Hallo, ich sitze hier vor einer Übungsaufgabe aus der digitalen Schaltungstechnik, sozusagen die Einführungsaufgabe zu Transfergates. Da ist ein N-MOSFET in Gateschaltung mit Lastkapazität, die Überschrift heißt "nMOS Transfergate". Zu dieser Anordnung kann ich irgendwie in keinem Buch was finden, auch nicht bei Google. Überall wird nur das CMOS-Transfergate beschrieben. Ich frage mich: 1) Wenn ich das richtig verstehe, schaltet der MOSFET nur durch, wenn S=HI und E=LO. In allen anderen Fällen wäre die Gate-Source-Spannung immmer null oder negativ, was bedeutet dass der FET sperrt und der Ausgang schwebt (richtig?). Sollte ein Transfergate nicht so aufgebaut sein, dass bei S=HI IMMER die Eingangsspannung zum Ausgang durchgreift, also auch wenn E=HI ist? 2) In der Aufgabe kann ich ja eigentlich nicht erkennen, wo am FET Source und Drain ist. Das hab ich mich schon öfter gefragt - ist es dann für den Kenner "sowieso klar", oder sind die FETs so aufgebaut dass es egal ist? Seid nicht zu streng, ich muss dieses Fach noch belegen aber kann keine Vorlesung dazu hören. Jetzt versuche ich mir alles irgendwie zusammen zu basteln.. Grüße [edit: korrektur E=LO, S=HI nicht umgekehrt]
Raphael X. schrieb: > ich sitze hier vor einer Übungsaufgabe aus der digitalen > Schaltungstechnik, sozusagen die Einführungsaufgabe zu Transfergates. > Da ist ein N-MOSFET in Gateschaltung mit Lastkapazität, die Überschrift > heißt "nMOS Transfergate". Zu dieser Anordnung kann ich irgendwie in > keinem Buch was finden, auch nicht bei Google. Tja. Selber denken ist Trumpf! > 1) Wenn ich das richtig verstehe, schaltet der MOSFET nur durch, wenn > S=HI und E=LO. In allen anderen Fällen wäre die Gate-Source-Spannung > immmer null oder negativ, was bedeutet dass der FET sperrt und der > Ausgang schwebt (richtig?). Falsch. Die Schaltung ist unvollständig. Der Bulk-Anschluß (der Strich zwischen Source und Drain, respektive die Gegenelektrode zum Gate [siehe MOSFET Halbleiterstruktur]) ist nicht beschaltet. > 2) In der Aufgabe kann ich ja eigentlich nicht erkennen, wo am FET > Source und Drain ist. Das hab ich mich schon öfter gefragt - ist es dann > für den Kenner "sowieso klar", oder sind die FETs so aufgebaut dass es > egal ist? Guter Schuß! Von der Struktur her ist ein MOSFET ja symmetrisch (D und S sind austauschbar). Erst durch die Verbindung mit Bulk wird der Source- Anschluß festgelegt (für diskrete MOSFET-Bauelemente). In IC ist es aber mitnichten normal daß Bulk mit einem "Ende" des MOSFETs verbunden wird. In der Tat sind in CMOS-IC die Bulk-Anschlüsse der n-FETs typisch mit Vss und die der p-FETs mit Vcc verbunden. Ganz egal wie D und S jeweils beschaltet sind. Deswegen gilt auch die Konvention: "wenn Bulk eines n-FET nicht explizit beschaltet ist, liegt es auf Vss" (und analog p-FET und Vcc). Solange die Potentiale korrekt sind: U_Bulk <= U_d, U_s < U_g (für den n-FET) reicht in der Tat ein einzelner MOSFET für ein Transfergate. Wenn man die Aussteuergrenzen (Vss, Vcc) erreichen will, ist es hingegen verteilhaft, n- und p-FET parallel (aber mit gegenphasiger Ansteuerung) zu verwenden. aka "Standard-CMOS-Transfergate". XL
