Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Spannungsversorgung auf dem Balkon


von Steffen S. (immanuel777)


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Hallo zusammen,

ich habe vor, eine kleine "Wetterstation" (Temperatur, Luftdruck, 
Luftfeuchtigkeit) für meinen Balkon zu bauen. Sensoren und Schaltung 
habe ich so weit gesichtet und schon im Kopf, aber wie ich die 
Spannungsversorgung organisiere, weiß ich noch nicht. Ich habe mehrere 
Optionen im Kopf und würde mich freuen, wenn der ein oder andere mit ein 
bisschen Erfahrung etwas dazu sagen könnte. Grundsätzlich würde ich es 
gerne schaffen, dass die Spannungsversorgung unterbrechungsfrei (bis auf 
maximal ca. 30 Sekunden) läuft. Ob das für das Projekt unbedingt nötig 
ist, ist natürlich die Frage, aber das habe ich mir als Herausforderung 
gesetzt. Prinzipiell gehört die Spannungsversorgung schon mit zum 
Projekt. Wenn ich dabei etwas lerne, kann die Lösung also auch etwas 
arbeits- und geldintensiver sein.

1.) Batterie. Wäre sicher das einfachste, aber die muss man irgendwann 
wechseln. Natürlich verbraucht die Schaltung nicht so riesig viel Strom, 
so dass man nicht ständig wechseln muss, aber ich möchte nicht 
irgendwann nach dem Urlaub feststellen müssen, dass die Station schon 
seit 1-2 Wochen nicht mehr funktioniert. Eine Überwachungsschaltung, die 
kurz vor dem Zusammenbruch der Spannung eine Warnung abgibt, wäre ganz 
cool, aber das wird wohl nicht so einfach sein. Oder kann man das im 
Selbstbau zuverlässig hinbekommen?

2.) Steckernetzteil mit Kabel durch den Fensterrahmen und 
Notfallbatterie für Stromausfall. Nicht sehr elegant, aber so ein Kabel 
würde (mit leichter Verformung) zwischen Fenster und Rahmen durchpassen. 
Nun ist aber die Frage, ob es da Sicherheitsbedenken gibt. Als Netzteil 
hätte ich das hier im Auge: 
http://www.reichelt.de/Universalnetzteile/SNT-1000/3//index.html?ACTION=3&GROUPID=4977&ARTICLE=37127&SHOW=1&START=0&OFFSET=16&; 
Das hat Schutzklasse 2 und ist laut Beschreibung eigentlich nur für den 
Indoor-Gebrauch ausgelegt. Bei mir wäre ja das Netzteil selbst auch 
innen - nur das Kabel ginge nach außen. Hier würde mich vor allem 
interessieren, was passiert, wenn es durch Feuchtigkeit am Hohlstecker 
oder in der Schaltung einen Kurzschluss gäbe. In der Beschreibung steht 
"Kurzschlussschutz", aber was bedeutet das? Schaltet es bei Kurzschluss 
ab und kann weiterverwendet werden, wenn er behoben ist? Oder geht es 
dabei kaputt, schützt aber das primäre Spannungsnetz, so dass keine 
Sicherung deshalb fliegt? Oder was bedeutet es? Wichtig wäre mir vor 
allem, dass ich damit keine Schäden/Brände etc. im Haus verursache. ;-)
Außerdem habe ich hier im Forum gelesen, dass so ein Netzteil am 
Hohlstecker von einem Pol gegen Erde gemessen (nicht zwischen den beiden 
Polen am Hohlstecker logischerweise) durchaus Spannungen von bis zu 100 
VDC aufweisen kann. Kann das Probleme geben, wenn ein Pol leitend mit 
Erde verbunden wird? Wenn ja, welche? Kann man es als Mensch dann 
bedenkenlos anfassen? (Entschuldigt, die vielleicht dummen Fragen, aber 
in Sachen Elektrotechnik bin ich nicht so bewandert.

3.) Solarenergie. Sicher die teuerste Lösung, aber mit einem gewissen 
Reiz und Herausforderungscharakter. :-) Haltet ihr es für praktikabel, 
damit zuverlässig die Schaltung zu versorgen, wenn man nicht mehr als 
50-100 Euro ausgeben möchte (mit Akku, Laderegler und allem drum und 
dran)? Der finanzielle Aufwand würde sich für das Projekt natürlich nie 
lohnen, aber dafür wäre es irgendwie cool, weitgehend autonom und ich 
würde wieder was lernen.

