingesteckte elektrische Leistung wird also Schritt für Schritt in 
immer mehr mechanische Leistung umgesetzt. Nennt man wie gesagt 
Beschleunigung.

>Sonst könnte man Informationen über einen elektrischen Leiter schneller
>als Lichtgeschwindigkeit übertragen."

Da hast du recht, diese "Verzögerung" in der Beobachtung von Vorgängen 
aufgrund von Lichtlaufzeiten gibt es, aber deine angestrebte 
Geschwindigkeit (waren es 2 m/s ?) sind glaube ich deutlich langsammer 
als Lichtgeschwindigkeit...

>Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, ist das jetzt so: Wenn ich
>am Motor eine Spannung anlege, die höher ist die Urspannung (U_emk),
>dann fließt ein Strom in positive Richtung und ich beschleunige damit
>den Rotor (bzw. mein mechanisches System). Lege ich eine kleinere
>Spannung an, oder schließe ich den Motor kurz fließt ein Strom in
>Gegenrichtung und ich entziehe dem mechanischen System Energie.

Ja, hast du. Im zweiten Fall arbeitet der Motor als Bremse/Generator.

Wurde eigentlich die ursprüngliche Frage
>Sprich: Ein Getriebe hilft mir tendenziell nicht, eine höhere
>Beschleunigung zu erreichen..."
beantwortet?

Die Antwort: Doch. Mit Getriebe wird die Beschleunigung größer (die 
mögliche Enbdgeschwindigkeit allerdings kleiner).

von Stefan K. (sdwarfs)


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Joe G. schrieb:
> Stefan K. schrieb:
>> Was mich gerade noch daran wundert ist, dass wenn das Drehmoment 0 ist,
>> der Strom trotzdem 2.4 A ist.
>
> Das kann nicht sein, da M = k2*I ist. Da k2 ungleich Null ist, muss I=0
> sein

Ist aber im Simulator von Mabuchi so und so hab ich das auch schon bei 
nem anderen Motorhersteller gesehen... Ruf mal den Simulatorlink auf:

http://www.mabuchi-motor.co.jp/en_US/product/elsim.html?RS-540SH-7520/23400/2.40/70.0/196/4.8/7.2/7.2/0.0019/0.0039/0.0019/%28CCW+%29

und dann schieb den Regler für die Drehzahl ganz nach links zur 
Leerlaufdrehzahl (23400 U/min im Datenblatt). Dann sieht man links unten 
in der Anzeige: "Torque (mNm):  0.000" und "Current (A): 2.40 A"

Spontan hätte ich das ja als den elektrischen Widerstand der 
Motorwicklung verbucht. Das wären ziemlich genau 3 Ohm.... oder 
entspricht halt irgendeinem Reibungsverlust, der da auftritt.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Stefan K. schrieb:
> und dann schieb den Regler für die Drehzahl ganz nach links zur
> Leerlaufdrehzahl (23400 U/min im Datenblatt). Dann sieht man links unten
> in der Anzeige: "Torque (mNm):  0.000" und "Current (A): 2.40 A"

Alles klar, war ein Missverständnis.
Mit M=0 ist in der Simulation gemeint, dass der Motor im Leerlauf läuft, 
also kein Lastmoment entnommen wird. Hier ist der Strom 
selbstverständlich nicht Null, da es ohmsche Verluste und 
Reibungsverluste gibt.

von Stefan K. (sdwarfs)


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Hallo Olli...

@OlliW:
>>Was mich gerade noch daran wundert ist, dass wenn das Drehmoment 0 ist,
>>der Strom trotzdem 2.4 A ist.
>
> Die richtige Antwort lautet: Ist normal, weil du in deinem Motormodel
> einen Leerlauf-Strom I0 = 2,4 A angenommen hast

Soweit logisch. Die Formeln sind halt so definiert worden... aber 
-wieso- wurde das so gemacht. Es muss ja irgendeinen Sachverhalt in der 
Realität widerspiegeln und der interessiert mich.

Mit anderen Worten: Was ist der Leerlaufstrom? Wie entsteht der? Was 
bewirkt er?

