Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Ringkerntrafo Softstart / Inrush current limiter


von Stefan B. (steckersammler)


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Hallo zusammen!

Zur Zeit bin ich gerade am Planen für einen kleinen Audio-Verstärker für 
PC-Boxen.
Zum Einsatz kommen sollen 2 LM3886 an einem 160VA-Ringkerntrafo und ca. 
10.000µF pro Rail.

So viel zu den Randbedingungen.
Da ja gerade Ringkerntrafos unter Umständen beim Einschalten einen 
vielfach höheren Strom ziehen können (auch ohne angeschlossene Last), 
wollte ich da natürlich dagegenwirken.
Das hätte natürlich auch den Vorteil, dass Schalter etc. nicht so stark 
belastet würden, und die Sicherung nicht unnötig hoch sein müsste.

Die meisten Schaltungen zu dem Thema verwenden mehrere (oder sagar nur 
einen) parallele 5W Keramik-Lastwiderstände, die nach 100 bis 300ms 
überbrückt werden.
Es gibt auch noch die Variante mit Thermistor/NTC anstatt Widerstand, 
aber die hat den Nachteil dass sie bei schnellem Aus- und wieder 
Einschalten u.U. wirkungslos wäre.

Eine Beispielschaltung ist z.B. hier zu finden: 
http://sound.westhost.com/project39.htm

So, hier kommen meine "Bauchschmerzen" bei der Schaltung:
Angenommen ich verwende die Werte aus der verlinkten Schaltung, also 
3x180Ω parallel.
Das wären dann ~294W pro Widerstand für einen 5W-Widerstand, also eine 
fast 59-fache Überlastung für 100 bis 300ms.

Wenn ich meinen Trafo in die Berechnung einsetze, komme ich auf 3x 500Ω 
parallel.
Das wären immerhin noch 106W pro Widerstand bzw. eine 21-fache 
Überlastung.

Die meisten Hersteller geben aber weit geringere Überlastungsgrenzen an, 
z.B.:
- Vishay RWM-Serie: 10-fache Überlast für 10sek, "Heavy overloads can be 
endured in the form of short pulses < 0.1 s"
- Welwyn W22-Serie: keine genauen Angaben
- Vitrohm KH-Serie: keine genauen Angaben
- BI Technologies PBC-Serie: 20-fache Überlastung für 8ms
- ...

Weiterhin geben viele Hersteller die zulässige Betriebsspannung mit 
Wurzel(PxR) an.
Ist das nur wegen P=U²/R (sieht zumindest danach aus), oder ist das 
wirklich die maximal zulässige Betriebs spannung?

Viele betreiben genau solche Schaltungen teilweise seit Jahrzehnten, 
ohne dass die Widerstände Schaden nehmen oder abfackeln, und solche 
Schaltungen sind teilweise auch in kommerziellen Fertiggeräten 
vorhanden, aber trotzdem ist mir irgendwie nicht ganz wohl dabei...

Was meint ihr?
Ok, oder gefährlicher "Bastelpfusch"?
Oder gibt es irgendwelche sichereren/intelligenteren Alternativen?

MfG Stefan

von dolf (Gast)


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von Max W. (max96)


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Bei einem 160VA Trafo ist so eine Schaltung aber noch nicht nötig, wenn 
du den in einem normal abgesicherten Haus betreiben willst. Erst ab 
300-500VA wirds kritisch.

von Albert F. (Gast)


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Moin,

ich hatte mal bei dieser WebSite (nicht meine) 
http://sjostromaudio.com/pages/index.php/hifi-projects/144-sst01-softstart-for-toroidal-transformers 
die Platine ohne Bestückung gekauft. Alles andere hatte ich selber 
beschafft. Delay war +/- 500 ms, und es ist nie was passiert. Ich hatte 
damals ein 200VA RKT.

Die Projekte von Westhost sehen allerdings für mich auch gut aus, da 
hätte ich wenige bedenken, zumal Elliot (so heisst er wohl) die Teile 
selber testet.

>So, hier kommen meine "Bauchschmerzen" bei der Schaltung:
>Angenommen ich verwende die Werte aus der verlinkten Schaltung, also
>3x180Ω parallel.
>Das wären dann ~294W pro Widerstand für einen 5W-Widerstand, also eine
>fast 59-fache Überlastung für 100 bis 300ms.

