Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Verständnisfrage NPN-Transistor Emitterschaltung


von mathias p. (der-mathias)


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Hallo,

mit einem NPN-Transistor (FZT688B; weil ich den gerade da habe) möchte 
ich eine Art Konstantstromquelle aufbauen, habe aber ein 
Verständnisproblem.

Schaltplan siehe oben, DS zum NPN auch.

Die Basis wird über einen LabJack (USB-MiniMess-labor)angesteuert. 
Ausgangsspannung 0...5V.

Darüber soll die Helligkeit der LED gesteuert werden.

Angenommen, ich möchte 500mA durch die LED fließen lassen, dann wäre Ic 
also 500mA. Re wäre, wenn man Uce vernachlässigt 3,4Ohm.
(5V-3,3V)/0,5A = 3,4Ohm
Das ergibt bei 1V Ube und vernachlässigtem 
Basiswiderstandsspannungsabfall 2,7V vor dem Rb.
Ist das soweit richtig?

Was passiert nun aber, wenn ich mit der Spannung nach oben gehe?
Wo fällt die zusätzliche Spannung ab? Weil mehr als die 1,7V 
Spannungsabfall über Re geht ja nicht...weil man sonst in Summe mit den 
3,3V der Diode über die 5V käme...

Der Basiswiderstand bei 500mA Ic und einer angenommenen Stromverstärkung 
von 500 ergibt sich zu:
(2,7V-Ube)/Ib = (2,7V-1V)/1mA = 1k7Ohm ??

Was ich machen möchte ist, dass ich mit den 0...5V die Helligkeit der 
LED regeln möchte. Wie geht man prinzipiell vor beim Berechnen den 
Widerstände?

Vielen Dank

: Verschoben durch Admin
von Karl H. (kbuchegg)


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mathias p. schrieb:



> (5V-3,3V)/0,5A = 3,4Ohm
> Das ergibt bei 1V Ube und vernachlässigtem
> Basiswiderstandsspannungsabfall

genau den kannst du aber nicht vernachlässigen!
Denn genau der ist das wichtige Element.

Transistoren sind nicht spannungsgesteuert, sondern stromgesteuert!

D.h. wie stark der Transistor aufsteuert, hängt vom Strom über die 
Basis-Emitter Strecke ab. Und genau diesen Strom stellst du mit dem 
Basiswiderstand ein. D.h. du musst den Basiswiderstand so bemessen, dass 
sich über das Spannungsgefälle über ihn, samt Ohmschen Gesetz, genau der 
Strom einstellt, den du brauchst damit der Transistor die 
Collector-Emitter Strecke aufmacht. Ein geringer Strom durch die 
Basis-Emitter Strecke führt zu einem entsprechend höheren Strom durch 
die Collector-Emitter Strecke. Die Widerstände sind im Grunde nur dazu 
da, damit sich über ihnen und dem bekannten Spannungsgefälle (und I = U 
/ R) der gewünschte Stromfluss ergibt.


Mit nur einem Transistor eine einstellbare Konstantstromquelle bauen.
Hmm. Da frag ich mich: was machen die anderen falsch, die da mehr 
Aufwand treiben.

von Dietrich L. (dietrichl)


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Karl Heinz Buchegger schrieb:
> Mit nur einem Transistor eine einstellbare Konstantstromquelle bauen.
> Hmm. Da frag ich mich: was machen die anderen falsch, die da mehr
> Aufwand treiben.

Also so schlecht ist die Schaltung doch gar nicht. Rb darf doch 0 auch 
sein, und dann wird das Ganze schon recht überschaubar.
Der Strom fängt dann zwar erst bei etwa Ueingang=0,7V an zu fließen, und 
das Maximum ist erreicht, wenn der Transistor gesättigt ist. Aber in 
diesem Bereich ist das schon recht linear.

Gruß Dietrich

von Stefan (Gast)


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Um die Sache nicht unnötig kompliziert zu machen, lasse RB weg.

