Forum: Offtopic Thermodynamik


von A. B. (good_guy_greg)


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Ich hätte da mal eine Frage zur Thermodynamik und zum idealen Gasgesetz.
Ausgangssituation: ich habe einen Zylinder in dem sich ein ideales Gas 
befindet, Temperatur T1, Volumen V1, Druck p1.

Angenommen ich beginne nun das Gas zu komprimieren und ändere das 
Volumen von V1 auf V2. Dabei muss ich Arbeit verrichten, die sich zu

Integral(n*R*T/V,V1,V2)

berechnet. Das Gas hat jetzt eine kleineres Volumen und einen höheren 
Druck. Aber was ist mit der Temperatur? Bei Kompression wird sich das 
Gas ja erwärmen. Dann hätte ich aber mehr Arbeit verrichten müssen als 
oben berechnet (der Druck im Behälter gegen den ich arbeiten müsste wäre 
ja größer) und wenn das Gas sich wieder auf Umgebungstemperatur T1 
abkühlt hätte ich ja Energie verloren (In Form von Wärme an die 
Umgebung).

Jetzt das Umgekehrte: ich lasse das Gas wieder Expandieren. Dann sollte 
ich ja die selbe Energie die ich zur Kompression benötigt habe wieder 
als Arbeit aus dem Gas holen können. Aber bei der Expansion kühlt das 
Gas ja wieder ab und hätte im Volumen V1 einen geringeren Druck?

Irgendwie stehe ich ziehmlich auf dem Schlauch...

von Hendrik L. (lbd)


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A. B. schrieb:
> Ich hätte da mal eine Frage zur Thermodynamik und zum idealen Gasgesetz.
> Ausgangssituation: ich habe einen Zylinder in dem sich ein ideales Gas
> befindet, Temperatur T1, Volumen V1, Druck p1.
>
> Angenommen ich beginne nun das Gas zu komprimieren und ändere das
> Volumen von V1 auf V2. Dabei muss ich Arbeit verrichten, die sich zu
>
> Integral(n*R*T/V,V1,V2)
>
> berechnet. Das Gas hat jetzt eine kleineres Volumen und einen höheren
> Druck. Aber was ist mit der Temperatur? Bei Kompression wird sich das
> Gas ja erwärmen. Dann hätte ich aber mehr Arbeit verrichten müssen als
> oben berechnet (der Druck im Behälter gegen den ich arbeiten müsste wäre
> ja größer) und wenn das Gas sich wieder auf Umgebungstemperatur T1
> abkühlt hätte ich ja Energie verloren (In Form von Wärme an die
> Umgebung).
>
> Jetzt das Umgekehrte: ich lasse das Gas wieder Expandieren. Dann sollte
> ich ja die selbe Energie die ich zur Kompression benötigt habe wieder
> als Arbeit aus dem Gas holen können. Aber bei der Expansion kühlt das
> Gas ja wieder ab und hätte im Volumen V1 einen geringeren Druck?
>
> Irgendwie stehe ich ziehmlich auf dem Schlauch...

Hallo,

wichtig ist, dass Du immer die Randbedingungen bei der Arbeitverrichtung 
beachtest:

Isotherme, isobare oder isochore Zusatndsänderung (oder die reale, d.h. 
Tempertaur geht hoch, Volumen runter und Druck hoch.

Sicherlich sprichst Du von letzterer. Im oberen Totpunkt (Zustand 2) ist 
die Temperatur T2 > T1 und der Druck P2 > P1. Verlierst Du nun durch 
Abkühlung im Zustand 2 Temperatur, dann auch Druck !!!(bei gleichem 
Voumen) - ist Dir das klar?

Wenn Du den Kolben nun in Zustand 1 zurückführst, ist Energie dem System 
vorher duch Temperatur - und Druckabnahme im Zustand 2 entwichen. Also 
wird der Druck P1´ nun < P1 sein und T1´ < T1.

Hilft Dir das ?

Gruß

von Timm T. (Gast)


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Hendrik L. schrieb:
> oder die reale, d.h.
> Tempertaur geht hoch, Volumen runter und Druck hoch

Auch adiabatische Zustandsänderung genannt.

von A. B. (good_guy_greg)


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>Im oberen Totpunkt (Zustand 2) ist
>die Temperatur T2 > T1 und der Druck P2 > P1. Verlierst Du nun durch
>Abkühlung im Zustand 2 Temperatur, dann auch Druck !!!(bei gleichem
>Voumen) - ist Dir das klar?