Nach meinem Gespür muss das irgendeine Art von "Verlustleistung" sein. 
Denn sonst müsste die U_emk = U = 7.2 Volt sein und der Strom wäre 
entsprechend 0 A... wegen I = (U - U_emk) / R.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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OlliW schrieb:
> das ist eine sehr interessante Feststellung/Aussage, könntest du weiter
> Infos/Quellen dazu nennen?

Für das Thema zwar OT, doch eine kurze Erklärung zu deiner Frage.

Wir betrachten lineare Flussgesetze der Form
Jk = Lk*Xk

J – Fluss einer physikalischen Größe k
Lk – Transportkoeffizient der Größe k
Xk – antreibende Kraft

Wie man leicht sieht, fallen alle dissipativen Gesetze wie das 
Fouriersche Gesetz, das Ohmsche Gesetz, das Stokesche Reibungsgesetz 
usw. darunter.
Nun beschränkt sich jedoch das Flussgesetz nicht auf den einen 
Summanden, sondern stellt eine beliebige Summe dar.
Jk = Lkk*Xk + Lki*Xi
Ji = Lik*Xk + Lii*Xi

Lkk und Lii – direkte Transportkoeffizienten
Lik und Lki – Kreuztransportkoeffizienten

Dabei sind alle Lik = Lki (Onsagersche Reziprozitätsbeziehung).

Nun erweitern wir das Onsagersche Modell. Die Transportkoeffizienten 
müssen ja nicht durch dissipative Einflüsse entstehen sondern stellen 
beliebige Flusskopplungen dar. Somit gilt diese Relation auch für den 
Motor. Es lassen sich übrigens viele weitere Beispiele dazu finden, z.B. 
der piezoelektrische Effekt.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Stefan K. schrieb:
> Mit anderen Worten: Was ist der Leerlaufstrom? Wie entsteht der? Was
> bewirkt er?

Betrachten wir den stationären Zustand, d.h. der Motor dreht sich mit 
einer konstanten Leerlaufdrehzahl. Dann fließt der Lehrlaufstrom 
deshalb, weil es ohmsche Verluste im elektrischen Widerstand, 
magnetische Verluste im magnetischen Eisenkreis und mechanische Verluste 
in Form von Lagerreibung und Luftreibung gibt. Um den Motor auf der 
Konstanten Leerlaufdrehzahl zu halten, müssen genau diese Verluste 
ausgeglichen werden. Damit fließt ein Leerlaufstrom.

von Stefan K. (sdwarfs)


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Joe G. schrieb:
> Nein. Anbei die Herleitung der Dgl. bzw. des Motormodells als PDF bzw.
> hier als Pencast zum ansehen und anhören. Ich erkläre beim Schreiben
> noch etwas dazu ;-)
>
> http://www.livescribe.com/cgi-bin/WebObjects/LDApp...

Hm, also wenn ich den Link aufrufe und die Aufnahme abspiele sehe ich 
zwar was nach und nach geschrieben wurde, aber ich höre nix dazu.
Ich hab auch extra nochmal getestet. Lautstärke ist auf maximal gedreht 
und nicht stummgeschalten (andere Tonquellen funktionieren).

Könntest Du das mal bitte überprüfen? (Danke)

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Stefan K. schrieb:
> Könntest Du das mal bitte überprüfen? (Danke)

Bei mir geht es, die Datei hat eine Tonspur. Allerdings sollte Flash 
11.5 installiert sein und Firefox macht auch oft Probleme. Beim guten 
alten IE geht es :-(

von Martin S. (sirnails)


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> Wenn man jetzt annimmt, dass das Drehmoment dem Haltemoment (Beispiel
> 0,38 Nm) entspricht und wir an den Rotor einen Hebel mit 1 Meter Länge
> montieren und an dessen Ende ein Gewicht von 1kg befestigen... dann
> würde dieses mit 0,38 m/s² beschleunigt.

