Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Röhrenquartz an Mikrocontroller anschließen


von Oldskool (Gast)


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Hallo Leute,

was muss ich beachten, wenn ich einen Röhrenquartz (z.B dies hier: 
http://www.ebay.de/itm/2000KHz-2MHz-Vacuum-packaged-crystal-/200843181506?pt=Vintage_Electronics_R2&hash=item2ec32fbdc2 
)
an einen Mikrocontroller anschließen möchte. Normalerweise schaltet man 
zwei Kondensatoren (10-22pF) zu einem herkömmlichen Quartz parallel. Wie 
sieht es bei den alten Röhrenquartzen aus? Durch die größeren Abmaße des 
Schwingquarzes sollten sich doch die xTal Kondensatoren auch verändern, 
oder habe ich unrecht?


Grüße

von Lukas T. (tapy)


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Rein logisch - wusste bis eben nicht, dass es sowas gibt - müsste der 
Kondensator größer bemessen werden. Ich würde es aber einfach testen. 
Erst mal den Standardwert, dann den 1,5 fachen und den doppelten. Dann 
sollte die Richtung klar sein, denke ich.
Denn passieren kann da (eigentlich) nichts - ausgenommen fallen lassen.

von Quarz (Gast)


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Lukas T. schrieb:
> Rein logisch - wusste bis eben nicht, dass es sowas gibt - müsste der
> Kondensator größer bemessen werden.

Diese Logik mußt du aber mal erklären.
Inwiefern hängt die Gehäuseform mit der spezifizierten Lastkapazität 
zusammen?
Ich möchte von dir was lernen.

von David .. (volatile)


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Interessant - warum nutzt man die? Ich nehme an, aus optischen Gruenden?

von Quarz (Gast)


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David ... schrieb:
> warum nutzt man die?

Die Langzeitstabilität von Quarzen im Glasgehäuse ist besser, da sie 
praktisch keine Luft saugen. Durch Metallgehäuse diffundiert langsam 
Luft.

von David .. (volatile)


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Quarz schrieb:
> David ... schrieb:
>> warum nutzt man die?
>
> Die Langzeitstabilität von Quarzen im Glasgehäuse ist besser, da sie
> praktisch keine Luft saugen. Durch Metallgehäuse diffundiert langsam
> Luft.

Wo wird soetwas kommerziell eingesetzt?

von Eumel (Gast)


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Quarz schrieb:
> Die Langzeitstabilität von Quarzen im Glasgehäuse ist besser, da sie
> praktisch keine Luft saugen. Durch Metallgehäuse diffundiert langsam
> Luft.

Mal dumm gefragt (ich weiß es wirklich nicht)
Schwingt der Quarz dann langsamer weil die Luft ihn am schwingen 
hindert?

von Quarz (Gast)


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David ... schrieb:
> Wo wird soetwas kommerziell eingesetzt?
Überall da, wo man ohne externe Referenz (GPS oder DCF77) eine hohe 
Langzeitstabilität braucht, z.B. in Satelliten.

von Quarz (Gast)


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Eumel schrieb:
> Mal dumm gefragt (ich weiß es wirklich nicht)
> Schwingt der Quarz dann langsamer weil die Luft ihn am schwingen
> hindert?

Bei Billigquarzen sind die Elektroden aus Silber. Das oxidiert beim 
Eindringen von Luft. Silber diffundiert auch in die Quarzscheibe und 
verändert damit die Frequenz. Bessere Quarze haben darum noch eine 
Nickelschicht zwischen dem Silber und der Quarzscheibe.
Bei den oben fotografierten Quarzen besteht die Elektrode aus Gold. Da 
gibt es diese Probleme nicht.

von Peter D. (peda)


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Quarz schrieb:
> Bei Billigquarzen sind die Elektroden aus Silber. Das oxidiert beim
> Eindringen von Luft.

Die üblichen HC49 Quarze sind nicht mit Luft gefüllt, sondern mit einem 
Schutzgas.

