Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Hochspannungszündung für Motoren, wie schalten?


von Alex (Gast)


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Hallo!

Ich bin leidenschaftlicher Modellbauer und baue meine eigenen kleinen 
Benzinmotoren in meiner Werkstatt. Das komplizierteste daran ist eine 
möglichst kleine und kompakte Hochspannungszündung.

Über eine andere Modellbauerseite bin ich auf eine Schaltung von einem 
elektronischen Gasanzünder gestoßen, der schon erfolgreich umgebaut 
wurde um damit Modellmotoren zu betreiben.
Ich hänge die Schaltung an.

Im Bild ist die obere Schaltung das Original. Der Oszillator läd den 
Kondensator (470 nF, 100 V) auf. Sobald die 100 V erreicht sind wird die 
Diode im Trigger Schaltkreis durchlässig und Veranlasst die Entladung 
der Kondensators über den Thyristor MCR100-6. Durch die Entladung des 
Kondensators wird über die 2. Spule eine Hochspannung von einigen kV 
erzeugt. Es ist also prinzipiell eine kleine 
Kondensatorentladungszündung (CDI) Das ganze wiederholt sich dann in 
schneller Folge und man bekommt viele Funken.

Am Motor benötigt man aber einen kontrollierten Zündfunken mit möglichst 
hoher Energie. Die beiden nächsten Schaltungen zeigen die bereits 
bekannten Modifikationen. In allen Fällen wird der Kondensator auf 1 µF, 
250 V getauscht um eine höhere Funkenenergie zu erhalten. Zusätzlich 
wird ein 1 MOhm Leckwiderstand eingebaut damit das ganze nicht überladen 
wird und die Spannung am Kondensator auf etwa 200 V begrenzt wird.
Jetzt geht es nur noch um die Entladung des Kondensators und das ist 
mein Problem:
Ich habe bei meinen Motoren nur einen Schalter der auf Masse schaltet, 
Umbauen kann ich hier nichts da ich einfach keinen Platz habe.
Daher fällt die erste modifizierte Schaltung schonmal flach, hier wird 
einfach die Diode gegen einen Schalter getauscht. Aber wie gesagt + 
geschaltet und das geht bei meinem Motorkontakt nicht.
Die zweite modifizierte Schaltung entspricht prinzipiell meinen 
Vorstellungen, hier wird alles entfernt und es wird einfach mit einem 
Schalter kurzgeschlossen. Das habe ich so probiert, leider habe ich dann 
am Schalter (Unterbrecherkontakt am Motor) massiven Funkenflug und 
abbrand? Ist doch ganz schön Saft drauf wenn der Kondensator geladen 
ist....

So in der letzten Schaltung sieht man meine Idee: Könnte man das ganze 
nicht über einen PNP Transistor steuern? Hier hätte ich doch dann einen 
sehr kleinen Strom am Unterbrecherkontakt ohne Funkenflug?
Wenn möglich, welchen Transistor und welchen Widerstand in der 
Basisleitung kann man wählen?

Vielen Dank für eure Hilfe!

Lieber Gruß,
Alex

von Stefan (Gast)


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Bei einem Verbrennungsmotor müssen die Zündfunken synchron zur Drehzahl 
des Motors zu ganz bestimmten Zeitpunkten erzeugt werden. Die Zeitpunkte 
hängen von der Drehzahl des Motors ab. Je höher die Drehzahl, desto 
früher muss auch gezündet werden.

Am Motor ist dazu in der Regel ein Hall-Seonsor oder Schaltkontakt 
angebracht. Dessen Signal wird zeitlich verzögert an die Zündspule 
abgegeben. Eine mehr oder weniger intelligente Elektronik erfasst die 
Drehzahl und verändert dementsprechend die Verzögerungszeit.

Wozu in dieser Schaltung ein Oszillator sitzt, ist mir daher sehr 
rätselhaft.

Google doch mal nach "Transistorzündung" oder "CDI". Ich bin sicher, daß 
die Zündanlage eines Mopeds auch im Kleinformat funktioniert - nach 
exakt dem gleichen Funktionsprinzip.

von Stefan (Gast)


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Ach, jetzt hab' ichs. Der Oszillator soll die Batteriespannung erhöhen. 
Warum hat man nicht gleich eine Zündspule mit geeignetem 
Wicklungsverhältnis verwendet, die direkt mit der Batteriespannung 
betrieben wird (wie beim Auto)?

