Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Schneider Team 300 Schaltbild?


von Martin S. (sirnails)


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Heyho,

ich habe wiedermal ein "Luxusgerät" zur Reparatur bekommen. Die Endstufe 
tut nicht, was sie soll. Entweder ist hier Flüssigkeit eingedrungen, 
oder einer der Elkos ist ausgelaufen. In jedem Falle sind einige 
Bauteile bis zur Unkenntlichkeit vergammelt.

Endstufe ist nebenbei ein toller Japan-Hybrid SI1135HD. Aber auch für 
diesen habe ich kein Datenblatt mit Referenzdesign gefunden. Mit diesem 
hätte man auch vielleicht herausfinden können, welche Bauteile hinüber 
sind.

Wenn hier jemand etwas zur Hand hat, wäre ich sehr dankbar. Eigentlich 
ein ganz passables Gerät. Wenn der Hybrid noch intakt ist, wäre es 
schade, das Teil wegzuwerfen.

Grüße

M. Schwaikert.

von Martin S. (sirnails)


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Also gut, ich bin dem Fehler soweit auf die Schliche gekommen. Nur eines 
verstehe ich noch nicht: Warum schaltet man einen Tantalkondensator mit 
einer Z-Diode in Reihe?

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Wenn der Tantalelko auf Kurzschluss geht (eine ihrer 
Lieblingsfunktionen), fängt die Z-Diode an, zu wirken :-)
Nee, mal Ernst beiseite, für eine solche Schaltung gibt es keinen Grund 
- es sei denn, du hast noch eine Leitung übersehen, die zwischen Tantal 
und Zenerdiode abzweigt.

von Martin S. (sirnails)


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Matthias Sch. schrieb:
> - es sei denn, du hast noch eine Leitung übersehen, die zwischen Tantal
> und Zenerdiode abzweigt.

Das dachte ich mir auch. Ich habe noch nie so eine Stabilisierschaltung 
gesehen. Merkwürdig ist auch, dass eben genau diese Z-Diode (hier soll 
wohl die Spannung für die Vorstufe erzeugt weden), total hinüber ist. 
Ich blick da nicht durch. Ich habe diesen Schaltungsteil dreimal 
aufgenommen...

Ich poste mal einen Schaltplan, den ich gerade zeichne. Da sind noch ein 
paar mehr merkwürdige Dinge.

von Martin S. (sirnails)


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Guten Tag,

ich habe jetzt die Spannungsversorgung des Verstärkers soweit als 
Schaltbild aufgenommen. Nur werde ich aus einigen Bereichen nicht 
schlau. Vielleicht hat hier ja jemand eine Eingebung.

Wie bereits gesagt findet sich die Kombination Tantal+Z-Diode in Reihe 
des öfteren. Was soll diese Schaltung bewirken?

Die Ausgänge B1-B3 werden nur über eine Tantalperle miteinander 
verbunden. Das kann doch gar nicht funktionieren?!

Es kann durchaus sein, dass sich hier ein Fehler eingeschlichen hat, 
obwohl ich die Schaltung mehrfach geprüft habe. Was könnte die 
geschossene Z-Diode an Ausgang B3 für einen Spannungswert gehabt haben? 
Hieran hängt die Vorstufe, die nicht mehr tut.

Grüße

M. Schwaikert

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Der Gleichrichter kann auf keinen Fall so stimmen. Die beiden Dioden 
ganz rechts würden ja jede positive Halbwelle kurzschliessen. Da sind 2 
Dioden mit falscher Polung eingezeichnet. Falls der Rest aber stimmt, 
ist die Zenerdiode ohne jede Wirkung. Übrigens gehen Tantals wirklich 
gerne auf Kurzschluss. Prüfe das mal.

So 12-15 Volt hat sie, würde ich mal vermuten. Wenn in der Vorstufe 
Kondensatoren mit 16 Volt Spannungsfestigkeit eingebaut sind, sind 
vermutlich 12 Volt der richtige Wert.

von Martin S. (sirnails)


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Matthias Sch. schrieb:
> Der Gleichrichter kann auf keinen Fall so stimmen. Die beiden Dioden
> ganz rechts würden ja jede positive Halbwelle kurzschliessen. Da sind 2
> Dioden mit falscher Polung eingezeichnet.