Daß es die auch aus Glas gibt, ist ja ulkig. Und kein Pumpstutzen ist zu 
sehen, da wird wohl Luft drin sein.

von Micha (Gast)


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Ein bischen blind? Der Pumpstutzen ist die Spitze oben.
Aber was anderes: das ist wirklich ein hochwertiger Quarz, was soll der 
am Mikrocontroller? Das ist Perlen vor die Säue.
Außerdem erreicht er seine hohe Stabilität nicht am internen Oszillator 
des uC

von Stefan N. (stefan_n)


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Quarz schrieb:
> David ... schrieb:
>> Wo wird soetwas kommerziell eingesetzt?
> Überall da, wo man ohne externe Referenz (GPS oder DCF77) eine hohe
> Langzeitstabilität braucht, z.B. in Satelliten.

Wozu dann das Vakuum? Wie beim Satelitten Luft eindringen kann, musst du 
mir jetzt aber erklären...

von Georg G. (df2au)


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Stefan Noack schrieb:
> Wozu dann das Vakuum? Wie beim Satelitten Luft eindringen kann, musst du
> mir jetzt aber erklären...

Eventuell möchte man die Frequenz auf der Erde abgleichen.

von Andreas D. (rackandboneman)


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"Außerdem erreicht er seine hohe Stabilität nicht am internen Oszillator
des uC"

Schlimmer: ggf macht man den damit kaputt.. die meisten 
Oszillatorschaltungen nach uC-Art übersteuern den Quarz ja :)

von Peter D. (peda)


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Micha schrieb:
> Der Pumpstutzen ist die Spitze oben.

Ich sehe an dem Glas-HC49 (links) keine Spitze.

von Micha (Gast)


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Peter entschuldige, da war ich blind. Ich dachte du meinst den Auslöser 
der Geschichte, den Röhrenquarz.

von Helmut S. (helmuts)


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Andy D. schrieb:
> "Außerdem erreicht er seine hohe Stabilität nicht am internen Oszillator
> des uC"
>
> Schlimmer: ggf macht man den damit kaputt.. die meisten
> Oszillatorschaltungen nach uC-Art übersteuern den Quarz ja :)

So einen großen Quarz nicht.
Dafür sind aber einige der kleinen modernen SMD-Bauformen nicht mehr 
ohne weiteres für 5V tauglich.

von 6A66 (Gast)


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Helmut S. schrieb:
> SMD-Bauformen nicht mehr
> ohne weiteres für 5V tauglich.

Hallo Helmut, das musst Du mir erklären!

rgds

von Thomas R. (Gast)


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Peter Dannegger schrieb:

>  Quarz schrieb:
>> Bei Billigquarzen sind die Elektroden aus Silber. Das oxidiert beim
>> Eindringen von Luft.
>
> Die üblichen HC49 Quarze sind nicht mit Luft gefüllt, sondern mit einem
> Schutzgas.
>
> Daß es die auch aus Glas gibt, ist ja ulkig. Und kein Pumpstutzen ist zu
> sehen, da wird wohl Luft drin sein.

Wenn aber das Gehäuse undicht ist, kommt es zum Austausch des 
Schutzgases (90% Stickstoff und 10% Helium) mit feuchter Luft. Dann ist 
es vorbei mit der Langzeitstabilität und es kommt zu 
Taupunkterscheinungen.
Solche undichten Quarze zeigen bei 0°C einen Frequenzsprung. Darum 
enthalten hochwertige Quarze niemals Luft.
Die Gehäuse von Allglasquarzen werden im Vakuum induktiv verschmolzen. 
Dazu haben sie am Boden einen Ring aus Kovar, siehe Foto.
Durch das Vakuum wird die Langzeitstabilität gegenüber einer 
Schutzgasfüllung weiter erhöht.

von Lukas K. (carrotindustries)


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Wie sind denn diese Glasquarze so verglichen mit üblichen TCXOs oder 
Ofenquarzen?

