Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik 4-Pin-Lüfter PWM - Control Signal Flankensteilheit


von Pirro (Gast)



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Hallo zusammen,

ich versuche gerade einen 4-Pin-Lüfter zu regeln. Laut Spec, wird als 
Control-Signal ein Open-Drain-Ausgang erwartet, der im Lüfter auf 3V 
oder 5V hochgezogen wird. Das PWM-Signal kommt von einem UC und ist in 
Ordnung. Allerdings lässt die Flankensteilheit der steigenden Flanke am 
Ausgangssignal stark zu wünschen übrig. Ich habe die Schaltung in 
LTSpice simuliert, mit einem Pull-Up von 10k und 100k, was auch ziemlich 
exakt dem Ergebnis entspricht, das ich mit zwei verschiedenen Lüftern am 
Oszi messe.

Wie kann ich die Flankensteilheit verbessern? Auf den Pull-Up im Lüfter 
habe ich leider keinen Einfluss. Und was ist der Grund für das Problem? 
Die Ausgangskapazität des MOSFETs? Falls ja, welche Modelle würden sich 
eignen um das Problem zu mindern?

Danke schon einmal für eure Hilfe!

von Gerd E. (robberknight)


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Pirro schrieb:
> Allerdings lässt die Flankensteilheit der steigenden Flanke am
> Ausgangssignal stark zu wünschen übrig.

Was ist daran genau das Problem? Lässt sich der Lüfter nicht wie 
gewünscht steuern oder sieht das nur aufm Oszi nicht schön aus?

Bedenke daß so eine Lüftersteuerung keine Präzisionstechnik ist. Ob der 
Lüfter nun 50 Umdrehungen mehr oder weniger pro Minute bei gleichem 
PWM-Input hat, entscheiden alleine schon so Parameter wie 
Bauteilschwankungen zwischen verschiedenen Lüftern, Luftwiderstand und 
Temperatur.

Bei was für Tastverhältnissen hast Du in der Praxis am Lüfter (nicht in 
der Simulation) Probleme?

von Pirro (Gast)


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Hallo Gerd,

PWM-Frquenz liegt bei 25 KHz, Duty-Cycle ist einstellbar - im LTSpice 
Beispiel sind es 25%. Manche Lüfter lassen sich regeln, diese erzeugen 
ein Ausgangssignal, wie in meinem obigen Beispiel mit 10k-Pull-Up. 
Allerdings habe ich hier auch Intel-Boxed-Lüfter, die ein Ausgangssignal 
nahezu exakt wie im zweiten LTSpice-Beispiel erzeugen (100k-Pull-Up). 
Letztere lassen sich dann überhaupt nicht steuern und reagieren nicht 
auf das Control-Signal.

Ganz davon abgesehen würden mich wie gesagt einfach die technischen 
Hintergründe für die Problematik unabhängig von der Praxistauglichkeit 
der Anwendung interessieren.

von Gerd E. (robberknight)


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Pirro schrieb:
> PWM-Frquenz liegt bei 25 KHz, Duty-Cycle ist einstellbar - im LTSpice
> Beispiel sind es 25%.

Probier mal etwas mehr, z.B. 50%. Manche Lüfter haben ein unteres Limit 
von 30% oder so. Nach Spec müssten sie dann aber eigentlich mindestens 
mit 30% (oder ihrem Limit halt) laufen auch wenn Du weniger PWM 
vorgibst.

> Allerdings habe ich hier auch Intel-Boxed-Lüfter, die ein Ausgangssignal
> nahezu exakt wie im zweiten LTSpice-Beispiel erzeugen (100k-Pull-Up).
> Letztere lassen sich dann überhaupt nicht steuern und reagieren nicht
> auf das Control-Signal.

Lassen die sich dann an nem PC-Mainboard steuern? Vielleicht sind die ja 
auch nur kaputt.

Gibst Du denen saubere 12V? Um auf die 5V oder 3.3V zu kommen, muss da 
ja nen Spannungsregler drin sein. Glaube nicht daß die da was tolles 
LDO-mässiges drin haben, daher sollten es schon 12V sein.

Hast Du nen Pullup R (z.B. 10K) am Tachoausgang auf 12V? Vielleicht 
funktionieren die Lüfter nur sauber wenn der dran ist.

Manche brauchen am Anfang zum Anlaufen auch fast 100% und lassen sich 
erst dann runterregeln. Vielleicht geht der PWM-Input auch erst richtig 
wenn sie sich drehen.

> Ganz davon abgesehen würden mich wie gesagt einfach die technischen
> Hintergründe für die Problematik unabhängig von der Praxistauglichkeit
> der Anwendung interessieren.

Du hast ne Kapazität im FET und parasitär auf den Leitungen. Mit 100k 
lädt sich das nur sehr sehr langsam auf und dann kommt halt das raus was 
Du zeigst. 100k erscheint mir für die Anwendung eigentlich nicht 
wirklich geeignet.

von Pirro (Gast)


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Zu deinen Fragen: Ja, Pull-Up auf dem Tacho-Signal ist vorhanden, 12Volt 
sind ebenfalls sauber.

Ich habe gerade eben noch ein wenig getestet. Mein Mainboard liefert bei 
allen getesteten Lüftern etwas steilere Flanken als mein Testaufbau. Und 
interessanterweise liegen die Ausgangsspannung am Control-Signal 
ebenfalls etwas höher. Den beschriebenen Intel-Boxed-Lüfter kann das 
Mainboard zwar regeln, aber wirklich sauber ist das PWM-Signal auch dort 
nicht mehr.