4.) Andere Vorschläge von euch, falls vorhanden. :-)

Vielen Dank schonmal und viele Grüße,
Steffen

von Alex (Gast)


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Spannungsversorgung mit Steckernetzteil und Stützakku/Batterie ist 
wahrscheinlich das einfachste, verlässlichste und billigste!

Kurzschlussfest heißt, dass es dabei nicht kaputt geht!
Aber wenn Wasser auf deiner Platine einen Kurzschluss (Überstrom des 
Netzeils) auslöst ist deine Schaltung kaputt!
Kondenswasser leitet aber kaum und es können deshalb auch nur µA..mA 
fließen!
Falls du deine Schaltung schützen willst besprühe sie oben und unten mit 
Lötstopplack etc.

von Kai S. (kai1986)


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Hallo,

ich würde die Variante mit einer Batterie/Akku nehmen. Um es einfach zu 
halten könntest du einen Bleiakku verwenden (günstig und sehr einfach zu 
laden). Damit hättest du auch gleich ein wenig Gewicht, damit die 
Wetterstation nicht beim ersten Windstoß davon fliegt. Ist natürlich 
auch mit jedem anderen Akkutyp machbar, wobei 6V oder 12V vom Bleiakku 
ganz gut zu handhaben sind für Elektronik. Der Ladezustand eines Akkus 
lässt sich über die Spannung recht gut ermitteln, wenn man die 
Entladekurve des Akkus berücksichtigt. Wenn du das hast könntest du die 
Solarzelle zusätzlich verwenden, um den Akku wieder zu laden. Bei guter 
Auslegung sollte das damit viele Jahre funktionieren.

Gruß Kai

von Wolfgang (Gast)


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Du solltest dir für die Wetterstation erstmal die Verbrauchsszenarien 
überlegen.
Wie hoch ist die Stromaufnahme deiner einzelnen Sensoren im Betrieb?
Wie lange dauert eine Messung?
Wie oft soll gemessen werden?
Welche Spannung brauchen sie?

Es macht einen Riesenunterschied, ob du mit LDA 
Windgeschwindigkeitsprofile im 1/10-Sekundentakt mißt oder alle 15 min 
den Luftdruck.
http://de.wikipedia.org/wiki/Laserdoppler-Anemometrie

Wenn du das zusammengestellt (und ggf. optimiert) hast, weißt du, welche 
Energie deine Station über 24h aufnimmt. Dann kannst du Solarzellen- und 
Akkukapazitäten rechnen.

von Falk B. (falk)


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@Alex (Gast)

>Aber wenn Wasser auf deiner Platine einen Kurzschluss (Überstrom des
>Netzeils) auslöst ist deine Schaltung kaputt!

Du kennst weder die Schaltung noch wo und wie dort eine Kurzschluß 
passiert.

>Kondenswasser leitet aber kaum und es können deshalb auch nur µA..mA
>fließen!

Ausreichend, um die Funktion zu verhindern, auch ohne Abbrennen.

>Falls du deine Schaltung schützen willst besprühe sie oben und unten mit
>Lötstopplack etc.

Kaum. Denn wie der Name sagt, ist der zum Löten da. Und gesprüht wird 
der auch nicht, sondern laminiert. Und einfach eine Platine mit Lack, 
welcher Art auch immer, einsauen maht sie noch lange nicht 
feuchteresistent. Denn dazu muss der Lack diffusionsdicht sein.

Wie bei jedem problem sollte man einfach mal schauen wie das bisher 
gelöst wird. Viele Wetterstationen haben eine Batterie und sehr sparsame 
Elektronik, denn die meisten Parameter muss man nicht jede Sekunde 
messen, eher jede Stunde. Dazwischen macht die Elektronik ein 
Nickerchen, siehe Sleep Mode.

von Steffen S. (immanuel777)


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Hallo zusammen,

vielen Dank schonmal für eure Antworten. Dann werde ich wohl erstmal das 
Steckernetzteil mit Notfall-Batterie verwenden.

Dass ich mir den genauen Verbrauch mal ausrechnen muss, um den 
eventuellen Bedarf an Solarzellen abschätzen zu können bzw. wie lange 
eine Batterie halten würde, ist klar - und den Sleep mode meiner 
Komponenten werde ich natürlich auch verwenden. Dass handelsübliche 
Wetterstationen mit Batterien arbeiten, ist schon klar, aber ich wollte 
eben mal andere Optionen ausloten.