Beim Transistor hast Du das Problem, dass er den Stromfluss nicht 
"hält", bis der Kondensator entladen ist. Wenn der Schaltkontakt zu früh 
geöffnet wird, erzeugt die Spule im Abschaltmoment einen Impuls mit sehr 
hoher Spannung. Du brauchst also einen Transistor, der einige hundert 
Volt (vielleicht gar einige tausend Volt) verträgt.

von Stefan (Gast)


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Du könntest aus 2 PNP Transistoren einen Thyristor basteln, der anders 
herum gepolt angesteuert wird. Siehe 
http://de.wikipedia.org/wiki/Thyristor

von Alex (Gast)


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Hallo!

Bei meinen Motoren reden wir von Drehzahlen von wenigen 100 bis etwa 
1000 Umdrehnugen pro Minute. Bei diesen Drehzahlen ist keine 
Zündzeitpunktsverstellung nötig, daher ein einfacher Schleifkontakt auf 
der Kurbelwelle bzw. Nockenwelle.

Selbstverständlich kann man auch eine Motorrad- oder Autozündung 
verwenden. Das mache ich ja im Moment bei den Motoren auch so. Aber man 
braucht eine KFZ Zündspule (groß!) und eine starke 12 oder 6 V 
Stromversorgung (noch größer!) Daher ist die ganze Zündung dann größer 
als der eigentliche Motor und das sieht verständlicherweise doof aus...

Die gezeigte Schaltung stammt wie bereits erwähnt aus einem 
elektronischen Gasanzünder, das PCB ist etwa 3x2 cm groß und arbeitet 
mit einer einzigen 1,5 V Batterie (AA oder auch AAA), ist daher extrem 
klein und lässt sich gut verstecken.

Der Oszillator erzeugt aus den 1,5 V der Stromversorgung eine 100 V (200 
V nach modifikation) spannung um den Kondensator zu laden. Wird dieser 
Entladen erzeugt eine 2. Spule die eigentliche Zündhochspannung.

Mir geht es letztendlich nur darum, wie man den geladenen Kondensator 
der Schaltung einfach ohne Funkenflug entladen kann. Mehr brauche ich 
nicht ;)

Lieber Gruß,
Alex

von Stefan (Gast)


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Na dann versuch das mal mit einem Thyristor aus 2 PNP Transistoren. 
Funken entstehen ja nur bei hoher Spannung oder hohen Strömen, doch an 
der kritischen Stelle hast Du nicht mehr als 100 Volt und wegen dem 
Thyristor auch nur einen geringen Strom.

Der Reed Kontakt muss allerdfings schon für 100 Volt geeignet sein - 
manche vertragen nur 30.

von loller (Gast)


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Wenn's sowieso mechanisch an der Welle sitzt schonmal über einen 
passenden Piezozünder nachgedacht ?

von Alex (Gast)


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Hmm wie soll man denn aus 2 PNP Transistoren einen Thyristor bauen? das 
ist doch immer PNP + NPN?

Habe auch schonmal über Piezozünder nachgedacht und auch ausprobiert. 
Leider ist mir noch kein Piezozünder über den Weg gelaufen, der länger 
als etwa eine Motorlaufstunde (~100.000 Zündungen) überlebt hat.
Ist also auch irgendwie keine Lösung :(

von Stefan (Gast)


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Kann dieser Gasanzünder überhaupt schnell genug aufeinanderfolgend 
zünden? Er wird sicher einige Zeit brauchen, um den 470nF Kondensator 
aufzuladen.

von Stefan (Gast)


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>> Hmm wie soll man denn aus 2 PNP Transistoren einen Thyristor bauen? das
ist doch immer PNP + NPN?


Uups, ja Du hast Recht. Also ein NPN/PNP Pärchen nehmen und die andere 
Basis zur Ansteuerung verwenden.

von Alex (Gast)


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Ja der Gansanzünder macht problemlos ca. 30 Hz, also leicht ausreichend!


und ein einzelner PNP transistor meinst du entläd den Kondensator nicht 
schnell genug? Die haben doch auch extrem schnelle Schaltzeiten?

von Helmut L. (helmi1)


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Dann dreh deinen Impuls doch mit einem PNP Transistor einfach rum.
Schon liegt dein Kontakt auf GND.

von Alex (Gast)


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Das ist doch mal interessant :)

wofür ist denn in dem Fall der Widerstand R4?

von juergen (Gast)


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Ersetze den Kontakt der Originalschaltung durch einen pnp-Transistor 
aehnlich wie in deiner Schaltung und behalt den Thyristor bei.
Alles andere ist Mist.

Glaub mir, ich hab Erfahrung mit aehnlichen Schaltungen.
J.

von Helmut L. (helmi1)


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Alex schrieb:
> wofür ist denn in dem Fall der Widerstand R4?

