Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Drucktest nachstellen


von pumpkin (Gast)


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Moin,

ich möchte ein Gerät/Gehäuse für Unterwasserbetrieb testen. Um nicht 
ständig in ein Prüflabor rennen zu müssen, möchte ich eine möglichst 
einfach Apparatur für die entwicklungsbegleitende 'Simulation' aufbauen.

Folgende Randbedingungen sind gegeben:

- Dimensionen Prüfling (bth): 50 x 50 x 20 cm³
- Medium: Wasser
- Wasserdruck: ≥ 1 bar / ≥ 10 mWS

Ich dachte an ein kleines Fass, gefüllt mit Wasser, sodass der Prüfling 
komplett unter der Wasserlinie liegt. Das Fass soll ein Ventil im oberen 
Bereich haben, an das eine ordinäre Luftpumpe angeschlossen werden kann. 
Somit kann der Luftdruck erhöht werden. Kann man so überhaupt den 
hydrostatischen Druck, der auf das Gehäuse wirkt, erhöhen?

Habt ihr bessere Ideen?

von STK500-Besitzer (Gast)


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pumpkin schrieb:
> - Dimensionen Prüfling (bth): 50 x 50 x 20 cm³

hmmm... nicht gerade klein das Ding.

pumpkin schrieb:
> Das Fass soll ein Ventil im oberen
> Bereich haben, an das eine ordinäre Luftpumpe angeschlossen werden kann.
> Somit kann der Luftdruck erhöht werden. Kann man so überhaupt den
> hydrostatischen Druck, der auf das Gehäuse wirkt, erhöhen?

Luft dürfte das Problem der Kompressibilität haben. Da wirst du lange 
pumpen dürfen.
Die Drucktanks mit denen ich bis jetzt zutun hatte wurden grundsätzlich 
mit Wasser "aufgepumpt", da das bei einem undichten Druckbehälter bzw. 
einer schlechten Dichtung irgendwo rausplempert. Luft ist das etwas 
"aggressiver", da ein schlagartig entweichendes Gas mit einer Explosion 
vergleichbar ist.

Ich fürchte, dass ein passender Behälter etwas aufwendiger ist, als ein 
altes Ölfass (nein, in diesem Fall bin ich mir sicher).

Falls es für die Firma ist: Es gibt die "Arbeitsblätter Druckbehälter" 
vom Beuth-Verlag(? ist schon etwas her, dass ich die in der Hand hatte).
Darin wird die Konstruktion von Druckbehältern beschrieben...

von gedrueckter (Gast)


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Das einfachste dürfte ein Stempel sein der das Wasser mittels Wagenheber 
o.ä. komprimiert.
Nur wie schon erwähnt muß das ganze auch dicht sein sonst isses ein 
Springbrunnen :-P

von pumpkin (Gast)


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STK500-Besitzer schrieb:
> Luft dürfte das Problem der Kompressibilität haben. Da wirst du lange
> pumpen dürfen.

Das Fass würde ich fast vollständig mit Wasser füllen, sodass das 
Luftpolster möglichst klein ist - ergo weniger Pumparbeit.

Wenn ich im verbleibenden Luftpolster 1 bar Überdruck erzeuge müsste 
sich das doch nahezu 1:1 auf den Prüfling auswirken, oder? Ich bin mir 
nicht völlig sicher ob dieses Prinzip tatsächlich gilt...ich denke aber 
schon.

von gedrueckter (Gast)


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pumpkin schrieb:
> Das Fass würde ich fast vollständig mit Wasser füllen, sodass das
> Luftpolster möglichst klein ist - ergo weniger Pumparbeit.

Nein, Gase sind komprimierbar Du mußt schon direkt den Wasserdruck durch 
unkomprimierbares wie genannten Stempel oder mehr Wasser erhöhen.

von pumpkin (Gast)


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gedrueckter schrieb:
> Das einfachste dürfte ein Stempel sein der das Wasser mittels Wagenheber
> o.ä. komprimiert.

Da hast du wieder das Problem, dass es mechanisch sehr genau gearbeitet 
sein muss.

Das Prinzip via Luft hat den Vorteil, dass es ohne Sauerei realisierbar 
ist (keine Flüssigkeiten, keine bewegten Teile, etc.). Außerdem ist es 
billig bzw. mit Hausmitteln zu realisieren. Als Fass habe ich so etwas 
im Auge:

https://de.vwr.com/app/catalog/Product?article_number=216-5656#banner

Fraglich ist die Langzeitdichtigkeit des Deckels. Als Ventil würde ich 
ein ordinäres Autoreifenventil nehmen.

von pumpkin (Gast)


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gedrueckter schrieb:
> Nein, Gase sind komprimierbar Du mußt schon direkt den Wasserdruck durch
> unkomprimierbares wie genannten Stempel oder mehr Wasser erhöhen.

