Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Studium Elektrotechnik: Unsicher wegen Wahl der Fachrichtung


von steve (Gast)


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Hallo,

ich plane Elektrotechnik zu studieren (FH), allerdings bin ich mir noch 
sehr unsicher bezüglich der Vertiefungsrichtung. Zur Auswahl stehen für 
mich Energietechnik sowie Technische Informatik.

Ich bin gelernter Elektriker, beschäftige mich aber auch schon sehr 
lange mit PCs und habe schon ein bißchen PHP und C programmiert, was mir 
auch wirklich Spaß bringt. Ich mag es z.B. kleinere, kreative 
"Spaßprojekte" umzusetzen. (In der Berufsschule habe ich z.B. ein 
kleines PHP-Script für die Berechnung von Kondensatoren  zur 
Blindleistungskompensation geschrieben. Konnte der Lehrer aber nichts 
mit anfangen. ;-))

So, das ist auch schon das Dilemma. Entweder ich gehe in die 
Energietechnik, was meiner bisherigen beruflichen Laufbahn entspricht, 
oder ich mache Technische Informatik. Allerdings hatte ich bisher noch 
kaum einen Lötkoblen in der Hand und wüsste nicht, ob zum Beispiel 
Hardwareentwicklung etwas für mich wäre..

Ferner will ich mein Leben auch nicht meinem Job widmen, sondern den Job 
zur Finanzierung meines Lebens benutzen. Wenn man das mal so ausdrücken 
kann.

Ich zähle mal die Pro/Contra-Argumente aus meiner Sicht auf:


+Energietechnik

Pro:

- "Ein Job zum alt werden", Technik wandelt sich nicht ganz so schnell 
wie die IT
- Zur Inbetriebnahme von Anlagen usw. ist man ggf. auch mal auf Achse. 
Man sitzt nicht nur am Schreibtisch.
- Vielseitigkeit?
- Vertiefung in "Informatik" unter Umständen ein Stück weit durch 
Wahlmodule möglich. (Mikrocontroller, Objektorientiertes 
Programmieren..)
- Gute Aussichten für die Zukunft (Energiewende)
- Berufserfahrung im Handwerk vorhanden. (Hat allerdings keinen Spaß 
gebracht)

Contra:

- Einige Fächer dabei, die micht nicht so sehr interessieren. 
("Durchbeißfächer")

+Technische Informatik:

Pro:

- Informatik

Contra:

- Außer Programmieren kann man nicht wirklich viel.
- Ggf. Einseitig? (Schreibtischjob)
- Ich weiß mangels Erfahrung nicht, ob mir die hardwarenahe 
Softwareentwicklung / Mikrocontrollerprogrammierung Spaß bringt? 
Prinzipiell klingt es aber natürlich schon cool.


Ich würde gerne wissen, wie ihr das so einschätzt. Bitte kein "Studiere 
das was dich interessiert", da ich wie geschrieben mehrere Interessen 
habe.

Am wichtigsten wäre mir eine hohe Vielseitigkeit, um bei "Nichtgefallen" 
eines Tätigkeitsfeldes später auch etwas anderes machen zu können.

Danke!!

von Mine Fields (Gast)


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Du kannst auch als technischer Informatiker 
Leistungselektronikkomponenten für die Energietechnik programmieren. Ein 
Energietechniker eignet sich dafür natürlich genauso. Von daher ist das 
keine wirkliche entweder-oder-Entscheidung.

Und ganz so eng darf man das mit der Vertiefung sowieso nicht sehen. Man 
kann prinzipiell auch später etwas machen, was mit der Vertiefung nichts 
zu tun hat. Das Studium liefert eh nur die absoluten Grundlagen, richtig 
berufstauglich wird man erst in den ersten Jahren im Job. Und auch mal 
nach vielen Jahren Erfahrung wechseln geht.

Und über die Praktika und Abschlussarbeit lässt sich auch noch einiges 
steuern. Und man kann den Master in einer völlig neuen 
Vertiefungsrichtung machen.

Also: Mach dir über die Zukunft keine zu großen Sorgen. Such dir etwas 
raus, was von deinem persönlichen Gefühl am besten zu dir passt und wenn 
dich beides interessiert, suche eine Möglichkeit, es zu kombinieren 
(darüber hast du ja schon nachgedacht).

von steve (Gast)


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Hallo Mine Fields,

vielen Dank für deine Antwort! Ich denke auch dass ich mir zu viele 
Gedanken mache. Aber besser zu viel, als zu wenig. :)

Ich ergänze meine Frage von oben mal. Was hälst du/ihr von 
"Mischstudiengängen", also z.B. 70% ETechnik und 30% Wirtschaft?