Damit der PNP vernueftig sperrt.

von Alex (Gast)


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ok danke das gefällt mir schon ganz gut!

von juergen (Gast)


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Die Schaltung vom Helmut Lenzen ist ok.

Es genuegt jedoch jeder beliebige pnp. Die Basis kann auch 10x 
hochohmiger sein. Ist alles voellig unkritisch.

Nur der 1M-Widerstand gefaellt mir nicht, weil die maximale Ladespannung 
dadurch nicht wirklich definiert wird. Eine Zenerkette waer mir lieber.

J.

von Alex (Gast)


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Hm, das mit dem 1 MOhm Widerstand scheint aber zu funktionieren und ist 
einfach ;)

Also was ich jetzt machen werde:
Diode entfernen, PNP Transistor rein. Zwischen Transistor Collector und 
Thyristor Gate ein ~ 500 Ohm Widerstand, damit der Thyristor innerhalb 
seiner Spezifikation bleibt. Basisleitung des Transistors zum Schalter 
mit 1 KOhm Widerstand. Sperrwiderstand (R4) 10 KOhm

rest bleibt wie es ist.

Einwände? :D

von juergen (Gast)


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Keine. Viel Spass !

J.

von Hartmut  . (rio71)


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Alex schrieb:
> Also was ich jetzt machen werde:
> Diode entfernen, PNP Transistor rein. Zwischen Transistor Collector und
> Thyristor Gate ein ~ 500 Ohm Widerstand, damit der Thyristor innerhalb
> seiner Spezifikation bleibt. Basisleitung des Transistors zum Schalter
> mit 1 KOhm Widerstand. Sperrwiderstand (R4) 10 KOhm
>
> rest bleibt wie es ist.
>
> Einwände? :D

jo..
schaltung.png
rätselhaft wie die (obere) originale schaltung, wie gezeichnet, funzen 
soll ?
funzt die kleinsignaldiode als avalangediode.. wohl kaum.
..und selbst wenn, aufs gate 100V (bzw. 200)zu ballern gibt nur einen 
einzigen funken, dann ist der th hin.
am gate dürfen max 5v ankommen.
wer, wie, was.. triggert den thyristor..? wie gezeichnet nur die 
durchschlagende diode.. einmal.. grübel

noch ne kurze frage zum verständnis?
gängige motorenzündungen (spulenzündug) haben nen unterbrecher (öffner), 
die hier gezeigten schaltungen verstehen den kontakt aber als schließer.
was macht dein kontakt..?

dein mod zu ändern wäre:
den emitter an die 1,5v. ; wie thy.png
Rgate = 150 ohm ; für irgendwas 10 mA zündstrom ; R1 thy.png
über Rgate nen 100 nF kondensator zum knackigen anzünden. ; so hält der 
thyristor länger..
R4 evl bissl kleiner..

von Alex (Gast)


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Hallo!

Es steuert original tatsächlich nur die Diode den Gate, sonst nichts. 
Das funktioniert zuverlässig und problemlos.
Ich nehme an, dass der Widerstand der Diode bei 100 V nicht sofort auf 0 
abfällt und dadurch die Gatespannung/Strom entsprechend niedrig bleibt. 
sonst würde es ja nicht funktionieren...

Ob man nun einen Unterbrecher hat oder einen Schalter ist letztendlich 
das gleiche, die Kontakte sehen auch gleich aus. Bei der klassischen 
Motorenzündung entsteht der Funken nur beim Öffnen des Kontakts. In 
meinem Fall halt beim Schließen. Das ist weiter kein Thema, muss halt 
den Winkelunterschied beachten, dass der Zündzeitpunkt wieder 
einigermaßen stimmt. Das sind bei den kleinen Kontakten aber nur etwa 
10°. Das wird bei meinen Motoren aber nicht gemessen, sondern geht nur 
nach Gefühl und wird einfach so verstellt bis er schön läuft ;)
Grob kann man immer exakt den oberen Totpunkt anpeilen, die 
langsamlaufenden Motoren laufen so immer :)

Lieber Gruß,
Alex

von Helmut L. (helmi1)


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@Axel

Und die Schaltung mal ausprobiert?

Gibt es auch Fotos von deinen Motoren?

von Alex (Gast)


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Ich habe gestern noch alles zusammengelötet und es scheint einwandfrei 
zu funktionieren. An einem Motor habe ich es noch nicht ausprobiert, 
vielleicht komme ich heute dazu.