Sicher? Ich persönlich würde bei einem 1m Hebelarm und 1kg Gewicht = 
1kg*9,81m/s^2 = 9,81N*1m = 9,81Nm kommen. Wenn das Haltemoment jetzt 
0,38Nm sind, wie soll der Hebelarm gehalten, geschweige denn 
beschleunigt werden?

von Stefan K. (sdwarfs)


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@OlliW:
>>Dann wäre ich wieder bei meiner Theorie der (sehr kleinen?) zeitlichen
>>Verzögerung (sowas wie "Reaktionszeit") der reingesteckten Leistung zur
>>wirksamen Leistung...
>
> Es gibt eine "Verzögerung" dahingehend, dass wenn du vorne elektrische
> Leistung reinsteckt der Motor/Hebel nicht sofort auf Geschwindigkeit
> kommt sondern seine Zeit braucht, d.h. erst beschleunigt werden muss...
> die reingesteckte elektrische Leistung wird also Schritt für Schritt in
> immer mehr mechanische Leistung umgesetzt. Nennt man wie gesagt
> Beschleunigung.

Klar, dass da nicht sofort "Geschwindigkeit" heraus kommt - da bin ich 
sofort dabei...

Ich denke mein Denkfehler war, dass es sich beim Drehmoment um "Arbeit" 
handeln würde (wegen der Einheiten: Kraft und "Weg"). Diese Arbeit würde 
dann aber einer Energie entsprechen...

Aber es ist im Prinzip eine "Rotations-Kraft". Wenn ich am Motor eine 
Spannung anlege, entsteht (mehr oder minder => Lichtgeschwindigkeit..) 
auf der anderen Seite eine Kraftwirkung. Aber noch ist keine Arbeit 
verrichtet worden, weil keine Zeit vergangen ist.

Wenn dann diese Kraft (Drehmoment) kleiner als das Beharrungsmoment 
(auch Losbrechmoment; entsprechend der Haftreibungskraft) des Rotors und 
dem daran hängenden System ist, bleibt das ganze immernoch stehen. Die 
mechanische Energie wird dann über die Haftreibung in Wärme überführt.

Erst wenn das Drehmoment größer ist als das Beharrungsmoment, geht der 
Rotor + daran hängendes System in den bewegten Zustand über... in dem 
dann Gleit und/oder Rollreibung (je nach Kopplung) und ggf. andere 
Widerstände (wie Luftreibung) wirken.

Soweit ich das verstanden habe, entfällt das Beharrungsmoment dann 
komplett als Verlustleistung...

Offen ist: Unter welchen Bedingungen fängt die Haftreibung wieder an zu 
wirken? Ohne Haftreibung wird ja eine Geschwindigkeit von 0 nie wieder 
erreicht. Die anderen Reibungskräfte wirken ja nur "prozentual"... d.h. 
die Bewegungsenergie geht gegen 0, erreicht diese aber nie.

von Stefan K. (sdwarfs)


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@Joe
> Allerdings sollte Flash
> 11.5 installiert sein und Firefox macht auch oft Probleme. Beim guten
> alten IE geht es :-(

DAS ist ja mal heftig! Ja, im IE gehts bei mir... hätte nicht erwartet, 
dass für Flash der verwendete Browser relevant ist. Naja, zumindest 
funktioniert's dann mal so... Danke!

von Stefan K. (sdwarfs)


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OlliW schrieb:
> Wurde eigentlich die ursprüngliche Frage
>>Sprich: Ein Getriebe hilft mir tendenziell nicht, eine höhere
>>Beschleunigung zu erreichen..."
> beantwortet?
>
> Die Antwort: Doch. Mit Getriebe wird die Beschleunigung größer (die
> mögliche Enbdgeschwindigkeit allerdings kleiner).

Nein, die wurde noch nicht beantwortet. Diese Kurzfassung macht spontan 
auch Sinn, muss ich mir aber eben noch durch den Kopf gehen lassen... 
sprich: Prüfen, ob das mit meinem aktuellen "Weltbild" zusammen passt 
;-)

(( UND WIEDER STÜRZEN WELTEN EIN!!! ... naja, ich hoffe nicht ;-))

von Stefan K. (sdwarfs)


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@Olli:
> Mit Getriebe wird die Beschleunigung größer (die
> mögliche Enbdgeschwindigkeit allerdings kleiner).