Ja das ist mir schon klar. Den Druck nachdem das Gas wieder abgekühlt 
ist kann ich mit dem idealen Gasgesetz berechnen (z.B. doppelter Druck 
wenn das Volumen halbiert wurde).

>Wenn Du den Kolben nun in Zustand 1 zurückführst, ist Energie dem System
>vorher duch Temperatur - und Druckabnahme im Zustand 2 entwichen. Also
>wird der Druck P1´ nun < P1 sein und T1´ < T1.

Das ist es auf was ich hinaus will. Wenn ich das Gas wieder expandieren 
lasse, schaffe ich es dann die gesamte vorher verrichtete Arbeit (die 
zur Kompression aufgewendet wurde) zurückzubekommen, oder habe ich einen 
Teil der Energie dauerhaft "verloren" (an die Umgebung in Form von 
Wärme).

von A. B. (good_guy_greg)


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>Auch adiabatische Zustandsänderung genannt

Eine adiabatische Zustandsänderung wäre es doch nur, wenn keine Wärme 
mit der Umgebung ausgetauscht wird? (z.B. wenn Kompression / Expansion 
sehr schnell hintereinander ausgeführt werden und das System keine Zeit 
hat Wärme mit der Umgebung auszutauschen. In dem Fall kann man mit 
konstanter Temperatur rechnen und erhält auch die komplette Arbeit 
wieder zurück wenn das Gas expandiert).

von J.-u. G. (juwe)


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A. B. schrieb:
> Ich hätte da mal eine Frage zur Thermodynamik und zum idealen Gasgesetz.

Selbst nach mehrmaligem Lesen Deines Posts ist mir nicht klar, was genau 
denn nun Deine Frage ist.

> ich habe einen Zylinder in dem sich ein ideales Gas
> befindet, Temperatur T1, Volumen V1, Druck p1.

Ok. Soweit so gut.

> Angenommen ich beginne nun das Gas zu komprimieren und ändere das
> Volumen von V1 auf V2. Dabei muss ich Arbeit verrichten, die sich zu
>
> Integral(n*R*T/V,V1,V2)
>
> berechnet.

Woher hast Du diese Formel?

> Bei Kompression wird sich das
> Gas ja erwärmen.

Nein, das ist so pauschal nicht richtig. Bei isothermer Kompression (z.B 
unendlich langsame Kompression, die Kompressionswärme wird vollständig 
an die Umwelt abgeführt) bleibt die Temperatur des Gases konstant. Die 
zu verrichtende Arbeit entspricht in diesem Fall der an die Umwelt 
abgeführten Wärmemenge.

Bei einem adiabatischen Prozess hingegen findet keinerlei Wärmeaustauch 
mit der Umgebung statt (z.B. unendlich scnelle Kompression) und das Gas 
erwärmt sich. In diesem Fall ist die zugeführete Arbeit proportional zur 
Temperaturdifferenz.

In der Realität wird sich immer Mittelweg zwischen diesen beiden 
Extremfällen stattfinden.

von A. B. (good_guy_greg)


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>Nein, das ist so pauschal nicht richtig. Bei isothermer Kompression (z.B
>unendlich langsame Kompression, die Kompressionswärme wird vollständig
>an die Umwelt abgeführt) bleibt die Temperatur des Gases konstant. Die
>zu verrichtende Arbeit entspricht in diesem Fall der an die Umwelt
>abgeführten Wärmemenge.

Die gesamte Arbeit wird als Wärme an die Umgebung abgegeben? Wie kann 
dann das Gas beim Expandieren arbeiten? Nimmt es (dadurch das es sich 
abkühlt) die gesamte Arbeit die bei der Expansion verrichtet wird wieder 
aus der Umgebung auf (und kühlt diese dadurch ab)?

Ich dachte eigentlich das ein höherer Druck auch zu einer höheren 
inneren Energie führt.

