Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Verhalten eines Gleichstrom Nebenschlussmotors bei Änderung der Betriebsspannung?


von Energieler (Gast)


Lesenswert?

Hallo, uns wurde folgende Aufgabenstellung gegeben, mit der wir uns in 
den Weihnachtsferien beschäftigen sollen:

Ein Gleichstrom Nebenschlussmotor treibt eine konstante mechanische Last 
bei einer Drehzahl von 950 U/min an. Der Motor hat folgende Kennwerte: 
Ankerkreiswiderstand (Ra) = 0.3 Ohm, Widerstand der Erregerwicklung (Re) 
= 175 Ohm, Mechanische Verlustleistung (Pv) = 245 W. Bei einer 
Betriebsspannung von 190 V beträgt der Strom im Anker 12.8 A. Berechne 
die Drehzahl und den Wirkungsgrad bei gleicher mechanischer Last, wenn 
der Motor an eine Betriebsspannung von 250V angeschlossen wird.
Leider werde ich nicht ganz schlau aus der Aufgabenstellung. Denn bei 
einer höheren Betriebsspannung steigt ja auch der Strom in der 
Erregerwicklung, was zu einer Erhöhung des magnetischen Flusses (Phi) 
führen müsste. Wenn das Drehmoment gleich bleibt, würde das doch 
bedeuten, dass der Ankerstrom kleiner werden müsste?


Aber ich finde im Moment überhaupt keinen Ansatz für diese Aufgabe. Kann 
mir da vielleicht jemand auf die Sprünge helfen?

Vielen Dank schon mal und schöne Grüße!

von Volker B. (Firma: L-E-A) (vobs)


Lesenswert?

Hallo,

Energieler schrieb:

> Leider werde ich nicht ganz schlau aus der Aufgabenstellung. Denn bei
> einer höheren Betriebsspannung steigt ja auch der Strom in der
> Erregerwicklung, was zu einer Erhöhung des magnetischen Flusses (Phi)
> führen müsste. Wenn das Drehmoment gleich bleibt, würde das doch
> bedeuten, dass der Ankerstrom kleiner werden müsste?

Die Aufgabe ist leider nicht lösbar, da der Aufgabensteller vergaß, die 
Erreger-Nennspannung zu erwähnen. Wenn diese 190V beträgt, dann steigt 
der Erregerfluss bei einer Erregerspannung von 250 V nicht nennenswert 
an, da der Erregerkreis gesättigt ist.

Da es sich hier aber um eine Schulaufgabe handelt, soll vermutlich von 
einer ungesättigten Maschine ausgegangen werden.

Also überlege Dir: Was passiert bei einer idealen Gleichstrommaschine 
(Ankerwiderstand 0), wenn der Erregerfluss um den Faktor 250/190 erhöht 
wird und gleichzeitig die Ankerspannung um den selben Faktor erhöht 
wird. Welche neue Drehzahl wird sich einstellen?
Hilfestellung: Die Drehzahl einer (idealen) Gleichstrommaschine ist 
proportional zu welchen Größen?

Im zweiten Schritt überlegst Du Dir, welche Größen das Drehmoment in 
einer Gleichstrommaschine bestimmen. Das Drehmoment ist das Produkt aus 
Ankerstrom und ...

So, jetzt kennst Du das Verhalten der idealen Gleichstrommaschine und 
nun kannst Du den Einfluss des Ankerwiderstands berücksichtigen. 
Hinweis: Der Spannungsabfall am Ankerwiderstand, also Ra * Ia, "fehlt" 
für die Bildung der Drehzahl.

Grüßle,
Volker.

von Energieler (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Hallo und ein gutes neues Jahr 2013!

Danke für die Tipps!

Das Hauptproblem bei dieser Aufgabe war, dass ich nicht wusste, wie sich 
der Fluss verändert, wenn sich der Strom durch die Erregerwicklung 
erhöht. Bisher hatten wir bei ähnlichen Aufgaben immer eine Tabelle 
gegeben, aus der man den Fluss beim jeweiligen Strom in der 
Erregerwicklung ablesen konnte. Aber so wie ich deine Hinweise 
verstanden habe, kann man davon ausgehen, dass sich der Erregerfluss 
proportional zum Erregerstrom verhält, also eine lineare Funktion ist.