So... gehen wir das mal durch:

Annahme: Ideale Übersetzung, keine Reibungsverluste

Übersetzungs-Verhältnis:

Damit wir nicht mit "An" und "Ab" durcheinander kommen, nennen wir das 
ganze Einfach mal "motor" (Antrieb) und "out" (Abtrieb):

Heißt für das Anlaufen:

Für die Winkelbeschleunigung gilt:


...irgendwie kenn ich das doch von früher aus dem Physik-Unterricht 
grübelt

Egal.. Das Ganze noch für die Leerlaufdrehzahl:

Sprich: N_out ist (auch im Leerlauf) 100 mal kleiner.

Hm... ja stimmt! Die (rethorische) Frage ist nun, was hab ich mir dort 
oben bloß (falsches) gedacht? -- Naja, egal, Hauptsache ist ja - jetzt - 
ist der Denkfehler weg.

Ah, ich glaub ich weiß was es war: Die Energie pro Zeit (=Leistung) ist 
natürlich in beiden Fällen gleich geblieben! Dennoch hat sich durch die 
Übersetzung die Kraft bzw. das Drehmoment geändert.

Das wiederum ist z.B. relevant für die Überwindung des Haltemoments. 
Während ohne Übersetzung (oder "Übersetzung" in falsche Richtung) das 
Drehmoment im statischen Zustand (=Blockiermoment) möglicherweise 
unterhalb des Haltemoments ist, kann z.B. nach der Übersetzung das 
Haltemoment überschritten werden.


D.h. eigentlich für die Motordimensionierung:
1. ich muss das maximal zu erwartende Trägheitsmoment berechnen (d.h. 
Gewichte und Hebellängen)
2. ich muss wissen, wie stark ich beschleunigen können will.
3. ich muss wissen, wie hoch meine nötige maximale Winkelgeschwindigkeit 
ist.
4. Aus den Motorkenndaten brauche ich insbesondere die Leistung und das 
Blockiermoment

Aus 1. und 2. kann man die Mindestleistung des Motors berechnen. Über 
die Motorkenndaten erfahre ich die Leerlaufdrehzahl. Die teile ich durch 
die nötige maximale Winkelgeschwindigkeit und erhalte so das maximale 
Übersetzungsverhältnis für das Getriebe (das muss ggf. etwas 
unterdimensioniert werden, weil man genau den Wert nicht erreichen 
wird). Über das Übersetzungsverhältnis bekomme ich zusammen mit dem 
Blockiermoment ein "Blockiermoment" für nach dem Getriebe. Dieses muss 
unter anderem höher sein als mein Haltemoment, sonst funktioniert's 
nicht.

Zusätzlich muss ich noch sämtliche Reibungsverluste (z.B. Getriebe, 
Lager, ggf. Luftreibung...) auf die Mindest-Motorleistung aufschlagen.

Hm, da stellt sich spontan noch eine Frage:
Wenn der Motor unter Last steht, erreiche ich nicht mehr die 
Leerlaufdrehzahl... sondern die "Last"-Drehzahl, wie berechnet sich die?

Die müsste doch allein abhängig sein von meinen Reibungsverlusten. Die 
Reibungsverluste erzeugen ein Gegenmoment zu meinem Antriebsmoment... 
und wenn das Antriebsmoment auf dieses Gegenmoment abgesunken ist, ist 
die maximal erreichbare Drehzahl erreicht. Richtig?

Dann muss ich jetzt mal noch schauen, ob ich das Gegenmoment berechnet 
bekomme...

ABER: Zuerst schau ich mir jetzt -endlich- mal das "Lehrvideo" von Joe 
an...

von OlliW (Gast)


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@Joe,

Danke für die Antwort, aber offengesagt beantwortet hast du die Frage 
nicht :-) Ich kenne das Onsager-Gesetz gut, aber ich kenne es als ein 
Ergebnis der statistischen Physik die beim E-Motor nun gar keine Rolle 
spielt. Anders gesagt, auch wenn man lineare Beziehungen angeben kann, 
hat man ja wirklich nicht auch automatisch Reziprokizität-Bedingungen 
(und mehr als dass man lineare Beziehungen hat hast du als Grund nicht 
angeführt).