von Helmut S. (helmuts)


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6A66 schrieb:
> Helmut S. schrieb:
>> SMD-Bauformen nicht mehr
>> ohne weiteres für 5V tauglich.
>
> Hallo Helmut, das musst Du mir erklären!
>
> rgds

Schau nach max. drive level und vergleiche. Bei einem 5V Oszillator 
kommt man über 100uW.

http://docs-europe.electrocomponents.com/webdocs/0e07/0900766b80e07a73.pdf

http://docs-europe.electrocomponents.com/webdocs/0e07/0900766b80e07a75.pdf

von Thomas R. (Gast)


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Lukas K. schrieb:
> Wie sind denn diese Glasquarze so verglichen mit üblichen TCXOs oder
> Ofenquarzen?

Die Verwendung von Glasgehäusen ist nur eine von vielen Massnahmen zur 
Erhöhung der Frequenzstabilität.
Bei Edelquarzen werden z.B. zusätzlich:
# langsam gezüchtetes, weniger verunreinigtes Quarz verwendet - das 
enthält weniger mechanische Spannungen
# Quarzhalterung ohne mechanische Spannungen verbaut
# Voralterung durch Temperieren
# Elektroden aus Gold statt Silber ...
Hochwertige Großserienquarze haben eine Alterung von ca. 1ppm/Jahr, bei 
Präzisionsquarzen sind ca. 1ppb/Jahr erreichbar.
Bei der Quarzalterung spielen allerdings verschiedene Mechanismen eine 
Rolle:
Einige Mechanismen führen zur Frequenzerhöhung, andere zur Verringerung 
der Frequenz.
Diese Prozesse laufen z.T linear mit der Zeit, andere haben einen 
exponentiellen Einfluss.

von Franzl F. (Firma: Elektroniker) (franzl-f)


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War früher zu zeiten von Röhrenelektronik eine üblich Quarze in 
Glasgehäuse zu stecken. Heute geht mann noch etwas weiter und baut mann 
noch ein Termostat mit ins Gehäuse.

http://de.wikipedia.org/wiki/Schwingquarz
http://de.wikipedia.org/wiki/Quarzofen
http://de.wikipedia.org/wiki/Quarzoszillator

von Georg G. (df2au)


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Früher (TM) gab es auch FT-Quarze. Da müssen sich ja hier den 
Spezialisten sämtliche Körperhaare sträuben, wenn sie nur dran denken. 
Und die Dinger haben auch funktioniert. Die konnte man sogar noch selbst 
abgleichen, mit Milchglasplatte und Eisenoxyd, einmal reiben sind 200Hz 
mehr :-)

von Thomas R. (Gast)


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Naja, da waren die Anforderungen an die Frequenzgenauigkeit und 
-stabilität auch nicht so hoch wie jetzt.
Jedes popelige GSM-Handy muss seine Sendefrequenz und sein Timing mit 
einer Genauigkeit von 0.1 ppm einhalten, sonst fliegt es aus dem Netz.

von Harald W. (wilhelms)


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Georg G. schrieb:
> Früher (TM) gab es auch FT-Quarze. Da müssen sich ja hier den
> Spezialisten sämtliche Körperhaare sträuben, wenn sie nur dran denken.
> Und die Dinger haben auch funktioniert. Die konnte man sogar noch selbst
> abgleichen, mit Milchglasplatte und Eisenoxyd, einmal reiben sind 200Hz
> mehr :-)

...und was machte man, wenn man 100Hz zu viel abgerieben hatte?
Konnte man dann auch wieder was dran reiben?
Gruss
Harald

von nur Geblubber (Gast)


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Oldskool (Gast)schrieb:

"Hallo Leute,

was muss ich beachten, wenn ich einen Röhrenquartz (z.B dies hier:
Ebay-Artikel Nr. 200843181506*)an einen Mikrocontroller anschließen 
möchte. Normalerweise schaltet man zwei Kondensatoren (10-22pF) zu einem 
herkömmlichen Quartz parallel. Wie sieht es bei den alten Röhrenquartzen 
aus? Durch die größeren Abmaße des Schwingquarzes sollten sich doch die 
xTal Kondensatoren auch verändern, oder habe ich unrecht?