> Tja. Selber denken ist Trumpf! Danke für den Hinweis.. Ich hätte einfach raffen müssen, dass Transfergate das gleiche wie Transmission-Gate ist.. Dann hätte ich auch mehr gefunden ;) > Deswegen gilt auch die Konvention: "wenn Bulk eines > n-FET nicht explizit beschaltet ist, liegt es auf Vss" (und analog p-FET > und Vcc). Dass es oft so gemacht wird, wusste ich. Dass es auch gilt wenn nix eingezeichnet ist, weiß ich jetzt auch, danke. Der Bulk-Anschluss wäre mir garnicht in den Sinn gekommen, mit dem hatten wir in der Schaltungstechnik bisher nicht viel zu tun (außer "das wird eben so gemacht"). Vorher in Bauelemente schon, aber in diesem Fach hat jeder nur ums Bestehen gekämpft (und der Dozent hätte lieber Hausmeister statt Lehrperson werden sollen). Mit einer großen Gate-Bulk Spannung allein kann ich aber keinen MOSFET zum leiten bringen, oder? Substratsteuereffekt ist mir einigermaßen bekannt, ich habe aber auch schon gelesen dass Gate-Source und Gate-Bulk Spannung vergleichbar sind um die Kanalbreite zu steuern. da sind noch ein paar Fragezeichen.. > Solange die Potentiale korrekt sind: U_Bulk <= U_d, U_s < U_g U_Bulk <= U_Drain wegen der Body-Diode, das ist klar. Aber wenn eben nicht U_s < U_g, also die Gate-Source-Spannung z.B. null ist (Gate=VCC, Eingang=VCC), leitet der FET nicht mehr. Dann sollte man ein CMOS nehmen damit der p-FET das übernimmt. Kapiert :) >> 1) Wenn ich das richtig verstehe, schaltet der MOSFET nur durch, wenn >> S=HI und E=LO. In allen anderen Fällen wäre die Gate-Source-Spannung >> immmer null oder negativ, was bedeutet dass der FET sperrt und der >> Ausgang schwebt (richtig?). > > Falsch. Wenn ich die Aussage so verändere: Wenn S=LO, oder aber S=HI und die Eingangsspannung so hoch ist, dass die Gate-Source-Spannung zu niedrig ist, dann sperrt der FET und der Ausgang schwebt. Stimmt es dann?
>Mit einer großen Gate-Bulk Spannung allein kann ich aber keinen MOSFET >zum leiten bringen, oder? Doch! Es ist die eigentlich dominierende Steuerspannung und nicht wie oft gedacht Ugs. Grüsse
Raphael X. schrieb: > Der Bulk-Anschluss wäre mir garnicht in den Sinn gekommen, mit dem > hatten wir in der Schaltungstechnik bisher nicht viel zu tun (außer "das > wird eben so gemacht"). Vorher in Bauelemente schon, aber in diesem Fach > hat jeder nur ums Bestehen gekämpft (und der Dozent hätte lieber > Hausmeister statt Lehrperson werden sollen). Das ist ausgesprochen schade, zumal es ja auch Wissenslücken bei dir hinterlassen hat. > Mit einer großen Gate-Bulk Spannung allein kann ich aber keinen MOSFET > zum leiten bringen, oder? Doch. Es ist gerade das Feld zwischen Gate und Substrat, das den Kanal aufmacht. Daß in allen Datenblättern die Gate-Source-Spannung statt der Gate-Substrat-Spannung genannt wird, liegt einzig daran, daß bei MOSFET die als Einzelbauelement verwendet werden, Source und Substrat faktisch immer verbunden sind. > Substratsteuereffekt ist mir einigermaßen > bekannt, ich habe aber auch schon gelesen dass Gate-Source und Gate-Bulk > Spannung vergleichbar sind um die Kanalbreite zu steuern. da sind noch > ein paar Fragezeichen.. Der wesentliche Effekt ist die "Einschnürung" des Kanals, wenn die Spannung zwischen Kanal und Gate die Thresholdspannung des MOSFETs erreicht. Bei konventionellen MOSFET (Source = Substrat) kann nur das drainseitige Ende des Kanals diesen Zustand erreichen. Im Transmissiongate könne sowohl Source als auch Drain aber im Prinzip beliebige Spannungen zwischen GND und Vcc annehmen. Betrachten wir einfach mal das Gate aus deinem ersten Post im "offenen" Zustand: U_g=Vcc, U_bulk=0. Wenn wir von keinem oder nur kleinem Strom ausgehen, können wir U_d = U_s ansetzen. Wenn diese Spannung nahe GND ist haben wir eine vergleichbare Situation wie bei einem konventionellen MOSFET: der Kanal ist niederohmig. Wenn die Spannung ansteigt, setzt bei U_d = U_s = U_g - U_th die Einschnürung ein. Und zwar auf der gesamten Länge des Kanals. Wenn U_d (oder U_s - da der Kanal jetzt hochohmig wird, können die jetzt auseinanderlaufen) noch höher gehen, sperrt der MOSFET schließlich. In einem CMOS-Transmissiongate übernimmt in diesem Fall dann der parallel liegende p-MOSFET. HTH, XL