Sehe ich auch so. Das Layout ist eine totale Katastrophe, das bekommt 
jeder Lehrling besser hin. Ich kenne die Anordnung der 
Gleichrichterdioden eigentlich so, dass sie schön alle nebeneinander 
sitzen, und entsprechend die Leiterbahnen verlaufen. Hier sind sie 
paarweise, aber räumlich voneinander getrennt. Dann geht die Erde Kreuz 
und Quer durch die Schaltung. Ich hatte mal die Vorstufe komplett 
abgetrennt von der Endstufe, um zu gucken, ob der Hybrid überhaupt noch 
funktioniert. Ergebnis: +20V Gleichspannung auf dem Lautsprecherausgang. 
Hier wird die Masse der Endstufe durch die Masse der Vorstufe auf "0V" 
gezogen. Alles sehr sehr komisch.

> Falls der Rest aber stimmt,

Bezweifel ich sehr stark.

> ist die Zenerdiode ohne jede Wirkung.

Das war auch mein Gedanke. Da sich diese Art der Schaltung allerdings 
zweimal findet, und ich das auch mehrfach überprüft habe, gehe ich mal 
davon aus, dass ich hier beim Übertragen keinen Fehler gemacht habe. 
Allerdings kann eigentlich nur das der Fall sein.

Auch ist enorm sonderbar, dass die gesamte Versorgungsspannung durch 
einen Tantalkondensator gleichstrommäßig hirnrissig ist. Aber auch hier 
habe ich zweimal geguckt.

> Übrigens gehen Tantals wirklich
> gerne auf Kurzschluss. Prüfe das mal.

Das kommt als nächstes.

> So 12-15 Volt hat sie, würde ich mal vermuten.

Die Diode ist zweigeteilt. Es ist irgendwas mit 1 zu erkennen, demnach 
5,1 oder 9,1V (wenn ich die Reihe gerade richtig im Kopf habe). 5,1 
ergibt keinen Sinn, 9,1 schon eher. Aber ob es wirklich eine 1 ist, oder 
nur wie eine aussieht, oder ob das nicht irgend eine andere Beschriftung 
ist, weiß ich nicht sicher. So wie die Schaltung jetzt ist, kommen da 
22V heraus. Die Vorstufe verzerrt sehr stark und liefert keine 
Ausgangsleistung. Das klingt also schon stark nach komplett falschen 
Arbeitspunkten.

> Wenn in der Vorstufe
> Kondensatoren mit 16 Volt Spannungsfestigkeit eingebaut sind, sind
> vermutlich 12 Volt der richtige Wert.

Könnte gut hinkommen. Arg viel mehr sollte die wohl kaum bekommen.

So wie die Schaltung oben ist, ist das total hirnrissig. Ich denke, ich 
werde da nochmal ran müssen.

Auch weiß ich nicht, ob der Widerstand mit 84K an B1 überhaupt stimmt. 
Natürlich war der Schaltungsteil mit einem schwarzen Zeug übergossen und 
was hier noch lesbar war, wurde durch das Elektrolyt des Elkos total 
unleserlich. Da es ein Kohleschichtwiderstand ist, kann der auch 
hochohmig geworden sein. Ein richtiger Schaltplan wäre schon sehr edel.

von Martin S. (sirnails)


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PS: War denn ein 7812 damals so teuer, dass man hier so eine 
Krampfschaltung Marke Eigenbau nutzen musste?

von Martin S. (sirnails)


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So, im Anhang mal das bearbeitete Layout. Ich schmeiße das Handtuch. 
Einspeisung ist unten rechts an den beiden Sicherungen, wie hinterher an 
B3 eine sinnvolle Betriebsspannung herauskommen soll, ist mir ein 
Rätsel.

Grüße

M. Schwaikert.

von Martin S. (sirnails)


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Ahhh das Rätsel ist gelöst. Es sind gar keine Tantalperlen, sondern 
Spulen :-/ Aber warum man eine Z-Stabilisierung mit einer Spule baut, 
habe ich trotzdem nicht verstanden.

von Teo D. (teoderix)


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Ich würd gern mal Spulen sehen die man mit Tantals verwechseln kann. 
Möchte nicht auf den selben Trugschluss reinfallen.

von Martin S. (sirnails)


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Teo Derix schrieb:
> Ich würd gern mal Spulen sehen die man mit Tantals verwechseln kann.
> Möchte nicht auf den selben Trugschluss reinfallen.

Ich bin scheinbar nicht der einzige, der damit so seine Probleme hatte.

Beitrag "Spule: Unbekannter Wert - Was bedeutet der Farbcode?"