Die Spannung am Emitter folgt der Steuerspannung minus 0,7 Volt. Bei 2V 
Steuerspannung hast Du am Emitter 1,3 Volt.

Nun kannst Du den Strom durch RE berechnen. Zum Beispiel: 1,3V / 100 Ohm 
= 13mA. Dieser Strom fließt (annähernd) ebenfalls durch den Collektor 
und die LED.

Nun drehen wir den Spieß um: Sagen wir, der Strom durch die LED soll 
500mA betragen. Dann ist der Strom durch den Emitter ebenfalls 
(annähernd) 500mA.

Jetzt musst Du noch festlegen, bei welcher Steuerspannung Du den Strom 
erreichen willst. Sagem wir mal 2,2 Volt. Davon ziehen wir die 0,7 
Spannungsabfall an der B-E Strecke des Transistors ab, macht 1,5 Volt.

Nun rechnen wir RE = 1,3V / 500mA = 2,6 Ohm

Dabei ist zu bedenken, dass die Steuerspannung nicht im Bereich 0...5V 
liegen darf, weil sonst an RE und dem Transitor zu viel Spannung abfällt 
und somit für die LED nicht mehr genug Spannung übrig bleibt.

Angenommen, die LED hat maximal 2,4 Volt, dann darf an RE maximal 5V - 
2,4V -0,2V = 2,4V abfallen (0,2V fallen am Transistor ab). Folglich darf 
die Steuerspannung höchstens 3,1V betragen (0,7V über der Spannung an 
RE).

Jetzt wenden wir uns nochmal RB zu. Der hat schon einen Sinn. Wenn 
nämlich die LED durchbrennt, fließt kein Strom mehr durch den Kollektor. 
Dann wird die steuernde Schaltung hoch belastet, denn nun kommt der 
gesamte Strom, der durch RE fließt vom Steuereingang. Dann fließen z.B 
500mA über die Steuerleitung, wenn dort keine weitere begrenzung 
vorgesehen ist.

Und genau dazu dient RB. Aber an RB fällt auch Spannung ab, deswegen 
stimmen die obigen Rechenbeispiele nicht mehr, wenn RB vorhanden ist.

Wähle RB möglichst klein, nur so daß die steuernde Schaltung gerade eben 
nicht kapuut geht, falls die LED durchbrennt (oder fehlt). Angenommen, 
die Steuernde Schaltung verträgt 20mA, dann würde ich einen 470 Ohm 
Widerstand nehmen.

An diesem Widerstand fällt eine Spannung ab. Um sie zu berechnen, 
brauchen wir

- den Laststrom, der nicht immer gleich ist (ist ja der Sinn der 
Schaltung)
- den Verstärkungsfaktor des Transistor, den wir nicht genau kennen. Im 
Datenblatt des Transistor steht möglicherweise HFE=50-200.

Folge: Wir können nicht genau ausrechnen, wieviel Spannung an RB 
abfällt.

Wenn RB vorhanden ist, wirst Du also experimentieren müssen, bei welcher 
Steuerspannung die 500mA erreicht werden.

In Massen-Produktionen kann man sich nicht auf Experiemnte verlassen. Da 
kann jeder Transistor eine andere Verstärkung haben, deswegen macht man 
dort die Schaltung etwas aufwändiger.

Wenn die Steuerschaltung ohnehin kurzschlussfest ist, dann kannst Du RB 
weglassen und recht präzise ausrechnen, bei welcher Steuerspannung 
welcher Ausgangsstrom erreicht wird.

von konn (Gast)


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Re "stromgesteuerte Transistoren"

Nö, denn genau das ist der Transistor hier: spannungsgesteuert, eine 
Trandkonduktanz. Dem Ebers-Moll-Model folgt der Transistor über mehrere 
Dekaden genau (Ic in Abhängigkeit von VBE und Temperatur). Die simple 
IC=beta*IB Formel dagegen ist für alles ausser simplen Schaltanwendungen 
unbrauchbar. Transistoren sind spannungsgesteuert; der Baissstrom ist 
nichts weiter als ein unerwünschter parasitärer Nebeneffekt, aber er ist 
NICHT der kausale Grund für das Fließen des Kollektorstroms. Der 
Kollektorstrom fließt in Abhängigkeit von der Dicke der 
BE-Verarmungszone, und die ist abhängig vom Basis- Potenzial, nicht vom 
Basis-Strom.