Axel Schwenke schrieb: > Raphael X. schrieb: >> Mit einer großen Gate-Bulk Spannung allein kann ich aber keinen MOSFET >> zum leiten bringen, oder? > > Doch. Es ist gerade das Feld zwischen Gate und Substrat, das den Kanal > aufmacht. Daß in allen Datenblättern die Gate-Source-Spannung statt der > Gate-Substrat-Spannung genannt wird, liegt einzig daran, daß bei MOSFET > die als Einzelbauelement verwendet werden, Source und Substrat faktisch > immer verbunden sind. > Hätte ich z.B. das in dieser Deutlichkeit mal vor 3 Semestern gehört, wäre mir wohl einiges leichter gefallen. Wir haben uns da echt schwer getan, ohne irgendeine Schaltung oder Anwendung dazu mit krassen Formeln zu jonglieren.. > Betrachten wir einfach mal das Gate aus deinem ersten Post im "offenen" > Zustand: U_g=Vcc, U_bulk=0. Wenn wir von keinem oder nur kleinem Strom > ausgehen, können wir U_d = U_s ansetzen. Wenn diese Spannung nahe GND > ist haben wir eine vergleichbare Situation wie bei einem konventionellen > MOSFET: der Kanal ist niederohmig. Wenn die Spannung ansteigt, setzt bei > U_d = U_s = U_g - U_th die Einschnürung ein. Und zwar auf der gesamten > Länge des Kanals. Wenn U_d (oder U_s - da der Kanal jetzt hochohmig > wird, können die jetzt auseinanderlaufen) noch höher gehen, sperrt der > MOSFET schließlich. In einem CMOS-Transmissiongate übernimmt in diesem > Fall dann der parallel liegende p-MOSFET. Danke! Für die Einschnürung hab ich einige Zeit gebraucht (so haben wir das nie betrachtet) aber es hat definitiv geholfen. Ich hab nochmal versucht mich einzulesen, da ich selber Lücken erkenne die ich auffüllen möchte. Ich schreibe einfach mal, und bitte um Korrektur wenn was falsches dabei ist: Eine Abschnürung des Kanals passiert dann, wenn die Spannung zwischen Gate und Kanal kleiner als die Threshold-Spannung U_th wird. Das hängt mit den Sperrschichten am pn-Übergang zusammen. Die Abschnürung kann an verschiedenen Stellen im Kanal passieren. Bei "normalem" Betrieb wird es auch nie den ganzen Kanal gleichmäßig betreffen, sondern nur Drain- oder Sourcegebiet alleine, weil ein Spannungsabfall im Kanal auftritt. Am "bekanntesten" ist die Abschnürung in der Nähe des Draingebietes. Sie passiert dort, weil dort wegen dem hohem Spannungsabfall (U_DS > U_GS - U_th oder U_GD < Uth) im Kanal die Spannung zwischen Gate und Kanal am höchsten ist. Er verhindert dann weitestgehend einen weiteren Anstieg des Kanalstroms. Ist die Spannung zwischen Gate und Source kleiner als U_th, sperrt der MOSFET (Abschnürung um den Source-Bereich). Wenn ich das Sourcepotential "löse" und eine Gate-Bulk Spannung anlege, entsteht ein Kanal den ich mit dieser Steuerspannung potentialfrei schalten kann, solange die zu schaltende Spannung sich in einem gültigen Bereich befindet. Ein einfaches Transfergate. Wenn die Spannung aber so hoch wird, dass die Spannung zum Gate kleiner als U_th wird (also VDD - U_th), setzt im ganzen Kanal Abschnürung ein und der Kanal wird sich verkleinern, bis keiner mehr da ist.
