Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Lebensdauer von RF-Steckern an Messgeräten


von Sven B. (scummos)


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Hallo!

Ich habe hier einen Spectrum Analyzer mit N-Steckern. Wenn man jetzt in 
die Datenblätter [1] von so typischen N-Steckern schaut, steht da, dass 
man sie "mindestens 500 mal" zusammenschrauben kann, bevor sie kaputt 
gehen. Nun, das klingt ja erstmal ziemlich wenig (fünfmal schrauben am 
Tag und das Ding ist in weniger als einem halben Jahr kaputt). Ist diese 
Zahl realistisch?
Macht man das in einem Labor üblicherweise so, dass da Kabel dranhängen, 
die nur selten mal abgeschraubt werden? Das ist ja für ein tragbares 
Gerät doch relativ unpraktisch. Alternativ gibt es noch die Möglichkeit, 
einfach einen N -> N-Adapter dranzuschrauben, das geht natürlich 
notfalls auch, aber wenn man daran dann z.B. noch einen N -> BNC-Adapter 
schraubt, hat man schon eine ziemlich lange "Stange" von Adaptern. Auch 
etwas unpraktisch, und wenn nur wegen der großen Hebelkraft.
Wahrscheinlich bin ich hier ein wenig paranoid, aber ich dachte, ich 
frag' mal nach ob da jemand Erfahrung hat.

Grüße,
Sven

____
[1] Seite 5: 
http://emersonconnectivity.com/OA_MEDIA/catalog/pdf_NConnectorBrochure.pdf

von wosnet (Gast)


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Bei uns im Labor schrauben wir die Kabel immer wieder ab und dran wenn 
das Gerät den Messaufbau wechselt. Unsere ältesten Geräte sind von 2006 
und werden fast täglich benutzt, bisher gab es bei den Steckverbindern 
noch keine Defekte (hauptsächlich K und V-Stecker/Buchsen). Die Geräte 
die bei uns N haben, haben immer einen Adapter N auf K/V drauf, wo dann 
die Kabel rankommen. Es ist natürlich selbstredend, daß man für jegliche 
Schraubaktionen einen Drehmomentschlüssel benutzt.

Aufpassen sollte man mit Billigadaptern, die können schon von Haus aus 
krumm sein oder schlechte Toleranzen aufweisen. Damit kann man sich 
schonmal teure Kabel kaputtmachen.

wosnet.

von Sven B. (scummos)


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Hi,

danke für deine Antwort. K sieht ja so ähnlich aus wie SMA, also ist da 
wahrscheinlich eine ähnliche Lebensdauer zu erwarten. Die Stecker sehen 
für mich auch irgendwie gar nicht so aus, als ob sie nach fünfhundert 
mal schrauben kapput wären... könnte man ja spaßeshalber mal testen! 
Vielleicht während einer langweiligen Vorlesung? ;)

Was genau meinst du mit dem Drehmomentschlüssel -- ihr schraubt also SMA 
u.ä. mit dem Drehmomentschlüssel? Warum, weil man gerade schrauben kann, 
oder eine genau dosierte Kraft zum Anziehen hat? Was spricht dagegen, 
die Stecker von Hand festzudrehen (schwer geht es ja nicht gerade)?

Grüße,
Sven

von wosnet (Gast)


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Hallo!

Ich glaub auch nicht, dass die nach 500 Schraubvorgängen defekt sind, 
aber vielleicht verschlechtern sich dann die HF-Eigenschaften? Das hab 
ich noch nicht untersucht. Z.B. beim Netzwerkanalysator würde man das im 
Zweifelsfall auch kaum merken, da man ja kalibriert.

