Forum: Markt Oszilloskop und Logic Analyzer


von Anton E. (xatru)


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Hallo zusammen,

ich weiß, dass das Thema Oszilloskop hier schon Tod diskutiert wurde und 
habe lange überlegt ob ich mich wirklich trauen soll hier nochmals 
nachzufragen. Leider konnte ich in meinem Fall weder in den vielen Posts 
noch im Wiki entsprechende Informationen finden, deswegen habe ich mich 
einfach mal getraut :)

Ich habe vor, mir ein digitales Oszilloskop anzuschaffen, welches 
überwiegend für Messungen an Mikrocontrollern und Speicherchips 
eingesetzt werden wird. Die Frequenzbereiche liegen hier typischerweise 
im unteren MHz-Bereich, so dass ein Gerät mit 50-100MHz durchaus 
ausreichend wären. Das Gerät sollte über eine USB-Schnittstelle verfügen 
und idealerweise auch über den PC steuerbar sein. Da ich Student bin, 
sollte der Preis nicht über 600,- Euro liegen. Ein VGA-Ausgang wäre 
schön, ein gutes lesbares und entsprechend großes Display ist aber auch 
in Ordnung. Da ich auch mit Speicherchips arbeite, wäre ein integrierter 
Logic Analyzer schön und genau hier liegt mein Problem. Ich habe mir 
einige Angebote gesucht – mit und ohne Logic Analyzer. Die Preise habe 
ich alle von einem deutschen Anbieter, wie PCE oder Batronix.

Ohne Logic Analyzer:

Hantek bzw. PCE DSO5102B
465,- Euro
100 MHz, 800x600 7“ Zoll TFT, kein VGA, USB, gute Bewertungen

Rigol DS1102E
389,- Euro
100 MHz,  320x234 5,6“ TFT, kein VGA, gute Bewertungen, günstigstes 
Gerät

Owon SDS7102V
489,- Euro
100 MHz, 800x600 8“ TFT, VGA-Ausgang, gute Bewertungen, teuerstes Gerät

Sollte ich mich für eines dieser drei Geräte entscheiden, würde ich 
einen günstigen Logic Analyzer, wie z.B. den Open Workbench Logic 
Sniffer  (32 Kanäle, 50MHz) für insgesamt etwa 60,- Euro zulegen. Für 
meine Zwecke würde das wohl ausreichen. Als Alternative kommen diese 
Geräte für mich in Frage:

Mit Logic Analyzer:

Rigol DS1052D
570,- Euro
50 MHz, 320x234 5,6“ TFT, kein VGA, 16 Kanal 512k Logic Analyzer

Hantek MSO5062D bzw. MSO5102D
~ 600$ (für das 5102D) laut Google
50/100 MHz, 800x600 7“ TFT, kein VGA, 16 Kanal 512k 500 MHz Logic 
Analyzer

Die Frage die sich mir nun stellt, ist folgende:
Kaufe ich ein Gerät mit oder ohne Logic Analyzer, und wenn, welches? 
Alle Geräte sind wohl mehr oder weniger Baugleich und können (teilweise) 
durch einen Hack auf 200 MHz aufgebohrt werden, wobei ich mir nicht 
sicher bin ob ich das machen würde. Unterschiede gibt es wohl 
überwiegend bei den Displays. Die Funktionen sind auch nahezu überall 
gleich, oder liege ich da falsch? Bei den Geräten mit Logic Analyzer 
habe ich das Problem, dass ich keinen deutschen Anbieter für das 
Hantek-Gerät finde. Ich weiß, dass es günstiger sein kann aus China zu 
importieren, aber den Ärger mit dem Zoll und die lange Wartezeit sowie 
den fehlenden Support im Falle des Falles würde ich mir gerne ersparen. 
Wenn es dann ein paar Euro mehr kostet, ist es eben so.