Grüße"

Keine Ahnung was den TO zu dieser Frage bewegt hat. Möglicherweise hat 
er ja extreme Anforderungen an sein Bastelprojekt (Weltraum?). Die 
gestellte Frage ist allerdings noch nicht beantwortet. Leider kann ich 
ihm da auch nicht weiterhelfen (ausser im Datenblatt des Quarzes, falls 
vorhanden, nachzuschauen).

von Georg G. (df2au)


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Harald Wilhelms schrieb:
> ...und was machte man, wenn man 100Hz zu viel abgerieben hatte?
> Konnte man dann auch wieder was dran reiben?

Na klar, Bleistift der Härte "B", einen Strich auf einer Seite machen. 
Quarze sind reine Mechanik, Masse und Elastizitätsmodul.

von Dominik S. (dasd)


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nur Geblubber schrieb:
> Möglicherweise hat
> er ja extreme Anforderungen an sein Bastelprojekt (Weltraum?).

Wenn er sich schon "Oldskool" nennt hat das ganze vielleicht auch nur 
optische / "sentimentale" Gründe - ist doch auch relativ egal ^^

von 6A66 (Gast)


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Helmut S. schrieb:
> Schau nach max. drive level und vergleiche. Bei einem 5V Oszillator
> kommt man über 100uW.

Wenn ich dies richtig sehe (siehe auch AN2867 von STM) ist das nicht 
richtig. Der Drive Level wird nicht allein durch die Betriebsspannung 
des Oszillators sondern von der Lastkapazität, der Kapazität des 
Quarzes, des ESR als auch dem Serienwiderstand bestimmt. Nach meinen 
Berechnungen sollte das mit 5V und Quarzen mit Drive Level 100uW 
einzustellen sein. Wir setzen für die STMs Quarze in Bauform 2,5x3,5 
ein, da sollte das noch kritischer sein. Den Berechnungen nach aber ohne 
Probleme.

rgds

von Andreas D. (rackandboneman)


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"ohne weiteres" :)

Einen Uhrenquarz kann man ja auch an 5V betreiben - aber eben mit 
weiterem.

Und in mancher Literatur findet man die Meinung dass die üblichen 
Oszillatorschaltungen in Digital-ICs generell Mord am Quarz sind.

von Osche R. (Gast)


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Wenn Dir beim gemeinen digitalen Pierce-Oszillator Dein Drive-Level zu 
hoch erscheint, dann schaltest Du einen Widerstand in Reihe mit dem 
Inverter-Ausgang. Der bildet zusammen mit dem ausgangsseitigen 
Kondensator einen Spannungsteiler und reduziert die Energie.

Zu Zeiten des TTL-Kochbuchs war das noch üblich 
http://www.maximintegrated.com/images/appnotes/2154/2154Fig01.gif
aber heutzutage, wo über 0.1ct-Beträge in der BOM gefeilscht wird, ist 
dieses Bauteil aus der Mode gekommen und man fährt Vollgas.


Viele Controller bieten auch eine Einstellmöglichkeit für die 
Drive-Leistung. Im Datenblatt hat das manchmal komische Namen, da muss 
man die Fusebits einfach durchprobieren und messen.

Oft ist auch ein spezieller low-Energy-Oszillator ("Uhren-Takt") 
vorhanden. Der ist für die alten Stimmgabeln gut geeignet.

von Alexander S. (esko) Benutzerseite


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Andy D. schrieb:
> Und in mancher Literatur findet man die Meinung dass die üblichen
> Oszillatorschaltungen in Digital-ICs generell Mord am Quarz sind.

Kannst du mir dazu Literatur empfehlen?

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