>Wie man leicht sieht, fallen alle dissipativen Gesetze wie das
>Fouriersche Gesetz, das Ohmsche Gesetz, das Stokesche Reibungsgesetz
>usw. darunter.

RICHTIG!

>Die Transportkoeffizienten müssen ja nicht durch dissipative Einflüsse
>entstehen sondern stellen beliebige Flusskopplungen dar. Somit gilt diese
>Relation auch für den Motor.

??? ... was zu zeigen wäre, bzw., eine überzeugende Antwort darauf wäre 
die Antwort meiner Frage

>Es lassen sich übrigens viele weitere
>Beispiele dazu finden, z.B. der piezoelektrische Effekt.

und es lassen sich auch viele Gegenbeispiele finden... ohne den wahren 
Grund/Vorraussetzungen/Bedingungen anzugeben "beweist" das gar nichts

(i.Ü. passt der piezoelektrische Effekt wieder zu Überlegungen der 
statistischen Physik, im Gegensatz zum E-Motor, und ist daher kein gutes 
Beispiel zur Untermauerung des Arguments)

:-)

Es wäre schön die Antwort auf den vorletzten Punkt zu wissen, also warum 
genau sich die O-Beziehungen auf den E-Motor verallgemeinern lassen. Thx


>Wenn der Motor unter Last steht, erreiche ich nicht mehr die
>Leerlaufdrehzahl... sondern die "Last"-Drehzahl, wie berechnet sich die?

M = k * ( I - I0 )
U = k * omega +  R * I

von Stefan K. (sdwarfs)


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OlliW schrieb:
>>Wenn der Motor unter Last steht, erreiche ich nicht mehr die
>>Leerlaufdrehzahl... sondern die "Last"-Drehzahl, wie berechnet sich die?
>
> M = k * ( I - I0 )
> U = k * omega +  R * I

Ok, dann forme ich mal lustig Gleichungen um und schaue was ich davon 
habe. Wir wollen eine "Last"-Drehzahl, also brauchen wir "omega", daher 
stellen wir die letzte Gleichung nach omega um:

Jetzt stellen wir noch die andere Gleichung nach I um:

und setzen sie ein:

U ist konstant und bekannt...
R dürfte konstant sein, steht im Datenblatt ( R = U_nom / I_leerlauf ??)
k ist konstant, irgendwie zu ermitteln...
I_0 ist auch im Datenblatt

und M ist wohl dann das Reibungsmoment.

Das Reibungsmoment zu berechnen wird wahrscheinlich etwas hässlicher, so 
wie das Trägheitsmoment jedoch mit "Reibungspunktkräften" statt 
Punktmassen...

von Stefan K. (sdwarfs)


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Martin Schwaikert schrieb:
> Sicher? Ich persönlich würde bei einem 1m Hebelarm und 1kg Gewicht =
> 1kg*9,81m/s^2 = 9,81N*1m = 9,81Nm kommen. Wenn das Haltemoment jetzt
> 0,38Nm sind, wie soll der Hebelarm gehalten, geschweige denn
> beschleunigt werden?

Mein gedanklicher Versuchsaufbau ist etwas anders. Dreh mal das Ganze 
so, dass die Rotationsachse senkrecht ist, d.h. sich die Höhe des 
Gewichts nicht ändert. Dann wirkt die Erdanziehungskraft nur noch in 
Form von Reibung, die wir vorerst vernachlässigen wollten....

von OlliW (Gast)


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>und M ist wohl dann das Reibungsmoment

nein, M ist das vom Motor gelieferte mechanische Drehmoment (wozu immer 
du das benutzt, zum überwinden von Reibungskräften/momenten, zum heben 
und senken von Hebelarmen mit Gewicht, zum Durchrühren von 
Plätzchenteig...), so wie du es im  02:14 Post angegeben hast.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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OlliW schrieb:
> Danke für die Antwort, aber offengesagt beantwortet hast du die Frage
> nicht :-)

Gib mir bitte dafür etwas Zeit. Ich muß eine exakte Begründung erst mal 
aufschreiben.