Zu was würdet ihr mir also raten! Vielen Dank für eure Antworten!

von Sebastian .. (zahlenfreak)


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Das Hantek mit LA gibts bei Conrad mit Voltcraft-label für knappe 600€
http://www.conrad.de/ce/de/product/122481/VOLTCRAFT-MSO-5062B-216-Kanal-Oszilloskop-Digitales-Speicheroszilloskop-Bandbreite-60-MHz-integrierter-16-K-Logik-A

Dort gibts auch die Variante ohne LA für 330€
http://www.conrad.de/ce/de/product/122485/VOLTCRAFT-Vorteilsset-DSO-1062D-2-Kanal-Oszilloskop-Digitales-Speicheroszilloskop-Bandbreite-60-MHz-inkl-2-Tastkoepf

Letzteres lässt sich auf jeden Fall hacken, das MSO müsste auch gehen.
Das Rigol DSO lässt sich meines Wissens nach auch sehr gut hacken. Beim 
Owon gehts wohl nicht.

Aus meiner sicht spricht gegen das Rigol, dass es für beide Kanäle nur 
einen Satz Knöpfe zum einstellen hat. Das hatte mich an einem Uni-T mal 
tierisch genervt.

Gegen Hantek spricht, dass nicht alle Firmware-Versionen vernünftig 
laufen. Gibt auch gute, aber halt nicht alle. Dafür ist es halt billig.

Und gegen Owon spricht der Preis.

Natürlich gibts noch andere Vor- und Nachteile, das ist aber meist 
persönliche Vorliebe.


Ob sich ein MSO wirklich lohnt, dürfte stark von deinen Projekten 
abhängen. Ich bin bisher ganz gut ohne LA ausgekommen, obwohl ich einen 
(billigen USB) LA hier habe. Soll aber nicht heißen, dass das 
allgemeingültig ist. Es gibt genug Projekte, wo ein LA eine echte 
bereicherung ist. Und sei es nur als Spielerei, um einen zu haben ;)


Was man aber immer wieder liest, und was sich auch bei mir abgezeichnet 
hat ist, dass der LA erst dann richtig hilfreich wird, wenn er 
Protokolle decodieren kann. Das Hantek-MSO kann das soweit ich weiß 
nicht. Bei Rigol weiß ichs nicht, würde mich aber wundern. Bei den 
USB-LAs gibts das durchaus.
Dafür kann man mit einem MSO digitale und analoge Kanäle zeitgleich 
anschaun...

Du kannst dir ja mal überlegen, erstmal nur ein DSO zu kaufen. Wenn sich 
dann abzeichnet, dass du wirklich noch einen LA brauchst kannst du ja 
immernoch ein USB-LA kaufen, der dann auch Protokolle decodieren kann.

Viele Grüße,

Sebastian

von Anton E. (xatru)


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Hallo Sebastian,

und schon mal vielen Dank für deine Antwort. Du hast mich mit der 
Decodierung von Protokollen auf einen interessanten Punkt gebracht, an 
den ich noch gar nicht gedacht habe. Bei dem von mir angesprochenen Open 
Logic Analyzer handelt es sich ja um ein Open Source Projekt, also liegt 
der Quellcode offen und kann beliebig erweitert werden, d.h. ich könnte 
das Decodieren von Protokollen auch selbst programmieren wenn ich es 
brauche. Ich denke also ich werde die Variante ohne Logic Analyzer 
nehmen.

Der Punkt mit den Einstellungen bei Rigol ist in meinen Augen auch 
störend, da man dann wohl die ganze Zeit hin- und herschalten muss wenn 
man beide Kanäle verwendet.

Die 34,- Euro unterschied zwischen Hantek und Owon stören mich jetzt 
weniger, dafür bekomme ich schließlich ein etwas größeres Display und 
einen VGA-Ausgang. Ich werde wohl die Datenblätter von Hantel und Owon 
noch einmal exakt durchgehen und mich dann zwischen diesen beiden 
Geräten entscheiden - außer es kommen noch andere Hinweise und 
Kritikpunkte.

Vorerst schon einmal vielen Dank!

von jm2c (Gast)


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Beitrag "Re: TEKWAY DST1xx2B Oszilloskop" kennst du?
Diese Limitierung mag bei aufgebohrten Geräten <300,- angehen, 465,- ist 
es definitiv nicht wert.