In unserer Laborausstattung gibt es verschiedene Drehmomentschlüssel 
sowie Halterungen zum Gegenhalten. Das hat einmal den Zweck die 
Verbinder nicht zu zerstören durch zu Hohe Momente, andererseits hat man 
durch das definierte Moment auch (theoretisch) immer das 
gleiche/spezifizierte Signalübertragungsverhalten. Zudem ist das Moment 
genau richtig, so dass sich nicht immer der Verbinder löst, wenn das 
Kabel mal gebogen wird.

wosnet

von dreist (Gast)


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Gute Stecker haben die Anzahl steckungen spezifiziert. Die 1.99 Teile 
natuerlich nicht. Die Anzahl steckungen bedeuten die Parameter, S11 & 
S21 sind innerhalb der Spezifikationen, nicht, dass dann der Stecker 
zerbroeselt. Den Drhnomentschluessel braucht man zum Eereichen dieser 
Werte. Wenn man sich nicht um 0.1 dB schert, kann man auch von Hand 
anziehen

von Sven B. (scummos)


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Ah, das hätte man sich wohl eigentlich denken können, dass sich die 
Lebensdauer auf Einhaltung der S-Parameter bezieht. Wenn die nach 500 
Zyklen um 0.1dB schlechter werden, wäre das für meine Anwendungen 
ziemlich egal (so genau ist das eh alles nicht hier ;)

Ich nehme mal an, dass ein vorsichtiges Anziehen von Hand auch eher 
lebensverlängernd auf die Stecker wirken wird, verglichen damit, mit 
einem Drehmomentschlüssel die spezifizierte Kraft mehr oder weniger voll 
auszunutzen... dass dann die Verbindung evtl. nicht so gut ist, ist 
klar, aber für meine Zwecke wohl ziemlich egal (auf 0.1dB kommt es mir, 
wie gesagt, nicht an, da gibt es andere Faktoren, wo viel größere Fehler 
entstehen).

Grüße,
Sven

von Guido C. (guidoanalog)


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Hallo,

Sven B. schrieb:
> Ich nehme mal an, dass ein vorsichtiges Anziehen von Hand auch eher
> lebensverlängernd auf die Stecker wirken wird, verglichen damit, mit
> einem Drehmomentschlüssel die spezifizierte Kraft mehr oder weniger voll
> auszunutzen...

Naja, manche Grobmotoriker schrauben den Stecker mit der Hand stärker an 
als nötig. In sofern kann der Drehmomentschlüssel auch lebensverlängernd 
sein.

Mit freundlichen Grüßen
Guido

von Sven B. (scummos)


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Da gehöre ich nicht dazu. ;)

von Klaus I. (klauspi)


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wosnet schrieb:
> es ist natürlich selbstredend, daß man für jegliche
> Schraubaktionen einen Drehmomentschlüssel benutzt.

Hallo Wosnet,
sorry wenn ich jetzt komisch Frage, ich komme halt nicht aus eurem 
Fachbereich.
Aber mich würde interessieren, wie ihr die Genauigkeit euer 
Drehmomentschlüssel in einem zertifiziertem Umfeld sicherstellt?

Benutzt ihr einfach Drehmomentschlüssel mit Digitaler Anzeige und 
dadurch autmotischer Nachvollziehbarkeit der Schraub-Zyklen oder können 
auch analoge Drehmomentschlüssel jedes Jahr (evtl. erst nach Wartung) 
wieder neu kalibriert werden?

Grüße
Klaus ;-)

von maikh (Gast)


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Teuerere Geräte haben teilweise gleich austauschbare Testportaschlüsse, 
z.B. diverse R&S Spektrumanalysatoren. So ein Einsatz auf 3,5mm kostet 
dann knappe 100 Euronen und ist fix getauscht, ohne das Gerät zu öffnen.

Probleme durch verschlissene Steckverbinder konnte ich auch schon selbst 
beobachten - ich habe hier noch einen alten VNWA als Ersatzteilträger 
stehen, der jedoch noch läuft. Wen man dort die N-Stecker zum Testset 
nicht gewaltigst festzieht, gibt es bei einer bestimten Frequenz 
Pegeleinbrüche.
Irgendwann hörte ich mal den Begrif "jacksaver" - ein zu opfernder 
Adapter zum zwischenschrauben. Ich nehme dafür gern DC-Blocker - da hat 
man dan gleich noch Sicherheit gegen unbeabsichtigte DC - und irgendwann 
können sie dann weg.

BTW. : Die guten NWA Kalibrierkits von HP haben gleich spezielle 
Mikrometertaster dabei, um den Mitelpin der Stecker nachzumessen.
vg

Maik

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