Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Wirkungsgradmessung bei LEDs


von Stefan H. (Firma: dm2sh) (stefan_helmert)


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Hallo,

ich habe eine Idee wie man evtl. recht einfach den Wirkungsgrad einer 
LED messen könnte:

Die Messung erfolgt indirekt über die Wärmeentwicklung. Die LED selbst 
ist der Temperatursensor. Die Messung erfolgt in mehreren Schritten.

Die Temperatur wird anhand der Vorwärtsspannung gemessen. Mehrere 
kleiner Ströme werden eingespeist und die Spannungen gemessen. Die 
Strom-Spannungs-Kennlinie gibt Auskunft über die Temperatur. Der Wert in 
°C ist nicht relevant.

Es kann die Messung der Grundtemperatur (Umgebungstemperatur) erfolgen. 
Das ist aber nicht notwendig.

Die LED erhält einen Betriebsstrom. Der Strom, bei dem der Wirkungsgrad 
gemessen werden soll. Strom und Spannung werden gemessen/gespeichert, 
die Leistung ermittelt. Nach einiger Zeit wird die Temperatur gemessen 
(aus der Strom-Spannungs-Kennlinie). Das abgestrahlte Licht trägt nicht 
zur Erwärmung bei.

Im nächsten Schritt wird hochfrequente Wechselspannung an die LED 
angelegt. Die Spannung ist so niedrig, dass die LED nicht leuchtet. 
Durch dielektrische Verluste erwärmt sich der LED-Chip. Die eingebrachte 
Leistung wird gemessen und zyklisch wird auch die Temperatur über die 
Strom-Spannungs-Kennlinie indirekt gemessen. Der Pegel wird iterativ so 
angepasst, dass die gleiche Temperatur, d. h. die gleiche 
Strom-Spannungs-Kennlinie auftritt, wie im ersten Schritt, wo die LED 
leuchtete. Die Leistung wird abgespeichert.

Nun haben wir zwei Leistungsangaben, also einmal mit Lichtabgabe und 
einmal ohne Lichtabgabe, die zur gleichen Temperatur führen. Daraus den 
Wirkungsgrad zu errechnen ist ja dann keine Kunst mehr.

Ob das gut/genau klappt?
Es müsste ja eine elegante Low-Cost-Methode sein?
Hat das schon mal jemand versucht?
Gibt es ein Patent dazu?

von holger (Gast)


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ROFL

von Reinhard Kern (Gast)


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Stefan Helmert schrieb:
> Durch dielektrische Verluste erwärmt sich der LED-Chip.

Wahrscheinlich nicht, GaAs ist ein für Höchstfrequenzen geeignetes 
Material, das wäre sicher nicht so, wenn es merkliche dielektrische 
Verluste hätte. Ich schätze, so kann man allenfalls Wärme im Bereich µW 
zuführen, während es sich im Normalbetrieb um W handelt.

Gruss Reinhard

von Stefan H. (Firma: dm2sh) (stefan_helmert)


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OK, dann müsste man die LED rückwärts durchbrechen um sie zu erwärmen. 
Da ist der Wirkungsgrad deutlich geringer. Sie leuchtet zwar trotzdem, 
der Lichtstrom ist aber proportional zum elektrischen Strom. Beim 
Rückwärtsdurchbruch ist allerdings eine viel höhere Spannung nötig.

von Tilo R. (joey5337) Benutzerseite


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Halte ich für gewagt, aber man kann ja mal überlegen.

Ein paar Punkte sind mir aufgefallen:
1. Du willst die Temperatur der LED messen, stationär, d.h. im 
thermodynamischen Gleichgewicht. Das wird verdammt schwierig und 
ungenau, da du jeden Luftzug berücksichtigen musst. (Peking Effekt: In 
Peking fliegt ein Schmetterling los und bei uns wirds deswegen schlecht 
Wetter)

2. im zweiten Schritt "Die Spannung ist so niedrig, dass die LED nicht 
leuchtet". Such' mal den Knick an einer Diodenkennlinie...

3. Mach mal eine Fehlerrechnung.
D.h. stelle alle notwendigen Gleichungen etc. zusammen. So lange, bis du 
nur noch eine Formel hast:
Wirkungsgrad = "Formel mit vielen Messwerten"

Jetzt mach Annahmen, wie genau du die einzelnen Messwerte erfassen 
kannst, es ist z.B. nicht ganz einfach, Strom mit mehr als 10e-3 Fehler 
zu messen. Und schätze ab, welche Werte du wohl messen wirst.

