Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik LME49830 explodiert nach anlegen von Oszi


von Borsty B. (mantabernd)


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Hi zusammen,

wie manche hier schon mitbekommen haben tüftle ich gerade an einem 
Mosfetamp mit automatischer BIAS Einstellung und Strombegrenzung. Da das 
hier meiner Meinung nach eine eigene Baustelle ist mache ich dafür einen 
neunen Thread auf.

Nun habe ich gestern einen erneuten Versuchsaufbau gestartet (auf 
Lochraster), es ist ein echt sauberer Aufbau geworden und der Amp hat 
auch super funktioniert.

Versorgungsspannung lag bei +/-60V, am Ausgang hatte ich eine Amplitude 
von 37V, Sinus 1kHz. Sound war auch super, alles bestens! Auch bei einem 
1kHz Rechteck hat der Amp einen sauberen Rechteck ausgegeben (gut ohne 
Last aber ist ja schon mal was).

Ruhestrom lag bei ca. 400mA (also 200mA je Fet).

Nun wollte ich mit dem Oszi zwischen R19/R21 und dem Ausgang messen um 
zu sehen wie das Signal über die beiden 100Ohm Widerstände aussieht. 
Tastkopf ist auf 10:1 eingestellt, den GND Abgriff vom Tastkopf klemm 
ich auf den Ausgang vom Amp und mit der Spitze des Tastkopfes gehe ich 
zwischen R19 und R21. Es macht einen lauten Knall, der Ruhestrom geht in 
den Keller und der LME fängt an zu stinken. Es hat ein richtiges Loch 
durch den LME geschossen!!

Das war natürlich extrem ärgerlich da man den Chip nicht einfach mal auf 
Lochraster austauschen kann… :( Ich habs dann mit viel Mühe trotzdem 
hinbekommen und der Amp läuft jetzt auch wieder, also alles außer dem 
LME ist heil geblieben.

Ich trau mich seitdem schon fast gar nichts mehr zu messen :( Kann mir 
jemand erklären was ich falsch gemacht hab bzw. warum das passiert ist? 
Hat das was mit dem Oszi zu tun (Owon SDS6062)? Die Eingangsimpedanz 
liegt bei dem Gerät bei 1MOhm. Das Oszi hatte sonst keinerlei Verbindung 
zur Schaltung, Channel 2 war abgeklemmt.

Vielen Dank,
Bernhard

von troll (Gast)


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Bernhard W. schrieb:
> den GND Abgriff vom Tastkopf klemm
> ich auf den Ausgang vom Amp
GND vom Oszi ist geerdet, also mit PE verbunden. Hatte deine Schaltung 
irgendeinen anderen Kontakt zum PE, z.B. übers Netzteil oder war ein PC 
angeschlossen?

von Borsty B. (mantabernd)


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Danke für die Antwort.

Die Schaltung hing an einem TTI CPX400D Netzteil, die Outputs in Reihe 
geschaltet + (- +) -, die Pole in den Klammern waren mein GND. Der 
Erdanschluss des Netzteiles war an der Schaltung nicht angeschlossen.

Das Signal kam von einem Hameg Funktionsgenerator aus der 8000er 
Modulserie und würde über einen Tastkopf an die Schaltung angeklemmt. 
GND des Tastkopfes auf GND der Schaltung. Alle Geräte hängen auf der 
selben Steckdosenleiste und alle Geräte haben einen Schukostecker (sind 
also geerdet).

von Michael (Gast)


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Bernhard W. schrieb:
> Ich trau mich seitdem schon fast gar nichts mehr zu messen

Wenn du Differenzen irgendwo in der Schaltung messen möchest, kannst du 
besser zwei Eingangskanäle vom Oszi verwenden und das Oszi die Differenz 
anzeigen lassen. Masse vom Oszi kommt an die Schaltungsmasse.

von Bernd G. (Gast)


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> den GND Abgriff vom Tastkopf klemm ich auf den Ausgang vom Amp

Da solltest du dich nicht allzusehr wundern - s. Vorredner.

Auch der Chinese legt neuerdings den PE auf die Gerätemasse.

von Borsty B. (mantabernd)


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Bernd G. schrieb:
> Da solltest du dich nicht allzusehr wundern - s. Vorredner.
>
> Auch der Chinese legt neuerdings den PE auf die Gerätemasse.

D.h. der GND des Tastkopfes ist beim Owon Oszi mit PE verbunden?? Ok… 
Wenn ich mich recht entsinne habe ich auch zuerst die Spitze des 
Tastkopfes angeschlossen und dann die GND Klemme. Das würde es natürlich 
erklären.

Ist das üblich mit dem PE auf dem Tastkopf? Wäre mir das mit einem prof. 
Oszi auch passiert?

von troll (Gast)


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Bernhard W. schrieb:
> Das Signal kam von einem Hameg Funktionsgenerator aus der 8000er
> Modulserie
ohne jetzt in die Anleitung geguckt zu haben, ich würde wetten dessen 
GND ist geerdet.

Also: OsziGND auf SchaltungsGND und für Differenzmessungen wie gesagt 
beide Kanäle nutzen.

von troll (Gast)


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Bernhard W. schrieb:
> Ist das üblich mit dem PE auf dem Tastkopf?
Ja, alles andere wäre lebensgefährlich! Stell dir mal vor du Mist an 
einer Schaltung die mit 230V verbunden ist und klemmst GND an die 
falsche Stelle!