Für den wirtschaftlichen Anteil könnte ich mich auch begeistern.
Allerdings würde ich das nicht studieren wollen, wenn ich wüsste, dass 
man damit gegenüber den "reinen" Ings irgendwie benachteiligt ist?

von Falke (Gast)


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> - Außer Programmieren kann man nicht wirklich viel.

Bullshit. Hast du dir mal die Modulpläne diverser Hochschulen angesehen? 
Ich habe knapp 50% (Elektro) Technikanteil..

von Al3ko -. (al3ko)


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steve schrieb:
> Ich ergänze meine Frage von oben mal. Was hälst du/ihr von
> "Mischstudiengängen", also z.B. 70% ETechnik und 30% Wirtschaft?

Ich wuerde die Finger davon lassen.

von steve (Gast)


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Falke schrieb:
>> - Außer Programmieren kann man nicht wirklich viel.
>
> Bullshit. Hast du dir mal die Modulpläne diverser Hochschulen angesehen?
> Ich habe knapp 50% (Elektro) Technikanteil..

Jap, sorry. Wollte niemanden persönlich angreifen. ;-)

Darf ich dich dann direkt fragen, was Deine Intentionen sind, TI zu 
studieren und wo du beruflich hinwillst?

von Falke (Gast)


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Mich hat das Zusammenspiel der Informatik mit der Technik interessiert 
und so bin ich auf TI gestoßen. Finde ich nach wie vor sehr interessant. 
Bis zum Berufseinstieg habe ich noch Zeit, von daher habe ich mich jetzt 
nicht auf eine konkrete Schiene festgelegt..

von steve (Gast)


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Hattest Du denn vor dem Studium irgendwelche praktischen Vorkenntnisse?

von Falke (Gast)


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Vorkenntnisse hatte ich nur im Programmieren.. Trotz der vielen 
Versprechungen seitens der Hochschule, dass komplett bei Null angefangen 
wird, haben sich recht viele bei uns nach Prog 1 verabschiedet. Die 
Grundelemente einer Sprache zu kennen ist im ersten Semester Gold wert..

von Steel (Gast)


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Ich würde nicht TI studieren, damit wird man in der Industrie oft als 
"Informatiker" wahrgenommen und in der Welt der Elektrotechniker nicht 
ernst genommen.

Mach Energietechnik und geh über Wahlfächer in Richtung 
Softwareentwicklung oder FPGA.

von steve (Gast)


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al3ko -.- schrieb:
> steve schrieb:
>> Ich ergänze meine Frage von oben mal. Was hälst du/ihr von
>> "Mischstudiengängen", also z.B. 70% ETechnik und 30% Wirtschaft?
>
> Ich wuerde die Finger davon lassen.


Begründung?

z.B. in folgendem Schriftstück:

http://www.vde.com/de/YoungNet/Partner-Kooperationen/Documents/MCMS/Aufgaben_Anforderungen_InterviewWucherer.pdf

steht:

"Ingenieure verantworten also nicht mehr einzelne Produkte und Geräte, 
sondern beschäftigen sich mit
Lösungen, bei denen alle Komponenten, Software-Produkte und 
Dienstleistungen aufeinander
abgestimmt sind. "Erfolgreiche Ingenieure zeichnen sich also auch aus 
durch ihr Systemwissen'",
so der VDE. Der moderne Ingenieur verknüpfe sein Technik-Know-how mit 
seinem Wissen über
Software, Vertrieb, Service und Marketing."

Und dies wäre ja genau der von mir angesprochene 
Elektro-Wirtschaftsstudiengang.

von steve (Gast)


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Witerhin:

"? Ingenieure werden vom Individualtüftler zum Teamarbeiter?
Ja und das gilt nicht nur innerhalb ihrer Kernaufgaben! Ingenieure und 
Naturwissenschaftler
müssen mit Mitarbeitern anderer Disziplinen, Kaufleuten und vor allem 
den Kunden
zusammenarbeiten. Sie müssen betriebswirtschaftliche Grundkenntnisse 
haben, sie sollten
motivieren können und bei Problemen als Moderator auftreten. Die 
Kundenorientierung der
Unternehmen führt dazu, daß nicht nur High-Tech-Produkte verlangt 
werden, sondern auch deren
hohe Verfügbarkeit und Qualität sowie Low-cost-Angebote. Deshalb muß der 
Ingenieur ein
ausgeprägtes Termin-, Kosten- und Qualitätsbewußtsein mitbringen und 
sich zunehmend mit
kaufmännischen Fragestellungen auseinandersetzen."

von Mine Fields (Gast)


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steve schrieb:
> Ich ergänze meine Frage von oben mal. Was hälst du/ihr von
> "Mischstudiengängen", also z.B. 70% ETechnik und 30% Wirtschaft?