Die zentrale Frage für mich ist:

>Wenn ich das Gas wieder expandieren
>lasse, schaffe ich es dann die gesamte vorher verrichtete Arbeit (die
>zur Kompression aufgewendet wurde) zurückzubekommen, oder habe ich einen
>Teil der Energie dauerhaft "verloren" (an die Umgebung in Form von
>Wärme).

Also wenn ich einen Zylinder mit einem Gas nehme und es auf ein Zehntel 
des Volumens zusammendrücke, dann den Zylinder 3 Wochen liegen lasse bis 
er sich auf die Ursprungstemperatur abgekühlt hat und dann den Zylinder 
wieder expandieren lasse. Bekomme ich die Energie wieder die ich 
aufgewendet habe oder ist das ein "Verlustgeschäft"?

von Ben _. (burning_silicon)


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Du bekommst die Energie von der Umgebung wieder. Das Gas kühlt sich 
erstmal ab und wird dann durch die Umgebung wieder erwärmt.

zB. Wenn du einen Behälter mit flüssigem Kohlendioxid öffnest (also auf 
Normaldruck bringst) erhältst Du eine große Menge gasförmiges und einen 
Haufen festes CO2. Der feste Haufen sublimiert hinterher durch die 
Umgebungswärme und löst sich dadurch ebenfalls auf, aber eben langsam.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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A. B. schrieb:
> Bekomme ich die Energie wieder die ich
> aufgewendet habe oder ist das ein "Verlustgeschäft"?

Nein, es ist ein Verlustgeschäft. Die Energie, die in Wärme gewandelt 
wurde, ist verloren.

von Purzel H. (hacky)


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Es ist nicht so, dass man fuer einen adiabatischen Prozess nur beliebig 
wenig Zeit hat. Wenn man ein Luftpacket von 1 Kubikkilometer ueber die 
Alpen drueber zieht/schiebt, geschieht der Vorgang, dh die Kompression 
und Expansion auch adiabatisch. Die Grenzflaeche ist zu klein um 
signifikant Waerme zu tauschen. Und im Fall laminarer Stroemung, 
hinreichend weit ab Boden, gibt's gar keinen Kontakt zur Grenzflaeche.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Eine adiabatische Zustandsänderung sagt nichts über die Zeit aus. 
Vielmehr beschreibt sie eine thermodynamische Zustandsänderung bei der 
mit der Umgebung keine thermische Energie ausgetauscht wird.

von A. B. (good_guy_greg)


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>A. B. schrieb:
>> Bekomme ich die Energie wieder die ich
>> aufgewendet habe oder ist das ein "Verlustgeschäft"?

>Nein, es ist ein Verlustgeschäft. Die Energie, die in Wärme gewandelt
>wurde, ist verloren.

Das passt jetzt irgendwie nicht ganz zu

>Du bekommst die Energie von der Umgebung wieder. Das Gas kühlt sich
>erstmal ab und wird dann durch die Umgebung wieder erwärmt.

Wir haben die Thermodynamik in unserer Vorlesung nur ein bisschen 
angeschnitten und sie hat bei mir doch einige Fragezeichen 
hinterlassen...

Ich bin auf folgendes gestossen:

Die Energie von N Gasmolekülen berechnet sich zu 3/2  kB  N * T
kB Boltzmann Konstante
T Temperatur in Kelvin

Laut 1. Hauptsatz gilt: dU = dQ + dW mit
dQ zugeführte Wärmeenergie
dW geleistete Arbeit am Gas
dU Änderung der inneren Energie

Wenn ich das Gas komprimiere, dann verrichte ich Arbeit. Das Gas führt 
fürs erste keine Energie ab, dementsprechend muss es sich erwärmen, da 
sich die innere Energie U ändert.

Nun bleibt der Zylinder stehen, bis sich das Gas wieder auf 
Umgebungstemperatur abgekühlt hat. Somit ist die innere Energie wieder 
gleich wie am Anfang ( 3/2  kB  N * T ), die gesamte geleistete Arbeit 
ist in die Umgebung abgegeben worden.

Jetzt könnte man genau das umgekehrte machen:
Da das Gas jetzt unter Druck steht kann es arbeiten (z.B. ein Kolben der 
auseinander gedrückt wird). Wenn das Gas arbeitet muss sich auch die 
innere Energie U ändern, da es keine Zeit hat die Energiemenge aus der 
Umgebung aufzunehmen also kühlt das Gas ab. Durch das Abkühlen beginnt 
es jedoch Wärme aus der Umgebung aufzunehmen, bis es wieder die selbe 
Temperatur hat wie am Anfgang.

