Forum: Platinen Zinn weg(ätzen), Kupfer stehenlassen?


von Georg A. (georga)


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Hi,
gibts eine einfache Möglichkeit, eine Verzinnung (HAL) von der 
Kupferschicht irgendwie runterzubekommen ohne das Kupfer drunter arg in 
Mitleidenschaft zu ziehen? "nicht arg" heisst, die Kupferschicht 
möglichst glatt zu lassen ;)

Hintergrund: Ich habe da so ein paar Platinen mit Slotstecker, die 
"leider" verzinnt sind. Wenn das Kupfer nackt wäre, könnte man es 
zumindest oberflächlich galvanisch vergolden. Ich weiss, dass das Gold 
ohne Nickelschicht eindiffundiert, meinen Erfahrungen nach aber sehr 
langsam. Wäre trotzdem noch besser als der weiche Zinnschmodder im 
Slot...

von Testfall (Gast)


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Salzsäure. Ohne H2O2. Greift Kupfer nicht (kaum bis nicht) an.

von Testfall (Gast)


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Natürlich keine zwei Jahre drin lassen. Sogar Zitronensäure müsste 
gehen. Von Essigsäure rate ich ab, da Kupferacetat ausgesprochen grün 
und ein bisschen giftig ist.

von Carsten S. (dg3ycs)


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Hi,

Georg A. schrieb:
> Hi,
> gibts eine einfache Möglichkeit, eine Verzinnung (HAL) von der
> Kupferschicht irgendwie runterzubekommen ohne das Kupfer drunter arg in
> Mitleidenschaft zu ziehen? "nicht arg" heisst, die Kupferschicht
> möglichst glatt zu lassen ;)

Es gibt dafür nicht nur eine, sondern eine vielzahl möglichkeiten, ist 
in der Industriellen Leiterplattenproduktion ein ganz alltäglicher 
Produktionsschritt... (Dort bildet Zinn das Ätzresist)

Verwendet wird dort meist eine Lösung auf Basis von Salpetersäure + 
Zusätze, diese kann man auch fertig kaufen - Nur ob auch als Bastler in 
Kleinstmengen???

Auch wurden Verfahren auf Basis von Flourwasserstoffsäure verwendet aber 
diese überlegung verbietet sich als Hobbyist wohl von selbst - bei dem 
ZEug ist man froh wenn man damit NICHTS zu tun haben muss.

Evtl.
ist auch das lesen dieses Patents für dich interessant:
http://www.patent-de.com/19930422/DE3738307C2.html

Was man prüfen müsste ist ob für den Hausgebrauch nicht auch 
Salpetersäure (25%) alleine zum entfernen Ausreicht, also ob man mit der 
dabei stattfindenden Oxidation des Kupfers leben kann, bzw. ob sich 
durch ein folgendes Einlegen in eine andere Lösung (gering dosierte 
Schwefelsäure bspw) diese ausreichend entfernen lässt.
In der Industrieellen Version wird die ja durch die ggf. schwerer zu 
bekommenden Zusätze jeder Angriff des Lupfers völlig verhindert.

Zur Version mit HCL alleine kann ich nichts sagen!

Gruß
Carsten

von Testfall (Gast)


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Salpetersäure frisst Kupfer deutlich an.

Ein Cent zum testen bietet sich an, ist aber verboten, also nehmt 
Kupferkabel.

von Testfall (Gast)


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Ach so, um Missverständnissen vorzubeugen:

Um festzustellen, ob ein Metall von einer Säure angegriffen wird, stelle 
man sich vor, was passieren soll, Metall in Lösung und Säure zu 
Wasserstoff und Metallsalz. Nun hilft die elektrochemische 
Spannungsreihe und die verrät uns, dass in wässriger Lösung HCl aus 
Kupfer und Zinn Zinnchlorid und Wasserstoff macht und Kupfer lässt, wie 
es ist.