Jetzt zur Fehlerrechnung:
Leite die Formal nach dem 1. Messwert ab. In die Ableitung setzt du 
jetzt deine angenommenen Messwerte ein und multiplizierst das dem 
entsprechenden Absolutfehler des Messwerts nach dem du abgeleitet hast.
Das ergibt den absoluten Fehler, verursacht durch die Ungenauigkeit des 
ersten Messwerts. Genau genommen musst die möglichen Fehler nach oben 
und unten separat betrachten.

Mach das mit jedem Messwert.

Und zähle die absoluten Messfehler nach oben und unten jeweils zusammen.

Was kommt raus?

von Stefan H. (Firma: dm2sh) (stefan_helmert)


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Tilo Renz schrieb:
> 2. im zweiten Schritt "Die Spannung ist so niedrig, dass die LED nicht
> leuchtet". Such' mal den Knick an einer Diodenkennlinie...

Falsch, das war ja nur zum hochheizen gedacht, hochfrequent. Gemessen 
wird ja mit normalem Strom.

Tilo Renz schrieb:
> 1. Du willst die Temperatur der LED messen, stationär, d.h. im
> thermodynamischen Gleichgewicht.

Man kann ja auch den Gradienten zu Beginn der Erwärmung messen.

von Tilo R. (joey5337) Benutzerseite


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Stefan Helmert schrieb:
> Tilo Renz schrieb:
>> 2. im zweiten Schritt "Die Spannung ist so niedrig, dass die LED nicht
>> leuchtet". Such' mal den Knick an einer Diodenkennlinie...
>
> Falsch, das war ja nur zum hochheizen gedacht, hochfrequent. Gemessen
> wird ja mit normalem Strom.

schon klar. Aber bei welcher Spannung leuchtet eine LED nicht mehr?
Wenn Vorwärtsstrom fließt leuchtet sie. Wenn du negativ vorspannst wird 
der intrinsiche Bereich größer. Die dabei sinkende Sperrschichtkapazität 
hilft nicht wirklich beim Heizen.


>
> Tilo Renz schrieb:
>> 1. Du willst die Temperatur der LED messen, stationär, d.h. im
>> thermodynamischen Gleichgewicht.
>
> Man kann ja auch den Gradienten zu Beginn der Erwärmung messen.

Könnte man machen, aber jetzt rechne das erst mal durch, mit der 
Fehlerrechnung. Dann sehen wir ja ob das überhaupt was werden kann.

Ich erinnere mich gut an ein Physik-Praktikum. Da gabs öfter so 
Ergebnisse wie Ergebnis 0.3  Fehler +/- 1
An der Fehlerrechnung sieht man auch sehr schön, welche Ungenauigkeiten 
wie stark zum Fehler beitragen, wo man also mit besseren Messgeräten 
nachbessern könnte und wo das vergebens ist.

von Lorenz (Gast)


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Vielleicht mit einem Kalorimeter?

1. Die LED befindet sich in der Mitte eines mit Flüssigkeit gefüllten 
Gefäßes, das als Kalorimeter dient.

2. Die Flüssigkeit wie auch die Gefäßwände sollten das sichtbare Licht 
weitgehend ungeschwächt passieren lassen. Die Gefäßwände sollten 
thermisch gut isolieren. Dieses Kalorimeter muß in einer nicht 
reflektierenden Umgebung (bspw. einem genügend großen, innen schwarzen 
Kasten) betrieben werden, um zu verhindern, daß reflektiertes sichbares 
Licht zurück in Gefäß nud Flüssigkeit geworfen wird (und so zur 
Erwärmung beiträgt).

3. Entsprechend den üblichen kalorimetrischen Verfahren kann über die 
Messung der Erwärmung der Flüssigkeit die von der LED abgegebene 
Wärmemenge bestimmt werden. Das ist die thermische Verlustleistung der 
LED. Die Leistung des sichtbaren Lichtes geht in diese Messung NICHT 
wesentlich mit ein, dieses Licht durchdringt die Flüssigkeit und das 
Gefäß ohne (nennenswert) zur Erwärmung der Flüssigkeit beizutragen.

4. Unter der Annahme, das die Leistung sämtlicher anderer 
elektomagnetischer Strahlung, andere als Infrarotstrahlung und 
sichtbares Licht, vernachlässigbar klein sind, muß die Leistung des die 
LED verlassenden sichtbaren Lichtes der Differenz:

 (Elektrische Leistung) - (kaliometrisch bestimmte Wärmeleistung)

entsprechen.