Das Owon gibt es derzeit aus CN ab 346,- (+EUST) bzw. DE 460,- (inkl. 
VK)

von Anton E. (xatru)


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Hi,

ja ich habe auch den Beitrag gelesen (oder zumindest kurz drüber 
gelesen) :)
Ich hatte ja auch das PCE alternativ zum Hantek erwähnt, da das Hantek 
in Deutschland nur als PCE oder Voltcraft von Conrad zu bekommen ist, 
dann allerdings erheblich teurer. Aus China wollte ich eben gerade nicht 
importieren, zum einen da ich nicht ewig warten will, zum anderen da es 
mit Zoll und Märchensteuer (MwSt.) bis auf ein paar Euro genauso teuer 
kommt. Abgesehen davon ist es immer im Garantiefall ein Problem.

von jm2c (Gast)


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> ich habe auch den Beitrag gelesen
Wirklich? Ich meinte nicht den elendslangen, aber durchaus interessanten 
Thread, sondern genau diesen einen Beitrag zum Thema Memory vs. Sample 
Rate.

> Aus China wollte ich eben gerade nicht importieren
Deshalb habe ich auch den günstigsten deutschen Preis angeführt. Ob du 
eine Differenz von 45-90,- als geringfügig und der Gewährleistung 
geschuldet (Garantie ist identisch inkl. Rücksendekosten) betrachtest 
ist natürlich deine Entscheidung.

Als Alternative zum Hantek möchte ich noch das Siglent SDS1102CML in den 
Raum stellen (~350,-) - allerdings scheint es dazu recht wenige 
kompetente Reviews zu geben. Auch ich selbst kenne es nur vom Datenblatt 
her.
http://www.eevblog.com/forum/reviews/review-atten-ads1102cml-100mhz-oscilloscope/

von Anton E. (xatru)


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> Wirklich? Ich meinte nicht den elendslangen, aber durchaus interessanten
> Thread, sondern genau diesen einen Beitrag zum Thema Memory vs. Sample
> Rate.
Wenn ich das jetzt richtig verstehe, betrifft dieser Fehler (den ich 
ziemlich krass finde) aber nur die Hantek/Tekway/... Geräte, nicht aber 
Owon und Rigol? Damit fällen diese Geräte schon mal definitiv weg.


>> Aus China wollte ich eben gerade nicht importieren
> Deshalb habe ich auch den günstigsten deutschen Preis angeführt. Ob du
> eine Differenz von 45-90,- als geringfügig und der Gewährleistung
> geschuldet (Garantie ist identisch inkl. Rücksendekosten) betrachtest
> ist natürlich deine Entscheidung.
Ich habe die Preise, wie gesagt, von Batronix genommen, da der Shop den 
Meldungen im Netz nach wohl vertrauenswürdig mit gutem Service ist. Ich 
möchte nicht bestreiten das man sich ein paar Euro sparen kann wenn man 
wo anders einkauft und werde deshalb bevor ich ein Gerät kaufe auch noch 
mal ausführlich nach Preisen googeln, aber den Ärger beim Import will 
ich mir einfach nicht antun. 346,- Euro + MwSt. + Fahrkosten zum Zoll + 
Zeit + Ärger sind mindestens die knapp 500,- Euro die ich bei Batronix 
bezahle. Außerdem warte ich dann wahrscheinlich erst mal 2 Wochen, bis 
ich überhaupt mal vom Zoll was höre (zumindest nach meiner Erfahrung).

> Als Alternative zum Hantek möchte ich noch das Siglent SDS1102CML in den
> Raum stellen (~350,-) - allerdings scheint es dazu recht wenige
> kompetente Reviews zu geben. Auch ich selbst kenne es nur vom Datenblatt
> her.
> http://www.eevblog.com/forum/reviews/review-atten-...
Das Siglent scheint auch ein interessantes Gerät zu sein, allerdings 
finde ich die Auflösung von 480x234 auf dem 7" Zoll Diplay nicht gut, da 
wäre bei einem guten Display definitiv mehr machbar.

von Andreas S. (igel1)


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Hallo Anton,

10 Leute, 11 Meinungen - es ist sicherlich nicht ganz einfach für Dich, 
eine Entscheidung zu treffen. Hier meine persönlichen Erfahrungen:

Ich bastle mit 8bit AVR Mikrocontrollern in den Taktbereichen 1-16 MHz 
und neuerdings auch mit ARM-Prozessoren im 60-80 MHz Taktbereich.