Davon halte ich persönlich eher wenig, zumindest wenn man in Forschung 
und Entwicklung will. Man wird wahrscheinlich als Wirtschaftsingenieur 
dort nicht ernst genommen. Wenn man aber sowieso kein Entwickler werden 
will, ist Wirtschaftsing natürlich in Ordnung.

Wobei sich ein "100%"-Ingenieur bei Bedarf in Richtung 
Betriebswirtschaft ganz gut weiterbilden (MBA-Studiengang z.B.) kann. 
Ein Wirtschaftsing kann natürlich auch einen rein technischen Master 
machen und sich damit im Prinzip auch für die rein technische Disziplin 
qualifizieren, aber ob man den Ruf "Wirtschaftsing" los wird, halte ich 
eher für fraglich.

von steve (Gast)


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Hallo Mine Fields,

vielen Dank für deine Einschätzung. Solch ehrlichen Worte hört man sonst 
recht selten. (Erst recht nicht von der Hochschule)

Ich denke, ich werde den Wirtschaftsanteil mitnehmen. Eine reine 
F&E-Tätigkeit kann ich mir einfach schwer vorstellen und eine gewisse 
"Abwechslung" im Studium finde ich auch ganz angenehm.

Sollte es mich dann doch irgendwann mal in Richtung F&E ziehen, wird ein 
technischer Master dank des recht hohen Technikanteils von ca. 70% 
hoffentlich auch kein größeres Problem.

Gruß
steve

von Mine Fields (Gast)


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Kein Problem. Man sollte vielleicht noch dazu sagen, dass du sicherlich 
Leuten mit anderer Meinung treffen wirst, das ist eben nur meine 
persönliche Abschätzung.

Zum Thema "technischer Master": Mit einem Wirtschaftsing wird man 
sicherlich nicht in jedem Masterprogramm willkommen sein. Damit schränkt 
sich die Auswahl später wahrscheinlich etwas ein. Das sollte man im 
Hinterkopf haben, aber es spricht nicht unbedingt gegen diesen Weg.

von Torsten (Gast)


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http://www.htwk-leipzig.de/de/studieninteressierte/studienangebot/bachelor/wirtschaftsingenieurwesen-elektrotechnik/

Weiterführende Masterstudiengänge:
Wirtschaftsingenieurwesen (Elektrotechnik) - Master of Science
Elektrotechnik und Informationstechnik - Master of Science
Betriebswirtschaft – Master of Arts (Achtung: entsprechende 
Wahlpflichtmodule müssen im Bachelorstudium belegt werden)


Also sollte es dich in die Richtung ziehen, dürftest du sicher eine fh 
finden die dich zum master zuläßt

von Anus (Gast)


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WIng != WIng

Man sollte schon  min. 70% Technik und max. 30% Wirtschaft hören. Das 
ist aber leider nicht immer der Fall.

Wahlweise macht man dann noch 1 - 2 Semester mehr, um noch mehr Technik 
hören zu können bzw. im Master auf 100% Technik zu gehen.

von steve (Gast)


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Wobei ich dazu sagen muss, dass der Studiengang nicht explizit 
Wirtschaftsingenieurwesen heißt, aber wie gesagt Elektrotechnik (hier: 
Energietechnik) mit Wirtschaftlichen Inhalten vereint.

Beim Durchsehen der gängigen Stellenanzeigen ist mir hierzu besonders 
der Beruf des Produktmanagers augefallen. Klingt für micht schon sehr 
interessant, ein Produkt von der Ideenfindung, der Entwicklung bis zur 
Markteinführung, dem Marketing und dem Vertrieb zu begleiten

Andererseits interessiert mich, wie gesagt, auch die Informatik. Ich 
bezweifel allerdings, dass sich das irgendwie sinnvoll unter einen Hut 
bringen lässt.