OlliW schrieb:
> ??? ... was zu zeigen wäre, bzw., eine überzeugende Antwort darauf wäre
> die Antwort meiner Frage

Das ist leider nicht in zwei Sätzen hier im Forum hingeschrieben. Ich 
schreib mal auf Papier...

OlliW schrieb:
> und es lassen sich auch viele Gegenbeispiele finden...

JAAAA bitte her damit! Damit läßt sich ja prima eine Theorie bestätigen 
oder widerlegen. Ich habe nämlich noch kein Gegenbeispiel gefunden.

von OlliW (Gast)


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>Gib mir bitte dafür etwas Zeit.
gerne, kein Problem

>Das ist leider nicht in zwei Sätzen hier im Forum hingeschrieben.
eine Quellenangabe würde es auch tun

>Ich habe nämlich noch kein Gegenbeispiel gefunden.
Trafo? Auch "Reziprozität" in den Gegenkopplungen (aus trivialen 
Gründen), hat aber Null und Nichts mit Onsager zu tun... (sondern mit 
Gauss'schen/Stoke'schen Sätzen)

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Ich nehme an, den Seebeck- und den Peltier-Effekt akzeptierst du für die 
O-Relation. Darauf würde ich das restliche Gerüst aufbauen. Übrigens 
passen die Gauss'schen/Stoke'schen Sätze perfekt in das Modell.

OlliW schrieb:
> eine Quellenangabe würde es auch tun

Ich kenne leider keine Quelle die das in meinem Sinne schon untersucht 
hat.

von OlliW (Gast)


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>den Seebeck- und den Peltier-Effekt akzeptierst du für die
>O-Relation

na klar, 1000000prozentig, sind doch DIE Beispiele for O-Relation

>Darauf würde ich das restliche Gerüst aufbauen

Wie gesagt die O-Beziehung aus der statistischen Physik (also Seebeck, 
etc. pp) kenne ich gut... die brauchst du mir also nicht erklären :-)

warum die sich auf den E Motor verallgemeinern lassen sollte bzw lässt 
dagegen schon

>Übrigens passen die Gauss'schen/Stoke'schen Sätze perfekt in das Modell.

hat nur leider nichts und gar nichts mit der Onsager-Relation zu tun...

... und die genannten disspativen/thermodynamischen/statistischen 
Beispiele wie Seebeck, Peltier, Fouriersche Gesetz, Ohmsche Gesetz, 
Ficksches Gesetz etc. pp haben umgekehrt nichts mit den 
Gauss'schen/Stoke'schen Sätzen zu tun.

(in welches Modell passen die eigentlich, du meinst das Jk = Lkk*Xk + 
Lki*Xi, Ji = Lik*Xk + Lii*Xi Modell? Oder das E-Motor Modell? Ins 
Letztere würde es passen, ins Erstere nicht)

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


Angehängte Dateien:

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@OlliW

Hier nun meine Erklärung, warum die Motorkonstante ein symmetrischer 
Kreuzkoeffizient nach der Onsager-Relation ist (etwas besser im PDF).


Die Darstellung nutzt die folgende Voraussetzung.

1. Die Verlustleistung eines jeden physikalischen Systems 
(Entropieerzeugung) zerfällt regelmäßig in eine Summe von Produkten aus 
Flüssen und Kräften.

2. Der Fluss einer beliebigen physikalischen Größe kann als Produkt aus 
einem Transportkoeffizienten und der korrespondierenden Kraft 
dargestellt werden.

3. Bei Wechselwirkungen zwischen physikalischen Systemen wirken nicht 
nur korrespondierende Kräfte, sondern auch Kreuzkräfte.


Modell Motor
4. Das Modell Motor geht davon aus, dass die elektrische Leistung 
(Produkt aus Kräften und Flüssen) mit der mechanischen Leistung (Produkt 
aus Kräften und Flüssen) gekoppelt ist. Das tatsächliche physikalische 
Prinzip ist dabei unwichtig.