Raphael X. schrieb: > Ich hab nochmal versucht mich einzulesen, da ich selber Lücken erkenne > die ich auffüllen möchte. Ich schreibe einfach mal, und bitte um > Korrektur wenn was falsches dabei ist: > Eine Abschnürung des Kanals passiert dann, wenn die Spannung zwischen > Gate und Kanal kleiner als die Threshold-Spannung U_th wird. Yep > Das hängt mit den Sperrschichten am pn-Übergang zusammen. Nope. Die Sperrschicht hat damit nur am Rande zu tun. Das elektrische Feld, das aus der Spannungdifferenz Gate/Substrat bzw. Gate/Kanal resultiert, verdrängt die Majoritätsladungsträger aus dem Substrat, so daß an dessen Oberfläche eine Inversionsschicht - eben der Kanal - entsteht. Die Feldstärke bestimmt dabei die Dicke des Kanals. Die Threshold-Spannung ist die Spannung, bei der die Bildung der Inversionsschicht einsetzt. Durch die Inversion wird die Leitfähigkeit des Substrats praktisch umgedreht, so daß zwischen Kanal und Source/Drain-Anschluß keine Sperrschicht mehr besteht. > Die Abschnürung kann an > verschiedenen Stellen im Kanal passieren. Bei "normalem" Betrieb wird es > auch nie den ganzen Kanal gleichmäßig betreffen, sondern nur Drain- oder > Sourcegebiet alleine, weil ein Spannungsabfall im Kanal auftritt. Bei einem konventionellen MOSFET (Source=Substrat) kann die Abschnürung nur am Drain passieren. Bei einem MOSFET mit separatem Substrat (z.B. integriert in einem CMOS-IC) hängt es von der Stromrichtung durch den MOSFET ab, an welchem Ende der Kanal abgeschnürt wird. > passiert dort, weil dort wegen dem hohem Spannungsabfall (U_DS > U_GS - > U_th oder U_GD < Uth) im Kanal die Spannung zwischen Gate und Kanal am > höchsten ist. Naiv würde man vermuten, daß bei U_ds > U_gs-U_th der MOSFET sperren müßte, weil ja am drainseitigen Ende die Feldstärke nicht mehr ausreicht um die Inversion zu bewirken. Daß das nicht so ist, liegt daran, wie sich U_ds auf der Länge des Kanals verteilt. Wenn der MOSFET in Sättigung ist (also U_gs >> U_ds + U_th) dann ist der Kanal auf seiner ganzen Länge näherungsweise gleich dick. Die Spannung U_ds verteilt sich dann linear auf der Länge des Kanals (am Source-Ende ist sie definitionsgemäß = 0). Wenn U_ds ansteigt, wird der Kanal in Richtung Drain immer dünner, d.h. hochohmiger. Der Effekt ist selbstverstärkend. Denn je hochohmiger ein Stück Kanal wird, desto mehr Spannung fällt ab und desto weniger effektive Gatespannung steht an dieser Stelle zur Verfügung. Defakto entsteht fast der gesamte Spannungsabfall am MOSFET in der unmittelbaren Umgebung des Drain-Gebietes. Diese hochohmige Zone ist aber so kurz und mit Minoritätsladungsträgern überschwemmt, daß sich trotz fehlenden Gate-Feldes keine Sperrschicht mehr ausbilden kann. Es stellt sich ein Gleichgewichtszustand ein, bei dem der Drainstrom annähernd konstant bleibt. XL
Danke. Ich denke das hab ich soweit kapiert. Auf eine Frage bin ich jetzt aber noch gestoßen. Ich habe wieder den Kanal mittels VDD am Gate und Masse am Bulk. Erhöhe ich die Sourcespannung U_s auf VDD - U_th und noch weiter, passiert eine Abschnürung (auf der ganzen Länge des Kanals). Die Kanalbreite wird kleiner, der Fet leitet schlechter. Jetzt kommt das was ich nicht verstehe: > Wenn die Spannung ansteigt, setzt bei > U_d = U_s = U_g - U_th die Einschnürung ein. Und zwar auf der gesamten > Länge des Kanals. Wenn U_d (oder U_s - da der Kanal jetzt hochohmig > wird, können die jetzt auseinanderlaufen) noch höher gehen, sperrt der > MOSFET schließlich Ich habe den Drainanschluss offen gelassen. Also kein Strom. Die Spannung am Drainanschluss bleibt jetzt, egal wie hoch ich mit der Eingangsspannung gehe, bei U_d = VDD - U_th stehen. Bedeutet das nicht, dass der Fet eben NICHT sperrt? An dieser Stelle könnte ich ja genausogut einen Strom entnehmen (wenn auch mit hohem Innenwiderstand, so geht es zumindest im Simulator!) Wo ist der Denkfehler? Grüße
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