Forum: FPGA, VHDL & Co. Logic Analyzer richtig anzuschließen


von Bronco (Gast)


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Hallo,

in unserer Firma wird diskutiert, ob wir einen Logic Analyzer anschaffen 
wollen (also einen "richtigen" wie Agilent 16xxx).

Wir wollen damit z.B. einen Bus zwischen FPGA und RAM anschauen. Dieser 
Bus läuft mit 80MHz und besteht aus ca. 50 Leitungen. Dabei wollen wir 
das Timing beurteilen, also z.B. die einzelnen Setup/Hold-Zeiten der 
Datenleitungen verifizieren.

Die Frage ist nun: Wie müßte man denn den Anschluß vom LA an die 
Schaltung ausführen?
Kann man 50 verstreute Testpunkte vorsehen, die "irgendwo" in der 
Leitung liegen und dann mit 50 einzelnen Testclips drann (vielleicht 
sogar noch mit einem Stückchen Fädeldraht)?
Oder muß man einen sauberen Steckverbinder vorsehen, an den der LA über 
ein (reichlich teures) Zubehörkabel angeschlossen wird?

Ich hab leider keine Vorstellung, wie kritisch der Einfluß eines 
"fliegenden Anschlusses" mit einzelnen Testclips bei höheren Frequnzen 
wäre. Die 80MHz sind in einem heutigen Projekt, zukünftig werden es 
sicherlich mehr werden.

Hat jemand einen guten Link zu dem Thema?

von J. S. (engineer) Benutzerseite


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Die Problematik von routing und Reflexionen hast Du immer. Die musst Du 
klein halten und was Routing angeht, wegdenken oder rechnen. Dher wäre 
ein Stecker in definierter Distanz mit gematchen Leitungslängen am 
Besten - so wie Du auch das RAM selbst anschliest. Die Leitungen zum 
LA-Stecker sollten dort abgeschlossen sein, weil Du Dir sonst neue 
Probleme einhandelst.

Das Ideal wäre, wenn der Bus an einer Stelle voll parallel verläuft und 
man einfach mit einem Stecker draufhalten kann. Allerdings werden Busse 
aus Signalintegritätsgründen meistens absichtlich nicht mit parallelen 
Leitungen verlegt.

Die Signalform wäre dann im Weiteren interessant, was aber ein gutes 
Oszi vorraussetzt und der LA auch nicht kann. Bei 80MHz kannst Du sogar 
noch im FPGA-LogicAnalyzer draufschauen, wenn Du die Response des RAMs 
ansiehst und den Sampletakt des FPGAs stückweise schiebst. Du zentriesrt 
Dich damit manuell ins Auge und kannst die Delays abschätzen, bzw das, 
was das RAM sieht und gesehen hat. Mehr macht der Analyzer auch nicht.

von Christian R. (supachris)


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Kannst ja auch diese 38-poligen Mictor-Stecker vorsehen, dafür gibts füe 
die meisten professionellen Logic Analyzer direkte Anschlusskabel.

von Johannes E. (cpt_nemo)


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Die Frage ist eher, ob man für die Prüfung von Setup/Hold-Zeiten 
wirklich einen LA mit 50 Kanälen benötigt. Dafür reicht eigentlich auch 
ein 4-Kanal Oszi, mit dem man sich die Signale einzeln nacheinander 
anschauen kann.

Da sieht man dann nicht nur, ob das Timing passt, sondern auch, ob die 
Flanken steil genug sind und ob die Pegel passen.

Wenn man dazu aktive Tastköpfe verwendet ist die Rückwirkung auf die 
Signale relativ gering und man kann auch ohne größere Probleme mit 
(kurzen) Fädeldrähten arbeiten.

Ein LA ist eher dann sinnvoll, um Fehler (in Software oder Hardware) zu 
suchen, weil man damit den ganzen Bus auf einmal sieht.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Johannes E. schrieb:
> Die Frage ist eher, ob man für die Prüfung von Setup/Hold-Zeiten
> wirklich einen LA mit 50 Kanälen benötigt.
Ich messe solche Zeiten eigentlich auch "nur" analog. Denn ein LA hat 
andere Schaltpegel und Reaktionszeiten als ein am Bus angeschlossener 
Baustein. Er zeichnet auch ein recht binäres Bild der angeschlossenen 
analogen Welt, da sehe ich kein Bouncing und kein Klingeln...

von Heini (Gast)


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Lothar Miller schrieb:
> Denn ein LA hat
>
> andere Schaltpegel
die sind aber doch hoffentlich einstellbar :-)

von Bronco (Gast)


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Hallo zusammen,

es wird wohl auf ein Mixed Signal Osci rauslaufen.
Mit einem reinen Logic Analyzer kann man deutlich weniger anfangen und 
er kostet auch nicht viele weniger als ein MSO.

von Duke Scarring (Gast)


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Bronco schrieb:
> es wird wohl auf ein Mixed Signal Osci rauslaufen.
Eine gute Entscheidung.

Ich habe hier auch ein paar MSOs und finde, sie sind sehr vielseitig 
einsetzbar. Die 16 Digitalkanäle haben bisher auch immer locker 
ausgereicht. Wenn man mehr braucht, nimmt man Chipscope oder Signaltap. 
Dekodierung und Triggerung von I2C, SPI, UART etc. sind ganz nett, aber 
nicht wirklich notwendig.