Jetzt ist nur die Frage ob die komplette zum Komprimieren aufgewendete 
Arbeit auch wieder bei der Expansion geleistet werden kann. Das klingt 
für mich danach als ob sich die geleistete Arbeit komplett in Wärme und 
wieder zurück umwandeln lassen würde und das verbietet ja gerade der 2. 
Hauptsatz der Thermodynamik. Allerdings muss ich zugeben den nicht 
wirklich verstanden zu haben.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Mache die folgende Überlegung:

Komprimieren ein Gas über die Zufuhr von Arbeit. Dabei erhitzt sich das 
Gas. Hat das Gas im Behälter eine höhere Temperatur als die Umgebung 
außerhalb des Behälters, setzt ein Entropiestrom durch die Behälterwand 
ein. Die Entropie nimmt zu und es entsteht dabei eine zusätzliche 
Leistung über die Entropieproduktionsrate, d.h. die Wärmeleitung ist ein 
irreversibler Prozess.
Nun expandierst du das Gas und es kühlt sich ab. Jetzt setzt wieder ein 
Entropiestrom - diesmal von außen nach innen ein. Dabei wird wieder eine 
zusätzliche Prozessleistung durch die Entropieproduktionsrate erzeugt. 
In beiden Fällen geht also dem Gas im Behälter Energie verloren.

von Timm R. (Firma: privatfrickler.de) (treinisch)


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Hallo A.B.,


ich glaube Du kommst auf keinen Grünen Zweig, weil Deine
Beschreibung der Prozessführung etwas chaotisch ist.

Ein Kompressionsprozess wird (im Wesentlichen) beschrieben durch eines 
der
Adjektive

1. reversible
2. irreversible

und eines der Adjektive
3. isotherme
4. adiabatische
(es gibt noch andere, aber das sind die wichtigsten)

und schließlich einen der Prozesse
5. Kompression
6. Expansion

Ein weiterer wichtiger Prozess ist die Abkühlung/Erwärmung in den
gebräuchlichen Varianten (fast immer wird automatisch
„reversibel” angenommen)
7. isochore
8. isobare

9. Abkühlung
10. Erwärmung

damit ist Deine Frage auch schon beantwortet:

Nach einer reversiblen Störung kehrt das System spontan in den
Ausgangszustand zurück,

nach einer irreversiblen nicht.


Was in Deinem Beispiel passiert hängt davon ab, ob Du reversible 
adiabatische
Kompression meinst, oder irreversible.


Noch eine Anmerkung zum zweiten Hauptsatz: Viele Anfänger
der Thermodynamik werden durch den Alltagsgebrauch des
2.ten Hauptsatzes als denkbefreiendes Totschlagargument verwirrt,
du kommst in der Thermodynamik am Anfang am besten klar, wenn
Du dieses ganze Perpetuum Mobile Gelaber einfach mal vergisst und
Dir merkst:

dQ = TdS  für den reversiblen Fall und
dQ < TdS  für den nichtreversiblen (irreversiblen Fall)

Bei Deinen Entropieüberlegungen hast Du weiterhin einen
wichtigen Punkt übersehen: die Entropie ändert sich mit allen
extensiven Größen, zB: Energie, Volumen und Teilchenzahl.

Daraus ergibt sich (durch Rechnen) eine weitere Hilfsformulierung
des zweiten Hauptsatzes:

Im Gleichgewicht gilt: T1 = T2, p1 = p2 (und µ1 = µ2)
(Natürlich nur, ohne dem entgegenwirkenden Zwang).

Natürlich ist die Abkühlung und Wärmeaufnahme aus der Umgebung bei
Deinem Expansionsschritt eigentlich nicht spontan möglich, wegen der
Entropiebilanz, aber die Entropiemaximierung durch den Druckausgleich
fungiert als Triebkraft für diesen umspontanen Prozess.

Da bei reversibler Führung keine Entropie verloren geht, geht der Kolben
also in seinen Urzustand zurück.


Happy Hacking

 Timm

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