5. Gehen wir von 4. aus (entspricht 1.) dann gilt auch 2. und 3. Damit 
entspricht die Motorkonstante den Kreuzeffizienten der Onsager-Relation 
q.e.d.

von Stefan K. (sdwarfs)


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@Joe & Olli
Jetzt geht's ja voll ab bei Euch ;-)

Und: Mich stört's nicht... falls das einer von Euch befürchtet. Ich 
erkenne sehr klar, was an mich geht und überlese das andere dezent... 
Am Ende hat man in dem Thread hier dann das geballte theoretische Wissen 
zu Motoren und Drehmoment für eine große Spanne an Wissensleveln.

@Joe:
Ich hab mir das LiveScribe von Dir mal zu Gemüte geführt... und so 
langsam habe ich das Gefühl, dass Du eigentlich Dozent an einer Uni 
bist, jedenfalls von der Wissenspräsentation her... also die Didaktik 
ist recht gut.
Allerdings (ja, es gibt fast immer ein aber) habe ich es leider nur 
"größtenteils" verstanden (glaub so 70%), was vor allem an fehlendem 
Vorwissen liegt. Ich werde es mir kurzfristig noch einmal ansehen und 
dann mal meine Fragen dazu stellen. Am Besten auch irgendwie 
interaktiv...


Grüße,
Stefan

von OlliW (Gast)


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@Joe,

Danke für diese Erläuterungen. :top:

Allerdings... sie sind IMHO falsch... bzw. nur für eine sehr idealiserte 
Situation gültig...

Deine Argumentation ist letztendlich äquivalent zur Argumentation über 
die Energieerhaltung, also dass aus den im pdf angegebenen Beziehungen 
nur dann P_el = P_mechanisch + R*I^2 + P_verlust folgt wenn L12 = L21 
ist. Aber das ist halt falsch.

Es gibt einige Einwände. Der Einfachste: Das Problem fängt schon damit 
an dass P_el = U*I FALSCH ist! Diese Bezienung gilt nur und nur dann 
wenn U und/oder I zeitlich konstant sind (die angegebenen zwei 
Motorgleichungen gelten aber nachwievor, denn die Größen können hier 
ohne Problem als Zeitmittelungen genommen werden). Wenn U und I zeitlich 
nicht konstant sind, was sie bei einem Motor quasi nach Prinzip nicht 
sind, dann gilt nur P_el >= U*I (wobei U, I als Zeitmittelwerte 
betrachtet werden, so wie sie dann ja auch in den zwei Motorgleichungen 
stehen).

D.h., die Argumentation ist für eine sehr idealisierte Situation OK, 
aber nicht im Allgemeinen (was nicht ausschliesst dass die idealisierte 
Situation ausreichend gut für die Praxis sein mag, aber im Allgemeinen 
halt nicht, d.h. es gibt - laps gesagt - Ausnahmen von der Regel).

Ich habe diese Diskussion "angezettelt" weil ich mich tatsächlich genau 
mit dieser Frage schon mal sehr intensiv beschäftigt habe 
(http://www.olliw.eu/tag/t_emotor/), und ich bisher nur einen Beweis für 
den Fall habe, dass die Magnetfelder in denen sich der Rotor dreht 
zeitlich konstant sind (was sie bei Ummagnetisierungsprozessen z.B. 
nicht wären), und der Rotor sich baulich nicht verändert (z.B. keine 
lockeren Windungen). Leider ist mein Beweis sehr umständlich, und läßt 
auch nicht erkennen ob es evtl. noch allgemeiner ginge. Dein obiger 
Hinweis hatte daher sofort mein Interesse geweckt, bzw. die Hoffnung 
dass es einfacher und/oder allgemeiner ginge (hat sich ja leider nicht 
bestätigt).

Jedenfalls, Danke für die Diskussion, war sehr nett!