Ich könnte mir beispielsweise nicht vorstellen, elekt. Schaltungen zu 
designen oder Trafos für Umspannwerke zu berechnen.

von Ruepel (Gast)


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Man sollte sich vom Gedanken verabschieden, etwas zu studieren und das 
sei's dann. das war vielleich vor 100 Jahren noch so. Heutzutage 
studiert man anfangs 20 etwas. Mit 30 ist man durch ie praktische 
Erfahrung schon neu orientiert. was vielleicht noch aehnlich wie vor 10 
Jahren ist, vielleicht auch nicht. Bis 40 hat man vielleicht nochmals 
studiert, abr sicher noch eine Weiterbildung in Form einer Nachdiplom 
Studienganges angehaengt. Und macht schon wieder was anderes. Bis 50 
muss man sich wieder neu erfunden haben, usw. Es gibt sehr wenige, die 
sich im selben Job erfolgreich halten koennen und nicht auf dem 
Abstellgleis sind. Und ja irgendwann muss man jeweils Entscheidungen 
treffen was man machen will und was nicht.

von Quak mit Soße (Gast)


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> Man sollte sich vom Gedanken verabschieden, etwas zu studieren und das
> sei's dann.
doch das war's dann, denn ansonsten wird es unwirtschaftlich.
Die Fortbildung kannst Du dann im Job machen!
Ansonsten werden Fragen aufkommen beim Arbeitgeber.

> Es gibt sehr wenige, die
> sich im selben Job erfolgreich halten koennen und nicht auf dem
> Abstellgleis sind.
genau und deshalb schön ansparen, falls danach nichts mehr bzw. Du eine 
joblose Phase haben solltest.
Bei Energietechnik ändert sich relativ wenig und wenn Du viel Glück 
hast, kann das im Bereich der Energietechnik sowas wie eine 
Beamtenstellung werden, insofern eine echte Chance sich dauerhaft zu 
halten.

> Und ja irgendwann muss man jeweils Entscheidungen
> treffen was man machen will und was nicht.
mit Energietechnik liegst Du tendenziell besser als mit technischer 
Informatik, weil Du im Bereich technischer Informatik u.U. mit 
Informatikern konkurrieren mußt - zuviel Konkurrenz!
Mach lieber Energietechnik, wenn Du da schon eine Vorbildung hast ... 
sowas wird nämlich bei Bewerbungen auch gesehen. Es wäre idiotisch, wenn 
Du aus einer Laune heraus Dich für techn. Informatik entscheidest ... 
das kannst Du auch zuhause als Hobby realisieren, glaube mir.

von steve (Gast)


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Und wie siehts aus mit nem FH-Bachelor in Informationstechnik? Gibt es 
da ähnlich gute und abwechslungsreiche Berufsaussichten wie in 
E-Technik?

von steve (Gast)


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Ich denke ich habe mich entschieden - ich werde wohl Elektrotechnik in 
der Vertiefungsrichtung Energietechnik studieren um damit einen robusten 
Grundstein für meine weitere berufliche Laufbahn zu legen.

Wird bestimmt nicht einfach, aber einfach kann ja auch jeder. ;-)

Vielen Dank für die rege Beteiligung

von Dipl.- G. (hipot)


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steve schrieb:

> Ich bin gelernter Elektriker, beschäftige mich aber auch schon sehr
> lange mit PCs und habe schon ein bißchen PHP und C programmiert, was mir
> auch wirklich Spaß bringt. Ich mag es z.B. kleinere, kreative
> "Spaßprojekte" umzusetzen. (In der Berufsschule habe ich z.B. ein
> kleines PHP-Script für die Berechnung von Kondensatoren  zur
> Blindleistungskompensation geschrieben. Konnte der Lehrer aber nichts
> mit anfangen. ;-))
>
> das Dilemma. Entweder ich gehe in die
> Energietechnik, was meiner bisherigen beruflichen Laufbahn entspricht

Elektriker haben nichts mit Energietechnik zu tun.

Die Phasenkasper ;-) machen Niederspannungstechnik und 
Niederspannungstechnik existiert im universitären Horizont nicht, und 
auch wenn Du nur auf die FH gehst, denke ich nicht, daß Deine FH 
wesentlich vom Status quo abweichen wird.



> +Energietechnik
>
> Pro:
>
> - "Ein Job zum alt werden", Technik wandelt sich nicht ganz so schnell
> wie die IT

Das ist relativ. Die Starkstromtechnik mag das Image des Dinosauriers in 
der Elektrotechnik haben, ist aber dynamischer als Nichteingeweihte sich 
einbilden. Die Expansionsbewegungen in Asien und Südamerika und neue 
technologische Entwicklungen ziehen das Tempo an.