Bei der Salpetersäure sieht das ganze anders aus.

von herbert (Gast)


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Also mit ein bißchen Gefühl lässt sich die Zinnschicht mit dem 
Seno-Block entfernen ohne dass die Kupferschicht leidet.So dick ist die 
ja nicht.

von pegel (Gast)


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Testfall schrieb:
> Ein Cent zum testen bietet sich an, ist aber verboten

Solange Du den eingebauten Transponder nicht beschädigst gehst Du 
vielleicht Straffrei aus ......

von Georg A. (georga)


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Mal schauen, was die Haus-Chemie so hergibt... Reine Salzsäure steht 
AFAIK nicht rum, nur eine ganze Menge Salzsäure+Zinkchlorid-Gemisch für 
Ätzradierungen. Das ätzt dummerweise Kupfer recht gut ;)

> lässt sich die Zinnschicht mit dem Seno-Block entfernen

Isch 'abe abe' nur blaue Radiergummis :)

von SCNR (Gast)


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pegel schrieb:
> Solange Du den eingebauten Transponder nicht beschädigst gehst Du
> vielleicht Straffrei aus ......

Jep, stimmt. Wenn ich wieder einmal ein Transponder versehentlich aus 
einem 1 Cent Stück herausgeätzt habe schmeiße ich ihn bei meiner 
Hausbank unter den Fußabstreifer. Ist bisher noch niemand aufgefallen.

SCNR

von Testfall (Gast)


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Mit Rohrreiniger aufkochen. Sn(OH)2 löst sich ... mäßig gut.
Wird ewig dauern und ne riesige Sauerei.
Außerdem weiß ich nicht, wie sich das Platinenmaterial im stark 
Alkalischen verhält.

von Georg A. (georga)


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> Außerdem weiß ich nicht, wie sich das Platinenmaterial im stark
> Alkalischen verhält.

Äh ja, die Platine dazwischen sollte noch hart bleiben ;)

von Reinhard Kern (Gast)


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Georg A. schrieb:
> eine Verzinnung (HAL) von der
> Kupferschicht irgendwie runterzubekommen

Wenn du mit "Zinn Stripper" googelst, bekommst du, zwischen männlichen 
Tanzgruppen, einige Hinweise und Angebote dafür.

Gruss Reinhard

von Harald W. (wilhelms)


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Georg A. schrieb:

> Ich habe da so ein paar Platinen mit Slotstecker, die
> "leider" verzinnt sind.

Zinn ist als Kontaktmatereial gar nicht so schlecht, wenn man nur
selten stecken muss. Ich habe mal gelesen, das man damit gasdichte
verbindungen hinbekommt.
Gruss
Harald

von Georg A. (georga)


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Das hatte ich auch mal gedacht. Aufgrund der Langzeiterfahrungen bei 
einem anderen Projekt für Endkunden, wo der PCB-Hersteller die 
Vergoldung vergessen hat, glaube ich das aber nicht mehr. So nach 1-2 
Jahren fängts an, schlechten Kontakt zu geben. Einmal mit Radiergummi 
drüber und es ist wieder für eine Weile Ruhe. Aber nicht dauerhaft. 
Zumindest mit den typischen Hauchgoldbeschichtungen von PCIe-Steckern 
verträgt sich das Zinn wohl nicht auf Dauer...

von eProfi (Gast)


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Genau, beide Kontaktseiten sollen aus dem selben Material bestehen.
Zinn - Zinn geht einigermaßen.

von Falk B. (falk)


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Glasfaserpinsel?

von Georg A. (georga)


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Nachdem ich jetzt chemisch nichts brauchbares im Haus gefunden habe 
(Zitronensäure: ich wollte das schon noch dieses Jahr fertig haben..., 
Ätze für Radierung: Ist für Zink gedacht, hat auch effektiv nur so 5% 
HCl und führt zur Zinkabscheidung..., Fe3Cl: hinterlässt nur Sauerei) 
werde ich wohl den abrasiven Weg gehen müssen. Mal schauen, ich habe da 
so einen Schwamm mit Schleifmittel gefunden, wohl auch eine 
Hinterlassenschaft der Radierung...

von herbert (Gast)


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Georg A. schrieb:
> Mal schauen, ich habe da
> so einen Schwamm mit Schleifmittel gefunden, wohl auch eine
> Hinterlassenschaft der Radierung...

