Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Unbekanntes Gerät


von Marko (Gast)


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Hi,

hat jemand eine Ahnung was das für ein Gerät ist? Klar, es ist eine Art 
Anzeige, aber wo war die eingesetzt?

Das Gerät ist ein Holzkasten mit Glasscheibe, ca. 60x30cm. Es sind zwei 
Metallösen zur Aufhängung vorhanden. Innen sind schwenkbare Abdeckungen, 
die offensichtlich mit Elektromagneten ein- oder ausgeschwenkt werden 
können, um die Zahlen 1 bis 12 freizugeben oder zu verdecken. Unten 
mittig ist noch ein Taster, der einen Federkontakt schließt.

Leider bin ich noch nicht dazu gekommen, den Widerstand der Spulen zu 
messen, so dass ich nicht sagen kann für welche Spannung sie ausgelegt 
sind.

von Harald W. (wilhelms)


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Marko schrieb:

> hat jemand eine Ahnung was das für ein Gerät ist?

Das ist ein sog. Klappenschrank. Der wurde früher benutzt,
um die verschiedenen Diener zu den "Herrschaften" zu rufen.
Gruss
Harald

von Marko (Gast)


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Ahh, sowas ähnliches hatte ich fast im Sinn, nur dachte ich an ein 
Hotel. Der Kasten hängt in der Rezeption. Der Rufende schliesst mit 
einem Knopf in seinem Zimmer einen Kontakt und die entsprechende Zahl 
wird freigegeben. Der Taster dient dann zur Rückstellung. Man sieht ja, 
dass die Rückstellspulen alle irgendwie zusammengeschaltet sind.

Hat gegenüber Lampen den Vorteil, dass der Zustand "gespeichert" wird, 
so dass der Ruf nicht "verlorengeht" wenn gerade niemand hinschaut.

Aber klar, die Verwendung in einer größeren Villa ist denkbar, damit der 
Diener gleich weiß wo er hin soll und nicht alle Zimmer absuchen muss :D

von amateur (Gast)


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Die Teile waren auch in vornehmen Hotels im Einsatz. So konnte der 
Empfang informiert werden.

von Harald W. (wilhelms)


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amateur schrieb:

> Die Teile waren auch in vornehmen Hotels im Einsatz. So konnte der
> Empfang informiert werden.

1=Bier
2=Champagner
3=Zimmermädchen...
:-)
Gruss
Harald

von Wilhelm F. (Gast)


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Marko schrieb:

> Leider bin ich noch nicht dazu gekommen, den Widerstand der Spulen zu
> messen, so dass ich nicht sagen kann für welche Spannung sie ausgelegt
> sind.

Versuchs mal mit idealerweise einem Labornetzgerät, was du langsam von 
Null an hoch drehst. Wenn das Schauzeichen voll geöffnet ist, leg noch 
ungefähr 50% Spannung zu, dann klappt das schon.

Auf Anhieb ist es schwer zu sagen, ob die Klappen mit 3V oder auch 60V 
betrieben werden. In der Handvermittlung von Telefonen wurden die 
Klappen auch schon mal mit dreistelliger Spannung vom Kurbelinduktor 
bedient.

Andererseits: Wenn der Widerstand bekannt ist, kann man mal grob 
schätzen, welche Leistung die Spulen vertragen könnten, um sich nicht 
übermäßig zu erwärmen, und daraus die Spannung errechnen.

von Dr G. Reed (Gast)


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Schönes Teil mit Steampunk-Optik!
Das lässt sich sicher noch irgendwie sinnvoll verwenden.

von Rezeptionist (Gast)


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> 1=Bier
 > 2=Champagner
   3=2 Zimmermädchen...
Korrektur:
Das Zimmermädchen war immer dabei, Bier und Champagner können nicht 
fliegen.

von Sven (Gast)


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könnt man sicher nett ne stunden uhr draus machen

von Hans .. (Firma: Private) (erty21)


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hi

solltest du den alten kram entsorgen müßen helf ich Dir mit 50 € plus 
Porto.

lg

von Wilhelm F. (Gast)


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Sven schrieb:

> könnt man sicher nett ne stunden uhr draus machen

Retro-Technik kann ja durchaus amüsant sein. Nixie-Uhren gibt es ja hier 
auch öfter mal.

Alte Telefone hatten noch mechanische Schauzeichen, auch auf 
Spulenbasis. Damit die Sekretärin im Vorzimmer sieht, wenn der Chef auf 
einer Leitung spricht. Das Schauzeichen dreht sich um 90°, man sah dann 
eine rote statt weiße Farbe, ohne Glühlämpchen.

Und es war sogar kontrastreicher, man konnte die Dinge fast unabhängig 
von der Raumhelligkeit sehen.

Bei Aldi sahen sie vor ein paar Tagen mal das grüne VFD-Display an der 
Kasse nicht mehr. Die Sonne schien drauf. Und die sind ja schon nicht 
ganz schwach.