Das ist schon klar. Flüssigkeiten sind es auch, auch wenn um Faktoren 
weniger als Gase. Aber wenn ich einen Gasdruck von 1 bar aufbaue, dann 
wirkt dieser Druck doch auch auf die Wasseroberfläche und somit auf den 
Prüfling (das Wasser dient nur als 'beliebig' starres Medium, 
vergleichbar mit einem Eisenstab als mechanisches Äquivalent).

Gedankenexperiment: Man nehme einen kleinen Luftballon und fülle ihn mit 
Luft, platziere ihn am Boden einer Seltersflasche (und binde ihn dort 
fest um den Auftrieb zu eliminieren). Nun fülle man die Flasche mit 
Selters (Sprudel!), sodass der Ballon vollständig mit Wasser bedeckt 
ist, verschließe die Flasche und schüttele diese. Frage: Wird der Ballon 
zerdrückt?

von STK500-Besitzer (Gast)


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pumpkin schrieb:
> Das Prinzip via Luft hat den Vorteil, dass es ohne Sauerei realisierbar
> ist (keine Flüssigkeiten, keine bewegten Teile, etc.). Außerdem ist es
> billig bzw. mit Hausmitteln zu realisieren. Als Fass habe ich so etwas
> im Auge:

Nur so yum Thema hydrostatischer Druck:
http://www.wdr.de/tv/kopfball/sendungsbeitraege/2012/0219/weinfass.jsp


Ich bezweifle, dass diese Fässer derart druckfest sind.
Du könntest natürlich auch einfach einen Kompressor daran anschließen...

von pumpkin (Gast)


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STK500-Besitzer schrieb:
> Ich bezweifle, dass diese Fässer derart druckfest sind.

Versuch macht klug. Der Deckel wird mittels Spannring verschlossen. Als 
Schwachstelle sind vermutlich die Nähte zu identifizieren.

pumpkin schrieb:
> Gedankenexperiment: Man nehme einen kleinen Luftballon und fülle ihn mit
> Luft, platziere ihn am Boden einer Seltersflasche (und binde ihn dort
> fest um den Auftrieb zu eliminieren). Nun fülle man die Flasche mit
> Selters (Sprudel!), sodass der Ballon vollständig mit Wasser bedeckt
> ist, verschließe die Flasche und schüttele diese. Frage: Wird der Ballon
> zerdrückt?

Gerade ausprobiert: Leider ist das verwendete Kondom durch den 
Schraubverschluss Leck geschlagen, noch eines opfere ich nicht.  ;^)

von pumpkin (Gast)


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STK500-Besitzer schrieb:
> Nur so yum Thema hydrostatischer Druck:

Ja, zur Not mache ich es per Schlauch zum Dach. Ist halt deutlich 
aufwendiger weil mehr Rennerei.

von Georg W. (gaestle)


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Das einfachste wäre doch der der Druck aus der Wasserleitung?

Luft hat in so einem Prüfaufbau nichts verloren. Sie dehnt sich bei 
einem Druckabfall in Folge eines Risses schlagartig aus und sprengt den 
Behälter. Das gab schon schlimme Unfälle.

von pumpkin (Gast)


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Georg W. schrieb:
> Das einfachste wäre doch der der Druck aus der Wasserleitung?

An sich keine schlechte Idee. Nur das Geschläuch quer durchs Büro...da 
gucken die Leute immer so komisch.  ;^)  Normal wird sowas eher nicht 
benötigt. Obwohl man da ja nicht immer sicher sein kann; Daher wollte 
ich eine 'praktikablere' Lösung.

Georg W. schrieb:
> Luft hat in so einem Prüfaufbau nichts verloren. Sie dehnt sich bei
> einem Druckabfall in Folge eines Risses schlagartig aus und sprengt den
> Behälter. Das gab schon schlimme Unfälle.

Auf jeden Fall. Das muss man vorher testen. Das ganze erstmal trocken, 
1-2 bar sollte so ein Ding schon halten, wenn ich das mit einem 
Fahrradschlauch vergleiche. Wenn nicht, dann gibt es 'nen schönen Knall, 
Ohropax werd ich noch irgendwo haben - ist ja bald Silvester...

Aber um auf meine eigentliche Frage zurückzukommen: Funktioniert das 
Prinzip mit 'Druckluft' so überhaupt?

von tmo (Gast)


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Warum sollte das denn nicht klappen? Ja, der Luftdruck addiert sich zum 
hydrostatischen Druck des Wassers.

