Forum: HF, Funk und Felder Störungen durch Oberleitungen


von Jan (Gast)


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Hallo,

mal eine Frage an die Funkamateure: ist es problematisch bezüglich 
Störungen, eine Kurzwellenempfangsantenne in unmittelbarere Nähe zu 
Hochspannungsleitungen (Fahrdrähte) der Deutschen Bahn zu errichten? Es 
soll ein ca. 30m Langdrahtantenne sein und ich habe demnächst die 
Möglichkeit, diese weit ab einer menschlichen Behausung zu errichten. Da 
ist ist halt nur die Bahn, die da ständig fährt.

MfG

Jan

von Lansaaaam (Gast)


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16 2/3 Hz sind keine Kurzwelle.- Müsste also gehen.

von Kurt (Gast)


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Lansaaaam schrieb:
> 16 2/3 Hz sind keine Kurzwelle.- Müsste also gehen.

Es werden aber auch Schaltbefehle und Daten übertragen, das bringt viel 
"Getöse" mit sich.
Jedenfalls im Lang/Mittelwellenbreich.


Kurt

von Rolli und Flitzi (Gast)


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Jan schrieb:
> halt nur die Bahn, die da ständig fährt.

Eine sichere Aussage wird so nicht möglich sein.

So manche Lok wird eine Thyristor-Steuerung usw. haben. Wenn Du mit dem 
Auto schon mal unter dem Fahrdraht der Straßenbahn gefahren bist und 
VERSUCHT hast AM zu hören, wird Dir auch ein gewisser Zweifel kommen, 
daß alles in der Nähe des Fahrdrahts "schön" ist.

von Thomas R. (Gast)


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Problematisch sind auch defekte oder teildefekte Hochspannungsisolatoren 
entlang der Bahnstrecke.
Die können je nach Witterung gewaltig spratzeln.

von HF-Werkler (Gast)


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Und nicht zu vergessen, die Lichtbogen/Funkenbildung durch den 
schleifenden Stromabnehmer der Lok. Da können auch sehr breitbandige 
Signale entstehen...

von Wolfgang H. (Firma: AknF) (wolfgang_horn)


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Hi, Jan,

> ...ist es problematisch bezüglich
> Störungen, eine Kurzwellenempfangsantenne in unmittelbarere Nähe zu
> Hochspannungsleitungen (Fahrdrähte) der Deutschen Bahn zu errichten?

„Alles, was schief gehen kann, wird schief gehen.“ („Murphys Law“)
Betrachte Deine Anwendung - Empfang - und sammele, was da alles schief 
gehen könnte.

Unter anderem:
a) Koronaentladungen prasseln herrlich, vor allem bei Schnee und Eis und 
in der Nähe.
b) Alle Schaltvorgänge aus der E-Lok. Die Lokomotive ist gewiss 
EMV-getestet, aber nach den allgemein geltenden Grenzwerten und eben 
nicht nach dem, was ein Lauscher an seiner Antenne noch ungestört 
empfangen will.

Deshalb: Empfangsantenne gehören in einigen Abstand von 
Hochspannungsleitungen.

Selbst in mehr als 10 km Abstand beeinträchtigten Koronarentladungen den 
Funkempfang - allerdings den mit äußerst empfindlichen Antennen.

Ciao
Wolfgang Horn

von Jan (Gast)


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Ok, danke erst mal für die Antworten. Ich lese so heraus, mal abgesehen 
von den defekten Isolatoren entlang der Strecke, dass hauptsächlich 
Störungen auftreten, wenn die Züge vorbeifahren. Es scheint wohl nicht 
so zu sein, dass die Oberleitung dauerhaft Störungen abstrahlt wie z. B. 
eine Stromleitung im Haus, über die PLC läuft oder ein langes schlecht 
geschirmtes USB-Kabel.

Ich werde es einfach mal probieren und dann meine Erkenntnisse hier 
posten.

Schönen Sonntag noch!