Vermutlich ist auf dem Mainboard einfach ein Mosfet mit niedrigeren 
Kapazitäten verbaut? Das die Ausgangsspannung etwas höher ist, dürfte 
vermutlich an einem niedrigeren RDSon liegen, oder?

Aktuell nutze ich den 2N7002, kennt jemand aus dem Stehgreif eine 
bessere alternative mit niedrigem RDSon und geringen Kapazitäten?

von Pirro (Gast)


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Achja, bevor ich es vergesse: Vielen, vielen Dank Gerd, für deine tolle 
Unterstützung!

von Gerd E. (robberknight)


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Pirro schrieb:
> Ich habe gerade eben noch ein wenig getestet. Mein Mainboard liefert bei
> allen getesteten Lüftern etwas steilere Flanken als mein Testaufbau. Und
> interessanterweise liegen die Ausgangsspannung am Control-Signal
> ebenfalls etwas höher. Den beschriebenen Intel-Boxed-Lüfter kann das
> Mainboard zwar regeln, aber wirklich sauber ist das PWM-Signal auch dort
> nicht mehr.

Ok, der Lüfter ist also wohl nicht defekt. Wie das PWM-Signal auf dem 
Oszi aussieht interessiert niemanden solange die Steuerung funktioniert.

Bedenke auch daß Du durch den Oszi-Tastkopf die Kapazität nicht 
unwesentlich erhöhst und damit Dein Messsignal evtl. verfälschst.

> Aktuell nutze ich den 2N7002, kennt jemand aus dem Stehgreif eine
> bessere alternative mit niedrigem RDSon und geringen Kapazitäten?

Der 2N7002 bzw. BSS138 wäre jetzt auch meine erste Wahl für die 
Anwendung gewesen. Ich weiß nicht ob es die Kombination niedrigerer 
RDSon und geringere Kapazität gibt. Wenn ich niedrigeren RDSon wollte, 
würde ich als nächstes den IRLML2502 probieren, dessen Kapazitäten sind 
aber deutlich höher.

Vielleicht interessiert sich der Hersteller des Mainboards auch nicht 
für die Spezifikation mit Open Drain und hat statt dessen ne 
Push-Pull-Stufe verbaut. Das würde die steilere Flanke und die höhere 
Spannung erklären.

Häng nen R (z.B. 10K) zwischen Mainboard und Lüfter. Dann mit beiden 
Kanälen des Oszis links und rechts vom R messen. Dort wo die Spannung 
schneller ansteigt sollte der Strom herkommen.

von Gerd E. (robberknight)


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Ne andere Variante wäre noch daß auf dem Mainboard noch nen zusätzlicher 
Pullup sitzt. Evtl. sogar zuschaltbar so daß der nur angeht wenn ein 
Pullup vom Lüfter erkannt wird.

von tauronan (Gast)


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Hallo Pirro,
ich hatte das gleiche Problem wie Du, habe jedoch eine tolle Lösung 
gefunden und vielleicht interessiert es ja auch andere, die hier noch 
vorbeikommen, obgleich der Thread schon etwas älter ist.

Bei meiner Variante kommt aus einem µC ein PWM-Signal mit 3V3-Pegel, 
ebenfalls bei ca. 25kHz. Dieses läuft durch einen 4k4-Vorwiderstand in 
einem BC487C. Sicherlich nicht die beste Wahl, aber ich hab genommen, 
was grad da war. Ergebnis war das gleiche, wie bei Dir, unschöne Flanken 
und als Resultat ein eingeschränkter Bereich. Insbesondere zwischen 
dutyCylce 0 und 1 (von 115 Stufen) gab es dementsprechend einen sehr 
großen Unterschied.
Entfernt man nun den Lüfter aus der Schaltung, so fällt damit auch der 
interne Vorwiderstand des Lüfter weg und der Collector ist offen.
Nach wie vor sieht auch das Signal an der Basis des Transistors hässlich 
aus.
Da dieses Problem, wie aus diesem Thread erkennbar war, auch mit anderen 
Transistoren aufzutreten scheint, habe ich dann etwas anderes Versucht. 
Zunächst habe ich den Lüfter mit 12V versorgt und einfach mal die 
Spannung am Steuerpin gemessen. Nun muss man bedenken, dass bei 
derartigen Schaltungen ein Multimeter ja bereits einen spürbaren 
Einfluss haben kann.

Praktischerweise ist so ein Einfluss ja aber direkt anhand der Drehzahl 
des Lüfters erkennbar, in meinem Fall änderte sich nichts. Gemessen habe 
ich 1V6. Anschließend habe ich dann einen im Verhältnis zum internen 
Lüfterpullup niederohmigen Spannungsteiler verwendet und den Lüfter 
quasi direkt angeschlossen. Nachteil: Man muss bei jedem Lüfter prüfen, 
wie er konstruiert ist und es funktioniert nur mit Lüftern, deren 
benötigte Eingangsspannung auch von einem µC getrieben werden kann.

Also einfach so:

µC-PWM(3V3-Pegel)->2k2->Lüfteranschluss->2k2->GND

Da ich immer denselben Lüfter verwenden werden, für mich die perfekte 
Lösung. Ausgezeichnetes Regelverhalten des Lüfters usw. Bei dem µC-Pin 
handelt es sich um einen HighDrive-Pin, d.h., dass dieser mehr Leistung 
treiben kann, als sonst für "normale" µC-Pins üblich. Wieviel ein 4k4 
bei 3V3 zieht, kann sich jeder selber ausrechnen, soviel ist es 
natürlich nicht.

Vielleicht helfen diese Infos ja noch irgend jemandem. Bitte nur immer 
dran denken: Zuerst die Spannung am Steuerpin des Lüfters messen, bevor 
dieser verwendet wird!!!

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