Duke

von Bronco (Gast)


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Kannst Du eines empfehlen?
Ich hab mal Agilent, LeCroy und Tektronix verglichen, aber weder von den 
Specs noch von den Preisen scheinen die sich groß zu unterscheiden.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Duke Scarring schrieb:
> Ich habe hier auch ein paar MSOs und finde, sie sind sehr vielseitig
> einsetzbar.
Ich nehme meist auch "nur" ein MSO, und nur, wenns hart kommt (oder 
breite Busse eingehend analysiert werden müssen), darf der LA booten.

von Duke Scarring (Gast)


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Bronco schrieb:
> Kannst Du eines empfehlen?
> Ich hab mal Agilent, LeCroy und Tektronix verglichen, aber weder von den
> Specs noch von den Preisen scheinen die sich groß zu unterscheiden.
Die LeCroy's klackern mir zu viel. Außerdem gibt es bloß einen Knopf für 
die Y-Verstärkung der Kanäle. Tektronix hat zu viele Lüfter, da kann man 
sich daneben fast nicht mehr unterhalten. Beim Agilent (MSO9000) ist das 
Display schön groß und der Lärm gerade so erträglich. Zu Rhode&Schwarz 
und Yokogawa hab ich mir noch keine Meinung bilden können.

Bei Agilent gibt es ein paar Optionen die brauchbar sind und welche, mit 
denen sie einem nur das Geld aus der Tasche ziehen wollen. Bei den 
anderen Herstellern wird es ähnlich aussehen.

Duke

von Christian R. (supachris)


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Für die Lecroy gibts auch die breiten Bedienteile, dann hast du 4 Knöpfe 
für die Y-Verstärkung :).
Ich hab hier ein Wave Pro 760Zi mit dem 36-Kanal Logic Analyser, das 
macht schon Spaß.

von Johannes E. (cpt_nemo)


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Duke Scarring schrieb:
> Bei Agilent gibt es ein paar Optionen die brauchbar sind...

Agilent hat doch so eine Funktion, mit der das Oszi den Signal-Tap 
Logic-Analyzer (bei Altera-Bausteinen) direkt über JTAG ansteuern kann 
und die Signale dann am Bildschirm anzeigt. Hat das schon jemand hier 
ausprobiert bzw. wie sind eure Erfahrungen damit? Ist das eher eine 
Spielerei oder setzt das tatsächlich jemand ein?

von Bronco (Gast)


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Könnt Ihr mir eine Sache erklären?
Ich verstehe, daß es beim analogen Scope Sinn macht, daß die Abtasterate 
deutlich über der Bandbreite liegt, damit man den Signalverlauf genauer 
auflösen kann.
http://www.mikrocontroller.net/articles/Oszilloskop#Allgemein

Aber wozu braucht man das bei digitalen Eingängen?
Das LeCroy MSO 104MXs-B z.B. gibt bei den digitalen Eingängen eine 
Bandbreite von 250MHz an und eine Abtasterate 1GS/s.
http://cdn.teledynelecroy.com/files/pdf/lecroy_wavesurfer_mxs-b_datasheet.pdf
Macht das Sinn?

von unbekannter (Gast)


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>Ich verstehe, daß es beim analogen Scope Sinn macht, daß die Abtasterate
>deutlich über der Bandbreite liegt, damit man den Signalverlauf genauer
>auflösen kann.
Dafür gibt es zumindest beim HP 16500 den Timing und State Modus. Im 
Timing-Modus läuft der LA-interne Oszillator und das Signal wird mit 
dieser Frequenz gesamplet. Im State-Modus greift man mit dem LA über 
einen Clock-Eingang den Bus-clock ab und der LA arbeitet dann mit der 
Busfrequenz. Im Timingmode brauct es daher eine höhere Abtastrate, man 
sieht dann auch Probleme im Timing, im State-Mode latcht der LA eben nur 
beim einer Änderung im Bus, man sieht daher das Signal, wie es die vom 
Bus gesteuerte logik auch sieht.

von Duke Scarring (Gast)


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Johannes E. schrieb:
> Agilent hat doch so eine Funktion, mit der das Oszi den Signal-Tap
> Logic-Analyzer (bei Altera-Bausteinen) direkt über JTAG ansteuern kann
> und die Signale dann am Bildschirm anzeigt. Hat das schon jemand hier
> ausprobiert bzw. wie sind eure Erfahrungen damit?
Meinst Du "Dynamic Probe" (siehe Link)? Das habe ich ausprobiert.
Bei Tektronix gibt es eine ähnliche Option auch.

Dabei wird der FPGA-Programmer an das Oszi angeschlossen und Du kannst 
per Mausklick den Mux im FPGA ansteuern. Man kann sich z.B. bei vier 
Leitungen damit bis zu 512 interne Signale anschauen, aber nicht 
gleichzeitig.

Ich hatte gehofft damit Bussignale zu debuggen, was aber so damit nicht 
geht. Dann besser doch den internen LA (SignalTap, ChipScope) verwenden, 
da muß man wenigstens das Kabel nicht umstecken.

Duke

http://cp.literature.agilent.com/litweb/pdf/5989-0423EN.pdf

von Johannes E. (cpt_nemo)


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Duke Scarring schrieb:
> Meinst Du "Dynamic Probe" (siehe Link)?

Ja genau, das habe ich gemeint, Danke.

von Holger H. (holger-h-hennef) Benutzerseite


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Hier das ist was heute an diversen triggern und states zur Validierung
der Bus-Signale machbar ist.
 und diverser (#'eye)-Dia's
See how Agilent's AXIe Logic Analyzer provides the Highest Confidence in 
Measurement
http://www.youtube.com/watch?v=K7zeOIXmDZc&list=PL8747458A628C4BB4&index=8

Gruss Holger.

von Frierich (Gast)


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Ich würde mal den Intronix Logicport versuchen.
Kostet kein Vermögen und zeigt was ein externer LA so kann.
Friedrich

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