Wenn das sowas ist 70x95x25 mm ca...den kannst vergessen das ist ein 
100er Korn...damit ist auch das Kupfer gleich weg.Also so ein Seno Block 
kostet nicht die Welt und damit habe ich chemische Verzinnung sauber 
runtergeholt.Ja,ich weiß HAL ist dicker aber stetig Tropfen höhlt den 
Stein.Und der Senoblock schont dein Kupfer außer du findest gefallen am 
schleifen und tobst dich aus.Also mit so groben Zeug wie diese Baumarkt 
Schwämme sind ist das sehr riskant.

von Falk B. (falk)


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Scheuermilch aus der Küche?

von Falk B. (falk)


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Zahnpaste mit Scheifmitel?

von Michael S. (technicans)


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Vereinbar mal mit Falk einen Lokaltermin, dann soll er mal zeigen
was er sich da zusammen spinnt.

von Georg A. (georga)


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Katzenzungen ;)

Muss mal weitere Versuche an Resten machen... Der komische Schwamm 
(schwarz, Aufschrift "mittel") ist aber gar nicht so aggressiv, wie ich 
dachte und er sich anfühlt. Da muss man schon recht lange schrubben, bis 
das Kupfer durchschimmert. Aber für die zwei Platinen eine 
Profi-Strip-Lösung zu kaufen, lohnt sich irgendwie auch nicht.

Schon komisch, jetzt fummel ich schon so lange in der Elektronik rum und 
hatte bisher nie so ein Problem...

von herbert (Gast)


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Falk Brunner schrieb:
> Zahnpaste mit Scheifmitel?

Damit kannste wunderbar oxidierte Platinen ein jungfräuliches 
Erscheinungsbild verpassen .Ebenso auch chemisch verzinnten Platinen 
bevor man nachverzinnt.Ps :Habe heute für ein Lötexperiment eine Platine 
mit Lötlack beschichtet.30 Minuten im Ofen bei 60 Grad getrocknet und 
gerade habe ich sie in der Hand und welch ein Wunder sie pappt entgegen 
anderlautenden Meinungen überhaupt nicht mehr.Wen sie es trotzdem tut 
dann hat man sehr wahrscheinlich zu satt gesprüht...Krampf im Finger 
gehabt...;-)
Ps: Auf den Senoblock würde ich umsteigen sobald sich das Kupfer zeigt 
ist gesünder.

von Reinhard Kern (Gast)


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Carsten Sch. schrieb:
> in der Industriellen Leiterplattenproduktion ein ganz alltäglicher
> Produktionsschritt... (Dort bildet Zinn das Ätzresist)

Und wirtschaftlich tragbar, weil Zinn teuer ist und daraus 
wiedergewonnen werden kann. Der gemeine Bastler kann aber mit seiner 
Zinnlösung nicht zur Degussa gehen zum Recycling, die erwarten da so 
etwa eine 800 Liter-Gitterbox als Minimum-Lieferung, oder sie kommen mit 
einem Tankwagen vorbei. Zinn ist ausserdem bei der Entsorgung ähnlich 
kritisch wie Kupfer, und das ev. vorhandene Blei noch mehr.

Gruss Reinhard

von Michael S. (technicans)


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Reinhard Kern schrieb:
> und das ev. vorhandene Blei noch mehr.

Wie soll denn da Blei bei sein? Das kommt doch erst in der HAL, falls
überhaupt noch, mit der Leiterplatte in Verbindung.

von Wilhelm F. (Gast)


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Georg A. schrieb:

> gibts eine einfache Möglichkeit, eine Verzinnung (HAL) von der
> Kupferschicht irgendwie runterzubekommen ohne das Kupfer drunter arg in
> Mitleidenschaft zu ziehen?

Ganz runter bekommen wird man das Zinn wohl nicht, denn es bildet sich 
ja bei der Verzinnung bereits eine Bronzelegierung an den 
Grenzschichten.