Wenn man es weiß, sieht man auch, dass es durchaus Unterschiede zwischen 
Tantal-Perlen und Spulen-Perlen gibt. Aber für mich ist diese 30-40 
jahre alte Elektronik fremd und daher bin ich dem gehörig auf den Leim 
gegangen.

von Martin S. (sirnails)


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So, ich hab jetzt die Nase voll. Soll das Teil doch kaputt sein - ich 
bau jetzt einen 7812 für die Versorgung ein, und dann hab ich meine 
Ruhe. Keine Ahnung was Schneider hier für umetikettierte Bauteile aus 
Konkursmasse eingelötet hat... Jedenfalls ist das Zeug keinen Pfennig 
mehr wert, als heute Behringer.

von Michel M. (elec-deniel)


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trotz der Nasenprobleme ...
wie wärs mit ....

"Snubber Circuit" ...
"Snubber Circuit Design"
"RC Snubber" oder
"RCD Snubber" ....

dafür gibt es dann die

"Snubber Circuit Design Calculators" ...

aber interessant ist
"Calculating Optimum Snubbers"

der auch in viele Audio-Foren genannt wird ..

von eProfi (Gast)


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Das SIL16-IC ist von Sanken (SAK), ein ähnliches heißt

Im Buch
5000 Integrated Circuits - power audio amplifiers - databook
von Eugene Turuta (Marc Miraj MarCMiRaJ) 2008
http://radiomechanic.net/prochyee-spravochnaya-literatura/1452-5000-integrated-circuits-power-audio-amplifiers.html
Auszug daraus:
http://www.turuta.md/demobook/Audio_amplifiers_ICs_sample.pdf
müsste was stehen.
Allerdings konnte ich es nirgens sicher downloaden. Hat jemand Erfolg?
Bitte als Anhang posten.

Vom 2x 25W SI1125HD habe ich was in schlechter Qualität gefunden:
http://datasheet.elcodis.com/pdf2/93/30/933003/si1125hd.pdf

von eProfi (Gast)


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ein dem SI-1125HD ähnliches IC heißt ECG1351 von ECG Semiconductors.
Ich habe ein gut lesbares Datenblatt angehängt.

Pinout:
1 - 16 Ripple Filter Capacitor +
2 - 15 Input Capacitor -
3 - 14 Ripple Filter Capacitor -
4 - 13 Power Supply -
5 - 12 Feedback Resistor
6 - 11 Bootstrap Capacitor +
7      Power Supply -
8      Ch-2 Output
9      Power Supply +
10     Ch-1 Output

Komisch: 3x  Supply -     nur 1x  Supply +


Techn. Daten des SI-1135HD:
SI1135HD
Sanken Electric
Search: SI1135HD
Dual-Channel Audio Power-Output Amplifier
Outp Pwr Min.=35W x2
@R(load) (Ohms)=8.0
Upper 3dB Frequency (Hz)=60k
AV (dB) Min.=26
Input Resistance Min. (Ohms)=56k
THD Max. (%)=500m
Quies. Pwr (W)=6.0
Nom. Supp (V)= 60
Status=Discontinued
Package=SIP
Pins=16

Auf der Platine steht Kuotiang.
Kannst Du bitte die Bauteilseite auch gut fotographieren?
Malst Du den Plan bitte neu.
Die 10pF parallel zu den Dioden scheinen mir eher 10nF.

Die Stabilisierung dürfte nur den Vorverstärker versorgen.
Viel Erfolg bei Deiner Reparatur, bitte beschreibe den Fortgang.

von Besserwisser (Gast)


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Die Zenerdiode Ze (ECG5013A) hat 6,2V 0,5W.
Beim SI-1125 könnte es 6 - 12V heißen.

Komisch ist auch, dass bei 2 / 15 Input Capacitor - (Minus) steht, 
wogegen im Schaltplan der + des Koppel-Cs angeschlossen ist (was auch 
richtiger sein dürfte, denn die Spannung an 2 / 15 sollte gleich sein 
wie die an 5 / 12, da ist auch + des Cs angeschlossen).

ECG wurde von Philips acquiriert.

von Martin S. (sirnails)


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Guten Morgen,

danke für eure Tipps. Zur Endstufe bin ich tatsächlich über das 5000 IC 
Amps Buch fündig geworden. Zu finden auf einer ominösen russischen Seite 
mit viel ungutem Gefühl. Den GVU-Trojaner hab ich mir nicht eingefangen.