Das habe ich nicht so richtig verstanden.

Freundliche Grüße,

Albert F.

von A.Max S. (amf)


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Stefan B. schrieb:
> Was meint ihr?

Ich habe diese Schaltung seit 30 Jahren mit einem 150 Ohm 5W 
Drahtwiderstand in ca. 80 Geräten eingebaut -- und es gab bisher NULL 
Ausfälle.

Beantwortet das Deine Frage?

von Udo S. (urschmitt)


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Du hast den hohen Strom nur in den ersten ein zwei Halbwellen also für 
50 - 100 ms. Und auch da nicht in den Nulldurchgängen.
Dann ist der Kern richtig magnetisiert und die Elkos aufgeladen.

Insofern geht das ok.

von Jürgen B. (hicom)


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denke auch das geht ohne Begrenzer.
Habe hier einen Selbstbau Amp mit 2x 160VA Ringkerntrafo und 2x 100mF an 
10A B Automaten. Kein Problem.

Gruß
Jürgen

von Harald W. (wilhelms)


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Stefan B. schrieb:

> Oder gibt es irgendwelche sichereren/intelligenteren Alternativen?

Da ja nur im Fehlerfall (Relais versagt) Probleme auftauchen können,
würde ich in Reihe zu den Widerständen eine Tenmperatursicherung
("Kaffeemascinensicherung")schalten. Diese muss dann im thermischen
Kontakt zu den Widerständen sein und sollte für eine möglichst
hohe Temperatur ausgelegt sein. Für Leistungswiderstände sind
Temperaturen um die 300° durchaus normal.
Gruss
Harald

von Stefan B. (steckersammler)


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Danke für die Antworten, das hilft mir!

Max W. schrieb:
> Bei einem 160VA Trafo ist so eine Schaltung aber noch nicht nötig, wenn
> du den in einem normal abgesicherten Haus betreiben willst. Erst ab
> 300-500VA wirds kritisch.

Jürgen Berger schrieb:
> denke auch das geht ohne Begrenzer.
> Habe hier einen Selbstbau Amp mit 2x 160VA Ringkerntrafo und 2x 100mF an
> 10A B Automaten.

Es geht mir in erster Linie nicht um die Haussicherung, sondern um die 
Gerätesicherung.
Denn die muss ja auch überdimensioniert werden, wenn kein Softstart 
verwendet wird.
Und ich will vermeiden, dass im Fehlerfall erst die eingewickelte 
Temperatursicherung im Trafo anspringt, bevor die Feinsicherung kommt...

Albert F. schrieb:
>>So, hier kommen meine "Bauchschmerzen" bei der Schaltung:
>>Angenommen ich verwende die Werte aus der verlinkten Schaltung, also
>>3x180Ω parallel.
>>Das wären dann ~294W pro Widerstand für einen 5W-Widerstand, also eine
>>fast 59-fache Überlastung für 100 bis 300ms.
>
> Das habe ich nicht so richtig verstanden.

In den ersten Halbwellen kann durch einen Ringkerntrafo ein 50- bis 
60-fach höherer Strom fließen als im Volllastbetrieb, siehe auch hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Einschalten_des_Transformators

Also habe ich für die Leistungsberechnung den Worst Case angenommen.
Und dort ist der Trafo ein Quasi-Kurzschluss, es fällt also (grob 
überschlagen) die gesamte Spannung an den Widerständen ab.
Die Leistung berechnet sich ja durch P=U²/R, das wären dann (230V)²/180Ω 
= 293,89W pro Widerstand

Harald Wilhelms schrieb:
> Da ja nur im Fehlerfall (Relais versagt) Probleme auftauchen können,
> würde ich in Reihe zu den Widerständen eine Tenmperatursicherung
> ("Kaffeemascinensicherung")schalten.

Das habe ich auch schon überlegt.
Und dann am Besten gleich noch den Trafo und die Kühlkörper mit 
überwachen.