Legierungen wieder zu trennen, ist möglich, aber teuer, und dann können 
das oft nur die Metallhütten in professionellen Verfahren.

von Reinhard Kern (Gast)


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Michael S. schrieb:
> Wie soll denn da Blei bei sein?

Notwendig ist es nicht, das stimmt natürlich. Es gibt oder gab aber 
Zinn-Blei-Bäder, und ich weiss nicht ob die alle ausser Betrieb genommen 
wurden. Ist eh egal, Schwermetall ist Schwermetall, abwassermässig.

Gruss Reinhard

von Sni T. (sniti)


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von Michael S. (technicans)


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Reinhard Kern schrieb:
> Es gibt oder gab aber Zinn-Blei-Bäder
 Was sollen denn das für Bäder gewesen sein?
Sicherlich nicht galvanisch, denn die können keine Legierungen
verarbeiten, weil die wie ein elektrochemischer Filter o.s.ä.
arbeiten. Diese Eigenschaft macht man sich nämlich zu Nutze.
Entweder wird Kupfer, Zinn oder Gold, Nickel usw. (mit Zusätzen
auch Glänzend) abgeschieden und es ist immer nur EIN Metall.
Anders kenne ich es nicht und die Galvanotechnik vom Leuze-Verlag
hab ich auch ne Weile gelesen.

von Ni-Au (Gast)


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Sni Ti schrieb:
> Eventuell hilft ja das weiter:
> http://www.solder.net/?option=com_videoflow&task=p...
>
> http://www.solder.net/?option=com_videoflow&task=p...
>
> http://www.solder.net/index.php?option=com_videofl...

Coole Videos, Ni/Au selfmade Platinen das wäre ja ganz was neues.

Es gibt doch bestimmt einige Firmen die Oberflächenveredelung anbieten!
Ist es teuer so eine Platine 160x100 mit chemisch Ni/Au zu veredeln?!

Was kostet so eine Ni/Au-Veredelung, oder ist es für ein Privatman nicht 
machbar?!

von Reinhard Kern (Gast)


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Michael S. schrieb:
> Was sollen denn das für Bäder gewesen sein?
> Sicherlich nicht galvanisch

Das ist schlicht ein Irrtum. Allerdings völlig unwichtig innerhalb 
dieses Threads. Wenn du aber tatsächlich ein wenig Ahnung von Galvanik 
hast, wird es dich nicht überraschen, dass Legierungsbäder sehr 
aufwendig zu führen sind, und es gibt auch nur für wenige Legierungen 
galvanische Verfahren. Schwierig heisst aber ebensowenig dass es etwas 
nicht gibt wie die Tatsache, dass du es nicht kennst. Der Zweck dieser 
Bäder war, nicht ganz abwegig, eine galvanische Schicht, die man 
aufschmelzen kann. Eben wegen der Schwierigkeit hat man das weitgehend 
aufgegeben.

Von Zinn-Blei abgesehen ist die pauschale Behauptung, es gäbe keine 
Legierungsbäder, schon deshalb völlig unsinnig, weil Goldbäder für 
technische Zwecke immer Goldlegierungen abscheiden, reines Gold wäre 
viel zu weich. Deswegen heisst das dann Hartvergoldung. Aber vielleicht 
lernt man ja an der Uni, dass man keine Legierungen abscheiden kann, das 
würde mich jetzt überhaupt nicht überraschen.

Gruss Reinhard

von MaWin (Gast)


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> http://www.solder.net/?option=com_videoflow

Wie gerne es die elektronischen Bauteile auf der PLatine haben,
wenn sie mit 6V gebraten werden, ist allerdings zweifelhaft.

Bei Conrad gibt es total überteuert auch
http://www.conrad.de/ce/de/product/530506/Handgalvanisier-Set
mit dem sich dasselbe erreichen lässt,

aber möglichst auf neuen Platinen, möglichst mit Kurzschlussstreifen
zwischen allen Kontakten (der dann hinterher abgesägt wird).

So ein Set wird wohl eher verwendet, um Sicherungen für audiophile
Deppen zu vergolden.

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