Jan

von Michael M. (technikus)


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Jan schrieb:
> Ok, danke erst mal für die Antworten. Ich lese so heraus, mal abgesehen
> von den defekten Isolatoren entlang der Strecke, dass hauptsächlich
> Störungen auftreten, wenn die Züge vorbeifahren.

Stimmt, im "Ruhezustand" ist die Oberleitung der Bahn relativ ruhig. 
Wenn ein Zug vorbeifährt, gibt's mehr Störungen. Ich wohne am Bahnhof 
und wenn ich auf Kurzwelle eine deutliche Rauschglocke feststelle, dann 
wird es Zeit aus dem Fenster zu sehen: Kurz darauf kommt ein Zug vorbei. 
Umfang der Störungen hängt von einigen Faktoren ab:
1) Zieht der Stromabnehmer einen deutlichen Lichtbogen? Im Winter bei 
Eis/Reif ist das öfter der Fall. Das hört man natürlich deutlich als 
Prasselstörung.
2) Typ der Lok: Die alten Baureihen mit Trafo sind angenehm ruhig. Die 
modernen Umrichterloks incl. ICE fallen durch deutlich größere 
Rauschglocken auf.
3) Aktuelle Leistung der Lok: Fährt sie mit konstanter Geschwindigkeit 
durch ist es ruhiger. Beim Abbremsen (Rückspeisung?!) und beim Anfahren 
stört sie mehr.
4) Letztes Jahr hatte ich öfters nadelscharfe Störimpulse beim Anfahren 
von ICE. Zum Glück kann ich das jetzt nicht mehr beobachten.

Insgesamt ist die Bahn aber HF-technisch ein eher angenehmer Nachbar. 
Privathaushalte mit Inhouse-PLC, halbdefekten Schaltnetzteilen und 
Energiesparlampen ohne jegliche EMV-Maßnahmen stören deutlich mehr.

Generell würde ich statt einem endgespeistem Draht wenn möglich eine 
Loop-Antenne, z.B. Ganzwellenschleife empfehlen. Die fangen deutlich 
weniger Störungen auf.

Servus
Michael

von HF (Gast)


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Hallo,

es wurde ja schon alles gesagt, daher nur zur bestätigung:

Ich gehöre zu den wenigen die auch LW / MW im Auto hören (gehört hatten 
- BBC 648 kHz ist tot, viele ARD Anstalten haben abgeschaltet und DLF 
ist über DAB+ weiträumig zu empfangen).

Am alten Wohnort konnte ich stellenweise aus größerer Entfernung aus dem 
Auto heraus feststellen wann sich eine Stadtbahn näherte oder entfernte 
- auch ob diese beschleunigt, bremste oder nur rollte war einfach zu 
hören - teilweise war das sogar eine nette Vorankündigung wann die 
Ampelschaltung zu erwarten war.

mfg

HF

von Jan (Gast)


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:)

Morgen gehts los, freu mich schon! :)

von richie (Gast)


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Michael M. schrieb:
> Generell würde ich statt einem endgespeistem Draht wenn möglich eine
> Loop-Antenne, z.B. Ganzwellenschleife empfehlen. Die fangen deutlich
> weniger Störungen auf.

Da stimme ich zu! Durch Drehen der Loop kann man auch hervorragend 
elektrische Nahfeldstörungen ausblenden.


Kannst Du die Langdrahtantenne im 90-Grad-Winkel zur Bahnleitung 
aufstellen?

von rio71 (Gast)


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> Es werden aber auch Schaltbefehle und Daten übertragen, das bringt viel
> "Getöse" mit sich.
> Jedenfalls im Lang/Mittelwellenbreich.

aber nicht im fahrdraht. :-)
parallel zu jeder trasse liegen allerdings signalkabel im steinernen 
kabeltrog, die sowas übertragen..
und wie oben schon gesagt.. die moderneren wechselrichtersysteme könnten 
vermutlich schon nen bissl gespratzel verursachen..
http://www.rio71.de/forum/ice3_a19100_v800_b101_v3355.pdf

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