Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Ringkerntrafos in Schaltnetzteilen ?


von Völlig Ahnungslos (Gast)


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Wenn Ringkerntrafos bessere Wirkungsgrade haben, warum werden diese dann 
nicht in Schaltnetzteilen eingesetzt ?

Oder habe ich was verpasst ?

von mhh (Gast)


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Völlig Ahnungslos schrieb:
> Oder habe ich was verpasst ?

Ja.

Je höher die Frequenz der zu übertragenden Spannung ist, um so kleiner 
kann der Trafo sein. Kleine Ringe sind aber schlechter zu bewickeln als 
die sich durchgesetzten Lego-Teile.

Und große, teure & schwere Trafos will man ja nicht mehr, weshalb es 
Richtung primärgetakteter SNTe ging.

von Völlig Ahnungslos (Gast)


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mhh schrieb:

> Kleine Ringe sind aber schlechter zu bewickeln als
> die sich durchgesetzten Lego-Teile.

Ist das der einzige Grund ?

von Michael H. (Gast)


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Zwischen Primärseite und Sekundärseite musst du die Energie 
zwsichenspeichern, und das tut man im sog. Luftspalt.
Diesen kann man mit den "Lego Teilen" sehr effizient einstellen, und 
dann auch einfach produzieren.
Kürzlich gab es im EEV-Blog (Dave Johnes YouTube) einen Teardown. Sehr 
empfehlenswert, da lernt man vieles, was man nicht machen sollte.

Sind wir mal ehrlich: So ein SNT hat bei ganz kleinen Ausgangsspannungen 
einen beschissenen Wirkungsgrad:

Primärseite: Einweggleichrichtung/keine PFC/keine Filterung. (Aber 
erwartet man das, wenn das Teil die größe eines Golfball hat?
Auf der Sekundärseite hast du dann nochmals Diodenverluste durch die 
Gleichrichtung die deutlich höher sind als die des Trafos.

Lass es mich mal so formulieren: Bevor man am Trafo schraubt, schraubt 
man gewöhnlich woanders: Synchrone Gleichrichtung. Gute Ferrite sind 
sehr viel wert, und eine Wissenschafft für sich.

Generell will man ja den Trafo so klein wie möglich machen, um Kosten 
und Gewicht zu sparen? (Oder bist du bereit für deinen Laptop ein 5kg 
Netzteil rumzuschleppen, wenn der Laptop wie in meinem Fall 1,2kg wiegt? 
Eher nein.

Also grundsätzlich hast du bei Trafokernen zwei (naja 3) 
Wahlmöglichkeiten (bitte korrigiert mich wenn ich jetzt was falsches 
erzähle).
1. 50Hz Opa Technologie: Wie zu Opas zeiten beim Röhrenverstärker: 
Eisenbleche. Aber eigentlich ist das keine Option mehr, da:
1.1. Zu Schwer
1.2. Zu aufwendig zu produzieren
1.3. Zu viel Kupfer
Vom Wirkungsgrad kann ich leider gerade nichts fundiertes dazu sagen, 
aber du hast signifikate Standby-Verluste, da der Trafo im Standby immer 
hin-und her gepolt wird.
2. 20kHz Technologie: Das sind die sog. HighFlux Materialen, die große 
Felder vertragen.
[Abtriftender Einschub: Das nenne ich jetzt mal 90er TV Technologie: Man 
nimmt einen Flyback und erzeugt damit z.B. die Ansteuerspannungen für 
Röhren und so. Nachteil dieser Technologie ist das penetrante TV 
Pfeiffen, dass du überall hörst. (Da krieg ich die krätze)]
Vorteil sind hohe Felderstärken, du kannst mit niedrigen Frequenzen 
arbeiten, mittels Regelung kann man steuern, wieviel Energie man über 
den Trafo rüberschiebt.
Die Materialforschung hat dann auch ein paar Patentmaterialen wie 
Nanokristaline Kerne entwickelt, die mittlere Frequenten (~70kHz) und 
höhere Feldstärken. Man kann also viel Leistung bei kleiner Bauform 
rüberschieben. Das Material ist aber relativ teuer. Auf der Electronica 
gab es hier einige Anbieter.

Also ist man (bzw. ich) dazu übergegangen, die Frequenzen 
hochzuschrauben. Und da kommen wir dann zum aktuellen Gebiet, das ich 
sehr interessant finde.
Schalter werden immer schneller, und ich sehe die Zeit kommen, wo man 
mit Frequenzen von bis zu 500kHz KWs rüberschieben kann. Habt ihr schon 
GaN Mosfets gesehen? http://epc-co.com/
(Silicon Carbite kennt ja mittlerweile jeder, desshalb gehe ich darauf 
mal nicht ein...)