Dann wird die Solaroption wohl die zweite Stufe des Projekts. Ich 
beginne mal mit dem Netzteil.

"Kurzschlussfest" verstehe ich jetzt so, dass das Netzteil die 
Stromstärken aushält, die bei einem Kurzschluss auf der Sekundärseite 
entstehen können. Aber bemerke ich den Kurzschluss dann überhaupt? Ich 
nehme an, das Netzteil wird dann eine Menge Strom ziehen. Aber so viel, 
dass davon die Sicherung fliegen sollte, oder nicht? Oder schaltet das 
Netzteil dann irgendwie ab? Nicht, dass ich es dann erst auf der 
Stromrechnung sehe, dass etwas nicht passt. ;-) Dass die Schaltung durch 
den Kurzschluss in Mitleidenschaft gezogen werden kann, ich logisch.

Hat sonst jemand Bedenken bei der Lösung mit Netzteil und Batterie?

Viele Grüße,
Steffen

von Witzemacher (Gast)


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Wenn man mal die technischen Schwierigkeiten aus dem Kopf streicht, ist 
das schon lustig:
Wieso braucht man zusätzliche Energie für den Betrieb einer technischen 
Anlage, die unter anderem dazu dient Größen zu erfassen, die als die 
wichtigsten regenerativen Energiequellen bekannt sind, nämlich Wind und 
Sonnenlicht?
;-)

von Spaßvogel (Gast)


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Witzemacher schrieb:
> Wieso braucht man zusätzliche Energie für den Betrieb einer technischen
> Anlage, die unter anderem dazu dient Größen zu erfassen, die als die
> wichtigsten regenerativen Energiequellen bekannt sind, nämlich Wind und
> Sonnenlicht?

Weil man auch wissen möchte, wenn sie nicht zur Verfügung stehen ;-)

Schon beim Messen der Böigkeit des Windes, kommt man mit Dauertiefschlaf 
des µC nicht weit, sondern muss ihn alle paar Millisekunden aufwecken.

von reflex (Gast)


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Hallo Steffen,
ich würd jetzt auch zu Steckernetzteil und ggfs. Pufferbatterie (wenn 
man auch noch Stromausfälle überbrücken möchte) tendieren.

Die Isolierung gegen Feuchtigkeit ist davon zunächst unabhängig. Die 
Platinen könntest Du durch Plastikspray schützen, den Hohlstecker 
eventuell je nach Geometrie des Anschlusses durch Anschlusstüllen oder 
selbstverschweissendes Klebeband, wie sie in der Sat-Antennentechnik 
erhältlich sind, schützen. Oder noch einfacher, ein Stückchen 
Schrumpfschlauch drüberschrumpfen.

Möglicherweise sollte auch das Kabel geschützt werden, z.B. gegen die 
UV-Strahlung der Sonne. Kleiner unauffälliger Kabelkanal, sieht auch 
ordentlicher aus.

Die Solarvariante mit Pufferung ist auch denkbar, aber 
unverhältnismässig teuer.

Also, leg mal los, anschliessend bitte mal Fotos einstellen.

von Helmut L. (helmi1)


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reflex schrieb:
> Die Solarvariante mit Pufferung ist auch denkbar, aber
> unverhältnismässig teuer.

Gehst du kaufen billiges Solarlämpchen in Baumarkt dann hast du Zelle + 
Akku.

von Witzemacher (Gast)


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Spaßvogel schrieb:
> Schon beim Messen der Böigkeit des Windes, ..

Steffen S. schrieb:
> für meinen Balkon

Eine Messung der Windgeschwindigkeit auf oder an einem Balkon dürfte 
mehr über die aerodynamischen Eigenschaften des Gebäudes aussagen, als 
über die tatsächlichen Windverhältnisse. :-D

Das will der TE ja auch gar nicht:
Steffen S. schrieb:
> Temperatur, Luftdruck, Luftfeuchtigkeit

von Steffen S. (immanuel777)


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So, vielen Dank nochmal an alle.

Ich werde über die Weihnachtstage die Schaltung mal auf dem Steckbrett 
zusammenstellen und im Anschluss das Ganze nach außen bringen.

Wenn es Bilder von etwas funktionierendem gibt, werde ich welche posten.

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