Klar gibt es Fotos, ich hänge ein paar an. Die ersten 3 sind alle fertig 
und laufen problemlos. Motor 4 macht noch etwas Ärger, ist ein sehr 
spezielles Design und läuft momentan nur ohne Auspuff, ich habe da noch 
Spülungsprobleme. Mit Motor 5 habe ich gerade erst angefangen und es ist 
bis jetzt nur die Kurbelwelle fertig. Es wird auch der mit Abstand 
größte Motor. Der Kleinste ist Motor 3 mit einem Gewicht von ca. 700 g 
und einem Schwungraddurchmesser von 10 cm.

Lieber Gruß,
Alex

von Udo S. (urschmitt)


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Superschön. Großes Kompliment!
Wo hast du denn die schöne Schwungscheibe von Motor 2 her?
Ist die Kurbelwelle von Nr 5 komplett selbst gemacht?
Wie machst du hier die Pläuellagerung?
Was nimmst du als Vergaser?
Was für ein Treibstoff?

Fragen über Fragen :-)

von Helmut L. (helmi1)


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Schoene Motoerchen. Schoen gemacht.
Hast du mal die Leistung von so einem Motor gemessen?

von Alex (Gast)


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Motor 2 und Motor 3 waren Gusssätze, also ich habe die unbearbeiteten 
Gussteile gekauft und diese fertig bearbeitet. Die Schwungscheibe war 
also als Rohguss enthalten.
Die Kurbelwellen von Motor 1, 4 und Motor 5 sind komplett selbst 
gemacht. Bei Motor 1 war das sehr einfach, da sie nur einseitig gekröpft 
ist. Bei Motor 4 und 5 war das wegen der mittigen Kröpfung sehr 
schwierig. Man könnte es aus dem Vollen herausarbeiten, ist aber ne 
große Materialverschwendung, daher sind meine Wellen gebaut. Man dreht 
die Kurbelwangen grob vor und schweißt diese Punktweise fest zusammen. 
Da nun alles zusammen ist kann man die beiden Löcher für Welle und 
Hubzapfen in einer Aufspannung exakt achsparallel durchbohren. Das Loch 
macht man 0,01 mm Untermaß damit die Welle gut klemmt. Nun kann man 
wieder alles auseinanderflexen oder fräsen und montiert die Welle und 
Hubzapfen. Die Welle lässt man noch an einem Stück und steckt sie durch 
beide Kurbelwangen. Dadurch wird automatisch alles achsparallel. 
Hubzapfen und Welle werden nun noch mit den Wangen Verstiftet um ein 
Verdrehen auszuschließen. Jetzt kann man die Wangen auf Endmaß drehen 
und den Gewichtsausgleich reinfräsen. Ganz zum schluss sägt man noch das 
Stückchen Welle zwischen den Wangen raus - Fertig :)

Pleuellagerung einfach in Bronzebuchsen. Muss nicht so aufwändig sein.
Vergaser hatte ich früher einfache Venturivergaser. In dem kleinen 
Maßstab sind die aber schwer einzustellen und die Motoren neigen oft zum 
Absaufen und werden stark rußig. Daher hab ich jetzt alle Motoren auf 
Oberflächenvergaser umgebaut und alle erdenklichen Probleme sind gelößt.

Als Krafstoff hatte ich früher immer normales Tankstellenbenzin. Anfangs 
habe ich das auch mit den Oberflächenvergasern verwendet. Da 
Tankstellenbenzin aber einen sehr breiten Siedebereich hat ändert sich 
das Gemisch ständig da man erst die leichtflüchtigen Substanzen 
rauszieht und irgendwann bleibt der Motor stehen obwohl noch etwas 
Benzin da ist. Dann verdampft es einfach nicht mehr gut genug.
Mittlerweile verwende ich Waschbenzin vom Obi, das hat einen sehr engen 
Siedebereich, ist fast geruchslos, verbrennt sauber und es bleiben auch 
im Oberflächenvergaser keine Rückstände. Der Motor läuft bis der letzte 
Tropfen sprit raus ist ;)

von Michael D. (mike0815)


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Hallo Alex,
finde ich sehr interessant und absolut faszinierend, deine Werke!
Hast du auch dampfbetriebene Motoren? Gibt es eine Webseite, wo man 
deine Arbeit anschauen kann?

Gruß Michael

von Alex (Gast)


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Hallo!

Ja ich habe bisher eine Dampfmaschine gebaut. Konzentriere mich aber 
eher auf Motoren mit innerer Verbrennung ;)

eine Homepage gibt es:
http://www.pampa-traktor.de/motoren.html

Lieber Gruß,
Alex

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