Da wird sicher noch einiges tun, vorallem im HighVoltage Bereich. Die 
nächsten 5 Jahre werden hier sicherlicht interessant.

Zum Abschluss muss ich noch eines Klarstellen: Schaltnetzteil heist 
nicht immer gleich besissener Wirkungsgrad und blöde Standby Power 
Consumption.
Im Vergleich zu Kleinleistungstrafos hat sich da schon sehr sehr viel 
zum positiven verändert.

von Falk B. (falk)


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@Michael H. (Gast)

>Zwischen Primärseite und Sekundärseite musst du die Energie
>zwsichenspeichern,

Nö, das muss man nur beim Sperrwandler. Flußwandler haben keinen 
Luftspalt.

>Sind wir mal ehrlich: So ein SNT hat bei ganz kleinen Ausgangsspannungen
>einen beschissenen Wirkungsgrad:

Blödsinn. Schau dir mal den Schaltregler für dein Mainboard an. Dort 
wird ca. 1V bei 100A erzeugt, und das mit 80%++ Wirkungsgrad.

>1.1. Zu Schwer

Ja.

>1.2. Zu aufwendig zu produzieren

Nö.

>1.3. Zu viel Kupfer

Naja.

>Vom Wirkungsgrad kann ich leider gerade nichts fundiertes dazu sagen,
>aber du hast signifikate Standby-Verluste, da der Trafo im Standby immer
>hin-und her gepolt wird.

Was kein Problem ist, denn es ist Blindleistung. Klassische 50 Hz Trafos 
mit sehr wenig Leerlaufverlusten kann man bauen, wenn man denn will.

>2. 20kHz Technologie: Das sind die sog. HighFlux Materialen, die große
>Felder vertragen.

Es gibt keine 20 kHz Technologie, bestenfalls die 
Schaltnetzteiltechnologie. Und die arbeitet heute kaum noch mit 20 kHz, 
eher 100-500kHz.

>Nanokristaline Kerne entwickelt, die mittlere Frequenten (~70kHz) und
>höhere Feldstärken.

Flußdichte, ist was anderes als magnetische Feldstärke.

von Harald W. (wilhelms)


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Michael H. schrieb:

> Generell will man ja den Trafo so klein wie möglich machen, um Kosten
> und Gewicht zu sparen? (Oder bist du bereit für deinen Laptop ein 5kg
> Netzteil rumzuschleppen, wenn der Laptop wie in meinem Fall 1,2kg wiegt?
> Eher nein.

Dafür muss man ein Netzkabel mitschleppen, mit dem man auch eine
Waschmaschine anschliessen könnte und das zumindest vom Volumen
her größer als das Netzteil ist...  :-(
Gruss
Harald

von Völlig Ahnungslos (Gast)


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Michael H. schrieb:
> Generell will man ja den Trafo so klein wie möglich machen, um Kosten
> und Gewicht zu sparen? (Oder bist du bereit für deinen Laptop ein 5kg
> Netzteil rumzuschleppen, wenn der Laptop wie in meinem Fall 1,2kg wiegt?
> Eher nein.

Ich meinte eigentlich ein Schaltnetzteil welches als Trafo einen 
Ringkern benutzt um es kleiner und effizienter zu machen. Also den 
Ringkerntrafo mit hoher Frequenz betreiben.

von Völlig Ahnungslos (Gast)


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Michael H. schrieb:
> Zwischen Primärseite und Sekundärseite musst du die Energie
> zwsichenspeichern, und das tut man im sog. Luftspalt.

Das muss aber bei allen Trafos passieren, egal ob normal in 50Hz, 
Ringkern in 50Hz oder hochfrequent im Schaltnetzteil. Insofern sehe ich 
da kein nogo für Ringkern in Schaltnetzteilen.

von Hans Franz (Gast)


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Völlig Ahnungslos schrieb:
> Michael H. schrieb:
>> Zwischen Primärseite und Sekundärseite musst du die Energie
>> zwsichenspeichern, und das tut man im sog. Luftspalt.
>
>
> Das muss aber bei allen Trafos passieren, egal ob normal in 50Hz,
> Ringkern in 50Hz oder hochfrequent im Schaltnetzteil. Insofern sehe ich
> da kein nogo für Ringkern in Schaltnetzteilen.

Falk Brunner schrieb:
> Nö, das muss man nur beim Sperrwandler. Flußwandler haben keinen
> Luftspalt.