Bei einer idealen Gleichstrommaschine würde das ja bedeuten, dass sich 
die Drehzahl nicht ändert (wenn man davon ausgeht, dass man nicht in die 
Sättigung rein kommt)?

Um den Ankerwiderstand zu berücksichtigen habe ich ein paar Gleichungen 
aufgestellt (siehe Anhang). Zuerst Gleichung 1+2 gleichgesetzt, dann Ia 
eliminiert mit Gleichung 3 und dann die beiden Ui ersetzt durch 
Gleichung 4. Das umgestellt brachte mich auf die Quadratische Gleichung 
ganz unten.

Diese Gleichung habe ich dann mit Hilfe der "Mitternachtsformel" gelöst. 
Wobei Ra, M und Pv(mech) konstant sind. "k2 phi" habe ich einmal 
berechnet mit Hilfe von Formel 4 bei einer Drehzahl von 950 U/min und 
einem Erregerstrom von 1.086 A (U=190V) -> k2 phi = 1.871 Vs. Wenn man 
annimmt, dass die Funktion linear ist, dann komme ich auf ein "k2 phi" 
von 2.362 Vs bei einem Erregerstrom von 1.371 A (U=250V).

Mit der quadratischen Gleichung und den Parametern für U=190V komme ich 
dann auf eine Drezahl von 950.12 U/min (zur Kontrolle!) und bei U=250V 
ist die Drezahl bei 998.47 U/min.

Ich hoffe, dass ich bei meiner Vorgehensweise keine Faktoren 
unberücksichtigt gelassen habe ?!

von Volker B. (Firma: L-E-A) (vobs)


Lesenswert?

Hallo,

Energieler schrieb:

> Das Hauptproblem bei dieser Aufgabe war, dass ich nicht wusste, wie sich
> der Fluss verändert, wenn sich der Strom durch die Erregerwicklung
> erhöht.

Tja, das ist ein Problem und genau deswegen erachte ich diese Aufgabe 
für unlösbar, wie ich ja oben bereits geschrieben habe.

Leider war es mir mit den spärlichen informationen, die Du ein Deinem 
Eingangsposting gegeben hast, nicht möglich Dein Problem zu erkennen.

>          Bisher hatten wir bei ähnlichen Aufgaben immer eine Tabelle
> gegeben, aus der man den Fluss beim jeweiligen Strom in der
> Erregerwicklung ablesen konnte.

Nur so kann man eine reale Nebenschlussmaschine berechnen...

>                                 Aber so wie ich deine Hinweise
> verstanden habe, kann man davon ausgehen, dass sich der Erregerfluss
> proportional zum Erregerstrom verhält, also eine lineare Funktion ist.

Nein, das ist eine "geschickte Annahme" [1]. Wie bereits gesagt fehlten 
mir entscheidende Hintergrundinformationen. Mit den Informationen aus 
Deinem zweiten Posting würde ich jetzt sagen, dass die Aufgabe unlösbar 
ist.

> Bei einer idealen Gleichstrommaschine würde das ja bedeuten, dass sich
> die Drehzahl nicht ändert (wenn man davon ausgeht, dass man nicht in die
> Sättigung rein kommt)?

Genau. Dummerweise gibt es bei realen Maschinen noch weitere Erffekte. 
So wird sich z.B. die Erregerwicklung erwärmen und somit der 
Erregerstrom bei konst. Erregerspannung zurückgehen.

> Ich hoffe, dass ich bei meiner Vorgehensweise keine Faktoren
> unberücksichtigt gelassen habe ?!

Auf den ersten Blick sieht das alles korrekt aus.

Grüßle,
Volker.

[1] http://dilbert.com/strips/comic/1998-05-16/

von Energieler (Gast)


Lesenswert?

Okay, das hat mir sehr geholfen. Vielen Dank für deine Bemühungen.
Bin gespannt was unser Dozent da nächste Woche zu der Aufgabe sagt.

Schöne Grüße!

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.