Uhren mit mechanischen Siebensegmenten gab es auch mal.

von Wilhelm F. (Gast)


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amateur schrieb:

> Die Teile waren auch in vornehmen Hotels im Einsatz. So konnte der
> Empfang informiert werden.

Klappenschränke gab es auch noch zu Zeiten der Handvermittlung in der 
Telefontechnik. Im großen Stil aber, bei den Telefonanbietern, ganze 
Sääle in der Größe einer Sporthalle nur mit Telefonistinnen. Die 
Telefonistin sah, daß ein Telefonkunde telefonieren wollte, nachdem er 
den Kurbelinduktor drehte. Der Kurbelinduktor löste eine Klappe aus, die 
danach in ihrer Position verbleibt, ohne Energieverbrauch. Dann steckte 
sie mit einem Kabel eine Verbindung zum Kunden, und fragte, was er 
möchte.

Allerdings weiß ich nicht, wie die Überwachung des Telefonates erfolgte, 
bzgl. Zeitdauer und Gebührenerfassung. Die automatischen Anlagen hatten 
ja Signalisierungen, daß ein Gesprächsende der beiden Gesprächspartner 
in die Quellvermittlungsstelle zurück signalisiert wurde, egal wo auf 
der Welt sie sich befinden. Bei den letzten elektromechanischen Systemen 
hieß das Flackerschlußzeichen, und man hörte als Anrufer in der Leitung 
ein Tickern wie ein Besetztzeichen, wenn der Angerufene auflegte, aber 
nur das Tickern, keinen Signalton von 425 oder 450 Hz. Die Gebühren 
zählten dann auch noch weiter, wenn der Anrufer nicht auch auflegte. Und 
wenn der Angerufene wieder abhob, hatte man ihn wieder an der Strippe. 
Das war allerdings praktisch, wenn der Angerufene sein Telefon mal 
komplett ausstöpselte, in einen anderen Raum ging, um es da wieder 
einzustöpseln.

Heute ist da bei Ziehen des Steckers die Verbindung weg.

In der ersten Hälfte des 20. Jhdt. gab es auch schon halbautomatische 
Vermittlungsstellen. Die Telefonistin hatte eine Einrichtung z.B. mit 
einem drehbaren Nummernschalter wie an alten Telefonapparaten, und 
konnte damit die vom Kunden durchgesagte Nummer wählen.

Für die vollautomatische Vermittlung fügte man später Baugruppen wie 
Vorwähler, Anrufsucher und Anrufordner ein.

von Andreas B. (andreasb)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> Allerdings weiß ich nicht, wie die Überwachung des Telefonates erfolgte,
> bzgl. Zeitdauer und Gebührenerfassung.

Mit unserem Netzwerk Dozenten waren in einem Telefon Museum, und da war 
noch so ein Handvermittlungspult.

Das mit den Klappen und verbinden konnten wir ausprobieren, und dann kam 
dann auch irgendwann die Frage: Wie haben die dann herausgefunden wann 
die Leitung wider frei war?

Die Antwort "Die Telephondamen waren immer bestens Informiert, können 
Sie sich vorstellen Warum?"

Es gibt bei jedem Vermittelten Anschluss noch eine zweite Buchse, bei 
dem lässt sich ein Kopfhörer anschliessen...

Und ja, es wurde offenbar tatsächlich in regelmässigen Abständen von den 
Telefondamen mitgehört:-)



mfg Andreas

von Wilhelm F. (Gast)


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Andreas B. schrieb:

> Und ja, es wurde offenbar tatsächlich in regelmässigen Abständen von den
> Telefondamen mitgehört:-)

Ja, darüber rätselte ich ein wenig. Es wird aber so gewesen sein. Der 
Beruf soll ja auch Spaß machen, und die Neugier der Damen befriedigen. 
;-)

von Andreas B. (andreasb)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> Andreas B. schrieb:
>
>> Und ja, es wurde offenbar tatsächlich in regelmässigen Abständen von den
>> Telefondamen mitgehört:-)
>
> Ja, darüber rätselte ich ein wenig. Es wird aber so gewesen sein. Der
> Beruf soll ja auch Spaß machen, und die Neugier der Damen befriedigen.
> ;-)

Die technischen Möglichkeiten waren halt etwas beschränkt... Habe gerade 
nachgeschaut, habe leider keine Bilder der Handvermittlung gemacht.

Aber passend zum Thread "Unbekanntes Gerät" noch 3 Bilder...;-)

Auch wenn etwas Off-Topic, gehe ich davon aus das diese Bilder für 
einige Leute hier durchaus interessant sind;-)


mfg Andreas

von Wilhelm F. (Gast)


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Andreas B. schrieb:

> Aber passend zum Thread "Unbekanntes Gerät" noch 3 Bilder...;-)

Die HDW Schrittschaltwerke bis zurück zu Strowger kenne ich ja.