50 Hz Trafo gleich gar nicht!

von (prx) A. K. (prx)


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Wenn ein 50Hz Trafo einen Luftspalt hat, dann unfreiwillig als 
Nebeneffekt der Herstellungsmethode. Die Trafos von Flusswandlern sind 
vom Arbeitsprinzip her nicht anders als 50Hz Trafos, nur bei viel 
höherer Frequenz. Gespeichert wird nicht.

von Harald W. (wilhelms)


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Völlig Ahnungslos schrieb:

> Wenn Ringkerntrafos bessere Wirkungsgrade haben,

Ich glaube nicht, das das auch für Schaltnetzteile so ist.

> warum werden diese dann nicht in Schaltnetzteilen eingesetzt ?

Sie werden durchaus, z.B. bei einfachen Schaltnetzteilen, wie
man sie z.B. als sog. elektronische Trafos für Halogenlampen
benutzt. Je mehr Anschlüsse man braucht, desto schwieriger lässt
sich das aber bei den kleinen Ringkernen verwirklichen.
Gruss
Harald

von Ulrich (Gast)


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Die Frage ob Ringkern oder eckig hat beim Trafo mehrere Auswirkungen.

Beim 50 Hz Trafo hat der Ringkern Vorteile vor allem durch weniger 
ungewollten Luftspalt und die Möglichkeit auch für kleine Größen 
kornorientiertes Material verwenden zu können.

Diese beiden Vorteile fallen beim Ferritkern wie man sie für 
Schaltregler nutzt weg. Ein kleiner Luftspalt ist da nicht so störend, 
oder ist sogar gewollt.

Was bleibt ist die geringere Streuung, und der minimal geringere 
Materialverbrauch, aber auch der größere Aufwand beim Wickeln.

von Jetzt schon schlauer (Gast)


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Michael H. schrieb:
> Lass es mich mal so formulieren: Bevor man am Trafo schraubt, schraubt
> man gewöhnlich woanders: Synchrone Gleichrichtung

Danke, ist das mittlerweile Stand der Technik ? Hat diese Technik einen 
signifikanten Marktanteil ?

von (prx) A. K. (prx)


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Jetzt schon schlauer schrieb:
> Danke, ist das mittlerweile Stand der Technik ? Hat diese Technik einen
> signifikanten Marktanteil ?

Jeder Step-Down auf Mainboards und in Mobilgeräten arbeitet damit. Wie 
willst du sonst Spannungen im Bereich um 1V erzeugen, ohne die Hälfte in 
Dioden zu verheizen?

In PC Netzteilen mit Wirkungsgrad von 90+% kommt man wohl auch nicht 
mehr ohne Synchrongleichrichtung aus.

von hinz (Gast)


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Völlig Ahnungslos schrieb:
> Wenn Ringkerntrafos bessere Wirkungsgrade haben, warum werden diese dann
> nicht in Schaltnetzteilen eingesetzt ?
>
> Oder habe ich was verpasst ?

Sie werden eingesetzt. Schraub mal einen 'Elektronischen Trafo' für 
Halogenlampen auf, oder so einen Gehörvernichtungsverstärker fürs Auto.

von Timm T. (Gast)


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hinz schrieb:
> Sie werden eingesetzt. Schraub mal einen 'Elektronischen Trafo' für
> Halogenlampen auf

Beides: Die billig aufgebauten Sunrise von Pollin haben Ringkerne in 
einer Plastekapsel, innen die Primärwicklung, aussen die 
Sekundärwicklung mit wenigen Windungen 3fach Cu massiv.

Die sauber aufgebauten TCI von Reichelt haben einen eckigen Kern und die 
Sekundärwicklung mit HF-Litze.

von B e r n d W. (smiley46)


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> Ringkerntrafos

Der Begriff sollte erst mal genauer definiert werden:

- Es gibt Ringkerne aus Eisenblech gewickelt.
- Ähnlich dazu den Schnittbandkern. Beide sind schwer.
- Ringkerne aus Ferritmaterial mit niedrigem AL-Wert
  (mit eingebautem Luftspalt).
- Andere Ferritkerne mit hohem AL-Wert und Luftspalt.

Bei allen drei Varianten hängt der Wirkungsgrad von der Auslegung ab.

von RabarberPalaver (Gast)


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Michael H. schrieb:
> Vom Wirkungsgrad kann ich leider gerade nichts fundiertes dazu sagen,
> aber...

Dann lass es doch sein!
Ganze, halbe-, viertel-, achtel- und gar keine Wahrheiten, alles dabei.
Du siehst dich wohl gerne schreiben...
Stöhn!

von Ben _. (burning_silicon)


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So gut wie jede KFZ-Endstufe, die ein echtes Schaltnetzteil zur 
Erzeugung der Betriebsspannung für die Ausgangsstufen hat, nutzt dafür 
einen Ringkerntrafo... In irgendeiner 230V-Endstufe habe ich auch schon 
einen Ringkern im Schaltnetzteil gesehen.

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