Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik USB kabel mit und ohne Abschirmung


von Wolfgang-G (Gast)


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Ein Kartenleser + USB-Buchse für USB 2.0 erreichte mit dem 
mitgeliefertem Kabel nicht die USB 2.0 Geschwindigkeit.
Nachdem dem Kabel eine Abschirmung verpasst wurde, konnte eine bedeutend 
höhere Lese- Schreibgeschwindigkeit erzielt werden.
Ursprünglich nahm ich an, dass das Drahtpaar D+ und D-  nach einer 
bestimmten Regel verdrillt sein muss, um die USB 2.0 Geschwindigkeit zu 
erreichen.
Meine Frage: Welche Erklärung gibt es, dass die Abschirmung einen so 
großen Einfluss hat?

von adsf (Gast)


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Ohne Schirmung werden mehr Störungen eingekoppelt und es müssen öfter 
Pakete wiederholt werden?

von Wolfgang-G (Gast)


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Das dachte ich ja auch. Aber evtl. könnten noch weitere Ursachen eine 
Rolle spielen.
Wenn man z.B. in die USB Buchse bei ungeschirmtem Kabel einen USB-Stick 
einsteckte, kam sinngemäß die Meldung „Das Gerät kann eine höhere 
Geschwindigkeit erzielen“

von Eumel (Gast)


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Wolfgang-G schrieb:
> Wenn man z.B. in die USB Buchse bei ungeschirmtem Kabel einen USB-Stick
> einsteckte, kam sinngemäß die Meldung „Das Gerät kann eine höhere
> Geschwindigkeit erzielen“

Dein Computer wird wohl in der Lage sein zu erkennen, wie oft Pakete 
verloren gehen.

von Guido Körber (Gast)


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Ungeschirmte USB Kabel sind ausschließlich bis zu einer Länge von 3 m 
für Low-Speed USB Geräte vorgesehen und müssen nach der USB Spec fest am 
Gerät verbaut sein (bzw. mit einem speziellen nicht-USB konformen 
Stecker auf der Geräteseite versehen sein), damit sie nicht mit 
universell verwendbaren USB Kabeln verwechselt werden können.

Der USB ist grundsätzlich auf eine niedrige Fehlerrate ausgelegt, die 
mit ordentlicher Hardware auch erreicht wird. Daher gibt es keine 
Fehlerbehandlung die den Nutzer auf minderwertige Komponenten hinweist.

von Reinhard Kern (Gast)


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Wolfgang-G schrieb:
> Nachdem dem Kabel eine Abschirmung verpasst wurde, konnte eine bedeutend
> höhere Lese- Schreibgeschwindigkeit erzielt werden.

Nach meinem USB-Buch gibt es keine unabgeschirmten Kabel, auch nicht für 
Low Speed. Das kann also nur eine chinesische Produktfälschung sein mit 
kreativer Auslegung der Spezifikationen.

Gruss Reinhard

von Wolfgang-G (Gast)


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Reinhard Kern schrieb:
>Nach meinem USB-Buch gibt es keine unabgeschirmten Kabel, auch nicht für
>Low Speed. Das kann also nur eine chinesische Produktfälschung sein mit
>kreativer Auslegung der Spezifikationen.
Das ist ja richtig und es handelt sich tatsächlich um Made in China. Da 
spart man wo man kann und wenn es sogar die Abschirmung ist.
Meine eigentliche Frage sollte aber sein, warum die Abschirmung diesen 
Einfluss hat. Also mehr in Richtung einer „theoretischen“ Erklärung. 
(Kabelkapazität?, Flankensteilheit? usw. Oder sind es doch nur die 
Störungen?)

von Reinhard Kern (Gast)


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Wolfgang-G schrieb:
> Oder sind es doch nur die
> Störungen?)

Letzlich schon. Ein USB-Kabel muss zwar bestimmte Spezifikationen 
bezüglich Wellenwiderstand einhalten und ich denke, dass die ohne 
Abschirmung auch nicht stimmen können, aber bemerkbar macht sich das 
eben dadurch dass Daten verfälscht ankommen und manchmal wiederholt 
werden müssen, oder im Grenzfall überhaupt nicht mehr. Die Ursachenkette 
ist also Sparsamkeit -> falsche Kabelwerte -> gestörte Daten -> 
Wiederholungen -> langsame Übertragung, und du siehst als User eben nur 
das Ende der Kette, wenn du überhaupt was merkst - darauf hat der 
Hersteller wohl spekuliert.

Gruss Reinhard

von Osche R. (Gast)


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Wolfgang-G schrieb:

> Ein Kartenleser + USB-Buchse für USB 2.0 erreichte mit dem
> mitgeliefertem Kabel nicht die USB 2.0 Geschwindigkeit.
> Nachdem dem Kabel eine Abschirmung verpasst wurde, konnte eine bedeutend
> höhere Lese- Schreibgeschwindigkeit erzielt werden.

Mit dem low speed-Kabel (1.5 Mbit/s) wurde beim Einmessen der Leitung 
("chirp") kein high speed-konformes Device (480 Mbit/s) erkannt. Also 
wurde full speed (12 Mbit/s) gefahren, was deutlich langsamer ist. (1)

Grund dafür sind entweder Störungen von aussen, oder die Fehlanpassung 
durch abweichenden Wellenwiderstand. Dazu kam wahrscheinlich, dass durch 
die hohe Fehlerrate der schlechten Verbindung häufig Pakete neu gesendet 
werden mussten, was die Nettodatenrate reduziert. (2)




1) Ob low oder full speed gewünscht ist erkennt der Host an der Position 
der Pullup-Widerstände an den Datenleitungen. Die Übertragung erfolgt 
differenziell mit LVTTL-Pegel.

High speed wird über ein spezielles Protokoll mit sehr geringer 
Amplitude (wie LVDS) ausgehandelt. Wenn das nicht sauber durchkommt, 
wird full speed angenommen.


2) vgl. "warum ist mein 200 Mbit-WLAN langsamer als das alte 54er?"
Netto = Brutto minus Protokoll und Fehlerkorrektur.

von Wolfgang-G (Gast)


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om pf (ompf)  schrieb:
>High speed wird über ein spezielles Protokoll mit sehr geringer
>Amplitude (wie LVDS) ausgehandelt. Wenn das nicht sauber durchkommt,
>wird full speed angenommen.
das ist mir besonders einleuchtend.
Schon mal vielen Dank an alle Ratgeber, falls nicht noch etwas vergessen 
wurde.

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