Allerdings hast Du recht, daß die Halbwertszeit von IT-Gelumpe 
unschlagbar kurz ist.



> - Zur Inbetriebnahme von Anlagen usw. ist man ggf. auch mal auf Achse

Inbetriebnahme ist nun nicht der beste Job.



> - Vielseitigkeit?

Frage oder Feststellung?



> - Vertiefung in "Informatik"

Mikrocontroller ok, objektorientiertes Programmieren blöder Mist.

Energietechniker sollten numerische Mathematik verstehen, anwenden und 
in Tools gießen können. MATLAB & Co. sind überall.



> - Gute Aussichten für die Zukunft (Energiewende)

Nicht die Energiewende macht die Energietechnik zur zukunftssichersten 
Ingenieurbranche sondern der Bedarf an Energie.



> - Berufserfahrung im Handwerk vorhanden

Irrelevant. Elektriker wissen in der Mehrzahl der Fälle nichtmal, wie 
eine UL- oder IEC-konforme Niederspannungsschaltanlage in Umspannwerken 
oder Industrieanlagen aussieht, geschweige denn berechnet wird.

Das lernt man im Studium übrigens auch nicht, es sei denn, Du hast Glück 
und Deine Hochschule hat einen Schaltgeräteexperten (sehr selten).

Ich habe mir dieses Zeug im Selbststudium beigebracht, größtenteils mit 
überraschend solider DDR-Literatur, weil gerade dieses Puzzleteil der 
Energietechnik faktisch keine Veröffentlichung von brauchbarer 
Fachliteratur kennt.



> Contra:
>
> - Einige Fächer dabei, die micht nicht so sehr interessieren.
> ("Durchbeißfächer")

Über das Niveau an Fachhochschulen kann ich nichts sagen, aber an der 
Uni ist Energietechnik anspruchsvoll: Unmengen Physik und wahnsinnig 
mathematisiert. Höchstens die Hochfrequenz-Nachrichtentechniker mußten 
im Hauptstudium ähnlich kämpfen. Da kann alles Durchbeißfach werden.



> Danke!!

Bitte.



P.S. Ich habe Energietechnik vertieft und arbeite in der Energietechnik.

von steve (Gast)


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Hallo hipot,

>Elektriker haben nichts mit Energietechnik zu tun.

Jedenfalls hat mein Beruf die "Energietechnik" im Namen. Das ist dann 
also auf jeden Fall schon mal eine Gemeinsamkeit. ;-)

> Frage oder Feststellung?

Eher Frage. Ich würde mich halt am liebsten möglichst breitbandig 
aufstellen, um später nicht auf eine Schiene festgelegt zu sein.

>Irrelevant. Elektriker wissen in der Mehrzahl der Fälle nichtmal, wie
>eine UL- oder IEC-konforme Niederspannungsschaltanlage in Umspannwerken
>oder Industrieanlagen aussieht, geschweige denn berechnet wird.

Naja, Projektierung von Schaltanlagen hatte ich irgendwie auch nicht 
konkret im Fokus. Irgendwie weiß ich überhaupt noch nicht so richtig, 
was konkret mich später interessieren könnte. Vielleicht 'nen Flughafen 
planen? ;-))

>Energietechniker sollten numerische Mathematik verstehen, anwenden und
>in Tools gießen können. MATLAB & Co. sind überall.

"Genießen", aha, ok. Also kommt man auch im späteren Beruf regelmäßig 
nicht an "höherer Mathematik" vorbei? Ich könnte mir vorstellen, dass 
das zu einem Großen Teil auch vom konkreten Job abhängt?

von Peter (Gast)


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Es ist relativ egal welche Fachrichtung du im Bezug auf deine spätere 
Position wählst. Ich arbeite in der Entwicklung für Steuergerätesoftware 
und hier sind alle Fachrichtungen von Nachrichtentechnik über 
Energietechnik bis hin zur Technischen Informatik vertreten. Was du aus 
dem Studium wirklich brauchst ist ebenfalls von der Stelle abhängig. Ich 
brauche hier keine Galoisfelder, Systeme von DGLs oder Stochastik 
sondern eher Numerik. Matlab/Simulink kommt nun auch immer mehr.
Du solltest die Fachrichtung wählen, die dir am meisten zusagt. Es gibt 
keine Garantie dafür, dass du als Energietechniker auch wirklich in der 
Energietechnik landest.

von Peter (Gast)


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Dipl.- Gott schrieb:
> Über das Niveau an Fachhochschulen kann ich nichts sagen, aber an der
> Uni ist Energietechnik anspruchsvoll: Unmengen Physik und wahnsinnig
> mathematisiert. Höchstens die Hochfrequenz-Nachrichtentechniker mußten
> im Hauptstudium ähnlich kämpfen. Da kann alles Durchbeißfach werden.