"Mit nur einem Transistor eine einstellbare Konstantstromquelle bauen.
Hmm. Da frag ich mich: was machen die anderen falsch, die da mehr
Aufwand treiben."

Ein Transistor ist in erster Näherung bereits eine Konstantstromquelle, 
allerdings gibt es noch viel zu verbessern; sie ist z.B. stark 
temperaturabhängig, außerdem ist der Verstärkungsfaktor von VCE 
abhängig. Man spendiert daher weitere Transistoren zur 
Temperaturkompensation oder eine Kaskode um die Kollektorspannung 
konstant zu halten etc.

von Hent R. (rhent)


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Hallo

konn schrieb:
> Nö, denn genau das ist der Transistor hier: spannungsgesteuert, eine
> Trandkonduktanz. Dem Ebers-Moll-Model folgt der Transistor über mehrere
> Dekaden genau (Ic in Abhängigkeit von VBE und Temperatur). Die simple
> IC=beta*IB Formel dagegen ist für alles ausser simplen Schaltanwendungen
> unbrauchbar. Transistoren sind spannungsgesteuert; der Baissstrom ist
> nichts weiter als ein unerwünschter parasitärer Nebeneffekt, aber er ist
> NICHT der kausale Grund für das Fließen des Kollektorstroms. Der
> Kollektorstrom fließt in Abhängigkeit von der Dicke der
> BE-Verarmungszone, und die ist abhängig vom Basis- Potenzial, nicht vom
> Basis-Strom.

Bei der Aussage über die Formel Ic=beta*Ib stimme ich dir zu. Dennoch 
ist das Zusammenspiel von Ube und Ib etwas komplexer. Du hast zwar 
recht, dass die Ube Spannung den Kollektorstrom irgendwie bestimmt, 
dennoch wäre es dem Transistor nicht möglich die 
Basis-Emitter-Raumladungszone (BE-RLZ) zu verkleinern (und damit Ie zu 
erhöhen), wenn es keinen Löcherstrom in die BE-RLZ gibt (hier keine 
Verarmungszone -> gehört zum MOSFET).
Nicht das Potential steuert die RLZ-Weite der BE-Strecke, sondern die 
injizierten Ladungsträger, wo die herkommen ist dabei egal Bsp: 
Generationsstrom in Optotransistoren. Natürlich ensteht auch hier eine 
Spannung aber allein die sorgt nicht für den Ie- bzw. Ic-Stromfluss.

Rein physikalisch untrennbar, aber bzgl. der Kennwerte macht es einfach 
mehr Sinn von einem stromgesteuerten Bauelement zu sprechen, da die Ube 
Änderung winzig im Vergleich zum Strom ist und man einen mehr oder 
weniger linearen Zusammenhang zwischen Ib und Ic hat.

von mathias p. (der-mathias)


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Danke, das hilft mir schon deutlich weiter!

von rotzie (Gast)


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@rico

die Sperrschicht von einer Diode/Transistor kann man doch verkleinern 
ohne dass Strom fließt (zumindest muss dauerhaft kein Strom fließen, es 
reichen dazu elektrostatische Effekte). Man müsste eher so sagen: Ohne 
Basisstrom wäre es dem Transistor nicht möglich, die Sperrschicht 
dauerhaft zu verkleinern, aber das liegt nur daran dass trotz aller 
technischen Tricks einige Elektronen (so ca. jedes 100ste bis 1000ste) 
aus dem Emitter in die Basis wandern.