Cheers, Olli

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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OlliW schrieb:
> Es gibt einige Einwände. Der Einfachste: Das Problem fängt schon damit
> an dass P_el = U*I FALSCH ist! Diese Bezienung gilt nur und nur dann
> wenn U und/oder I zeitlich konstant sind

Diesen Einwand kann ich nicht gelten lassen.
Dazu die folgende Begründung:

1. Es gibt in jedem physikalischen Einzelsystem Energiespeicher 
induktiver und kapazitiver Art. Die in diesem System ablaufenden 
Umspeicherprozesse sorgen systembedingt für eine nicht zeitliche 
Konstanz der „Flüsse“ und „Kräfte“.

2. Die zeitliche Variabilität beider Einzelprozesse ist unterschiedlich, 
d.h. es kann keine Synchronität vorausgesetzt werden.

3. Der Energieaustausch basiert auf einer Prozesskopplung in dem die 
Prozessleistung ausgetauscht wird. Der Austausch der Prozessleistung ist 
jedoch nicht abhängig von dem jeweiligen inneren Zeitverhalten der 
Einzelprozesse (Energieerhaltungssatz).

4. Wir definieren auf beiden Seiten  (elektrische Seite / mechanische 
Seite) jeweils zwei „Gleichvariablen“ deren Einzelprodukt genau der 
Prozessleistung entspricht.

 5. weiter wie schon angeführt. q.e.d.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Nachtrag: Mir ist gerade noch ein simples Beispiel dafür eingefallen.

Wir nehmen eine Gleichspannungsquelle und speisen über einen 
Wechselrichter einen Wechselstrommotor. Der Wirkungsgrad des 
Wechselrichters kann exakt bestimmt werden. Nun haben wir auf der 
elektrischen Seite zwei Gleichgrößen und auf der mechanischen Seite zwei 
Gleichgrößen. Die internen Wechselgrößen spielen für die 
Reziprozitätsbetrachtungen keine Rolle.

von OlliW (Gast)


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1.-3. OK

>4. Wir definieren auf beiden Seiten  (elektrische Seite / mechanische
>Seite) jeweils zwei „Gleichvariablen“ deren Einzelprodukt genau der
>Prozessleistung entspricht.

womit alle z.B. Verlustmechanismen die auf der zeitlichen Variabilität 
beruhen (konkret z.B. Umagnetisierungsverluste), als nichtexistent 
"wegdefiniert" wurden => nix mit q.e.d. da 4. i. A. falsch. In deinem 
Beispiel ist z.B. die Annahme dass sich die Winkelgeschwindigkeit 
während einer Umdrehung nicht ändert falsch (Änderung ist vielleicht 
klein aber nicht Null, ist also eine Näherung) => nix mit zwei 
Gleichgrößen. Anders gesagt, wenn du deine Definition machst, was man 
kann, dann musst du, in unserem Beispiel, die Motorgleichungen ergänzen, 
um die Prozesse die "vergessen" wurden nicht zu vergessen.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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OlliW schrieb:
> womit alle z.B. Verlustmechanismen die auf der zeitlichen Variabilität
> beruhen (konkret z.B. Umagnetisierungsverluste), als nichtexistent
> "wegdefiniert" wurden

Betrachte das System doch mal mit etwas Abstand.

Selbstverständlich dürfen Verlustmechanismen existieren die auf 
zeitlicher Variabilität beruhen. Die Verluste werden einem dissipativen 
Element auf jeder Wandlerseite zugeordnet. Das Verhältnis dieser 
Verluste ergibt ja gerade den Wirkungsgrad.
Auf der mechanischen Seite interessiert nicht ob die 
Winkelgeschwindigkeit oder das Drehmoment schwankt. Es existiert ja 
tatsächlich eine mechanische Leistung und genau die wird einem 
„fiktiven“ Gleichmoment und einer „fiktiven“ Winkelgeschwindigkeit 
zugeordnet, die genau dieser realen Leistung entsprechen.
Es geht doch nur um den Nachweis der Symmetrie der Koeffizienten!
Im Übrigen hat Onsager auch nicht zwischen Gleich- oder Wechselgrößen 
unterschieden. Bei ihm haben „Kräfte“ immer ein positives Vorzeichen und 
„Flüsse“ haben, je nachdem ob sie  Leistung erzeugen oder verbrauchen, 
ein wechselndes Vorzeichen.

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