Du bist doch schon auf dem richtigen Weg: Soviel wie möglich Wasser, 
sowenig wie möglich Luft.

So ein Faß platzt nicht einfach so, zumal nicht bei läppischen 1 bar.

von pumpkin (Gast)


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tmo schrieb:
> Warum sollte das denn nicht klappen? Ja, der Luftdruck addiert sich zum
> hydrostatischen Druck des Wassers.

Keine Ahnung. Die läppischen 1 bar kommen mir rein gefühlsmäßig ziemlich 
wenig vor.

Habe das Selters-Experiment nochmal wiederholt, diesmal mit Erfolg. Es 
funktioniert wie gedacht. In den endgültigen Aufbau werde ich ein 
Manometer einbauen, dann ist es eindeutig.

Übrigens muss es natürlich funktionieren, es ist ja das umgekehrte 
Prinzip zur Tauchglocke.

von Frank B. (elan40)


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Einfach andersrum.

Den Prüfkörper mit entsprechendem Druck von innen beaufschlagen.
Mit 5/2 Wegeventil händisch bedienen, füllen bis zum geforderten 
Prüfdruck,
dann 30-60 Sekunden den Druck belassen.

Bei einer Undichtigkeit fällt das angeschlossene Manometer sehr schnell, 
man kann das Leck akustisch gut orten.

Ggfs. Seifenlauge oder Lecksuchspray.

Mache ich oft mit Kameragehäusen, klappt sehr gut.

von pumpkin (Gast)


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Frank B. schrieb:
> Einfach andersrum.

Auch eine sehr schöne Methode. Für das Elektronikgehäuse werde ich das 
so machen können, für den Rest leider nicht (zu kompliziert zu 
erklären).

Identisch sind die Tests jedoch nicht: Der Prüfling verformt sich anders 
als bei Überdruck von außen, je nach Beschaffenheit der Dichtung oder 
des Gehäuses kann das zu Problemen führen. Aber falls es an die 
Lecksuche geht (wenn vorhanden) dann probiere ich deine Methode mal aus, 
in meinem Fall spielt die "Polarität" des Druckunterschiedes keine 
Rolle, da das Gehäuse in erster Näherung beliebig starr ist 
(dickwandiges V4A).  :^)

Danke für eure Hinweise!

von pumpkin (Gast)


Angehängte Dateien:

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tmo schrieb:
> So ein Faß platzt nicht einfach so, zumal nicht bei läppischen 1 bar.

So 'läppisch' ist das gar nicht, ich hatte das auch ein wenig 
unterschätzt, die lieben Grundlagen: F = p*A.

Aber wir haben das o.g. Fass erfolgreich mit 1.2bar testen können. 
Allerdings ist der Deckel der Schwachpunkt, dieser ist aus relativ 
weichem Material und wölbt sich bereits ab 0.3bar zu einer respektablen 
Beule. Kein Wunder bei einer Belastung von 750kg (0.25m² * 10t/m²/bar * 
0.3bar). So mussten wir für 1bar (also 2500kg) einen Stempel für den 
Deckel konstruieren, zusätzlich haben wir ein Korsett aus Spanngurten um 
das Fass gelegt.

Die Langzeitdichtigkeit ist ein kleiner Schwachpunkt, das Fass verliert 
bei 1.2bar innerhalb 2 Stunden 0.2bar. 250€ in Summe, ich bin zufrieden.

von Pisa (Gast)


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gedrueckter schrieb:
> Nein, Gase sind komprimierbar Du mußt schon direkt den Wasserdruck durch
> unkomprimierbares wie genannten Stempel oder mehr Wasser erhöhen.

Setzen, sechs.

Wenn das Gas auf einen bestimmten Druck kompimiert ist, drückt es 
ziemlich genau mit genau diesem Druck - auch auf darunterliegendes 
Wasser.

Oder hast du schon mal von einer Druckflasche für Gase gehört, die nicht 
druckfest sein muss? ;-)

von STK500-Besitzer (Gast)


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pumpkin schrieb:
> ich bin zufrieden.

Gratulation.
Was sagt denn Euer Sicherheitsbeauftragter zu dem System?

von Jens M. (Gast)


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Bis 1bar geht das auch anders herum. Die Luft aus dem Gehäuse Pumpen. 
Wenn da nicht passiert ist das im Wasser erst recht dicht und mit einem 
Manometer leicht zu prüfen..


Ansonsten beim nächsten Tauchklub fragen wo eine Druckkammer steht.

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