Aus Jugendzeiten besaß ich ein Analog Hameg-Oszilloskop, welches ich 
neulich durch ein gebrauchtes 500MHz LeCroy-Speicheroszilloskop für ca. 
600,- EUR ergänzt habe. Diese Anschaffung habe ich nicht bereut, da ich 
auch immer wieder im Analog-Bereich bastle und dafür ein Speicher-Oszi 
einfach unabdingbar ist.

Diese Boliden sind zwar alt, aber meiner Meinung nach 10x besser als die 
ganzen verpixelten und verrauschten China-Teile. Du brauchst allerdings 
Platz auf Deinem Schreibtisch und solltest auf hinreichende 
Speichertiefe achten, denn da sind die Altmeister oft etwas schwach auf 
der Brust.

Sodann habe ich mir vor wenigen Monaten hier im Markt-Forum einen 
gebrauchten LogicPort Analyzer für 230,- EUR erstanden. Und was soll ich 
sagen? Ich konnte schon nach wenigen Tage nicht mehr verstehen, wie ich 
jemals ohne LA leben konnte.

Daher lautet mein Rat (quasi Ratschlag Nr. 12 :-)) an Dich:
Kaufe Dir erst einen vernünftigen LA, der mindestens eine 5x höhere 
Abtastrate als Deine MC-Taktfrequenz haben sollte und danach kannst Du 
überlegen, ob Du - wohlgemerkt für Deine Zwecke - überhaupt noch ein 
Oszi benötigst.

Beim LA gelten die Protokoll-Interpreter-Hinweise meiner Vorgänger. 
Außerdem gibt's zur Auswahl eines LA's unendlich viele Threads, weshalb 
ich mir hier weitere Tipps schenke.

Viele Grüße

Igel1

von Schmitzi (Gast)


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Andreas S. schrieb:
> gebrauchtes 500MHz LeCroy-Speicheroszilloskop

War das LeCroy als du es gekauft hast Kalibriert?
Ein gebrauchtes Oszi kaufen ist ein Zweischneitiges Schwert.
Würde ich sehr aufpassen hier ob man hier schon ein Schnäpchen macht!

@Anton Ebertzeder
Was ist es nun geworden?
Kannst du uns das hier mitteilen?

von B. Bremer (Gast)


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Bei einen Logicanalyzern würde ich tendenziell auf ein PC gestütztes 
Modell gehen - ist vom Handling viel komfortabler. Leider lassen sich 
die Hersteller gerade die ganzen Decoderfunktionen versilbern. 
Vielleicht kannst du ja mal hier schauen http://sigrok.org/wiki/
- auch mal welche HW unterstützt wird.

von Peter (Gast)


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Ich würde auch definitiv das Scope ohne LA nehmen und den LA separat. 
Die im Scope eingebauten sind -wenn bezahlbar- viel zu limitiert. Dann 
lieber ein Logicport von Intronix und Du hast auf immer und ewig Ruhe. 
Und die Protokoll Analyzer sind auch schon drin.
Peter

von Anton E. (xatru)


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Hallo zusammen,

ich habe mich dann schlussendlich für ein Owon SDS 7102V entschieden. 
Die 100 MHz sind für meine Zwecke genau richtig, das Display ist groß 
und kann durch einen externen Bildschirm erweitert werden. Auch wenn es 
das teuerste Gerät in meiner Auswahl war, hatte es dann nach reiflichen 
Überlegungen genau das was ich wollte. Bisher bin ich sehr zufrieden 
damit. Einen LA habe ich mir bisher noch nicht angeschafft, die meisten 
Probleme ließen sich auch mit dem Oszi gut lösen, auf der 
Anschaffungsliste steht der aber jetzt ganz oben. Was es für ein Gerät 
werden wird, weiß ich noch nicht aber das sollte auch nicht Thema dieses 
Threads sein. An alle für ihre Meinungen und Anregungen vielen Dank.

von Andreas S. (igel1)


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Hallo Anton,

Danke, daß Du so nett warst und uns den Ausgang Deiner Entscheidung noch 
geschildert hast.

Wenn's Dich bislang nicht gereut hat, so war's ja offenbar genau die 
richtige Entscheidung. Auch wenn mein Fingerzeig in eine leicht andere 
Richtungen deutete - Hauptsache, es paßt für Dich!

Viel Glück noch mit Deinem neuen Oszi!

Igel1

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