"und man einen mehr oder weniger linearen Zusammenhang zwischen Ib und 
Ic hat"

Nach welcher Formel?

von Hent R. (rhent)


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OK, ich stimme euch zu und revidiere den Satz:

rico hent schrieb:
> Nicht das Potential steuert die RLZ-Weite der BE-Strecke, sondern die
> injizierten Ladungsträger

Ich glaube ich habe "Konn" falsch verstanden. Nichts für ungut

von mathias p. (der-mathias)


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+5V
          |
         LED
          |
Ub-------|< NPN FZB688B
          |E
          |
         3R
          |
         GND

Ube = 1V
hfe= 500

Ub= [0:5]V

Doch nochmal zum Verständnis. Angenommen ich lasse wirklich Rb weg und 
habe die Schaltung wie angegeben.
Angenommen ich möchte wirklich 500mA durch die LED haben. Dann bleiben 
für den 3R ca. 5V-3.3V (Led@500mA) - 0,2V (über Uce) = 1,5V
Das würde bedeuten, ich brauche an der Basis 1,5V + Ube = 2,5V

Wenn ich jetzt die Spannung verringere, dann wird automatisch die 
Spannung über 3R kleiner, damit der Strom durch die LED und auch die 
Spannung über der LED und die übrigbleibende Spannung zu den +5V muss 
der NPN "vernichten".

Was passiert aber, wenn ich die Spannung an Ub erhöhe? Mehr Strom 
fließen kann ja durch die LED nicht, weil die Spannung nicht ausreicht. 
Also kann der Spannungsabfall an 3R auch nicht größer werden. Wo bleibt 
dann die Spannung, die ja Ub = Ube +U(3R) ist???

Würde dieser fehlende Spannungsabfall dann über den Rb gehen, falls ich 
einen drin hätte? Wäre eigentlich verständlich.

Alles nicht so ganz trivial...

von Helmut L. (helmi1)


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mathias p. schrieb:
> Was passiert aber, wenn ich die Spannung an Ub erhöhe? Mehr Strom
> fließen kann ja durch die LED nicht, weil die Spannung nicht ausreicht.
> Also kann der Spannungsabfall an 3R auch nicht größer werden. Wo bleibt
> dann die Spannung, die ja Ub = Ube +U(3R) ist???
>

Wenn der Transistor voll durchgesteuert ist und du UBb weiter erhoest 
wird der Strom in der Basis stark zunehmen. Du hast du ja nur noch die 
Reihenschaltung Ub - UBE Diodenstrecke - 3R - GND drin.

> Würde dieser fehlende Spannungsabfall dann über den Rb gehen, falls ich
> einen drin hätte? Wäre eigentlich verständlich.

Deshalb macht man da einen Rb mit drin um diesen Strom zu begrenzen. Das 
gleiche passiert auch wenn du die Kollektorlast wegnimmst. Dann will 
auch der komplette Strom dur die Basis.

von Dietrich L. (dietrichl)


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mathias p. schrieb:
> Wenn ich jetzt die Spannung verringere, dann wird automatisch die
> Spannung über 3R kleiner, damit der Strom durch die LED und auch die
> Spannung über der LED und die übrigbleibende Spannung zu den +5V muss
> der NPN "vernichten".

So ist es.
Dafür musst Du dann die im Transistor entstehende Verlustleistung 
ausrechnen, den Maximalwert finden, und mit diesem die erforderliche 
Kühlung des Transistors ermitteln.

Helmut Lenzen schrieb:
> Deshalb macht man da einen Rb mit drin um diesen Strom zu begrenzen.

...der dann aber die Stromquelle wieder etwas unkalkulierbarer macht 
bzgl. Exemplarstreuung und Temperaturabhängigkeit. Da ist Kompromiss 
gefragt.

Gruß Dietrich

von Helmut L. (helmi1)


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Dietrich L. schrieb:
> Da ist Kompromiss
> gefragt.

Wie immer im Leben.

Besser man setzt noch einen OP zur Regelung davor.

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