Die Endstufe funktioniert, es geht hauptsächlich um die 
Versorgungsspannung des FM-Tuners sowie des Vorverstärkers, aus dem ich 
einfach nicht schlau wurde. An 12V betrieben liefert das Teil einen 
sauberen Sinus im Ausgang mit einem Verstärkungsfaktor von ungefähr 2-5 
(hab das nicht genau im Kopf). Beide Kanäle mit einem 1kHz Sinus 1V SS 
versorgt und einen schönen Ausgang erhalten. Das gleiche nochmal mit 
einem Audiosignal versucht und es kam nurnoch Schrott.

Ich hatte jetzt über die Tage keine Zeit gehabt, mich damit weiter zu 
beschäftigen. Aber ich mach mich jetzt wieder dran.

Besserwisser schrieb:
> Die Zenerdiode Ze (ECG5013A) hat 6,2V 0,5W.

Das dürfte die der Endstufe sein, die ist ok. Kaputt sind die auf der 
Spannungsversorgung zur Vorstufe. Da die Vorstufe mit 12V zu 
funktionieren scheint (hab den obigen Fehler bisher nicht weiter 
verfolgt) wäre meine nächste Idee gewesen, das Teil über einen 7824 und 
7812 zu versorgen. Das Netzteil macht zu viel Spannung für den 7812, 
daher noch der 7824 davor.

Blöderweise hat Schneider das Teil wohl selbst nicht entwickelt was auch 
erklären würde, warum über das Teil so gar nichts zu finden ist. Und 
selbst wenn, dann würden einem die Exotenbezeichnungen W35 und W115 kaum 
weiterhelfen.

von Martin B. (statler)


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Hi,

die "merkwürdige Tantalpille" zwischen AC4 und B1-3 sieht zusammen mit 
den  beiden Dioden 1N4003 einer Spannungsverdopplerstufe recht ähnlich. 
Deshalb hat der Elko dahinter auch 63V. Der Widerstand könnte ohne 
weiteres 84k haben (wobei ich mich frage in welcher Normreihe der wohl 
liegt). B1 ist wahrscheinlich die Spannungsversorgung für die 
Kapazitätsdioden im Tuner.
hast du den Farbkode abgelesen oder den Wert ausgemessen? Evtl, hast du 
den Farbkode in falscher Leserichtung abgelesen und es ist nicht 
grau-gelb-rot-silber sondern grau-rot-gelb-silber (820k)
Merkwürdig ist dann aber die Leistungsangabe der beiden Widerstände 1k2 
und 680R. Die ist mit 3W viel zu hoch für eine Greinacher-Schaltung.

von Martin S. (sirnails)


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Hallo Martin,

vielen Dank für Deinen Versuch zu helfen. Der 84K Widerstand hat Silber 
silber silber silber... oder anders formuliert: Die Grundierung, auf 
denen die Farben aufgetragen wurden. Durch die "Vergammelung" durch das 
ausgelaufene Elektrolyt ist da nichts mehr lesbar. Die 84K waren 
gemessen, und ob sie stimmen ist wohl ohne Schaltbild nicht 
nachvollziehbar.

Die Tantalperlen haben sie ja - wie gesagt - als Spulen entpuppt.

von Martin S. (sirnails)


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eProfi schrieb:
> ein dem SI-1125HD ähnliches IC heißt ECG1351 von ECG Semiconductors.
> Ich habe ein gut lesbares Datenblatt angehängt.

Danke, von der Beschaltung ist der identisch. Ich hatte leider dafür 
ebenfalls kein Datenblatt gefunden.

> Techn. Daten des SI-1135HD:
> Input Resistance Min. (Ohms)=56k

Ich bin verzweifelt an der Vorstufe, bis ich gelesen hatte, dass der 
Eingangswiderstand 56kOhm sind. Ich hatte einen anderen Hybrid 
angeklemmt und es kam nur Müll raus. Wie sich herausstellte ist die 
Maximallast 20kOhm. So kann man ein Phantom jagen.

> Quies. Pwr (W)=6.0

Furchtbar... gab es damals nichts besseres?

> Die Stabilisierung dürfte nur den Vorverstärker versorgen.

Richtig. 1,5V sowie 12V für den Tuner, ? Volt für die Vorstufe und 48V 
für den Schallplattenspieler?

> Viel Erfolg bei Deiner Reparatur, bitte beschreibe den Fortgang.

Ich habe jetzt die Lösung 7824 + 7812 verbaut. Das schien mir jetzt die 
schnellste Lösung. Das Teil läuft wieder aber irgendwo scheint noch ein 
Massefehler drauf zu sein. Falls gewünscht, kann ich noch ein Photo 
davon hochladen.

Vielen Dank euch allen :)

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