> Wäre mir das mit einem prof.
> Oszi auch passiert?

Ja.

von troll (Gast)


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"du misst" natürlich.

von Borsty B. (mantabernd)


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Ok - Fall geklärt ich hab grad mal gemessen. Zwischen dem GND des 
Funktionsgenerators und dem GND des Oszis habe ich einen Widerstand von 
0,3Ohm.

Alle Geräte ausgeschaltet und außer der Steckdosenleiste keine 
Verbindung zueinander.

Wieder was gelernt… Danke ! :)

von troll (Gast)


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Gerne. Masse vom PC ist übrigens auch geerdet! (Solange es kein Laptop 
ohne Erdung ist).

(Und den Fehler den du gemacht hast machen viele ein mal, mich 
eingeschlossen...)

von Borsty B. (mantabernd)


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Alles klar, ich werde aus dem Fehler lernen und in Zukunft zwei Kanäle 
vom Oszi benutzen.

Das heißt ja nun dass ich eigentlich nichts anderes gemacht hab als den 
Ausgang vom Amp kurzzuschließen, oder?

Verwunderlich dass es dabei den LME zerhaut… Entweder ist der 
Steuerstrom für die Fets zu hoch geworden (unwahrscheinlich da der LME 
Chip kurzschlussfest ist) oder der LT1166 hat versucht den BIAS 
nachzuregeln und das hat den LME zerstört...

von troll (Gast)


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Bernhard W. schrieb:
> Das heißt ja nun dass ich eigentlich nichts anderes gemacht hab als den
> Ausgang vom Amp kurzzuschließen, oder?
Dürfte so sein, ja.

> Verwunderlich dass es dabei den LME zerhaut… Entweder ist der
> Steuerstrom für die Fets zu hoch geworden (unwahrscheinlich da der LME
> Chip kurzschlussfest ist) oder der LT1166 hat versucht den BIAS
> nachzuregeln und das hat den LME zerstört...
Da kann ich leider nichts zu sagen.

von ArnoR (Gast)


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> Versorgungsspannung lag bei +/-60V
> Ruhestrom lag bei ca. 400mA (also 200mA je Fet).

48W Ruheverlustleistung je Kanal, oh je. Willst du eine A-Endstufe? Den 
Ruhestrom würde ich auf etwa 1/4 oder 1/5 reduzieren. Selbst wenn 
dadurch die Verzerrungen minimal ansteigen sollten, hören wirst du das 
nicht.

von Borsty B. (mantabernd)


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ArnoR schrieb:
> 48W Ruheverlustleistung je Kanal, oh je. Willst du eine A-Endstufe? Den
> Ruhestrom würde ich auf etwa 1/4 oder 1/5 reduzieren. Selbst wenn
> dadurch die Verzerrungen minimal ansteigen sollten, hören wirst du das
> nicht.

Das ist richtig, der Ruhestrom ist noch zu hoch. Ich werde sowieso für 
die Strombegrenzung größere Source Widestände einlöten dann sinkt auch 
der Ruhestrom.

0,22 oder vielleicht sogar 0,33 Ohm sind da besser geeignet.

von Ben _. (burning_silicon)


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Manche Dinge mögen es absolut nicht wenn man mit dem Oszi darin 
herumstochert.

Dazu gehören auch manche Sperrwandler. Auch wenn man ein 1kV festen 
Oszi-Eingang hat. Bei diese TopSwitch-SNTs zB. endet das Messen am 
geschalteten Ende der Primärwicklung gerne mal mit einer Explosion des 
TopSwitch-IC.

von Ulrich (Gast)


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So eine Explosion beim IC gibt es recht gerne bei einem Latchup. Dazu 
reicht ggf. schon eine Statische Aufladung oder die Ladung im Klasse Y 
Kondensator falls das Oszilloskop nicht geerdet ist.

von oszi40 (Gast)


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> So eine Explosion beim IC gibt es

Herumfliegende Teile sind manchmal sehr ungesund und eitern schlecht 
wieder heraus. Ein Stück Plexiglas in der Flugbahn könnte sehr nützlich 
sein bei solchen Experimenten 8-)

von Udo S. (urschmitt)


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oszi40 schrieb:
> Herumfliegende Teile sind manchmal sehr ungesund und eitern schlecht
> wieder heraus.

Vor allem aus den Augen :-;

oszi40 schrieb:
> Ein Stück Plexiglas in der Flugbahn könnte sehr nützlich
> sein bei solchen Experimenten 8-)

Oder wenigstens eine Schutzbrille

Zur sicheren Messung wäre noch zu sagen:
Wie oben schon gesagt, ein 2Kanal Oszi kann direkt die Differenz aus 
zwei Kanälen anzeigen.
Es gibt auch Differentialtastköpfe (teuer) damit geht das auch, sie 
haben keine geerdeten Ground.
Es gibt Trenntrafos, aber WICHTIG! in deinem Fall müssten dann alle 
Geräte des Aufbaus (ausser dem Oszi) über den Trenntrafo laufen 
(Generator und Verstärker) und das ist äusserst unschön weil der 
Generator seine Masse auf dem Gehäuse liegen hat.
Aus dem Grund darf auch NIEMALS das Oszi selbst über einen Trenntrafo 
angeschlossen werden, denn dann könnte je nachdem wo du deine Oszimasse 
in der Schaltung anklemmst das ganze Oszigehäuse auf gefährlichem 
Potential liegen.

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