5. Zur Verifikation des Punkt 4. kann gezeigt werden, daß die Summe der 
abgestrahlten thermischen Leistung und der Leistung im Bereich des 
sichtbaren Lichtes (weitgehend) der zugführten elektischen Leistung 
entspricht. Auf zwei Arten:

5a. Die Flüssigkeit wird einfach undurchlässig für sichtbares Licht 
gemacht (Chemiker fragen - die schütteln bestimmt geeignete "Tröpfchen" 
oder "Pülverchen" locker aus dem Ärmel). Dann muß die kaliometrische 
Messung eine größere Wärmemenge ergeben - gemäß dem Gesetz der 
Energieerhaltung muß die Leistung im Bereich des sichtbaren Lichtes 
jetzt vollständig "zu Wärme(menge) umgesetzt" werden!

5b. Alternativ kann alles des Gefäß verlassende Licht zurückreflektiert 
werden - bspw. durch Umwicklung mit Alufolie. Oder durch Anbringung der 
Alufolie innen auf den Gefäßwänden, um den Meßfehler durch eine 
veränderte Wärmeabstrahlung des Gefäßes zu verringern.

von Uwe R. (aisnmann)


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Hmm, ist das nicht alles recht kompliziert? Erwärmung durch einige Watt 
Leistung im Bastelkeller messen...

Der klassische Weg ist doch die Messung in einer Ulbrichtkugel. Fassen 
wir das mal zusammen:

- eine leere Kugel mit zweckmässigem Durchmesser (sagen wir 20cm)
- innen weiss gestrichen (ideal: mit Bariumsulfat)
- 3 Löcher: einmal für Photozelle (hier würde ich halt ein einfaches 
Luxmeter verwenden), einmal für Hilfslampe (hier eine 5W Halogenlampe 
mit stabilisierter Versorgung z.B. Lab-NT-Hilfsspannung), einmal für 
Prüfling
- 2 Blenden im inneren: 1. vor der Hilfslampe sodass kein Direktlicht 
auf die Messzelle und auf den Prüfling fällt, 2. vor der Messzelle, 
sodass kein direktlicht vom Prüfling auf die Messzelle fällt.

2 Möglichkeiten des Messaufbaus:
- Variante a: der Prüfling befindet sich aussen und gemessen wird das 
was in die Kugel reinleuchtet
- Variante b: der Prüfling befindet sich in der Kugel (hängt am Kabel) 
und die Prüflingsöffnung wird verschlossen.

Ablauf der Messung Variante b (a sparen wir uns):

1. Ohne Prüfling wird bei verschlossener Kugel der Wert mit 
eingeschalteter Hilfslampe gemessen ($wert_leer).
2. Prüfling plazieren und NICHT einschalten, dann Wert mit Hilfslampe 
messen ($wert_voll).
2a. $Substitutionsfehler = $wert_leer - $wert_voll (ergibt das durch den 
Prüfling und dessen Gehäuse etc. absorbierte Licht)
3. Prüfling einschalten, Hilfslampe ausschalten, Prüfling messen 
($wert_prüfling)
4. $wert_prüfling - $Substitutionsfehler = $Zwischenergebniss

Das Zwischenergebniss entspricht im Grossen und ganzen dem gesuchten 
Lichtstrom. Wichtig ist diese Messung einmal mit einer bekannten Lampe 
($phi_normal) als Strahlungsnormal zu kalibrieren.
$kaliber = $phi_normal / $zwischenergebniss_mit_normallampe

beim eigentlichen Prüfling:
$phi_prüfling = $zwischenergebniss * $kaliber

Im Bastelkeller könnte man das nun einfach in nem weis angestrichenen 
Schuhkarton und eben einem Luxmeter als Messzelle bewerkstelligen. 
Fertig ist die Laube. Wichtig ist eben die Hilfslampe und die Messzelle 
mit einer kleinen Pappscheibe abzublenden.
Das problematischste ist wohl das Normal zu beschaffen. Vielleicht 
reicht da erstmal einfach eine 12V Halogenlampe mit 10W am Lab_NT.

Dürfte um 30% Absolutfehler sein und für Vergleichsmessungen um 10% 
daneben liegen.
Wenn man die Radiometrische Strahlungsleistung des Prüflings kennt, 
müsste man bei vergleichbarem Spektrum mit Luxmeter als Messzelle auch 
halbwegs auf die Radiometrischen Werte kommen (wegen des vorhandenen 
v_Lambda-Filters). Bei Erwärmung misst mal ja abgestrahltes IR mit als 
Emission.

bye uwe

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