MfG Stefan

von Harald W. (wilhelms)


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Stefan B. schrieb:

>> Da ja nur im Fehlerfall (Relais versagt) Probleme auftauchen können,
>> würde ich in Reihe zu den Widerständen eine Tenmperatursicherung
>> ("Kaffeemascinensicherung")schalten.
>
> Das habe ich auch schon überlegt.
> Und dann am Besten gleich noch den Trafo und die Kühlkörper mit
> überwachen.

Diese Sicherungen müssen aber ausgetauscht werden, wenn sie
angesprochen haben. Sie wären auch nur als Schutz für den
Vorwiderstand geeignet.
Gruss
Harald

von Stefan B. (steckersammler)


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Stimmt.
Für die anderen würde ich dann Temperaturschalter verwenden.

MfG Stefan

von Bernd K. (bmk)


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von Stefan B. (steckersammler)


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Ja von denen hab ich schon gehört.
Allerdings sind nirgendwo Preise gelistet, werden also dementsprechend 
kosten...

von Harald W. (wilhelms)


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Stefan B. schrieb:
> Stimmt.
> Für die anderen würde ich dann Temperaturschalter verwenden.

Wenn Du den Verstärker überwiegend selbst benutzt, könnte auch
ein eingebautes Thermometer Sinn machen. Du siehst dann den
Anstieg und könntest frühzeitig, z.B. durch Lautstärkever-
ringerung, gegensteuern.
Gruss
Harald

von ek13 (Gast)


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...Zum Einsatz kommen sollen 2 LM3886 an einem 160VA-Ringkerntrafo und 
ca.
10.000µF pro Rail.
...


Hallo Stefan,
bei dieser Leistung brauchst du noch keinen Softstart
Gruß Thomas

von Stefan B. (steckersammler)


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Das mit dem Thermometer sieht bestimmt schick aus und wäre auch 
praktisch.
Ich habe die Kühlkörper für ein ΔT von 60°C berechnet, also mit 
ordentlich Sicherheitsaufschlag.
Der Kühlkörper könnte also eigentlich nur dann zu heiß werden, wenn der 
LM zu schwingen anfängt...

@ek13: Mir geht es auch nicht um eine "Ladeschaltung" für die 
Sekundär-Elkos.
Wenn ich mir die Daten in dem verlinkten Wikipedia-Artikel anschaue, 
dann erzeugt selbst ein 100VA-Ringkern in der ersten Halbwelle schon 
einen Strompeak von 22A, und das auch ohne angeschlossene Last!

Und genau diese Belastung für Schalter, Sicherung und Stecker will ich 
eben verhindern.

Für das Relais, meint ihr ein 10A-Typ würde ausreichen, so wie z.B. das 
hier:
http://www.conrad.de/ce/de/product/504961/

Oder sollte man lieber schwerere Geschütze auffahren wie dieses 
30A-Relais:
http://www.reichelt.de/Miniaturrelais/G8P-1A4P-12V/3//index.html?ACTION=3&GROUPID=3292&ARTICLE=28367&SHOW=1&START=0&OFFSET=500&;

Oder lieber eins mit Wolfram-Vorlaufkontakt
http://www.reichelt.de/Miniaturrelais/HF115F-S-012-H/3//index.html?ACTION=3&GROUPID=3292&ARTICLE=126972&SHOW=1&START=0&OFFSET=500&;

MfG Stefan

von Harald W. (wilhelms)


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Stefan B. schrieb:

> Wenn ich mir die Daten in dem verlinkten Wikipedia-Artikel anschaue,
> dann erzeugt selbst ein 100VA-Ringkern in der ersten Halbwelle schon
> einen Strompeak von 22A,

Nun, normale Kippautomaten halten mindestens das doppelte aus und
da dieser Maximalstrom nicht jedesmal fliesst, wird sich das auch
nicht so stark auf die Lebensdauer der Schalter auswirken.
Gruss
Harald

von Stefan B. (steckersammler)


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Hmm, irgendwie glaube ich, wir reden aneinander vorbei...

Dass ein normaler LSS (Sicherungsautomat) einen 22A-Peak aushält ohne 
kaputt zu gehen, und auch noch wesentlich höhere Ströme sicher trennen 
kann, weiß ich natürlich.

Wenn ich von "Schalter" und "Sicherung" rede, dann meine ich den in mein 
Gerät eingebauten Schalter und die Glasrohr-Sicherung im Primärkreis.

MfG Stefan

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