Da ich gerade die letzten Tage was für mich neues fand:

Schau dir doch mal die Rotary 7A1 oder 7A2 an. Die waren rein mechanisch 
über Antriebswellen zentral angetrieben, und hatten andererseits schon 
vor 100 Jahren digitale Speicherregister, die eine gewählte Rufnummer 
vor Verarbeitung zuerst zwischenspeicherten.

Eine Anlage voller Antriebswellen, echt imposant. Es gibt sogar ein 
Video davon, von der Anlage im Betrieb.

http://www.bayern-online.com/v2261/artikel.cfm/203/Maschinenwaehler.html

http://www.bayern-online.com/v2261/artikel.cfm/203/Video-Central-telefonica-Rotary-7A2.html

Na ja, wen es interessiert.

Reine Dampf-Vermittlungen wie die Dampflok fand ich allerdings nicht. 
Obwohl Strom ja zur Datenverarbeitung auch nur ein Mittel der Wahl ist.

von Impulswähler (Gast)


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Andreas B. schrieb:
> Mit unserem Netzwerk Dozenten waren in einem Telefon Museum, und da war
> noch so ein Handvermittlungspult.

Deine Bilder schauen recht interessant aus. Welches Museum war das denn? 
Würd' da auch mal gern hingehen ;-)

von Andreas G. (1412)


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Impulswähler schrieb:
> Deine Bilder schauen recht interessant aus. Welches Museum war das denn?
> Würd' da auch mal gern hingehen ;-)

Ich lehn mich da jetzt mal aus dem Fenster und sage Museum Telephonica 
in der Schweiz, da mir die Bilder irgendwie bekannt vorkommen.

Könnte das stimmen?

von Ben _. (burning_silicon)


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> Bier und Champagner können nicht fliegen.
Hast Du 'ne Ahnung. Du warst noch nicht in den richtigen Kneipen...

von Malte S. (maltest)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> Die Gebühren
> zählten dann auch noch weiter, wenn der Anrufer nicht auch auflegte. Und
> wenn der Angerufene wieder abhob, hatte man ihn wieder an der Strippe.
> Das war allerdings praktisch, wenn der Angerufene sein Telefon mal
> komplett ausstöpselte, in einen anderen Raum ging, um es da wieder
> einzustöpseln.

Oder um einen Denial-of-Service-Angriff gegen den Angerufenen 
durchzuführen. Auch wenn das Jahrzehnte später war, kann ich mich an 
dieses asymmetrische Verhalten noch erinnern, damit konnte man Leute 
gegen eine n Obulus von 23 Pfennig je 8 Minuten auf den Wecker 
steigen...

von Andreas B. (andreasb)


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Andreas G. schrieb:
> Impulswähler schrieb:
>> Deine Bilder schauen recht interessant aus. Welches Museum war das denn?
>> Würd' da auch mal gern hingehen ;-)
>
> Ich lehn mich da jetzt mal aus dem Fenster und sage Museum Telephonica
> in der Schweiz, da mir die Bilder irgendwie bekannt vorkommen.
>
> Könnte das stimmen?

Treffer.

Du hast / studierst nicht per Zufall an der ZHAW?


mfg andreas

von Andreas G. (1412)


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Andreas B. schrieb:
> Du hast / studierst nicht per Zufall an der ZHAW?

Nein, das nicht ;-)
Ich bin mit einem Freund im Urlaub dort vorbeigekommen.

von Route_66 H. (route_66)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> Bei den letzten elektromechanischen Systemen
>
> hieß das Flackerschlußzeichen, und man hörte als Anrufer in der Leitung
>
> ein Tickern wie ein Besetztzeichen, wenn der Angerufene auflegte

Hallo!
Ich kann mich auch an Filmszenen erinnern, wo am Ende des Telefonats der 
Anrufende nach Auflegen des Hörers, noch mal kurz den Kurbelinduktor 
drehte.

von Wilhelm F. (Gast)


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Route 66 schrieb:

> Ich kann mich auch an Filmszenen erinnern, wo am Ende des Telefonats der
> Anrufende nach Auflegen des Hörers, noch mal kurz den Kurbelinduktor
> drehte.

Vielleicht im Film, in einem Krimi, um schnellstens wieder ein neues 
Gespräch zu bekommen.

Diese Art Filme wandern aber mit der Zeit. Man sieht doch heute keinen 
Film mehr, wo man sowas sieht. Außer, man ist Nostalgiker, und liebt 
z.B. Humphrey Bogart oder Audrey Hepburn...

Oder "Der Kommissar" mit Erik Ode. Er machte nebenbei mal Reklame für 
den RO 80... Ein altes Auto mit Wankelmotor von NSU. Schön war das Auto 
aber.

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