Das könnte ich nun wiederlegen. Nachrichtentechniker haben um einiges 
mehr an Mathematik wie z. B. die Galoisfelder und damit verbundene 
Anwendungen wie die DFT, generell gehören die ganzen Transformation 
dazu. Aus meiner Sicht ist die Mathematik für Nachrichtentechniker höher 
und auch Grund für die geringe Anzahl an Nachrichtentechnikern.

Gerade an diesen zwei Aussagen kann der TO sehen, dass die Studiengänge 
von Hochschule zu Hochschule unterschiedlich sind. Daher sage ich noch 
einmal, dass man nicht alle pauschalisieren kann und auch nicht sollte.

von steve (Gast)


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Aber es ist schon so, dass ein "Wirtschaftsingenieurwissenschaftlicher" 
Studiengang eher Türen in Bezug auf Entwicklung verschließt, während ein 
"normaler" Ing sich in nahezu jede Richtung entwickeln kann?

von Dipl.- G. (hipot)


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Peter schrieb:

> Das könnte ich nun widerlegen. Nachrichtentechniker haben um einiges
> mehr an Mathematik wie z. B. die Galoisfelder und damit verbundene
> Anwendungen wie die DFT, generell gehören die ganzen Transformation
> dazu.

Was für Transformationen denn? Integraltransformationen? 
Koordinatentransfonrmationen? Transformationen von Matrizen von 
n-Pol-Parametern? Modaltransformationen?


Du hast offenbar noch nie einen Blick in ein Buch über die Theorie 
elektrischer Maschinen geworfen. Wie sieht es mit Hochspannungstechnik 
aus? Gasentladungen, Plasmaphysik, numerische Feldberechnung... Wie 
sieht es mit leistungselektronischen Bauelementen aus? 
Ladungsträgerplasma im Halbleiter, statistische Physik, dynamischer 
Avalanche... Wie sieht es mit Regelungstechnik aus? Regelungen von 
Maschinen und Antrieben, Kaskadenregelung, Zustandsregelung, vor allem 
der Aynchronmaschine... Wie sieht es mit Anlagentechnik aus? Analytische 
und numerische Behandlung von Kabelsystemen, Freileitungen, 
Filterbänken, Trafos, Generatoren, Ableiter...

Nicht alles, was nicht die Maxwellschen Gleichungen oder Zahlentheorie 
enthält, ist automatisch weniger anspruchsvoll. Im Gegenteil. Der Teufel 
steckt im Detail. Meine Mathematikausbildung zog sich insgesamt über 7 
Semester hin, daher bin ich immer wieder irritiert, was 
Nachrichtentechniker über die anderen Fachrichtungen denken, ohne Ahnung 
zu haben. Wie gesagt, Energietechnik ist teilweise reine Physik und sehr 
mathematisiert.



> Aus meiner Sicht ist die Mathematik für Nachrichtentechniker höher

Das bezweifle ich.

von cassini (Gast)


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steve schrieb:
> Aber es ist schon so, dass ein "Wirtschaftsingenieurwissenschaftlicher"
> Studiengang eher Türen in Bezug auf Entwicklung verschließt, während ein
> "normaler" Ing sich in nahezu jede Richtung entwickeln kann?

Das ist sicher richtig. Allerdings sollte bedacht werden, dass von der 
reinen Grundlagenforschung abgesehen, immer wirtschaftliche Aspekte ins 
engineering einfließen.

Um beim Thema zu bleiben: Wenn Du Dich für TI begeistern kannst, dann 
wähle TI. Aus meiner Erfahrung kann ich nur sagen, dass SW-Leute immer 
gebraucht werden, allein schon deshalb, weil SW einen immer größeren 
Anteil an der Wertschöpfungskette darstellt. Mit TI kommst Du auch in 
fast alle anderen Bereiche wieder rein, sogar in der Energietechnik 
werden Informatiker gebraucht.

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